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Künstler- und Denkerenzyklopädie

Franz Graf von Pocci
(1807-1876)

 

Kurzbiographie

Franz Graf von Pocci (1807-1876), der verschiedene Ämter am bayerischen Königshof bekleidete (Zeremonienmeister, Hofmusikintendant, Oberstkämmerer), war ein vielseitiger, produktiver und fantasievoller Dichter, Komponist (über 600 Musikstücke) und Zeichner. Am volkstümlichsten wurde er als Schöpfer der Figur des "Kasperl Larifari" und seinen über 40 Stücken für das Marionettentheater (daher "Kasperlgraf") sowie seinen Beiträgen für die "Fliegenden Blätter" und die "Münchener Bilderbogen". Zahlreiche Werke wenden sich an Kinder: Lieder wie auch Illustrationen und Nachdichtungen von Märchen wie "Blaubart," "Fundevogel", "Hänsel und Gretel" oder "Schneewittchen."

 

 

Dokumentationen, Erst- und Neupublikationen im Goethezeitportal


 Jutta Assel und Georg Jäger: Franz Graf von Pocci: Schattenspiel

(München Mai 2020)

Das 1847 erschienene "Schattenspiel" von Franz Pocci (1807-1876), dem "Kasperl-Graf", besteht aus 29 getuschten, nicht ausgeschnittenen Bildern in schwarz-weiß, von denen 14 hier wiedergegeben werden. Erzählt wird nicht eine zusammenhängende Geschichte in Schattenbildern, vielmehr handelt es sich um eine freie Zusammenstellung von meist bewegten Bildmotiven, bei deren Auswahl der Künstler u.a. auf das Volksleben, Religiosa (Hl. Drei Könige, Flucht nach Ägypten, Prozession) zurückgreift, vor allem aber das Bildinventar der (Spät)Romantik aufgreift (Ritter, Postillon, Nachtwächter, Bergbau, Zwerg, wandernde Zigeuner, Kahnfahrt mit musizierender Gesellschaft, Ständchen, Dudelsack). Schwarzgetuschte Kompositionen mit Silhouetten waren in jenen Jahren populär und wurden etwas später auch häufig in der populären Druckgraphik, z.B. den "Münchner Bilderbogen" verwendet.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Franz Graf von Pocci:
Frühlings-Laube für gute Kinder

(München April 2018)

Franz Graf von Pocci, der unter König Ludwig I. von Bayern, mit dem er befreundet war, und dessen Nachfolger König Ludwig II. mehrere Hofämter bekleidete, war ein produktiver Schriftsteller, Illustrator und Komponist. Er wandte sich nicht nur an die Gebildeten, sondern sprach das breite Volk und insbesondere Kinder an. So auch in der "Frühlings-Laube für gute Kinder" (1852), aus der wir eine Auswahl von Texten und deren ganzseitige Illustrationen publizieren. Darunter finden sich religiöse Themen, Sagen und "Mährlein" (Blaubart, Hubertus), Gedichte auf die Jahreszeiten und die ihnen angepassten Kinderspiele. So erzählt der "Wintermann", der den Weihnachtsbaum bei sich hat, einigen Kindern Märchen, während andere ein Schattenspiel anschauen. Es fehlen nicht Texte zur christlichen Erbauung und Ermahnungen zur Mildtätigkeit ("Der Blinde", "Das Waisenkind") – also ein bunter Strauß von Motiven und Stoffen. Wie aber kam Pocci zu dem kleinen Frankfurter Verlag C. B. Lizius? Carl Bernhard Lizius war ein revolutionärer Burschenschaftler, bevor er als Geheimagent im Dienste der Reaktion liberale und sozialistische Oppositionelle ausspionierte. Dass seine in München ansässige Schwester eine Schönheit im Geschmack von König Ludwig I. war und für dessen "Schönheitengalerie" Portrait saß, könnte die Verbindung des Hofmannes Pocci zum Verlag ihres Bruders erklären.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Poccis Minnelieder

