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Jutta Assel | Georg Jäger
Adelbert von Chamisso
Lebens-Lieder und Bilder Illustriert von Paul Thumann
Eingestellt: März 2012 Update: September 2013
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Gliederung*****
Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Oben: Titelei | Unten: Rücken, Einband, Vorsatzpapier
Lebens-Lieder und Bilder. Lieder-Cyclus von Adelbert von Chamisso. Illustrirt von Paul Thumann. Dritte Auflage. Leipzig, Verlag von Adolf Titze.
Lichtdruck Fr. Bruckmann in München. Holzschnitte von F. Tegetmeyer in Leipzig. Papier von der Neuen Papier-Manufaktur in Straßburg i.E. Buchdruck von Giesecke & Devrient in Leipzig. Entwurf des Einbandes und des Vorsatzpapieres von O. Jummel und G. Weidenbach, Architekten in Leipzig. Einband von Hübel & Denck in Leipzig. Vollendet im Jahre 1880. Höhe 29,9; Breite 22 cm (Einband).
Zu den im Impressum genannten Firmen siehe: * Druckerei Giesecke & Devrient in Leipzig: Rudolf Schmidt: H. F. Giesecke und A. Devrient (1902). Online: http://www.stiftung-teubner-leipzig.de/1902-schmidt-rudolf-giesecke-und-devrient.htm * Artikel "Giesecke & Devrient" in Wikipedia, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Giesecke_&_Devrient * Buchbinderei Hübel & Denck in Leipzig: http://de.wikipedia.org/wiki/Hübel_und_Denck
Auflagen der hier wiedergegebenen "Lebens-Lieder und Bilder" nach Bibliotheksaufnahmen: Erstauflage 1880, hier 3. Auflage 1882, 5. Aufl. 1883, 8. Aufl. 1888, 14. Aufl. 1895.
Der Verlag von Adolf Titze in Leipzig hat in den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts u.a. von Woldemar Friedrich, Johannes Gehrts, Frank Kirchbach reich illustrierte Prachtwerke verlegt, darunter auch den wiederum von Thumann illustrierten Gedicht-Zyklus "Frauen-Liebe und Leben" von Chamisso.
Zu Goethes Gedichte, illustriert von Frank Kirchbach, im Verlag von Adolf Titze siehe im Goethezeitportal: http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6417
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2. Lebens-Lieder und Bilder
Neben den Vollbildern werden alle Seiten mit individuellem Schmuckrahmen wiedergegeben. Der gesamte Text ist beigefügt. Er richtet sich nach folgender Ausgabe: Adelbert von Chamisso: Werke in zwei Bänden. Hrsg. von Werner Feudel und Christel Laufer. Bd. 1. Leipzig: Insel-Verlag Anton Kippenberg 1980, S. 54-71. - Um den Text zu vergrößern oder zu verkleinern nutzen Sie bitte die Größeneinstellungen Ihres Browsers.
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Gehört vom Lindwurm habt ihr oft, Ihr meine Spielgesellen, Nun wird es wahr, was ich gehofft, Den Drachen werd ich fällen. Er liegt gekrümmt am dunklen Ort Im kleinen Schrank am Spiegel dort, Da hat er seine Höhle.
Ihr seid die beiden Doggen traut, Die ich zum Kampfe brauche, Ich treib euch an, ihr heulet laut Und packt ihn unterm Bauche. Ich geh mit Schwert und Schild voran, Mit Helm und Panzer angetan, Und schrei ihn aus dem Schlafe.
Hervor, hervor! du Höllenbrut! Da, seht den grimmen Drachen! Hu wie er Feuer speit und Blut Aus weit gesperrtem Rachen! Wir kamen unbedachtsam nicht Zu diesem Strauß, tut eure Pflicht, Ihr meine guten Doggen.
Und schnappt er gierig erst nach mir, Ich werd ihn listig fassen, Die aufgehäuften Bücher hier Sind schwere Felsenmassen, In seinen Rachen werf ich sie, Du Untier, erst verschlucke die, Bevor du mich kannst beißen.
Die Schlacht beginnt, wohl aufgepasst! Wir wollen Gutes hoffen; Er denkt: er hält mich schon gefasst, Sein weites Maul ist offen, – Der dicke Scheller fliegt hinein, Die andern folgen, groß und klein, Der Bröder und der Buttmann.
