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Glanzpunkte im Goethezeitportal


 Jutta Assel und Georg Jäger:
Goethes "Hermann und Dorothea" in Illustrationen von Joseph von Führich

(München Mai 2021)

Josef Führich (1800-1876) ist heute noch bekannt für seine kirchliche Malerei. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, wurde ihm von adligen Förderern die Ausbildung an der Akademie in Prag und von 1829 bis 1831 ein Studienaufenthalt in Rom ermöglicht. Zur Zeit seines Studiums in Prag widmete er sich dem "romantischen Fach", bekannt wurde er durch seine Zeichnungen zu Tiecks "Genoveva" (1824). Des weiteren illustrierte er Bürgers Ballade "Der wilde Jäger", von Goethe das Epos "Hermann und Dorothea" und die Ballade "Erlkönig" u.a.m. In Rom schloss er sich den Nazarenern um Overbeck an und arbeitete fortan im nazarenischen Stil. 1841 wurde er zum Professor der geschichtlichen Komposition an der Akademie in Wien ernannt. 1827 erschienen seine Radierungen zu "Hermann und Dorothea" im Verlag Vieweg in Braunschweig. Im Goethezeitportal werden die 10 Tafeln von Lichtdrucken einer Ausgabe von 1921 wiedergegeben. Die Kompositionen lassen sich den romantischen Illustrationen der Zeit in Umrißstil zuordnen dessen klassizistische Vorbilder bei Flaxman u.a. zu finden sind.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Pfingsten als religiöses Fest

(München April 2021)

Wir begreifen die folgenden Bilder und Texte mit christlichen Motiven als kulturgeschichtliche, nicht nur als religionsgeschichtliche Dokumente einer christlich geprägten Kultur. Die Seite umfasst Auszüge aus zwei Zyklen. Aus den 200 "Biblischen Bildern" von Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) werden 9 Bilder, von der Auferstehung Jesu bis zur Ausgießung des Heiligen Geistes, mit den Bezugstexten aus der Heiligen Schrift publiziert. Aus dem Textzyklus "Das geistliche Jahr" von Droste-Hülshoff (1797-1848) werden drei Gedichte, darunter "Pfingstsonntag" und "Pfingstmontag" wiedergegeben. Es folgt ein Pfingstgedicht zur Bildung der "christlichen Gemeine" von Julius Sturm (1816-1896). Literaturhinweise zu Bilderbibeln und zu Schnorr von Carolsfeld schließen die Seite ab. ─ Schnorr von Carolsfeld war an mehreren Projekten einer Bilderbibel beteiligt, machte sie jedoch schließlich zur eigenen Sache. Bereits Mitte der 1820er Jahre verfügte er über ein Programm für die Themen und die Anzahl der Darstellungen einer nur aus Bildern bestehenden  Bibel für die breiteren Kreise des Volkes. Zugrunde lag die Überzeugung, "daß das Bild eines Gegenstandes grundsätzlich eine lebendigere Anschaulichkeit und eine stärkere Einprägsamkeit besitzt" (Feldhaus). Ausgeführt sind die Darstellungen als Holzschnitte im Format 22x26 cm.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Lustige Geschichten vom Storch und vom Osterhas'

(München März 2021)

Zu Ostern 2021 publiziert das Goethezeitportal drei "lustige Geschichten in Bildern" vom Storch und dem Osterhasen. Die 12, jeweils von einigen Versen begleiteten Bilder wurden als 30."Münchener Bilderbuch" im Verlag von Braun & Schneider publiziert. Dieser führende Verlag populärer Druckgrafik für Kinder und alle Volksschichten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verwertete die überaus erfolgreichen "Münchener Bilderbogen" ein weiteres Mal für seine preiswerten Bilderbücher. Die eingängigen, leicht verständlichen, oft humorvollen und witzigen Bilder und Verse eignen sich zum gemeinsamen Beschauen und Vorlesen mit Kindern.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Illustrationen von Luise von Breitschwert zu Mörikes "Stuttgarter Hutzelmännlein"

(München Februar 2021)

Das Goethezeitportal veröffentlicht die 47 Scherenschnitte von Luise von Breitschwert (1833-1917) zu Mörikes "Stuttgarter Hutzelmännlein." Ihre Stärke lag im Ausschneiden von Köpfen, mit denen sie eine Silhouettengalerie schwäbischer Persönlichkeiten schuf. Die Schnitte zu Mörikes Märchen vom Hutzelmännlein blieben ihre einzige umfangreiche Illustrationsarbeit. Sie wurde von Mörike mit den folgenden Versen gewürdigt: "O eine kleine Welt voll Leben! Kenn ich sie? / Den schwachen Umriß jener Träume, wie? / So konntest Du ihn fassen, halten, schärfen? / Sie müssen leibhaft sein! nun zweifl ich selber nicht, / Da sie, bestrahlt von Deinem Licht, / Entschiedne, holde Schatten werfen." Wir stellen die Künstlerin vor, die keine  akademische Ausbildung erhielt, und geben ein Beispiel ihrer 'Schwabenköpfe'. Die Scherenschnitte reproduzieren wir nach der ersten vollständigen Veröffentlichung durch den Schwäbischen Schillerverein, die von Otto Güntter (1858-1949), Direktor des Schiller Nationalmuseums, 1932 besorgt wurde. Zum Verständnis der Illustrationen fügen wir den jeweiligen Textausschnitt hinzu, auf den sie sich beziehen. Zahlreiche Scherenschnitte sind "auf einen mit der Feder gezeichneten Hintergrund aufgesetzt." Durch Vertiefungen auf der Rückseite ihres Ausschnitts arbeitete die Künstlerin zudem Einzelheiten innerhalb des Umrisses heraus (Güntter).

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Moritz von Schwind: Liebeslieder der Völker. Nationalcharaktere in Bild und Wort

(München Dezember 2020)

Zu Neujahr 2021 publiziert das Goethezeitportal 12 "Liebeslieder der Völker" in Text und Bild. Jede Nation oder jedes Volk wird auf humorvolle, karikierende oder satirische Weise durch ein Bild mit darauf bezogenen Versen charakterisiert. Die Zeichnungen für die Holzschnittserie stammen von Moritz von Schwind (1804-1871), einem führenden Künstler der Spätromantik. Sie erschienen 1848 in den "Fliegenden Blättern" (1844-1944), einem "Kompendium humoristischer Zeitkritik". "Als gleichermaßen künstlerisch wie drucktechnisch bedeutend gelten die "Fliegenden Blätter" durch die hohe Qualität ihrer Bebilderung unter Beteiligung namhafter Künstler wie Wilhelm Busch, Franz Graf von Pocci, Carl Spitzweg u.a.m. (Zitate aus der Einführung in diese Edition).

Am Beispiel von Liebe und Ehe wird der Charakter einer Nation oder eines Volkes dargestellt. Das fängt an bei körperlichen Schönheitsidealen, Sprache bzw. Dialekt und Kleidung bzw. Trachten und setzt sich fort mit der Verwendung typischer Szenen einer Kultur. Um den Volkscharakter herauszuarbeiten, wird auf das jeweilige Brauchtum und herrschende Sitten zurückgegriffen. Besonders deutlich werden Nationalcharaktere bei Vergleichen, wie sie diese Seite ermöglicht.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Alfred Rethel: Auch ein Totentanz

(München Dezember 2020)

Von dem Historienmaler Alfred Rethel (1818-1859) veröffentlicht das Goethezeitportal die Folge der 6 Holzschnitte "Auch ein Totentanz" sowie die Einzelblätter "Der Tod als Würger" und "Der Tod als Freund". Sie erschienen im Postkartenformat als Reihe 218 in F. A. Ackermanns Kunstverlag zusammen mit dem erklärenden Gedicht des befreundeten Malers und Dichters Robert Reinick (1805-1852). Der Zyklus ist nicht nur vom Dresdner Maiaufstand 1848 inspiriert worden, den Rethel selbst erlebte. Er hatte bereits im Winter dieses Jahres mit der Ausarbeitung der Entwürfe begonnen. Der Kämpfer für die Volksherrschaft , für die Ideale der "Freiheit, Gleichheit und des Brudersinns" ist bei ihm der Tod selbst. "Darin besteht der furchtbare Hohn. Rethels Totentanz ist durch und durch politische Tendenz, und er stellte sich damit völlig auf die Seite der Reaktion." (Eduard Fuchs) Insbesondere wandte sich Rethel, der sich einen bürgerlichen Nationalstaat erhoffte ("Herstellung eines großen edlen Deutschlands"), gegen die radikale Linke ("rote Republik, Kommunismus mit allen seinen Konsequenzen", heißt es in einem seiner Briefe).

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Charlotte von Stein in Weimar und auf Schloss Kochberg

(München Dezember 2020)

Die Seite ist Charlotte von Stein (1742-1827) gewidmet, wichtigster Bezugsperson und engster Vertrauten Goethes in den Weimarer Jahren bis zur italienischen Reise. Von seiner Liebe und ihrer emotionalen Beziehung zu ihm ─ die nur aus Goethes wechselnder Einschätzung erschlossen werden kann, da ihre Briefe nicht mehr existieren ─ zeugen seine an Umfang, Intensität und Varietät einzigartigen Briefe mit teilweise mehreren Schreiben pro Tag (ca. 1600 Schreiben aus dem ersten Weimarer Jahrzehnt von 1776 bis September 1786, nach Richter). Das Goethezeitportal zeigt das immer wieder gezeichnete und fotografierte "Haus der Frau von Stein" in Weimar mit der Dienstwohnung Ihres Gatten, des (Ober)Stallmeisters Freiherr von Stein (1735-1793) sowie ausführlich, aus verschiedenen Blickwinkeln und in Details Schloss Kochberg, Sitz der Familie Stein unweit Rudolstadt, mit den historischen Gebäuden, einschließlich des Liebhabertheaters, den Innenräumen (mit Goethe-Gedenkraum), dem Park und der landschaftlichen Umgebung, gezeichnet und mehrfarbig lithografiert um 1935 von Editha Drawert (1887-1947). Zu Fuß oder zu Pferd war Goethe oder waren durch Boten seine Briefe und Zettelchen sowie mancherlei Gaben ständig zwischen Weimar und Kochberg unterwegs. Auf diesen Wegen zeichnete Goethe häufig und wurde darin von Frau von Stein bestärkt. Vorgestellt wird auch Fritz von Stein (1772-1844), jüngster Sohn Charlottes, den Goethe zeitweilig ganz bei sich erzog und unterrichtete. Später spricht Fritz von Stein von der glücklichsten Zeit seines Lebens.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Rätselhafte Weihnacht: Weihnachtsrätsel

(München November 2020)

Die Weihnachtsseite für 2020 bringt als Einstieg die "lustige Geschichte" vom Pelzmärtel in 4 Bildern. Sie hat ihren Schwerpunkt jedoch in Rätseln, die bei literarischen Geselligkeiten des 19. Jahrhunderts beliebt waren. Auch von Goethe bringen wir einige Beispiele. Ferner orientieren wir über die verschiedenen Arten des Rätsels und die damalige Rätselbegeisterung, konzentrieren uns aber auf die Rätsel für Kinder, die Friedrich Güll (1812-1879), der seinerzeit beliebteste Autor von Kinderliedern, gedichtet und gesammelt hat. Zwei Texte enthalten je 33 Rätsel, so das "Nußsäcklein", das 33 Nüsse (Rätsel) zu knacken gibt: "Beißt nur, daß die Schale kracht, / Doch nehmt auch den Kern in acht!" Gülls gesammelte "Neckrätsel" beschließen den Beitrag. Das bis heute zitierte und gesungene Kinderlied "Ein Männlein steht im Walde" von Hoffmann von Fallersleben geben wir in der Vertonung als Volkslied wieder. Die Rätsel werden ergänzt durch merkwürdige und rätselhafte Texte, so "Das Männlein in der Gans", ein "Weihnachts-Spaß" von Friedrich Rückert. Dies Gedicht wie auch von Güll "Wenn das Kind nicht schlafen will" aus über 100 Zweizeilern nach dem Muster "Ein Schwanz ist kein Zopf, / Ein Zopf ist kein Schwanz" weisen mit ihren Sprachspielen voraus auf die Avantgarde.

Seit 2006 bringt das Goethezeitportal jedes Jahr eine eigene Seite zu Weihnachten. Bilder und Texte bilden einen reichhaltigen Fundus an Weihnachtsmotiven. Stöbern Sie darin mit Hilfe der Links am Ende der Weihnachtsseiten.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts. lllustriert von Hans Looschen

(München September 2020)

"Aus dem Leben eines Taugenichts" (1826) von Joseph von Eichendorff gehört zu den bekanntesten und meistgelesenen Erzählungen der deutschen Romantik. Das Goethezeitportal publiziert die Illustrationen zu diesem Text von Hans Looschen, von dem wir bereits Illustrationen zu Eichendorffs Gedichten veröffentlicht haben.

Hans Looschen (1859-1923), ein Schüler der Berliner Akademie, schuf ein reiches Oeuvre: Stilleben, Landschaften, Bildnisse und figürliche Kompositionen. "Seinen Namen machte er hauptsächlich durch seine äußerst farbigen Genrebilder und StiIIleben bekannt" (Neues Grazer Tagblatt, 17. Februar 1923). Illustriert hat er Werke Goethes und Schillers, Chamissos "Schlemihl," Märchen und Sagen u.a.m. Die großenteils skizzenhaft angelegten 20 Illustrationen unterschiedlicher Größe zum "Taugenichts" zeigen zum Teil unscharfe, zerfaserte Konturen anstelle eines Bildrahmens. Oder die Rahmenlinie bricht ab und geht überraschend in ein größeres, weich konturiertes Format über. Die Kompositionen erinnern an Probeabzüge eines noch unfertigen gestichelten Holzstocks. Einige der stark verkleinerten Illustrationen haben zwar einen rechteckigen Bildrahmen, den jedoch das dargestellte Motiv sprengt. So zum Beispiel ein Fuß, der über den Rahmen der Illustration hinausragt. Wo Zitate von wenigen Worten unter dem Bild stehen, scheinen sie nicht parallel zum unteren Bildrand und auch nicht genau auf Mitte gesetzt, um eine symmetrische Anordnung von Bild und Text zu vermeiden. Genaues Sehen und Unterscheiden der Bildgründe erfordern auch zwei ungewöhnlich schmale, witzige Kompositionen. 

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Drei illustrierte Rosenliedersträusse von Clara Braun

(München August 2020)

Im ausgehenden 19. Jahrhundert publizierte der Stuttgarter Verlag Greiner & Pfeiffer unter dem Herausgebernamen von Clara Braun eine Reihe von seinerzeit erfolgreichen modischen Lyrikanthologien. Das Goethezeitportal hat drei Anthologien ausgewählt, deren Titel Rosen in den Mittelpunkt stellen. Die geschmückten und reich illustrierten Prachtausgaben wurden mit modernsten, von uns erläuterten Techniken (Heliogravüre bzw. Photogravure, Lichtdruck, Zinkographie) hergestellt. Wie der Verlag die Frauen und insbesondere die "höheren Töchter" als Zielpublikum umwarb, zeigt ein Detail: In einer der ausgesuchten Anthologien ist das Bild einer Rose auf einem Stoffkissen auf dem vorderen Einband befestigt, einst wohl ein sog. Duftkissen mit Rosenduft, gebräuchlich sonst in der Luxuspostkarten-Industrie. Die Vorlagen für die Vollbilder stammen von dem Stuttgarter Maler Richard Ernst Kepler, der vor allem Illustrationen für Stuttgarter Firmen entwarf. Die als Herausgeberin genannte Clara Braun soll ein Pseudonym von Gottlob Maisch (1825-1908), einem Sachbuchautor sein. Infrage kommt jedoch auch Carl August Pfeiffer, zuletzt Teilhaber des Verlages Greiner & Pfeiffer, dem eine Druckerei angeschlossen war. Das Goethezeitportal bildet alle zwanzig Vollbilder mit dem ihnen zugeordneten Gedicht ab. Die Auswahl der Texte berücksichtigt einige ältere Dichter (Chamisso, Heine mit mehreren Gedichten), der Schwerpunkt liegt jedoch auf den heute als epigonal und trivial abqualifizierten  Poeten des späteren 19. Jahrhunderts. Insgesamt geben die Anthologien einen Einblick in die literarische, an Frauen gerichtete Buchdruckkultur des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.

