goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Orte kultureller Erinnerung
Brocken (Harz)

Landschaft, Naturerlebnis,
Patriotismus und Tourismus
in historischen Bildern und Texten

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Die Seite in Stichworten

Pierers Universal-Lexikon, Artikel Brocken (1857) | Zachariä: An den Harz (Ode) | Tourismus, mit einer Wegkarte | Gude: Der Brocken und seine Wälder, 1855 | "Herzerhebende Aussicht". Aus Fuß-Reise nach dem Brocken und über den Harz, 1804 | Unwetter. Aus Schroeder, Abhandlung vom Brocken, 1785 | Brocken-Wirtshaus auf der Heinrichshöhe, Wolkenhäuschen und Brockenhaus | Das Brockenbuch | Winteransicht der Brockengebäude (mit feiernden Touristen auf dem schneebedeckten Dach!) | Andersen: "Ich bin 'ne Hex, du bist 'ne Hex, / und Hexen sind wir alle!" (1831) | Schultze und Müller im Harz: Wanderung nach dem Brockenhaus in "unendlichem Regen" (1866) | Die Erhabenheit der Natur. Nacht und Morgen auf dem Brocken. | Göckingk: Eintrag in das Brockenbuch am 11. Juli 1789 | Sonnenaufgang. Aus Gleim, Reise nach dem Brocken, 1816 | Brockengespenst | Die Felsen | "Hermanns Felsenland". Patriotische Vereinnahmung des Brocken | Friedrich Stolberg: Der Harz

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Gruss vom Brocken, Panorama, Verlag R. Lederbogen, Halberstadt, Nr. 699

 Gruss vom Brocken, Verlag Hermann Richter, Leipzig, Panorama-Postkarte

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Oben: Gruss vom Brocken. Adressseite: R. Lederbogen, Halberstadt. Nr. 699. Im Briefmarkenfeld: Echte Photographie. Nicht gelaufen.
Unten: Gruss vom Brocken. Hermann Richter & Co. Panorama-Postkarten D. R. G. M. 116 475. Leipzig. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.

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Pierers Universal-Lexikon
Artikel Brocken
1857

Brocken (Blocksberg, Mons Bructerus), Hauptstock und höchste Spitze des Harzes, im Kreise Osterwieck (Grafschaft Wernigerode), des preußischen Regierungsbezirks Magdeburg; 3508 (n. And. 3489) Fuß über dem Meere; er teilt den Harz in den Ober- und Unterharz; seine Grundfläche nimmt etwa 2 QMeilen ein; fällt auf der Nordseite steiler ab, als auf der Südseite; besteht auf seinem Gipfel aus Granit (Brockenstein); er ist gar nicht, oder nur mit Zwergholz bewachsen, und enthält sehr morastige Stellen, so das Brockenfeld, ein sumpfiger, mit Granitblöcken überschütteter Abhang. Außerdem sind der Hexenbrunnen, eine nahe bei dem Gipfel entspringende kalte Quelle, die als Kallbach durch das Schneeloch, eine tiefe, meist mit Schnee gefüllte Schlucht, um die man aber im Hochsommer die botanischen Erscheinungen aller Jahreszeiten finden kann, der Ilse zufließt, und die Felsblöcke der Teufelskanzel und der Hexenaltar, merkwürdig, welche Sehenswürdigkeiten im Umkreis einer Viertelstunde vereinigt sind um das Brockenhaus, ein Haus, welches an der Stelle des in der Mitte des 18. Jahrhunderts auf der Heinrichshöhe errichteten kleinen Hauses, 1800 auf dem Gipfel vom Grafen Stollberg-Wernigerode für die zahlreich den Brocken besteigenden Fremden erbaut. Von da aus sieht man über 300 Ortschaften, nördlich Lüneburg und Zelle, westlich Wilhelmshöhe bei Kassel, östlich Brandenburg, südlich den Thüringerwald, überhaupt einen Umkreis von 17 Meilen, und der Brocken selbst ist weithin in den deutschen Gauen sichtbar, wie er z.B. auch in Leipzig bei dem Napoleonssteine zweimal des Jahres bei Sonnenuntergang (im April und August) zu sehen ist; leider gewährt er nur selten eine freie und heitere Aussicht in die Ferne, da er rauh, nebelig und stürmisch und daher besonders im Spätsommer und Herbst schwierig und gefährlich zu besteigen ist. Eine Auswahl von den Denksprüchen, welche die Brockenbesucher in das Fremdenbuch des Brockens von 1753–1850 eingeschrieben haben, kam als Brockenstammbuch1850 heraus, nachdem schon die Namen der Brockenbesucher nebst Beischriften von 1753–90, Magdeburg 1791, herausgegeben worden waren. Man ersteigt ihn gewöhnlich von Ilseburg auf der Nordseite, oder auch von Schierecke, einem preußischen Pfarrdorfe 1 Stunde südsüdöstlich, bei dem sich die Fadensteinklippen und die durch Abweichung der Magnetnadel bekannten Schnarcherfelsen befinden. Auf dem Brocken (wie auf vielen andern Höhen) kommt das Brockengespenst vor, eine seltene Erscheinung, wenn nämlich die Sonne im Rücken des Beschauers steht und seinen Schatten auf eine gegenüber nahe vorüberziehende Wolkenschicht wirft. Der Brocken ist der umliegenden Gegend ein sicheres Wetteranzeichen. Ist er heiter, so bleibt das Wetter beständig, braut er hingegen oder setzt seinen Hut auf, d.h.: hängen Dünste oder gar Wolken an seinem Gipfel, so gibt es Regen. Viele Sagen gehen vom Brocken aus. Die bekannteste ist die von den Hexenfesten, welche der Teufel dort gefeiert. Am Fuße des Brocken entspringen Bode, Ilse, Ocker und Holzemme.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon. 4. Auflage 1857–1865. DVD-ROM-Ausgabe, Neusatz und Faksimile (Digitale Bibliothek; 115) Berlin: Directmedia 2005, S. 36.566 f. = Bd. 3, 1857, S. 323 f.

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Friedrich Wilhelm Zachariä
An den Harz
(Ode)

O Gegend, schrecklich und rau, wo melancholische Berge
   Mit starrem Haupt die Gewitter durchschaun;
Wo um den drohenden Fels die werdenden Donner sich sammeln,
   Und jede Wolke zum Regenguss wird;
Wo bald im rauschenden Bach die Kutsche des Reisenden wallet,
   Bald durch die engsten Felsen sich zwingt;
Bald auf der Spitze des Bergs die Wolken um sich begrüßet,
   Und bald in Tälern, gleich Abgründen, irrt;
Wo nur der knarrende Karn von flimmernden Erzten [!] erseufzet,
   Das Tal vom rasenden Puchwerke schallt;
Und wo ihm ewigen Rauch, gleich einem dampfenden Aetna,
   Manch Hüttenwerk weite Gehölze verschlingt;
Wo nur mit blassem Gesicht bei Hammerwerken und Gruben
   Ein Bergmann etwa die Wege durchkreuzt;
Verschwindet, wenn man ihn sieht, fährt in die Tiefen der Erde,
   Und lässt den Wald so öd, als er war;
O Harz, wofern auch in dir der lächelnde Morgen sich bildet,
   Und Abends Purpur die Felsen bekrönt;
So lass auch den heutigen Tag mit aller Anmut sich schmücken,
   Die einen Harztag zu schmücken vermag.
O Donner, rolle du nicht von ungeselligen Bergen;
   Und du, o Sturmwind, stürme du nicht.
Der Westwind flattre durch euch, ihr tausendjährigen Eichen;
   Die Tanne rausche Vergnügen und Ruh;
Dass ihr Serenen nicht schreckt, wenn sie mit ängstlichen Augen
   Die unabsehlichen Wälder erblickt.
Der tötende Hüttenrauch flieh, von sanften Westen zerstreuet,
   Und fröhlich ruf ihr der Bergmann: Glück auf!

Quelle:
* Friedrich Wilhelm Zachariä: Poetische Schriften. Bd. 3. Neueste Ausgabe Amsterdam 1767 (Digitalisierung durch Google), S. 60-62.

Friedrich Wilhelm Zachariä (1726-1777) ist durch sein komisches Heldengedicht "Der Rennomist" (1774) bekannt geworden. Siehe den Eintrag in der ADB:
* Schüddekopf, Carl, „Zachariae, Just Friedrich Wilhelm“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 44 (1898), S. 634-641 [Onlinefassung].

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Tourismus

Der Harz. Grosse Ausgabe (Meyers Reisebücher) 19. Aufl. Leipzig und Wien: Bibliographisches Institut 1907

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Wurde der Brocken auch schon im 15. Jahrhundert erstiegen, "so ist doch als erster mit Namen zu nennender Besucher desselben der Reformatorenschüler und Kartograph Tileman Stoltz (gelehrt: Stella) aus Siegen zu nennen, der um 1560 die Höhe erreichte. Um 1752 begann, gleich Stoltz, zu wissenschaftlichen Zwecken der Thüringer Joh. Thal (Thalius) seine botanischen Brockenwanderungen als Arzt des Grafen Wolf Ernst zu Stolberg in Wernigerode, dann Stadtarzt zu Nordhausen". Für die Brockenbesteigung des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig, "der 1591 seine junge Gemahlin Elisabeth von Dänemark einen großen Teil seines Landes mit Einem Blick wollte übersehen lassen," wurde eigens ein Weg durch den Wald ausgehauen". 1640 wagte sich Friedrich von Anhalt-Bernburg "mit seinen Vettern und Gefolge und 15 Pferden hinauf. Damals muss indes der Weg schon begangener gewesen sein, denn der Berichterstatter erwähnt, dass sie nächst der Höhe eine große Quelle guten Wassers und dabei an 'einer eisernen Stange eine eiserne Kelle, mit Kette befestigt,' angetroffen hätten. Zar Peter d. Gr. besuchte 1697 den Brocken."

Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wuchs die Zahl der Besucher ständig an. "Das älteste Brockenstammbuch datiert von 1753; in diesem Jahr waren 198 Personen oben. 1779 zählte man 421, im Jahrzehnt von 1809-18 durchschnittlich 1130, im folgenden 1920 Besucher. Am 30. Mai 1805 war König Friedrich Wilhelm III. von Preußen mit der Königin Luise, am 8. und 9. Aug. 1811 der König und die Königin von Westfalen mit zahlreichem Gefolge auf dem Brocken, am 19. Juni 1821 der Prinz von Preußen (der spätere Kaiser Wilhelm I.), am 1. und 2. Okt. 1865 das kronprinzliche Paar von Preußen." Um 1900 wird die Zahl der jährlichen Brockenbesucher auf 80.000 geschätzt, mit der 1898 eröffneten Bahn allein sind 1900 51.209 Personen oben angekommen.

Quellen:
* Der Harz. Grosse Ausgabe (Meyers Reisebücher) 19. Aufl. Leipzig und Wien: Bibliographisches Institut 1907, Karte zwischen S. 78 u. 79. Geschichte der Brockenreisen, S. 81f.
* Friedrich Dennert: Goethe und der Harz (Harzer Heimatbücher; 2) 2. Aufl. Quedlinburg: Hermann Schwanecke 1927.
* Friedrich Dennert: Geschichte des Brockens und der Brockenreisen (Harzzeitschrift, Beiheft 1) Braunschweig: Waisenhaus-Buchdruckerei und Verlag 1954.

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Brocken, gemalt von Paul Thomas, Raphael Tuck & Sons, Oilette Serie Brocken, Verlag Rudoph Schade, Nr. 103

Brocken, Verlag R. Lederbogen, Halberstadt, Nr. 201

Brocken, Bahn, Verlag Valentin Volkmar, Halberstadt

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Oben: Brocken 1142 m ü d M. Im Bild signiert: Paul Thomas. Adressseite: Raphael Tuck & Sons "OILETTE Serie "Brocken". Hoflieferanten S. Maj. des Königs und Ihrer Maj. der Königin von England. Brocken-Hotel Rudolph Schade. Verlag: Rudolph Schade. 103. Officielle Ansichtskarte Brocken. Signet im Briefmarkenfeld. Nicht gelaufen.
Mitte: Brocken. Adressseite: R. Lederbogen, Halberstadt 201. Nicht gelaufen.
Unten: Brocken, Harz 1142 m ü. d. M. Adressseite: Nr. 70220. Verlag Valentin Volkmar, Halberstadt J. S. O. Echte Photographie. Nicht gelaufen.

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Carl Heinrich Friedrich Gude:
Der Brocken und seine Wälder

In dieser Höhe breiten sich auch einzelne, unheimliche Strecken aus, die ganz das Ansehen einer Wüstenei haben. Das Auge sucht vergebens die schlanke, hohe Tanne, es sieht nur verkrüppeltes Weidengebüsch, weißflockiges Wollgras und zu Zwergen gewordene Birken auf den trüben, öden Flächen. Es sind die Brüche und Moore des Brockenfeldes, in denen das Moos und das Heidekraut modert. Da sprudelt das Wasser nicht von Fels zu Fels: aus schwarzen Pfützen rieselt es leise durch den Bruch hindurch, und über den Sümpfen lagern giftige Nebel. Sind es die Sümpfe, oder ist es die Höhe, die Tannen verlieren von jetzt ab an Fülle und Kraft und zeigen allerhand traurige Figuren: von Wind und Wetter zerzauste Kronen, von Eis und Schnee geknickte Äste, mit grauem Moos und langen Flechten beschwerte Zweige. Der schöne Baum wird immer kürzer und zwerghafter, schrumpft immer mehr zusammen, bis er ganz aufhört, und nur das Gebüsch der Heidelbeeren und Kronsbeeren übrig bleibt. Da hat der Wald sein Ende erreicht, aber aus demselben erhebt sich nun der Scheitel des Brockens frei in den blauen Äther. Sein ehrwürdiges, schön geformtes Haupt ist mit Blumen ganz bekränzt. Es strahlt die Anemone alpina in großen, weißen Blüten und glänzt das Hieracium alpinum in goldenen Farben, und noch manche Blüte, die das Auge in den Tannenwäldern vergebens sucht, leuchtet hier zwischen dem Myrtenblatt der Kronsbeere und der Heidelbeere. In dem dunkeln Walde wagt sich nur die bleiche Oxalis und das porzellanartige Pyrola aus den schwellenden Mooskissen hervor, höchstens wird der Saum des Waldes im Frühlinge mit den himmelblauen Blüten der Haselblume (Anemone hepathica) geschmückt. Es ist, als ob die holden Kinder der Flora die Pilze und Schwämme fürchteten, die sich überall in den Tannen aufpflanzen. Auf dem hohen Gipfel des Brockens, den noch kein anderer Schatten, als der Schatten einer Wolke getroffen, ist es anders. Da blühet's und duftet's wie in einem Blumenkorbe, und können sich die Blüten auch nicht an Zahl mit denen der Wiesen messen, so übertreffen sie dieselben doch an Schönheit und Eigentümlichkeit. Manch Kränzlein wird hier gewunden, manch Sträußchen von zarter Hand gepflückt, um den Hut zu schmücken. Leider sind aber mit dem Walde die Sängerchöre verschwunden. Immer stiller wird die lebendige Schöpfung, je höher man kommt, immer schweigsamer, je weiter man steigt, als verstumme sie vor dem Ernst der Natur. Nur das Wasser musiziert fort, wenn auch leiser, als unten im Tal. Es rieselt und tröpfelt, murmelt und quillt überall, unter jeder Klippe, unter jedem Felsblock. Diese liegen hier in den seltsamsten Gruppen umhergeworfen, als hätten Teufel und Hexen mit ihnen Kurzweil getrieben. Da steht der Hexenaltar, auf dem am ersten Mai das Feuer unter dem Zauberkessel lodert; da ist das Hexenwaschbecken mit dem Weihwasser, das der Fürst der Finsternis auf seine Schaaren sprengt, da findet man den Hexenbrunnen, die Teufelskanzel u. dgl. m.

Quelle:
C[arl Heinrich Friedrich] Gude: Der Brocken und seine Wälder. Eine Schilderung des Lebens an und auf dem Brockengebirge. Magdeburg, Verlag von E. Fabricius 1855 (Digitalisierung durch Google), S. 27f.

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Die Teufelskanzel auf dem Brocken, Kunstverlag U. Bornemann, Blankenburg - Harz, Nr. 795

Brocken, gemalt von Paul Thomas, Raphael Tuck & Sons, Oilette Serie Brocken, Verlag Rudolph Schade, Nr. 105

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Oben: Die Teufelskanzel auf dem Brocken (1142 m u. d. M.) phot. U. Bornemann. Adressseite: Kunstverlag U. Bornemann, Blankenburg - Harz. Nr. 795. Officielle Ansichtskarte Brocken. Gelaufen. Poststempel 1939.
Unten: Brocken - 1142 m ü d M. Im Bild signiert: Paul Thomas. Adressseite: Raphael Tuck & Sons "OILETTE Serie "Brocken". Hoflieferanten S. Maj. des Königs und Ihrer Maj. der Königin von England. Brocken-Hotel Rudolph Schade. Verlag: Rudolph Schade. 105. Officielle Ansichtskarte Brocken. Signet im Briefmarkenfeld. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1913.

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Fuß-Reise nach dem Brocken, und über den Harz.
Ein Wegweiser für diejenigen, welche den Harz bereisen.
"Herzerhebende Aussicht

Doch jetzt denke Dir die herzerhebende Aussicht, denn einzeln beschreiben kann ich Dir sie nicht. Setze Dich hierher an des Berges Abhang, damit, ungestört von Deinem übrigen Körper, Dein Auge ganz genießen kann, was hier vor ihm ausgebreitet da liegt. Rings umgeben Dich tausenderlei Gestalten, wie die Diener des Brocken, die zahllosen Höhen und Berge, welche ein waldiger Abgrund von Dir trennt: hier der Stolzeste derselben, der sich allein mit dem Brocken zu messen erkühnt, der Wormberg; dort die Achtermannshöhe, abgerundet, gleich dem duftenden Heuhaufen; dort der lange Rücken des Rennekenberges, und wie die Trabanten des Brocken alle heißen. Stolz heben sie ihr Haupt empor, und weit schauen sie über die Ebne hin; Du aber blickest über ihre kahlen Schädel herab, Deinen Blick zu fesseln vermögen ihre Höhen nicht. Dort nun siehst Du die fruchtbaren Ebnen und ihrer Bewohner getürmte Behausungen. Was Dir ein Maulwurfshügel dünkt, ist der Wohnort für Tausende, der Tummelplatz ihrer Neigungen, ihrer Leidenschaften, ihre Welt. Das Stück Landes, welches Du dort übersiehest, ist die Ursache des Stolzes eines eben so eingeschränkten Wesens, welches sich deshalb für einen Sohn der Götter hält. Mit jeder Minute übersiehst Du hier Millionen von Menschen, deren Kleinheit sie nur Deinem Blicke entzieht.

Da fasst Dich unwiderstehlich der Gedanke an des Menschen Macht und seine erträumte Größe. Das Buch der Natur liegt vor Dir aufgeschlagen, die Erde erscheint Dir in ihrer Größe, in der Gestalt, welche die Tochter von mancherlei unenthüllten Katastrophen und vielen Jahrtausenden ist; und auf ihrer Rinde prunkt das arme Geschöpf, der Mensch herum, vermisset sich, Herr der Schöpfung sein zu wollen, welche ihn nur wie einen unschädlichen Wurm duldet, und wähnet, ein Gott zu sein, weil dieses Pünktchen Landes ihn als seinen Gebieter begrüßet. -

O! wer hier noch auf etwas Andres als seinen unsterblichen Geist, der selbst sich noch höher schwingt, und unter sich diesen ganzen Erdenkörper als ein Sonnenstäubchen im Raume der Schöpfung erblickt, wer, sage ich, noch auf etwas andres stolz bleibt, in dessen Sinn muss menschliche Torheit und Aberwitz tiefe Wurzeln geschlagen haben.

Quelle:
Fuß-Reise nach dem Brocken, und über den Harz. Ein Wegweiser für diejenigen, welche den Harz bereisen. Leipzig, in der Sommerschen Buchhandlung 1804 (Digitalisierung durch Google), S. 204-206.