O Buttmann! o was tust du mir, Du dummer, zum Verderben?! Du triffst den Spiegel, nicht das Tier, Da liegen, ach, die Scherben! Der dumme Spiegel nur ist Schuld, Und tragen soll ich in Geduld Deshalb noch viele Schläge.
Das Glück hat feindlich sich erprobt, Getrost, ihr Spielgesellen! Ich werde, wenn der Meister tobt, Mich selbst für alle stellen. Er schlage mich nach Herzenslust, Dass er es kann, ist mir bewusst, Doch wird es so nicht dauern.
Ich bin auf immer nicht ein Kind, Es wird das Blatt sich wenden, Die durch die Rute mächtig sind, Die Ruten werden enden. Ich hab als Kind den Schwur getan, Und bin ich erst erwachsner Mann, Dann weh den Rutenführern! |
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Mutter, Mutter! meine Puppe Hab ich in den Schlaf gewiegt, Gute Mutter, komm und siehe, Wie so englisch sie da liegt.
Vater wies mich ab und sagte: Geh, du bist ein dummes Kind; Du nur, Mutter, kannst begreifen, Welche meine Freuden sind.
Wie du mit den kleinen Kindern, Will ich alles mit ihr tun, Und sie soll in ihrer Wiege Neben meinem Bette ruhn.
Schläft sie, werd ich von ihr träumen, Schreit sie auf, erwach ich gleich, – Meine himmlisch gute Mutter, O wie bin ich doch so reich! |
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Möchte doch einer die Fäuste sich nagen! Also zu jung! nicht stark noch genug! Hören muss ich die Trommel schlagen, Sehen die andern Waffen tragen, Fernab ziehen, verschwinden den Zug.
Hören muss ich, und ruhig kauern, Schelten der Fremden Übermut; Sehen die Mutter beten und trauern, Aber gefangen in diesen Mauern Kühlen am Tacitus meine Wut.
Ziehet, ihr glücklichen fröhlichen Fechter, Sorget, dass ihr vom Joch uns befreit; Aber bestellt mich vertrauend zum Wächter Über die künftigen Schergengeschlechter, Einst auch kommen wird meine Zeit. |
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Mutter, Mutter! unsre Schwalben – Sieh doch selber, Mutter, sieh! Junge haben sie bekommen, Und die Alten füttern sie.
Als die lieben kleinen Schwalben Wundervoll ihr Nest gebaut, Hab ich stundenlang am Fenster Heimlich sinnend zugeschaut;
Und wie erst sie eingerichtet Und bewohnt das kleine Haus, Haben sie nach mir geschauet Gar verständig klug hinaus.
Ja, es schien sie hätten gerne Manches heimlich mir erzählt, Und es habe sie betrübet, Was zur Rede noch gefehlt.
Also hab ich, liebe Schwalben, Unverdrossen euch belauscht, Und ihr habt, mit euren Rätseln, Wunderseltsam mich berauscht;
Jetzt erst, jetzt hat das Geheimnis, Das ihr meintet, sich enthüllt, Eure heimlich süße Hoffnung Hat sich freudig euch erfüllt.
Sieh doch hin! die beiden Alten Bringen ihnen Nahrung dar. Gibt es Süßeres auf Erden, Als ein solches Schwalbenpaar! |
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Kraft der Erde, Licht der Sonne, Schäumt der edle Wein; Lasst, ihr Brüder, ernst und heilig Unsre Stimmung sein.
Heute nicht dem Rausch der Freude, Nicht der eiteln Lust, Nein dem Gotte soll er gelten Tief in unsrer Brust.
Gleich dem Weine warm und kräftig, Lauter, rein und klar, Bringen wir das volle Leben Ihm zum Opfer dar.
Schmach der Feigheit! Krieg der Lüge! Allem Schlechten Krieg! Herrlich für die Freiheit sterben, Herrlicher der Sieg!
Wir für Menschenrecht und Würde Kämpen allzumal, Weihen den gefallnen Helden Funkelnd den Pokal. |
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Rose, Rose, Knospe gestern Schliefst du noch in moosger Hülle, Heute prangst in Schönheitsfülle Du vor allen deinen Schwestern.
