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***** Joseph von Eichendorff
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Hier unter dieser Linde Saß ich viel tausendmal Und schaut nach meinem Kinde Hinunter in das Tal, Bis dass die Sterne standen Hell über ihrem Haus, Und weit in den stillen Landen Alle Lichter löschten aus. Jetzt neben meinem Liebchen Sitz ich im Schatten kühl, Sie wiegt ein muntres Bübchen, Die Täler schimmern schwül, Und unten im leisen Winde Regt sich das Kornfeld kaum, Und über uns säuselt die Linde - Es ist mir noch wie ein Traum. |
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Es zog eine Hochzeit den Berg entlang, Ich hörte die Vögel schlagen, Da blitzten viel Reiter, das Waldhorn klang, Das war ein lustiges Jagen! Und eh ichs gedacht, war alles verhallt, Die Nacht bedecket die Runde, Nur von den Bergen noch rauschet der Wald Und mich schauert im Herzensgrunde. |
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Jung Volker, das ist unser Räuberhauptmann, Mit Fiedel und mit Flinte, Damit er geigen und schießen kann, Nach dem just Wetter und Winde. Fiedel und die Flint, Fiedel und die Flint! Volker spielt auf. Ich sah ihn hoch im Sonnenschein Auf einem Hügel sitzen: Da spielt er die Geig und schluckt roten Wein, Seine blauen Augen ihm blitzen. Fiedel und die Flint, Fiedel und die Flint! Volker spielt auf. Auf einmal, er schleudert die Geig in die Luft, Auf einmal, er wirft sich zu Pferde: Der Feind kommt! Da stößt er ins Pfeifchen und ruft: »Brecht ein, wie der Wolf in die Herde!« Fiedel und die Flint, Fiedel und die Flint! Volker spielt auf. |
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Wohin so schnell, so kraus, so wild, mein lieber Bach? Eilst du voll Zorn dem frechen Bruder Jäger nach? Kehr um, kehr um, und schilt erst deine Müllerin Für ihren leichten, losen, kleinen Flattersinn. Sahst du sie gestern abend nicht am Tore stehn, Mit langem Halse nach der großen Straße sehn? Wenn von dem Fang der Jäger lustig zieht nach Haus, Da steckt kein sittsam Kind den Kopf zum Fenster naus. Geh, Bächlein, hin und sag ihr das, doch sag ihr nicht, Hörst du, kein Wort, von meinem traurigen Gesicht; Sag ihr: Er schnitzt bei mir sich eine Pfeif aus Rohr, Und bläst den Kindern schöne Tänz und Lieder vor. |
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Des Sonntags in der Morgenstund' Wie wandert's sich so schön Am Rhein, wenn rings in weiter Rund' Die Morgenglocken gehn. Ein Schifflein zieht auf blauer Fluth, Da singt's und jubelt's drein; Du Schifflein, gelt, das fährt sich gut In all die Lust hinein? Vom Dorfe hallet Orgelton, Es tönt ein frommes Lied, Andächtig dort die Procession Aus der Kapelle zieht. Und ernst in all die Herrlichkeit Die Burg herniederschaut Und spricht von alter, starker Zeit, Die auf den Fels gebaut. Das Alles beut der prächt'ge Rhein An seinem Rebenstrand, Und spiegelt recht in hellsten Schein Das ganze Vaterland, Das fromme, treue Vaterland In seiner vollen Pracht, Mit Lust und Liedern allerhand Vom lieben Gott bedacht. |
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Ich stand auf Berges Halde, Als heim die Sonne ging, Und sah, wie überm Walde Des Abends Goldnetz hing. Des Himmels Wolken tauten Der Erde Frieden zu, Bei Abendglockenlauten Ging die Natur zur Ruh'. Ich sprach: »O Herz, empfinde Der Schöpfung Stille nun Und schick' mit jedem Kinde Der Flur dich auch, zu ruhn.« Die Blumen alle schließen Die Augen allgemach, Und alle Wellen fließen Besänftiget im Bach. | Nun hat der müde Silfe Sich unters Blatt gesetzt, Und die Libell' am Schilfe Entschlummert taubenetzt. Es ward dem goldnen Käfer Zur Wieg' ein Rosenblatt; Die Herde mit dem Schäfer Sucht ihre Lagerstatt. Die Lerche sucht aus Lüften Ihr feuchtes Nest im Klee, Und in des Waldes Schlüften Ihr Lager Hirsch und Reh. Wer sein ein Hüttchen nennet, Ruht nun darin sich aus; Und wen die Fremde trennet, Den trägt ein Traum nach Haus. |
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Mich fasset ein Verlangen, Dass ich zu dieser Frist Hinauf nicht kann gelangen, Wo meine Heimat ist. |
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Erläuterung: Silfe = Motte
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Solch ein Hüttchen und ein Gärtchen, Und aus halbgeschlossnem Pförtchen Winkte mir ein froh Gesicht! Wenn ich solch ein Hüttchen hätte, Gieng' ich nun durch fremde Städte Fremdes Glück zu suchen nicht. |
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Friedrich Rückert: Gesammelte Gedichte. Bd. 3. 2. Aufl. Erlangen: Carl Heyder 1839 (Digitalisierung durch Google), S. 51. - Auf der Illustration wird das Gedicht fälschlich Uhland zugeschrieben.
