Jutta Assel | Georg Jäger
Orte und Zeiten in Goethes Leben.
Eine Dokumentation
Goethes Gartenhaus
Stand: März 2019
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Goethes Gartenhaus mit dem Altan von der Gartenseite. Bleistift, Feder mit Tusche und Bister, 218 x 298 mm. Entstanden 1779/80. Corpus der Goethezeichnungen, Bd. 1, Leipzig 1958, Nr. 220. Abbildung nach: Handzeichnungen von Goethe. 24 farbige Tafeln mit einem Geleitwort von Hans Wahl. Leipzig: Insel-Verlag 1941, Tafel 9. – Der Altan wurde 1777 errichtet und um 1795 abgetragen.
Gliederung
Am rechten Ufer der Ilm, oberhalb des Sterns und am Hange des dort entlang streichenden Hügelzuges, des Hornes, liegt Goethes Garten. Eckermann gibt 1824 eine liebevolle und anschauliche Beschreibung seines damaligen Zustandes. Die Lage, vor Nord- und Ostwinden geschützt, den erwärmenden und belebenden Einflüssen des südlichen und westlichen Himmels offen, hat etwas sehr Trauliches. Von der Stadt ist man nur wenige Minuten entfernt und sieht doch nirgends ein Gebäude oder eine Turmspitze an solche städtische Nähe erinnern; die hohen dichten Bäume des Sterns verhüllen jede Aussicht dahin. Der Blick geht frei über eine weite Wiese, in der die Ilm in stillen Windungen dahinfließt. Jenseits die Steilwand des in mannigfachen Laubschattierungen sich breit hinziehenden Parkes. Man hat den Eindruck der Nähe eines ausgedehnten Waldes, man fühlt sich in den Frieden tiefer Natureinsamkeit versetzt, deren Stille nur durch die Töne der Amsel und Walddrossel unterbrochen wird. Und doch erwecken gelegentlich herübertönende Laute das behagliche Nahegefühl der heimatlichen Stadt. Ein breiter Sandweg führt den Garten entlang, von Kaiserkronen und Lilien und Malven umsäumt. Verschiedene Wege schlängeln sich hinauf zum oberen Teile, der als Wiese mit zerstreuten Obstbäumen daliegt. Eichen, Tannen, Birken und Buchen bilden einen Halbkreis, umschließen einen schattigen Ruheplatz. Ferner Tage gedenkend sprach der Dichter: "Ich habe die Bäume vor vierzig Jahren alle eigenhändig gepflanzt und genieße nun die Erquickung ihres Schattens; ich sitze hier gern an warmen Sommertagen nach Tische, wo denn oft eine Stille herrscht, von der die Alten sagen würden, daß der Pan schlafe."
Die weißgetünchten Außenseiten des zweistöckigen, mit hohem Schindeldache gekönten Häuschens sind ganz mit Rosenstöcken umgeben, die sich an Spalieren bis zum Dache hinaufranken, in deren Zweigen Hänflinge und Grasmücken ihre Nester gebaut haben. Das Innere birgt im Untergeschosse außer dem Flur mit Treppe und Brunnen, der Küche und dem Dienerzimmer nur einen bewohnbaren Raum, das Eßzimmer. An seinen Wänden hingen Karten, Kupferstiche und Meyers Goethebild. Oben befinden sich drei Zimmer und ein Kabinettchen, alle sehr klein und ohne eigentliche Bequemlichkeit.
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Oben: Das Gartenhaus mit dem 1777 errichteten Altan. Aquarell von Georg Melchior Kraus (1733-1806). Abbildung nach Wahl: Goethes Gartenhaus, S. 18.
Unten: Jakob Wilhelm Roux (1771-1830): Goethes Garten bei Weimar. Kupferstich. Höhe 39, Breite 51,3 cm. Probedruck vor aller Schrift. In: Galerie Joseph Fach. Katalog 106, S.86f.
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Goethe erwarb das Besitztum schon im April 1776, kaum ein halbes Jahr nach seiner Ankunft in Weimar. Der Herzog, der seinen geschätzten Freund gern halten wollte, hatte vermittelt und den Mitbewerber Bertuch zum Verzicht bewogen, ihm ein anderes Stück Land überwiesen. Beglückt schrieb Goethe am 17. Mai an Auguste von Stolberg: "Hab ein liebes Gärtchen vorm Tore an der Ilm schönen Wiesen ... ist ein altes Häuschen drinne, das ich mir reparieren lasse." Und weiter: "Da laß ich mir von den Vögeln was vorsingen, und zeichne Rasenbänke, die ich will anlegen lassen, damit Ruhe über meine Seele kommt." Und wieder: "Will allein hier zum erstenmal schlafen ... Die Maurer haben gearbeitet bis Nacht, ich wollt sie aus dem Haus haben ... Hab noch gesessen und einen englischen Garten gezeichnet. Es ist eine herrliche Empfindung dahausen im Feld allein zu sitzen ... Alles so still. Ich höre nur meine Uhr tacken und den Wind und das Wehr von ferne." Und wieder und wieder klingt das Glück über diesen Besitz in seinen Worten. "Dadrüben auf dem Schlosse sah ich viel Licht, indeß ich nach einem Funken schnappte, und wußte doch, daß der Herzog gern mit mir getauscht hätte, wenn er's in dem Augenblick hätte wissen können."
