goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Ostern in Bildern und Texten

Eine Dokumentation
zu Ostern 2011

Schwerpunkt: "Künstlerkarten"
mit historischen Kinderliedern

Stand: März 2019
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Robert Kallenberger, München. Monogrammiert (um 1950). Linolschnitt, Handabzug und handkoloriert. Nicht gelaufen.

Robert Kallenberger (1896 München 1978), Maler und Graphiker. Studierte 1914 bis 1917 an der Kunstgewerbeschule München, leitete mit seinem Mitbegründer die Kunstschule Maxon und Kallenberger in München.

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Friedrich Güll | Karl Rudolf Hagenbach
Der Osterhase

Der Has, der Has, der Hase
Hat uns gelegt im Grase
Viel Eilein gelb und rot;
Will hinter Stauden, Hecken,
Er eilig sich verstecken,
So hat es keine Not;
Wir suchen ihn im Grase,
Da liegt er schon, der Hase.

Auf bunten grünen Matten
Guckt er aus jungem Schatten
Des Blütenbaums hervor;
Hier bei den Tulpenbeeten,
Dort hinter den Staketen
Am hohen Gartentor.
O kommt doch, kommt zu schauen
Die bunten, grünen, blauen!

Im jungen Tannenwuchse,
Im hohen, schlanken Buchse,
Dort bei dem Veilchenstrauch;
Hier in dem weichen Moose,
Links von der Maienrose
Liegt gar ein schönes auch;
Drei, vier, fünf, sechs dahinten,
Dort bei den Hyazinthen.

Gefunden sind nun alle!
Dass kein's zur Erde falle,
Nehmt, Kinder, euch in Acht;
Denn wenn zerbricht die Schale,
Seid ihr mit Einemmale
Um alle Lust gebracht.
D'rum legt sie sanft in's Bettchen
In's weiche Eierkrättchen
.

[Friedrich] Güll: Der Osterhase. In: Liedertafel. Das ganze Kinder- und Familienleben nach seinen verschiedenen Stufen dargestellt in einem vollstimmigen Chore deutscher Dichter. Esslingen, Verlag der Dannheimer'schen Buchhandlung 1841, S. 291f. (Digitalisierung durch Google)

Auch in K[arl] R[udolf] Hagenbach (1801-1874): Gedichte. II. Bändchen. Basel, Schweighauser'sche Buchhandlung 1846 (Digitalisierung durch Google), S. 255f. mit zusätzlicher Strophe:

Zu süßen Osterfladen
Sind wir nun eingeladen,
Schon ist das Mahl bereit,
Da lassen wir uns schmecken
Die Fladen und die Wecken
In aller Herrlichkeit:
Vivat die Osterfeier,
Die Fladen und die Eier.

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Oben links: Fröhliche Ostern. Farbdruck. Ohne weitere Angaben. Nicht gelaufen.
Oben rechts: Frohe Ostern. Farbdruck. Ohne weiteren Angaben. Nicht gelaufen.
Unten links: Frohe Ostern. Farbdruck. Ohne weitere Angaben. Nicht gelaufen.
Unten rechts: Herzliche Ostergrüsse. Schwarzdruck, handkoloriert. Verso: C 154. Ohne weitere Angaben. Nicht gelaufen.

Die nach 1945 gedruckten Karten sind zeitbedingt auf schlechtem Papier und in einfachstem Farbendruck, wohl auch in kleinen Auflagen hergestellt. Künstler gestalteten anonym diese schlichten Festkarten.

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Friedrich Güll
Osterhäslein

Der Vater spricht:

Drunten an der [!] Gartenmauern
Hab' ich sehn das Häslein lauern.
     Eins, zwei, drei: -
     Legt's ein Ei,
Lang wird's nimmer dauern.
Kinder, lasst uns niederducken!
Seht ihr's ängstlich um sich gucken?
     Ei, da hüpft's -
     Und dort schlüpft's
Durch die Mauerlucken,
Und nun sucht in allen Ecken,
Wo die schönen Eier stecken:
     Rot und blau
     Grün und grau,
Und mit Marmelflecken.

Friedrich Güll, Franz Pocci: Kinderheimat in Liedern und Bildern (insel taschenbuch; 111) Frankfurt a.M.: Insel 1975, S. 103. Erstausgabe mit Holzschnitten Poccis 1846.

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Ohne Titel. Farbdruck. Published under Military Government Information Permit Nr. 150. Nicht gelaufen.

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Frohe Ostern! Collage aus verschiedenen Materialien (gouachierter Hintergrund, weiße Pappe, gelb gefärbte Watte, Lackpapier). Ohne weitere Angaben. Nicht gelaufen.