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Christian Friederich Schroeder:
Abhandlung vom Brocken.
Unwetter

Vor Erbauung dieses in seiner Art so merkwürdigen Häuschens [des sog. "Wolkenhäuschens", s.u.], mussten sich die Brockengänger alle mögliche Unbequemlichkeiten der Witterung gefallen lassen, und wollten sie des Nachts, um den Aufgang der Sonne abzuwarten, oben bleiben, so mussten sie sich zwischen den Klippen eine Kluft oder Höhlung zum Schutz aufsuchen. Ich bin einmal im Anfange des Augusts drei Stunden lang ein Wettergefangener darin gewesen. Es war vorher das beste Brockenwetter, nämlich hell, mäßig kalt, und der Wind ging nach Brockenart leidlich, und nur so stark als wie im Lande, wenn es heißt: es ist stürmisch Wetter. Ich betrachtete mit meiner Gesellschaft ein kleines weißes Fleckchen in Nordwest, so auf dem Lande in der Gegend der Nordsee zu liegen schien, und einem weißen Tuch ähnlich war, das ich aber sonst da nicht bemerkt hatte. Es schien anfänglich zuzunehmen, dieses Scheinen wurde aber bald sehr merklich, so dass wir es gar für ein aus dem Meere aufsteigendes Wölkchen hielten. Binnen einer Stunde veränderte es sich aber dergestalt, dass wir es nur als eine dicke schwarze Wolke erkannten, die mit mehr als vogelschneller Eile den Berg zu bestürmen andrang. Wir glaubten noch immer dafür sicher zu sein, ob sie gleich schon das ganze Land und den Oberharz bedeckte, bis sie sich unten an den Fuss des eigentlichen Brocken anlehnte. Hier machte sie erst tausenderlei Veränderungen, und Figuren. Sie türmte Wellen auf, bildete Schiffe mit Masten und Segeln, hohe wunderbare Felsen, Städte, Ruinen, Bäume, streckte Fühlhörner aus, wie der Norwegische Kraack. Endlich kam ein stärkerer Windstoss, der ihr neue Kraft gab. Nun kam sie, als wollte sie uns und den Brocken bestürmen, sich wälzend, den Berg herauf gelaufen. Diese Katastrophe der Witterung war plötzlich und schrecklich.

Der Wird erlaubte kaum auf den Füßen zu stehen, der Sturm brausete wie ein erregtes Meer, und die Kleider sogen wie ein Schwamm die Nässe der Wolken an sich, aus denen auch einzelne Tropfen fielen. Wir segneten mit Recht das Wolkenhäuschen. Zuletzt konnten wir uns kaum des Frostes mehr erwehren, denn es glatteisete , und der Duft der Wolken legte sich, wenn man aus der Tür ging, als Glatteis an, und kandierte die Haare. Der Versuch, Feuer anzumachen, wollte uns anfänglich wegen ganz erstarrter Finger nicht gelingen, endlich aber machten wir ein Feuer von zusammengetragner Heide und nassen Holz an. So wohltätig dessen Schein auf einer Seite auch war, so sehr litten wir wieder vom Rauch, den der Wind nicht zum Schornstein herauslassen wollte. Nach einigen so zwischen erstickendem Rauch und zum Erfrieren kalten und nassen Gewölke zugebrachten Stunden, mussten wir uns endlich doch wie Belagerte durchschlagen, da wir denn mit auf der Windseite erstarrten, und auf der andern, nassen Kleidern, wieder zur Heinrichshöhe herabkamen.

Quelle:
Christian Friederich Schroeder: Abhandlung vom Brocken und dem übrigen alpinischen Gebürge des Harzes. 1. (einziger) Tl. Dessau 1785. Auf Kosten der Verlagskasse für Gelehrte und Künstler, und zu finden zu Leipzig in der Buchhandlung der Gelehrten (Digitalisierung durch Google), S. 123- 125.

Christian Friedrich Schroeder (1750-1800), Wernigeröder Amtscommissarius, war am 5./6. August 1765 zum ersten Male und 1793 zum 49. Male auf dem Brocken; weitere Brockenersteigungen schlossen sich an. Schroeder widmete sein Leben der Erforschung des Brockengebirges. Siehe: Friedrich Dennert: Geschichte des Brockens und der Brockenreisen, 1954, S. 63.

Auf der "Brockenreise einiger Halberstädtschen Freunde, getan den 31. Juli und 1. August 1786", die Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) in Versen beschrieb, heißt es: "Unser aller Zeitvertreiber / War das Buch, das Schröder schrieb". Brocken-Stammbuch mit Scherz und Ernst, Witz und Laune, Weisheit und Einfalt in Gedichten und Prosa vom Mai 1753 bis Mai 1850. Hrsg. von dem Brockenwirte C[arl] E[rnst] Nehse. Sondershausen, Druck und Verlag von Friedrich August Eupel 1850 (Digitalisierung durch Google), S. 89-109. Hier S. 92. Die Ersteigung des Gipfels wurde wegen anhaltend schlechten Wetters abgebrochen.

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Brocken-Wirtshaus auf der Heinrichshöhe
Wolkenhäuschen und Brockenhaus

Brocken-Wirtshaus auf der Heinrichshöhe

Das Brocken-Wirtshaus auf der Heinrichshöhe, im Hintergrunde der große Brocken. Links das Brockenthor. Rechts das Wolkenhäuschen, der Hexenaltar und die Teufelskanzel. Kupferstich von C. Müller, aus: Wilh. Ferd. Müller: Meine Streifereyen in den Harz, Bd. 1, Weimar 1800. Hier nach Dennert, Goethe und der Harz, Tafel nach S. 76.

Bis zum Bau des Brockenhauses 1800 (siehe unten) war dieses Wirtshaus auf der Heinrichshöhe unterhalb des Gipfels die einzige Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit.

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xBrockenhaus und Wolkenhäuschen

Brockenhaus und Wolkenhäuschen

Das Brockenhaus und das Wolkenhäuschen. Kupferstich eines unbekannten Künstlers aus S. Heine, Reisebilder. Um 1810. Hier nach Dennert: Geschichte des Brockens, Abb. 10.

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Die Gestalt des Wolkenhäuschens ist ein Viereck, dessen jede Seite etwa 12 Fuß lang sein wird. Die Steine seiner dicken Mauer sind grobe zusammengelesene Granitsteine, die statt des Kalks, der hier wegen Kälte und Nässe keine Dauer hat, mit Moosen zusammen gemauert sind, oder zwischen deren Fugen Moos gestopft ist. Die Zierde dieser Mauer von aussen sind eine Menge an den Wänden angewachsene Brocken Usneen und Moose, unter denen das Isländische oder Rentiermoos seit einigen Jahren ziemlich ab botanisiert ist. Sie sind also gleichsam ein botanischer Moos-Garten, und das ganze Wolkenhäuschen könnte zur Not einen Platz in einer Naturalienkammer haben.

Diese vier gemauerten Seiten bedeckt ein kleines hölzernes Dach von Schindeln, oder kleinen dünnen handbreiten und doppelt so langen, aufgenagelten Tannenbretterchen. Dieses Dach, woran man beinahe mit dem Kopfe stößt, und die 4 Wände, machen also das ganze Wolkenhäuschen aus. In der Spitze des gewalmten Daches ist eine Öffnung oder Schornstein. Auf der Seite nach Morgen zu ist eine Türe, die von jedem, der in diesem kleinen Schutztempel gegen die oft plötzlich einbrechenden Wetter des mürrischen Brocken, Schutz gesucht hat, wieder angeschoben und festgemacht werden muss, damit der Sturm sie nicht zerschlage, oder gar in das Häuschen hereinbreche, und es seinem Grimme aufopfere. Neben der Tür ist ein Sandstein neuerlich eingemau[e]rt, so eine vom Grafen Heinrich Ernst angewandte Reparatur anzeigt, mit der Inschrift: H. E. G. Z. S. B. 1778. Das B ist ein Steinhauerfehler, denn die Inschrift soll die Worte andeuten: Heinrich Ernst, Graf zu Stollberg. Das Innere dieser Freistatt ist eine steinerne Erhöhung wie ein Altar, worauf nicht von den Hexen geopfert, sondern von den Brockenwandrern Feuer, wie auf einem Herde, angemacht wird, um sich wieder zu erwärmen. Die der Türe entgegen stehende Seite, wie die beiden andren, enthalten breite hölzerne Bände, um allenfalls ein Schläfchen darauf zu versuchen, das dem Müden oft gelingt, obgleich statt der Kopfkissen nur einige Granitsteine darauf gelegt, und mit Moosen bedeckt sind. Dies Wolkenhäuschen, das man von der Ost- und Nord-Seite im Lande als ein kleines Spitzchen  sieht, ist der erste Bau, der auf dem Brocken im Jahr 1736 vorgenommen worden. [...]

Die Türe und Balken des Wolkenhäuschens sind ein Namen-Catalogus von einer Menge Brockengänger ohne Absichten. [...] Die um drei Seiten des Wolkenhäuschens von aufeinander gelegten Brockensteinen gezogene, nun mehrenteils wieder eingefallne niedrige Mauer, sollte ein Behältnis zu einem botanischen Garten abgeben.

Quelle:
Christian Friederich Schroeder: Abhandlung vom Brocken und dem übrigen alpinischen Gebürge des Harzes. 1. (einziger) Tl. Dessau 1785. Auf Kosten der Verlagskasse für Gelehrte und Künstler, und zu finden zu Leipzig in der Buchhandlung der Gelehrten (Digitalisierung durch Google), S. 122f., 125f.

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Brocken mit Brockenhotel, Botanischer Garten, Observatorium, Verlag Rud. Schade, Brocken

Botanischer Garten
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Obige Postkarte: Brocken, 1142 m ü. M. Brockenhotel und Botanischer Garten. Observatorium. Adressseite: Verlag Rud. Schade, Brocken. Fürstl. Stolb. Lieferant. Rechts unten: Nr. 88. Officielle Ansichtskarte Brocken. Nicht gelaufen. Handschriftlich: 1920.