singt er, als er in herrlicher Mondnacht dem Flusse entsteigt, der vor seinem Garten sich durch die Wiesen schlängelt, und bestätigt "das bewahrheitet sich täglich an mir". Emsig schafft er am Ausbau des verwahrlosten alten Häuschens und ist froh, als er wieder Fenster hat und wieder Feuer anmachen kann. Ja er bleibt selbst im Winter draußen und balgt sich mit der Jahreszeit herum. "Die Abwechslungen der Witterung und der Welthändel um mich frischen mich immer neu an." Im März 1777 begann er mit dem Bau eines hölzernen Altans auf der Südseite des Hauses, auf dem er schon im Mai draußen, nur in einen Mantel gehüllt, schlafen konnte. (Der leichte Anbau verfiel während der italienischen Reise; er wurde, ebenso wie Waschküche und Holzstall, wieder beseitigt.)
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Christiane, auf einem Sofa schlafend. Bleistiftzeichnung Goethes. "Diese zierliche Zeichnung entstand im Gartenhaus, als Goethe die geliebte Christiane besuchte und sie schlafend fand.
Auf dem Saale fand ich nicht das Mädchen,
Fand das Mädchen nicht in ihrer Stube,
Endlich, da ich leis die Kammer öffne,
Find' ich sie, gar zierlich eingeschlafen,
Angekleidet auf dem Sofa liegen.
Kahler: Goethes Gartenhaus, S. 24. Abbildung nach Wahl: Goethes Gartenhaus, S. 32.
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Gärtchen und Häuschen blieb sein Lieblingsaufenthalt, in dessen Ruhe er sich aus dem Getriebe der Welt zurücksehnte. Hier finden wir den Dichter schaffend an den Geschwistern, den Mitschuldigen, der Iphigenie. Hier schließt er sich ab gegen unberufene Zudringliche, hier aber empfängt er auch verehrte und geliebte Freunde, das Herzogpaar, Seckendorf, Wieland, Schiller, Zelter, Frau von Stein, Corona Schröter. Hier versammelte der Kinderfreund die muntere Kinderschar, die in allen Winkeln Orangen und bunte Ostereier suchte, die sich von zwei wandelnden Pyramiden Bratwürste und sonstige Eßwaren pflückte und deren Jubel aufs höchste stieg, als aus den Trümmern der einen, im lustigen Eifer umgeworfenen, der Diener Paul Götze hervorkroch. Hier wurde auch wohl für eine besonders glückliche Stunde ein dauerndes Denkmal gesetzt. Am Ende des Gartens steht unter alten Ulmen und Linden ein steinerner Würfel und trägt eine Kugel, das Bild des beweglichen rollenden Glückes auf dem Grunde fester unwandelbarer Weltordnung. Nur dem Wissenden gibt es nähere Kunde. Aber nicht weit vom Häuschen, am Hang des Hügels, verkündet ein Fels es frei der ganzen Welt:
1782 mußte Goethe erkennen, daß das Häuschen auf die Dauer doch nicht den Anforderungen entsprechen konnte, die an ihn mit Amt und Würden wachsend herantraten, und mußte seine eigentliche Wohnung nach der Stadt verlegen. Aber seine Liebe und Sorgfalt blieb dem kleinen Besitztum bis an sein Lebensende in gleicher Treue erhalten. Noch oft weilte er hier Stunden, Tage, ja Wochen, wirrem Trubel entfliehend, in stiller Ruhe genießend und schaffend. Liebevoll beobachtete er das Gedeihen der von ihm meist selbst gepflanzten Bäume, die ihm ans Herz gewachsen waren, mit denen er sprach und verkehrte, als mit Vertrauten:
Als er 1793 den Herzog ins Feld begleiten mußte, wurde ihm am schwersten die Trennung von seinem Garten. Im August und September 1799 bezog er Garten und Häuschen wieder auf längere Wochen, um einen ganzen Mondwechsel durch ein gutes Spiegelteleskop zu beobachten. Im Januar 1809 brach der Sturm einen besonders schönen alten Wacholderbaum. Er ließ ihn in seinem Sturze zeichnen, aus seinem Holze aber kleine Erinnerungsstücke fertigen. In den Tag- und Jahresheften widmete er ihm ein Blatt der Erinnerung: "Er gehörte zu dem abenteuerlichen Komplex jenes Aufenthaltes, in welchem so manche Jahre meines Lebens hingeflossen, und der mir und Andern durch Neigung und Gewohnheit, durch Dichtung und Wahn so herzlich lieb geworden."
Im Mai 1830 ließ er eine neue Gartentüre errichten und den Eingang mit Saalkieseln pflastern. Seinem Sohne schrieb er darüber nach Mailand: "Die neue Gartentüre stolziert unten auf der Wiese gar architektonisch ansehnlich; zur Mosaik des Eingangs hat mir Wege-Bau-Inspektor Götze frische schwarz und weiße Kiesel geschickt." Das letztemal besuchte er die traute Stätte am 20. Februar 1832. Unter den Stich einer Zeichnung des Gartenhauses aber hatte er schon 1828 diese Zeilen gesetzt:
"Übermütig siehts nicht aus,
dieses kleine Gartenhaus;
Allen, die sich drin genährt,
ward ein guter Mut beschert."