 

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Assmannshausen am Rhein, die "Krone" und ihre trinkfreudigen Dichter sowie die "Alte Bauernschänke" und ihre Liederhefte

(München Juli 2020)

Am Beispiel von Assmannshausen, einem kleinen Weinort und "Poetenwinkel" nahe Rüdesheim, stellt das Goethezeitportal die Rheinromantik um 1900 möglichst umfassend vor. Mittelpunkte dieser Rheinromantik vor Ort waren zwei Gaststätten und Hotels: das "Dichter- und Künstlerheim zur Krone" sowie die historische "Alte Burschenschänke", "Stätten heit'rer Lebenslust". Im Zentrum stand hier Emil Rittershaus (1834-1897), "Poet der Krone", der mit seiner Gedichtsammlung " Am Rhein beim Wein"  (1884, 4. Stereotyp-Auflage 1900, vertont) und Stegreifversen die Liedkultur jener Zeit prägte. Zu den Dichtern der Krone zählen Hedwig und Emil Rittershaus, Hoffmann von Falllersleben, der Dichter des Deutschlandliedes, Ferdinand Freiligrath, dem im Goethezeitportal eine eigene Seite gewidmet ist, Wilhelm Jordan, Victor von Scheffel, Julius Wolff u.a.m. Einblick in die vor Ort  gepflegte Geselligkeits- und Liedkultur geben die in hohen Stückzahlen erschienenen "Liederhefte" der "Alten Bauernschänke". Die "Liederhefte" orientieren in Infotexten über den Ort und seine Geschichte, den berühmten "Aßmannshäuser Roten" und seinen Anbau sowie  über Ausflugsmöglichkeiten, u.a. nach Burg Rheinstein, der ersten wiederaufgebauten Burg am Rhein. In die Rubrik "Wein-Humor fallen die "Statuten vom Stammtisch der 'Alten Bauernschänke'". Die zeittypische altdeutsche Innenausstattung mit passenden  Dekorationen der beiden Gaststätten und Weinstuben wird in zahlreichen zeitgenössischen Bildern dokumentiert. 50 historische Postkarten zeigen Assmannshausen am Rhein bzw. den Rhein bei Assmannshausen in Panoramen, Blickwinkeln und Ausschnitten.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Goethes "Hermann und Dorothea" in Illustrationen von Hans Looschen

(München Juli 2020)

Goethes idyllisches Epos "Hermann und Dorothea" (1797) wurde im 19. Jahrhundert als das mit Sympathie, aber auch Humor gezeichnete Hausbuch des deutschen (Klein)Bürgertums gelesen und gehörte zu den am häufigsten aufgelegten und illustrierten Werken Goethes. Den bereits vorgestellten Bildfolgen von Bosch, Ramberg und Vautier stellt das Goethezeitportal das Werk des Berliner Malers Hans Looschen (1859-1923) zur Seite, der neben Goethe weitere Werke jener Zeit (Chamisso, Eichendorff, Schiller) illustriert hat. Mit 45 Illustrationen in der hier verwendeten Ausgabe von 1890 im Verlags-Haus Bong handelt es sich um eine besonders intensive und reichhaltige Bebilderung von "Hermann und Dorothea". Sie ist darum besonders geeignet, den lockeren, häufig skizzenhaften Illustrationsstil von Looschen zu verdeutlichen.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Ferdinand Freiligrath in St. Goar und Assmannshausen. Ein Glaubensbekenntnis

Ferdinand Freiligrath (1810-1876), ausgebildet für den kaufmännischen Beruf, lebte nach dem Erfolg seiner ersten Gedichtsammlung 1838 zeitweilig als freier Schriftsteller. Er schloss sich der politischen Opposition an und wurde politisch verfolgt. Mit seinem am geliebten Rhein, in St. Goar und Assmannshausen verfassten Manifest "Ein Glaubensbekenntnis" (1840), mit eigenen und übersetzten Freiheitsliedern, trat er für Freiheit und Recht ein. Da nach ihm gefahndet wurde, emigrierte er nach Ostende und Brüssel, wo er mit Karl Marx Bekanntschaft schloss und später in die Redaktion der »Neuen Rheinischen Zeitung« aufgenommen wurde. 1845 siedelte er in die Schweiz über und nahm mit anderen deutschen Emigranten Kontakt auf. Als er stellungs- und mittellos wurde, riefen seine deutschen Freunde in der »Gartenlaube« 1867 zu einer Dotation auf, die fast 60.000 Taler einbrachte. Eine allgemeine Amnestie für politische Vergehen ermöglichte ihm, nach Deutschland zurückzukehren. Freiligrath widmete sich nun an ganz der Dichtung. Die folgende Seite konzentriert sich auf das politische Manifest "Ein Glaubensbekenntnis" und die Verbindung Freiligraths mit der Rheinromantik. Freiligrath wohnte längere Zeit im "Dichter- und Künstlerheim" des Gasthofs  Krone in Assmannshausen, wo er "Ein Glaubensbekenntnis" abschloss. Dieser damals berühmte, vielbesuchte und -besungene "Poetenwinkel am Rhein," widmete das "Freiligrathzimmer" seinem Andenken.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Franz Graf von Pocci: Schattenspiel

(München Mai 2020)

Das 1847 erschienene "Schattenspiel" von Franz Pocci (1807-1876), dem "Kasperl-Graf", besteht aus 29 getuschten, nicht ausgeschnittenen Bildern in schwarz-weiß, von denen 14 hier wiedergegeben werden. Erzählt wird nicht eine zusammenhängende Geschichte in Schattenbildern, vielmehr handelt es sich um eine freie Zusammenstellung von meist bewegten Bildmotiven, bei deren Auswahl der Künstler u.a. auf das Volksleben, Religiosa (Hl. Drei Könige, Flucht nach Ägypten, Prozession) zurückgreift, vor allem aber das Bildinventar der (Spät)Romantik aufgreift (Ritter, Postillon, Nachtwächter, Bergbau, Zwerg, wandernde Zigeuner, Kahnfahrt mit musizierender Gesellschaft, Ständchen, Dudelsack). Schwarzgetuschte Kompositionen mit Silhouetten waren in jenen Jahren populär und wurden etwas später auch häufig in der populären Druckgraphik, z.B. den "Münchner Bilderbogen" verwendet.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
"Es war einmal ..." Das Märchen auf Postkarten

(München April 2020)

Die besonders von den Brüdern Grimm in ihren "Kinder- und Hausmärchen" benutzte "Einleitungsformel" "Es war einmal ..." ruft die "rechte Märchenstimmung, die rechte Einstellung auch zum Märcheninhalt" auf, "verzichtet gänzlich auf historische Glaubwürdigkeit" und weist auf einen "unbestimmten Zeitraum" hin, in dem die  Handlung spielt (Mackensen, Pierer). Die Seite dokumentiert das Nebeneinander von mündlichem Erzählen und dem Vorlesen aus einem gedruckten (Bilder)Buch. Dabei ist das Erzählen im Bereich der Familie, des Hauses oder im Freien eine Domäne des bäuerlichen und (klein)bürgerlichen Lebens, wogegen das Vorlesen aus Bilderbüchern oft auf eine sozial gehobene Schicht weist. Die französischen bzw. aus dem Französischen übersetzten Feenmärchen, die seit dem 18. Jahrhundert einen eigenen Literaturzweig bilden, werden einem gebildeten und reichen Hausstand zugeordnet. Eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung der Märchen nehmen die Mutter sowie Großvater und Großmutter ein. Unter der Bezeichnung "Sinnbilder" werden von uns bildliche Vorstellungen, die häufig nur die allgemeinen Bezeichnungen "Märchen" oder "Waldmärchen" tragen, zusammengefasst. Mit den Träumen und der "Welt des Wunders" innig verwoben, verfügt das Märchen "ganz nach Belieben über die Welt, mit allen ihren Kräften, Gestalten und Wesen; es darf die ganze Natur beleben, allen Wesen und Dingen Vernunft und Sprache leihen" (Pierer). Die Bilder auf über 40 Postkarten bilden den Mittelpunkt der Seite. Ihnen beigegeben werden acht Gedichte, die das "Kinderglück"  der Märchenstunden, aber auch deren Verlust im Leben thematisieren. Nur in seltenen Augenblicken tritt noch die "Waldfee" aus ihrem "Zauberschloss des Waldes". Den Abschluss bildet der Artikel "Märchen" in einem Konversationslexikon des 19. Jahrhunderts, der das damalige Wissen dokumentiert.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Joseph von Eichendorff: Gedichte. Illustriert von Hans Looschen

(München März 2020)

Der Berliner Maler Hans Looschen (1859-1923) war ein Schüler der Berliner Akademie (Malklasse Hildebrandt), Mitbegründer der Secession und von 1913 bis 1923 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Er schuf Stilleben, Landschaften, Bildnisse, Märchenbilder und figürliche Kompositionen, "die sich durch kraftvollen Realismus, breite, wuchtige Pinselführung und koloristischen Reiz auszeichnen." Auch hat er zahlreiche Dichtungen illustriert: Balladen von Goethe und Schiller, Goethes "Hermann und Dorothea", Eichendorffs "Taugenichts" und dessen Gedichte, Chamissos "Schlemihl" wie auch Märchen und Sagen sowie Jugendliteratur. Das Goethezeitportal stellt über 15 Illustrationen zu Gedichten Eichendorffs vor, die 1896 im Verlagshaus Bong in Berlin erschienen. Darunter wenig bekannte Gedichte wie "Der alte Held", Tafellied zu Goethes Geburtstag 1831.

 

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Hasterose und fehlende(s) Ei(er). Texte von Schwitters und Ringelnatz sowie Hasen- und Eierkarten von Mynona zu Ostern 2020

(München März 2020)

Unsere Osterseite 2020 enthält zwei kleine Texte: "Der Hasterose" des Avantgardekünstlers Kurt Schwitters (1887-1948) und "Rätselhaftes Ostermärchen" aus dem "Kinder-Verwirr-Buch" von Joachim Ringelnatz (1883-1934). Die zumeist photographischen Bildpostkarten zeigen skurrile und komische Bildmotive und -arrangements mit Osterhasen und Ostereiern: Hasen aus Pappmaché und in natura; Hase und Küken auf Schaukel; Mädchen im Ei und mit Riesenei; Liebhaber mit Blumenstrauß im Ei; Mädchen mit Osterglocken als Reiterin auf einem Ei; Hase als Reitpferd; Kinder im Eiernest unterm Schirm u.a.m. Besuchen Sie auch die früheren Osterseiten mit vielfältigen Texten und Bildern, die wir alljährlich ─ wie an Weihnachten und Neujahr ─ für die User des Goethezeitportals als abwechslungsreiche Unterhaltung einstellen..

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Friedrich Schiller: Der Kampf mit dem Drachen in Umrissen von Moritz Retzsch

(München Februar 2020)

Von dem Maler und Radierer Moritz Retzsch (1779-1857) publizierte  das Goethezeitportal bereits Umrisse zu Werken Goethes ("Faust") und Schillers ("Lied von der Glocke", "Gang zum Eisenhammer", "Pegasus im Joche"). Hier folgen die zu ihrer Zeit geschätzten Umrissradierungen von 1824 zu Schillers volkstümlicher Ballade "Der Kampf mit dem Drachen" (Erstdruck 1799). Dem Text der Ballade werden die 16 Umrisse von Retzsch sowie seine von ihm so bezeichneten "Andeutungen" beigegeben, in denen der Künstler die (teilweise vom Text abweichenden oder ihn ergänzenden) Bildmotive und deren Ausgestaltung beschreibt. Der Ausspruch des Kreuzordenritter-Meisters "Mut zeiget auch der Mameluk, / Gehorsam ist des Christen Schmuck" wurde zum geflügelten Wort. Eine Kurzbiographie stellt den Künstler vor.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Goethe spricht in den Phonographen. Eine Liebesgeschichte. Groteske von Mynona zu Neujahr 2020

(München Dezember 2019)

Salomo Friedländer alias Mynona (1871-1946) war ein Literat und Philosoph, der als freier Schriftsteller im Berliner Kreis avantgardistischer Künstler und Gesellschaftskritiker lebte. Für seine literarischen Werke wählte er als Pseudonym "Mynona", das rückwärts gelesene Wort "anonym". Bekannt geworden sind seine Grotesken, die Heterogenes verbinden und "kalkuliert auf Irritation angelegt" sind (so Reto Sorg über die Groteske). Die hier ausgewählte, 1916 erstmals publizierte Groteske verbindet die etwas mühevolle Liebesgeschichte der Studentin Anna Pomke, die  schwärmend gern Goethes Stimme hören möchte, mit ihrem in sie verliebten Prof. Dr. Abnossah Pschorr, der – um sie für sich zu gewinnen – einen Spezial-Phonographen erfindet,  um einst gesprochene Sätze dieses berühmten Toten mit Hilfe ihrer andauernden "Tonschwingungen" wieder vernehmbar zu machen. Um Goethes Stimme möglichst authetisch einzufangen, bildet Prof. Pschorr dessen Luftwege und Kehlkopf nach. Dies gelingt ihm durch Studien an Goethes Leichnam in der Weimarer Fürstengruft, in die er einbricht und die dortige "Bewachungsgilde" hypnotisiert. Nach der Konstruktion seines kleinen Apparates mit Anna Pomke wieder in Weimar, erhält er Zutritt zu Goethes Arbeitszimmer, stellt seinen Phonographen dort auf und es gelingt ihm zur Ver- und Bewunderung aller Anwesenden "die wirkliche Wiederholung wirklich von ihm gesprochener Worte". Sie sind ans "Eckermännlein" gerichtet, polemisieren gegen Newton und handeln über die Philosophie Schopenhauers, über den Mynona promoviert hat, und die Rolle des Willens, "den wahrhaften Urheber aller großen und kleinen Dinge". Auf mehrere historische Personen und Ereignisse in Weimar nimmt die Groteske spöttisch Bezug, so auf Elisabeth Förster-Nietzsche, die Schwester Nietzsches und Nachlassverwalterin ihres Bruders, die das Weimarer "Nietzsche-Archiv" begründete. Nach mancherlei Wirren findet die Liebesgeschichte im Weimarer "Elephanten" ihr happy end.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Walther von der Vogelweide. Bilder von Eduard Ille im Schloss Neuschwanstein. Mit Hinweisen zur Rezeption des Minnesangs im 18. und 19. Jahrhundert

(München Dezember 2019)

Mit dem Schloss Neuschwanstein (seit 1869 im Bau) schuf sich König Ludwig II. von Bayern ein "privates Refugium", in dem er seine romantische Vorstellung vom Mittelalter umsetzen konnte. Die detaillierte Planung des Baues und seine bildliche Ausgestaltung nach Konzeptvorschlägen von H. Holland lag in den Händen des Königs selbst. Für das Toiletten-Zimmer wurden Bilder aus dem Leben und dem Werk von Walther von der Vogelweide, "als dem meistgerühmten und meistgefeierten aller Minnesänger", ausgewählt. Sie werden hier als Postkartenserie aus dem Münchner Verlag von Martin Herpich wiedergegeben. Informiert wird über den Maler und Illustrator Eduard Ille (1823-1900), einen führenden Mitarbeiter der "Münchener Bilderbogen" und der "Fliegenden Blätter", der an der Ausmalung von Schloss Neuschwanstein beteiligt war. Die produktive Rezeption des Minnesangs seit den Ausgaben von Bodmer und Breitinger (1758/59) wie von Tieck (1803) wird in den wichtigsten Daten und Fakten referiert, womit die Wirkungsgeschichte verdeutlicht wird, auf der die Themen der in Wandpaneelen eingefügten 'Teppichmalereien' in Neuschwanstein fußen.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Frank Wedekind: Der Hänseken. Ein Kinderepos. Eine Gabe des Goethezeitportals zu Weihnachten 2019

(München Dezember 2019)

"Der Hänseken. Ein Kinderepos" ist eine Gabe des Goethezeitportals zu Weihnachten 2019. Der Dramatiker Frank Wedekind (1864-1918) verfasste das "Kinderepos" für seine dreijährige Schwester Emilie (geb. 1876) zu Weihnachten 1879, als er noch zur Schule ging. Illustriert wurde es vom Bruder Armin (1863-1934), Arzt und Stadtverordneter in Zürich. Es erschien 1896 in einer Auflage von 2000 Stück im Verlag von Albert Langen in München. Anregungen für "Das Hänseken" kamen von Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter" (1844) und Theodor Storms Kindermärchen "Der kleine Häwelmann" (1849). In der "Geschichte von den schwarzen Buben" im "Struwwelpeter" wird ein Mohr von drei Knaben verspottet, die zur Strafe in schwarze Tinte getaucht werden. "Nun seht einmal, wie schwarz sie sind, viel schwärzer als das Mohrenkind." Der kleine Häwelmann hat eine unbändige Lust am Rollen des Rollenbetts, die seine Mutter nicht befriedigen kann. Indem der Mond einen Strahl durch das Schlüsselloch fallen lässt, verhilft er dem auf ihn reitenden Jungen beim Verlassen des Hauses. Der "gute alte Mond" leuchtet Häwelmann bei seiner wilden langen Fahrt durch die Straßen der Stadt (mit dem "goldenen Hahn auf dem Glockenturme"), über den Wald hinaus "über die Heide bis ans Ende der Welt, und dann gerade in den Himmel hinein". Die aufgehende Sonne beendet seine Mondstrahl-Reise im Himmelreich, auf der ihm niemand begleiten will: "Und - eins, zwei, drei! nahm sie den kleinen Häwelmann und warf ihn mitten in das große Wasser," d.h. heißt in einen Tintenstrom. Originell ist der Ausgang von Wedekinds "Kinderepos": Hänschen, ob seiner Tintenschwärze von seiner Mama und dem ganzen Städtchen nicht erkannt und verstoßen, wird freundlich aufgenommen von den Mohren. "Doch wenn die Weißen dich mißhandeln, / Dann kannst du zu den Mohren wandeln!" So findet der sich stets zurückgestoßen fühlende, tobende Knabe endlich Spielkameraden, die er auf seinem Ritt auf dem Mond nicht gefunden hatte.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Bilder zu Gedichten von Moritz Graf Strachwitz

(München November 2019)

Das Goethezeitportal publiziert 10 Gedichte des weitgehend vergessenen Moritz Graf von Strachwitz (1822-1847), mit Zeichnungen von Felix Wichert, in Holzschnitt ausgeführt von R. Brend'amour's xylographischer Anstalt. Strachwitz, Spross einer angesehenen Adelsfamilie in Schlesien, studierte die Rechte, quittierte jedoch die Beamtenlaufbahn und führte ein freies, ungebundenes Leben. Mehrmals sprach er sich gegen den "Schacher", das "Philister-" und "Memmenthum" der Gegenwart und für die Werte der heroischen Zeit des Rittertums aus. Strachwitz war ausschließlich Lyriker. Im  literarisch-geselligen "Sonntags-Verein zu Berlin", bekannt  als "Tunnel über der Spree", wurde er in den 1840er Jahren und über seinen Tod hinaus zur "Identifikations-" und "Leitfigur" des Kreises (Weißert). Die bekannteste Würdigung von Strachwitz als Charakter und Balladendichter stammt von Fontane, der einige Zeit, wie er sich erinnert, "einer der Eifrigsten in der Strachwitz Gemeinde" war.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Die Geschichte des Reineke Fuchs für Kinder bearbeitet. Illustriert von Eduard Ille

(München November 2019)

"Wenn heut' man List und Falschheit schilt, / Ist Reineke, der Fuchs, ihr Bild." Das Epos vom schlauen Fuchs, das ins Mittelalter zurück reicht, wurde in der Goethezeit und im 19. Jahrhundert mehrfach bearbeitet, darunter mit großem Erfolg auch von Goethe. Im Münchner Verlag von Braun & Schneider, einem führenden Verlag besonders für populäre Druckgraphik, erschien eine Bearbeitung für Kinder 1872/73  in drei "Münchener Bilderbogen" sowie als "Münchener Bilderbuch", illustriert von Eduard Ille und illuminiert durch die verlagseigene Kolorierungswerkstatt, das hier vollständig wiedergegeben wird. Eduard Ille (1823-1900) war ein führender Mitarbeiter der "Münchener Bilderbogen", von denen er von 1850 bis 1897 71 Nummern illustriert hat, und der "Fliegenden Blätter". Zum Vergleich wird verlinkt mit den gezeichneten Vorlagen einer 1826 publizierten Bilderfolge von Johann Heinrich Ramberg, einem populären Buchillustrator der Goethezeit.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Der faule Heinz und das dumme Katherlieschen. Zwei Märchen aus Grimms Kinder- und Hausmärchen. Mit Zeichnungen von Leopold von Kalckreuth

(München Oktober 2019)

Der Verlag Bruno Cassirer gab in seiner Reihe "Das Märchenbuch" zwei Bände mit Illustrationen von Leopold von Kalckreuth (1855-1928) zu Grimms Kinder- und Hausmärchen heraus. Kalckreuth, zeitgenössisch als "poetischer Realist" charakterisiert, schuf schlichte, locker gezeichnete, teilweise komische Schwarz-Weiss-Illustrationen. Im Folgenden publiziert das Goethezeitportal zwei selten zu lesende Texte über Faulheit und Dummheit: die Märchen vom "faulen Heinz" (KMH 164) sowie vom "Frieder und dem dummen Katherlieschen" (KHM 59). Aus den Anmerkungen der Brüder Grimm geht hervor, dass das Märchen vom dummen Katherlieschen, das die Wünsche ihres Mannes auf groteske Weise wörtlich nimmt, in verschiedenen lokalen Varianten verbreitet war. Auf ihr naiv-fehlerhaftes Verhalten hingewiesen, antwortet die junge Frau: "Friederchen, das habe ich nicht gewusst, hättest mir's sagen müssen."

