goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Orte und Zeiten in Goethes Leben

Ilmenau

 

Das 1996 errichtete Bronzedenkmal zeigt Goethe auf einer Bank sitzend am Marktplatz vor dem Amtshaus in Ilmenau. Gestaltet wurde es vom Bildhauer Klaus Glutting

Das Goethedenkmal auf dem Markt in Ilmenau

Das 1996 errichtete Bronzedenkmal zeigt Goethe auf einer Bank sitzend am Marktplatz vor dem Amtshaus in Ilmenau. Es lädt dazu ein, neben ihm Platz zu nehmen. Gestaltet wurde es vom Bildhauer Klaus Glutting aus Homburg. Foto: Christian Spannagel.

Siehe den Eintrag "Goethedenkmal (Ilmenau)" in Wikipedia.
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Das Goethezeitportal stellt Goethestätten im Thüringer Wald vor: Ilmenau und die benachbarten Orte Gabelbach, Manebach und Stützerbach. Zu Ilmenau werden in Texten und Bildern behandelt: der Hermannstein, berühmt durch seine Höhle, von der aus Goethe leidenschaftliche Briefe an Frau von Stein schrieb und die Landschaft für sie zeichnete, und Schwalbenstein mit seiner Hütte, in der Goethe am 19. März 1779 den 4. Akt der (noch in Prosa verfassten) "Iphigenie" schrieb. "Seiner Vorliebe für Ilmenau, der Erinnerung an die kraftgenialischen Überschwänglichkeiten der Jugend, denen er sich hier mit dem Herzog hingegeben, namentlich aber der Würdigung der innern Veredelung, die beide in der für diese Gegend geleisteten gemeinschaftlichen Arbeit gewonnen hatten, gab Goethe poetischen Ausdruck in dem großen Gedicht "Ilmenau", das er dem Herzog 1783 zum Geburtstag widmete" (Goethe-Handbuch. Bd. II, 1917); es wird hier vollständig wiedergegeben. Das Treiben Goethes und des jungen Herzogs in den "tollen Jahren" wird in Zeugnissen belegt und illustriert mit Notgeld der Gemeinde Stützerbach von 1921. Wenig bekannt ist die "Gemeinde Gabelbach", ein Honoratiorenklub, der Goethe verehrte und "Gemeindepoeten" berief (deren erster Scheffel war). Anrührend ist die Schilderung von Goethes letztem Geburtstag, den er am 28. August 1831 in seinem geliebten Ilmenau feierte, und bei dem er von seinen Erinnerungs- und Wirkungsstätten Abschied nahm. In Erinnerung an diesen Tag haben Bürger und Badegäste Ilmenaus am 28. August 1854 ein Goethefest ausgerichtet, das in einem Zeitungsbericht geschildert wird. Was den Bergbau in Ilmenau, den Goethe und der Herzog vergeblich neu zu beleben suchten, und das "Goethehäuschen" auf dem Kickelhahn betrifft, kann das Goethezeitportal auf frühere Seiten verweisen.

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Gliederung

1. Ilmenau und Umgebung in Texten,
historischen Ansichten und Postkarten
2. Hermannstein
3. Manebach, Stützerbach, Gabelbach
4. Schwalbenstein
5. "Ilmenau" (Gedicht)
6. Goethes letzter Geburtstag
in Ilmenau am 28. August 1831
7. Ilmenauer Goethefest am 28. August 1854
8. Goethe-Brunnen
9. Literaturhinweise
10. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

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1. Ilmenau und Umgebung in Texten,
historischen Ansichten und Postkarten

[Ilmenau:] Ein armes Gebirgsstädtchen von 1500 Seelen, aber man dachte bei diesem Namen nicht so sehr an diese Seelen und die paar Straßen im Orte, sondern an weite Wälder, blaue Höhen und grüne Wiesentäler; man dachte auch an die verlassenen, verkommenen, geheimnisvollen Bergwerke, die dem tatkräftig Wagenden große Reichtümer versprachen. Und so bedeutete Ilmenau eine Märchenwelt.

Quelle:
Wilhelm Bode: Goethes Leben. 1776-1780. Am Bau der Pyramide seines Daseins. Berlin: Mittler & Sohn 1925, S. 17f.

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Ilmenau zu Goethes Zeit. Von Georg Melchior Kraus, 1776

Ilmenau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Ilmenau im Jahre 1860

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Oben: Ilmenau zu Goethes Zeit. Von Georg Melchior Kraus, 1776 (Detail). In: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 58.
Mitte: Ilmenau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 54.
Unten: Ilmenau im Jahre 1860. In: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 76.

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Ilmenau, Bergstadt am Fuße des Gickelhahns im Thüringischen Wald am Oberlauf der Ilm; Hauptort der weimarischen Enklave gleichen Namens. Goethes Interesse an der Stadt und ihrer Umgebung hat gleich im ersten Jahre seines Aufenthaltes eingesetzt und ist bis an sein Lebensende wach geblieben. Es war begründet wie in dem Wohlgefallen an der Landschaft, so in wissenschaftlichen Bestrebungen und wirtschaftlichen Sorgen. Und Karl August war in alledem mit seinem Freunde eines Sinnes.

Die Wälder und Berge Ilmenaus vereinte in dem ersten Jahrzehnt von Goethes Leben in Weimar beide zu frohem Jagdtreiben, und die Stadt und einige Dörfer der Umgegend, namentlich das oberhalb Ilmenaus an der Ilm liegende Stützerbach, waren der Schauplatz mancher jugendlichen Tollheit. Die Waldeinsamkeit begünstigte die Naturschwärmerei, und die aufkeimende Neigung zu Charlotte v. Stein fand in solcher Stimmung befruchtende Nahrung. Die Höhle am Hermannstein, einem Porphyrfelsen am nordwestlichen Hange des Gickelhahns, wurde gleichsam das Symbol verschwiegenen Liebesglückes. Am 19. März 1779 schrieb Goethe in dem stillen Häuschen auf dem Schwalbenstein den vierten Akt der Iphigenie, und im September des folgenden Jahres fanden Gemütsunruhe und Sehnsucht ihre Auslösung in dem herrlichen Abendlied: "Über allen Gipfeln ist Ruh". Der Dichter schrieb es an die Bretterwand der Jagdhütte, die auf dem Gickelhahn, nicht weit von dem Jagdschloss auf dem Gabelbach, stand.

Für Goethes innere Ausreifung und die erziehliche Wirkung auf seinen fürstlichen Freund war Ilmenau mit all den Aufgaben verwaltungsrechtlicher und wirtschaftlicher Art, die es hier zu lösen galt, höchst bedeutungsvoll. Den Bergbau, der hier seit dem 15. Jahrhundert auf silberhaltigen Kupferschiefer betrieben worden war, hatte 1739 eindringendes Wasser zerstört. Das bedeutete für die Stadt einen großen wirtschaftlichen Verlust. Misswirtschaft im Steuerwesen führte weitere Verarmung herbei. Es gehörte mit zu Goethes ersten amtlichen Arbeiten, hier Ordnung zu schaffen.

Der Herzog fasste gleich nach seinem Regierungsantritt den Plan, den Bergwerksbetrieb wieder aufzunehmen. Goethe wurde mit der Leitung der Arbeiten betraut und er widmete sich ihnen mit hingebendem Eifer; sein soziales wie namentlich auch sein mineralogisches und geologisches Interesse fanden hier ein fruchtbares Feld der Betätigung. Am 24. Februar 1784 erfolgte die feierliche Eröffnung des Bergbaues, wobei Goethe im Posthause eine Rede hielt. Arbeit und Kosten waren aber vergeblich aufgewendet worden; die Schwierigkeiten häuften sich, der Gewinn stand in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, und so ließ man den Betrieb allmählich eingehen. Der letzte Schacht wurde 1812 stillgelegt. Welchen Gewinn Goethe trotzdem aus dem misslungenen Versuch davontrug, ist aus den Worten zu erkennen, die er 1824 zu dem Kanzler v. Müller sprach: "Ilmenau hat mir viel Zeit, Mühe und Geld gekostet; dafür habe ich aber auch etwas dabei gelernt und mir eine Anschauung der Natur erworben, die ich um keinen Preis umtauschen möchte."

Seiner Vorliebe für Ilmenau, der Erinnerung an die kraftgenialischen Überschwenglichkeiten der Jugend, denen er sich hier mit dem Herzog hingegeben, namentlich aber der Würdigung der innern Veredelung, die beide in der für diese Gegend geleisteten gemeinschaftlichen Arbeit gewonnen hatten, gab Goethe poetischen Ausdruck in dem großen Gedicht "Ilmenau", das er dem Herzog 1783 zum Geburtstag widmete.

Im letzten Sommer seines Lebens überfiel den Dichtergreis die Sehnsucht, den Ort frühester Arbeiten und Sorgen sowie genussreichster Lebensstunden noch einmal zu sehen. In Begleitung seiner beiden Enkel fuhr er am 26. August nach Ilmenau, begab sich am Vorabend seines Geburtstages auf den Gickelhahn, und "rekognoszierte hier die alte Inschrift". Es war, als ob er in der Rückerinnerung an die ferne Jugend zugleich vom Leben Abschied nähme:

          Warte nur, balde
          Ruhest Du auch.

Quelle:
Goethe-Handbuch. Hrsg. von Julius Zeitler. II. Bd. Stuttgart: J. B. Metzler 1917. Artikel "Ilmenau" von Schulrat Karl Muthesius (1859-1929), Seminardirektor in Weimar, S. 242f.

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Ilmenau, Marktplatz zu Goethes Zeit

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Marktplatz zu Goethes Zeit. Links Rathaus, in der Mitte Amtshaus oder Schloss, rechts Gasthaus zur "Sonne". In: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 6. - Im Amtshaus (Schloss) "hat Goethe bei seinen ersten Besuchen, einige Male mehrere Wochen lang, im südlichen Eckzimmer des ersten Stockes gewohnt" (Vulpius: Goethe in Thüringen, S. 138).

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Ilmenau, Lindenstraße mit Gasthof zum Löwen zu Goethes Zeit

Ilmenau, Poststraße mit Sächsischem Hof zu Goethes Zeit

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Oben: Lindenstraße mit Gasthof zum Löwen zu Goethes Zeit. In: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 62. - "Hier wohnte Goethe 1796, 30.10. - 9.11. mit seinem 7jährigen Sohn August und 1831, 26.-31.8. mit seinen Enkeln Walther und Wolfgang." Die Linden wurden im Herbst 1782 auf Goethes Anregung hin gepflanzt. (Vulpius: Goethe in Thüringen, S. 137f.)

Mitte: Poststraße mit Sächsischem Hof zu Goethes Zeit. In: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 52. - Früher Posthaus. "Hier hielt Goethe die Rede zur Eröffnung des Johannis-Schachtes am 24. Februar 1784." (Vulpius: Goethe in Thüringen, S. 138)

Unten: Alte Oberförsterei am Mühltor, 1783. Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 50. - In der Wohnung des Oberforstmeisters von Fritsch wohnte Goethe 1796 vom 2.-9. 11., nachdem der Löwenwirt gestorben war. (Vulpius: Goethe in Thüringen, S. 138)

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Oben: Mundloch des Kammerbergstollens bei Ilmenau. Goethezeichnung 22. Juli 1776. In Ehrlich: Ilmenau, Gabelbach, Stützerbach. - Die Kammerberger Steinkohlenschächte fanden "Goethes besonderes Interesse. Schon im Jahre 1776 hat er sie besucht. Später ist er mehrere Male mit Herzog Karl August und allein eingefahren." (Ehrlich: Ilmenau, Gabelbach, Stützerbach, S. 49)

Unten: Alte Bergwerkskaue (?) aus der Umgegend Ilmenaus. Handzeichnung Goethes aus dem Juli des Jahres 1776. In Voigt: Goethe und Ilmenau, S. 17.

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Ansichtskarten

Ilmenau. Blick von der Sturmheide gegen den Lindenberg

Ilmenau

Bad Ilmenau in Thüringen

Ilmenau. Blick auf die Villen der Goethe-Straße

Ilmenau in Thüringen, Rathaus und Schloss

Ilmenau in Thüringen, Markt bei Neuschnee

1. Bild von oben: Ilmenau. Blick von der Sturmheide gegen den Lindenberg. Adressseite: Aufnahme Nr. 5. Kunstverlag: Rudolf Bechstein, Ilmenau (Thür). Im Briefmarkenfeld: 400363. Beschrieben, aber nicht gelaufen.
2. Bild von oben: Ilmenau Bad. Thür. Wald. Adressseite: No. 396 Kunstverlag Richard Zieschank, Ronneburg, S.-A. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Bad Ilmenau i. Thür. Adressseite: Nr. 3. Thüringer Kunstverlag Rudolf Bechstein, Sitzendorf i. Schwarzatal.  Nicht gelaufen.
4. Bild von oben: Ilmenau. Blick auf die Villen der Goethe-Straße. Adressseite: Heliocolorkarte von Ottmar Zieher, München. Im Briefmarkenfeld: Z 1299. Nicht gelaufen.
5. Bild von oben: Ilmenau i. Thür. Rathaus und Schloß. Adressseite: Nr. 376. Richard Schenker, Ansichtskarten-Verlag, Erfurt. Gelaufen. Poststempel 1936.
6. Bild von oben: Ilmenau i. Thür. - Markt bei Neuschnee. L31878 (?). Adressseite: 3025 Aufnahme und Verlag R. Bechstein, Ilmenau i. Thür. Reg. Nr. 9. Rechts unten: S 2046 53. Nicht gelaufen.

