goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Ostern
in Bildern und Texten

Eine Dokumentation
zu Ostern 2009

Stand: März 2019
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 Fröhliche Ostern. Prägedruck. Im Mittelfeld Glocke, umgeben von zwei Kücken. Gelaufen. Poststempel 1907.

 

 

Gliederung

1. Ostern in Bildern und Texten
2. Rechtlicher Hinweis und Kontaktadresse

 

 1. Ostern in Bildern und Texten

Links: Fröhliche Ostern. Verso, Signet: &MBR im ovalen Empirerahmen [= Moriz & Barschall, Rixdorf]. Prägekarte. Gelaufen. Poststempel 1917 (?).
Rechts: Fröhliche Ostern. Prägedruck mit Silber. Gelaufen. Poststempel 1903. Keine weiteren Angaben.

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Johann Gaudenz von Salis-Seewis
Merzlied
(1784)


Nun, da Schnee und Eis zerflossen
Und des Angers Rasen schwillt,
Hier an rothen Lindenschossen
Knospen bersten, Blätter sprossen,
Weht der Auferstehung Odem
Durch das keimende Gefild’.

Veilchen an den Wiesenbächen
Lösen ihrer Schaale Band;
Primelngold bedeckt die Flächen;
Zarte Saatenspitzen stechen
Aus den Furchen; gelber Krokus
Schiesst aus warmem Gartensand.

Alles fühlt erneutes Leben:
Die Falänen[,] die am Stamm
Der gekerbten Eiche kleben,
Mücken, die im Reigen schweben,
Lerchen, hoch im Ätherglanze,
Tief im Thal das junge Lamm!

Seht! erweckte Bienen schwärmen
Um den frühen Mandelbaum;
Froh des Sonnenscheins erwärmen
Sich die Greise; Kinder lärmen
Spielend mit den Ostereiern
Durch den weissbeblümten Raum.

Spriesst, ihr Keimchen, aus den Zweigen,
Spriesst aus Moos[,] das Gräber deckt!
Hoher Hoffnung Bild und Zeugen,
Dass auch wir der Erd' entsteigen,
Wann des ew'gen Frühlings Odem
Uns zur Auferstehung weckt!

Gedichte von I. G. Salis. Vierte vermehrte Auflage. Zürich, bey Orell, Füssli und Compagnie 1800, S. 63f.

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Gesegnete Ostern! Verso, Signet: WV ligiert im Doppelkreis [= Winckler und Voigt, Leipzig] 6489. Goldprägekarte. Gelaufen. Poststempel 1909.

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Ludwig Achim von Arnim
Ostern


Vom Erdenstaub zu reinen, blauen Lüften
Dringt weit der Blick in ersten Frühlingstagen,
Und höher steigt der mächt'ge Sonnenwagen,
Die Erde sehnt nach Blättern sich und Düften,
Und heilige Geschichten uns dann sagen
Was sich geahnet in des Herzens Klüften.
Er ist erstanden aus den Todesgrüften,
Und wie vergebens war der Menschen Zagen,
Ja so ersteht die Welt der Himmelsgaben
Mit jedem Jahre neu, die Knospen brechen,
Und nichts ist unsrer Liebe zu erhaben,
Sie giebt uns alles in den Wonnebächen,
Die nach dem Eisgang Flur und Aug' durchgraben,
Das Unsichtbarste will zum Lichte sprechen.

Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S. 23.347.

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Links: Herzliche Ostergrüße. Verso, Signet: PP ligiert im Rahmen [= Paul Pittius, Berlin]. Postkartenkarton zartgrün. Gelaufen. Poststempel 1918.
Rechts: Fröhliche Ostern. Signet: W&N A-G L im Schild. Verso: Kunstdruck-u. Verlags-Anstalt Wezel & Naumann A.-G., Leipzig. Serie No. 325. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1903.

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Joseph von Eichendorff
Ostern


Vom Münster Trauerglocken klingen,
Vom Tal ein Jauchzen schallt herauf.
Zur Ruh sie dort dem Toten singen,
Die Lerchen jubeln: Wache auf!
Mit Erde sie ihn still bedecken,
Das Grün aus allen Gräbern bricht,
Die Ströme hell durchs Land sich strecken,
Der Wald ernst wie in Träumen spricht,
Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern,
Soweit ins Land man schauen mag,
Es ist ein tiefes Frühlingsschauern
Als wie ein Auferstehungstag.

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Links: Fröhliche Ostern! Signet: R&K L im Halbkreis mit Strahlenkranz [= Regel & Krug, Leipzig-Reudnitz] 6026/4. Verso, Signet im Briefmarkenfeld: NBC auf Strahlensonne im Dreieck. Foto. Datiert 1910. Feldpost.
Rechts: Herzlichen Ostergruss. Signet: Amag im Oval [= Albrecht & Meister, Aktiengesellschaft Berlin-Reinickendorf] 62150 | 1. Foto, handkoloriert. Gelaufen. Poststempel 1922.