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Die Pontinischen Sümpfe. Bilder und Texte.
Geschichtslandschaft | Mythologisierung
Stimmungsbilder | Ruinenromantik

(München September 2019)

Ergänzend zu den Motiven aus der Campagna di Roma stellt diese Seite die Pontinischen Sümpfe südlich von Rom bzw. auf dem Weg von Rom nach Neapel vor. Lexikoneinträge erklären die geologischen Gegebenheiten, die zur Bildung der Sümpfe führten, und weisen hin auf die Geschichte der in der Antike einst blühenden Region, die vergeblichen Versuche der Trockenlegung des Sumpfgeländes und die Gefahr der Ansteckung mit Malaria. Der Schwerpunkt liegt auf den Überformungen durch "neue signifikatorische Akte" (Hartmut Böhme), die den Pontinischen Sümpfen eigene Bedeutungen verleihen. So erinnert Friedrich Sickler bei seinen Studienreisen antike Geschichte und Mythologie. In Gregorovius, der von Rom aus die Meeresküste entlang nach Süden wanderte, lösten die Sümpfe mit ihrem Urwald und den  halbwilden Büffelherden eine "Stimmung vollkommen mythologischer Natur" aus, die ihn an die Indianer Nordamerikas erinnerte. Ähnlich erging es dem Schriftsteller Grabein, der bei seinen Wanderungen die Campagnabüffel und ihre Hirten studierte. Mit dem Ölbild "Die Pontinischen Sümpfe bei Sonnenuntergang (1848, Erstfassung 1839) führt August Kopisch vor, wie sich die Landschaft bei Sonnenuntergang mit ihren Beleuchtungs- und Spiegeleffekten zu einem Stimmungsbild gestaltet. Stimmungsbilder wurden zu einer Spezialität des spanische Malers Enrique Serra (1859-1918). Wir zeigen einige freie Kompositionen von Fragmenten antiker Bauten und Skulpturen aus den Pontinischen Sümpfen, die halb versunken und überwuchert von einer üppigen, oft blühenden Vegetation und trotz ihrer meist kräftigen Farben Sinnbilder der Vergänglichkeit der menschlichen Kultur sind. Zur Gattung der "künstlichen Ruinen", die ihren Motiven nach den Stimmungsbildern aus den Pontinischen Sümpfen entsprechen, gehört die "Römische Ruine" im Park von Schönbrunn (erbaut 1778, gemalt von Ferdinand Georg Waldmüller 1832): ein dem Schein nach im Wasser versinkendes Bauwerk mit einer antiken Figurengruppe, eingebunden in die umgebende Natur.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Die Illustrationen von August von Kreling zu Goethes "Faust" im Verlag von Walter Seifert

(München Juli 2019)

Der Bildhauer und Maler August von Kreling (1819-1876) entwarf einen Zyklus von Kompositionen zu Goethes "Faust", der in unterschiedlichen Medien ─ im Buch, in Mappen, auf Postkarten und als Einzelblätter – weit verbreitet wurde. Auf einer früheren Seite des  Goethezeitportals wurde  die Popularisierung dieser Bilder durch mehrere Postkartenserien unterschiedlicher Verlage belegt; auf der vorliegenden Seite wird die vollständige Folge von 12 Bildern aus dem 1905 gegründeten Stuttgarter Verlag von Walter Seifert vorgestellt. Der Zyklus erschien um 1912 in der Reihe "Klassische Kunst" als einfache Flügelmappe mit Blättern auf billigem Papier. Im Unterschied zu Prachtwerken sollte dieses  Format mit illustrierten Texten von Homer, Dante und Goethe ein breites Publikum erreichen.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Neapel. Volksleben Folge III. Dolce far niente

(München Juli 2019)

Die vierte und abschließende Seite zum Volksleben in Neapel dokumentiert, wie Goethe durch genaue Beobachtungen vor Ort die "nordische", aufklärerische und protestantische negative Beurteilung der Stadt und ihrer einfachen, scheinbar nach dem Motto "dolce far niente" lebenden Bewohner widerlegt, die z.B. auch der von ihm ansonsten geschätzte Reiseführer von J. J. Volkmann verbreitet. Weitere, dem "einfachen Volk" gewidmete Schwerpunkte bilden Herstellung, Kochen und Essen der neapolitanischen Nationalspeise der Maccaroni sowie anderer Speisen und Getränke auf den offenen Straßenmärkten. Von A. v. Kotzebue wird ferner als "reiche Quelle der Nahrung die unendliche Menge und Verschiedenheit der Seefische" gerühmt, "die gekocht, gebraten und roh auf den Straßen verkauft und verzehrt werden" u.v.m. Von dem Reiseschriftsteller Wilhelm von Lüdemann stammt die abschließende Gegenüberstellung von Neapel und Rom: "Neapel ist der reizende Körper – Rom der sinnende Geist, die fühlende Seele Italiens."

   Folge IV: Dolce far niente

 



 Jutta Assel und Georg Jäger:
Goethes "Hermann und Dorothea" in Illustrationen von Benjamin Vautier

(München Juni 2019)

Die Bilder zum idyllischen Epos "Hermann und Dorothea" bilden einen Schwerpunkt unter den Illustrationen zu Goethes Werken. Im Folgenden werden die 19 Holzschnitte nach Zeichnungen von Vautier in einem Reprint der Ausgabe von 1869 wiedergegebenen. Benjamin Vautier (1829-1898) gehört der Düsseldorfer Schule an und war erfolgreich mit seinen Genrebildern aus dem bäuerlichen Leben. Zu Studienzwecken bereiste er dafür den Schwarzwald, die Innerschweiz und das Berner Oberland. Illustriert hat Vautier außer Goethes "Hermann und Dorothea" auch Auerbachs "Barfüßele" und Immermanns "Oberhof" , zwei zeitgenössisch vielgelesene Erzählungen. Die Seite stellt Vautier in einer Kurzbiographie vor und gibt Hinweise zu den reproduzierenden Künstlern, den Holzstechern und Xylographischen Anstalten, welche die Zeichnungen in Holzschnitten umsetzten.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Goethes "Hermann und Dorothea" in Illustrationen von Ernst Bosch

(München Mai 2019)

"Hermann und Dorothea", 1796/97 entstanden und 1798 publiziert, ist eine "idyllisch-epische" Dichtung in Hexametern, deren neun Gesänge nach den Musen benannt sind. Die Handlung spielt in einem rechtsrheinischen Städtchen und schildert einen Flüchtlingszug aus Frankreich im Gefolge der Revolutionswirren. Am 5. Dezember 1796 schreibt Goethe an Heinrich Meyer: "Ich habe das reine Menschliche der Existenz einer kleinen deutschen Stadt in dem epischen Tiegel von seinen Schlacken abzuscheiden gesucht und zugleich die großen Bewegungen und Veränderungen des Welttheaters aus einem kleinen Spiegel zurück zu werfen getrachtet." Die Handlung spielt unter den Honoratioren des Ortes – dem begüterten Wirtsehepaar zum Goldenen Löwen, dem Apotheker und Pfarrer – und hat zum Mittelpunkt die Brautwahl. Hermann, der Sohn der Wirtsleute, und das Flüchtlingsmädchen, die ebenso schöne wie tüchtige und mutige Dorothea, werden ein Paar. Im 19. Jahrhundert wurde die Dichtung überaus hoch geschätzt, weil sie bürgerliche Lebensvorstellungen und Geschlechterstereotypien, nicht ohne Ironie von Seiten des Erzählers, in klassischer Form gestaltet.

Von den zahlreichen Illustrationen, die das Werk erfuhr, hat das Goethezeitportal bereits mehrere publiziert. Hier folgen die Bilder des Düsseldorfer Malers, Zeichners und Grafikers Ernst Bosch (1834-1917), der eine Reihe literarische Werke illustrierte. Populär wurde er durch diese Zeichnungen, die als Radierungen oder Holzstiche in Familienzeitschriften wie der "Gartenlaube" und "Daheim" erschienen. Wiedergegeben wird der gesamte Text und der Bericht des Altertumskundlers Karl August Böttiger, der von zwei Lesungen Goethes 1796 und 1797, also in der Entstehungszeit des Werkes, berichtet, es kommentiert und würdigt.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Der Heidelberger Schlossstreit und die historistische Ausgestaltung des Friedrichsbaus

(München April 2019)

Die Frage, wie das Heidelberger Schloss, ein vielbesuchtes nationales Kulturdenkmal, zu erhalten sei, führte um 1900 zu einem grundsätzlichen Streit um die Prinzipien der Denkmalpflege, bekannt unter dem Namen "Heidelberger Schlossstreit" bzw. "Heidelberger Denkmalstreit". Die großherzoglich badische Regierung als zuständige Behörde hatte den an die Technische Hochschule Karlsruhe berufenen Bauingenieur und Architekturhistoriker Carl Schäfer (1844-1908) mit der Restaurierung bzw. "Wiederherstellung" des Friedrichsbaus beauftragt, die er als "Oberbaurat" 1897 bis 1903 im Stil des Historismus (Neorenaissance) durchführte. Die Ausgestaltung der Fassade und der Innenräume wird in zahlreichen Bildpostkarten dokumentiert. Schäfer und die ihm folgenden Architekten gingen von einem "Wiederaufbau" bzw. einer "Wiederherstellung" aus und wollten auch den "Gläsernen Saalbau" in der Ecke zwischen Friedrichs- und Ottheinrichsbau und den "Ottheinrichsbau" selbst nach diesen Prinzipien restaurieren. Dagegen wandten sich zahlreiche Kunsthistoriker, denen Georg Dehio in seinem Manifest 1901 eine Stimme gab. Er ging von der "Abweisung jedes Gedankens an Wiederherstellung heute nicht mehr vorhandener Teile" aus und forderte eine Beschränkung auf die Sicherung des Baues in seinem jetzigen Zustand ("Erhaltung des Bestehenden"). Polemisch sprach Dehio von einer drohenden "Verschäferung", die "den historischen Verlauf rückwärts zu korrigieren" sucht. Dieser Position, Beschränkung auf Erhaltungsmaßnahmen, schlossen sich 1904 in einer öffentlichen Erklärung 136 Dozenten der Universität Heidelberg an, unter ihnen Ernst Troeltsch und Max Weber. Den Standpunkt der Maler vertrat Hans Thoma in seiner Rede vor der Ersten Badischen Ständekammer 1906. Sowohl das Manifest Dehios wie die Heidelberger Erklärung und die Rede Thomas werden in den wichtigsten Argumenten wiedergegeben.

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Sabine Bloch: Clara Möller-Coburg: Ostereier.
Ein Beitrag zum 150. Geburtstag von Clara Möller-Coburg zu Ostern 2019

(München März 2019)

Zu Ostern 2019 stellt das Goethezeitportal zwei Serien farbig gefasster Holz-Ostereier vor, entworfen 1906 von Clara Möller-Coburg für die Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst: eine „bürgerliche“ und eine „königliche“ Familie von ursprünglich jeweils sechs Figuren. Die gedrechselten Hohlkörper aus Lindenholz waren in der Mitte zu öffnen und konnten als Behälter oder Spielzeug benutzt werden. Die noch erhaltenen Figuren werden hier abgebildet.

Vorgestellt wird Clara Möller-Coburg (1896-1918, Signet CMC) und einiges von ihr gestaltete Spielzeug. Sie war seit 1905 verheiratet mit dem Typographen und Buchgestalter F. H. Ehmcke (1878-1965). 1902 wurde sie Mitarbeiterin der Steglitzer Werkstatt in Berlin. Sie baute dort die Abteilung für Kunst-Stickerei auf, entwarf Reformmode und unterrichtete an der von der Werkstatt betriebenen „Schule für Buchgewerbe- und angewandte Kunst“ sowohl Entwurf wie auch Technik der Textilarbeiten. Gebrauchsgraphik gestaltete sie unter anderem für die Firma Syndetikon, dem wichtigsten Auftraggeber und Sponsor der Werkstatt.

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Inge Nunnenmacher: „Auch Bücher haben ihr Schicksal"
Joseph Victor von Scheffels „Trompeter von Säckingen"
auf Bildpostkarten

(München März 2019)

Scheffels „Trompeter von Säckingen“ (1853) gehörte bis zum Ersten Weltkrieg zu den meistgelesenen und meistgekauften Büchern. Von dessen Popularität konnte und wollte auch die Postkartenindustrie profitieren. In der goldenen Zeit der Bildpostkarte – von 1890 bis hinein in die 1920er Jahre – bot Scheffels Versepos mit seiner bittersüßen Liebesgeschichte und der Trompeterfigur den Postkartenverlagen gut verkäufliche Motive.
Massenweise wurden Illustrationen der Trompeter-Handlung sowie vor allem des Trompeterlieds mit seinem „Behüt dich Gott, es wär zu schön gewesen“ produziert, als Kunstpostkarten oder als Fotoserien. Darüber soll der Beitrag einen Überblick mit zahlreichen Postkartenbeispielen geben.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Der Maskenball der Thiere. Illustriert von Eduard Ille

(München Januar 2019)

"Der Maskenball der Thiere" erschien 1878 im 36. "Münchener Bilderbuch" des Verlages von Braun & Schneider, bekannt für seine populäre Druckgrafik im Holzstich. Illustriert wurde das Bilderbuch von Eduard Ille (1823-1900), einem führenden Mitarbeiter der "Münchener Bilderbogen" und der "Fliegenden Blätter". Von 1850 bis 1897 hat Ille 71 "Münchener Bilderbogen" illustriert. Die Holzstiche wurden nachträglich mit Hilfe von Schablonen koloriert; die starke Farbigkeit einiger Blätter entspricht dem damaligen und wohl auch heutigen Publikumsgeschmack breiter Schichten, insbesondere von Kindern. Die farbige Wiedergabe im Goethezeitportal bietet Gelegenheit, die einzelnen Szenen dieses Bilderbuches unter Rückgriff auf die beigegebenen Verse zu verstehen.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Pierrot lunaire. Gedichte von Albert Giraud in Auswahl. Übertragung von Otto Erich Hartleben. Vertonung von Arnold Schönberg

(München Dezember 2018)

In der dritten Folge von Mondgedichten stellt das Goethezeitportal zu Neujahr 2019 den Zyklus "Pierrot lunaire. Rondels bergamasques " (mondsüchtiger Pierrot) des belgischen Dichters französischer Sprache Albert Giraud (1860-1929) vor. Der Zyklus von 50 Gedichten in der metrischen Form des Rondeau erschien 1884, die kongeniale freie Übertragung ins Deutsche von Otto Erich Hartleben 1911 im Verlag Georg Müller in München. Wiedergegeben wird eine Auswahl der Gedichte Girauds in der Übertragung von Hartleben, welche die thematische Vielfalt und Vielstimmigkeit des Zyklus belegt. Abgedruckt wird auch Verlaines Gedicht "Mondlicht" (1869), auf das die von Giraud aufgegriffene Wendung "bergamasques" (Masken aus Bergamo) zurückzugehen scheint. Dieses Gedicht hat Claude Debussy zur vielgespielten "Suite bergamasque" (3. Satz "Clair de lune", 1890 komponiert, 1905 veröffentlicht) angeregt. Abgedruckt wird zudem der kleine Zyklus "Pierrot marié", den Hartleben in der Art Girauds gedichtet hat. Lebendig geblieben ist der Zyklus "Pierrot lunaire" durch das atonale Melodram Arnold Schönbergs op. 21, einem "Schlüsselwerk der musikalischen Moderne" (Muxeneder), das 1912 in Berlin uraufgeführt wurde. Es besteht aus dreimal sieben von Schönberg selbst ausgewählten Gedichten für Sprechstimme und Kammerensemble in der Übertragung Hartlebens. Wie populär die Figur des Pierrot und die Mond-Motive um 1900 waren, belegen über 30 Bildpostkarten, darunter französische Serien mit Pierrot als Familienvater ("Pierrot père de famille") oder  Advokat ("Pierrot Avocat"). Giraud und Hartleben, beide heute nahezu vergessen, werden vorgestellt. Die Notizen zu Hartleben weisen hin auf dessen Leben als Bohemien und seinen Hang zum Skurrilen und Grotesken, den die 1903 von ihm gegründete „Halkyonische Akademie für unangewandte Wissenschaften“ in Salò am Gardasee belegt.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Aus der Weihnachtszeit und aus dem Kinderleben. Eine Gabe des Goethezeitportals zu Weihnachten 2018

(München November 2018)

Der Münchner Verlag von Braun und Schneider reussierte mit populärer Druckgraphik im Holzschnitt. Zentrales Verlagsprojekt bildeten die Einblattdrucke der "Münchener Bilderbogen", von denen von 1848 bis 1898 insgesamt 1200 Nummern erschienen, die auch gebunden zu 50 Bänden vertrieben wurden. Eine weitere Vermarktung stellten die "Münchener Bilderbücher" dar, bei denen die Holzschnitte und Texte der Bilderbogen im Buchformat neu arrangiert gedruckt wurden, wobei meist zwei oder mehr Bilderbogen zu einem Bilderbuch zusammengefasst sind. Das Goethezeitportal veröffentlicht das 26. Bilderbuch, in dem die "Münchener Bilderbogen" Nr. 577 "Aus der Weihnachtszeit" und Nr. 564 "Aus dem Kinderleben" unter dem Titel "Aus der Weihnachtszeit und aus dem Kinderleben. In Bildern und Reimen" neu herausgegeben wurden. "Weihnachtszeit" und "Kinderleben" geben den Stoff zu 8 bzw. 19 lose miteinander verbundenen Szenen. Entworfen wurden die Illustrationen von der Kasseler Künstlerin Mathilde Coester (1847-1923), die auch als Autorin von Kinderbüchern tätig war. Nach dem Druck wurden die Illustrationen schablonenkoloriert, um in ihrer oft kräftigen Farbigkeit dem Publikumsgeschmack zu genügen.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Adelbert von Chamisso. Peter Schlemihls wundersame Geschichte
Illustriert von George Cruikshank, Adolph Schrödter und Adolph Menzel