Goethe-Handbuch. Hg. von Julius Zeitler. Bd. 1. Stuttgart: Metzler 1916. Artikel "Garten und Gartenhaus Goethes", S. 643-646, von Intendantur- und Baurat a.D. Doebber, Charlottenburg. – Die zuletzt zitierten Verse hat Goethe mehrfach variiert.
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Oben links: Goethe's Gartenhaus in Weimar. Mit Faksimile der Goethezeilen:
Ubermüthig sieht's nicht aus Dieses stille Gartenhaus Allen die darin verkehrt Ward ein guter Muth bescheert Goethe 1828 |
Verso. Verlag: F. Feuerstein`s Nachf., Weimar. Postkarte. Nicht gelaufen. | Oben rechts: Grusz aus Weimar. Goethe's Gartenhaus. Verlag v. Zedler u. Vogel, Kunstanstalt, Darmstadt. 111. Verso: Postkarte. Nicht gelaufen. | Unten links: Gruss aus Weimar. Goethes Gartenhaus. Weimar R. Wagner Sohn. Handschriftlich: Für Knittelverse ist der Ort zu ehrwürdig daher nur viele herzliche Grüße in einfacher Prosa Walther. Verso: Postkarte. Poststempel unleserlich. | Unten rechts: Grusz aus Weimar. Stempel: H. Exner. Antiquaritätenhändler. Im Bild signiert EM. Verso: Postkarte. Poststempel 1904. Text auf Vorderseite:
Goethes
Gartenhaus
am Park zu Weimar
Uebermüthig sieht's nicht aus, Hohes Dach und niedres Haus; Allen, die daselbst verkehrt, Ward ein froher Muth beschert. Schlanker Bäume grüner Flor, Selbstgepflanzter, wuchs empor, Geistig ging zugleich alldort, Schaffen, Hegen, Wachsen fort. Goethe |
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Links: Im Bild signiert: Peter Woltze. Verso: Der Weimarer Park nach Aquarellen von Peter Woltze. Goethes Gartenhaus. Offsetdruck und Verlag: Panses Verlag G.m.b.H., Weimar. Postkarte. Nicht gelaufen. | Rechts: Weimar, Goethes Gartenhaus. Signet Oilette. Verso: Signet. Tuck's Postkarte. Weimar, Goethes Gartenhaus. Mit Text: "Übermütig sieht's nicht aus" etc. Kollektion: "Deutsche Städte". Raphael Tuck & Sons, Berlin. "Oilette" Serie "Weimar" No. 68 B. Hoflieferanten S. Maj. des Königs und Ihrer Maj. der Königin von England. Signet. Hermann Grosse, Weimar. Verlag gegenüber dem Schillerhause. Im Briefmarkenfeld Wiederholung des Signets: RTS Künstler Serien. Schutzmarke. Nicht gelaufen.
Peter Woltze, Architekturmaler (Aquarellist), geb. 1. April 1860 in Halberstadt, gest. 4. April 1925 in Weimar. Studierte in Weimar, Karlsruhe, München, Venedig und Rom. Lebte 1886 bis 1900 in den USA und in Mexiko, machte sich dann in Frankfurt a.M., 1907 in Weimar ansässig. Mappenwerk: Das klassische Weimar. Nach Aquarellen von P. W. (12 farbige Tafeln). Weimar 1907. (Thieme / Becker)
Zur Londoner Firma Tuck, Raphael & Sons vgl. Anthony Byatt: Picture postcards and their publishers. An illustrated account indentifying Britain's major postcard publishers 1894 to 1939 and the great variety of cards they issued. Malvern, Worcs.: Golden Age Postcard Books 1978, S. 287-301. Die Serie "Oilette" wurde 1903 eingeführt. "Described as >veritable miniature oil paintings<, the >aristocrats of picture postcards<, they set such a fine standard of colour printing and faithful reproduction that many of the best sets were reprinted countless times and could be purchased more than 25 years later." (S. 293)
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Oben: Im Bild signiert K. v. Rozynski. Berlin. Verso. Nr. 41. K. v. Rozynski: Goethes Gartenhaus in Weimar. A. Wolpers & Co., Kunstverlag, Berlin SW. 68. Datiert 1920. Nicht gelaufen. | Mitte: Weimar. Goethehaus im Park. Im Bild signiert: Bahndorf. Nicht gelaufen. | Unten: Paul Hey: Goethes Gartenhaus im Park zu Weimar. Im Bild signiert: P. Hey. Verso: F. A. Ackermanns Kunstverlag, G.m.b.H., München. Reihe 624 - Paul Hey: Alt-Weimar (12 Karten). Nr. 6182: Goethes Gartenhaus (Nachdruck verboten - Copyright). Nicht gelaufen.
