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Künstler- und Denkerenzyklopädie

 Alfred Rethel
(1816-1859)

 

Kurzbiographie zu Alfred Rethel

Rethel, Alfred, Maler, geb. 15. Mai 1816 in Haus Diepenbend bei Aachen, gest. 1. Dez. 1859 in Düsseldorf, bildete sich auf der Akademie in Düsseldorf unter W. Schadow, begab sich aber, weil der auf der Akademie herrschende Geist nicht seiner strengern Richtung entsprach, 1836 nach Frankfurt a. M., wo er sich an Ph. Veit und Steinle, später an Schwind anschloß. Hier entstanden unter anderm eine Nemesis, die einen fliehenden Mörder verfolgt, ein Daniel in der Löwengrube (Städelsches Kunstinstitut), die Auffindung der Leiche Gustav Adolfs bei Lützen (Galerie in Stuttgart), Kaiser Otto und sein Bruder Heinrich und vier Kaiserbildnisse für den Römer.

Nachdem er, aus einer Konkurrenz als Sieger hervorgegangen, vom Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen den Auftrag erhalten, im Kaisersaal zu Aachen acht Fresken aus dem Leben Karls d. Gr. auszuführen, und die Entwürfe dazu vollendet hatte, ging er 1844-45 nach Italien, wo er eine Auferstehung Christi für die Nikolaikirche in Frankfurt malte. Von 1847-51 führte er während der Sommermonate vier der Fresken aus (Kaiser Otto in der Gruft Karls d. Gr., Sturz der Irminsäule, Maurenschlacht bei Córdova, Einzug in Pavia; Kartons in der Berliner Nationalgalerie), kam aber nicht zur Vollendung der übrigen, da ihn eine Nervenkrankheit befiel, von der er 1852-53 vergebens in Italien Heilung suchte. Er starb in völliger Geisteszerrüttung.

Die Fresken in Aachen hat Kehren nach Rethels Entwürfen vollendet. An Größe des Stiles und an Energie des Ausdrucks kommt ihnen gleich der Zyklus von sechs Aquarellen: der Hannibalzug (1842-44, in Holzschnitt ausgeführt von H. Bürkner, 1875), und der Zyklus: Auch ein Totentanz, aus dem Jahre 1848, mit erklärendem Text von R. Reinick (zuerst als Bilderbogen herausgegeben, oftmals neu gedruckt). Er hat auch eine Anzahl von Zeichnungen für den Holzschnitt ausgeführt und einige Blätter radiert. Bei seinen Lebzeiten nur von wenigen erkannt und später fast vergessen, wird er heute als der kraftvollste und eigenwilligste unter den deutschen Monumentalmalern des 19. Jahrh. gepriesen.

Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage 1905-1909 (Digitale Bibliothek; 100) Berlin: Directmedia 2003, S. 164.422f. Redigiert, Absätze eingefügt.


 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Alfred Rethel: Auch ein Totentanz

(München Dezember 2020)

Von dem Historienmaler Alfred Rethel (1818-1859) veröffentlicht das Goethezeitportal die Folge der 6 Holzschnitte "Auch ein Totentanz" sowie die Einzelblätter "Der Tod als Würger" und "Der Tod als Freund". Sie erschienen im Postkartenformat als Reihe 218 in F. A. Ackermanns Kunstverlag zusammen mit dem erklärenden Gedicht des befreundeten Malers und Dichters Robert Reinick (1805-1852). Der Zyklus ist nicht nur vom Dresdner Maiaufstand 1848 inspiriert worden, den Rethel selbst erlebte. Er hatte bereits im Winter dieses Jahres mit der Ausarbeitung der Entwürfe begonnen. Der Kämpfer für die Volksherrschaft , für die Ideale der "Freiheit, Gleichheit und des Brudersinns" ist bei ihm der Tod selbst. "Darin besteht der furchtbare Hohn. Rethels Totentanz ist durch und durch politische Tendenz, und er stellte sich damit völlig auf die Seite der Reaktion." (Eduard Fuchs) Insbesondere wandte sich Rethel, der sich einen bürgerlichen Nationalstaat erhoffte ("Herstellung eines großen edlen Deutschlands"), gegen die radikale Linke ("rote Republik, Kommunismus mit allen seinen Konsequenzen", heißt es in einem seiner Briefe).

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