(München November 2018)

"Peter Schlemihls wundersame Geschichte" von Adelbert von Chamisso, 1814 erstmals erschienen, gehört heute, vielfach übersetzt,  zur Weltliteratur. Zur Popularisierung trugen die Illustrationen bekannter Künstler wesentlich bei. Das Goethezeitportal publiziert den Text mit den Paratexten, den Briefen und dem Gedicht Chamissos, welche die Herausgeberfiktion begründen und ausgestalten, wonach es sich bei Peter Schlemihl um einen Jugendfreund des Autors, also um eine reale Person handelt, welche die "wundersame Geschichte" selbst erfahren hat. An Illustrationen werden wiedergegeben: die Kupferstiche des englischen Karikaturisten George Cruikshank, die Chamisso bevorzugte, und des Düsseldorfer Künstlers Adolph Schrödter sowie die Holzstiche des jungen Adolph Menzel. Die Seite regt zum Vergleich der Illustrationsfolgen an: "die karikaturhaft-grotesken, die dämonisch-märchenhafte Komponente des 'Schlemihl' betonenden" Bilder Cruikshanks (Ehmann, S. 251) auf der einen, die fantastisch-realistische Deutung durch Menzel auf der anderen Seite. Das Goethezeitportal stellt Chamisso und die Künstler sowie die benutzten illustrierten Ausgaben vor. Zu den ersten Bewunderern der "wundersamen Geschichte" zählt E.T.A. Hoffmann, der in der "Geschichte vom verlornen Spiegelbilde", einer Erzählung in den "Abenteuern der Silvester-Nacht," die Fabel aufgreift.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Dornröschen. Märchen von Grimm und Bechstein

(München Oktober 2018)

Das bekannte Märchen von Dornröschen wird in der Fassung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm mit 5 Illustrationen von Ludwig Richter und in der Fassung von Ludwig Bechstein mit 20 Illustrationen auf Bildpostkarten publiziert. Dazu kommen weitere Illustrationen, zumeist Bildpostkarten wie  auch aus der Sammlung von Wikipedia bzw. Wikimedia Commons, so dass diese Seite über 35 Zeugnisse zur bildlichen Rezeption des Märchens in der Hoch- wie Popularkultur bereitstellt. Vorgestellt wird ferner die 1902 uraufgeführte Märchenoper von Engelbert Humperdinck, der heute vor allem durch die häufig gespielte Oper von Hänsel und Gretel bekannt ist. Anhand des Libretto  wird deutlich, wie das Märchen von Dornröschen für die Oper vielfach erweitert und verändert wurde. Bis heute wird auch bei der Erziehung und Beschäftigung der Kinder das 'Bewegungs-' und 'Kreisspiel' "Dornröschen war ein schönes Kind" aufgeführt. Das Goethezeitportal stellt den variantenreichen Text des Kinderliedes mit Melodie vor und druckt einige Spielanleitungen ab. Insgesamt bietet damit diese Seite einen Einblick in die reichhaltige deutsche Märchenkultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Der Mond Teil II. Mondgedichte und Bildpostkarten

(München August 2018)

"Mondsüchtig" sind Empfindsamkeit und Romantik, wie die erste Folge von Bildern und Texten mit Mondmotiven belegt. Doch zieht sich die Mondbegeisterung durch das gesamte lyrische Schaffen des 19. Jahrhunderts. Der Bilderschatz und die Motive aus der Zeit von Klopstock bis Tieck - an welche die zweite Folge anknüpft - werden aus- und umgestaltet und dabei oft witzig variiert. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen. ─ Tiecks hier wiedergegebene Glosse „Mondbeglänzte Zaubernacht“ wurde zum Inbegriff der Romantik. "Das Zauberische, dämmerhaft Unfaßbare, märchenhaft Alte ist romantisches Kunstprinzip. Die Dichtung ist die Welt der Mondnacht, dem Tag und seiner hellen, umgrenzten Wirklichkeit entgegengesetzt." (Spinner) Es ist "Lunas Zauberschein," des Mondes "Zauberlicht," das die Welt verändert. "Phantasein und Traumgestalten" (Miller) umgaukeln den Menschen bei Nacht. Im "Mondenreich," so dichtet Schönaich-Carolath, liegt "der See der Träume." ─ Als "Gedankenfreund" (Klopstock, Gleim) regt der Mond Erinnerungen und Gedanken an; er wird zum Freund und Vertrauten, dem man Empfindungen wie den Schmerz über die ferne oder verlorene Liebste gesteht. ─ Dabei wird der vermenschlichte Mond unterschiedlich konnotiert. Zum einen ist der Mond eine "Liebessonne" (Glaßbrenner), die "von viel tausend rothen Küssen" zu erzählen weiß, "die er in den Thalen sieht" (Geibel); beneidet wird er um das Privileg, in seinem Licht durchs nächtliche Fenster die Geliebte ohne alle Hüllen zu sehen. Darum fordern Liebhaber den Mond auf, sich beim Stelldichein zu verbergen und zu verhüllen, sich hinter Wolken zu verstecken (Koch). Zum anderen sprechen Gedichte von "des Mondes Einsamkeit" (Tieck), Lingg nennt ihn den "stolzen Stern der Einsamkeit". Der "Silbermond im Blau" (Rückert) hat nur die Sterne, seine "Schäfchen,".die er als Hirte auf "blauer Flur" hütet. Wo Liebesbeziehungen des Mondes angedeutet werden, bleiben sie unerfüllt oder enden tragisch. Die "schöne Morgenröthe", dichtet Lingg, schlief "beim bleichen Mondenschein" - um nach Anbruch des Morgens "den bleichen Liebling todt" zu sehen. ─ Die 28 Gedichte werden von 48 Bildern auf (Foto)Postkarten begleitet, die literarische Motive aufgreifen, aber auch um das zentrale Thema "Mädchen im Mondenschein" eine eigene Fotopostkarten-Poesie entfalten. Leser und Beschauer sind aufgefordert, die vielfältigen Beziehungen zwischen literarischen und bildlichen, hoch- und popularkulturellen Ausformungen der Mondbegeisterung zu entdecken.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Illustriert von Ignaz Taschner

(München Juli 2018)

In dem seit 1874 in Wien ansässigen Verlag von Martin Gerlach erschien seit 1901 die kleinformatige, ansprechend gestaltete Reihe "Gerlach's Jugendbücherei" mit dem Schulmann Hans Fraungruber als Redakteur und Künstlern der jüngeren Generation als Illustratoren, deren einige - wie Ignatius Taschner - aus München waren. Auf den Wiener Secessionsstil - und damit wohl auf Vorgaben des Verlegers - verweisen das quadratische Format, der streng flächige kreisrunde Linien-Pflanzen-Dekor auf dem vorderen Einband und das Vorsatzpapier, welches ähnlich im zeitgleich erschienenen Bändchen mit Illustrationen von A. Weisgerber verwendet wurde. Ignatius Taschner (1871-1913) entwarf für den Verleger Gerlach bereits seit Ende der 1890er Jahre Blätter für dessen ambitionierte Sammlung "Allegorien und Embleme" (Neue Folge). Von seinen Illustrationen zu Märchen der Gebrüder Grimm publiziert das Goethezeitportal eine Auswahl: "Das tapfere Schneiderlein", "Der Eisenhans" und "Der Mond".

Taschners reiche Bebilderung zeigt vielfältige Formate, Stil- und Technikvariationen: kleinformatige, oft karikaturenhafte Schattenriss-Bildchen oder Friese u. ä. im Jugendstil wechseln mit realistisch-holzschnittartigen oder dekorativen flächig-stilisierten grotesken Kompositionen auf Vollbildern, die auch durch starke Perspektiv- und Größensprünge überraschen. Die Farbigkeit bleibt meist zurückhaltend und sparsam und ist für Märchen oft erstaunlich düster. Der Plastiker Ignatius Taschner, wenig später Mitarbeiter der "Jugend" und nachgefragter Graphiker und Illustrator (z.B. von Ludwig Thoma), erprobte hier wohl die Ausdrucksmöglichkeiten von Illustrationsstil und -technik und findet bei den farbigen Bildern zum "Mond", dem letzten Märchen, zu einer überzeugenden Lösung.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Umrisse zu Schillers Wilhelm Tell.
Erfunden und auf Stein gezeichnet von Carl Oesterley

(München Juni 2018)

Carl Oesterley (1805-1891) gehört zu den 'Wissenschaftskünstlern' der Romantik, die ihr künstlerisches Arbeiten mit kunsthistorischer Forschung und ästhetischer Reflexion verbunden haben. Er promovierte 1824, habilitierte sich 1829 und übernahm an der Universität Göttingen eine Professur für Kunstgeschichte. Seine künstlerische Ausbildung erhielt Oesterley an der Dresdner Akademie. Während seines Italienaufenthalt 1824-28 befreundete er sich mit Joseph Führich und verkehrte im Kreis der Deutschrömer. Bekannt wurde er vor allem durch seine Porträts, Historien- und Altarbilder sowie durch Umrisszeichnungen. 150 Umrisszeichnungen nach Antiken verfertigte er für das von Carl Otfried Müller herausgegebene Tafelwerk "Denkmäler der alten Kunst", das in Heften von 1832 bis 1844 erschien. Unter seinen Illustrationen (zu Goethe, Schiller, Uhland u.a.) sind die 12 Umriss-Lithographien zu Schillers "Wilhelm Tell" das umfänglichste Werk. Um bei der Betrachtung der Illustrationen den Gesichtspunkt zu bezeichnen, von dem er beim Entwerfen derselben ausgegangen war, fügte Oesterley als Einleitung eine ästhetische Reflexion bei. Den "Cyklus von Compositionen" vergleicht er darin mit einer Oper, wobei das Titelbild der Ouvertüre entspricht. Beide sollen "allgemeine Stimmungen der Seele" hervorrufen und einen "Totaleindruck des Ganzen" verschaffen. In diesem Sinn stellt das Titelblatt zum "Wilhelm Tell" den "Sieg der Freiheit über die Tyrannei" dar. Der göttliche Wille, in dem Engel personifiziert, "äussert sich am schönsten in dem geistigen und materiellen Lichte; als solches erleuchtet die Sonne im Aufgehen von neuem die frei gewordene Schweiz. Das Unreine, Sündhafte, Materielle, muss vor der Macht des Lichtes weichen, und in den Schooss der Nacht, aus dem es hervorging, zurücksinken. [...] Eine Brücke über die Reus, welche die reine Regenbogenform, als Symbol der Versöhnung zwischen dem Leichten und dem Schweren, dem Guten und Bösen hat, bildet die Pforte des Paradieses der Schweiz, welches der Engel mit dem Flammberge schirmend bewacht. Auf dieser Brücke ruht Tell [...] in der Umarmung seiner Frau und Kinder aus."

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Maikäfer flieg ... Pfingsten Folge 4

(München Mai 2018)

Die vierte Folge von Pfingstbildern und Pfingsttexten ist dem Maikäfer gewidmet, einem festen Bestandteil der  Pfingstikonographie. Im Mittelpunkt der Texte steht das auch heute noch bekannte Maikäferlied: "Maikäfer flieg'!  / Der Vater ist im Krieg, / Die Mutter ist in Pommerland. / Pommerland ist abgebrannt. / Maikäfer flieg'!"

Das 1800 zum ersten Mal gedruckte und 1806 in Arnims und Brentanos Sammlung "Des Knaben Wunderhorn" aufgenommene Lied, dessen Herkunft und Textgestalt in vielen Punkten strittig oder unbekannt ist, wurde in zahlreichen Varianten überliefert. Da das Maikäferlied zur selben Melodie wie das Einschlaflied "Schlaf Kindlein, schlaf!" gesungen wird, kommt es zudem zu einem Widerspruch zwischen der eingängigen wiegenden Melodie und dem Text, der von Krieg und Brand(schatzung) spricht. Heute wird das Maikäferlied meist auf Flucht und Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und auf die aktuellen Kriege, etwa in Afghanistan und Syrien bezogen. Wie widersprüchlich die Diskurse sind, die sich dieses Liedes bedienen, belegt seine Nutzung zu Propagandazwecken: Da wird das eine Mal gegen Heiden bzw. Türken und Juden gehetzt ("D'Judde kumme / D'Heide kumme"), ein anderes Mal ist von den Führern der badischen Revolution von 1848, Hecker und Struve, die eine Republik errichten wollten, die Rede. Die Seite zeigt auch auf, in welch unterschiedlichen Zusammenhängen von Maikäfern die Rede ist: Da sind zum einen die belehrenden Texte über den Käfer, seine Arten und sein Lebenszyklus; die Spiele der Kinder mit den gesammelten bizarren "Krabblern und Fliegern"; die Schäden in der Land- und Forstwirtschaft, die er als Engerling und als Käfer anrichtet, sowie die Möglichkeiten seiner Vernichtung und Verwertung. Als probates Mittel wird das organisierte Abschütteln und Einsammeln der Käfer, am besten durch Kinder, empfohlen, zugleich aber vor "zwecklosen Quälereien und grausamen Spielereien" unter den "Händen junger Thierquäler" gewarnt. Unter den Möglichkeiten, Maikäfer zu verwerten (Futter für Schweine, Geflügel und Fische; Düngemittel; Arzneimittel; Gewinnung von Öl u.a.m.) wird die Maikäfersuppe als Delikatesse angepriesen. Somit verdeutlicht diese Seite die vielfältige Rede über Maikäfer und deren diskursive Verschränkungen.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Girgenti, das antike Agrigent, in alten Bildern und Reisebeschreibungen

(München Mai 2018)

Mit Christoph Heinrich Kniep, den er als Zeichner engagiert hatte, besuchte Goethe im April 1787 Girgenti und die Überreste des antiken Agrigent. In seinen Aufzeichnungen erstaunt auch hier die Breite der Interessen und die Neugierde Goethes. Was die Zeugnisse der Antike auf Sizilien betrifft, meint Goethe, lernen zu müssen. Als seinen "Mentor" preist er den "trefflichen von Riedesel," einen Freund und Schüler Winckelmanns, dessen Büchlein ("Mein Reise durch Sicilien und Großgriechenland," 1771) er "wie ein Brevier oder Talisman" am Busen trage. Es ist nicht nur das Tal der Tempel, Ziel der Touristen, über das er sich kundig macht; einen Kunstgenuss bereitet ihn beispielsweise auch der von Riedesel aufs höchste gelobte sog. Phädrasarkophag. Nicht minder als Tempel und antike Kunstwerke beschäftigen ihn Geologie und Landwirtschaft: Was wird angebaut (z.B. Puffbohnen; "Tumenia," eine Art Sommerkorn), auf welche Weise und in welcher Folge? Obschon Sizilien als Kornkammer galt, findet Goethe in Girgenti nicht die erwarteten Weizenfelder. Also macht er sich auf ins Landesinnere, wo er "Weizenstriche" findet, die einen "anschaulichen Begriff" geben, wie Sizilien den "Ehrennamen einer Kornkammer Italiens" erhalten konnte. In der privaten Unterkunft in Girgenti ─ ein Gasthaus gibt es nicht ─ werden Nudeln gefertigt. Wie genau das geschieht, um beste Qualität zu erhalten, kann man bei Goethe nachlesen.

Auszüge aus sieben Reisebeschreibungen, die von 1771 bis 1864 publiziert wurden, entwerfen ein facettenreiches Bild von Land und Leuten ─ beginnend mit den auch von Goethe thematisierten Umständen des Reisens und einem Gesamteindruck des heutigen Girgenti ("ein unbeschreiblich elender und schmutziger Ort", Tommasini) und der "Trümmerstätte" des antiken Agrigent mit dem Tal der Tempel: "Sizilien wäre einer Reise werth, wenn es auch nichts anders aufzuweisen hätte, als die Ruine des Concordientempels [!] und die Gegend des alten Agrigent" (Graß). Der Concordiatempel, "eines der schönsten und beinah völlig erhaltenes Monument des Altertums" (Bartels), und der Herkulestempel ("Menschenhände verfertigten gewiß nie ein edeleres Werk", Bartels) werden besonders hervorgehoben. Einen eigenen Reiz entfaltet die weite, von der Natur überwucherte "Trümmerstätte" mit "Spuren von alten Bauwerken, Grundmauern, Ziegel und dergleichen" (Parthey), umgeben "von wild verwachsenem Gesträuch" (Kephalides). Die Reisenden berichten ausführlich über die Ausgrabungen und suchen anhand der Befunde ein Bild des antiken Agrigent und seiner Tempel zu gewinnen.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Franz Graf von Pocci:
Frühlings-Laube für gute Kinder

(München April 2018)

Franz Graf von Pocci, der unter König Ludwig I. von Bayern, mit dem er befreundet war, und dessen Nachfolger König Ludwig II. mehrere Hofämter bekleidete, war ein produktiver Schriftsteller, Illustrator und Komponist. Er wandte sich nicht nur an die Gebildeten, sondern sprach das breite Volk und insbesondere Kinder an. So auch in der "Frühlings-Laube für gute Kinder" (1852), aus der wir eine Auswahl von Texten und deren ganzseitige Illustrationen publizieren. Darunter finden sich religiöse Themen, Sagen und "Mährlein" (Blaubart, Hubertus), Gedichte auf die Jahreszeiten und die ihnen angepassten Kinderspiele. So erzählt der "Wintermann", der den Weihnachtsbaum bei sich hat, einigen Kindern Märchen, während andere ein Schattenspiel anschauen. Es fehlen nicht Texte zur christlichen Erbauung und Ermahnungen zur Mildtätigkeit ("Der Blinde", "Das Waisenkind") – also ein bunter Strauß von Motiven und Stoffen. Wie aber kam Pocci zu dem kleinen Frankfurter Verlag C. B. Lizius? Carl Bernhard Lizius war ein revolutionärer Burschenschaftler, bevor er als Geheimagent im Dienste der Reaktion liberale und sozialistische Oppositionelle ausspionierte. Dass seine in München ansässige Schwester eine Schönheit im Geschmack von König Ludwig I. war und für dessen "Schönheitengalerie" Portrait saß, könnte die Verbindung des Hofmannes Pocci zum Verlag ihres Bruders erklären.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Fröhliche Ostern 2018

(München März 2018)

Im Mittelpunkt der Osterseite 2018 steht das "Osterbuch" oder "Hasenbuch" für Kinder, das 1908 bei Bruno Cassirer in Berlin erschien und mehrfach wiederaufgelegt wurde. Es besteht aus 17 kolorierten Zeichnungen des Illustrators und Malers Konrad Ferdinand Edmund von Freyhold (1878-1944). Die Initiative für das Bilderbuch ging vom Verleger aus.  Freyhold lebte ─ unterstützt von dem Winterthurer Großkaufmann Theodor Reinhart und dessen Söhnen sowie von Malerfreunden des Künstlers ─ auf Burg Landeck bei Emmendingen im Breisgau. Für die kurzen Kinderreime gewann der Verleger seinen Lektor, den Lyriker Christian Morgenstern (1871-1914). Es sollte "ein Buch nur für Kinder und für deren Phantasie" werden. Das "Wesen" der aquarellierten Zeichnungen nannte Morgenstern "epigrammatisch": "Jedes Blatt ist ein Farbenepigramm. Just auf seinen freudigen und fein kontrastierten Farben beruht sein Hauptreiz." Die Seite gibt alle Zeichnungen wieder, orientiert über die Entstehungsgeschichte, aus der sich der Doppeltitel "Osterbuch" und "Hasenbuch" erklärt, und informiert über Freyhold und Morgenstern. Umrahmt wird das Osterbuch von Glückwunsch-Postkarten der Jahrhundertwende, die Montagen mit Ostereiern und geschlüpften Küken zeigen sowie Babys und Kinder, die aus Ostereiern schlüpfen. 

