Jutta Assel | Georg Jäger
Stuttgarter Schillertage
Huldigung und Festzug 1905
Eingestellt: Juni 2014
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Vorlage:
Stuttgarter Schillertage. Huldigung und Festzug am 100. Todestage Schillers, dem 9. Mai 1905, in Stuttgart. Hrsg. vom Stuttgarter Gewerbe-Verein. Stuttgart: Paul Neff Verlag (Max Schreiber) 1905. Druck der Deutschen Verlags-Anstalt, Stuttgart. Höhe 23,4; Breite 30,3 cm.
Klischees von E. Schreiber, graphische Kunstanstalten in Stuttgart. Die Aufnahmen lieferten die Herren Hofphotographen Theodor Andersen, Albert Gaugler, Jakob Hildenbrand, Alfred Hirrlinger, Hubert Lill, Herr Franz Schmutz sowie die Herren Eugen Kauderer, K. Kohler Nachf., Paul Widmayer u.a. Außerdem wurde dem Verlag eine große Anzahl von Amateurphotographien in entgegenkommendster Weise zur Verfügung gestellt.
Wiedergegeben werden das Vorwort von Willy Widmann sowie alle 39 ganzseitigen fotografischen Aufnahmen. Die teils eingehenderen, teils zusammenfassenden Beschreibungen des Festzuges werden den Bildern zugeordnet. Aus dem Anhang mit der Aufstellung und dem Weg des Zuges, der sich gegen 3 1/4 Uhr am Feuerseeplatz in Bewegung setzte, der Gruppenfolge der Aufzüge und Wagen mit Angabe der mitwirkenden und um die Gruppen verdienten Personen sowie der künstlerischen Berater werden nur Zitate gegeben.
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Willy Widmann
Vorwort
Einst schrieb Schiller an seine mütterliche Freundin, Frau von Wolzogen: "Wenn ich mir denke, ... daß vielleicht in hundert und mehr Jahren, wenn mein Staub lange verweht ist, man mein Andenken segnet und mir noch im Grabe Tränen und Bewunderung zollt, dann freue ich mich meines Dichterberufes und versöhne mich mit meinem Gott und meinem oft harten Verhängnis." Das tröstende Ahnen ruhmvollen Sieges und unsterblichen Fortlebens im Gedächtnis seines Volkes, dieses Ahnen und Vertrauen, das ihn aufrecht erhielt in Kampf und Not, in Leid und Schmerz, hat sich herrlich erfüllt. Ein Jahrhundert zog vorüber, seit sein Dichtermund verstummte, und noch segnet man sein Andenken - ja, man erweist ihm Ehrungen, wie noch keinem Könige sie zuteil geworden. So weit die deutsche Zunge klingt, bis in die fernsten Zonen, loderte am Säkulartag seines Heimgangs die Begeisterung auf, fanden die Liebe, Verehrung und Dankbarkeit für Friedrich Schiller, des deutschen Volkes Dichter und Führer, den hohen Priester der Gesittung, Menschheitsrechte und Vaterlandsliebe, feierlichen Ausdruck, wurde der 9. Mai 1905 als ein geweihter Tag, als ein höchster Festtag des deutschen Geistes begangen. In gewaltiger Ausdehnung, einmütig, tief und innig, mit ehrlicher Begeisterung und Freudigkeit, haben die Deutschen ihrem großen Genius gehuldigt. Ein Blitz gemeinsamen Fühlens durchzuckte an diesem Tag Millionen Herzen. Männer und Frauen, alt und jung, hoch und nieder, Deutsche aller Parteien und Bekenntnisse, aller Klassen, Berufsarten und Bildungsgrade schlossen sich einträchtig zusammen, ihn zu feiern, dessen "schlaflose Nächte unsere Tage erhellen", der sich in allen Wegen edel, lauter und treu wie Gold bewährte, der unsere Sprache zu stolzem Wohllaut erhöhte und zu zauberhaftem Schwunge beflügelte, der uns die ideale Richtung wies "ins Ewige des Wahren, Guten, Schönen" und sein ganzes Volk veredelte und erhob. In allen Erdteilen erklang sein Lob und Preis, und aus allen Reden und Feiern tönte der Jubel heraus: Schiller ist nicht tot, er steht unter uns, er lebt in uns, sein Geist hat die ganze deutsche Welt durchdrungen und wird lebendig bleiben für und für, von Jahrhundert zu Jahrhundert, bis in die fernsten Zeiten!