Träumtest du wohl über Nacht Von den Wundern, die geschahen, Von des holden Frühlings Nahen Und des jungen Tages Pracht? |
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Ich hab in den Klüften des Berges gehaust Gar manche schaurige Nacht, Und wann in den Föhren der Sturm gesaust, Recht wild in den Sturm gelacht.
Da, wo die Spur sich des Menschen verlor, Wards erst mir im Busen leicht; Ich bin geklommen auf Gipfel empor, Die sonst nur der Adler erreicht.
Das Land, vom luftigen Horst geschaut, Lag unten, von Wolken verdeckt; Da schallte mein Lied gar grimmig und laut, – Das Lied – hat schier mich erschreckt.
Und nieder trieb mich die grausige Lust Am Strom der Wildnis entlang; Ihn überschrie aus bewegter Brust Mein seltsam brausender Sang.
Der Strom vertobt in ein friedliches Tal, Dort liegt ein einsames Haus – Ein Rosengarten – ein Gartensaal – Es schaut wohl jemand heraus.
Und wie ich schweifend vorübergewallt Am Hag, wo die Rosen sind, Sind alle die schaurigen Lieder verhallt, Ich ward so ein sanftes Kind! |
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Ich muss den Zweig, den bösen Rosenzweig Verklagen. Er bat so sanft, wie sollt ich den ihm gleich Versagen?
Doch wars, dass ich ihn selbst zum Strauch geführt, Nicht weise, Wo seine Hand die meinige berührt, So leise.
Und als er zögernd aus dem Garten war Gegangen, Stand zitternd ich, als hätt ich Böses gar Begangen.
O hätt ich seiner holden Rede nicht Gelauschet! Mich nicht an seines Auges klarem Licht Berauschet!
Nun trag ich unablässig, schreckhaft, bang, Mit Schmerzen, Das Licht des Auges und der Stimme Klang Im Herzen. |
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Ein Rosenzweig dich schmücken? Du Wilder, wie will sichs schicken? Was hast du mit Rosen gemein? – Es stehen drei Sterne am Himmel, Die geben der Lieb ihren Schein.
Zwei Knospen am Zweig und die Rose Entscheiden nun meine Lose, Die Dreie, die mein ich allein. – Es stehen drei Sterne am Himmel, Die geben der Lieb ihren Schein.
Die Rose, die zarte, blühet, Die Liebe blühet und glühet, Das fühl ich im Herzen mein. – Es stehen drei Sterne am Himmel, Die geben der Lieb ihren Schein. | | | Noch Knospen im grünen Laube, Die Hoffnung und der Glaube, Sie müssen zur Blüte gedeihn. – Es stehen drei Sterne am Himmel, Die geben der Lieb ihren Schein.
Ich pflanz ihn in meinen Garten, Den Zweig, und seiner zu warten, Dem will ich ernst mich weihn. – Es stehen drei Sterne am Himmel, Die geben der Lieb ihren Schein.
Ich seh ihn im freudigen Traume Erwachsen zum starken Baume, Mein Obdach soll er sein. – Es stehen drei Sterne am Himmel, Die geben der Lieb ihren Schein. |
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Und hat der Traum mich betrogen, Verdorrend der Zweig mich belogen, Mag alles dann Lüge sein; Dann steht kein Stern am Himmel, Kein Stern gibt der Liebe den Schein.
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Hör ich seine Stimme wieder? Weh mir, weh mir! welche Lieder! Ach! was hab ich ihm getan? Mitleid sollt er an mir üben, Aber nur mich zu betrüben, Sinnt der schonungslose Mann.
Vor den Liedern sollt ich fliehen, Mich verbergen, mich entziehen Der bezaubernden Gewalt – Aber lauschen muss ich, lauschen, Gierig, schmerzlich mich berauschen, Bis der letzte Ton verhallt.
Schweigt es, hallt in mir die Weise Nach, gar unbegriffner Weise, Traurig mild, und schaurig wild. – Und die Träume! Wehe, wehe! Wann ich leuchtend vor mir sehe Wundersam sein hohes Bild. |
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Am Rosenhag im Tal, am Quell der Linden, Da haben meine Lieder oft gerauscht; Sie hofften glaubig Widerhall zu finden; Hast, Widerhall, den Liedern du gelauscht, Und ahndungsvoll gebebt bei ihrem Klange? – Lange!