(München April 2017)

Das Goethezeitportal stellt die vier Minnelieder vor, die Franz von Pocci zusammen mit Hyazinth Holland in losen Einzelblättern publizierte. Die Ausgabe war Teil der Festkultur der Münchner Künstlerschaft: Beim Maifest 1855 wurden 1.200 lose Blätter ausgeworfen, der größte Teil der Auflage. Die Seite weist auf die Münchner Burgen- und Ritterromantik hin, die sich um Ludwig Schwanthalers Humpenburg und die von ihm erbaute Burg Schwaneck entfaltet hatte und an der sich auch Pocci beteiligte. Hingewiesen wird auf die Wiederentdeckung und produktive Aneignung des mittelalterlichen Minnesangs seit Mitte des 18. Jahrhunderts und in der Romantik, an der Pocci mit seinen Minneliedern teil hatte.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Sechs Lieder gedichtet von Fr. Beck als Weihnachtsgabe den Kindern gewidmet von Franz Graf von Pocci

(München November 2016)

Franz Graf von Pocci (1807-1876), der verschiedene Ämter am bayerischen Königshof bekleidete (Zeremonienmeister, Hofmusikintendant, Oberstkämmerer), war ein fantasievoller, produktiver und vielseitiger Schriftsteller, Zeichner, Grafiker, Karikaturist  und Komponist. Zu seinem Freundeskreis gehörte Friedrich Beck (1806-1888). Beide waren Mitglieder der "Gesellschaft für deutsche Altertumskunde von den drei Schilden" (gegründet 1831, 1837 aufgegangen im "Historischen Verein für Oberbayern"), die sich die Erforschung und Wiederbelebung des Mittelalters, insbesondere des Rittertums, zum Ziel gesetzt hatte. Für die erste, 1829 publizierte Gedichtsammlung von Beck hat Pocci das Titelblatt geschaffen. Den hier wiedergegebenen kleinen Zyklus "Im Gebirge" seines Freundes hat er 1836 mit einem Titelbild und sechs Lithographien geschmückt. Die ebenfalls von Pocci stammenden Liedkompositionen mit Klavierbegleitung werden von lithographischen Randzeichnungen umspielt, welche die Motive der Gedichte aufnehmen: Bilder aus dem Leben der bayerischen Gebirgsbauern, gereiht nach den Tageszeiten. "Morgens, Mittags bis zur Nacht / Gottes Werke offen stehn, / Frommes Auge kann sie sehn / In der reichen Wunderpracht", so lauten die Mottoverse. Das Titelbild nutzt einen architektonischen Rahmen, in den Titelei und Mottoverse eingeschrieben sind; zwei kindliche Engel, "Poesie" und "Musica," lobsingen dem Schöpfer dieser schlichten "wunderprächtigen" Welt. Pocci schuf fast jedes Jahr eine Weihnachtsgabe für Kinder.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Franz Graf von Pocci: Das Mährlein von Hubertus und seinem Horn

(München November 2016)

Das Märchen handelt von Hubertus, dem Jungen eines Jägers, der nach dem Tod seines Vaters mit Armbrust und Hüfthorn aus dem Wald "hinaus in's Weltgebraus" zieht. Begleitet wird er von einem Rehlein und einem Finken, zwei zahmen Mitbewohnern seines Vaterhauses, die so klug waren, "daß sie jedes Wörtlein verstunden und in ihrer thierischen Weise beantworteten." Auf dieser Wanderung trifft er auf den Zwergenkönig Alberich, der ihn anwirbt. Mit dem goldenen Schlüssel öffnet er die Türen zu einem Bergwerk, in dem Hubertus eingesperrt wird, um zeitlebens Gold und Edelsteine zu gewinnen. Doch er entdeckt die Zauberkraft seines Hüfthorns: Der "Wunderklang" lähmt den Gnomenkönig und die Arbeiter, die alle in tiefen Schlaf verfallen. Auf seiner Flucht befreit Hubertus die an einen Krystallblock geschmiedete Königstochter, die Alberich sich zur Gemahlin gewählt hat und zur Ehe zwingen will. Mit Hilfe des Vogels und des Rehleins entkommen Hubertus und die Königstochter den Nachstellungen des Zwergenkönigs. Hubertus wird des Königs Eidam und Nachfolger. "Im Königshaus / Das Rehlein springt, / Der Fink der singt, / Das Hörnlein klingt, / Die Mähr' ist aus." Die Publikation wird in Doppelseiten wiedergegeben, die das Zusammenspiel einer linken und einer rechten Seite mit ihren jeweiligen Illustrationen verdeutlichen. Über Franz Graf von Pocci unterrichtet eine Kurzbiographie.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: Das Märlein von Schneeweisschen und Rosenroth. Mit Bildern von Franz Graf von Pocci