Ihrer Ehrenpflicht eingedenk, erfüllt von der stolzen Freude "Denn er war unser! denn er ist unser!", feierte den Dichter in besonders reichem und herzlichem Maße seine schwäbische Heimat, voran unser Stuttgart, die Stadt, in der er die Grundlage seiner Bildung gewann, in der sein Geist den Flug ins Reich der Poesie begann, in der seine "Räuber" entstanden, in der "Fiesco", "Luise Millerin" und "Carlos" zuerst seine Phantasie beschäftigten und wichtige Teile des "Wallenstein" reiften. In großem Stile, voll Glanz und Weihe, voll Begeisterung und Opferfreudigkeit huldigte die Hauptstadt dem berühmtesten Sohne schwäbischer Erde. Den Höhepunkt des langen Festreigens, der schon im Februar mit einem prächtigen Kostümfest begann und erst anfangs Juni mit der letzten Vorstellung des Schiller-Zyklus im Hoftheater seinen Abschluß findet, bildeten die Huldigungsakte am 9. Mai. Unvergeßlich werden sie allen, allen bleiben, die sie - mitgerissen von der allgemeinen Begeisterung - gehobenen Gemütes sahen und empfanden! Auge und Herz weideten sich an der herrlich gelungenen Feier, welche sich in wundervollem Rahmen abspielte, denn Stuttgart prangte in einem Festgewande, so schön und reich, so entzückend und berückend, wie nie zuvor. Zu dem reizenden Naturschmuck der Maienblüte ("In Blütenschnee gehüllt zu schauen Ist Baum an Baum und Strauch an Strauch") hatte sich künstlerischer Aufputz von erlesenem Geschmack und gediegener Pracht gesellt. In rührendem Wetteifer hatten Stuttgarts Bürger ihre Häuser geziert, Hof, Staat und Stadt waren mit gutem Beispiel vorangegangen. In edlem, würdigem Schmuck prangte der ehrwürdige Schillerplatz mit Thorwaldsens herrlicher Schillerstatue, von der Hermann Grimm einst rühmte: "Ich würde sie, stände im Lateran nicht die des Sophokles, für die ergreifendste und schönste halten, die ein Dichter empfing." Dorthin, zu Schillers weihevollem Standbild, ergoß sich vom Morgen bis zum Abend der gewaltige Strom der huldigenden Körperschaften und der Zuschauermenge. Unaufhörlich rückten neue Scharen in feierlichem Aufzug an. Eine Wallfahrt ohnegleichen. "Es war, als ob die Menschheit auf der Wandrung wäre!"
Nun ist das großartige Festtreiben vorüber, der Jubel verrauscht, Rede und Gesang verklungen, das Festgeläute der Glocken verhallt, der Festschmuck geschwunden, aller Glanz und Schimmer versunken. Nur leise klingt das Festgebrause in der Seele nach. Die Erinnerung sucht es festzuhalten. Noch schimmernd vom Glanze des Augenblicks, gleiten die erloschenen Festbilder in bunter Reihe am inneren Auge vorüber. Die Erinnerung zu unterstützen, die Hauptmomente des Festes mit Hilfe photographischer Aufnahmen vor Auge und Seele deutlich wiederaufleben zu lassen und jenen, denen die eigene Anschauung unseres Huldigungsfestes nicht vergönnt gewesen, einen Begriff von seiner Schönheit und Großartigkeit zu vermitteln, ist der Zweck dieses Albums. Als Andenken an Stuttgarts imposante Schillerfeier, an den erhebenden Ausdruck der allgemeinen Begeisterung und Verehrung am 9. Mai 1905, wird es gewiß zahlreichen Freunden Schillers und Freunden Stuttgarts willkommen sein.
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Fotografische Aufnahmen
Über dem Bild finden sich die teils eingehenderen, teils nur summarischen Charakterisierungen aus dem Vorwort. Den Aufnahmen folgen die beigedruckten Titel und ggf. auch die Beschreibungen auf der jeweiligen Seite oder im Anhang.
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Das erste Bild zeigt uns die Huldigung des Schwäbischen Sängerbundes vor dem Schillerdenkmal. Schwabens Sänger haben allezeit den großen Meistersänger gebührend geehrt, ihn mit Lied und Wort verherrlicht, sein Andenken treulich gehegt und gepflegt. Schon 1825 begannen sie, Schiller an seinem Todestage besonders zu feiern, und sangen (damals vor Danneckers Schillerbüste).