Geahndet hättest du, dass ich dich meinte, Und dich in Schmerz und Lust mit mir vereint? Und hättest bald, wann ich verzagend weinte, Betrübet und verzagend auch geweint? Und bald gehofft, wann ich ermutigt hoffte? – Ofte!
Du kennst das unbegriffne bange Sehnen, Den Widerstreit in der bewegten Brust? Den Hochgesang der Freuden und die Tränen, Den liebgehegten Schmerz, die herbe Lust? Der Hoffnung Honigseim, des Zweifels Galle? – Alle!
Wohlan! Ich werde gehn, mein Haus zu bauen; Sei fest, wie ich es bin, gedenke mein. Den dreien Sternen will ich fest vertrauen, Die dort der Liebe geben ihren Schein; Und wirst auch du vertrauen ihrem Schimmer? – Immer!
So lebe wohl, du Seele meiner Lieder, Und nur auf kurze Zeit verstumme du, Gar bald erweckt dich meine Stimme wieder, Dann rufen wir es laut einander zu, Was ungesagt verschwiegen nicht geblieben, – Lieben! |
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So still das Tal geworden! – ach! die Lieder, Seitdem er fortgezogen, sind verhallt; Und sorglos wandl ich, aber trauernd wieder Am Quell der Linden, wo sie sonst geschallt.
Der Winter schleicht heran, die Bäume zeigen Die Äste schon vom falben Schmuck beraubt, Mein Rosenbaum wird bald die Krone neigen Vom Reife schwer und schimmernd neu belaubt.
Und auch auf meinen Wangen, hör ich sagen, Entfärben sich die Rosen, sie sind bleich; Und mir ist wohl, ich habe nicht zu klagen, Ich bin in der Erinnerung so reich!
Er hat, der Morgensonne gleich, dem Traume, Dem nächtlichen, der Kindheit mich entrückt; Er schreite vor im lichterfüllten Raume, Es sinkt mein Blick geblendet und entzückt.
Ich werde nicht, einfältges Kind, begehren, Dass mir die Sonne nur gehören soll; Mag flammend mich ihr mächtger Strahl verzehren, Ich segne sie und sterbe freudenvoll. |
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Wie stürmte der Knab in das Leben So feindlich schroff und ergrimmt! – Ein Blick in dein klares Auge, Ein Blick in den reinen Himmel, Wie friedsam ward er gestimmt!
Er liegt, der Wilde, besänftigt, Gelassen, besonnen und mild, Zu deinen Füßen gebändigt, Und hebet zitternd die Hände Zu dir, du friedliches Bild!
Ich habe mir einen Garten Bestellt nach allem Fleiß; Da seh ich die Rosen erblühen, Sich härmen und still verglühen, Von denen die Herrin nicht weiß.
Ich hab ein Haus mir erbauet, Begründet es dauerhaft; Das seh ich so düster trauern, Weil nicht in den öden Mauern Die segnende Hausfrau schafft.
Ich habe von reinem Golde Bestellt mir einen Ring, Den Ring ... ich zittre verstummend – Den Ring, du Reine, du Holde, Nimm an den goldenen Ring.
Den Gartenhag und die Rosen, Das Haus, des Ringes Zier, Mein Herz und meinen Frieden, Mein Leben und mein Lieben, Die leg ich zu Füßen dir. |
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Mein gütger Herr, du willst herab dich lassen Beseligend zu deiner armen Magd! Mir hat die Sonne deiner Huld getagt! Ich kann es nicht ermessen, nicht erfassen.
Du sollst nicht wirre Träume neu beleben, Mein innres Herz nicht rufen an das Licht, Lass ab, du täuschest dich, du kennst mich nicht, Ich habe nichts als Liebe dir zu geben.
Lass ab, du Vielgeliebter, von der Armen, Die schon der Liebe Schmerz um dich beglückt; Sie heißt dich fliehn, und fest und fester drückt Sie wonnetrunken dich in ihren Armen. |
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Er Wie klang aus deinem Munde Das Ja so wunderbar? Ich bin nun zwei geworden, Der ich so einsam war.
Sie Wie klang es aus deinem Munde Beseligend meinem Ohr? Ich habe Ruhe gefunden, Da ich in dir mich verlor.
