goethe


 

Jutta Assel | Georg Jäger

Schiller-Motive auf Postkarten
Eine Dokumentation

Schiller-Sprüche auf Postkarten im Ersten Weltkrieg

Aus der Sammlung historischer und politischer Bildpostkarten von Karl Stehle, München

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1914. Gott mit uns. Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern … Gott strafe England! Verso, in Kreuz eingeschrieben: "Kriegshilfe. | Verlag M. Wirth, Köln a. Rh., Kyffhstr. 39. | Wacht am Rhein." Gedenket Eurer Söhne und Brüder im Felde! ein Teilerlös fürs Rote Kreuz. Postkarte. Gelaufen. Poststempel unleserlich. – "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene (Rütli-Schwur).

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Gliederung

  1. Spruchkarten
  2. Einführung in den Problemkreis
  3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktadresse

Ans Vaterland, an's teure schliess Dich an / Das halte fest mit Deinem ganzen Herzen. Verso: WSSB [Wilhelm S. Schröder Nachf., Berlin] No. 1525. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1916. Feldpost. – "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 1. Szene. Es spricht Attinghausen.


 

Oben: Ans Vaterland, ans teure, schließ Dich an … Schiller. Verso: Druck und Verlag Hermann Wolff, Berlin S 59, Boppstr. 7. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1914. Feldpost. Prägerahmen. – "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 1. Szene. Es spricht Attinghausen.

Mitte: Ans Vaterland, ans teure schließ' dich an, / Das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Verso, Signet: B&R im Quadrat [Bargsted & Ruhland, Hamburg ?]. Gelaufen. Poststempel unleserlich. – "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 1. Szene. Es spricht Attinghausen.

Unten: An's Vaterland, an's teure / Schließ' Dich an / Das halte fest mit / Deinem ganzen Herzen. Verso: Serie XXIII No. 1. Kriegsgedenk-Postkarte. Datiert u. Poststempel 1915. Feldpost. – "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 1. Szene. Es spricht Attinghausen.


 

Links: Ans Vaterland, ans teure, schließ Dich an, / Das halte fest mit Deinem ganzen Herzen! / Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft! Verso, Signet: PP im Quadrat [Paul Pittius, Berlin SW 68]. Nicht gelaufen. – "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 1. Szene. Es spricht Attinghausen.

Rechts: Ans Vaterland, ans teure schließ' dich an / Das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Verso: BR im Quadrat [Bargsted & Ruhland, Hamburg ?]. Nicht gelaufen. – Prägedruck. – "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 1. Szene. Es spricht Attinghausen.


 

Oben: Ans Vaterland, ans teure, schließ Dich an, / Das halte fest mit Deinem ganzen Herzen! / Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft! Verso, Signet: PP im Quadrat [Paul Pittius, Berlin SW 68]. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1916. Feldpost. – "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 1. Szene. Es spricht Attinghausen.

Unten: Ans Vaterland, ans teure schließ' dich an, / Das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Verso, Signet: B&R im Quadrat [Bargsted & Ruhland, Hamburg ?]. Gelaufen. Poststempel unleserlich. – "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 1. Szene. Es spricht Attinghausen.


 

Links: Ans Vaterland, ans teure, schliess Dich an … Schiller [Bild von Wilhelm II. mit National- und Kriegsflagge.] Verso, Signet: WSSB [Wilhelm S. Schröder Nachf., Berlin] 945/I. Gelaufen. Datiert 1916, Poststempel unleserlich. – "Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 1. Szene. Es spricht Attinghausen.

Rechts: Nichtswürdig ist die Nation … Schiller. [Bild von Wilhelm II. mit National- und Kriegsflagge.] Verso, Signet: WSSB [Wilhelm S. Schröder Nachf., Berlin] 945/V. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1916. – "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht / Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre": Schiller, Die Jungfrau von Orleans, 1. Aufzug, 5. Autritt.


 

Oben: Nichtswürdig ist die Nation … Schiller. Verso: Druck und Verlag Hermann Wolff, Berlin S 59, Boppstr. 7. Gelaufen. Datiert 1916. Poststempel unleserlich. Prägedruck. – "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht / Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre": Schiller, Die Jungfrau von Orleans, 1. Aufzug, 5. Autritt.

Unten: Nichtswürdig ist die Nation … Verso, Signet: BL vor Ansicht Leipzigs im Oval [Kunstverlag Eugen Falk, Leipzig]. No. 4026/1. Nicht gelaufen. – "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht / Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre": Schiller, Die Jungfrau von Orleans, 1. Aufzug, 5. Autritt.