1890 begann Prof. A. Peters von der Universität Göttingen mit der Anlage eines Versuchsgartens auf dem Brockengipfel. Der Alpenpflanzengarten sollte ein Refugium für die vom Tourismus zunehmend gefährdete Brockenflora sein; auch sollte untersucht werden, welche alpinen Pflanzen auf dem Brocken gedeihen können. Nach dem Ersten Weltkrieg, als der Garten sehr gelitten hatte, wurde er 1920 wiederhergestellt und erhielt den Namen "Lönsgarten". (Friedrich Dennert: Geschichte des Brockens und der Brockenreisen, 1954, S. 98f.)

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Brockenhaus

Brockenhaus

Obiges Bild: Das Brockenhaus auf dem Blocksberg. Kupferstich von Wiederhold, Göttingen. Um 1810. Hier nach Dennert: Geschichte des Brockens, Abb. 11.

Das neue Brockenhaus mitten auf dem Brocken, das höchste in Deutschland, wurde 1800 vom regierenden Grafen Christian Friedrich von Wernigerode erbauet. Es heißt nach ihm Friedrichshöhe, hat nur ein Stockwerk, besteht in 10 Logierstuben, in einer Wirtsstube, einem Saal mit drei Fenstern, einer geräumigen Küche, einem Pferde- und einem Rindviehstall. - Um den Reisenden einen noch höhern Standpunkt anzuweisen, als der Gipfel des Brockens bereits ist, hat man ohngefähr in der Mitte des Gebäudes einen Turm aufgeführt, von dessen Höhe herab man eine der köstlichsten Aussichten genießt, wenn die Luft rein von Dünsten ist.

Quelle:
J[ohann] B[ernhard] Gleim: Reise nach dem Brocken, der Baumannshöhle, der Bielshöhle und der Roßtrappe. Quedlinburg, bei Friedrich Joseph Ernst 1816 (Digitalisierung durch Google), S. 9f.

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Brockenhaus

Brockenhaus mit Turm in der Mitte des Gebäudes
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Obiges Bild: Das im Jahre 1800 erbaute Brockenhaus mit den 1805 errichteten Bauten aus Holz. Adressseite: Rud. Schade, Brocken. Fürstl. Stolb. Lieferant. Officielle Ansichtskarte Brocken. Nicht gelaufen.

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Das Brockenbuch

So waren wir also wieder in dem Brockenhüttchen, welches für seine Größe wohl so leicht von keinem Gebäude an weitausgebreitetem Ruhme übertroffen wird. Die Stube darinne ist, wie man erwarten kann, voller Namen von Reisenden. Es sucht sich Jeder nach seiner Art einen Namen zu erwerben: wer kein besseres Mittel weiß, schneidet seinen Namen in das Holz, oder gleich viel, lässt ihn in Erz und Marmor graben. Hier in diesem Stübchen aber ist die Sucht, sich zu verewigen, so weit gegangen, dass Wände, Decke, Stühle, Tische, Türen, Fenster, Uhrgehäuse darunter so schmählich haben leiden müssen, dass es jetzt beinahe ein wahres Kunstwerk geworden ist, seinen Namen noch mit leidlicher Dezenz anzubringen.

Die Lektüre für alle, die hier übernachten, besteht in dem Stammbuche des Brockens, welches Herr Schröder dem großen Publikum mitzuteilen, den originellen Einfall gehabt hat. Für eine Stunde ist es wirklich nicht langweilig, dieses sonderbare Gemisch zu durchblättern; hier eine Wasserflut von Versen, dort einen bizarren Einfall, hier den naiven Ausdruck der gehabten Empfindungen, und dort komischen Unsinn auf Stelzen zu sehn. Zum Pröbchen nur zwei Inschriften. Die eine rührt von einem Frauenzimmer her, soll also zuverlässig keine Spötterei enthalten.

Seynd dieses Gottes Füsses Schemmel,
Wie groß müssen doch die Füsse seyn!

Eine andere lautet:

So hoch wie der Brocken erhaben ist
Über die Berge von Wernigerode,
So hoch du, Mensch! erhaben bist
Über alles, was lebet im Leben und Tode.

Quelle:
Fuß-Reise nach dem Brocken, und über den Harz. Ein Wegweiser für diejenigen, welche den Harz bereisen. Leipzig, in der Sommerschen Buchhandlung 1804 (Digitalisierung durch Google), S. 208-210. - Siehe: Brocken-Stammbuch mit Scherz und Ernst, Witz und Laune, Weisheit und Einfalt in Gedichten und Prosa vom Mai 1753 bis Mai 1850. Hrsg. von dem Brockenwirte C[arl] E[rnst] Nehse. Sondershausen, Druck und Verlag von Friedrich August Eupel 1850 (Digitalisierung durch Google).

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Brockenhaus

Brockenhaus mit frei stehendem Turm

Obiges Bild: Brocken-Stammbuch mit Scherz und Ernst, Witz und Laune, Weisheit und Einfalt in Gedichten und Prosa vom Mai 1753 bis Mai 1850. Hrsg. von dem Brockenwirte C[arl] E[rnst] Nehse. Sondershausen, Druck und Verlag von Friedrich August Eupel 1850 (Digitalisierung durch Google). Bild auf Titelseite. - Vgl. Das Brockenhaus und der 1835 neu erbaute Turm. In: Dennert, Geschichte des Brockens, Abb. 13.

Ursprünglich hatte das Brockenhaus in der Mitte eine runde Warte. Diese wurde bei eingetretener Baufälligkeit abgetragen und dafür 1835 ein gegen 50 Fuß hoher Luginsland, vierzig Fuß vor dem Gasthof, von starken, festzusammengefügten Balken aufgeführt und die Seiten mit dicken Bohlen bekleidet. Man gelangt zur Plattform auf 58 Stufen und ist oben durch eine Galerie gegen den Wind geschützt. Zur rechten Seite steht noch ein Nebengebäude mit Stallung und in einiger Entfernung auch noch das alte Wolkenhäuschen.

Quelle:
C[hristian] W[ilhelm] Spieker: Der Harz. Seine Geschichte, Ruinen und Sagen. Zwei Reisen in den Jahren 1800 und 1850. Berlin: Gebauersche Buchhandlung (J. Petsch) 1852 (Digitalisierung durch Google), S. 170.

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Winteransicht der Brockengebäude, mit feiernden Touristen auf dem Dach

Winteransicht der Brockengebäude
mit feiernden Touristen auf dem Dach.
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Brocken, Tourismus um 1865, entworfen von Hermann Lüders

Tourismus auf dem Brocken
um 1865

Oben: Brocken-Stammbuch mit Scherz und Ernst, Witz und Laune, Weisheit und Einfalt in Gedichten und Prosa vom Mai 1753 bis Mai 1850. Hrsg. von dem Brockenwirte C[arl] E[rnst] Nehse. Sondershausen, Druck und Verlag von Friedrich August Eupel 1850 (Digitalisierung durch Google). Titelillustration.
Unten: Auf dem Brocken. Holzschnitt nach einer Zeichnung von H. Lüders in der Leipziger Illustrirten. Um 1865. Hier nach Dennert: Geschichte des Brockens, Abb. 16.

Lüders, Hermann, Historien- u. Genremaler, Illustrator u. Schriftsteller, geb. 25. 11. 1836 in Osterwieck (Harz), gest. 17. 11. 1908 in Groß-Lichterfelde. 1862/65 als Illustrator in einem Pester Verlag tätig, dann in Berlin. Aktiver Teilnehmer an den Feldzügen 1866 und 1870/71. In der Folge als Zeichner für die „Illustrierte Zeitung“ und die „Gartenlaube“ Reisen (u. a. im Gefolge Kaiser Wilhelm I., des Kronprinzen Friedrich und Kaiser Wilhelm II.) nach Italien, Frankreich, Spanien, Russland. (Thieme-Becker)

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Hans Christian Andersen
Ich bin 'ne Hex, du bist 'ne Hex,
und Hexen sind wir alle!

Nun waren wir oben, aber alles war von Nebel verhüllt. Wir standen in einer Wolke.
   Aus dem Wirtshaus brauste uns ein Musikchor entgegen; es waren darin, glaube ich, mehr als vierzig Reisende.
   Vierthalbtausend Fuß über der Meeresfläche, mitten in einer Wolke, aber hinter einer fünf Fuß dicken Mauer, saß ich hier in der kleinen Stube und wärmte mich an dem glühenden Ofen.
   Die Kühe wurden nach Hause getrieben, sie hatten Glocken umhängen, und das klang sehr hübsch; aber draußen war noch alles Nebel; der Wind fing an zu wehen und jagte die Wolken, als ob's eine Schafherde wäre, über die Bergspitzen hin. [...]
   Wir wurden inzwischen herausgerufen, wo sich die ganze Gesellschaft versammelt hatte. Die Musikanten hatten oben auf dem Turme Platz genommen und alle die andern Reisenden sich mit Besenstielen, Ofengabeln und Feuerschaufeln versehen; sie luden uns zu einem Hexentanz in der dämmernden Abendbeleuchtung ein. Einer nahm den andern bei der Hand; klein und groß, dick und dünn überließ sich der fröhlichsten Ausgelassenheit, und das lustige Intermezzo nahm seinen Anfang.

Die Instrumente auf dem Turme

Wir sind froh und ihr seid froh,
Wir blasen, ihr müsst brummen,
Da gibt's was aus Fra Diavolo,
Aus Zampa und der Stummen.

Chor

Dolorem furca pellas ex,
So sing' ich bei dem Balle:
Ich bin 'ne Hex, du bist 'ne Hex,
und Hexen sind wir alle!

Felsblock

Tanzt nur! ich kann, als stummer Stein,
Die Lust nicht von mir geben,
Doch werdet ihr längst alle sein,
Wenn ich noch stets am Leben.

Elfen

Wir tun hier in der Blumen Schoß
uns köstlich amüsieren!
O Gott, wie sind die Leute groß,
Wie plump sie sich gerieren!

Verliebter

Hier steh' ich über'm Wolkenthron,
Bekenn' jedoch von Herzen:
Dem Himmel stand ich näher schon,
Wenn ich mit ihr konnt' scherzen!

Chor

Dem Schicksal setz' ich U für X,
Ich will es schon correxen;
Ich bin 'ne Hex, du bist 'ne Hex,
Und wir sind alle Hexen.