Er Mein Kind, mein Weib, mein Liebchen, Mein süßes Eigentum, Du meines Laubes Blume, Du meine Freude, mein Ruhm! | Sie Dein Kind, dein Weib, dein Liebchen, Und deine Magd, und dein! Mein teurer Herr, mein Gebieter, Du Vielgeliebter mein!
Er Wie anders ergeht in die Zukunft Sich nun der Gedanken Flug! Nun gilt es, stark zu erhalten, Beharrlich, besonnen und klug.
Sie Vergessen aller Zeiten An deiner lieben Brust! Der Gegenwart genießen In süßer himmlischer Lust! |
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Beide Wirf, segenreicher Vater, Den Blick auf die Kinder dein, Und lass ihre fromme Liebe Ein Dankgebet dir sein. |
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Du schlummerst, feiner Knabe, Du meiner Freuden Kind, So sanft in meinen Armen, Die deine Welt noch sind.
Nun wachst du auf, du lächelst, Ich blicke wonnereich In deines Vaters Augen Und in mein Himmelreich.
Lass schwelgend mich genießen Der süßen kurzen Frist, Wo noch an meinem Herzen Du ganz der Meine bist.
Es will sich bald nicht passen, Es treibt und dehnt sich aus, Es wird dem lockgen Knaben Zu klein das Mutterhaus.
Es stürmt der Mann ins Leben, Er bricht sich seine Bahn; Mit Lieb und Hass gerüstet Strebt kämpfend er hinan.
Und der verarmten Mutter Ist nun Entsagung Pflicht; Sie folgt ihm mit dem Herzen, Ihr Aug erreicht ihn nicht.
O Liebling meines Herzens, Mein Segen über dich! Sei gleich nur deinem Vater, Das andre findet sich. |
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Dein Vater hält dich im Arme, Du goldenes Töchterlein, Und träumt gar eigene Träume, Und singt und wieget dich ein.
Es eilt die Zeit so leise, Gewaltig und geschwind, Aus enger Wiege steiget Hervor das muntere Kind.
Das Kind wird still und stiller, Es drängt an die Mutter sich; Wie blühet heran die Jungfrau Bewusstlos so minniglich!
Ein Himmel, welcher Tiefe! Ihr Auge so blau und klar! Wie bist du gleich geworden Der Mutter, die dich gebar!
Nun übertauen Perlen Des hellen Blickes Glanz, Nun will der Zweig der Myrte Sich biegen zum bräutlichen Kranz.
Dein Vater hält dich im Arme, Du goldenes Töchterlein, Und träumt von deiner Mutter, Und singt und wieget dich ein. |
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Du liebst mich wohl, ich zweifle nicht daran, Und lebte nicht, wenn mir ein Zweifel bliebe; Doch liebst du mich, du lieber böser Mann, Nicht so, wie ich dich liebe.
Geteilten Herzens, halb, und halb wohl kaum, Wann eben Zeit und Ort es also geben; Du aber bist mein Wachen und mein Traum, Mein ganzes Sein, mein Leben.
Du kennst nicht deiner süßen Stimme Macht, Wenn du dich liebeflüsternd zu mir neigest; Ein armes Wort, das schon mich selig macht, Du sprichst es nicht, du schweigest.
Noch winde dich aus meinem Arm nicht fort, Lass lesen mich aus deinen lieben Augen, Und von dem kargen Lippenpaar das Wort, Das ungesprochne, saugen. |
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Ich werde nicht mit dir, du Süße, rechten, – Dich lieben, so wie du mich liebest? nein. Aus Rosen lass den Siegerkranz dir flechten, Der Liebe Preis ist dein.
Die Lieb umfasst des Weibes volles Leben, Sie ist ihr Kerker und ihr Himmelreich: Die sich in Demut liebend hingegeben, Sie dient und herrscht zugleich.
Gekehrt nach außen ist des Mannes Trachten, Und bildend in die Zukunft strebt die Tat; Als Pflegling muss die Liebe den betrachten, Dem segnend sie sich naht.
So hab ich dir im allgemeinen Bilde, Beglückende, dein eigenes gezeigt, Dein Bild, vor dem der Ungefüge, Wilde Sich sanft gebunden neigt.