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Karte, gefertigt 1776 und 1777 von Johann Gottfried Schreiber. Nach der Schreiberschen Vorlage von dem Weimarer Kartographen Franz Ludwig Güssefeld in verkleinertem Maßstab gezeichnet. Ausschnitt.

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Quelle:
Karte, gefertigt 1776 und 1777 von Johann Gottfried Schreiber. Nach der Schreiberschen Vorlage von dem Weimarer Kartographen Franz Ludwig Güssefeld in verkleinertem Maßstab gezeichnet. Ausschnitt. Unterstrichen sind die Namen Ilmenau, Manebach, Kickelhahn, Hermannstein und Schwalbenstein; Stützerbach liegt außerhalb dieser Karte. Wiedergabe in: Julius Voigt: Goethe und Ilmenau. Leipzig: Xenien-Verlag 1912. Vgl. Steenbuck: Silber und Kupfer aus Ilmenau, S. 31.

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2. Hermannstein

Ludwig Bechstein
Raubschloß Hermannstein und andere

Wer vom Schneekopf nordostwärts den Schritt in die Talgründe lenkt, den führen tiefeinsame Pfade herab zu den Quellen der Ilm in den alten Längwitzgau und zu einem Felsriesen, dem Hermannstein, welcher aber vom Volksmund Hammerstein genannt wird. Er trug eine Burg oder doch eine Warte, und soll erstere eine über der Straße aus Sachsen durch Thüringen nach Franken gar günstig gelegene Raubburg gewesen sein. Ein Bischof von Mainz habe sie von Erfurt aus zerstört. Es ist dort nicht geheuer, und die Holzleute sind oft schon durch ein grässliches Getöse dort geschreckt worden. Ritter Hermanns Geist reitet mitternachts auf schwarzem Ross um den Felsenberg; Kräutersammler, die in der Johannisnacht auszogen, um mit dem frühesten an Ort und Stelle zu sein, haben ihn gesehen.

Um Ilmenau herum soll es außer dem Hermannstein noch mehrere Raubschlösser gegeben haben, so eins auf der Sturmheide, welches Kaiser Rudolf 1290 brechen ließ. Die Ilmenauer besorgten dies mit höchstseiner Erlaubnis außerordentlich gern selbst und fingen neunundzwanzig Räuber, denen samt und sonders in Erfurt die Köpfe abgeschlagen wurden. Ein zweites Schloss stand, wie die Sage geht, zunächst an Ilmenau, nach dem Eichicht zu, das ist mit Mann und Maus in einer für das Schloss nicht schönen Nacht versunken, und an seine Stelle ist der große Teich getreten.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Mit sechzehn Holzschnitten nach Zeichnungen von A. Ehrhardt. Erstdruck Leipzig: Georg Wigand 1853, Nr. 512. Zit. n. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S. 46627f.

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Großer Hermannstein bei Manebach

Ilmenau. Der grosse Hermannstein

Grosser Hermannstein

Der grosse Hermannstein am Kickelhahn bei Ilmenau

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1. Bild von oben: Großer Hermannstein bei Manebach / Th. W. Adressseite: Nr. 2044/II Aufnahme u. Verlag R. Bechstein, Ilmenau i. Th. Reg. Nr. 9. Links unten: III/18/117. Rechts unten: A 27/55. Gelaufen. Poststempel 1955.
2. Bild von oben: Ilmenau. Der grosse Hermannstein. 4559. Signet: Autochrom. Louis Glaser, Leipzig. Adressseite, Stempel: Kurhaus Gabelbach bei Ilmenau Thür. Höhenkurort und Winterspielplatz. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Grosser Hermannstein. Adressseite: Conrad Riebow, Ilmenau. Rechts unten: 10 63286. Nicht gelaufen.
4. Bild von oben, Adressseite: Der grosse Hermannstein am Kickelhahn bei Ilmenau. Nr. 2038 Kunstverlag von Richard Zieschank, Ronneburg. Nicht gelaufen.

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Goethe an Frau von Stein
mit Zeichnungen Goethes

Die Hermannsteiner Höhle. Handzeichnung Goethes

Die Hermannsteiner Höhle.

Handzeichnung Goethes vom 8. April 1776. In: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 32.

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Ich hab auf der andern Seite angefangen was zu zeichnen, es geht aber nicht. Drum will ich lieber schreiben in der Höhle unter dem Hermannstein, meinem geliebten Aufenthalt, wo ich möcht wohnen und bleiben. Liebste, ich habe viel gezeichnet, sehe nur aber zu wohl, dass ich nie Künstler werde. Die Liebe gibt mir alles, und wo die nicht ist, dresch ich Stroh. Das malerischste Fleck gerät mir nicht, und ein ganz gemeines wird freundlich und lieblich. Es regnet scharf im tiefen Wald. Wenn du nur einmal hier sein könntest! es ist über alle Beschreibung und Zeichnung. Ich hab viel gekritzelt, seit ich hier bin, alles leider nur von Auge zur Hand, ohne durchs Herz zu gehen; da ist nun wenig draus worden. Es bleibt ewig wahr: sich zu beschränken, einen Gegenstand, wenige Gegenstände recht bedürfen, so auch recht lieben, an ihnen hängen, sie auf alle Seiten wenden, mit ihnen vereinigt werden, das macht den Dichter, den Künstler - den Menschen - Addio, ich will mich an den Felsenwanden und Fichten umsehen. - Es regnet fort. -
     Hoch auf einem weit rings sehenden Berge.
     Im Regen sitz ich hinter einem Schirm von Tannenreisen. Warte auf den Herzog, der auch für mich eine Büchse mit bringen wird.
     Die Thäler dampfen alle an den Fichtenwänden herauf. (22. Juli 1776)

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Dampfende Täler bei Ilmenau. Handzeichnung Goethes

Dampfende Thäler bei Ilmenau

Handzeichnung Goethes. Dampfende Täler bei Ilmenau von der Südseite des großen Hermannsteins in der oberen Hälfte des Kickelhahnhanges in Richtung nach den Finsterberger und die das Taubachtal umschließenden Höhen gesehen. In: Goethe-Gedenkstätte Jagdhaus Gabelbach. 10 Originalfotos in Mäppchen. Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar o.J.

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Ich habe mit Zittern deinen Zettel aufgemacht, in Freude, dass du mir wieder nah bist. Ich dachte du wärest in Weimar. Liebste Frau, wir sind wohl noch in Ilmenau, komm nur. Hundert tausendmal bist du um mich gewesen, ich hab nur für dich gezeichnet. Zwar wenig, aber mein Herz drinne. Adieu Engel. Ich geh nach Stützerbach, um für dich eine Zeichnung zu endigen. Liebe, du gibst mir ein neues Leben, dass du wieder kommst. Ich kann dir nichts sagen, den Herzog freuts. Addio.
     d. 2. Aug. 1776.

["Frau von Stein war am Abend des 5. August 1776 in Ilmenau angekommen und besuchte am nächsten Tage mit Goethe die Hermannsteiner Höhle." (Goethe und Ilmenau, 1931, S. 35 Anm. 5)]

Deine Gegenwart hat auf mein Herz eine wunderbare Wirkung gehabt, ich kann nicht sagen, wie mir ist! mir ist wohl und doch so träumig. Zeichnen konnt ich gestern nicht. Ich saß auf Wizlebens Felsen (1), die herrlich sind und konnt nichts hervorbringen, da schrieb ich dir:

          Ach wie bist du mir,
          Wie bin ich dir geblieben!
          Nein an der Wahrheit
          Verzweifl ich nicht mehr.
          Ach wenn du da bist,
          Fühl' ich, ich soll dich nicht lieben,
          Ach wenn du fern bist
          Fühl' ich, ich lieb' dich so sehr.

Heut' will ich auf den Hermannstein, und womöglich die Höhle zeichnen, hab auch Meisel und Hammer, die Inschrift zu machen, die sehr mystisch werden wird. Ihr Zettelgen hab ich kriegt, hab mich viel gefreut - Ich schwör dir, ich weiß nicht wie mir ist. Wenn ich so denke, dass Sie mit in meiner Höhle war, dass ich ihre Hand hielt, indes sie sich bückte und ein Zeichen in den Staub schrieb!!! Es ist wie in der Geisterwelt, ist mir auch wie in der Geisterwelt. Ein Gefühl ohne Gefühl. Lieber Engel! Ich hab an meinem Falcken (2) geschrieben, meine Giovanna wird viel von Lili haben, du erlaubst mir aber doch, dass ich einige Tropfen deines Wesens drein gieße, nur so viel es braucht um zu tingiren. Dein Verhältnis zu mir ist so heilig sonderbar, dass ich erst recht bei dieser Gelegenheit fühlte: es kann nicht mit Worten ausgedrückt werden, Menschen könnens nicht sehen. Vielleicht macht mir's einige Augenblicke wohl, meine verklungenen Leiden wieder als Drama zu verkehren. Adieu liebe.
     d. 8. Aug. 76. Ilmenau

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Stützerbacher Grund
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Stützerbacher Grund. Handzeichnung Goethes, 3. August 1776. In: Goethehaus Stützerbach. Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Mäppchen.

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Auf dem Gabelbach. Es ist bald 3. Der Herzog ist noch nicht von der Jagd, er wird hier essen. Von meinem Morgen auf dem Hermannstein sollst du was sehen, vielleicht auch was lesen. Addio. Du bist immer bei mir

Stützerbach nachts bei Tisch. Ich hab heute den ganzen Tag für dich gezeichnet, nicht immer glücklich, aber immer warm. Heute aber saß ich wieder hier auf dem Schlossberg und hatte einen guten Augenblick. Wie erwünscht lag eben der Sonnenblick den Moment, da ich aufstieg, im Tal, wie ich ihn auf's Papier fesseln mögt. - Ich muss nur für dich zeichnen, du tust das dazu, was ich nicht machen kann. -
     Von heute früh, von heut den ganzen Tag! kann ich nichts sagen! Engel - Geh nur in die Schweiz - Gute Nacht. gute Nacht. -

Liebste Frau. Ich schick Ihnen die Stützerbacher Zeichnung unvollendet, denn ich fürcht ich verderb sie. Gestern versuchte mich ein böser Geist, dass ich in liebeleerem Augenblick drüber kam, und um ein Haar war sie verpudelt, und ich wäre rasend geworden. Auch haben Sie da noch ein ander Stück, das ich nur in Ihrer Gegenwart auszeichnen kann. Legen Sie beides in eine leere Komod Schublade, dass es sich linde von selbst aufrollt, dass es nur keine Brüche kriegt. Adieu Engel, ich mag dir nichts weiter sagen, du hast alles, was ich getan habe, von dir loszukommen, wieder zu Grunde gerichtet. Die Rolle schick mir wieder. Addio.
     d. 10. Aug. 76.

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Manebacher Grund
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Der Manebacher Grund. Handzeichnung Goethes. "Ich schicke Ihnen was ich d. 30. früh in des Cantors Gärtgen gezeichnet habe. Wunder dacht ich was ich alles fertigen wollte, und nun ist das alles." An Frau von Stein, den 31. Aug. 1777. In: Julius Voigt: Goethe und Ilmenau. Leipzig: Xenien-Verlag 1912, S. 29.

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d. 6. Sept. 80. Auf dem Gickelhahn, dem höchsten Berg des Reviers, den man in einer klingernden Sprache Alecktrüogallonar nennen könnte, habe ich mich gebettet, um dem Wuste des Städtgens, den Klagen, den Verlangen, der unverbesserlichen Verworrenheit der Menschen auszuweichen. Wenn nur meine Gedanken zusammt von heut aufgeschrieben wären, es sind gute Sachen drunter.
     Meine Beste, ich bin in die Hermannsteiner Höhle gestiegen, an den Platz, wo Sie mit mir waren und habe das S, das so frisch noch wie von gestern angezeichnet steht, geküsst und wieder geküsst, dass der Porphyr seinen ganzen Erdgeruch ausatmete, um mir auf seine Art wenigstens zu antworten. Ich bat den hundertköpfigen Gott, der mich so viel vorgerückt und verändert und mir doch Ihre Liebe und diese Felsen erhalten hat, noch weiter fortzufahren und mich werter zu machen seiner Liebe und der Ihrigen.
     Es ist ein ganz reiner Himmel und ich gehe des Sonnenuntergangs mich zu freuen. Die Aussicht ist groß aber einfach.
     Die Sonne ist unter. Es ist eben die Gegend, von der ich Ihnen die aufsteigenden Nebel zeichnete, jetzt ist sie so rein und ruhig, und so uninteressant als eine große schöne Seele, wenn sie sich am wohlsten befindet.
     Wenn nicht noch hie und da einige Vapeurs von den Mäulern aufstiegen, wäre die ganze Szene unbeweglich.
     Nach 8. - Schlafend habe ich Provision von Ilmenau erwartet, sie ist angekommen, auch der Wein von Weimar, und kein Brief von Ihnen. Aber ein Brief von der schönen Frau (3) ist gekommen, mich hier oben aus dem Schlafe zu wecken. Sie ist lieblich, wie man sein kann. Ich wollte Sie wären eifersüchtig drauf, und schrieben mir desto fleißiger.

d. 23. Jun. 84 [...]
Das böse Wetter hindert mich an meinen Felsen-Spekulationen, ehe ich weg gehe, will ich noch ein paar Tage dran wenden und die Gebirge durchstreifen. Wenn ich mir nur ein Andenken für dich irgendwo aussinnen könnte. Ich hatte vor in irgend einen Felsen einhauen zu lassen:

          Was ich leugnend gestehe und offenbarend verberge,
          Ist mir das einzige Wohl, bleibt mir ein reichlicher Schatz.
          Ich vertrau es dem Felsen, damit der Einsame rate,
          Was in der Einsamkeit mich, was in der Welt mich beglückt.

