goethe


Künstler- und Denkerenzyklopädie

Joseph Freiherr von Eichendorff
(1788 - 1857)

 

 

Kurzbiographie zu Joseph Freiherr von Eichendorff

Eichendorff, Joseph, Freiherr von, deutscher Dichter der romantischen Schule, geb. 10. März 1788 auf Schloß Lubowitz in Oberschlesien, gest. 26. Nov. 1857 in Neiße, wurde im aristokratischen Prunk- und Lustleben des ausklingenden 18. Jahrh., aber streng katholisch erzogen, besuchte seit 1801 das katholische Gymnasium zu Breslau und studierte seit 1805 in Halle und Heidelberg die Rechte. Auf letzterer Universität ward sein poetisches Talent durch Arnim, Brentano, Görres, Creuzer, Graf Loeben, die damals sämtlich in Heidelberg lebten, geweckt. Der Zug zur Romantik war von vornherein entschieden, er traf mit Eichendorffs patriotischem Haß gegen die Fremdherrschaft und seiner tiefen Abneigung gegen die Nüchternheit der Aufklärung zusammen. Er veröffentlichte zuerst zerstreute Gedichte unter dem Namen Florens und verfaßte den Roman "Ahnung und Gegenwart" (1811 vollendet; hrsg. von de la Motte Fouqué, Nürnberg 1815). Der Aufruf des Königs von Preußen: "An Mein Volk" führte E., der zuerst auf Anstellung in Österreich gehofft hatte, im Frühjahr 1813 nach Schlesien zurück; er trat in das Lützowsche Freikorps und nahm in diesem und in einem Landwehrregiment an den Feldzügen des Befreiungskrieges 1813–15 teil.

Nach dem Frieden verheiratete er sich und trat als Referendar bei der Regierung zu Breslau ein. 1821 ward er Regierungsrat für katholische Kirchen- und Schulsachen bei der Regierung zu Danzig, 1824 in gleicher Eigenschaft nach Königsberg berufen. Während seines Aufenthalts in der Provinz Preußen wirkte er eifrig für die Wiederherstellung des Ordenshauses in Marienburg. 1831 kam er als Rat in das Kultusministerium nach Berlin, geriet aber 1839 und 1840 bei seiner streng katholischen Richtung während der Kölner Wirren in Zerwürfnisse mit dem Minister und befreundete sich auch nachher trotz seiner Ernennung zum Geheimen Regierungsrat mit seiner amtlichen Stellung nicht wieder, sondern nahm 1845 seine Entlassung. E. lebte zunächst einige Jahre bei seiner verheirateten Tochter in Danzig, dann ein Jahr in Wien, längere Zeit (bis Herbst 1850) in Dresden, auch abwechselnd in Berlin und auf dem Familiengut Sedlnitz in Mähren. Zuletzt nahm er seinen Aufenthalt in Neiße bei der Familie seiner Tochter.

Von seinen Dichtungen waren nacheinander erschienen: "Krieg den Philistern", dramatisches Märchen (Berlin 1824); "Aus dem Leben eines Taugenichts", Novelle (das. 1826; in zahlreichen Drucken verbreitet); die Parodie "Meierbeths Glück und Ende", Tragödie mit Gesang und Tanz (das. 1828); die Trauerspiele: "Ezzelin von Romano" (Königsberg 1828) und "Der letzte Held von Marienburg" (das. 1830); das Lustspiel "Die Freier" (Stuttgart 1833); die Novelle "Dichter und ihre Gesellen" (Berlin 1834); "Gedichte" (das. 1837; 16. Aufl., Leipz. 1892).

Eichendorffs Gedichte, in denen ein tiefes, träumerisches Naturgefühl zu eigenartigem und wohlklingendem Ausdruck kommt, gehören zu den besten Erzeugnissen der Romantik und sind besonders anziehend durch ihre volkstümliche Frische und Einfachheit (E. schrieb das Lied: "In einem kühlen Grunde"). Hervorzuheben sind der Liederzyklus "Frühling und Liebe", die "Zeitgedichte", die unter der Einwirkung der Freiheitskriege entstanden, die "Geistlichen Gedichte" und die "Lieder auf den Tod meines Kindes". Auch in den Novellen, namentlich dem Meisterstück "Aus dem Leben eines Taugenichts", waren es hauptsächlich die Fülle der lyrischen Stimmung und die Anmut des Vortrages, die sich wirksam erwiesen.