O lasse mich in deinen lieben Armen Vergessen dieser Zeiten düstern Schein, An deiner lieben treuen Brust erwarmen Und reich und glücklich sein. |
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Es wallt das Gewölk herüber, Verhüllt, verfinstert meinen Stern. Es faltet sich trüb und trüber Die Stirne meines teuern Herrn.
Zu dir erhebet die Hände, Erbarmer, die gebeugte Magd; Du, schaffe des Grames Ende, Der meinem Herrn am Herzen nagt.
Wo nicht sie vermag zu heilen, Vertraut die Liebe dir allein; Befiehl dem Gewölk sich zu teilen, Gib meinem Stern du seinen Schein. |
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Sei stark, du meine Männin, reiche mir Und weihe, sie berührend, meine Waffen; Nicht töricht gilts die Welt mehr umzuschaffen, Sei stark, für Recht und Ordnung kämpfen wir.
Bricht selbstverschuldet Unheil auf ein Land, Und krächzet mahnend links am Weg der Rabe, Wird ihm verderblich seine Sehergabe, Ihm gibt des Unheils Schuld der Unverstand.
Es hob sich wider mich der Toren Zunft, Sie stürmten auf mich ein, mich zu zerreißen; Ich, Rabe, schrie: die schwangre Zeit will kreißen! – Nun bebt die Welt bei ihrer Niederkunft.
Das haben ja die Kinder schon gewusst, Und jene haben doch das Wort gesprochen; Nun ist der Tag des Blutes angebrochen; Mit Erz umgürte sich jedwede Brust.
Wir ziehen trauernd in die Männerschlacht, Und über Trümmer kämpfen wir und Leichen. Fluch über sie, die uns den Ölzweig reichen Verschmähend sahn, und Krieg uns zugebracht!
Fluch über sie! denn losgerissen stürzt Anwachsend die Lauvin und schafft Verderben. Für Recht und Ordnung gilts annoch zu sterben – Wer weiß, wie morgen sich der Knoten schürzt?
In Zwietracht auf erkämpftem Boden mag Sich leicht die Schar zerspalten der Genossen; Die heut um mich den Heldenkreis geschlossen, Sind Feinde mir vielleicht am nächsten Tag.
Ich werde stehen, wo ich soll und darf, Und fallen, muss es sein, wo Edle starben, Für Recht und Ordnung wehen meine Farben, Für Recht und Ordnung ist der Tod nicht scharf.
Ich deck euch kämpfend mit dem eignen Leib, Umarme mich noch einmal, lass das Weinen, Bring her mir meine beiden armen Kleinen, Und nun – – Leb wohl, du vielgeliebtes Weib. |
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Bestreut mit Eichenlaub die Bahre dort – – O meine Kinder! so wird hergetragen, Der unser Vater war und unser Hort, Sein Herz hat ausgeschlagen.
Heb auf das Tuch, du bist sein einzger Sohn, Dem Sohne wird die Wunde dieses Helden, Was Mannestugend sei, und was ihr Lohn, Gar unvergesslich melden.
Des Namens Erbe, den er sich erwarb, Sollst trachten du dereinst nach gleichem Adel, Und sterben, muss es sein, so wie er starb, Stets ohne Furcht und Tadel.
Du, Auge meiner Freude, fielest zu, Dich, süßer Mund, erschließet nicht mein Sehnen, – Ja, weine, meine Tochter, weine du, Ich habe keine Tränen. |
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Entstanden 1831, Erstdruck im Musenalmanach für das Jahr 1832. Erläuterungen: * Bei "Scheller" (Lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Handlexikon), "Bröder" (Kleine lateinische Grammatik) und "Buttmann (Griechische Schulgrammatik) handelt es sich um gebräuchliche Schulbücher im Gymnasium um 1800. * Es stehen drei Sterne ...: Anfang des Volksliedes Der eifersüchtige Knabe aus Des Knaben Wunderhorn. * glaubig = gläubig * Lauvin = Lawine Das vorletzte Gedicht (Sei stark, du meine Männin ...") spielt auf die französische Julirevolution von 1830 an.
Für die Erläuterungen siehe: Adelbert von Chamisso. Werke in zwei Bänden. Hrsg. von Werner Feudel und Christel Laufer. Leipzig: Insel-Verlag Anton Kippenberg 1980. Hier Bd. 1, S. 718f.