     Eben da ich dieses schreibe, kommt dein lieber Brief, und ein Brief von meiner Mutter, den ich dir mitschicke.
     Wie danke ich dir für deine Liebe, meine Beste, und dass du sie so ausdrücken magst. Wie eifrig hoffe ich auf's Wiedersehn.

d. 24. Jun. 84 [...]
Ich sinne noch immer, wie und wo ich die Inschrift anbringen soll. Hier ist noch eine, die ich der Hermannsteiner Höhle zugedacht habe.

          Felsen sollten nicht Felsen und Wüsten Wüsten nicht bleiben,
          Drum stieg Amor herab, sieh und es lebte die Welt.
          Auch belebt er mir die Höhle mit himmlischem Lichte,
          Zwar der Hoffnung nur, doch ward die Hoffnung erfüllt.

     Nur noch eh ich zu Bette gehe ein Wort für tausend. Es wird mir so ein unüberwindlich Bedürfnis dich zu sehen, dass mir wieder einmal für meinen Kopf bange wird. Ich weiß nicht, was aus mir werden soll. Gute Nacht, wie sehr fühle ich die Glückseligkeit des Schlafs.

Anmerkungen:
(1) Witzlebens Felsen ist der Totenstein bei Elgersburg oder der Goethefelsen im Körnbachtale. Elgersburg gehörte damals der Familie von Witzleben. (Festschrift 1931, S. 35 Anm. 1)
(2) Der Plan eines Falken-Dramas ist nicht ausgeführt worden. Mit Lili ist Lili Schönemann gemeint. Die Verlobung mit Goethe zur Ostermesse 1775 wurde schon im Sommer desselben Jahres wieder aufgelöst.
(3) Frau von Branconi

Quelle:
Goethes Briefe an Frau von Stein nebst dem Tagebuch aus Italien und Briefen der Frau von Stein. 4 Bde. Stuttgart und Berlin: J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger o.J. Hier Nr. 77-80, 116, 233-234. - Rechtschreibung und Zeichensetzung dem heutigen Stand angeglichen.

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"Zwei Goetheworte, das eine vom Dichter selbst dem Felsen zugedacht (Felsen sollten nicht Felsen), das andere dagegen [Was ich leugnend gestehe und offenbarend verberge] fälschlicher Weise von Mahr, dem Sohne des Bergrates, angebracht, sich aber gar nicht auf den Hermannstein beziehend, schmücken den Eingang der Höhle." Von den beiden Eisengusstafeln wurde die erste (Felsen sollten nicht Felsen) 1901, die zweite (Was ich leugnend gestehe und offenbarend verberge) bereits 1876 angebracht. Siehe oben das Schreiben Goethes an Frau von Stein vom 24. Juni 1784 mit beiden Goetheworten.

Quellen:
* Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 72.
* Vulpius: Goethe in Thüringen, S. 138.

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3. Manebach, Stützerbach, Gabelbach

Manebach

Die Ilm fließt von Ilmenau über Langewiesen, Gräfinau nach Stadt Ilm, von da weiter nach Weimar und vereinigt sich unterhalb Stadt Sulza, bei Salzburg, mit der Saale. Verfolgt man von Ilmenau das Ilmthal aufwärts, das hier den Namen des Manebacher Grundes führt, so zieht sich bis Manebach, 1 Stunde, an der nördlichen Seite des Grundes, erst der Fuß der Sturmhaide, und des Hangebergs, der eine Fortsetzung des letzteren ist. An der südlichen Thalseite steht bei Ilmenau zuerst die Hohe Schlaufe, dann der Steinbachkopf, von jener durch eine Schlucht getrennt, in welcher Eisenstein bricht. Hierauf folgt der Höllenkopf, der durch den Pochwerksgrund von der Hermannsteiner Wand geschieden ist. Die gemeinschaftliche Kuppe dieser Porphyrgebirge ist der Kikelhahn. (Völker: Thüringer Waldgebirge, S. 400)

Édouard Humbert, Dans la Forêt de Thuringe. Voyage d'étude (1862)

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Quelle:
Édouard Humbert: Dans la Forêt de Thuringe. Voyage d'étude (1862), S. 446. Entnommen Wikimedia CommonsgrLizenzbedingungen. Vgl. Goethes Zeichnung des Manebacher Grundes in Kap. 2.

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Manebach-Kammerberg mit Blick von Emmastein auf Bad Ilmenau

Manebach in Thüringen, Blick in das Ilmtal

Kurort Manebach in Thüringen, Blick vom Goethepfad

Manebach-Kammerberg, Thüringer Wald

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1. Bild von oben: Manebach-Kammerberg m. Blick v. Emmastein auf Bad Ilmenau. Thür. Adressseite: Nr. 216 Thüringerwald-Verlag Richard Zieschank, Ronneburg. Thür. Nicht gelaufen.
2. Bild von oben: Manebach i. Thür. Blick in das Ilmtal. Phot. E. Glück - Berlin. Adressseite: Verlag von Rudolf Herrmann, Manebach. Gelaufen. Poststempel 1909.
3. Bild von oben: Kurort Manebach i. Th. - Blick vom Goethepfad. Adressseite: Nr. 2071/II Aufnahme u. Verlag R. Bechstein, Ilmenau i. Thür. Reg. Nr. 9. Links unten: III/18/117. Rechts unten: A 27/54. Nicht gelaufen. Zum Goethewanderweg Ilmenau - Stützerbach siehe den Eintrag in Wikipedia.
 4. Bild von oben: Manebach-Kammerberg. Thür. Wald. Adressseite: Nr. 567 Thüringerwald-Verlag Richard Zieschank, Ronneburg. Gelaufen. Poststempel unleserlich. Datiert 1924.

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Stützerbach

Zu Goethe in Stützerbach siehe den Eintrag in Wikipedia, der den folgenden Zeilen zugrunde liegt:
Im Mai 1776 besuchte Goethe Stützerbach zum ersten Male, um Erkundungen wegen des zerstörten und stillgelegten Kupfer- und Silberbergwerks einzuziehen, der wiederbelebt werden sollte. Im Juli war er mit dem Herzog in Bergwerksangelegenheiten wieder in Ilmenau; sie machten Ausflüge in die Umgebung, u.a. nach Manebach, Stützerbach und Gabelbach. Schon zwei Monate später, im September, nahm Goethe teil an einem Jagdausflug mit Carl August. Die Bergwerksangelegenheiten und Jagdausflüge führten beide immer wieder nach Ilmenau und Umgebung. "Ausgelassen toll" war anfänglich das Treiben der beiden Herren, die bis in die Nacht im Gasthaus „Zum weißen Roß“ mit den Bauernmädels tanzten und, so Goethe in seinem Tagebuch, „liederliche Wirtschaft trieben“. Am 3. August 1776 schrieb Goethe ein kleines Gedicht "Dem Schicksal", das später unter dem Titel „Einschränkung“ veröffentlicht wurde. Die im Tagebuch als "Gesang des dumpfen Lebens" verzeichneten Verse legte er einem Schreiben an Johann Caspar Lavater (vom 25.-30.8.) bei.

          Was weiß ich, was mir hier gefällt,
          In dieser engen kleinen Welt,
          Mit leisem Zauberband mich hält!
          Mein Carl und ich vergessen hier,
          Wie seltsam uns ein tiefes Schicksal leitet
          Und, ach ich fühls, im Stillen werden wir
          Zu neuen Szenen vorbereitet.
          Du hast uns lieb, du gabst uns das Gefühl:
          Dass ohne dich wir nur vergebens sinnen,
          Durch Ungeduld und glaubenleer Gewühl
          Voreilig dir niemals was abgewinnen.
          Du hast für uns das rechte Maß getroffen,
          In reine Dumpfheit uns gehüllt,
          Dass wir, von Lebenskraft erfüllt,
          In holder Gegenwart der lieben Zukunft hoffen.

"Dumpfheit" steht "noch aus der Sturm-und-Drang-Gesinnung heraus affirmativ für eine nur gefühlte, im einzelnen nicht durchsichtig gemachte Erfahrungsfülle." (Goethe: Sämtliche Werke. Münchner Ausgabe. Bd. 2.1, S. 554f.)

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Das Schortetal bei Ilmenau-Stützerbach im Thüringer Wald

Stützerbach in Thüringen

Goethehaus Stützerbach

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Oben: Das Schortetal bei Ilmenau-Stützerbach i. Thür. Wald. Adressseite: Nr. 2017/II Aufnahme u. Verlag R. Bechstein, Ilmenau i. Th. Reg. Nr. 9. Rechts unten: III/18/117 T 102/56. Nicht gelaufen.
Mitte. Adressseite: Stützerbach / Thür. Signet. VEB Volkskunstverlag Reichenbach i. V. Foto: Herbig, Stützerbach / Thür. Links unten: 11/2. Rechts unten: V/11/28 - A 246/54 DDR. Gelaufen. Poststempel 1956.
Unten: Goethehaus Stützerbach. Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Echt Foto R 6/64 V 11 28. Mäppchen.

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Brausejahre in Stützerbach
Notgeld der Gemeinde Stützerbach
(1921)

Die sechs Notgeldscheine zu 50 Pfennig illustrieren die "Brausejahre" und das Jagdleben des Herzogs Carl August und Goethes 1776. Sie wurden gestaltet von M. Bechstein, Ilmenau, und hergestellt in der Wiedemannschen Druckrei A.-G. Saalfeld in Thüringen. Notizen zum Notgeld finden Sie auf der Seite "Schiller-Notgeld aus Rudolstadt

 

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Oben. Bild: Goethe und Karl August auf der Jagd. Text: Den Wald und Forst zu hegen, das Wildbret zu erlegen, das ist's was mir gefällt.
Unten. Linkes Bild: Jagdschloss 1735. Rechtes Bild: Goethezimmer. Darüber Wirtshausschild am Weißen Ross.

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Oben. Bild: Goethe u. Karl August in Stützerbach. Oben links: Gasthaus zum Weißen Ross, 1776. Oben rechts: Altes Wirtshausschild.
Unten. Bild Stützerbach u. ehemaliges Jagdschloss, erbaut 1735.

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Oben. Bild: Goethe und Karl August tanzen im Weissen Ross zu Stützerbach. Text: Wenn sich der Most auch ganz absurd geberdet, es gibt zuletzt doch noch 'nen Wein. Faust II. Th. [Zweiter Akt]
Unten. Linkes Bild: Jagdschloss 1735. Rechtes Bild: Goethezeimmer. Darüber Wirtshausschild am Weissen Ross.

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Oben. Bild: Nachtlager im finsteren Loch. Text: Wo bin ich? ist's ein Zaubermärchenland? Welch nächtliches Gelag am Fuß der Felsenwand? (Goethe, Ilmenau)
Unten. Linkes Bild: Jagdschloss 1735. Rechtes Bild: Goethezeimmer. Darüber Wirtshausschild am Weissen Ross.

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Oben. Bild: Goethe und Karl August stecken eine tote Katze in's Butterfass. Text: Die Butter liefert die Bauersfrau Tag's drauf ins Schloss nach Ilmenau.
Unten. Linkes Bild: Der Dreiherrenstein. Rechtes Bild: Alte Schmiede am Auerhahn. Darüber Wirtshausschild am Weissen Ross.

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Notgeld der Gemeinde Stützerbach. Brausejahre von Goethe und Herzog Carl August

Oben. Bild: Goethe, Karl August und Glaser. Text: Der Glaser wird von beiden geschunden, / Als sie ihn schlafend beim Backtrog gefunden.
Unten. Linkes Bild: Der Dreiherrenstein. Rechtes Bild: Alte Schmiede am Auerhahn. Darüber Wirtshausschild am Weissen Ross.

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Literarische Zeugnisse der "Brausejahre"

In den folgenden Dokumenten sind wahrheitsgetreuer Bericht, Klatsch und Verleumdung oft kaum zu trennen.