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Walpurgisnacht auf Notgeldscheinen

(München Februar 2018)

Als es im und nach dem Ersten Weltkrieg an Metall für Kleingeld mangelte, erschienen Schuldscheine bzw. Notgeld auf Papier, hauptsächlich im Wert von 5 bis 100 Pfennig. Sie konnten nach einer gesetzten Frist oder nach Aufruf in reguläres Geld umgetauscht werden. Die kleinformatigen Notscheine mit oft aufwendiger und dekorativer Bebilderung, die auf lokale Sagen, geschichtliche Ereignisse, bekannte Bauwerke, Persönlichkeiten und Kultur- wie Naturdenkmäler zurück griffen, wurden schnell zu Sammelobjekten. Ausgegeben wurde Notgeld von Gemeinden bzw. Städten, aber auch von Firmen und Gesellschaften, Gaststätten, Hotels u.a.m. Das Goethezeitportal stellt eine Auswahl von Notgeld mit Bildern der Walpurgisnacht bereit. Herausgeber sind u.a. Gemeinden und Städte am oder im Harz (Blankenburg am Harz, Ilsenburg am Harz, Thale-Harz, Stadt Wernigerode) sowie Gesellschaften (Kraftverkehrsgesellschaft Braunschweig, Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahngesellschaft) und der Brockenwirt, letzterer mit einer umfänglichen mehrfarbigen Serie von "Brockengutscheinen". Die Bilder der Walpurgisnacht illustrieren bevorzugt den Hexenritt auf den Brocken und die ausgelassene Feier auf dem Hexentanzplatz, die vom bocksfüßigen gehörnten Satan dirigiert wird. Auf Goethes Walpurgisnacht in "Faust. Erster Teil" wird in zahlreichen Illustrationen mit Zitaten Bezug genommen. Mehrfach wird in den Bildern auch die Harzer Sage vom "wilden Mann" verwendet. Unsere Edition versucht die Bebilderung auch in Details zu erläutern, was insbesondere bei den Gutscheinen von Thale-Harz - wo es Bestrebungen gab, den Brocken zu einer "völkischen Kultstätte" (Puschner) zu machen - Schwierigkeiten bereitet. Über Hinweise auf von uns nicht erkannte Bilder oder Bildelemente danken wir.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Goethe-Motive auf Postkarten. Faust und Gretchen Fotopostkarten Serie 5

(München Januar 2018)

Diese Faust/Gretchen-Szenen eines wohl einfachen Fotoateliers, verlegt von der für ihre Massenproduktion von Fotopostkarten bekannten Rotophot-Gesellschaft in Berlin, verzichten auf jegliches Bühnenrequisit, auf den üblichen Hintergrund-Prospekt zur Verortung und Stimmungslenkung des Geschehens, überhaupt auf die Illusion eines Bühnenraums. Die Darsteller stehen nahe beieinander, agieren und reagieren aufeinander mit naiver, sparsamer Gestik und Mimik; etwas 'tumb' bahnt der reife Faust zum ins Gebetbuch versunkenen hübschen jungen Gretchen eine innige Beziehung an. Das Paar präsentiert sich in einem konnotationsfreien, vom Fotografen bei der Entwicklung der Bilder geschaffenen 'Nebel-Raum'; Faust und Gretchen konkretisieren sich erst ab Wadenhöhe aufwärts. Fotografische Inszenierungen literarischer Rollenporträts u.a.m. ohne Ausstattungsaufwand sind preiswert herzustellen. Doch wird die Identifizierung des Paares äußerst leicht gemacht durch Rollenbezeichnung und Zitatedruck auf den Fotos sowie durch die seit den frühen graphischen etc. Illustrationen festgelegte Faust/Gretchen-Ikonographie: mittelalterlich anmutende, historisch jedoch nicht einordnenbare Kostümierung, die Haartracht und die Charakterisierung durch wenige Attribute (Gretchenzopf-Perücke, Gebetbuch, die an langem Hüftgurt baumelnde Beuteltasche für die Utensilien der Hausfrau; für Faust das Barett mit Feder und reichverziertes Hemd und Wams).

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Johann Wolfgang von Goethe. Historienbilder zu seinem Leben
von Hermann Junker

(München Januar 2018)

Das Goethezeitportal veröffentlicht eine 12teilige Serie von Historienbildern zu Goethes Leben, die vom Frankfurter Maler Hermann Junker (1838-1899) entworfen und vom Verlag von Paul Grödel in Frankfurt a.M. auf Bildpostkarten vor 1900 publiziert wurden. Sämtliche Bilder werden wiedergegeben, soweit möglich mit den Texten, Textauszügen oder Textstellen, auf die sich die Illustrationen beziehen. Wo eine genaue Referenz nicht ermittelt werden konnte, wird der Zusammenhang skizziert, auf den Bild und Untertitel verweisen. Ausgewählt hat Junker den "Märchensessel", auf dem die Mutter abends, wenn sie erzählte, zu sitzen pflegte (1); Goethe im Elternhaus als Knabe beim Königsleutnant Thoranc unter den Frankfurter Malern (2); erste Liebe im "Bobbeschänkelche" (3) - ein Bild, das Rätsel aufgibt; Begegnung mit Friederike (4); Abschied von Heidelberg (5); Goethe als Orest in der Aufführung der "Iphigenie" im Ettersburger Wald (6); Verdächtigung als Spion am Gardasee (7); Goethes beherztes und beschwichtigendes Auftreten vor Capri, als das Schiff, das ihn von Messina nach Neapel zurück bringen sollte, zu scheitern drohte (8); Goethe in der "Campagne in Frankreich" (9); Goethe in Schillers Garten in Jena (10); sein Gespräch mit Napoleon in Erfurt (11); Jubelfeier zur 50jährigen Anwesenheit Goethes in Weimar (12). Einige weitere Historienbilder von anderen Künstlern, die einzeln erschienen sind (Eislaufen; Goethe als Kind beim Büchertrödler) befinden sich im Anhang. Beigegeben wird eine Kurzbiographie von Junker. Auf vielfältige Weise regt somit die Seite zur weiterführenden Lektüre in Goethes Autobiographie "Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit", der "Campagne in Frankreich", der "Italienischen Reise" u.a.m. an.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Les Bébés. Fotomontage-Postkarten Folge I. Zum neuen Jahr 2018 die besten Wünsche vom Goethezeitportal-Team

(München Dezember 2017)

Zum neuen Jahr 2018 publiziert das Goethezeitportal eine erste Folge von meist französischen Fotomontagen mit Bébés oder Kleinkindern. Aus der Goethezeit stammt eine bislang unveröffentlichte allegorische Zeichnung des Jahreswechsels mit einem kleinen Jungen und Mädchen, welche die Heraufkunft des neuen Jahres darstellen, und einem abgehenden Greis, der das alte Jahr repräsentiert. Auf Fotopostkarten zum Neuen Jahr, bei denen Kinder als Überbringer von Glückwünschen fungieren, folgen die über 30 Fotomontagen mit Motiven vom Wachsen, "Ernten" und Verteilen bzw. Verkaufen der Babys an Interessenten, d.h. zukünftige Eltern. Die in Frankreich zwischen 1900 und den 1920er Jahren beliebten Darstellungen nehmen Motive aus den volkstümlichen Vorstellungen der Kinderherkunft auf. Als Herkunftsstätten der Kinder gilt hier oft das Wasser; eine andere Vorstellung lässt sie auf Bäumen wachsen oder aus Kohlköpfen, Rosen u.a. Die Fotomontagen zum Thema "Les Bébés" sind witzige, fantasievolle und unkonventionelle Erfindungen in dieser relativ neuen Technik. Hier werden Säuglinge, auf bewusst provozierende, ironische und witzige Art, als Waren gehandelt: Sie werden (gerne z.B. in Kohlfeldern) für den Markt aufgezogen, Käufern angeboten, beworben und per Post, Bahn oder Flugzeug expediert. Zu ihrem Verständnis werden die volkskundliche Herkunft der Motive sowie Geschichte und Technik der Fotomontage skizziert.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Weihnachten 2017. Allerlei Weihnachtliches in Vers und Prosa
von Victor Blüthgen

(München November 2017)

Das von dem Schriftsteller Victor Blüthgen (1844-1920) zusammengestellte, 1899 publizierte "Weihnachtsbuch" enthält, wie der Titel es verspricht, "Allerlei Weihnachtliches in Vers und Prosa": über 10 Gedichte, mehrere Märchen und Novellen sowie zwei Episteln, die alle auf Weihnachten Bezug nehmen. Als Publikum wird die ganze Familie oder Hausgemeinschaft angesprochen: Vater, Mutter und Kinder wie auch Weihnachtsgäste - Verwandte, Freunde oder Bedienstete. Texte wie Gedichte oder Märchen eignen sich zum Vorlesen. Die ganzseitigen Bilder sowie die zahlreichen in die Texte eingebundenen Illustrationen ("Textbilder") machen das Werk zudem zu einem Bilderbuch, in dem man blättern, lesen und die Bilder betrachten kann. Die ganzseitigen Kompositionen wurden in unterschiedlichen Techniken reproduziert und sind offensichtlich dem Klischee-Fundus des Verlages entnommen oder auf dem Klischeemarkt erworben worden. Einheitlichkeit der Bildwiedergaben wurde nicht angestrebt, wie überhaupt kein Programm für Auswahl und Platzierung der Text- und Bildbeiträge zu erkennen ist. Zusätzliche, auf Leerseiten eingeklebte Bilder verstärken den Eindruck eines Sammelsuriums.

Das unterhaltende, sich an breite Schichten wendende "Weihnachtsbuch" knüpft an die Familienblätter an, vor allem an die "Gartenlaube", an der Blüthgen nach dem Tod Ernst Keils, des Gründers der "Gartenlaube," 1878 zeitweise redaktionell mitgewirkt hat. Von den im "Weihnachtsbuch" vertretenen Künstlern waren mehrere auch für die "Gartenlaube" tätig. Erschienen ist das bescheidene Prachtwerk, das eine kostengünstige maschinelle Herstellung mit einem 'vornehmen' Äußeren verbindet, im Verlag der "Gartenlaube", Ernst Keil's Nachfolger.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Der sächsische Prinzenraub.
Eine geschichtliche Sage

(München Oktober 2017)

Der sächsische Prinzenraub, bei dem Ritter Kunz von Kauffungen die Prinzen Albert und Ernst, Söhne des Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen, auf Schloss Altenburg 1455 entführte, um Forderungen an den Kurfürsten durchzusetzen, ist eine historische Tatsache. Sie wurde jedoch als populäre Sage ausgestaltet und in verschiedenen literarischen Medien (Erzählung, Gedicht, Epos), zahlreichen Theaterstücken, Illustrationen und Malereien bearbeitet. Da Herder einen alten "Berg-Reihen" zu diesem Thema in die "Stimmen der Völker in Liedern" sowie Arnim und Brentano eine ähnliche Version in des "Knaben Wunderhorn" aufnahmen, wurde der Stoff populär. Das Goethezeitportal stellt wichtige Zeugnisse für die Verbreitung des Motivs und die unterschiedlichen Verarbeitungen des Stoffes zusammen: die Sage mit in den Text eingelegten alten Illustrationen, das "Heldengedicht" und die Ode des Arztes und Dichters Triller von 1743, das alte Bergmannslied und dessen Fassungen in der Sammlung Herders sowie in "Des Knaben Wunderhorn". Mehrfach wurde das Geschehen in historischen Wandmalereien der Altenburg, dem Ort des Prinzenraubs, wie der Albrechtsburg in Meissen (Wandgemälde von Ernst Erwin Oehme) dargestellt. Zur Popularisierung in der Volkskultur trugen Bildpostkarten sowie das von Otto Pech (Künstlername Pix) gestaltete Altenburger Notgeld nach dem Ersten Weltkrieg bei. Die Rezeptionszeugnisse werden ergänzt durch zahlreiche Literaturhinweise und Weblinks.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Der Mond. Gedichte und Bilder. Folge I

(München Oktober 2017)

Gedichte von Klopstock, Hölty, Claudius, dem jungen Goethe und Anderen in der zweiten Hälfte des 18. und den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts sowie volkstümliche Lieder wie "Der Mond ist aufgegangen" (Claudius) oder "Guter Mond, du gehst so stille" prägen das Genre der bis etwa zur Jahrhundertwende bekannten Mondgedichte. Aus der Romantik stammen die viel zitierten Mondgedichte Tiecks und Eichendorffs. Parallel dazu entstanden in der bildenden Kunst die maßgeblich von Caspar David Friedrich und Carus geprägten Mondbilder und Nachtstücke mit Mondschein. In den Gedichten und Bildern wird dem Mond eine Reihe von Eigenschaften zugeschrieben; es gibt ein Motivvokabular der "Mondscheingemälde", das Ruinen, bemooste Trümmer, Wald, Gewässer und Felsenklüfte umfasst. Als "Gefährte der Nacht" ist der Mond ein "Gedankenfreund": er regt die Fantasie an, verzaubert die Welt und ruft Erinnerungen und Traumgestalten auf. Dem Einsamen ermöglicht er ein "wollustvolles" Gedenken an liebe Verlorene oder Tote, den Beladenen tröstet er und wiegt ihn in "sanften Schlummer". Der Mond ist aber auch ein "Kinderfreund". Vor allem aber ist er "ein Kuppler ohne gleichen", der "Liebeshelerei geheimer Liebsgeschichten" treibt, denn er hilft den Liebenden in der Nacht, indem er ihnen zum Stelldichein leuchtet, oder, falls Liebeskosen unbeobachtet sein will, sich hinter Wolken verbirgt. Hier vor allem setzen die Parodien an, die es gleichfalls seit dem späten 18. Jahrhundert gibt. Von den wiedergegebenen 17 Gedichten verspotten den Mondkult Aloys Blumauer ("An den Mond") und Lenau ("Hypochonders Mondlied"). Zusammen mit den 15 stimmungsmäßig begleitenden, die Gedichte nicht illustrierenden Bildern lädt die Seite zu Entdeckungen ein, die wir durch die Anordnung der Bild- und Textdokumente und ihre sich daraus ergebenden Beziehungen.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Das Lied von der Glocke. Illustriert von J. Felix Elßner

(München September 2017)

Eine sechsteilige Illustrationsfolge erweitert den Fundus zu Schillers "Lied von der Glocke" im Goethezeitportal. Der Illustrator Felix Elßner (1866-1945), Kunstmaler in Dresden, illustrierte Märchen und mehrere Postkartenserien, darunter Goethes "Hermann und Dorothea". Erschienen sind die Illustrationen zu Schillers "Glocke" in der "Farbenphotographischen Gesellschaft", die 1911 in Stuttgart gegründet und 1919 von der Münchner "Uvachrom" übernommen wurde.

Felix Elßners Szenenwahl aus der "Glocke" greift besonders emotionale, freudige Ereignisse für die Illustrationen auf: aus den Lebensstationen des Menschen Taufe, Liebeswerben, Hochzeit bzw. aus dem Jahreslauf oder den Festlichkeiten und Ruhezeiten des Volkes das Abschlussfest der Getreideernte, eine Mußestunde beim Geigenspiel über dem Städtchen oder das festliche Einläuten der Glocke. Ausgespart bleiben der Brand des Heimatortes, Unruhen, Verlust und Unglück der Menschen, Verzweiflung. Dass diese 'positive' Versauswahl beim Käuferpublikum der Postkarten (um 1910/20) gut ankam. darauf verweisen die verschiedenen Auflagen der Serie, die aus der unterschiedlichen typographischen Gestaltung der Adressseite zu erschließen sind.