In der Mitte der 30er Jahre begann E. die ernstesten literarischen und historischen Studien. Als deren poetische Resultate traten zunächst die vortrefflichen Übertragungen des mittelalterlichen spanischen Volksbuches "Der Graf Lucanor" (Berlin 1843) und der "Geistlichen Schauspiele Calderons" (Stuttgart 1846–1853, 2 Bde.) hervor. Mit dem Buch "Über die ethische und religiöse Bedeutung der neuen romantischen Poesie in Deutschland" (Leipzig 1847) eröffnete er die Reihe seiner literarhistorisch-kritischen Schriften, deren Gesamtinhalt auf eine kritische Urteilsrevision im katholischen Sinne hinauslief. "Der deutsche Roman des 18. Jahrhunderts in seinem Verhältnis zum Christentum" (Leipzig 1851; 2. Aufl., Paderborn 1867), "Zur Geschichte des Dramas" (Leipzig 1854; 2. Aufl., Paderborn 1867), "Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands" (Paderborn 1857, 3. Aufl. 1866) setzten diese Tätigkeit fort, die in einer entschiedenen Bevorzugung und beinahe ausschließlichen Verherrlichung der spanischen Dichtung und ihrer Nachklänge in der deutschen Romantik gipfelte. Darüber nahm die eigeue poetische Tätigkeit Eichendorffs eine durchaus tendenziöse Richtung, die su den erzählenden Gedichten: "Julian, ein Romanzenzyklus" (Leipzig 1853), "Robert und Guiscard" (das. 1855) und "Lucius" (das. 1857) entschieden zutage trat.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Aufl. 1905-1909. Artikel Eichendorff, Bd. 5, S. 425 f. DVD-ROM-Ausgabe, Digitale Bibliothek 100, S.47930-47934. Redigiert, Absätze eingefügt.

********************************************

Porträtgalerie Joseph Freiherr von Eichendorff

Zum Vergrößern der Ansichten, klicken Sie bitte auf die einzelnen Bilder!



Dokumentationen, Erst- und Neupublikationen im Goethezeitportal


 Jutta Assel und Georg Jäger:
»Eichendorff-Motive auf Postkarten«:
Der frohe Wandersmann. Wem Gott will rechte Gunst erweisen ...

(München Oktober 2007)

Das Gedicht "Der frohe Wandersmann", das mit den Worten beginnt: "Wem Gott will rechte Gunst erweisen / Den schickt er in die weite Welt", wird vom Taugenichts in Eichendorffs gleichnamiger Erzählung bei seinem Aufbruch in die Welt gesungen. Es wurde zu einem der bekanntesten, oft illustrierten und vertonten deutschen Wanderlieder. Seit dem späten 19. Jahrhundert, im Zuge der sich verschärfenden ethnischen, sprachlichen und kulurellen Konflikte, wurde das Lied von Gruppen, die sich dem Schutz des deutschen >Volkstums< im habsburger Kaiserreich oder im Ausland verschrieben, ideologisch und politisch instrumentalisiert.

   Zum Beitrag

 

Zum Vergrößern der Ansichten, klicken Sie bitte auf die einzelnen Bilder!











 Jutta Assel und Georg Jäger:
»Eichendorff-Motive auf Postkarten«: Hans Volkert. Künstlerkarten des Volkskunstverlags

(München April 2007)

Im Ersten Weltkrieg erschienen llustrationen von Hans Volkert zu Gedichten Eichendorffs als "Künstlerkarten des Volkskunstverlags". Die "Eichendorff-Gedichte", von denen das Goethezeitportal eine Auswahl publiziert, umfassen mehrere Serien. Volkert - Maler, Zeichner, Radierer, Illustrator und Medailleur in München – hat sich im Bereich der Volkskunst und Kunsterziehung engagiert. In den Illustrationen zu Eichendorffs Gedichten dominieren Landschaft und Heimat; sie können der Neuromantik zugeordnet werden.

   Zum Beitrag

 

 

Zum Vergrößern der Ansichten, klicken Sie bitte auf die einzelnen Bilder!











 Jutta Assel und Georg Jäger:
Eichendorff-Motive auf Postkarten. Eine Dokumentation
Das zerbrochene Ringlein.
In einem kühlen Grunde ...

(München Oktober 2006)

Eichendorffs Gedicht vom Treuebruch der Geliebten - „Das zerbrochene Ringlein“ mit der Anfangszeile „In einem kühlen Grunde“ (1813) - ist zum Volkslied geworden. Das Goethezeitportal publiziert Illustrationen aus alten Postkarten zusammen mit dem Text. Die 18 Bilddokumente, teils Serien und teils Einzelbilder, verdeutlichen den Spielraum der Illustrationen: gemalte Karten im Prägedruck, montierte Fotopostkarten, Scherenschnitt. Motivisch dominiert der Blick nach unten auf die Mühle und zurück auf das verlorene Glück. Beigegeben sind ein Porträt Eichendorffs und ein Bild des 1909 aufgestellten Denkmals in Ratibor.

  Zur Dokumentation

 

 

Zum Vergrößern der Ansichten, klicken Sie bitte auf die einzelnen Bilder!




















Das Fach- und Kulturportal der Goethezeit