Goethe zog im Jahre 1776 [1775] in Weimar ein. Dieser junge 27jährige, feurige Herr Doktor - denn so hieß er damals - brachte eine wunderbare Revolution in diesem Orte hervor, der bisher ziemlich philisterhaft gewesen war und nun plötzlich genialisiert wurde. Es war kein Wunder. Man kann sich keinen schöneren Mann vorstellen. Dabei sein lebhafter Geist und seine Kraft, die seltenste Vereinigung geistiger und körperlicher Vollkommenheit, groß, stark und schön; in allen körperlichen Übungen: Reiten, Fechten, Voltigieren, Tanzen war er der erste ... Zu dem allen kam nun noch seine Gunst bei dem jungen Fürsten, der eben die Regierung angetreten hatte, und den er ebenfalls plötzlich aus einer pedantischen, beschränkten, verzärtelnden Hofexistenz ins freie Leben hinausriß, und damit anfing, daß er ihn im Winter eiskalte Bäder nehmen ließ, ihm beständig in freier Luft erhielt und mit ihm in seinem Lande herumreiste, wobei dann überall brav gezecht wurde, wodurch man aber auch genaue Kenntnis des Landes und der Persönlichkeiten erwarb ... Genug, es folgte eine vollständige Umwälzung. Alle jungen Leute legten Goethes Uniform: gelbe Weste und Beinkleider und dunkelblauen Frack an, und spielten junge Werther; die Alten murrten und seufzten. - Alles kam aus seinen Fugen. - Auch so die Erziehungsmethode, die in einem Hause, mit welchem Goethe in genauer Verbindung lebte - dem Stein'schen - und mit dessen Jugend ich auch vereint war, gänzlich ins Geniale umgeschaffen wurde, unter ihres Hofmeisters Kästners Leitung, der ganz in diese Ideen einging.
Leibarzt und Volkserzieher. Selbstbiographie von Chr. W. Hufeland, neu hrsg. von W. v. Brunn, Stuttgart 1937, S. 45. Grumach, S. 473f.

Bertuch war, als die Genieperiode grassirte, immer das Stichblatt des Spotts bey den Genies um den Herzog, u. hieß [...] der Spießbürger. An eben dem Abend, wo er seine Frau zuerst nach Weimar in sein Logis gebracht hatte, erhielt er noch vom Herzog u. Göthe einen Besuch. Der Herzog debütirte damit, daß er gehört habe, er habe sich verteufelt spießbürgerisch eingerichtet, ein[en] prächtigen Nachtstuhl machen lassen, und triebe großen Luxus. Er müsse doch also sehn, was daran sey. Sogleich fielen ihm ein paar neue schöne Spiegel ins Auge, die er mit seinem Hieber zertrümmern wollte, sich aber doch, als Bertuch vorstellte, daß er sie auf des Herzogs Unkosten noch einmal so kostbar anschaffen würde, zureden ließ, u. mit der Äuserung abstand, daß man die Spiegel um der Frau willen lassen müsse, damit sich diese bespiegeln könne. Darauf hielt der Herzog Revisio auf Bertuchs Schreibpult, fand einen Roman von Göchhausen, mit dem er sogleich eine Exekution vornahm, Blätter heraus riß, u. heraus ... [unleserlich] Taback hinein streute, u. so die Bescheerung der Fräulein von Göchhausen versiegelt unter Bertuchs Nam[en] zuschickte. Endlich hieb u. stach er in die neuen Tapeten, weil dieß verflucht spießbürgerisch sei, daß man die nackten Wände überkleistern wollte. Die junge Ehefrau schlich sich, wie vom Donner gerührt, über diese Behandlung davon. Bertuch verbiß seinen Ärger, ward aber einige Tage darauf sterbenskrank. Als der Arzt von Todesgefahr sprach, kam der Herzog noch um Mitternacht um gleichsam Abbitte zu thun, u. Göthe ging mit Thränen aus der Kammer, u. drückte der tiefgekränkten Frau die Hand mit den Worten: sie habe einen harten Anfang.
Böttiger (LB Dresden Ms. 35491) Grumach, S. 419.

Wir haben von Wagner, der vor einem paar Jahren hier gewesen, dass Göthe des Herzogs von Weimar Premierminister ist, und zuweilen mit ihm durch die Gassen des Nachts läuft. Sie sollen einer ehrbaren Frau die Kleider über den Kopf gebunden haben.
J.J. Bodmer an Schinz 25.8.1777. Goethe-Jahrbuch 5, S. 207. Grumach, S. 480f.

In Weimar wäre ohnehin nichts mit des Grafen [F. L. zu Stolberg] Beförderung gewesen. Es geht da erschrecklich zu. Der Herzog läuft mit Göthen wie ein wilder Pursche auf den Dörfern herum, er besäuft sich, und geniesset brüderlich einerlei Mädchen mit ihm.
J. H. Voß an Ernestine Boie 14.7.1776. In: W. Herbst, Johann Heinrich Voß, Leipzig 1872, S. 300. Grumach, S. 480.

Und doch ging diese [Goethes] Stimme der überlegenen Klugheit, im Fortlaufe der Lustigkeit zu Regionen hernieder, die ziemlich weit von jenem Schutzgeisterischen Benehmen im Tiefblick und in Äußerung, entfernt lagen. Freylich hatte auch solches Herabsteigen allemal einen eignen, moralische hohe Zwecke aussprechenden Charakter. So war das launige Gemählde in Stützerbach, wo die lustige Gesellschaft das Glasmachen beaugenscheiniget hatte, und nun - wie sie sich nie entgehen lies - ein frohes Mittagsmal zu verzehren sich zusammen fand, das bey einen bemittelten Krämer des Orts veranstaltet war.
          Freylich mochte dem Mann neben mehrern andern Thorheiten, welche die lustigen Gesellen geschwind genug ersahen, vorzüglich eine hohe Meynung von seiner Handelsmannswichtigkeit innwohnen, in welcher er sich jedem grosen Kaufmann in Hamburg und Amsterdam parallel setzen zu können meinte. In der sehr reinlich bürgerlich verzierten Stube, worinnen die Tafel vorgerichtet war, hing dieser gegen über, ein Oehlgemählde des wohlberühmten Kaufmanns, Lebensgröße im Bruststück, die eine Hand mit langer Manschette im Busen, das kaufmännisch breite, zahme Gesicht, durch sehr weiß gepuderte buschige Perücke, sehr herrlich verziert. Manche Gesundheit wurde diesem, nur im Oehlgemählde anwesenden Besitzer der Handlung, während der Mittagstafel zugetrunken. Nun sie aufgehoben war, suchte man das Original im untern Theile seines Hauses, in seinen Waarengewölbern auf, und da, um es auch an handgreiflicher Verspottung nicht fehlen zu laßen, wurden ihm von der Gesellschaft manche leere und volle Tonnen, Kisten und Kästen Waaren, die mit Pfeffer und Ingwer, Zucker und Coffee und Toback, überschrieben, und mannichfachen kaufmännischen Bezeichnungen, von Ankern, und Triangeln geziert waren, vor's Haus getragen, und manches gar den Berg hinunter gekollert. In diese, etwas weit getriebenen zudringlichen Späße der frohreichen Gesellschaft, hatte sich der ernstere Geselle [Goethe] nicht eingelaßen. Dieser hatte während des Unfugs im Handelsmagazin der untern Region des Hauses, ein Gemählde in dem obern Zimmer vorbereitet, das sehr eigen in seiner Art, ganz darauf abgemeßen war, die höchste Lächerlichkeit darzustellen. Von jenem bürgerlich eleganten Kaufherrns Portrait hatte er das breite, blonde, fade Gesicht ausgeschnitten; durch die hiermit erlangte Öffnung, schob er sein eigenes männlich braunes, geistiges Gesicht, mit den flammenden schwarzen Augen, zwischen der weißen dicken Perücke durch; setzte sich auf einen Lehnstuhl; stellte das Gemählde im goldnen Rahmen vor sich auf die Knie, und verhing die Beine mit einem weißen Tuche. So wie die lustige Gesellschafl endlich wieder heraufgetobt war, um in dem Speise-Zimmer Caffee zu trinken, öffnete sich die Thür der dran stoßenden Kammer, und das Contrastportrait zog überraschend hin, beydes zum Gelächter, und zum Denken zugleich.
          Bey solchen nicht zweydeutigen Merkzeichen, war es mir gar nicht mehr zweifelhaft, des freundschaftlich leitenden Genius Zweck war: durch einen, in überspannter Lustigkeit mit gemachten halben Schritt sich in die Möglichkeit zu bringen, von der andern Hälfte desto gewisser, den heran reifenden mächtigen Freund zurück zu halten, und so aus dem dicken Übel der Zerstreuung im Unfug der Leidenschaft, zum lichten Sonnenstrahl der Besonnenheit, zum Genuß wahren und Nutzbringenden Vergnügens zu führen. [...]
F. W. H. v. Trebra (Goethe-Jahrbuch 9, S. 13) Grumach, S. 445f.

Der Herzog sollte also ein Naturmensch werden und aus dem peinlichen [?] Hof- und Philisterleben herausgerissen werden. Man grub sich die Kartoffeln aus der Erd, man kochte sie bey Reisig im Walde, schlief bey Mädchen im Walde, und machte Inschriften, an den Bäumen, wovon sich noch heut nach 25 Jahren in den Tanstämmen die Spuren finden.
Blätter aus Falks Nachlass, S. 951. Grumach, S. 478.

In Ilmenau badeten sie sich, umtanzten nackt zu 9 bis 10 der Herzog an der Spitze einen Pfarrer oder Madchen der vorbey ging, indem sie aus dem Wasser sprangen - Einen Glasmann gaben sie Senf und Fischbrühe zu essen - Göthe nahm ihm die Peruke ab - schor ihm mit einer Scheer sein Haar ab - Nachher liessen [?] sie ihn unter die Plumpe lauffen, und hätten ihn beynah ersäuft, bis Bertuch sich in's Mittel schlug - Wenn die Canaille auch umkömt - solche Canaillen sind genug in der Welt.
Blätter aus Falks Nachlass, S. 954. Grumach, S. 478f.

In der "tollen" Zeit kamen Karl August und Goethe spät abends zu einer Bauernfrau und während diese Milch holte, praktizierten sie den Kater ins Butterfaß. - Um den Schaden gutzumachen, gab Karl August bei abermaliger Anwesenheit der Bäuerin ein Goldstück. Die ehrliche Alte machte große Augen, als der Jägersmann ihr ein Goldstück bot. Hatte sie doch noch immer keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hatte. Dann strich sie das Geld schmunzelnd ein, blinzelte mit den Augen und sagte mit geheimnisvoller Vertraulichkeit: "Die Butter ist an den Hof nach Weimar gekommen, da freten sie alles."
          Einen Augenblick standen die beiden wie erstarrt da. Dann brach der Herzog Karl August in ein herzhaftes Gelächter aus. Goethe aber sprach mit Pathos nur das eine Wort: »Nemesis."
Goethe in der Anekdote, hrsg. von E. Zellweker. Wien 1935, S. 27. Nach Anonymus in Reichenberger Zeitung 1897, Nr. 163. Grumach, S. 480.

Mittags [27.8. 1827] war ich bei Knebels ... Unbegränzt war seine Verehrung für Goethe; er gab zu, daß sie beide in ihrer Jugend manchen wilden Streich in Gesellschaft des Herzogs ausgeführt, doch mußte er anerkennen, daß Goethe bei allen Extravaganzen immer das Princip der Besonnenheit und Mäßigung festgehalten.
          Von welcher Art diese genialen Gebahrungen gewesen, mag man aus folgenden Vorgängen abnehmen. Bei den Jagdzügen im tiefen Gebirge, wo die Nächte oft in kleinen abgelegenen Schänken und Köhlerhütten, nicht selten unter freiem Himmel zugebracht wurden, war es ein Hauptgrundsatz dieser fürstlichen Jagdgesellschaft, sich untereinander allen nur möglichen Schabernack anzuthun.
          Die Jäger übernachteten einst in einer einsamen Waldmühle, und mußten sich mit den Betten behelfen, wie es eben gehen wollte. Es war ausgemacht, daß man am andern Morgen früh aufbrechen werde, und wer nicht zur bestimmten Stunde auf dem Platze sei, der verfalle in eine strenge Buße. Goethes Bett füllte den hinteren Raum eines tiefen Alkovens, der keinen andern Zugang hatte. Als er sich dahin zurückgezogen, beriethen die andern, den Herzog an der Spitze, was man wohl thun könne, um Goethe die bestimmte Stunde des Aufbruchs versäumen zu machen. Der Müller, mit in das Komplott gezogen, gab einen Rath, den man auch am Morgen befolgte. Als Goethe aufstehn wollte, traten 2 Genossen in den Alkoven, und schütteten zu den Füßen des Bettes und
bis an den Eingang hin einen großen Korb mit Glas- und Thonscherben aus. Es war unmöglich darüber wegzukommen, und ehe eine Brücke über diesen "gläsernen Sumpf" geschlagen werden konnte, war die bestimmte Stunde versäumt. Beim Frühstück vertraute der Herzog Goethen, wer den arglistigen
Rath gegeben. Der Müller erhielt nun den Beinamen Ahitophel, und es ward im Rathe der Götter beschlossen, daß er zur Strafe durch Feuer und Wasser gehn solle. Man zwang ihn, halb im Ernst und halb im Scherz, durch eine hohe, im Walde angemachte Reisigflamme nackt durchzuspringen, und begoß ihn dann mit einigen Eimern Wasser.
Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe 1819 und 1827 von G. Parthey. Berlin 2. Aufl. 1883, S. 50. Grumach, S. 479.