So lärmte man lustig fort; erst gegen Mitternacht ward es im Hause ruhig.
   Der Mond fing an, durch den Nebel zu dringen, und warf seine Strahlen in die lange, schmale Kammer; ich konnte nicht schlafen und stieg deswegen den Turm hinauf, um die Aussicht zu genießen. Wer einmal im Traum über die Erde hin geflogen ist und Länder und Städte und Wälder tief unter sich gesehen hat, der kann sich eine entfernte Idee von dieser unbegreiflichen Herrlichkeit machen. Pechschwarz lagen die mit Fichten bewachsenen Berge unter mir, weiße Wolken, vom Mond beschienen, fuhren wie Geister an den Bergen vorüber! Da gab es keine Grenzen; das Auge verlor sich in einer Unendlichkeit; Städte mit ihren Türmen, Kohlenbrennerhütten mit ihren Rauchsäulen ragten aus dem durchsichtigen Nebelschleier hervor, den der Mond beleuchtete. Es war eine Traumwelt der Phantasie, die hier lebendig vor mir lag. Tief unten in den schwarzen Wäldern hatte zur Zeit des Faustrechts mancher Ritter mit seinen Leuten dem Kaufmann aufgelauert, der seine kostbaren Waren von Stadt zu Stadt brachte; da drüben, wo auf dem steilen Felsen jetzt keine Spur mehr davon zu sehen war, erhob sich eine Burg, hoch und stark, mit Mauern und Türmen, in er es in den langen Winterabenden von lustigen Gelagen widerhallte. Die Nebel stiegen höher und höher zwischen den schwarzen Bergen; die Wolken formten sich in wunderbare Gestalten. Dort, dachte ich, dort in diesem Umkreise wächst die Zauberblume, die "Glücksblume" der Harzbewohner, die manches kindliche Herz noch in frommer Einfalt sucht. Nur einer hat sie gefunden, aber er kannte sie nicht, bis er sie wieder verloren hatte; ich suchte sie nicht hier, ich wusste, dass sie in meinem Herzen wuchs, die Engel hatten das Samenkorn hineingelegt, als ich noch in der Wiege schlummerte; sie blühte empor, sie verbreitete ihren magischen Duft - die Phantasie, diese herrliche Blume des Lebens, entfaltete sich immer mehr in meinem Herzen, und ich hörte und sah eine größere Natur um mich her.

Quelle:
Hans Christian Andersen: Bilderbuch ohne Bilder. Reiseschatten von einem Ausfluge nach dem Harz, der Sächsischen Schweiz im Sommer 1831. Leipzig: Philipp Reclam jun. 1985. Hier S. 83-86.

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Der Wartturm und seine Zerstörung

[Das Brockenhaus] ist das höchst gelegene Haus im nördlichen Deutschland, 3510 Fuß über dem Meere schwebend. Weit schaut es in die Lande, auf Königreiche und Fürstentümer, auf fruchtbare Ebenen und gewerbereiche Städte. Im Jahre 1835 wurde ein freistehender Wartturm vor dasselbe gebaut, um die Fernsicht noch zu erweitern. Aus festen Balken und Bohlen gezimmert, erhob er sich gegen 50 Fuß hoch, aber ein gewaltiger Sturm riss ihn im Herbst 1853 um. Solche orkanartige Stürme sind nichts Seltenes auf dem Brocken, und grausig ist es dann im Brockenhause. Es schüttelt an allen Türen und rüttelt an allen Fenstern, heult in den Gängen und pfeift in den Gemächern; es fährt in den Schlot hinunter und saust zu den Treppen hinauf, es rasselt, kracht und klirrt wild durcheinander, und Niemand wagt sich hinaus. Ein solcher Sturm war's, der den hohen, festen Turm aus den Fugen hob. Krachend stürzte er zusammen. Die losgerissenen Bretter fuhren wirbelnd durch die Luft, zerschmetterten zum Teil an den Felsblöcken, und in den tollsten Sprüngen tanzten die Splitter mit dem groben Kies der Brockenkuppe, dem Hexensande, um die Wette. Das Brockenhaus aber blieb unverletzt. Mit seinen dicken Mauern hat es schon manchem Sturm getrotzt.

Quelle:
C[arl Heinrich Friedrich] Gude: Der Brocken und seine Wälder. Eine Schilderung des Lebens an und auf dem Brockengebirge. Magdeburg, Verlag von E. Fabricius 1855 (Digitalisierung durch Google), S. 27f.

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Schultze und Müller im Harz, Besteigung des Brocken

Schultze und Müller bei der Brockenbesteigung

Und wie sie sich denn mit wanderndem Stab,
Auf der Mitte des Weges befinden:
Da gießet unendlicher Regen herab -
Und vergebens steigen sie aufwärts im Trab -
Sie werden nass, zum Auswinden!
Kein Faden am Leibe mehr trocken
Erreichen sie schwimmend den Brocken!

Und wie sie gewinnen das Brockenhaus -
Da sinken ermattet sie nieder,
Und strecken die nassen Glieder
Am warmen Ofen behaglich aus, -
Und erwarten freudig den Abendschmaus -
Und erwärmen am Feuer die Röcke -
Und sich selbst durch einige Gröcke!

Quelle:
Schultze und Müller im Harz. Humoristische Reisebilder. Mit 30 Illustrationen von W[ilhelm] Scholz. 5. Aufl. Berlin, A. Hofmann & Comp. 1866 (Digitalisierung durch Google), S. 95f. Bearbeitete Neuauflage von der Originalausgabe der fünften Auflage 1866 hrsg. von Bernd Sternal u. Ulrich Herrmann. Verlag by Sternal Media Gernrode 2010. ISBN 978-3-8391-4902-7. Hier S. 120f. - Wilhelm Scholz (1824-1893), Zeichner, Karikaturist und Humorist, Reiseschriftsteller. Ab 1848 Zeichner des "Kladderadatsch".

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Die Erhabenheit der Natur
Nacht und Morgen auf dem Brocken

Der Scherz ward still auf unsern Lippen,
Und unser Lachen wurde stumm;
Vergessen war der Berg, der Wald, die Klippen,
Das ganze Land ringsum,
Als mit den ersten ihrer Strahlen
Aurora Aug und Herzen traf.
O welcher Oeser oder Graf
Kann dieses Antlitz malen?
O welcher Ramler oder Kleist
Hat Worte wohl für das, was wir empfanden.
Die Wunderszenen schwanden,
Doch nicht aus Herz und Geist.

Leopold Friedrich Günther von Göckingk.
Eintrag in das Brockenbuch am 11. Juli 1789.

Für Leopold Friedrich Günther von Goeckingk (1748-1828) siehe den Eintrag in Wikipedia.

Über die Maler Adam Friedrich von Oeser (1717-1799) und Anton Graf (1736-1813) wie über die Dichter Karl Wilhelm Ramler (1725-1798) und Ewald von Kleist (1715-1759) orientieren gleichfalls Artikel in Wikipedia.

Quelle:
Brocken-Stammbuch mit Scherz und Ernst, Witz und Laune, Weisheit und Einfalt in Gedichten und Prosa vom Mai 1753 bis Mai 1850. Hrsg. von dem Brockenwirte C[arl] E[rnst] Nehse. Sondershausen, Druck und Verlag von Friedrich August Eupel 1850 (Digitalisierung durch Google), S. 125. - Vgl. Friedrich Dennert: Deutsche Dichter auf dem Brocken. In: Goethe und der Brocken. Reprint der Ausgabe von 1928. Paderborn: Salzwasser Verlag o.J., S. 55-70. Hier S. 61f. ISBN 978-3-84600-535-4

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Johann Bernhard Gleim:
Reise nach dem Brocken.
Sonnenaufgang

Gegen 3 Uhr waren wir aufgestanden, und nahmen Platz auf dem Turme des Hauses, um den gestirnten Himmel auf der Spitze des Brockens zu sehen, dieser gewährt dem Freunde des Schönen und Erhabenen ein großes und bewundernswürdiges Schauspiel. Man sieht die Sterne, die man sonst nur über sich erblickt, neben und unter sich. Die Erde scheint unter den Füßen zu verschwinden, und nur noch einen kleinen Schritt, glaubt man tun zu dürfen, um sich in höhere Sphären zu versetzen. Der Mond, der in das Firmament eingetreten war, hing vom Getäfel des Himmels herunter, wie ein unermesslich großer Leuchter von Crystall, und erhellte mit seinen Silberstrahlen den Mantel der Nacht. Welch rührender, erhabener Anblick! - so wie er vorrückte, mehrte sich sein Glanz. Schon deckte sein blasser zitternder Schein die Erde, und streuete wollustatmende Düfte auf die schlafende Welt ... Königin der Schatten, du bist die Zierde der Himmel, die Ehre der Gestirne ... Möchte meine Seele und meine Gedanken so rein sein, wie du!

Eine schwache Morgenröte kündigte sich, durch die purpurroten und azurfarbigen Schattierungen an. - Selten aber sind die Morgenaussichten vom Brocken so schön und klar, wie die des Nachmittags und Abends; aber neu und entzückt, sind die wogenden Seen von weißen Dünsten, die sich in die nahen und fernen Täler lagern, und die dem Beobachter der Witterung reichen Stoff zu Bemerkungen und Entdeckungen geben könnten. Jeden Augenblick verwandelt sich die Szene. In stetem Wechsel sieht man auf dem magischen Schauplatze Berge, Landschaften und Inseln entstehen und versinken. Die östlichen Ströme und Flüsse glänzen wie Silberfäden, in dem reichen Gewebe ferner Länder und Provinzen. Am Horizonte hob sich der Petersberg mit schwärzlichem Gipfel hervor, und wir erblickten weiter links die Türme von Magdeburg mit der versilberten Elbe verschwommen. In zarten silberfarbigen Dünsten hob sich unter uns das gräfliche Schloss von Wernigerode gleich einer Insel - ein bezaubernder Anblick! - Bald teilte die Sonne bei ihrem Höhersteigen Nebel und Dünste, und löste sie auf in einen hellen Lichtraum. Man fühlt was Tiedge sagt:

Wie ein Gefangner staunt, der aus der Gitterhöhle
Hinüberfliegt zum freien Weltgenuss:
So freudig aufgeschreckt, erhebt sich hier die Seele;
Hier fühlt sie näher sich dem Welten-Genius.

Hell aufgetan vor ihr, liegt da die ganze Fülle
Der Wunderwelt, wie ein gelobtes Land;
So hehr, so feierlich gestaltet, und so stille!
Hier bauete die Kraft, was Lieblichkeit erfand.