Wir senden Dir die Klänge Deiner Leier, Der ewig tönenden, zum Gruß empor, Sie dringen mächtig durch der Wolken Schleier Und rühren droben manch unsterblich Ohr,
Ja, sie verklären unsere schwache Feier, Ja, sie begeistern unsrer Hörer Chor: Wie Körner fallen sie ins Herz, und Saaten Erblühen draus in Liedern und in Taten. |
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Aufs neue spenden schwäbische Sänger dem Dichter des deutschen Volkes Preis und Dank; aufs neue geloben sie ihm, stets wieder zu dem Jungbrunnen seines Geistes zurückzukehren.
1. Huldigung des Schwäbischen Sängerbundes am Schillerdenkmal
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2. Huldigung des Turngaues Schwaben am Schillerdenkmal
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3. Huldigung der Schulen Stuttgarts am Schillerdenkmal
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Die folgenden Bilder führen den großen Festzug des Bürgertums (der freien Vereinigungen von Landwirtschaft, Gewerbe und Handel) vor Augen. Zunächst erblicken wir den reichgeschmückten Huldigungswagen des Gewerbevereins. Auf ihm thront die Muse, sowie Stuttgardia mit ihren Schwestern Cannstatt und Untertürkheim. Beim Halten des Wagens vor dem Schillerbild steigt die Muse herab, legt einen mächtigen Lorbeerkranz als Huldigungszeichen des gesamten Zugs nieder und spricht dabei die von Eduard Paulus gedichteten Verse:
Die Fahnen hoch! Dem Bild des großen Toten Naht sich der Zug der städtischen Gewerke, Noch hat das Handwerk seinen goldnen Boden, Hier wirkt das Volk in seiner ganzen Stärke! Der ist der Mann, der aus ureigner Kraft Sich seinen Wert und seine Freiheit schafft.
Die Fahnen hoch! Denn auch in bunten Reih'n Kam, wer da wohnt im ländlichen Gefilde, Sie, die da züchten Obst und Korn und Wein, Das ganze Land ist ja voll Segensmilde. Das ganze Land ist ja ein blüh'nder Garten, Schon Schillers Vater sollte seiner warten.
Die Fahnen hoch! Seit ersten Jugendtagen Hat uns des Dichters Wort im Ohr geklungen Und immer weiter wird hinausgetragen, Was er gedacht, gerungen und gesungen - Bis wo durchs blaue Meer die Schiffe ziehen, Erklingt die Welt von seinen Melodieen.
Die Fahnen hoch! Auch aus dem Bürgertum Hat sich des Dichters edler Geist erhoben Und nahm, zu seines Volkes ew'gem Ruhm, Mit Riesenkräften seinen Flug nach oben - So hebt ein Königsadler sein Gefieder! Legt einen Kranz an Schillers Denkmal nieder! |
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4. Huldigung des Stuttgarter Gewerbe-Vereins am Schillerdenkmal
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Weitere Bilder zeigen die Stadtgarde, die nach altem Brauch dem Zug voranritt, den lieblichen, duftenden Tempel Floras, aus dem vor dem Schillerdenkmal zwei holde kleine Mädchen niedersteigen, um mit Blumengaben dem Dichter zu huldigen, das Dragoner-Trompetenkorps in mittelalterlicher Tracht, die fröhliche Winzergruppe der Güterbesitzer-Vereine mit Gott Bacchus vor dem Faß und die Landwirte mit dem Garbenwagen:
Schwer herein Schwankt der Wagen Kornbeladen; | | | | | | | Bunt von Farben Auf den Garben Liegt der Kranz. |
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5. Stadtgarde zu Pferde.
Musik-Korps in Kostüm des 14. Jahrhunderts.
Festwagen der Gartenbau-Gesellschaft "Flora".
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6. Güterbesitzer-Vereine der Gesamtgemeinde Stuttgarts
mit einer kostümierten Gruppe (Winzerpaare) und einem Festwagen.
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7. Landwirtschaftlicher Verein Stuttgart-Amt.
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Die originelle Gruppe der Bäcker mit Weltkugel, Riesenbrezel und Modellen der Bäckerhäuser von Schillers Vorfahren in Marbach und Bittenfeld folgt, Metzger, Brauer und Küfer schließen sich mit reichen Festwagen an.