Quelle:
Goethe. Begegnungen und Gespräche. Hrsg. von Ernst Grumach und Renate Grumach. Bd. 1: 1749-1776. Berlin: Walter de Gruyter 1965. - Auswahl. Rechtschreibung und Zeichensetzung übernommen.

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Gabelbach

Ilmenau. Waldpartie am Weg nach Gabelbach

Gabelbachhäuschen

Ilmenau. Goethestätte Jagdschloss Gabelbach, erbaut 1783

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1. Bild von oben: Ilmenau. Waldpartie am Weg nach Gabelbach. Adressseite: Graph. Verl.-Anst., G.m.b.H., Breslau. 6087. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1919.

2. Bild von oben: Gabelbachhäuschen. Adressseite: Nr. 787. Karl Thomass, Hoflithographie, Gehren i. Thür. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1920.

Die unter Karl Augusts Großvater, Herzog Ernst August, errichtete Jagdunterkunft erschien Carl August, der den Herzog von Kurland als Gast erwartete und mit ihm zur Jagd gehen wollte, zu bescheiden. Darum wurde im Sommer 1783 als standesgemäße Unterkunft in aller Eile das „Große Gabelbachhaus“ unterhalb des Kickelhahns erbaut. Baumaterialien lieferten die Ruine des Ilmenauer Schlosses und der umliegende Wald. Goethe weilte hier oft als Gast.

3. Bild von oben: Ilmenau. Goethestätte Jagdschloss Gabelbach, erbaut 1783. Adressseite: Nr. 1129. Aufnahme und Verlag: R. Bechstein, Ilmenau i. Th. Links unten: Za 370-339-551 L/V/11/28-1-37. Stempel: Goethemuseum Jagdschloß Gabelbach - Kulturbundheim. Nicht gelaufen.

Quellen:
* Ehrlich: Ilmenau, Gabelbach, Stützerbach, S. 54f.
* Jagdhaus Gabelbach. Museum zu Goethes naturwissenschaftlichen Studien
* Das Jagdhaus Gabelbach. In: Amtsblatt der Stadt Ilmenau. 08.02.2008. Jg. 17, Nr. 01/08. Online:
http://www.ilmenau.de/amtsblatt/pdf/nr0801s01.pdf

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"Gemeinde Gabelbach"

Sitzungssaal auf GabelbachSitzungssaal auf Gabelbach. Die Goethebilder

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Links: Sitzungssaal auf Gabelbach. Die Grosswürdenträger der Gemeinde mit Scheffel und Schwanitz, Baumbach, Hofmann, Oncken, Bötticher, Trinius, Schäffer. Adressseite: Original-Eigentum Gebr. Metz, Tübingen. 40314. Stempel: Briefkasten Gabelbach. Gelaufen. Poststempel 1907.

Rechts: Sitzungssaal auf Gabelbach. Die Goethebilder. Adressseite: 40312 Orig.-Eigent. Gebr. Metz Tübingen 1906. Stempel: Briefkasten Gabelbach. Nicht gelaufen.

Das Jagdhaus Gabelbach wurde von der 'Gemeinde Gabelbach' als Versammlungsort genutzt und 1910 für ihre Sitzungen gemietet. Bei der 'Gemeinde Gabelbach' handelt es sich um "eine literarische Tafelrunde, die sich allwöchentlich in ihrem 'Rathause' auf dem Kickelhahn ansammelte, um Poesie, Humor und Trunk zu pflegen." Der Oberamtsrichter Karl Friedrich Schwanitz hat sie bis zu seinem Tod 1903 geleitet. Der erste erwählte 'Gemeindepoet' der 'Gemeinde Gabelbach' war Joseph Victor von Scheffel; dritter 'Gemeindepoet' war Rudolf Baumbach. Der 'Reichshistoriograph' August Trinius hat die Geschichte der 'Gemeinde' festgehalten; sein Buch überliefert auch die Gelegenheitspoesie, die das Vereinsleben begleitete ("Poetische Opfergaben an die Gemeinde Gabelbach").

Die Wände ihrer Räume gestaltete die 'Gemeinde Gabelbach' als "Nationalgallerie". Sie "läßt sich in verschiedene Gruppen einteilen: Deutsche Kaiserfamilie, großherzogliche Familie, Goetheperiode, Scheffelbilder, Bismarckbilder und sonsterlei Gabelbachiana. Über sechzig Bilder allein gehören dem Hause Weimar und der Goethezeit an. Goethe und sein fürstlicher Freund Carl August sind hier in allen Lebensaltern und Kostümen vertreten. Natürlich fehlt auch die klassische Tafelrunde nicht: Herzogin Amalie, Corona Schröter, Knebel, Frau von Stein und andere." (Trinius: Chronik, S. 88)

Schwanitz, die "Seele der Gemeinde" (Trinius, S. 19), war seit der Studentenzeit mit Scheffel eng befreundet. 1878 holte ihn Schwanitz für einen mehrwöchigen Urlaub nach Ilmenau, wo er als 'Gemeindepoet' an den Treffen der Gabelbach-Gemeinde teilnahm. Auf Initiative der Gemeinde wurde Scheffel 1886 in Ilmenau ein Denkmal gesetzt. An ihn erinnerten auch der Scheffelweg und der Scheffelblick.

Für die Gemeinde schuf Scheffel das "Gabelbachlied", das nach der Melodie "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" gesungen wurde. Die ersten drei Verse lauten (Trinius: Chronik, S. 49-51):

          Stolz ragt aus den Thüringer Tannen
          Des Kickelhahns Haupt in das Land,
          Von Goethe in klassischem Griechisch
          "Alectryogallonax" genannt.

          Vom Wald, wo das Lied Er gesungen
          "Ob allen Wipfeln ist Ruh!,
          Da schaut eine kleine Gemeinde
          Stillfriedlich den Welthändeln zu.

          Und färbt die gerodete Stelle
          Sich abendgoldsonnig und klar,
          Da sitzen sie All' an der Quelle
          Und bringen ein Rauchopfer dar.

Quellen:
* August Trinius: Aus der Chronik der Gemeinde Gabelbach. Berlin: Fischer und Franke 1898. Reprint mit Vorwort von Hermann Debes. Darin: Die Beziehungen Gabelbachs zu Viktor von Scheffel, S. 42-56.
* Josef Victor v. Scheffels Briefe an Karl Schwanitz (Nebst Briefen der Mutter Scheffels) (1845-1886) Leipzig: Georg Merseburger 1906. Zitat S. 250.

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4. Schwalbenstein

Schwalbensteinhäuschen zu Goethes Zeit

Das Schwalbensteinhäuschen zu Goethes Zeit.
In: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 38.

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Gruss aus Ilmenau. Schwalbenstein

Der Schwalbenstein bei Ilmenau. Thüringer WaldBad Ilmenau in Thüringen. Der Schwalbenstein
Der Schwalbenstein bei Manebach-IlmenauSchwalbenstein

Ilmenau. Blick vom Schwalbenstein

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1. Bild von oben: Gruss aus Ilmenau. Schwalbenstein. Signet: FWJ auf Schild. 2296. Nicht gelaufen.
2. Bild von oben: Der Schwalbenstein b. Ilmenau. Thr. Wald. Auf diesem Felsen schrieb Goethe den 4. Akt seiner "Iphigenie a. T." an einem Tage. Adressseite: Nr. 370 Thüringerwald-Verlag Richard Zieschank, Ronneburg. Th. Gelaufen. Poststempel 1929.
3. Bild von oben: Bad Ilmenau i. Thür. Der Schwalbenstein. Adressseite: Deteco-Verlag, Leipzig. Rechts unten: 19 3809.
4. Bild von oben: Der Schwalbenstein bei Manebach-Ilmenau. Adressseite: Hier schrieb Goethe am 19. März 1779. Signet: DAMW im Dreieck. Bild und Heimat Reichenbach. Links unten: EVP -,20 MDN. Stempel: Berggasthaus "Schöffenhaus" Elgersburg / Thür. Post Manebach. Datiert u. Poststempel 1968.
5. Bild von oben: Ilmenau. Der Schwalbenstein. Wem die Himmlischen viel Verwirrung zugedacht haben, wem sie erschütternde schnelle Wechsel der Freude und des Schmerzes bereiten, dem geben sie kein höher Geschenk als einen ruhigen Freund. W. v. Goethe. Adressseite: Auf diesem Felsen dichtete Goethe den IV. Akt der Iphigenie am 19. März 1779. DTV. Photo Rudolf Peter, Ilmenau i. Thür. Abs.: III/18/197 S. 2010/53. Nicht gelaufen.
6. Bild von oben: Ilmenau. Blick vom Schwalbenstein. Adressseite ungeteilt. Poststempel 1907.

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"Allein auf dem Schwalbenstein, den 4. Akt der Iphigenie geschrieben." (Tagebucheintragung Goethes, 19. März 1779)

1831 diktierte Goethe die folgende Inschrift: "Schwalbenstein bei Ilmenau. Sereno die, quieta mente [an einem heitern Tage, beruhigten Gemüts] schrieb ich nach einer Wahl von drei Jahren den vierten Akt meiner 'Iphigenia' an einem Tage." Die alte Jagdhütte auf dem Schwalbenstein trug diese Inschrift. Sie findet sich auch auf der heutigen Hütte. (Willi Ehrlich: Ilmenau, Gabelbach, Stützerbach, S. 32)

Auf der Felswand findet sich ein Medaillon mit dem Profil des jungen Goethe und folgende Inschrift: "Wem die Himmlischen viel Verwirrung zugedacht haben, wem sie den erschütternden schnellen Wechsel von Freude und Schmerz bereiten, dem geben sie kein höher Geschenk als einen ruhigen Freund." (Iphigenie, Prosafassung, 4. Akt, 1. Auftritt. Vgl. Willi Ehrlich: Ilmenau, Gabelbach, Stützerbach, S. 32)

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5. Ilmenau
am 3. September 1783

Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, 1780. Stich von Johann Heinrich Lips

Herzog Carl August, 1780. Stich von Joh. H. Lips. Abdruck vor den Buchstaben im Schilde. In Voigt: Goethe und Ilmenau, S. 49. - Vgl. Joachim Kruse: Johann Heinrich Lips. 1758-1817. Ein Zürcher Kupferstecher zwischen Lavater und Goethe (Kataloge der Kunstsammlungen der Veste Coburg) Coburg 1989.

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Das folgende Gedicht hat Goethe zum 26. Geburtstag von Herzog Carl August geschrieben. Es ist "zum Herzog hin ein Appell an die Fürstenpflicht, unter Einschränkung der persönlichen Ansprüche für die Wohlfahrt des Landes zu sorgen, zum Dichter selbst hin eine kritische Prüfung dessen, was das eigene Wollen und Tun erreicht bzw. nicht erreicht hat. ... Ilmenau war in Goethes erster Weimarer Zeit (1776) das Ziel des Herzogs und seines Gefolges bei wild-genialischen Streifzügen, nunmehr aber (1783) steht der Name für die wirtschaftlichen Hoffnungen, die sich an die Wiedereröffnung des alten Silber- und Kupferbergwerks knüpfen" (Goethe: Sämtliche Werke. Münchner Ausgabe, Bd. 2.1, S. 592f.)

Johann Wolfgang von Goethe
Ilmenau
am 3. September 1783

Anmutig Tal, du immergrüner Hain!
Mein Herz begrüßt euch wieder auf das Beste;
Entfaltet mir die schwerbehangnen Äste,
Nehmt freundlich mich in eure Schatten ein,
Erquickt von euren Höhn, am Tag der Lieb und Lust,
Mit frischer Luft und Balsam meine Brust.

Wie kehrt ich oft mit wechselndem Geschicke,
Erhabner Berg, an deinen Fuß zurücke.
O lass mich heut an deinen sachten Höhn
Ein jugendlich, ein neues Eden sehn!
Ich hab es wohl auch mit um euch verdienet:
Ich sorge still, indes ihr ruhig grünet.

Lasst mich vergessen, dass auch hier die Welt
So manch Geschöpf in Erde-Fesseln hält.
Der Landmann leichtem Sand den Samen anvertraut
Und seinen Kohl dem frechen Wilde baut,
Der Knappe karges Brot in Klüften sucht,
Der Köhler zittert, wenn der Jäger flucht.
Verjüngt euch mir, wie ihr es oft getan,
Als fing ich heut ein neues Leben an.