Hier tönt es nicht herauf, das wütende Getümmel;
Mich tragen deine Flügel, heil'ge Ruh!
O hier von Menschen fern, und nah dem Götterhimmel,
Hüllt sich das finstre Bild des Erdentraumes zu.

Beim Umherwandeln auf dieser Höhe, zwischen den Altären, die du dir heilige Natur erbauet hast - sollst du längster Tag des Jahres einer meiner schönsten sein. Die Sonne beschien den Brocken, während der ganze Horizont mit einer Schwärze belegt war. Die Täler und Wälder, die vorher sichtbar waren, entzogen sich nach und nach dem Auge, und mir war, als wenn ich auf einem Felsen, mitten auf dem Ozeane, durch ein glückliches Ohngefähr gerettet wäre. Der Sturm heulte, der Donner rollte fürchterlich, der Blitzstrahl leuchtete um und neben mir schrecklich, und das schwarze Wolkengewühl, womit das nahe und entfernte Land belegt war, bildete überall grausende Szenen.

Bei solchen feierlichen Schauspielen ist der Charakter des Brockengebirges Erhabenheit und feierliche Majestät. Es fordert jedes Auge zur Aufmerksamkeit auf, rührt, erhebt und füllt die Seele des Anschauens; präget Ehrfurcht, Bewunderung und Erstaunen ein. - Diese erhabene[n] und mächtige[n] Bewegungen entspringen aus der Weite und Unermesslichkeit der Aussichten, und den Schauspielen des Sonnenlichtes und der Wolken zwischen den Tiefen und an den Spitzen, aus der unendlichen Mannigfaltigkeit und Mischung der Gegenstände, worin das Auge und die Einbildungskraft sich verlieren.

Der Anblick des Himmels, näher über dem Haupte der Wolken, und Blitze unter den Füßen, erzeugen Gefühle der Größe und Neuheit, verstärkt durch die Einsamkeit und Stille, womit man auf dieser Höhe umgeben ist. Die Freiheit und Leichtigkeit, womit die Seele in diesen Revieren wirkte, wo sie gleichsam die Reinigkeit des Äthers, worin sie versetzt ist, anzunehmen scheint, veredelt die Empfindungen zu einem Genuss, der nicht größer sein kann.

Quelle:
J[ohann] B[ernhard] Gleim: Reise nach dem Brocken, der Baumannshöhle, der Bielshöhle und der Roßtrappe. Quedlinburg, bei Friedrich Joseph Ernst 1816 (Digitalisierung durch Google), S. 13-17.

Christoph August Tiedge: Sämtliche Werke. Bd.7. 4. Aufl. Leipzig, Renger'sche Buchhandlung (Fr. Volckmar) 1841. Darin: Auf dem Kamoor bei Gais, S. 163-168. Zitat S. 163. Vgl. Anmerkung: "Die Berghöhe, der Kamoor genannt, ist die zweite Abstufung des, mit ewigem Schnee bedeckten, hohen Sentis. Die Aussicht von jener Berghöhe in das Rheintal hinab, welches der Rhein und der Ihlfluss durchschlängeln, ist eine der reichsten und herrlichsten, die ich je sahe." (S. 180)

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Brockengespenst

Brockengespenst


Obige Postkarte
: [Ohne Titel] Adressseite: Brocken - Das Brockengespenst. Officielle Ansichtskarte Brocken. Gelaufen. Datiert 1927. Poststempel unleserlich.

Der Abend war angebrochen. Die Sonne ging hinter den Wolken unter und gab diesen eine überraschende Färbung. Ein kupferartiges Rot durchdrang das düstre Gewölk, am Horizont hochrot, je näher der Mitte des Himmels, desto dunkler. Dazwischen zogen lichthelle Streifen, deren Kanten rot eingefasst waren. Die Wolken waren in brodelnder Bewegung und spielten in alle Farben von aschgrau, schmutzigrot und dunkelblau. Die Sonne mochte schon unterm Horizont sein, als sie noch ihre letzte[n] Strahlen in eine höhere Wolkenschicht warf und dadurch ein magisches Licht um den Brocken verbreitete, das bald erlosch, worauf sogleich eine tiefe Finsternis eintrat.

Wir begaben uns eiligst in das Brockenhaus, wo uns ein frugales, gut zubereitetes Abendessen und ein Glas Markebrunner stärkte. Der Wirt, der sich zu uns gesetzt hatte, unterhielt uns auf eine angenehme Weise von seinen Erfahrungen und Beobachtungen, die er seit einer Reihe von Jahren in allen Jahreszeiten (denn er verlässt auch im Winter seine luftige Sennerei nicht) auf seinem Bructerus gemacht hatte. Der wackre Nehse gehört nicht zu den phantasiereichen Erzählern, die ihre Erlebnisse durch abenteuerliche Dinge und poetische Fiktionen interessanter zu machen suchen. Man fühlt die Wahrheit in seinen Erzählungen bald heraus. Unter anderm gab er uns eine Erklärung von dem sogenannten Brockengespenst, das er schon mehre Male gesehn und auch in seinem Brockenbuche beschrieben hat. Wenn die Sonne beim Auf- und Untergang mit dem Brocken in gleicher Höhe steht und zu derselben Zeit auf der entgegengesetzten Seite in den Tälern sich Nebel bilden und am Brocken hinaufsteigen, der Brocken selbst aber nebelfrei zwischen der Sonne und der Nebelwand steht, so wirft die Sonne den Schatten des Brockens mit allen darauf befindlichen Gegenständen, mit Haus, Turm, Menschen und Tieren auf die Nebelwand, aber in riesenhafter Größe. Diese Luftspiegelung ist um so klarer, je dichter und näher der Nebel, um so größer aber weniger scharf und deutlich, wenn er entfernter und lockerer ist. Im Sommer legt sich eine Art von Heiligenschein in den Farben des Regenbogens um das Haupt der Menschen, im Winter verwandelt sich dieser Schein in drei hochgelbe und glänzende Strahlenbündel. Ist es sehr kalt, so bilden die gefrornen Teilchen kleine glimmende Sterne um jene Strahlenbündel.

Quelle:
C[hristian] W[ilhelm] Spieker: Der Harz. Seine Geschichte, Ruinen und Sagen. Zwei Reisen in den Jahren 1800 und 1850. Berlin: Gebauersche Buchhandlung (J. Petsch) 1852 (Digitalisierung durch Google), S. 175f.

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Brockengespenst, Holzschnitt

Brockengespenst
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Das Brockengespenst. Holzschnitt nach einer Zeichnung von F. Strobant. Aus: Le tour de monde, Paris 1865. Hier nach Dennert: Geschichte des Brockens und der Brockenreisen, Abb. 18.

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Eine seltsame Erscheinung ist auf diesem Berge das sogenannte Brockengespenst, das man jedoch nicht etwa blos im Herbste und bei Sonnenuntergange, wie man behauptet hat, wahrnimmt, sondern in allen Jahreszeiten, sowohl beim Auf- als Untergange der Sonne. Dieses Phänomen ist nun aber folgendermaßen beschaffen. Wenn die Sonne bei ihrem Auf- oder Untergange mit dem Brocken in gleicher Höhe steht, sich dann auf entgegengesetzter Seite unten in den Tälern Nebel bilden, diese am Brocken in die Höhe steigen, der nebelfreie Brocken aber zwischen dem Nebel und der Sonne steht, so wirft die Sonne den Schatten des Brockens und aller auf ihm befindlichen Gegenstände an diese Nebelwand, an der sich  nun riesenhafte Gestalten bilden, die bald sich verkleinern bald vergrößern, je nachdem sich der Nebel nähert, entfernt oder durch Aufrollen desselben in ihm Lücken entstehen. Ist der Nebel trocken, so sieht man außer seinem eigenen Schatten auch den seiner Nachbarn; ist er feucht, so sieht man nur den seinen mit einem regenbogenfarbigen Heiligenschein umgeben. Dieser Heiligenschein vergrößert und verschönert sich, wird strahlender, je nasser und dicker der Nebel ist und je näher derselbe kommt. Bei rauhem Nebel im Winter bietet diese Erscheinung einen andern Anblick; dann erhält der Schatten nicht den kreisförmigen regenbogenfarbigen Heiligenschein, sondern es gehen vom Haupte des Schattens drei gelbe, hellglänzende, scharfgezeichnete und weitstrahlende Scheine rechts und links vom Auge und senkrecht, ohngefähr so

und in hochgelber Farbe. Dieses Nebelbild oder Brockengespenst ist das schönste hier wahrgenommene Phänomen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staats. Bd. 1. Glogau: Carl Flemming 1868, Nr. 530, S. 476f. Zit. n. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S. 192.226-192.227.

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Die Felsen

Die Schnarcher

Die Schnarcher

Diese zween schönen Granitfelsen [...] stehen auf dem Barenberge, dem Wernigerödischen Harzdorfe Schirke gegen Morgen. Sie geben ein anschauliches Beispiel zu der [...] Lehre von der Abrundung der Felsenspitzen zu Gebirgsköpfen, durch die Einwirkung der Atmosphäre, und die fortschreitende Vegetation erst der Moose, und dann der übrigen Gewächse. Fast ihr ganzes Äußeres ist mit Moos überzogen, an einigen Stellen sind zwischen diesen auch Grasarten aufgesprosst, und Fichten mit in die Höhe geschossen, deren einige sie bald überwachsen, nach und nach durch ihre Wurzeln, die ohnedem schon sehr getrennte Masse des Granits vollends aus einander treiben, und so den Hereinsturz des Ganzen vollenden werden, von dessen begonnenen Anfange gnug einzelne große und kleine Stücke, um die noch stehenden sehr zerstückten Massen, unordentlich durcheinander geworfen, als so viele Beweise schon umher liegen.

Quelle:
Erfahrungen vom Innern der Gebirge, nach Beobachtungen gesammlet und hrsg. von Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra. Dessau und Leipzig, auf Kosten der Verlagskasse für Gelehrte und Künstler 1785 (Digitalisierung durch Google). Bild auf Titelseite, gezeichnet von F. H. Spoerer, gestochen von Georg Melchior Kraus (1737-1806). Erklärung S. 229.