Kurt von Rozynski, Maler, geb. 1. Juni 1864 in Schippenbeil (Ostpreußen). (Thieme / Becker) Todesdatum nicht ermittelt. – Heribert Bahndorf, Landschafts- und Marinemaler, geb. 3. Juli 1877 in Leipzig. Studierte an der Akademie Leipzig und im Meisteratelier Hans Gude an der Berliner Akademie. (Vollmer) – Paul Hey, Maler und Illustrator, geb. 10. Oktober 1867 in München. Schüler der Münchner Akademie. Studienreisen nach Italien, Griechenland, Ägypten, England und Schottland. Gelangte "zu einem eigenartigen Stil im Volksliedton, der erfüllt ist von liebenswürdigem Wohlanstand der Gesinnung und freundlicher Zufriedenheit". Ölgemälde (Fausts Osterspaziergang); lithographisch reproduzierte Guaschbilder, seit 1906 zahlreiche große Märchenbilder für Schulen; Buchillustration (Andersens Märchen; Grimm, Kindermärchen; Hauffs Märchen). (Thieme / Becker) Eine verbreitete Serie von "Volksliederkarten von Paul Hey" gab der Verlag des Vereins für das Deutschtum im Ausland heraus.
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Links: Goethes Gartenhaus nach dem Original von Hans Stadelmann. Mit faksimiliertem Text: "Ubermüthig sieht's nicht aus" etc. Im Bild signiert: Hans Stadelmann. Verso: Wiechmann-Bildkarten. Verlag Hermann A. Wiechmann, München 19. Nr. 7415. Im Briefmarkenfeld: Verzeichnisse von Büchern, Bildern und Bildkarten umsonst und postfrei vom Verlag. Nicht gelaufen. | Rechts: F. Geyer, Goethes Gartenhaus zu Weimar. Im Bild signiert: F. Geyer. Verso: Verlag der Künstlerpostkarten Hermann A. Peters, Bonn a. Rh. Umstehendes Bild ist die verkleinerte Wiedergabe einer Künstlersteinzeichnung aus R. Voigtländers Verlag, Leipzig. Bildgr. 46 / 35 cm. Preis 3.- Mk. Im Briefmarkenfeld: 77. Nicht gelaufen.
Hans Stadelmann, Maler und Graphiker in München, geb. 6. Juli 1876 in Nürnberg. Schüler der Kunstgewerbeschule in Nürnberg und der Münchner Akademie. Künstlersteinzeichnungen im Verlag R. Voigtländer, Leipzig (u.a. Walther von der Vorgelweide). (Thieme / Becker) – Fritz Geyer, Landschaftsmaler, Illustrator und Graphiker, geb. 1875 in Nürnberg, lebte in Berlin-Steglitz. Landschaften, "Bilder aus Wald und Tal mit malerischen Durchblicken, Ansichten von Burgen, meistens in Abendstimmung. Später wandte G. sich der Schilderung seiner fränkischen Heimat zu und malte mit Vorliebe malerische Motive aus Bamberg, Nürnberg, Dinkelsbühl und idyllische Plätze und Winkel, alte Stadttore u. dergl. fränkischer Städtchen". Daneben auch farbige Lithographien, Radierungen, Pastelle und Zeichnungen. (Thieme / Becker)
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Links: Goethes Gartenhaus Weimar. Im Platte monogrammiert: J. P. Verso: Franz Jander, Berlin W 62. Nicht gelaufen. | Mitte: Weimar, Goethegartenhaus. In der Platte bezeichnet: Carl Jander Berlin C. Verso: Postkarte. Nicht gelaufen. | Rechts: Weimar, Goethe's Gartenhaus. In der Platte bezeichnet: Carl Jander Berlin. Verso. Im Briefmarkenfeld: Original-Radierung. Handpressen-Kupferdruck. Nicht gelaufen.
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Links: Weimar. Goethes Gartenhaus. Mit faksimiliertem Text "Ubermüthig sieht's nicht aus" etc. Verso. Photogr. u. Verlag: E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. | Mitte: Weimar, Goethes Gartenhaus. Mit Text "Uebermütig sieht's nicht aus" etc. Verso: Nr. 30262. Kunstverlagsanstalt Bruno Hansmann, Cassel. Poststempel 1924. | Rechts: Th. u. O. Hofmeister. Goethe's Gartenhaus. Verso: Verlag Hermann A. Wiechmann, München. No. 1211. Verzeichnisse von Büchern, Bildern und Kunstpostkarten umsonst und portofrei. Nicht gelaufen.
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Oben links: Weimar. Goethes Gartenhaus. Verso. Verlag: Buchbinder-Innung, Weimar. Nr. 102. Nicht gelaufen. | Oben rechts: Weimar. Goethe's Garten-Haus. Verso: 4112. Nicht gelaufen. | Unten links: Weimar im Schnee! Goethe's Gartenhaus. Verso: Kunstanstalt Straub u. Fischer, Meiningen. Poststempel 1940. | Unten rechts: Weimar, Goethes Gartenhaus im Park. Mit faksimiliertem Text "Ubermüthig sieht's nicht aus" etc. Verso: 1828. Verlag von Zedler & Vogel, Darmstadt. Nicht gelaufen.
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Links: Weimar. Goethes Gartenhaus. In der Platte bezeichnet: Carl Jander Berlin. Verso: Datiert u. Poststempel 1922. | Rechts: Text "Ubermuthig sieht's nicht aus" etc. Verso: Weimar. Goethe's Gartenhaus. Original-Radierung Handabzug. Handschriftliche Notiz: Urlaubsreise 10.IX.1929. Nicht gelaufen.