8. Das Bäcker-Gewerbe mit Festwagen.
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9. Das Bäcker-Gewerbe
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10. Stuttgarter Fleischer-Innung mit zwei Festwagen,
das frühere und das heutige Metzger-Gewerbe darstellend.
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11. Verein der Brauereibesitzer mit Wagen.
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12. Die Küfer-Innung mit Festwagen,
einem Ovalfaß von 5000 Litern mit Schillerrelief
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In der Gruppe des Gastwirtsverbandes erscheint Schiller selbst, nämlich als Gast im "Ochsen" auf der Hauptstätterstraße, wo der Herr Regimentsmedicus einst trank und sang, stritt und scherzte, Kegel schob und Karten spielte, und einmal, da er die Freunde nicht antraf, den charakteristischen Zettel zurückließ: "Seyd mir schöne Kerls. Bin da gewesen, und kein Petersen, kein Reichenbach. Tausendsakerlot! Wo bleibt Manille heut? Hol Euch alle der Teufel! Bin zu Haus, wenn Ihr mich haben wollt. Adies, Schiller."
13. Stuttgarter Gastwirts-Verein mit Festwagen, den "alten Ochsen" darstellend,
wo Schiller im Kreise seiner Freunde vespert und pokuliert.
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14. Das Baugewerbe, Festwagen des Baugewerkevereins,
des Vereins Bauhütte Stuttgart und des Vereins der Bauwerkmeister Württembergs.
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Baukunst und Bauhandwerk nebst verwandten Künsten und Gewerben stellen sich in prächtigen Gruppen dar. Hoch thronte Elektra auf ihrem leuchtenden Festwagen - "wie eine Sonne war sie anzuschauen!"
15. Elektrotechnik mit Festwagen.
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Bei den Flaschnern fällt neben der in Kupfer getriebenen Schillerbüste der Drache auf:
Lang strecket sich der Hals hervor, Und gräßlich wie ein Höllentor, Als schnappt' es gierig nach der Beute, Eröffnet sich des Rachens Weite, Und aus dem schwarzen Schlunde dräu'n
der Zähne stachelichte Reih'n; Die Zunge gleicht des Schwertes Spitze, Die kleinen Augen sprühen Blitze; In einer Schlange endigt sich Des Rückens ungeheure Länge ... |
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16. Flaschnermeister mit Festwagen.
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Überaus gefällig wirkt der kristallne Pavillon der Glasergruppe.
17. Stuttgarter Freie Glaser-Innung mit Festwagen
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18. Verein der Gipsermeister und Stukkateure
mit Festwagen "Pegasus im Joche".
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19. Vereinigte Hafnermeister mit Festwagen.
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Schlosser und Schmiede zeigen sich bei der Arbeit:
Der Funke sprüht, die Bälge blasen ... Im Takte pocht der Hämmer Schlag, Und bildsam von den mächt'gen Streichen Muß selbst das Eisen sich erweichen. |
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20. Schlosser-Innung und Schmiede-Innung mit Festwagen
1 und 2 Festwagen der Schlosser-Innung
3 Festwagen der Schmiede-Innung
4. Ein heiterer Zwischenfall.
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Die Erz- und Glockengießer führen eine gegossene "Concordia" ("Schillerglocke") mit, deren Aufschrift kündet: Vivos voco, Mortuos plango, Fulgura frango.
Von dem Helm zum Kranz Spielt's wie Sonnenglanz; Auch des Wappens nette Schilder Loben den erfahr'nen Bild[n]er. |
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21. Erz- und Glockengießer mit dem Festwagen "Die Schillerglocke"
Uhrmacher-Verein mit Festwagen
(dargestellt von den Firmen Heinrich Kurtz, Hugo Pelargus und Paul Stotz).
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Auf dem reichen Festwagen der Gold- und Silberschmiede präsidiert voll Anmut und Liebreiz Goldschmieds Töchterlein und prüft mit der Gespielin güldene Geschmeide. Kostbare Schätze weist des Meisters Laden auf, den goldenen Pokal, aus dem "König Rudolfs heilige Macht beim festlichen Krönungsmahle" trank, den goldenen Königsbecher, den der Taucher einmal und nicht wieder dem Meeresschlund entriß, die heiligen Gefäße, die der fromme Knecht Fridolin als Ministrant gebrauchte, den Ring des Polykrates u.a.m.