Zu Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra (1740-1819, Montanist) siehe die Einträge in der ADB:
* Gümbel, Wilhelm von, „Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 550-551 [Onlinefassung].
* Rothpletz, August, „Trebra, Wilhelm Heinrich von“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 54 (1908), S. 708-709 [Onlinefassung].

Trebra war mit Goethe bekannt, der ihn als Montanist schätzte. Vgl. Herrmann Walther: Goethe und Trebra. Freundschaft und Austausch zwischen Weimar und Freiberg  (Freiberger Forschungshefte; D 9) Berlin: Akademie Verlag 1955.

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Elend Schierke, Scnarcher-Klippen

Elend - Oberharz, Schnarcherklippen

Schierke, Arensklinterklippen

Oberharz, Luisenklippe am Torfhaus, Verlag R. Lederbogen, Halberstadt, Hotel Wendt Brockenkrug

Brocken - Hexenaltar - Teufelskanzel, Verlag Rud. Schade, Brocken

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1. Bild von oben: Elend-Schierke (Harz) - Schnarcher-Klippen. Adressseite: U 13. Im Briefmarkenfeld: 2693. Nicht gelaufen.
2. Bild von oben: Elend / Oberharz - Schnarcherklippen. 8131. Adressseite: Verlag Erhard Neubert, Karl-Marx-Stadt. Rechts unten: III/18/117 T 146/57. Im Briefmarkenfeld: Handfoto. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Schierke i. H. - Arensklinterklippen. Adressseite: U 13. Im Briefmarkenfeld: 2700. Nicht gelaufen.
4. Bild von oben: Oberharz, Luisenklippe am Torfhaus. Adressseite: R. Lederbogen, Halberstadt. Hotel Wendt "Brockenkrug", Torfhaus im Oberharz (811 m ü. M.), Bad Harzburg. Nächst dem Brocken das höchstgelegene Gasthaus des Harzes. Nicht gelaufen.
5. Bild von oben: Brocken - Hexenaltar - Teufelskanzel. Adressseite: Verlag Rud. Schade, Brocken. Fürstl. Stolb. Lieferant. Officielle Ansichtskarte Brocken. Nicht gelaufen.

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Die Felsen, die sich am Brockengebürge auszeichnen, sind:

1) der Hexenaltar, eine 6 Fuss hohe gerundete Granitmasse;
2) die 10 Fuß hohe Teufelskanzel;
3) das Schneeloch, eine 15 Fuß breite und über 300 Fuß lange Kluft, welche auf der Mitternachtsseite des Brockens 400 Fuß unter der Oberfläche desselben, in einer sehr rauhen Gegend, liegt.
4) Die Hohneklippen auf dem Hohnekopfe, 1 Stunde östlich vom Brocken entfernt. Sie bilden 8 verschiedene, zum Teil 50 bis 60 Fuß hohe Felsentürme, welche alle aus einzelnen Granitstücken, die künstlich aufgetürmt zu sein scheinen, bestehen. Da der Berg, auf welchem sie liegen, zu den höchsten des Harzes gehört, und kein vorliegendes Gebürge die Aussicht gegen Abend und Mitternacht hindert, so ist diese auch dahin überaus schön und weit, wird aber, weil kein gangbarer Weg hinführt, nur selten genossen.
5) Renneckenberg, ein Granitberg, welcher dem Brocken nordöstlich liegt, und auf dieser Seite, nächst demselben der höchste Berg ist. Auf ihm finden sich mehrere hervorragende Felsenstücken, die künstlich aufgetürmt zu sein scheinen und unter dem Namen: Zetterklippen bekannt sind.
6) Die Schnarcher liegen eine Viertelstunde von Schierke, im feierlichen Dunkel hoher Tannen. Sie gleichen den Trümmern eines eingestürzten Bogens und haben 80 Fuß Höhe. Die beiden Colossen, die etwa zehn Schritt weit von einander stehen, und um sich her, so weit das Auge reicht, keine Klippe zu ihrem Nebenbuhler haben, unterscheiden sich von den gewöhnlichen Ruinen alter viereckigter Türme, nur durch die riesenmäßigen Steinblöcke und großen Felsenstücke, die in wilder Regellosigkeit übereinander aufgekastet, und mit grünem Moose und schwankendem Gesträuche überwachsen sind. Der nördliche derselben hat die besondere Eigenschaft, dass er eine Umkehrung der Magnetnadel nach dem entgegengesetzten Pole verursacht.
7) Der Ilsenstein liegt eine halbe Stunde von Ilsenburg, hat 230 Fuß Höhe und ist ein nackter Granitfelsen. Das merkwürdigste ist sein Magnetismus. Die Magnetnadel weicht bald östlich, bald westlich ab. Man trifft auf demselben eine Art von natürlicher Grotte mit einem Felsenkanapee eingeschlossen an. Von Ilsenburg bestieg ich den Ilsenstein. Der Blick von seiner Höhe ist überaus prächtig und einzig. Ein balsamischer Tau stieg von den verborgnen Kräutern zart und kühlend empor, und wie ein ruhiges Eden lachte die gesamte Natur in ihrer neuen Erfrischung am Abend.

Hier, wo der Grashalm wieder wallt,
Die Bergluft milder haucht,
Im Tal der Herde Läuten hallt
Und fern ein Dörfchen raucht.

Die Felsengruppe, die ich heute am Brockengebürge in ihren Wildnissen hatte aufgesucht, waren in meinem Gedächtnis und erinnerten an die malerische Beschreibung Zachariä. (1)

O! Gegend schrecklich und rauh, wo melancholische Berge
     Mit starrem Haupt die Gewitter durchschauen;
Wo um den drohenden Fels die werdenden Donner sich sammeln,
     Und jede Wolke zum Regenguss wird.

Der Charakter der gedachten Felsgruppen gewähren eine einladende Melancholie, hier und da auch stille, anziehende Feierlichkeit, Ernst, schauerliche Größe, finstere Schwermut, hezerhebende Größe und wilde romantische Verworrenheit in hundert überraschenden Bildern. Man wünscht sich zuweilen einen Salvator Rosa herbei, um die Schönheit der Felsengruppen und ihre Umgebungen vollkommen nachgeahmt zu sehen. Sie bilden abwechselnde, kühne, verwickelte, seltsame, abenteuerliche Gestalten und Zusammensetzungen. Das Gespitzte, Abspringende, Hökerige, Verzogene, Verkettete, in der Bildung dieser Felsen, alles was von der Regelmäßigkeit der Linien, von der gewöhnlichen Beschaffenheit der Formen abweicht, alles, was die Einbildungskraft aus ihrer alltäglichen Sphäre heraus in eine Reihe neuer Bilder versetzt, sie in die Feenwelt, in die Zeiten der seltsamsten Bezauberungen hinüber schweifen lässt, das ist hier an seinem Platze. Ihre kühn emporragenden Spitzen verschönern entweder eine ernste Fichte oder Kiefer. Ihre senkrechten Wände sind mit einem goldfarbigen Moose bedeckt, zwischen den oft nur gehört, doch nicht gesehen, ein eilender Bach sich durchwindet, der so heller, reiner Natur ist, dass auch sein Niederstürzen von Stein auf Stein ihn nicht trübt.

Gewiss ist es, dass einmal das Brockengebürge unter Wasser gestanden, und dass dieses feuchte Element diese Felsen ausgearbeitet hat, und ihre horizontalen Schichten stufenweise vom Wasser abgesetzt worden sind; die von den Gebürgen herabgespülte Erde entblößte jene und stellte sie als nackte Felsen dar.

Doch wer vermag die Geschichte solcher Erzeugnisse zu ergründen, wer die einstmaligen Revolutionen, welche diese Gebürge erlitten, zu berechnen! Vermutungen und Wahrscheinlichkeiten allein bleiben uns übrig; denn

Ins Innere der Natur dringt kein erschaffner Geist,
Zu glücklich, wenn sie nur die äußre Schale weist!
                                                                      v. Haller. (2)

Anmerkungen:
(1) Friedrich Wilhelm Zachariä: An den Harz. Text siehe oben.
(2) Geflügeltes Wort des Wissenschaftlers und Dichters Albrecht von Haller (1708-1777). Aus dem Gedicht: »Die Falschheit menschlicher Tugenden, an Herrn Professor Stähelin, April 1730«. Siehe die Digitalisierung durch die Universität Halle.

Quelle:
J[ohann] B[ernhard] Gleim: Reise nach dem Brocken, der Baumannshöhle, der Bielshöhle und der Roßtrappe. Quedlinburg, bei Friedrich Joseph Ernst 1816 (Digitalisierung durch Google), S. 33-38.

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Bad Harzburg, Rabenklippen, Verlag J. Bettenhausen, Dresden

Teufelskanzel im Okertal, Verlag C. Armbster, Goslar

Okertal, Mausefalle

Aus dem Okertal, Mausefalle und Hexenküche, Hotel Romkerhalle und Dependance Villa Helene

Ilsenburg im Harz, Ilsenstein, Verlag R. Lederbogen, Halberstadt, Nr. 8

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1. Bild von oben: Bad Harzburg. Rabenklippen mit Blick auf den Brocken. Adressseite: 704 J. Bettenhausen, Dresden 6. Rechts unten: 11246. Gelaufen. Poststempel 1912.
2. Bild von oben: Teufelskanzel im Okertal. Adressseite, Signet: Tanne, umschrieben: Es grüne die Tanne. Es wachse das Erz. Gott schenke uns Allen ein fröhliches Herz [Bergmannslied]. Verlag C. Armbster, Goslar u. Oker. Gelaufen. Poststempel 1911.
3. Bild von oben: Okertal, Mausefalle. Adressseite: H. Ko. H. Adressseite ungeteilt. Nicht gelaufen.
4. Bild von oben: Linkes Bild: Aus dem Okertale. Auf dem Wege nach Romkerhall. - Rechtes Bild: Mausefalle und Hexenküche. Auf Granitstein: Mausefalle. Adressseite: Hotel Romkerhalle u. Dependance Villa Helene. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1908.
5. Bild von oben: Ilsenburg im Harz. Ilsenstein. Adressseite: R. Lederbogen, Halberstadt. Nr. 8. Gelaufen. Poststempel 1921.