Ihr seid mir hold, ihr gönnt mir diese Träume,
Sie schmeicheln mir und locken alte Reime.
Mir wieder selbst, von allen Menschen fern,
Wie bad ich mich in euren Duften gern!
Melodisch rauscht die hohe Tanne wieder, (1)
Melodisch eilt der Wasserfall hernieder;
Die Wolke sinkt, der Nebel drückt ins Tal
Und es ist Nacht und Dämmrung auf einmal.

Im finstern Wald, beim Liebesblick der Sterne,
Wo ist mein Pfad, den sorglos ich verlor?
Welch seltne Stimmen hör ich in der Ferne?
Sie schallen wechselnd an dem Fels empor.
Ich eile sacht, zu sehn, was es bedeutet,
Wie von des Hirsches Ruf der Jäger still geleitet.

Wo bin ich? ists ein Zaubermärchenland?
Welch nächtliches Gelag am Fuß der Felsenwand?
Bei kleinen Hütten, dicht mit Reis bedecket,
Seh ich sie froh ans Feuer hingestrecket.
Es dringt der Glanz hoch durch den Fichtensaal;
Am niedern Herde kocht ein rohes Mahl;
Sie scherzen laut, indessen, bald geleeret,
Die Flasche frisch im Kreise wiederkehret.

Sagt, wem vergleich ich diese muntre Schar?
Von wannen kommt sie? um wohin zu ziehen?
Wie ist an ihr doch alles wunderbar!
Soll ich sie grüßen? Soll ich vor ihr fliehen?
Ist es der Jäger wildes Geisterheer?
Sind's Gnomen, die hier Zauberkünste treiben?
Ich seh im Busch der kleinen Feuer mehr;
Es schaudert mich, ich wage kaum zu bleiben.
Ist's der Ägyptier (2) verdächtger Aufenthalt?
Ist es ein flüchtiger Fürst (3) wie im Ardennerwald?
Soll ich Verirrter hier in den verschlungnen Gründen
Die Geister Shakespeares gar verkörpert finden?
Ja, der Gedanke führt mich eben recht:
Sie sind es selbst, wo nicht ein gleich Geschlecht!
Unbändig schwelgt ein Geist in ihrer Mitten,
Und durch die Roheit fühl ich edle Sitten.

Wie nennt ihr ihn? Wer ist's (4), der dort gebückt
Nachlässig stark die breiten Schultern drückt?
Er sitzt zunächst gelassen an der Flamme,
Die markige Gestalt aus altem Heldenstamme.
Er saugt begierig am geliebten Rohr,
Es steigt der Dampf an seiner Stirn empor.
Gutmütig trocken weiß er Freud und Lachen
Im ganzen Zirkel laut zu machen,
Wenn er mit ernstlichem Gesicht
Barbarisch bunt in fremder Mundart spricht.

Wer ist der andre (5), der sich nieder
An einen Sturz des alten Baumes lehnt
Und seine langen, fein gestalten Glieder
Ekstatisch faul nach allen Seiten dehnt
Und, ohne dass die Zecher auf ihn hören,
Mit Geistesflug sich in die Höhe schwingt
Und von dem Tanz der himmelhohen Sphären
Ein monotones Lied mit großer Inbrunst singt?

Doch scheinet allen etwas zu gebrechen.
Ich höre sie auf einmal leise sprechen,
Des Jünglings (6) Ruhe nicht zu unterbrechen,
Der dort am Ende, wo das Tal sich schließt,
In einer Hütte, leicht gezimmert,
Vor der ein letzter Blick des kleinen Feuers schimmert,
Vom Wasserfall umrauscht, des milden Schlafs genießt.
Mich treibt das Herz, nach jener Kluft zu wandern,
Ich schleiche still und scheide von den andern.

Sei mir gegrüßt, der hier in später Nacht
Gedankenvoll an dieser Schwelle wacht.
Was sitzest du entfernt von jenen Freuden?
Du scheinst mir auf was Wichtiges bedacht.
Was ists, dass du in Sinnen dich verlierest
Und nicht einmal dein kleines Feuer schürest?

»O frage nicht! denn ich bin nicht bereit,
Des Fremden Neugier leicht zu stillen;
Sogar verbitt ich deinen guten Willen;
Hier ist zu schweigen und zu leiden Zeit.
Ich bin dir nicht imstande, selbst zu sagen,
Woher ich sei, wer mich hierher gesandt;
Von fremden Zonen bin ich her verschlagen
Und durch die Freundschaft festgebannt.

Wer kennt sich selbst? Wer weiß, was er vermag?
Hat nie der Mutige Verwegnes unternommen?
Und was du tust, sagt erst der andre Tag,
War es zum Schaden oder Frommen.
Ließ nicht Prometheus selbst die reine Himmelsglut
Auf frischen Ton vergötternd niederfließen?
Und konnt er mehr als irdisch Blut
Durch die belebten Adern gießen?
Ich brachte reines Feuer vom Altar;
Was ich entzündet, ist nicht reine Flamme.
Der Sturm vermehrt die Glut und die Gefahr,
Ich schwanke nicht, indem ich mich verdamme.

Und wenn ich unklug Mut und Freiheit sang
Und Redlichkeit und Freiheit sonder Zwang,
Stolz auf sich selbst und herzliches Behagen,
Erwarb ich mir der Menschen schöne Gunst:
Doch ach! ein Gott versagte mir die Kunst,
Die arme Kunst, mich künstlich zu betragen.
Nun sitz ich hier, zugleich erhoben und gedrückt,
Unschuldig und gestraft, und schuldig und beglückt.

Doch rede sacht! denn unter diesem Dach
Ruht all mein Wohl und all mein Ungemach:
Ein edles Herz, vom Wege der Natur
Durch enges Schicksal abgeleitet,
Das, ahnungsvoll, nun auf der rechten Spur
Bald mit sich selbst und bald mit Zauberschatten streitet
Und, was ihm das Geschick durch die Geburt geschenkt,
Mit Müh und Schweiß erst zu erringen denkt.
Kein liebevolles Wort kann seinen Geist enthüllen
Und kein Gesang die hohen Wogen stillen.

Wer kann der Raupe, die am Zweige kriecht,
Von ihrem künft'gen Futter sprechen?
Und wer der Puppe, die im Boden liegt,
Die zarte Schale helfen durchzubrechen?
Es kommt die Zeit, sie drängt sich selber los
Und eilt auf Fittichen der Rose in den Schoß.

Gewiss, ihm geben auch die Jahre
Die rechte Richtung seiner Kraft.
Noch ist bei tiefer Neigung für das Wahre
Ihm Irrtum eine Leidenschaft.
Der Vorwitz lockt ihn in die Weite,
Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Steg zu schmal;
Der Unfall lauert an der Seite
Und stürzt ihn in den Arm der Qual.
Dann treibt die schmerzlich überspannte Regung
Gewaltsam ihn bald da, bald dort hinaus,
Und von unmutiger Bewegung
Ruht er unmutig wieder aus.
Und düster wild an heitern Tagen,
Unbändig, ohne froh zu sein,
Schläft er, an Seel und Leib verwundet und zerschlagen,
Auf einem harten Lager ein:
Indessen ich hier still und atmend kaum
Die Augen zu den freien Sternen kehre
Und, halb erwacht und halb im schweren Traum,
Mich kaum des schweren Traums erwehre.«

Verschwinde, Traum!
                                         Wie dank ich, Musen, euch,
Dass ihr mich heut auf einen Pfad gestellet,
Wo auf ein einzig Wort die ganze Gegend gleich
Zum schönsten Tage sich erhellet!
Die Wolke flieht, der Nebel fällt,
Die Schatten sind hinweg. Ihr Götter, Preis und Wonne!
Es leuchtet mir die wahre Sonne,
Es lebt mir eine schönre Welt;
Das ängstliche Gesicht ist in die Luft zerronnen,
Ein neues Leben ists, es ist schon lang begonnen.

Ich sehe hier, wie man nach langer Reife
Im Vaterland sich wiederkennt,
Ein ruhig Volk in stillem Fleiße
Benutzen, was Natur an Gaben ihm gegönnt.
Der Faden eilet von dem Rocken
Des Webers raschem Stuhle zu;
Und Seil und Kübel wird in längrer Ruh
Nicht am verbrochnen Schachte stocken;
Es wird der Trug entdeckt, (7) die Ordnung kehrt zurück,
Es folgt Gedeihn und festes irdsches Glück.

So mög, o Fürst, der Winkel deines Landes
Ein Vorbild deiner Tage sein!
Du kennest lang die Pflichten deines Standes
Und schränkest nach und nach die freie Seele ein.
Der kann sich manchen Wunsch gewähren,
Der kalt sich selbst und seinem Willen lebt;
Allein wer andre wohl zu leiten strebt,
Muss fähig sein, viel zu entbehren.

So wandle du, der Lohn ist nicht gering,
Nicht schwankend hin, wie jener Sämann ging,
Dass bald ein Korn, des Zufalls leichtes Spiel,
Hier auf den Weg, dort zwischen Dornen fiel;
Nein! streue klug wie reich, mit männlich steter Hand,
Den Segen aus auf ein geackert Land;
Dann lass es ruhn, die Ernte wird erscheinen
Und dich beglücken und die Deinen.

Anmerkungen:
(1) Das Finstertal, "Finstere Loch" genannt, "eine enge, von Fichten umstandene Schlucht", soll der Schauplatz des nachfolgend geschilderten nächtlichen Lagers gewesen sein. Vgl. Ehrlich: Ilmenau, Gabelbach, Stützerbach, S. 66. Nach der Natur gezeichnet von Bernhard von Arnswald, 1839 (Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 46):

Zum "Finsteren Loch" siehe auch den Eintrag in Wikipedia.
(2) Zigeuner
(3) Der verbannte Herzog in Shakespeares Komödie "Wie es euch gefällt".
(4) Karl Ludwig von Knebel. "K. war gebürtiger Schwabe, lebte als Kind im Mittelfränkischen; von daher die Dialektmischung." (Münchner Ausgabe, Kommentar, s.u.)
(5) Karl Siegmund von Seckendorf, "Weimarer Kammerherr mit musikalischen Ambitionen" (Münchner Ausgabe, Kommentar, s.u.).
(6) Herzog Carl August
(7) Goethe hatte die korrupten Ilmenauer Steuerverhältnissen aufzuklären und neu zu ordnen. Vgl. Ehrlich: Ilmenau, Gabelbach, Stützerbach. Darin: Kampf gegen Korruption und Betrug, S. 7f.

Quellen:
* Textgrundlage: Goethes Gedichte, Ausgabe letzter Hand. Vgl. aber auch Goethe; Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. Bd. 2.1. München: Carl Hanser Verlag 2006. Text (nach Goethes Original-Handschrift) S. 82-87, Kommentar S. 592-596. - Zeichensetzung dem heutigen Stand angeglichen.
* Faksimile der Handschrift: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 42f.

***

Theobald von Oer, Karl August und Goethe nach der Jagd bei Ilmenau

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Karl August und Goethe nach der Jagd bei Ilmenau. Signatur: v. Oer del[ineat]. Adressseite: 1840. Verlag von  Zedler & Vogel, Darmstadt. Gelaufen. Datierung Poststempel 1913.

Zu Theobald von Oer (1807-1885) siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Theobald_von_Oer

***

Goethe über das Gedicht "Ilmenau"
im Gespräch mit Eckermann

[...] Wie leid tut es mir, sagte ich, dass ich nicht viel mehr von ihm [Herzog Carl August] gekannt habe als sein Äußeres; doch das hat sich mir tief eingeprägt. Ich sehe ihn noch immer auf seiner alten Droschke, im abgetragenen grauen Mantel und Militärmütze und eine Zigarre rauchend, wie er auf die Jagd fuhr, seine Lieblings-Hunde nebenher. Ich habe ihn nie anders fahren sehen, als auf dieser unansehnlichen alten Droschke. Auch nie anders als zweispännig. Ein Gepränge mit sechs Pferden und Röcke mit Ordenssternen scheint nicht sehr nach seinem Geschmack gewesen zu sein.

»Das ist, erwiderte Goethe, jetzt bei Fürsten überhaupt kaum mehr an der Zeit. Es kommt jetzt darauf an, was Einer auf der Waage der Menschheit wiegt; alles Übrige ist eitel. Ein Rock mit dem Stern und ein Wagen mit sechs Pferden imponiert nur noch allenfalls der rohesten Masse, und kaum dieser. Übrigens hing die alte Droschke des Großherzogs kaum in Federn. Wer mit ihm fuhr, hatte verzweifelte Stöße auszuhalten. Aber das war ihm eben recht. Er liebte das Derbe und Unbequeme und war ein Feind aller Verweichlichung.«

Spuren davon, sagte ich, sieht man schon in Ihrem Gedicht Ilmenau, wo Sie ihn nach dem Leben gezeichnet zu haben scheinen.

