Jutta Assel und Georg Jäger:
»Legenden-Motive auf Postkarten«: Joseph Ritter von Führich: Genoveva II
(München August 2012)
Ludwig Tiecks "Leben und Tod der heiligen Genoveva", erschienen 1800 in seinen "Romantischen Dichtungen", wurde im frühromantischen Jenaer Zirkel "einmütig mit Beifall bedacht" (Roger Paulin) und fand zahlreiche Nachfolger. Das zugrunde liegende Volksbuch hatte Tieck durch seine "Einfalt und Treuherzigkeit" besonders angezogen (Tieck im Gespräch mit Rudolf Köpke). In der "wahrhaft poetischen Behandlung" des Stoffes, die Goethe hervorhob- dem die Dichtung, die ihm der Autor vorlas, bleibenden Eindruck machte -, suchte er einen volkstümlichen, lyrischen und rührenden Ton zu treffen. Ist "erst einmal die Heldin in die Wildnis verstoßen, dann findet sich alles beisammen, was zum religiösen Gefühl des [19.] Jahrhunderts an sentimentalen Obertönen gehört: die Wärme, die Atmosphäre andächtiger Empfindung, die entblößte Heilige, schicklich dennoch in ihrer Tugend, bei ihr das Kind, die frommblickende Hirschkuh, Vögel und Getier des Waldes." (Roger Paulin) In den Umrisszeichnungen von Joseph von Führich fand dieser Ton samt der idealen Vorstellung vom Mittelalter eine kongeniale bildliche Umsetzung. Tiecks "Genoveva", erinnert sich Führich, "schien mir der Gegenstand zu sein, an dem ich mich selbst und meine romantische innere Welt mir und anderen zum Teil zur Anschauung bringen könnte." Der erste Genovefa-Zyklus, den Führich 1826 zeichnete, fand in Wien in hohen und höchsten Kreisen, so auch bei Staatskanzler Metternich, Anklang und brachte dem Künstler ein Reisestipendium nach Italien. 1831 erschien das gesamte Werk, wurde ein Erfolg und mehrfach bis ins beginnende 20. Jahrhundert aufgelegt. Das Goethezeitportal publiziert das Werk vollständig mit Text und Erläuterungen.
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