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Oben: Frohe Ostern. Blankopostkarte mit verso aufgedruckter Briefmarke: 12 Pfennig, Deutsche Post. Bildfeld: Aquarell mit Tusche. Ohne weitere Angaben. Nicht gelaufen.
Unten: Fröhliche Ostern! Handkolorierter Umrissdruck. Verso: Signet. 26475 (3). Gelaufen. Poststempel 1924

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Fröhliche Ostern! Farbdruck. Verso: 804. Ohne weitere Angaben. Nicht gelaufen.

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Paula Dehmel
Has, Has, Osterhas

Has, Has, Osterhas,
wir möchten nicht mehr warten.
Der Krokus und das Tausendschön,
Vergißmeinnicht und Tulpen stehn
schon lang in unserm Garten.

Has, Has, Osterhas,
mit deinen bunten Eiern.
Der Star lugt aus dem Kasten aus,
Blühkätzchen sitzen um sein Haus;
wann kommst du Frühling feiern?

Has, Has, Osterhas,
ich wünsche mir das Beste:
ein großes Ei, ein kleines Ei
und ein lustiges Dideldumdei,
alles in einem Neste.

Das liebe Nest. Gesammelte Kindergedichte von Paula Dehmel. Herausgegeben von Richard Dehmel. Leipzig: E. A. Seemann 1919.

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Oben: Frohe Ostern. Linolschnitt, handkoloriert, von Uta Schulz-Matan, um 1950. Ohne weitere Angaben. Nicht gelaufen.
Mitte: Ohne Titel. Linolschnitt, handkoloriert. Im Bild monogrammiert USM [Uta Schulz-Matan], um 1950. Ohne weitere Angaben. Nicht gelaufen.
Unten: Ohne Titel. Linolschnitt, handkoloriert, von Uta Schulz-Matan, um 1950. Ohne weitere Angaben. Nicht gelaufen.

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Collage: Entwürfe für Ostereier aus Kleisterpapieren bzw. mit Text von Uta Schulz-Matan, um 1948.

Uta Schulz-Matan, geboren 1930 in München, studierte in München und Zürich von 1947-1953. Danach neben eigenen kunstgewerblichen Arbeiten Assistentin ihres Vaters Walter Schulz-Matan (1889-1965) bei Fassadengestaltungen etc.; beruflich tätig als Bühnenmalerin und Trickfilmzeichnerin sowie Aquarellistin und Zeichnerin.

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2019
Clara Möller-Coburg: Ostereier
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Illustrationen zu Szenen aus Goethes Faust
Vor dem Tor / Osterspaziergang
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6497

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Der Osterhase,
oder am Oster-Dienstag zu singen

Für die Melodie siehe folgende PDF-Datei.

Auch du, den unsre Jugend ehrt,
Bist eines Liedchens wert.
Das nett'ste Tierchen von der Welt,
Bist du, das uns voraus gefällt,
Bist brav und gut noch obendrein,
Drum muss auch dir gesungen sein.
     Wem gilt wohl das?
     Dem Osterhas'!

Kömmst du nicht alle Jahr' einmal,
Und streuest überall
Der Gaben viel' in jedem Haus
Mit vollen Pfötchen reichlich aus?
Wem jauchzen wir, in süßer Lust,
Am Osterfest, aus voller Brust?
     Wem gilt auch das? -
     Dem Osterhas'!

So pfiffig, wie du, kleiner Wicht!
Ist auch der Gukguk nicht.
Du spukest fast in jedem Haus;
Gehst ungesehen ein und aus.
Dann sieht man zwar die Spur von dir,
Dich selber nicht, du loses Tier!
     Von wem gilt das? -
     Vom Osterhas'!

Viel' Leute sind wohl in der Welt,
Die dienen gern - fürs Geld;
Und teuer ist der Meisten Kunst.
Nur selten Einer hat die Gunst,
Wie du, zu laufen spät und früh,
Auch ohne Lohn für seine Müh'.
     Wer tut so was? -
     Der Osterhas'!

Drum, Häschen, sei uns immer lieb,
Du kleiner Herzensdieb! -
Kömmst du auch her, du Tausendszwerg!
Von Baden oder Nürenberg;
Wie deine Eier, bunt und schön,
So musst du wahrlich selbst aussehn.
     Ist's nicht so was,
     Freund Osterhas'?

Zwar geht von dir oft das Gerücht;
Du leb'st und leibest nicht -
Seist gar erfroren - mausetot - -
Ei! damit hat es keine Not!
So lang wir Ostereier sehn,
Muss man - du lebest - auch gestehn,
     Und seiest - was?
     Der Osterhas'!

War's schon sint Olims Zeiten doch
Gebrauch, und ist es noch,
Dass man uns scharweis' ladet ein,
Bei unsern Paten Gast zu sein,
Und dann, nach frohem Mittagsschmaus,
Hochlärmend durch das ganze Haus
     Zu jagen - was?
     Den Osterhas'!

