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Künstler- und Denkerenzyklopädie

August Siegfried von Goué
(1742-1789)

August Siegfried von Goue, Schattenriß

Titelbild von „Der hoeere Ruf“. Vgl. Hans Wahl, Anton Kippenberg:
Goethe und seine Welt. Leipzig: Insel 1932, S. 35.

 

 

Kurzbiographie

August Siegfried von Goue (geb. 1742 in Hildesheim, gest. 1789 in Burgsteinfurt) hielt sich fünf Jahre lang in Wetzlar auf, wo von 1767 bis 1776 eine Visitation des Reichskammergerichts stattfand. Goue war von 1767 bis 1771 als Legationssekretär des Vertreters des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel tätig und blieb nach seiner Entlassung ein weiteres Jahr bis Juli 1772 in Wetzlar. So lernten sich Goue und Goethe, der im Mai 1772 Rechtspraktikant am Reichskammergericht wurde, kennen.

Goue war eine treibende Kraft im theatralischen und geselligen Leben der jüngeren Juristen in der Stadt (ca. 5000 Einwohner, 1000 Mitglieder der gesellschaftlich abgeschotteten >feinen Welt<). Er war bekannt durch seine Galanterie und seine "Neigung zu Trunk und Spiel" (Gloël: Nachwort, S. 221), schrieb Theaterstücke und Gelegenheitsgedichte (als >Vater Gleim< Wetzlar besuchte, ritzte er ein satirisches Gedicht in eine Fensterscheibe), gab eine Wochenschrift ("Blat zum Zeitvertreib", 1769, 7 Nummern) heraus, parodierte den Hofstaat und tat sich mit Mystifikationen hervor, die mit Fiktionen ein das Publikum verwirrendes Spiel trieben.

(Die Einführung folgt dem umfangreichen und gründlichen Nachwort von Heinrich Gloël: „Der hoeere Ruf“.)

 

 

Primärwerke

 August Siegfried von Goué:
Der hoeere Ruf 

(München September 2007)

Das Goethezeitportal macht einen der merkwürdigsten Texte der Goethezeit, „Der hoeere Ruf“ (1768) von August Siegfried von Goue, wieder zugänglich. Heinrich Gloel, Herausgeber eines bibliophilen Faksimiledrucks, schreibt: „Wer den hoeeren Ruf liest, wird sich vielleicht an den Kopf fassen und dem Schwindel zu verfallen glauben. Gedanken und Ausdruck sind in allen Abschnitten geheimnisvoll und dunkel, die Wortbildung sonderbar und geradezu grotesk, die Schreibung wunderlich und gesucht. Die Verfasser sagen in der Einleitung ausdrücklich, dass sie nicht für die Welt schreiben. >Wen man sich gewoenete in Hieroglifen zu schreiben, warum solte man nicht auch in Hieroglifen reden dürfen. Es hat oft Ursachen, warum man nicht deutlicher sich erklaeret.<". Eine Einführung und Goethes Erinnerungen an seine Zeit in Wetzlar helfen beim Verständnis des Textes.

    Zum Beitrag

 

 

Forschungspublikationen

*Erstpublikation* Iris Bunte:
 Goethe, Gotter und Goué – auf Frei(maur)ers Füßen in Wetzlar

Goethes Wetzlarer Zeit im Sommer 1772 gehört zu den eher vernachlässigten Kapiteln deutscher Literaturgeschichte. Sein Aufenthalt als Praktikant am Reichskammergericht mündete jedoch in eine seiner produktivsten Schaffensphasen. Dem literarischen Wirken Goues und Gotters ist zu verdanken, dass sich rekonstruieren lässt, welche Wetzlarer Bekanntschaften und Erlebnisse in Goethes „Werther“, „Götz von Berlichingen“ sowie den „Urmeister“ einflossen. Insbesondere Gotters „Knopfmacher-Literatur“, die im Umfeld einer dem „humorigen Ritterorden“ vorausgehenden öffentlichen Gesellschaft entstand und zu der eine jüngst in Westfalen entdeckte Abschrift seines verschollen geglaubten „satirischen Buchkatalogs“ gehört, bewahrt Namen, Orte und Rituale vor dem Vergessen. Dieser Buchkatalog wird hier erstmals kritisch ediert.

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