Elßner schuf mehrfigurige, erzählfreudige Kompositionen in Nahsicht, eingebettet in die passende Naturkulisse, Innenräume, ein Architekturzitat. Die Mixtur der Kostümstile, besonders der Frauen, ist ein Charakteristikum dieses 'Spätesthistorismus', womit wohl angedeutet werden sollte, dass es sich um die Illustrierung eines Textes aus längst vergangenen Zeiten handelt. Die dezente Farbigkeit verweist auf Aquarelle bzw. Gouachen als Vorlagen des Farbendruckes.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Illustriert von Albert Weisgerber

(München September 2017)

Martin Gerlach veröffentlichte in seinem seit 1874 in Wien ansässigen Verlag die kleinformatige, sorgfältig gestaltete Reihe "Gerlach's Jugendbücherei", für die er namhafte Künstler als Illustratoren und den Schulmann Hans Fraungruber als Redakteur gewann. Das Goethezeitportal publiziert aus den von Albert Weisgerber (1878-1915) illustrierten Märchen der Brüder Grimm eine Auswahl: "Die Eule", "Die sieben Raben" und " Des Teufels rußiger Bruder". Das quadratische Format, der abstrakt kleinmustrige Einband und das Vorsatz-Papier (im Rapport zwei alte Frauen unter Bäumchen auf Treppenanlage, die jeweils wie eine Maske wirken) verweisen auf den Wiener Secessionsstil. Die zahlreichen Illustrationen Weisgerbers - teilweise ganzseitige bunte, zumeist aber kleinere in den Text eingefügte links- und rechts- oder ober- und unterrandige, schwarzweiß oder farbig unterlegte Illustrationen unterschiedlicher Größe - werden hier in ihrer Anordnung nachgestaltet. Weisgerbers formal und stilistisch sehr unterschiedliche kleine Kompositionen bieten eine Mixtur aus Jugendstil und stilisiertem Historismus. Er verblüfft durch groteske und witzige Bildideen, überraschende Perspektiven, variantenreiche Illustrationformen und -kombinationen, die auch als uneinheitliches Sammelsurium diverser Illustrationsmöglichkeiten (auch in Anlehnung an zeitgenössische Künstler) gelesen werden können. Das Büchlein ist eine frühe Arbeit (um 1901) des wenig später berühmten, eigenwilligen Jugendstil-Plakatkünstlers, "Jugend"-Mitarbeiters und Jugendstil-Malers.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Heidelberg im Mondschein

(München Juli 2017)

Heidelberg mit seiner Schlossruine ist das wohl am häufigsten wiedergegebene deutsche Mondschein-Postkarten-Motiv. Darum fasst das Goethezeitportal Mondbilder, von denen sich einige schon auf den älteren Heidelberg-Seiten finden, auf einer eigenen Seite zusammen. Die normalen Ansichten bei Tage auf den weit verbreiteten Foto- bzw. Fototypie-Postkarten wurden oft erst im Atelier des Fotografen in Nachtbilder umgewandelt durch neue Belichtungen, Retuschen, ausgesparte oder eingezeichnete Mondformen, Gewölke, Spiegelungen im Wasser etc. oder durch blau getönte Papiere als Bildgrund. Auch benutzten die Verlage Mondschein-Gemäldevorlagen von Künstlern wie Heinrich Hoffmann, Franz Huth, Albert Emil Kirchner u.a. Auf Heidelberg – und besonders auf Mondscheinkarten – spezialisiert hatte sich der Kunstverlag von Edmund von König in Heidelberg. Die Motivkarten von Liebespaaren, Heidelberg und Mondschein, genauer die Liebe in „lauer Sommernacht“ beim Schloss waren spätestens mit dem Schlager „Ich hab‘ mein Herz in Heidelberg verloren“ in Mode gekommen und wurden als dekorative Fotoserien vermarktet in schwarz/weiß, in Hand- oder Schablonenkolorierung, besonders in den 1920er Jahren (siehe Modefrisuren etc.). Der Mond erscheint dabei als Stimmungsmacher, Beförderer und Beschützer der Liebe (letzteres besonders, wenn er sich hinter Wolken verbirgt und den Liebenden damit bei der zeitweisen Dunkelheit Heimlichkeiten ermöglicht). Mit dem Mond verbunden ist auch die Ruinenromantik des Schlosses mit den Ausblicken auf die Stadt, den schimmernden Neckar und die Rheinebene. Die im 19. Jahrhundert obligate Rheinreise der Touristen umfasste in der Regel auch Heidelberg, und all die romantischen Aspekte der Studentenstadt dürften zu ihrer Bekanntheit und Beliebtheit beigetragen haben.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
»Still ruht der See« Ein Volkslied von Heinrich Pfeil. Text und Illustrationen

(München Juli 2017) 

Text und Melodie des Liedes "Still ruht der See" stammen von Heinrich Pfeil (1835-1899), der als Redakteur für mehrere Zeitungen arbeitete und von 1862 bis 1887 die "Sängerhalle", das Organ des "Deutschen Sängerbundes" redigierte. Pfeil interessierten vor allem Volkslieder und volksnahes Singen in Laienchören. Das Lied "Still ruht der See" setzte diese Intentionen um; es wurde ein Volkslied und war besonders in Laienchören beliebt. Das Lied zählt zu den am häufigsten auf Postkarten illustrierten Liedtexten. Wie bekannt es war, geht auch aus Adaptionen, z.B. als Streiklied von Arbeitern, und Parodien hervor, von denen zwei hier zitiert werden.

Unsere Bildstrecke zeigt neben zahlreichen szenischen Einzeldarstellungen auf sog. 'Kunstpostkarten' Beispiele aus Fotopostkarten-Serien, welche die schlichten Strophen durch stimmungsvolle Atelier-Arrangements zu illustrieren versuchen. Häufig sitzen ein junges Paar bzw. ein Mädchen in einem kühn konstruierten Kahn-Requisit – bzw. am Ufer – still sinnend, in nachdenklicher Pose oder verliebt die Einsamkeit nutzend. Der Hintergrund-Prospekt zeigt eine Wasserlandschaft, oft unter nächtlichem Himmel, gerne mit Mond. Vor dem Kahn sind Trockenpflanzen (Binsen, Seerosen), Steine etc. dekorativ angeordnet bzw. auch mal nur aufs Foto gezeichnet, um die Illusion von Wasser zu erhöhen. Unfreiwillige Komik? Durchaus; aber auch viel 'Gemüt'.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Stimmungsbilder mit Gedichten Eichendorffs

(München Juni 2017)

Der "Heimatverlag M. Hiemesch" spezialisierte sich um 1920 bis 1922 auf "Kunstblätter" nach Radierungen und "Künstler-Natur-Aufnahmen" im Kupfertiefdruck. In dem 9. Mäppchen der Reihe "Wanderungen durch die heimische Kunst" mit dem Titel "Der Tag hat sich geneigt ..." erschienen sechs Gedichte Eichendorffs und das Volkslied "Wenn ich ein Vöglein wär" nach Radierungen von Johannes Berger. Es handelt sich dabei nicht um Illustrationen der Texte, vielmehr sind Abend- und Nachtstimmungen das verbindende Element. Denn mit Ausnahme der Titelillustration geben die sechs Kunstblätter und die beiden Textillustrationen ausschließlich dieser Stimmung Ausdruck; sie enthalten weder Menschen noch Tiere als Staffagen. Das Goethezeitportal gibt die Kunstblätter sowie die Gedichte Eichendorffs und das Volkslied wieder und skizziert das Programm des Verlages.

 

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Das Lied von der Glocke. Illustriert von Karl Friedrich Gsur

(München Mai 2017)

Die folgend wiedergegebenen 8 Illustrationen zu Schillers "Lied von der Glocke" erschienen als Bildpostkarten-Serie des Deutschen Schulvereins, Nr. 192 bis 199. Der Verein zur Förderung der Grenzland- und Auslandsdeutschen im Vielvölkerstaat der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde 1880 in Wien gegründet. Zu seiner Finanzierung gab der mitgliederstarke Verein annähernd 2900 nummerierte Postkarten heraus, die in ihren Motiven das "Deutschtum" in seinen unterschiedlichen Ausprägungen repräsentieren sollten. Mit seinem Lebens- und Weltentwurf bot sich Schillers "Glocke" zu einer derartigen nationalen Identifikation an. Gestaltet wurden die Illustrationen von dem Wiener Maler Karl Friedrich Gsur (1871-1939). In einem schmalen Schmuckrahmen mit unterschiedlicher Blumenzier samt Vereinslogo sowie dem Gedichttitel sind kleine sorgfältig ausgeführte Genreszenen eingefügt, welche in zarter Farbigkeit und mit Freude an kleinteiliger Schilderung die ausgewählten Stationen der "Glocke" qualitätvoll illustrieren. Notizen zum Verein wie zum Maler regen zu weiteren Recherchen an.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
»Mädele, ruck ruck ruck an meine grüne Seite« Ein schwäbisches Volkslied. Text und Illustrationen

(München Mai 2017) 

Das schwäbische Volkslied "Mädel, ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite", auch "Schwäbisches Nationallied" genannt, wird in mehreren Varianten, drei- und sechsstrophig vorgestellt. Meist wird die dreistrophige Variante gesungen: Die erste Strophe ist aus einem älteren Volkslied entlehnt, die beiden andern Strophen wurden für den Komponisten Friedrich Silcher gedichtet von Heinrich Wagner, damals Tübinger Seminarist, später Kanzleirat in Stuttgart (Hoffmann von Fallersleben). Erklärt wird die Wendung "meine grüne Seite", die zuweilen ersetzt wird durch "meine rechte Seite". Die 25 Illustrationen auf alten Postkarten und einem Sammelbild von "Loeflund's Malzextract" geben einen Eindruck von der bildlichen Ausgestaltung des auch heute noch populären Liebesliedes.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Pfingstgrüße Folge III

(München Mai 2017)

Das Goethezeitportal wünscht "Fröhliche Pfingsten" mit einer weiteren Auswahl von Bildpostkarten und Gedichten. Die Bilder zeigen das Wiedererwachen der Natur: blühende Bäume und Birkenzweige, das frische, blumenübersäte Grün der Wiesen; sprudelnde Bäche, Wassermühlen, Hügel mit Kirchen und einsamen Gehöften. Die Menschen genießen die Natur, machen Spaziergänge oder kleine Wanderungen, worauf die Wegebilder hindeuten. Zweimal sind Lesende in freier Natur zu sehen, beim Spazierengehen oder hingelagert auf die Wiese. Die Gedichte thematisieren Frühlingsfeiern mit Fest und Gesang sowie das Erwachen der Liebe. "An Pfingsten jubeln Feld und Wald, / Und Menschenlied dazwischen schallt; / Sing, sing, sing!" Hervorzuheben ist der "Pfingstreihen" des Homer-Übersetzers, Epikers und Lyrikers Johann Heinrich Voß.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Hans Christian Andersen: »Die Prinzessin und der Schweinehirt«

(München Mai 2017)

Hans Christian Andersen, bekannt vor allem als Märchendichter, publizierte 1844 das Kunstmärchen "Der Schweinehirt" bzw. "Die Prinzessin und der Schweinehirt." Es kritisiert die der Natur entfremdete, oberflächliche Hofgesellschaft. Der kulturelle Horizont der Prinzessin reicht nur bis zur Volksballade "Ach, du lieber Augustin, Alles ist hin, hin, hin" - "die einzige Melodie, die sie konnte." Im Unterschied zu den meisten Volksmärchen fehlt diesem Kunstmärchen ein versöhnender Schluss. Das Goethezeitportal publiziert den Text mit den Illustrationen des Wiener Künstlers Heinrich Lefler (1863-1919), der vor allem durch seine Arbeiten aus dem Bereich der angewandten Künste bekannt wurde. Gemeinsam mit seinem Schwager Joseph Urban illustrierte er mehrere Märchen, vor allem von Andersen, aber auch von Musäus und den Brüdern Grimm, sowie Kinder- und Volkslieder. Das von Lefler illustrierte Märchen vom Schweinehirten erschien 1897, dem Gründungsjahr der Wiener Sezession, und verweist trotz seiner Neurokoko-Kostüme stilistisch auf den Wiener Jugendstil.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Poccis Minnelieder

(München April 2017)

Das Goethezeitportal stellt die vier Minnelieder vor, die Franz von Pocci zusammen mit Hyazinth Holland in losen Einzelblättern publizierte. Die Ausgabe war Teil der Festkultur der Münchner Künstlerschaft: Beim Maifest 1855 wurden 1.200 lose Blätter ausgeworfen, der größte Teil der Auflage. Die Seite weist auf die Münchner Burgen- und Ritterromantik hin, die sich um Ludwig Schwanthalers Humpenburg und die von ihm erbaute Burg Schwaneck entfaltet hatte und an der sich auch Pocci beteiligte. Hingewiesen wird auf die Wiederentdeckung und produktive Aneignung des mittelalterlichen Minnesangs seit Mitte des 18. Jahrhunderts und in der Romantik, an der Pocci mit seinen Minneliedern teil hatte.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Schillers Familie im Bild

(München März 2017)

Das Goethezeitportal stellt die Familie Schiller im Bild vor: Vater und Mutter, die beiden Schwestern, seine Ehefrau Charlotte, geborene Lengenfeld, sowie seine vier Kinder, die zwei Knaben Karl und Ernst und die beiden Mädchen Caroline und Emilie. Alle Mitglieder der Familie - mit Ausnahme von Schiller selbst, dessen Bildnisse eine eigene Seite bilden - werden vorgestellt mit einem einem kurzen Lebenslauf, zumeist auch mit zeitgenössischen Hinweisen auf ihre äußere Gestalt und ihren Charakter. Eingefügt sind zwei Gedichte: Mörike "Auf das Grab von Schillers Mutter" erinnert an das seinerzeit fast vergessene Grabmal der Mutter ("Eines Unsterblichen Mutter"); des dänischen Dichters Öhlenschläger "An Charlotte Schiller" würdigt die liebende Gattin. "Ich seh' im heil'gen Abendschauer, / Wenn düster die Cypressen weh'n, / Dich, eine Blum', in Liebestrauer / Am Grabe des Geliebten steh'n." Die Bilder sind unterschiedlichen Quellen entnommen, den populären Bildpostkarten, Abbildungen in Büchern und Prachtausgaben. Annotationen zu den Bildern enthalten Grunddaten der beteiligten Künstler. Literaturhinweise regen zu einer Vertiefung der Biographien ein.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Ostern 2017. Ein bunter Strauß

(München März 2017)

Für das Osterfest 2017 bietet das Goethezeitportal einen bunten Strauß von Bildpostkarten und Gedichten. Deutlich werden dabei in den Texten die Versatzstücke, aus denen sich die Vorstellung von Ostern zusammen setzt: Dem christlichen Festanlass, der Auferstehung Christi und dem Sieg über den Tod, wird der Aufbruch der Natur zu neuem Leben parallelisiert: "Ein neues Leben bricht hervor, / Das Alte ist vergangen." Für Kinder und für alle, die sich ein kindliches Gemüt bewahrt haben, bieten Osterhase und Ostereier Anlässe zu Brauchtumspflege und Spiele: Die Ostereier, die der Osterhase versteckt, werden aufwendig gefärbt und dekoriert. Die Suche nach den Eiern ist spannend für Jung und Alt. Wer kann, wandert oder spaziert ins Grüne hinaus, um die wieder erwachende Natur zu genießen. Neben Hasen und Eiern sind es immer wieder Kinder und Blumen, welche zu kreativen Bildfindungen genutzt werden. Die Seite enthält eine Auswahl kleiner Kompositionen und Montagen mit Ostergrüßen in mehreren Sprachen.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Goethes Geburtshaus in Frankfurt a.M. auf alten Postkarten

(München März 2017)

Das Geburtshaus und das Leben im Hirschgraben in Frankfurt hat Goethe in "Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit" ausführlich beschrieben. Das Goethezeitportal gibt die Memoiren im Auszug wieder und ergänzt sie durch fast 60 Ansichten auf Postkarten: 25 Außenansichten des Goethehauses vor und nach dem Umbau 1755 sowie dem "Höfchen" mit dem "Prinzessinnenbrunnen", 6 Ansichten des Erdgeschosses, mit Hausflur, Wohnstube bzw. Speisezimmer und der Küche, 11 Ansichten des ersten Stockes, mit Aufgang, Musikzimmer, "Staatszimmer" und den Thorancbildern, 8 Ansichten des zweiten Stockes mit Geburtszimmer, dem Zimmer der Mutter, Frau Rat Goethe, dem Gemäldekabinett und dem Studierzimmer bzw. der Bibliothek des Herrn Rat, 7 Ansichten des dritten Stockes mit Goethes Arbeitszimmer, auch "Dichterzimmer" genannt. Ergänzend werden Postkarten der alten Museumsräume gezeigt.

Im Text bzw. Bild vorgeführt werden ferner einzelne Vorkommnisse wie die Anekdote von den mecklenburgischen Prinzessinnen, späteren Königinnen von Hannover und Preußen, am Brunnen im Innenhof; der Musikunterricht und der Umgang mit dem Königsleutnant Graf Thoranc, der während seiner Einquartierung in Goethes Vaterhaus im Zuge des Siebenjährigen Krieges die Frankfurter Maler um sich scharte, bei Ihnen Bilder in Auftrag gab und kaufte - ein künstlerisches Leben und Treiben, an dem der junge Goethe lebhaften Anteil nahm.

Skizziert wird das Schicksal von Goethes Geburtshaus bis zum Kauf durch das Freie Deutsche Hochstift 1863 und seiner Einrichtung als Memorialstätte. Ernst Beutler, 1925 zum Direktor des Freien Deutschen Hochstifts und Leiter des Goethemuseums berufen, konzipierte das Frankfurter Goethemuseum als "Versuch einer, freilich höchst bruchstückhaften, Biographie in Bildern". Der sinnliche Eindruck des Hauses mit seinen Bildern und Gegenständen stand am Anfang und sollte zur Beschäftigung mit dem Werk Goethes führen. Da nur wenige Ausstattungsgegenstände der Familie Goethe überliefert sind, musste man diese überkommenen Originale mit geschenkten und angekauften goethezeitlichen Objekten kombinieren. Wie Ausstattungsstücke immer wieder ausgetauscht und damit ein überzeugender zeittypischer "Originalstil" fürs Goethehaus zu erreichen versucht wurde, wird im Vergleich der Ansichten deutlich.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Roma Sparita. Romansichten in Aquarellen von Ettore Roesler Franz

(München Februar 2017)

"Roma Sparita" (Vanished Rome, Verschwundenes Rom) ist die Bezeichnung für eine Reihe von 120 Aquarellen, die von Ettore Roesler Franz von 1878 bis 1896 verfertigt wurden. Sie zeigen die alten, im Zuge der Modernisierung Roms als Hauptstadt des Königreichs Italien, abgerissenen oder umgebauten Gebäude des historischen Kerns von Rom, wie auch Höfe, Plätze und Gassen mit Genreszenen aus dem damaligen Alltagsleben. Erfasst wurde auch das Ghetto Roms. Wegen ihres dokumentarischen Wertes wurde die ganze Reihe vom Bürgermeister Roms 1883 und 1908 erworben und ist heute im Besitz des Museums in Trastevere. Ettore Roesler Franz (1845-1907), ein römischer Maler, der fast ausschließlich Aquarelle schuf, ist mit dieser Serie bekannt geworden. Das Goethezeitportal veröffentlicht eine Auswahl der Bilder, wie sie auf alten Postkarten erschienen sind.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Eulenspiegel. Postkartenserie von Oskar Herrfurth

(München Januar 2017)

Von Oskar Herrfurth (1862-1934), einem bis heute beliebten Illustrator, publiziert das Goethezeitportal die Postkartenserie zum Volksbuch vom Eulenspiegel. Aus dieser anonymen Schwanksammlung, die wohl 1510/11 erstmals gedruckt wurde, wählte Herrfurth sechs Streiche Eulenspiegels aus, deren Handlung er in farbige Bilder umsetzte. Zum Verständnis wird erläutert, was unter einem "Volksbuch" zu verstehen ist und wie es in der Romantik entdeckt und bewertet wurde. Hingewiesen wird auf Goethe, der in seiner Kindheit zahlreiche Volksbücher 'verschlang', die er in Frankfurt "auf einem Tischchen vor der Haustüre eines Büchertrödlers" billig erstanden hatte. Eine Kurzbiographie stellt Herrfurth vor; Literaturhinweise und Weblinks laden zu weiteren Recherchen ein.