 

 

Links: Nichtswürdig ist die Nation … Verso, Signet: BL vor Ansicht Leipzigs im Oval [Kunstverlag Eugen Falk, Leipzig]. Serie 4674/2. Gelaufen. Datiert 1919. Poststempel unleserlich. – "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht / Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre": Schiller, Die Jungfrau von Orleans, 1. Aufzug, 5. Autritt.

Rechts: Nichtswürdig ist die Nation die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre! Kriegspostkarte Nr. 5. Verso: Verlag Bi-Ko, Berlin C19, Niederwallstr. 18-20. Nachahmung wird strafrechtlich verfolgt. Postkarte. Im Briefmarkenfeld: Feldpostkarten werden unfrankiert befördert. Nicht gelaufen. – "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht / Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre": Schiller, Die Jungfrau von Orleans, 1. Aufzug, 5. Autritt.


 

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Nichtswürdig ist die Nation … Schiller. [Unter dem Bild:] Schön ist der Friede! … Schiller. II. Verso: Schiller - Kriegs - Postkarte. Nummer 2. B. Kühlen, M. Gladbach. Gelaufen. Poststempel unleserlich. – "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht / Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre": Schiller, Die Jungfrau von Orleans, 1. Aufzug, 5. Autritt. | "Schön ist der Friede!": Schiller: Die Braut von Messina, V. 871f., 879f. und 884f.


 

Oben: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, / in keiner Not uns trennen und Gefahr. Verso: Signet: BL vor Ansicht Leipzigs im Oval [Kunstverlag Eugen Falk, Leipzig]. No. 4024/9. Nicht gelaufen. – "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene (Rütli-Schwur).

Unten: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern / In keiner Not uns trennen und Gefahr. Schiller. Verso: Druck und Verlag Hermann Wolff, Berlin S. 59, Boppstr. K. 129. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1915. Feldpost. Prägedruck. – "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene (Rütli-Schwur).


 

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Links: [Im Hintergrund Kyffhäuser-Denkmal.] Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern! Verso: Meissner & Buch, Leipzig, Kriegs-Postkarten Serie 2097 "Deutsche Denkmäler". Ges. gesch. Zierrahmen mit Eichenlaub, oben eingeschrieben: Welt = Krieg, unten: 1914. Gelaufen. Poststempel 1915. – "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene (Rütli-Schwur).

Rechts: [Im Hintergrund Kyffhäuser-Denkmal.] Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern! Wohlergehen und Frieden im neuen Jahre! Verso: Meissner & Buch, Leipzig, Kriegs-Postkarten Serie 2097 "Deutsche Denkmäler". Ges. gesch. Zierrahmen mit Eichenlaub, oben eingeschrieben: Welt = Krieg, unten: 1914. Gelaufen. Poststempel 1914. – "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene (Rütli-Schwur).


 

Links: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern! Verso: Signet: MBL auf Fahne [Meissner & Buch, Leipzig ?]. 3150. Gelaufen. Poststempel 1916. Feldpost. – "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ... ": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene (Rütli-Schwur).

Rechts: Wir sollen sein ein einig Volk von Brüdern, / In keiner Not uns trennen und Gefahr. Monogrammiert: U.H. Verso: T.S.N. [Theo Stroefer, Nürnberg] Serie 1516. No. 3. Zierrahmen. Gelaufen. Poststempel 1916. – "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene (Rütli-Schwur).


 



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Völkerschlacht-Denkmal Leipzig. Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern! Verso. Signet: WBCo. in Schreibschrift [Wilhelm Boehme Co., Berlin] 3078. Gelaufen. Datiert 1916. Poststempel unleserlich. Feldpost. – "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene (Rütli-Schwur).


 

Oben: Wir wollen treu sein wie die Väter waren - In keiner Not uns trennen und Gefahr! Verso: Signet: AS(ligiert) B im Oval [A. Saia, Berlin?]. Serie 301. Gelaufen. Datiert 1915. Feldpost. – Vgl. Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene: "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, / In keiner Not uns trennen und Gefahr" und "Wir wollen frei sein, wie die Väter waren". (Rütli-Schwur).

Unten: Wir sind ein Volk und einig wollen wir handeln! Verso: S.V.D. [Sächsische Verlagsanstalt GmbH, Dresden] Serie 3023/3. Nicht gelaufen. – Vgl. Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene: "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ..." (Rütli-Schwur).


 

Und setzet ihr nicht das Leben ein, / Nie wird euch das Leben gewonnen sein. Verso, Signet: BL vor Ansicht Leipzigs im Oval [Kunstverlag Eugen Falk, Leipzig] No. 4027. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1915. Feldpost. – Schiller: Reiterlied, Schluss.