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Ludwig Tieck
Ostern

Endlich ist der Schmerz gelößt,
Und in Thränen der Rührung
Badet die Freude den jungen Fittig,
Und schwingt sich jubelnd der ewigen Liebe entgegen.
Kein Herz, das nicht schneller klopfte,
Kein Auge, das nicht heller glänzte.

Nur wer es empfand und lebte
Kann es wissen und aussagen,
In welche Wonne, in welche seel'ge Leiden,
Die Kunst vereint, verbrüdert,
Die Seele tauchte.
Wie das große, edle Gebäu,
Von den hehren Wänden die Bilder gottbegeistert,
In der Luft die Musik sich wiegend,
Alle Töne Engel,
Die Farbenschöpfung Himmel,
Das irdische Herz erfaßten,
Gefangen führten,
In Leid verklärten,
Zur Lust neu schufen.

Endlich klingt der Trompetenton,
Der Kanonendonner hallt,
Das Bild am Altar ist frei,
Das Te-Deum erschallt,
Und die Auferstehung wird verkündigt.

Draussen segnet der fromme Greis
Die Tausende, die unter ihm knien,
Vom blauen Himmel bedeckt,
Vom Frühling mild gestärkt.

Ja wohl bist du, Rom,
Noch heut die Königin der Welt.

Ludwig Tieck: Gedichte. Dritter Teil. Faksimiledruck nach der Ausgabe von 1821-23. Nachwort von Gerhard Kluge (Deutsche Neudrucke, Reihe Goethezeit) Heidelberg: Lambert Schneider1967, S. 207 f.

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Fröhliche Ostern. Signet: PG ligiert im Kreis in aufgestelltem Quadrat [= Photographische Gesellschaft Wien] 4983/84. Foto, handkoloriert. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1915.

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Clemens Brentano
Das Märchen von Gockel, Hinkel und Gackeleia
(Erstdruck 1838)

Bei der Eierburg waren viele Menschen auf einer grünen Wiese versammelt, wo getanzt und gespielt wurde um Eier; denn es war Ostern, und das große Ordensfest des Ostereierordens. Man lief und sprang um die Wette nach aufgestellten Eiern, man warf mit Eiern nach Eiern, man stieß mit Eiern gegen Eier, und wessen Ei eingeknickt wurde, der hatte verloren. Die Kinder von ganz Gelnhausen suchten Eier, welche der große königliche geheime Oberhof-Osterhas in versteckten Winkeln ins hohe Gras gelegt hatte; kurz, die Freude war allgemein. Bei Gockels Ankunft war das Volk in einem weiten Kreis unter dem Baume versammelt, auf welchem die königlichen Hofmusikanten und die Gelnhausener Stadtpfeifer einen herrlichen Tanz aufspielten, nämlich den Eiertanz, den die königliche Familie mit der Raugräflichen in höchsteigener Person tanzen wollte. Auf einem köstlichen Teppich wurden hundert vergoldete Pfaueneier, immer zehn und zehn, in Reihen gelegt. Nun trat die Königin Eilegia zu Gockel und verband ihm die Augen mit einem seidenen Tuch, und er tat ihr dasselbe; ebenso verbanden der König Eifrasius und Frau Hinkel, und der Prinz Kronovus und Gackeleia sich die Augen und wurden nun von den Hofmarschällen auf den Eierteppich geführt, auf welchem sie mit den zierlichsten Schritten, Sprüngen und Wendungen zwischen den Eiern herumtanzen mußten, ohne auch nur eines mit den Füßen zu berühren. Die Zuschauer sahen mit gespannter Aufmerksamkeit ganz stille zu und bewunderten die erstaunliche Agilität der hohen Herrschaften.

Clemens Brentano: Werke in einem Band. Hrsg. von Friedhelm Kemp unter Mitwirkung von Wolfgang Frühwald. München. Carl Hanser Verlag o.J., S. 596.

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Oben links: Fröhliche Ostern. Signet: A & M, B [= Albrecht & Meister, Berlin] No. 347. Gelaufen. Poststempel unleserlich.
Oben rechts
: Fröhliche Ostern! Verso: 1203/4. Keine weiteren Angaben. Fotokarte, handkoloriert mit Steinchen und Tinseln. Nicht gelaufen. – Deutlich erkennbar das Arrangement im Atelier mit dahinter geblendetem Prospekt.

Unten links:Fröhliche Ostern: Verso: 2471. Keine weiteren Angaben. Gelaufen. Poststempel 1910 (?).
Unten rechts: Herzliche Ostergrüsse. Verso: Serie 321. Ohne weitere Angaben. Beschrieben, aber nicht gelaufen.

In der Karwoche bzw. an Gründonnerstag sollen die Glocken nach Rom gehen. Nach manchen Sagen sollen sie dort Ostereier holen und diese ins Gras werfen, wenn sie zurückkehren. Vgl. z.B. Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg (2. Aufl. 1909):

Das dreimalige Läuten der Betglocke am Tage unterbleibt an den letzten drei Tagen der Karwoche, auch wird an diesen Tagen der Gottesdienst nicht eingeläutet, denn die Glocken sind nach Rom gewandert und kommen erst in der Osternacht wieder, sagen die Leute.