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Oben: Weimar. Goethes Gartenhaus. Mit faksimiliertem Text "Ubermüthig sieht's nicht aus" etc. Verso: Schlesische Lichtdruck- u. graph. Kunstanstalt, Breslau II, (Tivoli) 3492 50 599 f. Im Briefmarkenfeld: 13. Nicht gelaufen. | Mitte: Weimar. Goethes Gartenhaus. Mit faksimiliertem Text "Ubermüthig sieht's nicht aus" etc. Verso. Verlag: E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. | Unten: Weimar. Goethes Gartenhaus. Verso. Verlag: Schöning & Co., Lübeck. Weim 59. P. Nicht gelaufen.
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Oben links: Weimar – Goethe's Gartenhaus. Verso: 4631. Datiert 1929. Poststempel unleserlich. | Oben rechts. Verso: Weimar, Goethe's Gartenhaus. Nr. 27038. Kunstverlagsanstalt Bruno Hansmann, Cassel. Nicht gelaufen. | Unten links: Weimar. Goethe-Gartenhaus. Verso: Hermann Tietz, Weimar. Poststempel 1916. | Unten rechts: Weimar, Goethes Gartenhaus. Verso: Wiedemann's Künstlerkarte. Künstler-Karte "WIRO" Weimar Nr. 2357 A. Ges. geschützt. C. F. Wiedemann, Hoflieferant, Roda S.-A. Nicht gelaufen.
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Oben links: Weimar. Goethe's Gartenhaus. Verso: Eigentum und Verlag von E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. | Oben rechts. Verso: Weimar, Goethes Gartenhaus. Mit Text "Übermütig sieht's nicht aus" etc. Photogr. und Verlag E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. | Unten links: Weimar – Goethe's Gartenhaus. Verso: Verlag Buchbinder-Innung Weimar - No. 217. Unterhalb des Adressfeldes: 37770. Handschriftliche Notiz: 1926. Nicht gelaufen. | Unten rechts: Weimar. Goethes Gartenhaus. Verso: Hermann Paris, Kunstverlag, Jena, Universitätsstadt. Echt Fototon. Bild und Wort ges. gesch. Nachdr. verb. Im Briefmarkenfeld: Nr. 18. Nicht gelaufen.
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Oben: Weimar. Goethes Gartenhaus. Verso: Photochromie-Künstlerkarte von Gebrüder Richter, Dresden. Poststempel unleserlich | Mitte: Weimar. Goethes Gartenhaus. Verso: Nr. 234. Franz Richter, Weinböhla, Dresden. Im Briefmarkenfeld: 385338. Nicht gelaufen. | Unten Prägestempel: Spieler Weimar. Nicht gelaufen.
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H. Graf. Aus Goethes Gartenhaus. Verso: Verlag Hermann A. Wiechmann, München. No. 1158. Verzeichnisse von Büchern, Bildern und Kunstpostkarten umsonst und postfrei. Nicht gelaufen.
Hermann Graf, Maler in Weimar, geb. 28. Juni 1873 in Frankfurt a.M. Bildete sich auf der Kunstschule zu Weimar und auf der Münchner Akademie. Reisen nach Holland, Belgien, Dänemark. "Er pflegt das Porträt u. Stilleben, vor allem aber das Interieur, wobei er ganz einfache Motive, mit sparsamer Figurenstaffage u. gerne einen Lichteffekt zur Belebung wählt." (Thieme / Becker)
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Oben links. Verso: Weimar. Goethes Gartenhaus, Arbeitszimmer. Photogr. und Verlag E. Schulte, Weimar. Unter dem Adressfeld: 47954. Nicht gelaufen. – Stehpult und Sitzbock: Goethe arbeitete im Stehen, für Ruhepausen benutzte er den reitsitzähnlichen Bock. | Oben rechts. Verso: Weimar. Goethe's Gartenhaus, Arbeitszimmer. Photogr. und Verlag E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. | Unten links: Weimar. Goethes Gartenhaus, Arbeitszimmer. Verso. Verlag: E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. | Unten rechts: Weimar, Goethes Gartenhaus, Arbeitszimmer. Verso: Photogr. u. Verlag: E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. – Links der eiserne Pyramidenofen. Schmiedearbeit des Jenaer Kupferschmiedes Christian Gottlieb Pflug (1747-1825).
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Oben links. Verso: Weimar. Goethe's Gartenhaus, Empfangszimmer. Photogr. und Verlag E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. | Oben rechts. Weimar. Goethes Gartenhaus, Empfangszimmer. Verso. Verlag: E. Schulte, Kunsthandlung, Weimar. Nicht gelaufen. – Schreibtisch: Nussbaum mit Intarsien. In der Zimmerecke die Gipfbüste Johann Caspar Lavaters von J. V. Sonnenschein, 1775/76. | Unten links: Weimar. Goethe-Gartenhaus Inneres. A 8895. Verso: E. Schulte, Postkartenverlag, Weimar, Theaterplatz 1. Postkarte. Stempel: Goethes Gartenhaus Weimar. Nicht gelaufen. | Unten rechts: Weimar, Goethes Gartenhaus, Bibliothekszimmer. Verso. Verlag: E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. – "Die Bibliothek, die einmal von Goethe mit der >Gegenwart eines großen Kapitals< verglichen wurde, das >geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet<, hat er bei seiner im Juni 1782 erfolgten Übersiedlung in das geräumige Bürgerhaus am Frauenplan mitgenommen." (Kahler: Goethes Gartenhaus, S. 20.) Auf dem Eckschrank die um 1780 entstandene Gipsbüste Goethes von Gottlieb Martin Klauer.