(München September 2016)

Das Märchen erzählt von zwei unzertrennlichen Schwestern, Schneeweißchen und Rosenrot, die nach zwei Rosenbäumchen benannt sind, die weiße bzw. rote Rosen tragen. Sie stehen vor dem "Hüttchen" ihrer Mutter, einer Witwe, die mit ihren Mädchen ein bescheidenes und frommes Leben im Einklang mit der Natur führt. Zur Hausgemeinschaft gehören ein Lämmchen und Täubchen; im Winter aufgenommen wird auch ein schwarzer Bär, der sprechen kann und mit den Schwestern spielt und tollt. Drei Mal treffen die Schwestern auf ihren Gängen auf einen hässlichen Zwerg, den sie aus lebensbedrohlichen Situationen retten, zum Dank aber beschimpft werden. Der Zwerg ist nur an der Mehrung seiner Schätze (Gold, Edelsteine, Perlen) interessiert. Zum Verhängnis wird ihm, dass er "auf einem reinlichen Plätzchen" - auf dem er sich unbeobachtet glaubt - einen Sack mit Edelsteinen ausschüttet, um seinen funkelnden Schatz zu genießen. Doch der Bär hat den Zwerg, der auch dessen Schätze geraubt hatte,  ausgemacht und tötet ihn. Sogleich verwandelt sich der Bär in einen Königssohn. "Schneeweißchen ward mit ihm vermählt und Rosenrot mit seinem Bruder, und sie teilten die großen Schätze miteinander, die der Zwerg in seine Höhle zusammengetragen hatte." Illustriert wird das Märchen von Franz Graf von Pocci, der sich mit zahlreichen Werken an Kinder wandte.

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 Jutta Assel und Georg Jäger: »Blaubart«. Ein Märchen,
erzählt und gezeichnet von Franz von Pocci

(München September 2016)

Das Märchen erzählt von einem Ritter mit blauem Bart, der seine Ehefrauen ermordet. Das Muster des Verbrechens bleibt gleich: Wieder einmal neu verheiratet, bricht der Ritter nach kurzer Zeit zu einer Reise auf und gibt seiner Frau die Schlüssel zu allen Gemächern der Burg. Alle Räume darf sie aufschließen, nur eine Kammer, für die sie gleichfalls den Schlüssel erhält, ist ihr bei Todesstrafe zu öffnen verboten. Die Neugier treibt die junge Frau so lange um, bis sie das Gebot bricht: Im blutgetränkten Raum hängen die Leichen der sechs Ehefrauen, die der Ritter eigenhändig erstochen hat. Als der Ritter überraschend zurückkehrt, den Schlüssel einfordert und Blut auf ihm bemerkt, droht der siebten Ehefrau das gleiche Los. In höchster Not ruft sie ihre Brüder zu Hilfe, die Ritter Blaubart im Kampf töten, die Schwester retten und die Burg zerstören. Pocci erzählt das populäre und in zahlreichen Varianten überlieferte Märchen in der Fassung, in der es die "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm bieten, setzt es jedoch in Verse um und illustriert es reichhaltig.

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