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3. Kurzbiographie von Adelbert von Chamisso
Chamisso, Adelbert von (eigentlich Louis Charles Adelaïde de), namhafter deutscher Lyriker, zugleich Naturforscher, geb. 30. Januar 1781 auf dem Schloss Boncourt in der Champagne, gest. 21. August 1838 in Berlin, wanderte 1790 mit seinen Eltern aus und kam, nachdem er mancherlei Elend erduldet hatte, endlich nach Preußen, wo er 1796 Page der Königin ward und 1798 unter Friedrich Wilhelm III. in ein Infanterieregiment der Besatzung Berlins trat. Als seine Eltern später nach Frankreich zurückkehrten, blieb er in Berlin. Seine Liebe zur Poesie führte ihn hier mit Varnhagen v. Ense, Franz Theremin, Julius Eduard Hitzig, Friedrich de la Motte-Fouqué u. a. zusammen, mit denen er auch später bei räumlicher Trennung durch gemeinschaftliche Herausgabe eines poetischen Taschenbuchs im Verkehr blieb. Mit Eifer widmete er sich den versäumten Jugendstudien, namentlich dem Studium der griechischen Sprache und der Naturforschung. Bei der Übergabe Hamelns an die Franzosen 1806 war Chamisso einer der Offiziere, die an dem Verrate des preußischen Kommandanten keinen Teil hatten. Entrüstet nahm er seine Entlassung aus dem Militärdienst und ging mit der Aussicht auf eine Professur am Gymnasium zu Napoléonville in sein Vaterland zurück. Diese Aussicht ging nicht in Erfüllung, dagegen gelangte er in den Kreis der Frau v. Stael zu Coppet, wo sich seine Neigung für die Naturwissenschaften, insbesondere für die Botanik, entschied. Im Herbst 1812 wieder nach Berlin zurückgekehrt, ging er erst eigentlich das akademische Studium an, wurde aber hier während der Freiheitskriege, in denen er weder mit seinen Freunden gegen sein Vaterland noch mit dem Vaterland gegen die Freunde kämpfen konnte, von zwiespältigen Gefühlen gepeinigt. 1815 nahm er mit Freuden den Antrag an, als Naturforscher der Brigg Rurik den russischen Kapitän Otto v. Kotzebue (des Dichters Sohn) auf einer Weltumsegelung zu begleiten. Seine ganze Reisegesellschaft aber, vor allen der Kapitän, stellten dem wissenschaftlichen Zweck der Unternehmung und Chamissos Eifer für denselben alle erdenklichen Schwierigkeiten in den Weg. Dazu teilte man seine Berichte, ohne nur mit ihm hierüber sich zu verständigen, in dem Kotzebueschen Werk über die Expedition so mangelhaft mit, dass es Chamisso schwer wurde, seine Ehre zu retten. Seine »Reise um die Welt«, bestehend aus einem »Tagebuch« und »Bemerkungen und Ansichten«, erschien dann vollständig 1836. Im Oktober 1818 nach Berlin zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung als Kustos am botanischen Institut, verheiratete sich und wurde einige Jahre später zum Vorsteher der königlichen Herbarien befördert. Die Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1835 zu ihrem Mitglied.
Chamisso verfasste mehrere naturwissenschaftliche Schriften und ein Werk über die hawaiische Sprache. Von seinen Gedichten (23. Aufl., 1886) erschienen die ersten in dem von ihm und Varnhagen herausgegebenen »Musenalmanach« (1804–1806). Sein geistvolles Werk: »Peter Schlemihl«, die Geschichte eines Mannes, der seinen Schatten verloren hat, worin Chamisso seine eigne Unruhe und Ziellosigkeit charakterisierte, wurde 1813 in der trübsten Stimmung geschrieben, 1814 von Friedrich de la Motte-Fouqué in Druck gegeben und ist in fast alle europäischen Sprachen übersetzt worden. Chamisso, der mit Franz Freiherr Gaudy eine Auswahl von Bérangers »Liedern« (1838) übersetzte und seit 1832, zuerst mit Gustav Schwab, dann mit Gaudy den von A. Wendt begründeten »Musenalmanach« herausgab, hat sich auf allen Gebieten der Lyrik in gleichem Maß ausgezeichnet. Der Zartheit seiner Lieder, darunter die romantisch-innigen Zyklen »Frauenliebe und-Leben« (illustriert von Thumann, 27. Aufl. 1898) und »Lebenslieder und Bilder« (illustriert von demselben, 13. Aufl. 1895), vereinigte er ergreifende Balladen und prachtvolle Reflexionsgedichte in Terzinen, darunter »Salas y Gomez«. Kindliche Reinheit des Charakters, das Streben nach volkstümlicher Einfachheit, dabei manche Anzeichen der fremden Herkunft in Sprache und Inhalt (vgl. das Gedicht »Schloss Boncourt«) verleihen Chamissos formschönen Gedichten unvergänglichen Reiz.