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Oben links. Weimar. Goethes Gartenhaus, Schlafzimmer. Verso: Photogr. und Verlag E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. – Das zusammenklappbare Feldbett "begleitete den Dichter insbesondere auf längeren Reisen, wo es sich im Gepäck gut unterbringen ließ." (Kahler: Goethes Gartenhaus, S. 23). Über dem Bett hängt eine Korbtasche aus Binsengeflecht.
Auf einer Fahrt nach Berka erzählte Goethe die Geschichte des Binsenkorbes dem mitfahrenden Eckermann:
"Ich habe ihn ... aus Marienbad mitgebracht, wo man solche Körbe in allen Größen hat, und ich bin so an ihn gewöhnt, daß ich nicht reisen kann, ohne ihn bei mir zu führen. Sie sehen, wenn er leer ist, legt er sich zusammen und nimmt wenig Raum ein, gefüllt, dehnt er sich nach allen Seiten aus und faßt mehr als man denken sollte. Er ist weich und biegsam, und dabei so zähe und stark, daß man die schwersten Sachen darin fortbringen kann ... er ist nicht allein so vernünftig und zweckmäßig als möglich, sondern er hat auch dabei die einfachste, gefälligste Form, so daß man also sagen kann: er steht auf dem höchsten Punkt der Vollendung."
(Kahler: Goethes Gartenhaus, S. 10f.)
Oben rechts. Weimar. Goethes Gartenhaus, Schlafzimmer. Verso. Photogr. u. Verlag: E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. | Unten links: Weimar. Goethes Gartenhaus, Schlafzimmer. Verso. Verlag: Elise Schulte Nachf., Weimar. Nicht gelaufen. | Unten rechts: Weimar, Goethes Gartenhaus, Schlafzimmer. Das Feldbett diente Goethe auch als Reisekoffer. Verso. Verlag: E. Schulte, Weimar. Nachdruck verboten. Im Briefmarkenfeld: Echte Photographie. Nicht gelaufen.
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Weimar. Goethes Gartenhaus, Küche. Verso Verlag: E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen.
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Oben links. Goethe's Ruhesitz im Garten am Park z. Weimar mit der an Frau von Stein gewidmeten Inschrift. Rob. Möbius, Kunstanstalt Weimar. Verso: Postkarte. Nicht gelaufen. Text auf Vorderseite:
Hier gedachte still ein Liebender seiner Geliebten, Heiter sprach er zu mir: Werde Zeuge, Du Stein! Doch erhebe Dich nicht, Du hast noch viele Gesellen. Jedem Felsen der Flur, die mich, den Glücklichen, nährt, Jedem Baume des Waldes, um den ich wandernd mich schlinge, Ruf ich weihend u. froh: Werde mir Denkmal des Glücks! Dir allein verleih' ich die Stimme, wie unter der Menge Einen die Muse sich wählt, freundlich die Lippen ihm küsst. Frau von Stein gewidmete Inschrift Goethe
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Oben rechts. Weimar. Sitz hinter Goethe's Gartenhaus. Mit Text "Hier gedachte still ein Liebender seiner Geliebten" etc. Verso. Photogr. und Verlag: E. Schulte, Weimar. Unter dem Adressfeld: 18763. Poststempel unleserlich. | Unten links: Verso: Weimar. Goethes Ruhesitz mit Widmung an Frau von Stein. Mit Text "Hier gedachte still ein Liebender seiner Geliebten" etc. Photogr. und Verlag E. Schulte, Weimar. Nicht gelaufen. | Unten rechts: Weimar. Sitz hinter Goethes Gartenhaus. Verso: P.K.V. Druck u. Verlag v. F. & W. in L. 271/508. Ges. gesch. Signet. Mit Text "Hier gedachte still ein Liebender seiner Geliebten" etc. Nicht gelaufen.
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Noch ist die blühende, goldene Zeit: Noch sind die Tage der Rosen. Verso: K. Schwier, Phot. Verlag, Weimar. Unter dem Adressfeld: D 5504 12. Nicht gelaufen
Das Gedicht "Noch ist die blühende, goldene Zeit" stammt von Otto Roquette, 1851. Es wurde zum Studentenlied und vielfach illustriert. Den Refrain verwendet Kurt Tucholsky in dem Antikriegsgedicht "'s ist Krieg!". – Unten links vier "Zirkel" Der Zirkel, Erkennungszeichen einer Studentenverbindung, ist "eine monogrammartige Verschlingung von Buchstaben, gefolgt von einem Ausrufezeichen und enthält in der Regel die Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens und des Wahlspruchs der Verbindung". Das Ausrufezeichen steht wahrscheinlich für "in aeternum" (in Ewigkeit) und signalisiert, dass die Verbindung noch Aktive hat. Vgl. den Artikel " Zirkel (Studentenverbindung)" in Wikipedia, der freien Enzyklopädie.
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Mit Goethe vor Tisch nach seinem Garten gefahren.