Deutsche Märchen und Sagen. Herausgegeben von Hans-Jörg Uther (Digitale Bibliothek; 80) Zweite, verbesserte Auflage. Berlin: Directmedia 2004, S. 49.900. Vgl. auch S. 10.159 und 31.577.

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Johann Heinrich Voß
Frühlingsliebe
Ostern 1783.


Die Lerche sang, die Sonne schien,
Es färbte sich die Wiese grün,
Und braun geschwollne Keime
Verschönten Büsch' und Bäume:
Da pflückt' ich am bedornten See
Zum Strauß ihr, unter spätem Schnee,
Blau, roth und weißen Güldenklee.
     Das Mägdlein nahm des Busens Zier,
Und nickte freundlich Dank dafür.

Nur einzeln grünten noch im Hain
Die Buchen und die jungen Main;
Und Kresse wankt' in hellen
Umblümten Wiesenquellen:
Auf kühlem Moose, weich und prall,
Am Buchbaum, horchten wir dem Schall
Des Quelles und der Nachtigall.
     Sie pflückte Moos, wo wir geruht,
Und kränzte sich den Schäferhut.

Wir gingen athmend, Arm in Arm,
Am Frühlingsabend, still und warm,
Im Schatten grüner Schlehen
Uns Veilchen zu erspähen:
Roth schien der Himmel und das Meer;
Auf Einmal stralte, groß und hehr,
Der liebe volle Mond daher.
     Das Mägdlein stand und ging und stand,
Und drückte sprachlos mir die Hand.

Rothwangig, leichtgekleidet saß
Sie neben mir auf Klee und Gras,
Wo ringsum helle Blüten
Der Apfelbäume glühten:
Ich schwieg; das Zittern meiner Hand,
Und mein bethränter Blick gestand
Dem Mägdlein, was mein Herz empfand.
     Sie schwieg, und aller Wonn' Erguß
Durchströmt' uns beid' im ersten Kuß.

Johann Heinrich Voß: Sämtliche Gedichte. Auswahl der lezten Hand. Bd. 3. Königsberg, in der Universitäts-Buchhandlung 1825, S. 110-112.

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Frohes Osterfest. Verso, Signet: &MBN im ovalen Empirerahmen [= Moriz & Barschall, Neukölln]. Gelaufen. Poststempel 1914.

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Cäsar Flaischlen
So ward es März
(1900)


So ward es März,
und so kam Ostern ...
der Schnee verkroch,
das Eis zerschmolz,
und allerwärts
schon leises Knospen
an Busch und Baum
in Hag und Holz!

So ward es März,
und so kam Ostern ...
und mit dem Fest
auch Sonnenschein
und keimt ins Herz
ein jubelnd Hoffen,
daß endlich doch
du endlich mein!

So ward es März,
und so kam Ostern ...
und ist nur erst
es einmal Mai,
baun sommerwärts
in Blust und Rosen
ein heimlich Nest
wir für uns zwei!

Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S. 120.702f.

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Links: Fröhliche Ostern. Signet: K, einbeschrieben K H G. 2060/6. Foto, handkoloriert. Nicht gelaufen.
Rechts: Herzliche Ostergrüße. Signet: Vierblättriges Kleeblatt, eingeschriebene Buchstaben unleserlich. 7071/72. Verso, Signet im Briefmarkenfeld: NBC auf Strahlensonne im Dreieck. Foto, handkoloriert. Nicht gelaufen.

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Links: All Easter Joy be yours. Signet Tuck. Verso, Signet Tuck, wiederholt im Briefmarkenfeld. Raphael Tuck & Sons’ “Easter” Series No. E. 107. Art Publishers to Their Majesties The King & Queen. Chromographed in Bavaria. Wappen mit Wappenhaltern, By appointment. Tuck’s Post Card. Prägedruck. Nicht gelaufen.
Rechts: Easter joys. 2 Signets. Verso: Easter Series NO. 11. Prägedruck mit Goldbronce. Gelaufen. Poststempel 1912.

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Oben: Rôômsaid Westòusmise pühi! Prägedruck. Nicht gelaufen. Ohne weitere Angaben.
Unten: Joyeuses pâques. Verso: TRADE – Kopal – MARK. DEP. 517. Mit Silberprägung. Gelaufen. Poststempel unleserlich.

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Joyeuses Pâques. Keine weiteren Angaben. Fototypie, handkoloriert. Gelaufen. Poststempel 1906.

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Links: Boldog husveti ünnepeket. Signet: PG ligiert im Kreis in aufgestelltem Quadrat [= Photographische Gesellschaft Wien] 1755/56. Foto, handkoloriert. Gelaufen. Poststempel 1910.
Rechts: Buona Pasqua. Fotocelere 1226/5. Verso, Signet: Fotocelere Torino. Printed in Italy. Foto, handkoloriert. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1932.

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Cristos ... (griechisch). Beschrieben, datiert 1914. Nicht gelaufen. Foto, handkoloriert.
Dargestellt: Knabe mit Eierkörben an Tragejoch.

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