»Er war damals sehr jung, erwiderte Goethe; doch ging es mit uns freilich etwas toll her. Er war wie ein edler Wein, aber noch in gewaltiger Gärung. Er wusste mit seinen Kräften nicht wo hinaus und wir waren oft sehr nahe am Halsbrechen. Auf Parforçe-Pferden über Hecken, Gräben und durch Flüsse, und bergauf bergein sich tagelang abarbeiten, und dann Nachts unter freiem Himmel kampieren, etwa bei einem Feuer im Walde: das war nach seinem Sinne. Ein Herzogtum geerbt zu haben, war ihm nichts, aber hätte er sich eines erringen, erjagen und erstürmen können, das wäre ihm etwas gewesen.«

»Das Ilmenauer Gedicht, fuhr Goethe fort, enthält als Episode eine Epoche, die im Jahre 1783, als ich es schrieb, bereits mehrere Jahre hinter uns lag, so dass ich mich selber darin als eine historische Figur zeichnen und mit meinem eigenen Ich früherer Jahre eine Unterhaltung führen konnte. Es ist darin, wie Sie wissen, eine nächtliche Szene vorgeführt, etwa nach einer solchen halsbrechenden Jagd im Gebirge. Wir hatten uns am Fuße eines Felsen kleine Hütten gebaut und mit Tannenreisern gedeckt, um darin auf trockenem Boden zu übernachten. Vor den Hütten brannten mehrere Feuer und wir kochten und brieten, was die Jagd gegeben hatte. Knebel, dem schon damals die Tabakspfeife nicht kalt wurde, saß dem Feuer zunächst und ergötzte die Gesellschaft mit allerlei trockenen Späßen, während die Weinflasche von Hand zu Hand ging. Seckendorf, der schlanke, mit den langen feinen Gliedern, hatte sich behaglich am Stamm eines Baumes hingestreckt und summte allerlei Poetisches. - Abseits, in einer ähnlichen kleinen Hütte, lag der Herzog im tiefen Schlaf. Ich selber saß davor, bei glimmenden Kohlen, in allerlei schweren Gedanken, auch in Anwandlungen von Bedauern über mancherlei Unheil, das meine Schriften angerichtet. Knebel und Seckendorf erscheinen mir noch jetzt gar nicht schlecht gezeichnet, und auch der junge Fürst nicht, in diesem düstern Ungestüm seines zwanzigsten Jahres.«

          Der Vorwitz lockt ihn in die Weite,
          Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Steg zu schmal;
          Der Unfall lauert an der Seite
          Und stürzt ihn in den Arm der Qual.
          Dann treibt die schmerzlich überspannte Regung
          Gewaltsam ihn bald da, bald dort hinaus,
          Und von unmutiger Bewegung
          Ruht er unmutig wieder aus.
          Und düster wild an heitern Tagen,
          Unbändig ohne froh zu sein,
          Schläft er, an Seel' und Leib verwundet und zerschlagen,
          Auf einem harten Lager ein.

»So war er ganz und gar. Es ist darin nicht der kleinste Zug übertrieben. Doch aus dieser Sturm- und Drang-Periode hatte sich der Herzog bald zu wohltätiger Klarheit durchgearbeitet, so dass ich ihn zu seinem Geburtstage im Jahre 1783 an diese Gestalt seiner früheren Jahre sehr wohl erinnern mochte.«

»Ich leugne nicht, er hat mir anfänglich manche Not und Sorge gemacht. Doch seine tüchtige Natur reinigte sich bald und bildete sich bald zum Besten, so dass es eine Freude wurde, mit ihm zu leben und zu wirken.«

Quelle:
Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens, 23. Oktober 1828.

***

Kein Fürst erhielt wohl je ein köstlicheres Angebinde, als Carl August in Goethes gedankenschwerem Gedicht zuteil wurde. Rückblickend und ausschauend zugleich steht es im Mittelpunkt der persönlichen Beziehungen zwischen den beiden großen Männern. Mit edelster Offenheit, männlichstem Freimut legt Goethe in ihm das seltsame Verhältnis dar, welches den Diener zum Lehrer und Leiter des Herrn machte, schreckt nicht vor leisem Tadel zurück, hebt kraftvoll hervor, was ihm der Anerkennung würdig erschien. Beiden gereicht es zur höchsten Ehre, dem einen, dass er das Zutrauen hatte, dem fürstlichen Freunde die freimüthigen Verse zu widmen, dem andern, dass er die Größe besaß, sie ungekränkt entgegen zu nehmen.

Quelle:
Julius Voigt: Goethe und Ilmenau, S. 51.

*****

6. Goethes letzter Geburtstag
in Ilmenau am 28. August 1831

Goethe, 1831. Zeichnung von Karl August Schwerdtgeburth

Goethe 1831

Zeichnung von K[arl] A[ugust] Schwerdtgeburth [1785-1878].
In Voigt: Goethe und Ilmenau, S. 293.

***

"Am 26. August früh halb 7 Uhr fuhr er [Goethe] mit seinen beiden Enkeln, Walter und Wolfgang, von Weimar fort, blieb die heißeste Tageszeit in Stadtilm, um dort zu Mittag zu essen, kam abends nach 6 Uhr in Ilmenau an und stieg im Gasthof zum "Löwen" ab.

Der Rentamtmann, später Bergrat Mahr, zu dem er durch ihr beiderseitiges Interesse für Geologie und Mineralogie engere Beziehungen pflegte, war wohl sein täglicher Gesellschafter. Von ihm und seiner noch lebenden Enkelin, Fräulein Marie Mahr in Schleusingen, haben wir auch eine ausführliche Schilderung der letzten Ilmenauer Tage Goethes.

Auf Grund der Tagebuch-Aufzeichnungen und dieser Mahr'schen Berichte können wir über diesen Aufenthalt folgendes mitteilen:

Am 27. August stand er früh halb 5 Uhr auf, frühstückte mit den Kindern und empfing den Berginspektor Mahr, der auch zu Mittag mit Goethe hier speiste. Sie besprachen das problematische Gestein auf der Hohen Tanne (Forstort am Weg Gabelbach nach dem Auerhahn), wovon Mahr Musterstücke und Beobachtungen nach Weimar gesandt hatte. Danach erkundigte er sich nach dem Weg nach dem Kickelhahn und fragte, ob derselbe zu Wagen erreichbar wäre. Auf Mahrs Auskunft, dass man jetzt sogar die Spitze des Kickelhahns mit dem Wagen erreichen könne, sagte er: 'Ich möchte gern einmal das kleine Häuschen auf jenem Berge besuchen; Sie werden mich zu Dank verbinden, wenn Sie mich begleiten.' So fuhren beide bei ganz heiterem Wetter über Gabelbach nach der Bergspitze. Wiederholt sprach er seine Freude über den schönen Weg ins Gebirge aus und gedachte der Zeit, in der man an diesen Stellen nur reitend habe vorwärts kommen können.

*****

Ilmenau. Waldpartie am Wege zum Kickelhahn

Luftkurort Manebach, Thüringer Wald, mit Blick auf Kickelhahn und Ilmenau

Ilmenau - Goethehäuschen

Goethe auf dem Kickelhahn. Ilmenau

Blick vom Kickelhahnberg auf Ilmenau

Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild

1. Bild von oben: Ilmenau. Waldpartie am Wege zum Kickelhahn. 36589. Adressseite: Verlag von Conrad Riebow, Ilmenau. Nicht gelaufen.
2. Bild von oben: Luftkurort Manebach, Thür. Wald, mit Blick auf Kickelhahn u. Ilmenau. Adressseite: Richard Zieschank, Rudolstadt. Z 3/7360. Echte Photographie. Freig. d. RLM. Nr. E 14911/43. Rechts unten: L/1014. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Ilmenau - Goethehäuschen. Adressseite: Verlag Carl Schwarz, Ilmenau. Handschriftlich: 1922. Nicht gelaufen.
4. Bild von oben: Goethe auf dem Kickelhahn. Ilmenau. 10 echte Fotos für Ihr Album. Kunstanstalt Straub & Fischer. Meiningen, Reg.-Nr. 23. V-11-28 A 233/54. Mäppchen.
5. Bild von oben: Blick vom Kickelhahnberg auf Ilmenau. Gelaufen. Poststempel unleserlich.

*****

[Fortsetzung:] Oben angekommen, ging Goethe ziemlich rüstig bis an die nach Ilmenau zu gelegene Aussichtsstelle und rief mehrmals wie an dem Tage als er Ilmenaus Berge und Wälder zum erstenmal schaute: 'Herrlich! Herrlich!' "Ach hätte doch das Schöne mein guter durchlauchtigster Großherzog Carl August noch einmal sehen können!''Das kleine Waldhaus muss hier in der Nähe sein. Ich kann zu Fuß dahin gehen, und die Chaise soll hier so lange warten, bis wir zurückkommen.' So schritt er über den mit Heidelbeersträuchern bewachsenen Platz zum Forstschutz-Häuschen. Die untere Stube besah er nicht, sondern ging gleich nach oben. Beim Eintritt in das obere Zimmer sagte er: 'Ich habe in früherer Zeit einen kleinen Vers an die Wand geschrieben. Wohl möchte ich diesen Vers nochmals sehen.' Mahr führte ihn an das nach Süden zu gehende Fenster; da stand an der linken hölzernen Fensterbekleidung mit Bleistift:

          Über allen Gipfeln ist Ruh,
          In allen Wipfeln spürest du
          Kaum einen Hauch!
          Die Vögel schweigen im Walde.
          Warte nur, balde
          Ruhest du auch.

Goethe las die Verse und schien tief bewegt. Ganz langsam zog er sein weißes Taschentuch aus seinem dunkelbraunen, langen Tuchrock, trocknete sich die Tränen und wiederholte langsam und wehmütig: 'Ja, warte nur, balde ruhest du auch.' Dann schwieg er eine kleine Weile, überflog mit den Augen nochmals durch das südliche Fenster die schöne Waldaussicht nach Stützerbach zu und sagte zu Mahr gewandt: 'Nun wollen wir gehen!'

Langsam musste der Wagen abwärts fahren, dabei erinnerte er sich des Hermannsteins und versank in Schweigen. Am Großen Gabelbach gab er Befehl, um das ganze Haus herumzufahren. Dann ging's am kleinen Gabelbach vorüber und, um die herrliche Waldluft mit Aussicht nach dem Schortegrund zu genießen, noch auf der Waldstraße bis zum Auerhahn. Er fragte nach der Stützerbacher Glasfabrikation und freute sich zu hören, dass die Geschäfte leidlich gingen. Dann befahl er den Rückweg.

Am Löwen begrüßten die beiden Enkel den Großvater und erzählten in kindlicher Weise die Erlebnisse ihres schönen Spazierganges auf halsbrecherischen Wegen. Mahr speiste bei Goethe zu Mittag. Gegen 4 Uhr ging er mit Goethes Enkeln nach Kammerberg und zeigte ihnen die Wasserhebung am dortigen Bergwerk durch das 44 Fuß hohe Kunstrad.

Goethe blieb allein und vermerkt in seinem Tagebuch: 'Ich war zu Hause geblieben und las in Herzogs altdeutscher Literatur und von Knebels Übersetzung des Lucrez neue Ausgabe. Seltsamster Kontrast.'

Nun brach sein letzter Geburtstag an. Früh 5 Uhr ließ die städtische Verwaltung zu Ehren des hohen Geburtstägers vor dessen Wohnung den Choral: 'Nun danket alle Gott' und einige bekannte Musikstücke blasen. Gegen halb 7 Uhr erschienen eine Anzahl hiesiger Jungfrauen, darunter auch Mahrs Tochter, welche ihm einen Lorbeerkranz und ein Gedicht überreichten. Durch freundliche Fragen suchte Goethe die auf den ängstlichen Gesichtern ausgeprägte Furcht in Vertrauen umzuwandeln. Geheimrat und Oberjägermeister von Fritsch überbrachte die Glückwünsche der höchsten Herrschaften von Weimar.

Dann fuhren Goethe, dessen Enkel, Herr von Fritsch und Mahr in zwei Chaisen an der Stätte des alten Bergwerks vorüber nach Elgersburg. Die beiden Kinder besichtigten die Porzellanfabrik, Goethe fuhr nach der Massenmühle im Körnbachtal. Hier schrieb er sich in ein ihm vorgelegtes Fremdenbuch ein. Im Schloss zu Elgersburg war Goethe schon in früheren Jahren beim Haushofmarschall von Witzleben öfter abgestiegen. Auf dem Rückweg fuhr Goethe über Martinroda und begrüßte unterwegs die 'Dicke Eiche', die er nun bald 60 Jahre kannte.

Gegen 2 Uhr nach Ilmenau zurückgekehrt, lud er die Herren von Fritsch und Mahr zu Tische. Goethe schien etwas abgespannt. Vielleicht war ihm beim Geburtstag die Erinnerung des hohen Alters nicht ganz angenehm. Als das Gespräch auf das Volk und auf Volksfeste kam, wurde auch das Vogelschießen in Langewiesen erwähnt. Die Enkel äußerten Lust, es zu sehen.

Für Goethe war es wohl Bedürfnis geworden, einige Stunden zu ruhen, darum schien er ganz besonders erfreut, die Enkel für die Zeit in guter Unterhaltung zu wissen.