 

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
llustrationen zu Szenen aus Goethes "Faust". Auerbachs Keller

(München Dezember 2016)

"Ich muss dich nun vor allen Dingen / In lustige Gesellschaft bringen, / damit du siehst, wie leicht sich's leben lässt," sagt Mephisto zu Faust und führt diesen aus seiner Studierkammer in eine Runde von zechenden und singenden Gesellen in Auerbachs Keller in Leipzig. Die Zaubereien, die Mephistos hier vollführt, hat Goethe dem Volksbuch von Dr. Faust entnommen. Das Goethezeitportal zeigt die historischen Örtlichkeiten in ihrer Entwicklung - Auerbachs Hof, Auerbachs Keller, Mädlerpassage - und die Ausgestaltung von Auerbachs Keller zu einem bis heute vielbesuchten Memorialort. So werden die zahlreichen dortigen plastischen Arbeiten und Wandmalereien - vornehmlich Illustrationen zu einzelnen Szenen des "Faust" - wiedergegeben. Dabei wird deutlich, wie der in Goethes Text nur angedeutete Fassritt, unter Bezug auf das Volksbuch, zu einem eigenständigen Schwankmotiv ausgestaltet wurde. Literaturhinweise und Weblinks laden zu weiterer Beschäftigung ein.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Neujahr 2017. Ein Lebenslauf in fingierten Inseraten und Zeitungsausschnitten

(München Dezember 2016)

Zu Neujahr 2017 publiziert das Goethezeitportal einen Lebenslauf in fingierten Inseraten und Zeitungsausschnitten. Protagonistin ist eine Frau namens Tilly. Sie ist das 1850 geborene Töchterchen eines Wiener Tischlermeisters. Das Lehrmädchen, ein blonder Backfisch mit blauen Augen und Kirschenmund, wird von einem Studenten aus dem Corps Allemannia verehrt und hat eine Liebesaffaire mit einem Ulanen. Als Sängerin gelingt ihr der soziale Aufstieg, gekrönt durch die Heirat mit einem Baron. Es folgen turbulente Zeiten des sozialen Abstiegs, die Ottilie in die Armut stürzen. Die Geschichte von Aufstieg und Niedergang eines hübschen Mädchens aus einfachen Verhältnissen muss aus den Anzeigen und Nachrichten der Presse rekonstruiert werden. Vieles ist dabei der Fantasie des Lesers und seinen kulturhistorischen Kenntnissen überlassen. Gerahmt wird der Text durch Neujahrspostkarten, auf denen schöne Frauen mit dem als Mann imaginierten Beschauer oder mit dem im Bild präsenten Partner flirten. Offenbar ist der Mann der Garant ihres Wohllebens, auf den sich die Aufmerksamkeit der jungen Frauen richtet. Mit diesen Postkarten wird versucht, die Konstellation des Lebenslaufs nachzuzeichnen, doch fehlen die gesellschaftskritischen Perspektiven auf die Kultur der Jahrhundertwende.

 

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Sechs Lieder gedichtet von Fr. Beck als Weihnachtsgabe den Kindern gewidmet von Franz Graf von Pocci

(München November 2016)

Franz Graf von Pocci (1807-1876), der verschiedene Ämter am bayerischen Königshof bekleidete (Zeremonienmeister, Hofmusikintendant, Oberstkämmerer), war ein fantasievoller, produktiver und vielseitiger Schriftsteller, Zeichner, Grafiker, Karikaturist  und Komponist. Zu seinem Freundeskreis gehörte Friedrich Beck (1806-1888). Beide waren Mitglieder der "Gesellschaft für deutsche Altertumskunde von den drei Schilden" (gegründet 1831, 1837 aufgegangen im "Historischen Verein für Oberbayern"), die sich die Erforschung und Wiederbelebung des Mittelalters, insbesondere des Rittertums, zum Ziel gesetzt hatte. Für die erste, 1829 publizierte Gedichtsammlung von Beck hat Pocci das Titelblatt geschaffen. Den hier wiedergegebenen kleinen Zyklus "Im Gebirge" seines Freundes hat er 1836 mit einem Titelbild und sechs Lithographien geschmückt. Die ebenfalls von Pocci stammenden Liedkompositionen mit Klavierbegleitung werden von lithographischen Randzeichnungen umspielt, welche die Motive der Gedichte aufnehmen: Bilder aus dem Leben der bayerischen Gebirgsbauern, gereiht nach den Tageszeiten. "Morgens, Mittags bis zur Nacht / Gottes Werke offen stehn, / Frommes Auge kann sie sehn / In der reichen Wunderpracht", so lauten die Mottoverse. Das Titelbild nutzt einen architektonischen Rahmen, in den Titelei und Mottoverse eingeschrieben sind; zwei kindliche Engel, "Poesie" und "Musica," lobsingen dem Schöpfer dieser schlichten "wunderprächtigen" Welt. Pocci schuf fast jedes Jahr eine Weihnachtsgabe für Kinder.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Franz Graf Pocci: Weihnachtslieder

(München November 2016)

Franz Graf Pocci (1807-1876) war unter drei bayerischen Königen in verschiedenen Stellungen (Oberzeremonienmeister, Hofmusikintendant , Oberstkämmerer) in München tätig. Dem altbayerisch-katholischen Milieu zugehörig, war er in der Gesellschaft wie auch in der Künstlerschaft bestens vernetzt. Pocci war als Dichter, Graphiker und Komponist multimedial tätig. Bekannt wurde er durch volkstümliche, oft humoristische und karikierende Illustrationen, Kinder- und Volkslieder, als Autor und Förderer des Puppenspiels ("Kasperl-Graf") sowie durch seine Mitarbeit an den "Fliegenden Blättern" und den "Münchener Bilderbogen" ("Carricaturen-Raffael"). Das Goethezeitportal publiziert den Zyklus von 13 religiösen, von ihm gedichteten, mit Illustrationen und Randzeichnungen geschmückten Weihnachtsliedern, die 1845 erstmals erschienen. Beigefügt sind Notizen zu Leben und Werk Poccis sowie Literaturangaben und Weblinks.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Franz Graf von Pocci: Das Mährlein von Hubertus und seinem Horn

(München November 2016)

Das Märchen handelt von Hubertus, dem Jungen eines Jägers, der nach dem Tod seines Vaters mit Armbrust und Hüfthorn aus dem Wald "hinaus in's Weltgebraus" zieht. Begleitet wird er von einem Rehlein und einem Finken, zwei zahmen Mitbewohnern seines Vaterhauses, die so klug waren, "daß sie jedes Wörtlein verstunden und in ihrer thierischen Weise beantworteten." Auf dieser Wanderung trifft er auf den Zwergenkönig Alberich, der ihn anwirbt. Mit dem goldenen Schlüssel öffnet er die Türen zu einem Bergwerk, in dem Hubertus eingesperrt wird, um zeitlebens Gold und Edelsteine zu gewinnen. Doch er entdeckt die Zauberkraft seines Hüfthorns: Der "Wunderklang" lähmt den Gnomenkönig und die Arbeiter, die alle in tiefen Schlaf verfallen. Auf seiner Flucht befreit Hubertus die an einen Krystallblock geschmiedete Königstochter, die Alberich sich zur Gemahlin gewählt hat und zur Ehe zwingen will. Mit Hilfe des Vogels und des Rehleins entkommen Hubertus und die Königstochter den Nachstellungen des Zwergenkönigs. Hubertus wird des Königs Eidam und Nachfolger. "Im Königshaus / Das Rehlein springt, / Der Fink der singt, / Das Hörnlein klingt, / Die Mähr' ist aus." Die Publikation wird in Doppelseiten wiedergegeben, die das Zusammenspiel einer linken und einer rechten Seite mit ihren jeweiligen Illustrationen verdeutlichen. Über Franz Graf von Pocci unterrichtet eine Kurzbiographie.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Genua Teil I: Der Hafen

(München Oktober 2016)

Mit ca. 50 alten Ansichten und über 10 Textauszügen aus Reiseberichten, Reiseführern und Lexika wird der Hafen von Genua vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt auf "Genua im Urteil von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg" (1750-1819), der sich in seiner "Reise in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sicilien in den Jahren 1791-92" längere Zeit in Genua aufhielt.

 "Genua führt den Beynamen la Superba mit Recht. Sie verdient ihn so wohl wegen der prächtigen Lage, als wegen der herrlichen Paläste" (Volkmann). Berühmt ist der Blick vom Meer aus, der den halbkreisförmigen amphitheatralischen Aufbau der unmittelbar am Meer gelegenen See- und Handelsstadt zeigt. "Ihre Lage ist prächtig, und nach der von Neapel unstreitig die schönste in Europa," liest man in Volkmanns Reiseführer, und bei Guy de Maupassant: "Einer der schönsten Anblicke, die einem diese Welt zu bieten hat: Genua vom hohen Meer aus." In den verschiedensten Perspektiven und zu allen Tages- und Jahreszeiten wird der Hafen mit seinen Schiffen, dem bunten Menschengewühl und geschäftigen Treiben vorgestellt.

 Genuas Paläste gelten für die prächtigsten in Italien, weltberühmt ist der Palast der Doria, der von seinem Garten aus "die schönste Aussicht über den Hafen und in's Meer" bietet. Touristenattraktionen wie der Leuchtturm mit seiner "Schneckentreppe von 312 Stufen" werden ausführlich in Bild und Text vorgestellt. Zur Sprache kommen das Arsenal mit seinen Galeerensklaven, berichtet wird von Festivitäten wie der "Erleuchtung" mit Feuerwerk (Girandola) und Kanonade oder der Eröffnung von "Ponte Federico Guglielmo" in Gegenwart des deutschen Kaisers 1905. Berichtet wird aber auch von den engen und verdreckten Gassen, der Armut des Volkes wie dem Niedergang der einst mächtigen Republik, die mit Venedig um die Beherrschung des Mittelmeers konkurrierte, abzulesen am Verfall ihrer Paläste. Weitere Seiten sollen dies ausführlicher behandeln.

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Inge Nunnenmacher: Scheffelkult Teil II

(München Oktober 2016)

Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) war bis zum Ersten Weltkrieg einer der meistgelesenen deutschen Dichter. Und nicht nur das: Er war auch einer, den man schon zu seinen Lebzeiten feierte. Denn Scheffel war ein „Star“ und „Kult“ geworden im deutschen Bildungsbürgertum. Erst recht nach seinem Tod 1886 entwickelte sich ein ausgeprägter „Scheffel-Kult“, der im Goethezeitportal in zwei Folgen dargestellt wird. Hier der zweite Teil.

Nicht nur die großen „Scheffelstädte“ huldigten posthum ‚ihrem‘ Dichter. Andere, kleine Orte taten dies ebenso. Denn Scheffel hatte als ein ausdauernd Reisender und Wandernder zahllose Orte besucht und dort oft in Form von Gedichten seine Spuren hinterlassen. Viele dieser Orte wussten es ihm zu danken: Kein anderer deutscher Dichter hat so viele Kleindenkmale und Erinnerungsstätten (auch in Gasthöfen) erhalten wie Scheffel – man begegnete und begegnet ihnen auch heute noch auf Schritt und Tritt! Zahlreiche Ansichtskarten solcher Erinnerungsstätten belegen dies, die hier zusammen mit Hintergrundinformationen vorgestellt werden.

Eine besondere Form des Scheffelkults, auch auf Postkarten verbreitet, war seine Rezeption als „Dichter des fröhlichen Wanderns und harmlosen Genießens“. So liebte man seinen Scheffel, viele kannten ihn nur so.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Das Stuttgarter Schillerdenkmal von Bertel Thorvaldsen

(München September 2016)

Der Stuttgarter Liederkranz feierte ab 1825 am 8. Mai, dem Todestag des Dichters, Schillerfeste und machte es sich zur Aufgabe, Schiller in Stuttgart ein Denkmal zu errichten. Das von Berthel Thorvaldsen gestaltete und von Stiglmaier in München gegossene Standbild wurde am 9. Mai 1839 feierlich enthüllt. Wiedergegeben wird die kritische Besprechung des Schillerdenkmals, wie sie im "Kunst-Blatt", der seinerzeit führenden Kunstzeitschrift, 1839 erschien. Der Artikel ist nicht nur eine fruchtbare Kritik des vielleicht wichtigsten Schiller-Denkmals. Er ist darüber hinaus eine aussagekräftige Quelle für das in diesem Denkmal gestaltete zeitgenössische Schillerbild wie für das Denkmalwesen des 19. Jahrhunderts allgemein. Der Text orientiert über die Umstände der Planung und Herstellung des Denkmals wie über das Fest der Enthüllung. Von besonderem Interesse sind die hier entwickelten ästhetischen Wertmaßstäbe für das Denkmal selbst wie für das Zusammenspiel des Denkmals mit dem Ort seiner Aufstellung, dem alten Schlossplatz in Stuttgart. Die Ausführungen beinhalten auch eine Kritik der Abbildungen, die bereits unmittelbar nach Entstehung des Denkmals vorlagen und das Werk in breiten Kreisen bekannt machten. Ergänzt wird diese Besprechung durch alte Ansichten des Denkmals und Fotos des heutigen Zustandes.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: »Blaubart«. Ein Märchen,
erzählt und gezeichnet von Franz von Pocci

(München September 2016)

Das Märchen erzählt von einem Ritter mit blauem Bart, der seine Ehefrauen ermordet. Das Muster des Verbrechens bleibt gleich: Wieder einmal neu verheiratet, bricht der Ritter nach kurzer Zeit zu einer Reise auf und gibt seiner Frau die Schlüssel zu allen Gemächern der Burg. Alle Räume darf sie aufschließen, nur eine Kammer, für die sie gleichfalls den Schlüssel erhält, ist ihr bei Todesstrafe zu öffnen verboten. Die Neugier treibt die junge Frau so lange um, bis sie das Gebot bricht: Im blutgetränkten Raum hängen die Leichen der sechs Ehefrauen, die der Ritter eigenhändig erstochen hat. Als der Ritter überraschend zurückkehrt, den Schlüssel einfordert und Blut auf ihm bemerkt, droht der siebten Ehefrau das gleiche Los. In höchster Not ruft sie ihre Brüder zu Hilfe, die Ritter Blaubart im Kampf töten, die Schwester retten und die Burg zerstören. Pocci erzählt das populäre und in zahlreichen Varianten überlieferte Märchen in der Fassung, in der es die "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm bieten, setzt es jedoch in Verse um und illustriert es reichhaltig.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Das Märlein von Schneeweisschen und Rosenroth. Mit Bildern von Franz Graf von Pocci

(München September 2016)

Das Märchen erzählt von zwei unzertrennlichen Schwestern, Schneeweißchen und Rosenrot, die nach zwei Rosenbäumchen benannt sind, die weiße bzw. rote Rosen tragen. Sie stehen vor dem "Hüttchen" ihrer Mutter, einer Witwe, die mit ihren Mädchen ein bescheidenes und frommes Leben im Einklang mit der Natur führt. Zur Hausgemeinschaft gehören ein Lämmchen und Täubchen; im Winter aufgenommen wird auch ein schwarzer Bär, der sprechen kann und mit den Schwestern spielt und tollt. Drei Mal treffen die Schwestern auf ihren Gängen auf einen hässlichen Zwerg, den sie aus lebensbedrohlichen Situationen retten, zum Dank aber beschimpft werden. Der Zwerg ist nur an der Mehrung seiner Schätze (Gold, Edelsteine, Perlen) interessiert. Zum Verhängnis wird ihm, dass er "auf einem reinlichen Plätzchen" - auf dem er sich unbeobachtet glaubt - einen Sack mit Edelsteinen ausschüttet, um seinen funkelnden Schatz zu genießen. Doch der Bär hat den Zwerg, der auch dessen Schätze geraubt hatte,  ausgemacht und tötet ihn. Sogleich verwandelt sich der Bär in einen Königssohn. "Schneeweißchen ward mit ihm vermählt und Rosenrot mit seinem Bruder, und sie teilten die großen Schätze miteinander, die der Zwerg in seine Höhle zusammengetragen hatte." Illustriert wird das Märchen von Franz Graf von Pocci, der sich mit zahlreichen Werken an Kinder wandte.

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Inge Nunnenmacher: Scheffelkult Teil I

(München September 2016)

Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) war bis zum Ersten Weltkrieg einer der meistgelesenen deutschen Dichter. Und nicht nur das: Er war auch einer, den man schon zu seinen Lebzeiten wie einen Star feierte, den man verehrte und dem man seine Verehrung auch zeigen wollte. Nach seinem Tod 1886 hörte das keineswegs auf: Es entwickelte sich ein regelrechter „Scheffel-Kult“, der hier in zwei Folgen dargestellt werden soll. In Teil I geht es vor allem um die Städte, die in Scheffels Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. „Scheffelstädte“, die darin wetteiferten, ihm retrospektiv zu huldigen, und die ihn und seine Texte für die eigene kulturelle Identitätsbildung beanspruchten. Dabei wird auch gezeigt werden, wie diese Städte bis heute mit dem Dichter ‚umgehen‘ und ihn für das eigene Stadtmarketing nutzen. An erster Stelle Karlsruhe, die von Scheffel nicht immer geliebte Heimatstadt, dann die Studentenstadt Heidelberg, seine „Vaterstadt der Poesie“; sein Altersruhesitz in Radolfzell am Bodensee, dann Säckingen, der Ort seines Erstlings "Der Trompeter von Säckingen", und zuletzt Singen mit dem Hohentwiel, Pilgerstätte all derjenigen, die Scheffel für seinen historischen Roman "Ekkehard"verehrten (siehe auch den Beitrag im Goethezeitportal: „Scheffel und sein historischer Roman 'Ekkehard'").