22. Die Gold- und Silberschmiede Württembergs mit Festwagen.
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23. Maler-Genossenschaft mit Festwagen.
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24. Schreiner-Genossenschaft mit Festwagen.
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25. Tapeziermeister-Verein mit Festwagen.
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Uhrmacher, Maler, Schreiner, Friseure, Hutmacher, Schuhmacher ziehen mit charakteristischen Darstellungen auf, die Friseurinnung mit einer reizenden Rokokogruppe mit etlichen Typen aus Wallenstein. "Ei, Vater, sieh den Hut dort auf der Stange!" rief mancher kleine Walther, als die Hutmacher mit ihrem Riesenhut vorüberzogen.
26. Hutmacher-Verein - Friseur-Innung.
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In stolzer Pracht präsentiert sich der Wagen des Schutzvereins für Handel und Gewerbe, dessen gewappneter Ritter "biete dem Verächter Trutz"
27.Württembergischer Schutzverein für Handel und Gewerbe
mit Festwagen und 8 Fanfarenbläsern.
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28. Stuttgarter Gewerbe-Verein
mit dem Huldigungswagen.
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Rechtes Bildnis: Professor Hermann Gießler. Vorstand des Stuttgarter Gewerbe-Vereins. Arrangeur des ganzen bürgerlichen Festzugs.
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Imposant sind die graphischen Gewerbe vertreten; am Wagen des Buchhandels erscheint "Der Musen Roß", "das edle königliche Tier", begleitet von Klio und Melpomene; als Palladium führt das Triumphgefährt ein Riesenbuch (die Volksausgabe von Schillers Werken in Vergrößerung) mit sich.
29. Stuttgarter Buchhandel mit Festwagen.
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Gutenberg und Schiller sind die Hauptfiguren des in edlen Empireformen gehaltenen sechsspännigen Wagens des Buchdruckgewerbes, der vorn im Bug als Wappentier den Greifen zeigt, darunter eine Idealgestalt mit Posaune. Nahezu tausend Jünger der "schwarzen Kunst" - Meister und Gehilfen - marschieren im Gefolge auf.
30. Buchdruckerei-Gewerbe mit Festwagen.
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Die Buchbinder führen eine mittelalterliche Werkstube im Betriebe vor. "Meister rührt sich und Geselle" - und der Lehrling wärmt den Leim.
31. Buchbinderei-Gewerbe mit Festwagen.
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Schützenzug aus der Zeit der Gründung der Schützengilde ums Jahr 1500, Spielleute, Herold, Zeiger, Edelknaben mit dem Silberschatz der Gilde, Schützen. - Darstellung des Wilhelm Tell, Zeit 13. Jahrhundert: Landsknechte, Jagdzug des Geßler, Bürger, Jungfrauen und Kinder aus Tells Zeit; auf dem Festwagen Tell mit seinem Sohne Walther.
In zwei Abteilungen zieht die Schützengilde auf; hoch auf steilem Felsenvorsprung steht der Meisterschütze Tell mit seinem Knaben. Allzu kühn und gefährlich will manchem Zuschauer Tells Stellung dort oben erscheinen, aber charakteristisch ist sie - "Wär' ich besonnen, hieß' ich nicht der Tell!"
32. Stuttgarter Schützengilde I.
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1. Abteilung: Zeit der Gründung der Schützengilde ums Jahr 1500, Spielleute, Herold, Zeiger, Edelknaben mit dem Silberschatz der Gilde, Schützen. (Anhang, Gruppenfolge)
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33. Stuttgarter Schützengilde II.
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2. Abteilung: Darstellung des Tell, Zeit 13. Jahrhundert: Landsknechte, Jagdzug des Geßler, Bürger, Jungfrauen und Kinder aus Tells Zeit; auf dem Festwagen Tell mit seinem Sohn Walther. (Anhang, Gruppenfolge)
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Hornbläser leiten die Jagdgruppe ein: Herzog Karl zieht mit seinem "Franzele" und großem Troß auf die Hirschjagd.
34. Stuttgarter Jagdgesellschaft "Hotel Textor"
unter Mitwirkung des Reitklubs Stuttgart:
Jagdgruppe, darstellend einen Jagdzug Herzog Karl Eugens
mit Franziska von Hohenheim. Jagdwagen.
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Schöne und sinnige Darstellungen bieten auch die Gruppen des Bergbaus, des Schwarzwaldvereins und des Schwäbischen Albvereins.