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage 1905–1909 (Digitale Bibliothek; 100) Berlin: Directmedia 2003, S. 31.521 -31.524. Redigiert, gekürzt.
[Chamisso, Foto]. Verso: Fotografie & Verlag von H. Hirsch, Berlin N. No. 3282. Adalbert von Chamisso. Höhe: 10; Breite; 6,2 cm.
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4. Notizen zu Paul Thumann und Ferdinand Tegetmeyer
Thumann, Paul, Illustrator, Historien-, Genre- und Bildnismaler, geboren 5. 10. 1834 Groß-Tzschacksdorf (Niederlausitz), gestorben 20. 2. 1908 Berlin. 1849 ff. Ausbildung als Lithograph und Typograph in einem Kartographischen Institut in Glogau. 1853/55 Schüler Eduard Holbeins an der Berliner Akademie, 1855 an der Akademie Dresden, 1855/60 im Atelier Julius Hübners ebda, 1860–63 in Leipzig (als Zeichner für den Holzschnitt bei Keil, dem Verleger der Gartenlaube), 1863/66 bei Ferdinand Pauwels in Weimar. 1866/70 Lehrer an der dortigen Kunstschule. Studienreisen: 1865 Italien, 1866 England, 1867 Paris. 1870/71 als Zeichner im Hauptquartier der III. Armee. 1872/75 in Dresden. 1875/87 Lehrer an der Berliner Akademie (seit 1880 deren Mitglied). 1887–91 in Italien, seitdem wieder in Berlin. 1892 Übernahme des bisher von Julius Schrader geleiteten Meisterateliers für Geschichtsmalerei an der Akademie.
Thumann war einer der beliebtesten Illustratoren des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts.
Illustrative Hauptwerke: Auerbach-Kalender; Thekla von Gumperts Töchteralbum (1862/69); Tennyson, Enoch Arden; Julius Sturm, Gedichte; Shakespeare; Voss, Luise; Goethe, Egmont, Tasso, Dichtung und Wahrheit, Wilhelm Meister, Stella, Die Geschwister; Schiller, Don Carlos; Kleist, Michael Kohlhaas; Hauff, Lichtenstein; Chamisso, Frauen-Liebe und -Leben; Marlitt, Goldelse; Hamerling, Amor und Psyche; Heine, Buch der Lieder; Julius Wolff, Rattenfänger von Hameln; Elise Polko, Unsere Pilgerfahrt; Georg Ebers, Eine ägyptische Königstochter u.a.m. Ferner zahlreiche Einzelillustrationen für Zeitschriften wie Gartenlaube, Mod. Welt, Deutsche Jugend usw. (Thieme-Becker, bearbeitet und gekürzt)
Vgl. den Artikel "Paul Thumann" in Wikipedia, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Thumann
Das Porträt (erschienen in der "Gartenlaube" 1875) ist Wikipedia entnommen. Es gilt die Creative Commons-Lizenz.
Rechtes Bild: Paul Thumann in seinem Berliner Atelier. Nach einer Aufnahme von Hermann Boll in Berlin. In: Westermanns Monatshefte, April 1908, S. 163.
Tegetmeyer, August Heinrich Ferdinand, reproduzierender Holzschneider,* 14. 3. 1844 Leipzig, 31. 5. 1912 ebda. (Thieme-Becker)
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Siehe im Goethezeitportal auch:
Für Mutter und Kind. Alte Reime mit neuen Bildern von Paul Thumann
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5. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift
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Prof. Dr. Georg Jäger Ludwig-Maximilians-Universität München Institut für Deutsche Philologie Schellingstr. 3 80799 München
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