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Moritz Retzsch: Umrisse zu Schillers Lied von der Glocke nebst Andeutungen

(München September 2016)

Das Goethezeitportal stellt die 1837 bei Cotta erstmals erschienene Illustration von Schillers "Lied von der Glocke" in Umrissmanier vor. Mit 43 Blättern ist es die umfangreichste Illustrationsfolge von Moritz Retzsch, der u.a. Werke Goethes und Schillers illustrierte. Die Blätter umfassen mehrere Bedeutungsebenen (Glockenguss, Situationen des bürgerlichen Lebenszyklus, Allegorien und Personifikationen), die sich äußerlich durch ihre Bildformate (ovale, rechteckige und fehlende Rahmung) unterscheiden. Gerahmt wird der Zyklus durch den Reigen der Horen, Allegorien der alles beherrschenden Zeit. Retzschs "Andeutungen", die dem Werk beigegeben sind, beschreiben jedes Blatt bis in Details, erklären alle Allegorien und weisen auf die reichen Beziehungen zwischen Bedeutungsebenen wie zwischen den einzelnen Blättern hin. Die Referenz zum Text sowie die Abweichungen vom Text werden durchgehend besprochen. Notwendig werden die Abweichungen durch die durchgehende Visualisierung der Handlung wie ihrer Reflexion als auch durch die Komposition des Zyklus. Retzschs "Andeutungen", die der Illustrationsfolge gedruckt vorangestellt sind, werden hier den jeweils besprochenen Bildern beigestellt, um leichter zwischen diesen und den Erläuterungen wechseln zu können. Beigegeben werden Informationen zur Umrissmanier sowie eine Kurzbiographie von Retzsch.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: »Goethe-Motive auf Postkarten« - Mignon-Serien Folge IV

(München August 2016)

Aus seinem Fundus an Mignon-Karten publiziert das Goethezeitportal eine sechsteilige Serie aus dem Verlag P. Hagelberg in Berlin aus der Zeit um 1905. Die im Fotoatelier "Moreau Paris" entstandenen Aufnahmen zeigen Mignon,  das junge aus Italien geraubte Mädchen aus Goethes Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre", mit den gängigen Attributen: Kleiderbündel und Mandoline, ihr einziger Besitz, barfuß und mittellos im fremden Land, voll Sehnsucht nach ihrer Heimat. Das Atelier arbeitet mit einem für die Mignon-Darstellerinnen typischen Modell mit langem, dunklem Haar (Perücke?), das in verschiedenen Posen (darunter auf dem Boden kniend, Mandoline spielend) an die Empathie des Beschauers appelliert. Ob die etwas schlampige Kleidung (besonders das weiße Untergewand) Zeichen der Armut sein soll oder dem billigen Kostümfundus des Ateliers geschuldet ist, muss offen bleiben. Der Prospekt im Hintergrund variiert die Baumlandschaft durch verschiedene Ausleuchtung. Da das dritte Bild in drei unterschiedlichen Kolorierungen vorliegt, wird der Gestaltungsspielraum der Koloristen deutlich. Insgesamt haben wir es mit einem Beispiel für die Massenproduktion der Fotopostkartenindustrie unter Verwendung populären Kulturgutes zu tun.

 

  Zur Mignon-Serie Folge IV

  Zur Mignon-Serie Folge III

  Zur Mignon-Serie Folge II

  Zur Mignon-Serie Folge I

  Zur Mignon-Serie: Reta Walter als Mignon



 Jutta Assel und Georg Jäger:
Goethe-Motive auf Postkarten. Eine Dokumentation. Gretchen Fotopostkarten VII

(München Juli 2016)

Das Goethezeitportal publiziert eine weitere Serie von Fotopostkarten aus dem großen, global tätigen Verlag "Neue Photographische Gesellschaft" in Berlin-Steglitz. Die sechs Bilder illustrieren bekannte Motive aus der Geschichte Gretchens im ersten Teil von Goethes "Faust": Gretchen mit dem Gebetbuch, die beim Verlassen der Kirche von Faust angesprochen wurde; das Blumenorakel; Gretchen am Spinnrad, in Gedanken an Faust und in Sehnsucht nach ihm sowie Gretchen angstvoll im Bewusstsein ihrer Schwangerschaft, die in ihrer Not kniend Maria anruft. Da das Fotoatelier, in dem die Bildfolge hergestellt wurde, anscheinend über kein Marienbild verfügte, diente als Requisit ein einfaches, blumenumkränztes Kreuz. Auffallend ist das "historische", dem Mittelalter nachempfundene Gewand Gretchens sowie der an einem langen Hüftgurt hängende Beutel, ehemals eigentlich der Hausfrau zugeordnet. Szenenauswahl und Tracht samt langen Zöpfen folgen der typischen Gretchenikonographie. Bemerkenswert: Auf dem zweiten und dritten Bild blickt Gretchen den Beschauer neckisch an, als ob sie mit ihm flirten wolle. Da die Karten von demselben Schreiber an dessen Schwester 1907 verschickt wurden, werden zum Studium der Schreibpraxis auf Postkarten auch die Adressseiten wiedergegeben.

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Lesen Sie auch: Serie I | Serie II | Serie III | Serie IV | Serie V | Serie VI

 



 Jutta Assel und Georg Jäger:
Sagenmotive auf Postkarten. »Der kleine Däumling« von Charles Perrault und Ludwig Bechstein. Mit einer Postkartenserie von Oskar Herrfurth

(München Juni 2016)

Das Märchen handelt von einem schlauen Knirps, der bei seiner Geburt nicht größer als ein Daumen war und daher "Däumling' geheißen wurde. Er war das jüngste der sieben Knaben einer armen Holzhauer- bzw. Korbmacherfamilie, die von ihren Eltern zwei Mal im Wald ausgesetzt wurden, als ihnen der Hungertod drohte. Das erste Mal markierte der Däumling den Weg in den Wald mit Kieselsteinen und fand so mit seinen Brüdern zurück nach Hause. Das zweite Mal fielen sie fast einem Menschenfresser zum Opfer; auch hier bewies sich der Däumling als beherzt und klug: Von ihm getäuscht, schnitt der Unhold statt den Knaben seinen sieben Töchterchen, hässlichen kleinen Blutsaugerinnen, die Kehle durch. Dem Menschenfresser entwendet der Däumling die Siebenmeilenstiefel und macht mit ihnen sein Glück. Das auf Charles Perrault (1628-1703) zurückgehende Märchen wurde von Bechstein in sein "Deutsches Märchenbuch" aufgenommen. Beide Fassungen werden zum Vergleich zusammen, gemeinsam mit den Illustrationen von Oskar Herrfurth (1862-1934), einem beliebten Märchenillustrator, publiziert.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Orte kultureller Erinnerung. Oybin

(München Mai 2016)

Dass der Oybin ein romantischer Sehnsuchtsort wurde, verdankt er mehreren Umständen: den Ansichten auf den Berg und den reizenden Aussichten von ihm; den schroffen und bizarren Felsformationen mit ihren Gipfeln und düsteren Schluchten; den Trümmern der Raubritterburg und den Ruinen des Klosters der Cölestiner, das hier von 1369 bis zum Auszug der Mönche 1574 bestand; dem Bergfriedhof; dem Farbenspiel bei Sonnenuntergang und -aufgang sowie der Beleuchtung der Felsen und Trümmer im Mondschein. Prägend für das Bild vom Oybin in der romantischen Landschaftsmalerei wurden die Bilder von Caspar David Friedrich und Carus. Zu den Attraktionen für Touristen zählen die Mönchszüge, die mit dem Berg verbundenen Sagen, wie vor allem der Jungfernsprung, aber auch Kuriositäten wie das durch Mörserfeuer erzeugte Echo, "das wie ein majestätischer Donner durch den zackigen Berggürtel hinrollt" (Peschek, 42). Insgesamt erregt der Oybin das "Gefühl für schauerlichschöne Natur" (Peschek, 2), doch stimmen die Klosterruinen und der Bergfriedhof in einsamer Natur auch zu "frommen, heiligen Empfindungen" (Peschek, 54).

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Der Pfingstausflug. Pfingstgrüße Folge II

(München Mai 2016)

Die diesjährigen Pfingstgrüße haben nur ein Thema: den Pfingstausflug. Familien, kleine und große Gruppen, auch Einzelne sind unterwegs, strömen "in die Natur", hinaus aufs Land - alt und jung, groß und klein. Sie kommen zu Fuß, per Fahrrad, in der Pferdekutsche, im mit Birkenzweigen geschmückten großen Leiterwagen, dem Rösser vorgespannt sind. Die naturhungrigen Städter reisen an auch per Schiff, Eisenbahn und mit dem "Pfingstomnibus." Und die Dörfler schließen sich der bunten, feiertäglich gekleideten Menge an, wollen an diesem Festtag im vertrauten Kreis ebenfalls hinaus ins Freie, in Wiesen, Feld und Wald, in denen sie sonst nur arbeitend tätig sind. Doch alle suchen und genießen sicher auch die Geselligkeit, das lockere, fröhliche Miteinander, das Wiederbegegnen mit Freunden und Verwandten, neue Bekanntschaften. Die Pfingstausflügler wandern eine meist kurze Strecke, lassen sich dann nieder am Seeufer, im Wald oder zwischen dem Eisenbahngeleise und der Straße. Manche trinken und essen, doch die meisten erholen sich beim Gehen, beim Rasten und Ruhen im Gras, beim Plaudern, Schauen und Scherzen in der sonnigen, blühenden Natur. Eingefügt in die Bildstrecke mit alten Postkarten sind wieder Gedichte und Textausschnitte.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren. Ein Schlager auf Bildpostkarten

(München April 2016)

Das Lied "Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren" stammt aus dem gleichnamigen Singspiel, das Friedrich Raimund Vesely, alias Fred Raymond, in den 1920er Jahren nach dem Text von Fritz Löhner und Ernst Neubach komponierte. Es wurde zu einem Erfolgsschlager, der die Heidelberg-Romantik neu belebte. Das Goethezeitportal stellt über 30 Bildpostkarten vor, die den Text bildlich umsetzen und ausdeuten. Eine der 6teiligen Serien ging 1937/38 von ein und demselben Schreiber an die gleiche Empfängerin und ist damit eine Quelle zur Erforschung der Schreibpraxis von Postkartentexten. Anhand einer Serie von Humorpostkarten lässt sich ein übliches Verfahren der Verfremdung studieren, nämlich die Übertragung des Geschehens ins Kindliche und Puppenhafte.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Ostern: Silhouetten-Postkarten und Ostereier im Brauchtum

(München März 2016)

Die Seite zu Ostern 2016 bietet zum einen Silhouettenbildchen des 20. Jahrhunderts nach getuschten bzw. aus schwarzem Papier mit der Schere geschnittenen Vorlagen. Diese zeigen lebhafte Kinderszenen samt Osterhasen, Osterlämmern, Kücken und Ostereiern etc. in Frühlingslandschaften. Handkolorierte Partien lockern den strengen schwarz-weiß Kontrast auf einigen Karten auf. Zum anderen wird das Brauchtum, das sich um die Ostereier rankt, in Texten vorgestellt: Färbung, Verzierung und Beschriftung der Eier, "Eierlesen", Eierverstecken und Eiersuche, "Eierbicken," Eierlauf sowie das Eieressen, "Eier satt", bei dem schier unglaubliche Mengen von Eiern, manchmal im Wettbewerb, verspeist werden konnten, u.a.m.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Volksleben in Italien: Bartolomeo Pinelli "Costumi pittoreschi"

(München März 2016)

Der für seine zahlreichen Radierfolgen zum italienischen Volksleben (z.B. Raccolta di motivi pittoreschi, 1809; Nuova Raccolta di costumi pittoreschi, 1810) sowie für seine Illustrationsserien zur antiken (L'Eneide di Virgilio, 1811) und italienischen Literatur (z.B. Dante, Tasso, Ariost, Manzoni) bekannte Zeichner und Grafiker Bartolomeo Pinelli (1781-1835) wird in einer Auswahl aus seinem Werk "Costumi pittoreschi" (1816) vorgestellt. Es sind kulturhistorisch interessante Dokumente zur regionalen Tracht, zu den Straßenhändlern und anderen Beschäftigungszweigen, zu Volksbelustigungen und -spielen sowie  zum religiösen und Familienleben in jener Zeit. Die seltenen, zeitgenössisch kolorierten Blätter zeigen kräftigere Farbigkeit als die beigefügten gezeichneten und aquarellierten Skizzen Pinellis, deren meist lockerer Strich und Farbauftrag neben seinen akademischen Radierungen reizvoll sind.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Volksliedmotive auf Postkarten »Des Knaben Wunderhorn:
Die Ammen-Uhr«

(München März 2016) 

"Des Knaben Wunderhorn", die von Arnim und Brentano publizierte Sammlung alter deutscher Lieder, enthält im Anhang des dritten Bandes (1808) Kinderlieder, darunter "Die Ammenuhr". Die neun Vierzeiler entsprechen dem Tagesablauf von Mitternacht bis acht Uhr morgens, in dem die Amme dem Kind die Suppe bringt. Das von einem Kreis von Dresdner Künstlern illustrierte Gedicht wurde zu einem der "schönsten deutschen Bilderbücher" (Horst Kunze). Den Künstlern, die sich im Winter regelmäßig in einem Café trafen, wurden die neun Strophen per Los zur Illustration zugeteilt. Mit einem zusätzlichen Umschlagbild wurden die neun Holzschnitte 1843 publiziert. Seitdem wurde das Gemeinschaftswerk mehrfach, sowohl schwarz-weiß wie koloriert, faksimiliert bzw. nachgedruckt. Zusammen mit dem Text des Kindergedichts publiziert das Goethezeitportal beide Fassungen der Illustrationen sowie eine Würdigung des Gedichts von Ernst Lissauer. Die Nachweise weiterer Illustrationen und der zahlreichen Vertonungen belegen, dass "Die Ammenuhr" in den deutschen Liederschatz Eingang gefunden hat.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Geschichte der Bildpostkarte

(München Februar 2016)

In seinen Bildern stützt sich das Goethezeitportal zu einem großen Teil auf Bild- bzw. Motivpostkarten. Übergreifende Fragen und Rahmenbedingungen der Kartenkultur und Kartenwirtschaft wurden bislang nur im Zusammenhang einzelner Seiten thematisiert. Das vorliegende Projekt mit Vorstudien und Dokumenten zu einer Geschichte der Bildpostkarten bis 1933 soll zentrale Bereiche zusammenhängend thematisieren: Varietäten, Gestaltung und Herstellung, Marktverhältnisse, Reklame und Propaganda, rechtlicher Rahmen, Pornografie und Zensur u.v.m. Je nach Fortschritt unserer Arbeiten werden weitere Seiten folgen und vorliegende Seiten ergänzt werden. Eine breit angelegte, von Zeit zu Zeit zu aktualisierende Bibliographie ist als Arbeitsinstrument angelegt. Der dokumentarische Anhang gibt oft schwer erreichbare Quellentexte wieder.

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  Jutta Assel und Georg Jäger:
Moritz von Schwind: Die sieben Werke der Barmherzigkeit
der Heiligen Elisabeth

(München Februar 2016)

Zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus für 2016 ausgerufen hat, veröffentlicht das Goethezeitportal die von Moritz von Schwind gestalteten Rundbilder zu den sieben Werken der "leiblichen Barmherzigkeit". Dabei handelt es sich um die 1853/54 entstandenen Fresken für die Elisabeth-Galerie auf der Wartburg. In den Illustrationen zu allen sieben barmherzigen Werken ─ Die Hungrigen speisen | Die Durstigen tränken | Die Nackten kleiden | Die Müden beherbergen | Die Gefangenen trösten | Die Kranken pflegen | Die Toten begraben ─ tritt die Heilige Elisabeth als Helferin und Trösterin auf. Die früh gestorbene Landgräfin von Thüringen (1207-1231) führte ein asketisches Leben im Dienste tätiger Nächstenliebe und wird insbesondere an ihren Wirkungsstätten, auf der Wartburg und in Marburg, verehrt. Schwinds Bilderzyklus wird durch theologische Kommentare ergänzt, welche die Bezugsstellen für die Werke der Barmherzigkeit im Alten und Neuen Testament aufführen, die als festes Schema der "leiblichen Barmherzigkeit" in der moralischen Unterweisung tradiert wurden. Orientiert wird der Leser über den seinerzeit auch im Kreis der Nazarener bekannten und geschätzten Reproduktionsstecher Julius Thaeter (1804-1870).

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Moritz von Schwind: Herr Winter. Münchener Bilderbogen Nro. 5

(München Januar 2016)

Moritz von Schwind illustrierte für die "Fliegenden Blätter" den Gedichtzyklus "Der Winter" des österreichischen Schriftstellers Hermann Rollett. Zweitpubliziert wurden diese Bilder mit neuem Prosatext als "Münchener Bilderbogen" Nro. 5, 1848. Sowohl die humoristische und satirische Zeitschrift wie die Bilderbogen erschienen im Münchner Verlag Braun & Schneider, der den Künstlern die Zeichnungen mit allen Rechten abkaufte und daher mehrfach verwenden konnte. Rollett, im Vormärz ein politischer Dichter mit republikanischer Gesinnung, nannte den Gedichtzyklus im Untertitel "eine Zeitgeschichte" und spielte auf die verbreitete Metaphorik an, wonach der Winter für Unterdrückung und der Frühling für den politischen Aufbruch (Märzrevolution!) steht. Während der Herrschaft des Winters findet der Frühling in der Dichtung ein Refugium. Im Prosatext des Bilderbogens sind diese politischen Anspielungen getilgt worden. Darüber, sowie über die "Fliegenden Blätter" und die "Münchener Bilderbogen" wie auch über Rollett wird der Leser orientiert.

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Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) und sein historischer Roman Ekkehard (1855)
Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) und sein historischer Roman Ekkehard (1855)

Inge Nunnenmacher: Joseph Victor von Scheffel und sein historischer Roman Ekkehard (1855)

(München Januar 2016)

Scheffel gehört heute nicht mehr zu den Autoren des 19. Jahrhunderts, die allgemein bekannt sind. Das war einmal ganz anders: Schon zu seinen Lebzeiten und noch bis zum Ersten Weltkrieg war Scheffel einer der populärsten und meist gelesenen deutschen Dichter. Seine Liedsammlung Gaudeamus (u.a. „Als die Römer frech geworden…“), sein Versepos Der Trompeter von Säckingen und sein Roman Ekkehard. Eine Geschichte aus dem 10. Jahrhundert wurden allesamt Bestseller mit staunenswert hohen Auflagenzahlen. Scheffel selbst galt als Klassiker eines breiten Lesepublikums, bereiteten seine Werke doch keine großen Verständnisprobleme bei der Lektüre.

In diesem Beitrag machen wir Sie zunächst mit diesem Dichter etwas näher bekannt. Nicht unwesentlich für Scheffels Erfolg waren die illustrierten Prachtausgaben seiner Werke. Deshalb soll hier auch seine enge Zusammenarbeit mit dem Maler Anton von Werner (1843-1915) vorgestellt werden.

Im Zentrum unseres Beitrags steht der Roman Ekkehard. Er gehört zu den bedeutenden deutschsprachigen Geschichtsromanen des an diesem Genre so reichen 19. Jahrhunderts. Zusammen mit zwei Postkartenreihen, die den Ekkehard illustrierten und zwischen 1900 und 1914 entstanden, bekommen Sie einen Überblick über die Romanhandlung. Daran anschließend werden die beiden Illustratoren vorgestellt: Karl Jauslin (1842-1904) und Adolf Karpellus (1869-1919). Wie sich Scheffel die Handlungsorte seines Ekkehard-Romans erarbeitete, zeigt das letzte Kapitel.

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