35. Bergleute mit Festwagen,
darstellend den Eisenerz-Bergbau von Wasseralfingen
und den Steinsalz-Bergbau von Friedrichshall
Württembergischer Bergbau. Festwagen, darstellend: den Eisenerz-Bergbau von Wasseralfingen (Stollenmundloch mit Förderwagen) und den Steinsalz-Bergbau von Friedrichshall (Kristallsalzpyramide), begleitet von Bergknappen. (Anhang, Gruppenfolge)
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36. Schwarzwald-Verein Stuttgart mit Festwagen
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37. Schwäbischer Albverein mit Festwagen,
darstellend den großen Wielandstein bei Oberlenningen
mit vier Wegzeigern in den Landesfarben.
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Schwäbischer Albverein. Festwagen, darstellend den großen Wielandstein bei Oberlenningen mit vier Wegzeigern in den Landesfarben. Steinschnecken aus dem weißen und braunen Jura. Albbauern und Touristen. (Anhang, Gruppenfolge)
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Effektvoll schließt das Fuhrgewerbe die Hauptgruppen mit getreuen, lebensfrischen, fesselnden Darstellungen des Post-, Personen- und Frachtverkehrs in der Zeit Schillers ab.
38. Das Fuhrgewerbe,
darstellend Handel und Gewerbe auf der Landstraße vor 100 Jahren, I.
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Das Fuhrgewerbe, darstellend: Handel und Gewerbe auf der Landstraße vor 100 Jahren. Postwagen mit Kondukteur, Stafettenreiter, gefolgt von reisenden Handwerksburschen und Künstlern. Reisende Kaufleute und Handelsherren zu Pferd mit ihren Dienern. Frachtwagen aus der Zeit mit Spannern, gefolgt von Fuhrherren im Scholterwagen. (Anhang, Gruppenfolge)
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39. Das Fuhrgewerbe,
darstellend Handel und Gewerbe auf der Landstraße vor 100 Jahren, II.
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Noch folgen Cannstatts Gewerkvereine (Maschinenbauer, Tischler, Lederarbeiter und graphische Berufe) in reizvollem Aufmarsch. Etliche kostümierte Musikkorps sowie Fanfarenbläser, Hornbläser und Postillone reiten und schreiten zwischen den Wagengruppen im Zug und spielen charakteristische Weisen.
Wie von den Mitwirkenden alles sinnig erfaßt und wiedergegeben worden, so wurde es auch warm und begeistert von den zahllosen Zuschauern an den Fenstern, auf den Balkonen, auf den Dächern und auf den Straßen aufgenommen. Allen Beteiligten zollte man reiches Lob, insbesondere dem Arrangeur des ganzen bürgerlichen Festzugs, Prof. Hermann Gießler, und seinen Adjutanten aus Künstlerkreisen. Der König und die Königin besahen sich den Zug vom Wilhelmspalast aus. Huldvoll dankten die Majestäten für die ehrfurchtsvollen Grüße und Ovationen, die ihnen Gruppe auf Gruppe entbot, und für die sinnigen Blumenspenden, die ihnen die Muse und Floras Kinder überreichten. Als der Zug auf dem Schillerplatz eintraf, ertönte Geläute vom Turm der benachbarten Stiftskirche, feierlich stimmte die Glocke ihr Lied zu Ehren ihres unsterblichen Sängers an - einer der ergreifendsten Augenblicke des schönen Festes.
Am Abend folgte auf dem alten Theaterplatz das feierliche Weihespiel [...]. Viele Tausende hatten sich auf den Tribünen und dem weiten Stehraum angesammelt. Das Königspaar und der gesamte Hof waren erschienen. Fanfaren klingen. Fackelträger ziehen auf. Die Abordnungen des Bürgertums - festlich geschmückte Kinder, Männer, Frauen - häufen huldigend vor dem Dichterbild Lorbeer auf Lorbeer. Feierliche Musik ertönt. Aus den Feuerschalen lodern mächtige Flammen auf. Die Schatten des Todes betreten die antike Bühne, wallen gemessenen Schrittes nach dem Schillerbild und verhüllen mit Trauerschleier des Dichters Namen. Beethovens Trauerklänge begleiten ihre Handlung. Dem Symbol des Todes folgen die Zeichen der Unsterblichkeit. Die Musen treten hervor, drängen die Manen zurück und ersetzen den schwarzen Flor durch den immergrünenden Lorbeer, das Symbol ewigen Ruhms. Scharen von Kindern, Jünglingen, Jungfrauen, Männer und Frauen, alle in antikem Gewand, strömen frohlockend herbei. Jubelakkorde der Musik. "Ehret eure deutschen Meister!" singt der unsichtbare Sängerchor. Auf ein Raketenzeichen mischt sich in den Gesang das feierliche Geläute der Glocken, das ehrwürdige alte Schloß erglüht in purpurfarbener Beleuchtung, am Residenzschloß und den anderen Gebäuden der Umgebung blitzen viel Tausende Flämmchen auf, rings auf den Bergen lodern die Höhenfeuer. Ein unbeschreiblicher, unvergeßlicher Augenblick! Tief bewegt scheiden die Zuschauer von dem Festspielplatz und ergießen sich in die glanzvoll illuminierten Straßen.