Die Lage dieses Gartens, jenseits der Ilm, in der Nähe des Parks, an dem westlichen Abhange eines Hügelzuges, hat etwas sehr Trauliches. Vor Nord- und Ostwinden geschützt, ist er den erwärmenden und belebenden Einwirkungen des südlichen und westlichen Himmels offen, welches ihn besonders im Herbst und Frühling zu einem höchst angenehmen Aufenthalte macht.
Der in nordwestlicher Richtung liegenden Stadt ist man so nahe, daß man in wenigen Minuten dort sein kann, und doch, wenn man umherblickt, sieht man nirgend ein Gebäude oder eine Turmspitze ragen, die an eine solche städtische Nähe erinnern könnte; die hohen dichten Bäume des Parks verhüllen alle Aussicht nach jener Seite. Sie ziehen sich links, nach Norden zu, unter dem Namen des Sternes ganz nahe an den Fahrweg heran, der unmittelbar vor dem Garten vorüberführt.
Gegen Westen und Südwesten blickt man frei über eine geräumige Wiese hin, durch welche, in der Entfernung eines guten Pfeilschusses, die Ilm in stillen Windungen vorbeigeht. Jenseits des Flusses erhebt sich das Ufer gleichfalls hügelartig, an dessen Abhängen und auf dessen Höhen, in den mannigfaltigen Laubschattierungen hoher Erlen, Eschen, Pappelweiden und Birken, der sich breit hinziehende Park grünet, indem er den Horizont gegen Mittag und Abend in erfreulicher Entfernung begrenzet.
Diese Ansicht des Parkes über die Wiese hin, besonders im Sommer, gewährt den Eindruck, als sei man in der Nähe eines Waldes, der sich stundenweit ausdehnt. Man denkt, es müsse jeden Augenblick ein Hirsch, ein Reh auf die Wiesenfläche hervorkommen. Man fühlt sich in den Frieden tiefer Natureinsamkeit versetzt, denn die große Stille ist oft durch nichts unterbrochen als durch die einsamen Töne der Amsel oder durch den pausenweise abwechselnden Gesang einer Walddrossel.
Aus solchen Träumen gänzlicher Abgeschiedenheit erwecket uns jedoch das gelegentliche Schlagen der Turmuhr, das Geschrei der Pfauen von der Höhe des Parks herüber oder das Trommeln und Hörnerblasen des Militärs der Kaserne. Und zwar nicht unangenehm, denn es erwacht mit solchen Tönen das behagliche Nähegefühl der heimatlichen Stadt, von der man sich meilenweit versetzt glaubte.
Zu gewissen Tages- und Jahreszeiten sind diese Wiesenflächen nichts weniger als einsam. Bald sieht man Landleute, die nach Weimar zu Markt oder in Arbeit gehen und von dort zurückkommen, bald Spaziergänger aller Art längs den Krümmungen der Ilm, besonders in der Richtung nach Oberweimar, das zu gewissen Tagen ein sehr besuchter Ort ist. Sodann die Zeit der Heuernte belebt diese Räume auf das heiterste. Hinterdrein sieht man weidende Schafherden, auch wohl die stattlichen Schweizerkühe der nahen Ökonomie.
Heute jedoch war von allen diesen die Sinne erquickenden Sommererscheinungen noch keine Spur. Auf den Wiesen waren kaum einige grünende Stellen sichtbar, die Bäume des Parks standen noch in braunen Zweigen und Knospen; doch verkündigte der Schlag der Finken sowie der hin und wieder vernehmbare Gesang der Amsel und Drossel das Herannahen des Frühlings.
Die Luft war sommerartig, angenehm; es wehte ein sehr linder Südwestwind. Einzelne kleine Gewitterwolken zogen am heitern Himmel herüber; sehr hoch bemerkte man sich auflösende Zirrusstreifen. Wir betrachteten die Wolken genau und sahen, daß sich die ziehenden geballten der untern Region gleichfalls auflösten, woraus Goethe schloß, daß das Barometer im Steigen begriffen sein müsse.
Goethe sprach darauf sehr viel über das Steigen und Fallen des Barometers, welches er die Wasserbejahung und Wasserverneinung nannte . Er sprach über das Ein- und Ausatmen der Erde nach ewigen Gesetzen, über eine mögliche Sündflut bei fortwährender Wasserbejahung. Ferner: daß jeder Ort seine eigene Atmosphäre habe, daß jedoch in den Barometerständen von Europa eine große Gleichheit stattfinde. Die Natur sei inkommensurabel, und bei den großen Irregularitäten sei es sehr schwer, das Gesetzliche zu finden.
Während er mich so über höhere Dinge belehrte, gingen wir in dem breiten Sandwege des Gartens auf und ab. Wir traten in die Nähe des Hauses, das er seinem Diener aufzuschließen befahl, um mir später das Innere zu zeigen. Die weißabgetünchten Außenseiten sah ich ganz mit Rosenstöcken umgeben, die, von Spalieren gehalten, sich bis zum Dach hinaufgerankt hatten. Ich ging um das Haus herum und bemerkte zu meinem besonderen Interesse an den Wänden in den Zweigen des Rosengebüsches eine große Zahl mannigfaltiger Vogelnester, die sich von vorigem Sommer her erhalten hatten und jetzt bei mangelndem Laube den Blicken frei standen. Besonders Nester der Hänflinge und verschiedener Art Grasemücken, wie sie höher oder niedriger zu bauen Neigung haben.