 



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Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern. Foto. Verso: Postkarte. Gelaufen. Poststempel 1903. – "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...": Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug, 2. Szene (Rütli-Schwur).

 



 

 

 

Zahlreiche patriotische Spruchkarten im Ersten Weltkrieg arbeiten mit Zitaten aus den Klassikern, vor allem von Schiller, sowie der patriotischen Lyrik aus der Zeit der "Befreiungskriege" (Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner, Max von Schenkendorf u.a.) und der "Rheinkrise" 1840 (Nikolaus Becker, Sie sollen ihn nicht haben; Max Schneckenburger, Die Wacht am Rhein). Bei den Klassikerzitaten handelt es sich um >geflügelte Worte<, die aus ihrem Kontext entnommen und – oft auch gegen den ursprünglichen Sinnzusammenhang – für die Kriegspropaganda instrumentalisiert werden. So werden Zitate aus Schillers "Wilhelm Tell", mit denen die schweizer Urkantone sich zum Befreiungskampf gegen eine tyrannische Herrschaft verbünden, als Aufforderung zur nationalen Solidarisierung im Innern (im Sinne Kaiser Wilhelms II.: "Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur noch Deutsche") wie zwischen den Verbündeten gelesen.

Die abgebildeten Spruchkarten stellen komplexe Zeichengebilde dar. Die Sprüche verbinden sich mit einer Reihe bildhafter Symbole, die einen Fundus bilden, aus dem sie zur Gestaltung einzelner Karten ausgewählt und arrangiert werden. Zu diesen Symbolen gehören Flaggen (National- und Kriegsflagge) und deren Farben sowie Wappen (Adler, Doppeladler), Standarten, Schwerter und Kronen, das Eiserne Kreuz mit Band, Eichenlaub (in Form von Kränzen, Gebinden, Schmuckrahmen) u.a.m. Mit diesen nationalen, militärischen und dynastischen Symbolen verbinden sich traditionelle kulturelle Zeichen (z.B. Farben, Blumen). Als Hintergrund werden gelegentlich nationale Denkmäler (Kyffhäuser, Völkerschlacht-Denkmal) und zur Illustration Kriegsszenen verwendet. Eine Analyse hätte das Zusammenspiel dieser Elemente, die daraus resultierende Sinnbildung, die legitimierenden Bezugspunkte - unter ihnen die Klassiker, der "Befreiungskrieg" und dessen antifranzösische >Sänger< - sowie die aufgerufenen Loyalitäten (Nation, Staat und Dynastie, Deutschtum) zu beschreiben.

 

Literaturhinweise:

* Otto May: Schiller auf Postkarten. Zwischen Idealisierung und Instrumentalisierung. (Begleitheft zur Ausstellung in der Domäne Marienburg) Hildesheim: Brücke-Verlag Kurt Schmersow 2005.
* Otto May: "Deutsch sein heißt treu sein" - Ansichtskarten als Spiegel von Mentalität und Untertanenerziehung in der Wilhelminischen Ära (1888-1918). Hildesheim: Lax 1998.
* Barbara Piatti: Tells Theater. Eine Kulturgeschichte in fünf Akten zu Friedrich Schillers Wilhelm Tell. Hrsg. in Verbindung mit der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen und der Deutschen Schillergesellschaft. Basel: Schwabe Verlag 2004 [Überblick über die politische Instrumentalisierung des Dramas.}.
* Ralph Winkle: Der Dank des Vaterlandes. Eine Symbolgeschichte des Eisernen Kreuzes 1914 bis 1936. Essen: Klartext Verlag 2007.

 


Siehe die Seite

Spruchkarten
(mit Einführung in den Problemkreis)
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2655
 


 

3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktadresse

 

Alle Vorlagen entstammen der Sammlung historischer und politischer Bildpostkarten von Karl Stehle, München. Die private Nutzung und die nichtkommerzielle Nutzung zu bildenden, künstlerischen, kulturellen und wissenschaftlichen Zwecken ist gestattet, sofern Quelle (Goethezeitportal) und URL (www.goethezeitportal.de/index.php?id=3965) angegeben werden.

Karl Stehle, aus dessen Sammlung die hier wiedergegebenen Postkarten stammen, ist am 14. Juni 2013 verstorben. Seine Sammlung wurde in einem Katalog erfasst und vom Auktionshaus Gärtner in Bietigheim-Bissingen am 18. Oktober 2013 versteigert.

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Prof. Dr. Georg Jäger
Ludwig-Maximilians-Universität München
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