Voll Weihe und Glanz endete der schöne Huldigungstag. Wahrlich - Stuttgart darf stolz sein auf seine Schillerfeier, deren großartigen äußeren Prunk innere Wärme und Liebe durchdrang.
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Siehe den Schiller-Festzug in Frankfurt am Main
aus Anlass des 100. Geburtstags 1859
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4172
Zur Schillerverehrung in Stuttgart siehe auch die Seite:
Das Stuttgarter Schillerdenkmal von Bertel Thorvaldsen
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6726
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Aus dem Anhang
Der Zug wurde aufgestellt am Feuerseeplatz und den angrenzenden Straßen: Gutenbergstraße, Senefelder-, Johannes-, Schloß-, Kasernen- und Ludwigstraße.
Weg des Zugs: Abmarsch gegen 3 1/4 Uhr durch die Rotebühlstraße nach der Post-, Königstraße, am Königsbau und Königin Olga-Bau vorüber über den Schloßplatz zum Schillerdenkmal, Ankunft daselbst um 4 Uhr (Niederlegung eines Lorbeerkranzes mit kurzer Ansprache, verfaßt von Eduard Paulus), Kirchstraße, Marktplatz, Hauptstätterstraße, Eßlingerstraße, Charlottenplatz, Neckarstraße bis zum Rondell, von da zurück Neckarstraße, Planie, Königstraße, Königsbau, Schloßstraße, Friedrichstraße, Kriegsbergstraße, Seestraße, Schloßstraße, Johannesstraße, Feuersee.
Die Reihenfolge der in sich selbst geschlossenen Huldigungsgruppen war nach Möglichkeit, unter Wahrung des Prinzips malerischer Wirkung, in Rücksicht auf verwandte Beziehungen geordnet und begann mit dem Gartenbau, dem Winzergewerbe und der Landwirtschaft. Es folgten die Konsumgewerbe, das Baugewerbe und die zu diesem in Beziehung stehenden gewerblichen und handwerklichen Verbände, die ihren höchsten Ausdruck im Kunstgewerbe finden. Nun reihten sich an: die Vertretungen der Bekleidungsgewerbe und die gewerblichen Vereinigungen, welche dem Schutz und der Förderung des Gewerbes im allgemeinen dienen, dann die speziell im Dienste der geistigen Arbeit stehenden Gewerbe: der Buchhandel, das Buchdruckereigewerbe, die Buchbinderei; die bürgerlichen Vereinigungen zur Pflege der Liebe zum Vaterlande und des Sinnes für Natur- und Heimatskunde; der Bergbau, das freie Gewerbe des Verkehrs und Fuhrwesens und die Vertretung der Arbeiterschaft, welche in der dem Sänger der Freiheit und des Idealen gewidmeten Huldigung gemeinsam mit dem übrigen Bürgertum bekundete, daß wir bleiben wollen "ein einig Volk von Brüdern".
So ist der in vielgestaltiger Gruppenfolge zusammengestellte Zug kein einheitlicher Künstler- und auch kein historischer Festzug geworden, sondern ein aus dem bis zur Begeisterung gesteigerten opferwilligen Wetteifer der Bevölkerung herausgewachsener bürgerlicher Ausdruck der Huldigung für den großen Mann, der in der Volksseele weiterlebt.
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Literaturhinweis
Zu den historischen Festzügen vgl.
* Wolfgang Hartmann: Der historische Festzug. Seine Entstehung und Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert (Studien zur Kunst des 19. Jahrhunderts; 35) München: Prestel 1976. ISBN 3-7913-0352-X.
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