Goethe führte mich darauf in das Innere des Hauses, das ich vorigen Sommer zu sehen versäumt hatte. Unten fand ich nur ein wohnbares Zimmer, an dessen Wänden einige Karten und Kupferstiche hingen, desgleichen ein farbiges Porträt Goethes in Lebensgröße, und zwar von Meyer gemalt bald nach der Zurückkunft beider Freunde aus Italien. Goethe erscheint hier im kräftigen mittleren Mannesalter, sehr braun und etwas stark. Der Ausdruck des wenig belebten Gesichtes ist sehr ernst; man glaubt einen Mann zu sehen, dem die Last künftiger Taten auf der Seele liegt.
Wir gingen die Treppe hinauf in die oberen Zimmer; ich fand deren drei und ein Kabinettchen, aber alle sehr klein und ohne eigentliche Bequemlichkeit. Goethe sagte, daß er in früheren Jahren hier eine ganze Zeit mit Freuden gewohnt und sehr ruhig gearbeitet habe.
Die Temperatur dieser Zimmer war etwas kühl, und wir trachteten wieder nach der milden Wärme im Freien. In dem Hauptwege in der Mittagssonne auf- und abgehend, kam das Gespräch auf die neueste Literatur, auf Schelling und unter andern auch auf einige neue Schauspiele von Platen.
Bald jedoch kehrte unsere Aufmerksamkeit auf die uns umgebende nächste Natur zurück. Die Kaiserkronen und Lilien sproßten schon mächtig, auch kamen die Malven zu beiden Seiten des Weges schon grünend hervor.
Der obere Teil des Gartens, am Abhange des Hügels, liegt als Wiese mit einzelnen zerstreut stehenden Obstbäumen. Wege schlängeln sich hinauf, längs der Höhe hin und wieder herunter, welches einige Neigung in mir erregte, mich oben umzusehen. Goethe schritt, diese Wege hinansteigend, mir rasch voran, und ich freute mich über seine Rüstigkeit.
Oben an der Hecke fanden wir eine Pfauhenne, die vom fürstlichen Park herübergekommen zu sein schien; wobei Goethe mir sagte, daß er in Sommertagen die Pfauen durch ein beliebtes Futter herüberzulocken und herzugewöhnen pflege.
An der anderen Seite den sich schlängelnden Weg herabkommend, fand ich von Gebüsch umgeben einen Stein mit den eingehauenen Versen des bekannten Gedichtes:
Hier im Stillen gedachte der Liebende seiner Geliebten
und ich hatte das Gefühl, daß ich mich an einer klassischen Stelle befinde.
Ganz nahe dabei kamen wir auf eine Baumgruppe halbwüchsiger Eichen, Tannen, Birken und Buchen. Unter den Tannen fand ich ein herabgeworfenes Gewölle eines Raubvogels; ich zeigte es Goethen, der mir erwiderte, daß er dergleichen an dieser Stelle häufig gefunden, woraus ich schloß, daß diese Tannen ein beliebter Aufenthalt einiger Eulen sein mögen, die in dieser Gegend häufig gefunden werden.
Wir traten um die Baumgruppe herum und befanden uns wieder an dem Hauptwege in der Nähe des Hauses. Die soeben umschrittenen Eichen, Tannen, Birken und Buchen, wie sie untermischt stehen, bilden hier einen Halbkreis, den innern Raum grottenartig überwölbend, worin wir uns auf kleinen Stühlen setzten, die einen runden Tisch umgaben. Die Sonne war so mächtig, daß der geringe Schatten dieser blätterlosen Bäume bereits als eine Wohltat empfunden ward. "Bei großer Sommerhitze", sagte Goethe, "weiß ich keine bessere Zuflucht als diese Stelle. Ich habe die Bäume vor vierzig Jahren alle eigenhändig gepflanzt; ich habe die Freude gehabt, sie heranwachsen zu sehen, und genieße nun schon seit geraumer Zeit die Erquickung ihres Schattens. Das Laub dieser Eichen und Buchen ist der mächtigsten Sonne undurchdringlich; ich sitze hier gerne an warmen Sommertagen nach Tische, wo denn auf diesen Wiesen und auf dem ganzen Park umher oft eine Stille herrscht, von der die Alten sagen würden: daß der Pan schlafe."
Indessen hörten wir es in der Stadt zwei Uhr schlagen und fuhren zurück.
Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Hg. von Ernst Beutler (dtv-bibliothek) München 1976. Montag, den 22. März 1824, S. 101-105.
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* Weimar. Historische Ansichtskarten. Hg. von Rainer Wagner. Kassel: Thiele & Schwarz 1993.
* Paul Raabe: Spaziergänge durch Goethes Weimar. 9. Aufl. Zürich, Hamburg: Arche 2003.
* Manfred Kahler: Goethes Gartenhaus in Weimar. Hg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. 3. Aufl. Berlin, Weimar: Aufbau-Verlag in Komm. 1966.
* Hans Wahl: Goethes Gartenhaus. Leipzig: J. J. Weber o.J.
* Wilhelm Bode: Goethes Leben im Garten am Stern. Berlin: Mittler & Sohn 7. Aufl. 1915.
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