Wann wir nun so recht zahlreich sind
Am Tische, Kind an Kind,
Dann geht es bunt! dann sehe man
Das Völkgen da beisammen an,
Wie's schnabeliert, und schwatzt, und lacht,
Und hunderttausend Pösschen macht!
     Wem dankt man das? -
     Dem Osterhas'!

Heißt's dann nach Tisch': der Has' ist da!
Geht's erst recht lustig. - Ha!
Wie springt man da zur Tür hinaus,
Sucht alle Eck' und Winkel aus,
In Haus und Garten überall;
Oft auch noch gar im Hühnerstall!
     Findt immer - was? -
     Vom Osterhas'!

Auch hin und wieder gibt's dabei
Spektakel mancherlei.
Da sucht sich einer fast zu Tod,
Und find't mit großer Müh' und Not
Noch kaum ein armes Osterei -
Ein andrer findet zwei und drei -
     Nach Gunst geht das,
     Herr Osterhas'!

Dort spioniert ein Knab' ein's aus;
Und still, wie eine Maus,
Schleicht er darnach, glaubt's schon ertappt -
Doch vor der Nase weggeschnappt
Hat ihm ein Mädchen jetzt sein Ei,
Und lacht ihn schalkhaft aus dabei.
     Ein Spaß ist das
     Vom Osterhas'!

Das Mädchen dort, mit nassem Blick,
Beweint sein Missgeschick.
Es hat, vor Freud' ob seinem Fund,
Geküsst den Boden mit dem Mund.
O weh, wie war es ungeschickt!
Gewiss hat es sein Ei zerdrückt! -
     Ein Tuck ist das,
     Vom Osterhas'!

Dort guckt ein Knabe fast sich blind -
Und wundert, wie geschwind
Der Hase, fertig und geschickt,
Die leeren Winkel wieder spickt:
Macht lauschend auf ihn schlaue Jagd,
Find't in Gestalt der Stubenmagd -
     Wer glaubte das?
     Den Osterhas'!

So jagt man fröhlich hin und her,
Bis alle Winkel leer;
Bis jedermann des Jagens satt,
Und von der Beut' sein Teilchen hat:
Geht dann mit seinem Kram nach Haus,
Schläft sanft und süß darüber aus,
     Und träumt - von was? -
     Vom Osterhas'!

Auf Gottes Erde weit und breit
Sind Schätze viel zerstreut.
Es barg sie Großmama Natur
Mit Fleiß, wie unser Häschen. - Nur
Durch emsig's Suchen find't man sie;
Im Schlaf wahrhaftig ewig nie: -
     Genug sei das
     Vom Osterhas'!

National-Kinderlieder für die Zürchersche Jugend VI. Stück. Der Osterhase, oder am Oster-Dienstag zu singen. Zürich, gedruckt bey David Bürkli, 1789 (Digitalisierung durch Google) Die Rechtschreibung wurde vorsichtig modernisiert, jedoch unter Beibehaltung des historischen Kolorits. "Historische Erläuterung":

Dieses Liedchen bedarf keiner Erläuterung, da die Sache selbst allenthalben bekannt genug ist. Wenn dasselbe zur Vermehrung der unschuldigsten Freuden unsrer Kinder etwas beiträgt, und gerade nur darum unserm Publikum gefällt; so ist unser Endzweck erreicht. Der Zürcherschen Jugend zum Neujahrsgeschenk verehrt, von der Gesellschaft ab dem Musiksaal der deutschen Schule, am Bechteltag 1789.

Die Gesellschaft «ab dem Musiksaal» hat seit 1685 jedes Jahr ein «Neujahrsstück» veröffentlicht, diejenige «zur deutschen Schule» seit 1713. Die Drucke enthalten neben einer meist dreistimmigen Vertonung eines geistlichen Gedichts auch Ermahnungen an die Jugend Zürichs zur Tugend und Frömmigkeit. Die Blätter waren so beliebt, dass sie schon im 18. Jahrhundert nachgedruckt und als Sammlung herausgegeben wurden." Vgl. die Ausstellung der Neujahrsblätter in der Zentralbibliothek Zürich:
http://www.zb.unizh.ch/ausstellungen/exponat/005824/

Das handschriftliche Protokollbuch der Gesellschaft "ab dem Musiksaal", 1718-1812, befindet sich in der Zentralbibliothek Zürich, siehe:
http://www.zb.unizh.ch/ausstellungen/exponat/005823/

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Prof. Dr. Georg Jäger
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Deutsche Philologie
Schellingstr. 3
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E-Mail: georg.jaeger@germanistik.uni-muenchen.de.

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