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Es jagt' ein Jäger früh am Tag Ein Reh durch Wälder und Auen, Da sah er aus dem Gartenhag Ein rosig Mägdlein schauen. Was ist geschehn dem guten Pferd? Hat es den Fuß verletzet? Was ist geschehn dem Jäger wert, Daß er nicht mehr ruft und hetzet? Das Rehlein rennet immer noch Über Berg und Tal so bange. Halt an, du seltsam Tierlein, doch! Der Jäger vergaß dich lange. |
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Einst am schönen Frühlingstage Tritt der Räuber vor den Wald. Sieh! den hohlen Pfad hernieder Kommt ein schlankes Mädchen bald. »Trügst du statt der Maienglocken«, Spricht des Waldes kühner Sohn, »In dem Korb den Schmuck des Königs, Frei doch zögest du davon.« Lange folgen seine Blicke Der geliebten Wallerin; Durch die Wiesengründe wandelt Sie zu stillen Dörfern hin, Bis der Gärten reiche Blüte Hüllt die liebliche Gestalt. Doch der Räuber kehret wieder In den finstern Tannenwald. |
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Nur selten komm ich aus dem Zimmer, Doch will die Arbeit nicht vom Ort; Geöffnet sind die Bücher immer, Doch keine Seite rück ich fort. Des Nachbars lieblich Flötenspielen Nimmt jetzt mir die Gedanken hin, Und jetzt muss ich hinüberschielen Nach meiner hübschen Nachbarin. |
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Bertha Bagge (* 5.3.1859 Frankfurt am Main, † 11.7.1939 Frankfurt am Main) war eine Frankfurter Malerin und Radiererin mit engen Verbindungen zur Kronberger Malerkolonie.
"Von 1884 bis 1886 studierte sie unter Heinrich Hasselhorst an der Städelschule, danach bis 1891 bei Anton Burger. Daran anschließende Studienreisen führten sie nach Italien, Frankreich und Süddeutschland. In München nahm Bagge Unterricht im Radieren bei Peter Halm. Nach den Wanderjahren blieb sie – bedingt durch die Prägung ihrer frühen Lehrmeister – in stetem Kontakt mit der Kronberger Malerkolonie. Ab 1897 war sie krankheitshalber nur noch eingeschränkt tätig." (Wikipedia)
Ihre künstlerische Tätigkeit erstreckte sich auf Ölbilder, Aquarelle, Pastelle und vor allem Radierungen. Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Ansichten des "alten" Frankfurt am Main, darunter die alte Peterskirche mit ihrer Umgebung. Um 1890 hat Bagge sich als Illustratorin zu profilieren gesucht. Außer den "Liedern und Bildern in Zeichnungen" (1892) erschien: Müller's Lust und Leid. Gedichte von Wilhelm Müller. Illustriert von Bertha Bagge (um 1890, ohne Ort und Verlag).
Siehe den Artikel "Bertha Bagge" in Wikipedia, URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bertha_Bagge
Für die Frankfurter Ansichten vgl.
* Aus dem alten Frankfurt, Radierungen. URL:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Aus_dem_alten_Frankfurt._Radirungen_von_Bertha_Bagge.
* Weihnachtsmarkt auf dem Römerberg 1892. URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Frankfurt_Am_Main-Bertha_Bagge-ADAFRVBB-Roemerberg-1892.jpg
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