Zu den Harzer Steingruppen und Felsen bei Caspar David Friedrich siehe Hermann Zschoche: Caspar David Friedrich im Harz. Dresden: Verlag der Kunst 2008. ISBN 978-3-86530-104-8 - Die Harzreise 1811, S. 23ff.

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"Hermanns Felsenland"
Patriotische Vereinnahmung des Brocken

Friedrich Leopold Graf zu Stolberg
Der Harz
(1772)

Herzlich sei mir gegrüßt, wertes Cheruskaland!
Land des nervigen Arms und der gefürchteten
   Kühnheit, freieres Geistes,
      Denn das blache Gefild umher!

Dir gab Mutter Natur, aus der vergeudenden
Urne, männlichen Schmuck, Einfalt und Würde dir!
   Wolkenhöhnende Gipfel,
      Donnerhallende Ströme dir!

Im antwortenden Tal wallet die goldene
Flut des Segens, und strömt in den genügsamen
   Schoß des lächelnden Fleißes,
      Der nicht kärglich die Garben zählt.

Schafe weiden die Trift; auf der gewässerten
Aue brüllet der Stier, stampft das gesättigte
   Ross; die bärtige Ziege
      Klimmt den zackigen Fels hinan.

Wie der schirmende Forst deinem erhabenen
Nacken schattet! er nährt stolzes Geweihe dir!
   Dir den schnaubenden Keuler,
      Der entgegen der Wunde rennt!

Dein wohltätiger Schoß, selten mit goldenem
Fluche schwanger, verleiht nützendes Eisen uns,
   Das den Acker durchschneidet
      Und das Erbe der Väter schützt.

Dir gibt reinere Luft, und die teutonische
Keuschheit, Jugend von Stahl; moosigen Eichen gleich,
   Achten silberne Greise
      Nicht der eilenden Jahre Flug.

Dort im wehenden Hain wohnt die Begeisterung;
Felsen jauchzten zurück, wenn sich der Barden Sang
   Unter bebenden Wipfeln
      Durch das hallende Tal ergoss.

Und dein Hermann vernahm's! Sturm war sein Arm! sein Schwert
Wetterflamme! betäubt stürzten die trotzigen
   Römeradler, und Freiheit
      Strahlte wieder im Lande Teuts!

Doch des Heldengeschlechts Enkel verhülleten
Hermanns Namen in Nacht, bis ihn (auch er dein Sohn!)
   Klopstocks mächtige Harfe
      Sang der horchenden Ewigkeit.

Heil, Cheruskia, dir! furchtbar und ewig steht,
Gleich dem Brocken, dein Ruhm! Donnernd verkünden dich
   Freiheitsschlachten! und donnernd
      Dich unsterblicher Lieder Klang!

Quelle:
Gedichte der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg. Hrsg. von Heinrich Christian Boie. Leipzig, in der Weygandschen Buchhandlung 1779 (Digitalisierung durch Google), S. 8-10.

Zu Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819) siehe den Eintrag in Wikipedia.

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Friedrich Wilhelm Krummacher

Der Morgensonne Gold umschlingt die Au'n,
Die Flur erglänzt im lichten Blütenschleier,
Und du mit deinen Silberlocken,
Umstürmtes Felsenhaupt,
Schaust starren Blicks auf die Gefilde nieder
Und lächelst nimmer!
Was zürnst du, Felsenfürst? -
Was klagt ihr, von den Moos umhüllten Steinen,
Wo Wodan's Opferglut zum Himmel schlug,
Was klagt ihr grause Geisterstimmen? -
Ha! - ihr steht und eure Felsenmannen,
Teutonia's Eisenbrut, verblich in deinen Höhen,
Und in Walhalla dröhnt ihr Schwert,
Dort donnert wogenstürmend ihr Gesang - Ja Cheruskerland -
Ein herrlich Morgenrot stieg dir empor,
Die Sonne glomm aus güldnen Toren -
Doch ach! - ein düster Nebelgrauen
Umhüllte ihren Himmelsstrahl! -
Ein gift'ger Hauch umgarnt die sichern Gauen!
Auf, Deutschlands junge Brut!
Sei frei, sei heldenkräftig,
Ein grüner Eichenhain! Auf, Jünglinge! -
In Euch erblühe Herrmanns Felsenland
In neuer Kraft! - durch Euch erstehe
Der Ahnen Kraft, der Väter Lieb' und Glaube
In neuem Glanz! - Hinweg von meinen Gauen,
Du gift'ger Dunst! Du düster Nebelgrauen!
Fleuch, dumpfe Ohnmacht, giftig Brüten, fleuch!
Glüh' herrlich auf - vergüld mein Vaterland,
Erhab'ne Freiheitssonne! -
Erglühe hoch mein deutsches Herz!
Komm Herrmann's Eichenkraft und stähle
Dein junges Volk! -
Aus Eurer Gräber Nacht, ihr Ahnen,
Erblüht ein neuer Heldenspross! -
Jauchze mein Vaterland! dein Tag erscheint,
Das Morgenrot ist sonnig angebrochen!

Quelle:
Brocken-Stammbuch mit Scherz und Ernst, Witz und Laune, Weisheit und Einfalt in Gedichten und Prosa vom Mai 1753 bis Mai 1850. Hrsg. von dem Brockenwirte C[arl] E[rnst] Nehse. Sondershausen, Druck und Verlag von Friedrich August Eupel 1850 (Digitalisierung durch Google). Eintrag vom 30. Mai 1818 von Friedr. Wilhelm Krummacher aus Bernburg, S. 139f.

Friedrich Wilhelm Krummacher (1796-1868; Eintrag in Wikipedia), der als Prediger berühmt wurde, wohnte damals in Bernburg, wo sein Vater Generalsuperintendent war. Mit Klopstocks Bardenpoesie, welche die Stammbuchverse aufnehmen, wurde Krummacher schon in seinem Elternhaus bekannt. Im Zuge der antinapoleonischen Kriege, der sog. 'Befreiungskriege', wurde die Bardenpoesie Klopstocks aktualisiert. (Vgl. Karl Morgenstern: Klopstock als vaterländischer Dichter. Eine Vorlesung. Dorpat, Leipzig 1814 [Digitalisierung durch Google].) Als Student erhoffte sich Krummacher eine "germanisch-christliche Wiedergeburt des Vaterlandes in Staat, Kirche und Haus". (Vgl. Friedrich Wilhelm Krummacher. Eine Selbstbiographie. Berlin: Wiegandt und Grieben 1869 [Digitalisierung durch Google], S. 30, 51 ff. Zitat S. 52.)

Nach Klopstock befand sich an der Roßtrappe - also auf dem dem Brocken gegenüberliegenden, durch das Bodetal getrennten Fels - ein Wodansaltar ("Trümmer eines zerfallnen Altars; "Hermannsschlacht", 1. Szene) mit einem heiligen Hain der Dichtung. Dazu siehe auch die Ode "Die Roßtrappe". Die Roßtrappe ist der Fels, auf dem die Handlung der "Herrmannsschlacht" spielt; die Schlacht selbst findet an dem Fluss statt - also wohl der Bode - , der von dem "hohen Berge Cheruska's" (dem Brocken; 3.Szene) herunter stürzt. "Der zweite Fels des Talwaldes, bei dem der Bach vorbeifließt, ist der Geburtsfels" von Hermann, dem Cherusker (ebd.). Für Hermann den Cherusker als nationale Mythen- und Symbolfigur siehe den Eintrag in Wikipedia sowie Martina Wagner-Egelhaaf (Hg.): Hermanns Schlachten. Bielefeld: Aisthesis 2008. ISBN 978-3-89528-714-5.

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Heinrich Müller, Preußischer Brigade-Feldprediger, fordert 1814 ein "Denkmal für Preußens tapfere Krieger" auf dem Brocken. Ausschnitt:

Seht des Brocken Felsenhaupt,
Fest steht es, wenn Sturmwind schnaubt.
Keine Zeit kann ihn zersplittern,
Glanzvoll scheint in Ungewittern
Ihm der Sonne Purpurstrahl,
Wenn die Nacht umhüllt das Tal.
Er ist eine Gottessäule,
In dem Tempel der Natur.

Auf des Brockens hocherhab'nem Rücken,
Vor dem Deutschlands Berge sich tief bücken,
Strebe stolz empor ein Denkmal, sonder Gleichen,
Dem die Tatenmonumente alle weichen.

Kräfte nur und Zeit bedarf das große Werk,
Das ihr, dankend, euren Kriegern bauet.
Schichtet Felsenmassen in die Höh',
Bannt sie an einander fest durch Eisenerz.
Wie ein Rhodischer Koloss, erheb' es sich zum Himmel!
Groß und stark, wie sich's gebührt,
Trotz' es kühn dem Zahn der Zeit,
Werd' es weit geseh'n, wenn sich
In die blaue Luft zur Dämmrung taucht,
Der erhab'ne Brockenscheitel.

Den ersten Stein zur "Ehrensäule" soll Blücher legen. Oberster Schmuck des Denkmals, "höher als funfzig Mannsgrößen", soll das Kreuz sein und in ihm die Worte: "Mit Gott, für König und Vaterland!"

Quelle:
H[einrich] Müller: Das Denkmal auf dem Brocken für Preußens tapfere Krieger. Eine patriotische Phantasie. Quedlinburg, bey Gottfried Basse 1814 (Digitalisierung durch Google).

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Graf Anton zu Stolberg-Wernigerode ließ am 19. Oktober 1814 auf der Spitze des Ilsensteins ein eisernes Kreuz mit den Namen der in den antinapoleonischen Kriegen gefallenen Waffengefährten und Freunden errichten. (Friedrich Gottschalck: Taschenbuch für Reisende in den Harz. 3. verb. Aufl. Magdeburg, bei Wilhelm Heinrichshofen 1823, S. 209.)  - Zum "Kreuz im Gebirge" von Caspar David Friedrich, früher als "Ilsenstein" bezeichnet, vgl. Hermann Zschoche: Caspar David Friedrich im Harz. Dresden: Verlag der Kunst 2008, S. 73-76. ISBN 978-3-86530-104-8

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Goethes Brockenbesteigungen

Hexentanz auf dem Brocken
Walpurgisnacht


Heinrich Heine
Harzreise

Die Roßtrappe

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