Nach Tisch kamen die Vorstände der Gemeinde und Kirche, um Goethe Glück zu wünschen. Gegen 4 Uhr ging's nach Langewiesen, Goethe blieb zurück. Er bemerkt hierzu in seinem Tagebuche: 'Ich setzte obige Lektüre mit manchem Kopfschütteln fort. Gegen abend lebhaftes aber kurz dauerndes Gewitter. Blitz, Donner, Regen. Um halb Acht jene zurück. In der Nacht brachten die Bergleute ein Ständchen. Vorher war ein Bote von Weimar mit allerley Sendungen gekommen.'

An diesem Tage schrieb Goethe an Frau von Levetzow: 'Heute, verehrte Freundin, auf dem Lande, freundlich veranstalteten Festlichkeiten ausweichend, stelle ich jenes Glas vor mich, das auf so manche Jahre zurückdeutet und mir die schönsten Stunden vergegenwärtigt. - Nach so wunderbar unerfreulichen Schicksalen, welche über mich ergangen, an denen Sie gewiss herzlichen Anteil genommen, wende ich mich wieder zu Ihnen und Ihren Lieben, einige Nachricht erbittend, die Versicherung aussprechend, dass meine Gesinnungen unwandelbar bleiben.'

In der Einsamkeit dieses Zimmers stieg damals im Geiste des greisen Dichters jene sinnige Geburtstagsfeier des Vierundsiebzigjährigen mit der Familie von Levetzow im Jahre 1823 auf dem Schwarzenberg-Lusthaus zu Elbogen in Böhmen auf, die den Höhepunkt seiner letzten Liebe bedeutet.

Am 29. August frühstückte Goethe mit Wölfchen gegen 6 Uhr. Als Mahr ihn aufsuchte, fand er ihn schreibend. Er erkundigte sich nach dem kleinen Haus auf dem Schwalbenstein und gedachte dabei seiner Iphigenie, war überhaupt ausnehmend frisch und munter, dankte für den Festzug und das Spiel der Bergleute und gab Mahr ein ansehnliches Geschenk für die Bergleute zur Ermöglichung einer heitern Stunde nach schwerer Arbeit.

Am Mittag fand wieder gemeinschaftliches Essen beim Geh. Rat von Fritsch statt, wobei Goethe sehr heiter war. Damals besuchte er den im Seitenflügel des früheren Schlosses wohnenden, mit ihm gleichaltrigen Kaufmann und blieb am Nachmittag auf seinem Zimmer, um in aller Ruhe die Lektüre der beiden vorhergehenden Tage fortzusetzen.

Am 30. August suchte Goethe nochmals allein die Stätten auf, die ihm von früheren Zeiten her lieb und teuer waren. Er fuhr wieder an der 'Dicken Eiche' vorüber bis gegen Martinroda, ließ den Wagen sodann in der Richtung auf Langewiesen um Ilmenau herumbiegen und die Straße nach Frauenwald einschlagen, der er bis zum Auerhahn folgte. Zu Mittag aß er bei Herrn von Fritsch. Nach Tisch blieb er zu Hause. Am Abend kam Mahr. Goethe bat, ihn zum mittleren Berggraben zu begleiten und freute sich dort der herrlichen Aussicht, die mit so geringer Mühe erreicht werden könne. Nach sanftem Abstieg führte ihn Mahr über den Felsenkellerplatz in seine Wohnung zurück. Goethe versprach auch fürs nächste Jahr einen Besuch Ilmenaus. Es war zum letztenmal, dass ihm Mahr ins schöne Auge blickte. Am andern Morgen reiste er nach Weimar zurück.

Quelle:
Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 22-26. Zusammengestellt von Arthur Seitz.

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Goethes Rede bey Eröffnung
des neuen Bergbaues zu Ilmenau

(1784)

Orte und Zeiten in Goethes Leben.
Kickelhahn

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Die ersten Kurgäste Ilmenaus

Nach der Natur gezeichnet von Bernhard von Arnswald (1807-1877). Eckermann in der Mitte der Gruppe. In: Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931, S. 81.

Seit 1839 besteht in Ilmenau eine vielbesuchte Kaltwasserheilanstalt, in welcher kalte und warme Bäder aller Art (auch Fichtennadelbäder) geboten werden; als weitere Kurmittel finden Molken, Heilgymnastik und Elektrizität Anwendung.

Quelle:
Meyers Konversationslexikon. Vierte Auflage, 1885-1892
http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=108437

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7. Ilmenauer Goethefest
am 28. August 1854

[Es beschloss] eine Anzahl von Kurgästen und Einwohnern Ilmenau's, eine Erinnerungsfeier jenes Tages [28 August 1831] zu veranstalten. Am Abend vorher versammelte eine musikalisch-deklamatorische Soiree ein äußerst zahlreiches gewähltes Publikum in dem festlich geschmückten Saale des Schießhauses zur Vorfeier, in welcher zunächst von einem Badegaste eine treffliche Festesweihe in Jamben gesprochen wurde, der sich dann verschiedene Gesangstücke und Klavierpiecen, so wie der Vortrag einiger Goethe'schen Gedichte, und zum würdigen Schluß die ersten Szenen aus Goethes Faust anreiheten. Mehrere Damen und Herren der Badegesellschaft hatten sich unter freundlicher Mitwirkung eines Männerquartetts aus Arnstadt in der künstlerischen Ausführung vereinigt, die in der That Vorzügliches darbot.

Den Morgen des 28. August begrüßte eine erhebende Musik unter den Fenstern des Zimmers im Gasthof zum Löwen, wo Goethe damals gewohnt hatte; später folgte Konzertmusik auf dem allgemein besuchten Spaziergange "Unter den Linden", um 12 Uhr aber fand die feierliche Aufstellung einer Statuette Goethes und die Einrichtung einer Votivtafel in seinem Zimmer statt, das durch das Weilen des greisen Dichters an seinem letzten Geburtstage für alle seine Verehrer eine besondere Weihe erhalten hat, und von jetzt an den Namen Goethezimmer führen soll. Man hatte die bekannte Statuette gewählt, welche ihn in seinen letzten Jahren, im langen Überrock, die Hände auf dem Rücken, darstellt, und in höchst geschmackvoller Anordnung hob sich aus reicher Fülle von Blumen, Laub und Moos das Abbild des Gefeierten, zu seinen Füßen die einfache Votivtafel. In glänzenden, geistreichen Versen sprach auch hier ein Badegast Worte der Weihe und der Erinnerung. Hieran schloß sich im Gasthofe zum Löwen ein sehr zahlreich besuchtes und heiteres Festmahl mit vielen Toasten; auch auf den hochverdienten Herrn Medicinalrath Fitzler, der an diesem Tage zugleich die Feier seines 37jährigen segensreichen Wirkens als Arzt in Ilmenau beging. Gesungen wurde bei Tafel die nachstehende sinnige Dichtung eines Kurgastes (Melodie: Kennst du das Land etc.):

          Kennt Ihr ihn wohl, den Namen, dessen Preis
          Ein Jeglicher verkündet, Mann und Greis;
          Der stets nach Hohem, Göttlichem gestrebt,
          In Musen Gunst gedichtet und gelebt?
          Ihr kennet wohl den Dichterfürsten nicht?

          Kennt Ihr das bergumhegte Zauberthal
          Mit seiner reichen Quellen hellem Strahl?
          Wo stilles Glück, wo süßer Frieden wohnt,
          Ob karge Frucht auch rege Mühe lohnt.
          Ist Einer wohl, der dieses Thal nicht kennt,
          Dort an der Ilm die Au nicht freudig nennt?

          Kennt Ihr die Hütte dort auf Bergeshöh'n,
          Wo Fichten rings umher mit Eichen steh'n?
          Wo Er, der Meister, oft mit ächtem Klang
          Die Reize der Natur im Lied besang.
          Kennt Ihr sie wohl? Begrüßt aus fern und nah
          Mit Jubelruf von Jedem, der sie sah?

          Nicht frag' ich mehr. - Wer weilt in Stadt und Land,
          Der Ihn in Seiner Größe nicht erkannt!
          Der nicht den tiefsten Schmerz im Busen trug,
          Als Seine letzte Erdenstunde schlug! -
          Starb doch mit Ihm der Geister größter Held,
          Der da gelebt in deutscher Dichterwelt.

          Ein reicher, schöner Trost blieb uns: Wir sah'n
          Bewundernd, staunend an, was Er gethan.
          Germania fühlte, was es Ihm verdankt,
          Als um Sein Grabmal sich der Epheu rankt.
          Er starb uns nicht; Er lebt in Aller Brust,
          Der treue Freund des großen Carl August.

          Gepriesen seist Du, Meister! Dichterheld!
          Wo Männer sich zu gutem Zweck gesellt.
          An jedem Tag, an diesem nicht allein,
          Soll die Erinnerung an Dich uns weih'n. -
          Was Du. o Goethe, schufst mit Geistesmacht,
          Hüllt nimmer, nimmer sich in dunkle Nacht!

Die grauen Nebelwolken, welche am Morgen von den Bergen hernieder sich in das Thal gelagert hatten, zerrannen während der Mittagstafel, und so wurde es möglich, eine bereits aufgegebene gemeinsame Partie nach dem Goethehäuschen am Gickelhahn noch auszuführen. Voran ein Wagen mit der Musik, dann mehrere Wagen mit Damen und Herren und ein zahlreicher Zug Fußgänger ging es gegen drei Uhr den Berg hinan. Nach kurzer Rast an dem Gabelbachschlößchen zog man hinüber, um die Manen des größten deutschen Dichters an der Stelle, wo sein schöpferischer Geist aus dem innigsten Verkehr mit der unentweihten Waldnatur neue Nahrung sog, wo der Meister, ob auch nur auf kurze Zeit, eine Werkstatt für sein Schaffen aufschlug, in der stillen, zwischen Tannen versteckten Hütte ein wehmüthiges Opfer dankbarer Verehrung darzubringen. Mit beredter Zunge gab vor dem im grünen Festschmuck von Laubgewinden prangenden Häuschen ein Badegast (Hr. Justizrath Gilling) den Gefühlen der Anwesenden einen würdigen Ausdruck, und nachdem man noch einmal jene so theuern Züge der allverehrten Hand in ihrer bekränzten Umrahmung mit stiller Rührung betrachtet, setzte sich der Zug, mit der Musik an der Spitze, zu dem Gipfel des Gickelhahns in Bewegung, wo durch die Munifizenz der verwittweten Frau Großherzogin, Großfürstin Paulowna, jetzt ein neuer Thurm erbaut wird. Hier erwarteten die zur Feier dieses festlichen Tages mit einer Spende Biers bewirtheten Arbeiter die Gesellschaft und stimmten jubelnd in das laut durch die Thäler dahin schallende Hoch ein, welches ein Kurgast der fürstlichen Bauherrin ausbrachte.

Nach einem auf dem Gabelbachschlößchen eingenommenen Kaffee wurde die Heimkehr nach der Stadt angetreten, wo durch eine sinnige Illumination der Linden Herr Bürgermeister Herzer den Rückkehrenden eine freudige, äußerst dankenswerthe Ueberraschung bereitet hatte. Späten Abends fand die Gesellschaft sich im Schießhause wieder zusammen, wo man im geselligen Verkehr und durch einen kleinen improvisirten Ball das Fest beschloß, das, gewiß einzig in seiner einfach-würdigen Ausführung, durch seinen poetischen Zauber auf alle Mitfeiernde einen unauslöschlich tiefen Eindruck hervorgebracht hat.

Quelle:
Erinnerungen aus Ilmenau. Zweites Heft, geognostisch-geologischen Inhalts. Halle: Ed. Anton 1856 (Digitalisierung durch Google). Hier Beilage II. Fest am 28. August 1854.

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 8. Goethebrunnen

Goethebrunnen auf dem Friedhof in Ilmenau., 1932 aufgestellt. Relief vom Ilmenauer Bauhaus-Schüler Wilhelm Löber

Goethebrunnen von 1932

"Der Goethebrunnen auf dem Friedhof wurde im Goethejahr 1932 aufgestellt. Das Relief stammt vom Ilmenauer Bauhaus-Schüler Wilhelm Löber und zeigt eine entschlafene, betrauerte Mutter in expressionistischer Formensprache. [...] Zur Zeit des Nationalsozialismus war das Relief als entartete Kunst mit Brettern verhüllt." (Wikipedia) Inschrift auf dem Sockel: Stirb und werde.

Quelle:
* "Liste der Kulturdenkmale in Ilmenau" in Wikipedia
Mit Foto des Goethebrunnens von Michael Sander. 
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9. Literaturhinweise und Weblinks

Literatur:
* H[ieronymus] L[udwig] W[ilhelm] Völker: Das Thüringer Waldgebirge, nach seinen physischen, geographischen, statistischen und topographischen Verhältnissen geschildert. Ein Wegweiser für Reisende zu den Merkwürdigkeiten des Thüringer Waldes und seiner nächsten Umgebung. Weimar, im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs 1836. Reprint im Verlag Rockstuhl 2014. ISBN 978-3-86777-747-6
* Robert Springer: Die klassischen Stätten von Jena und Ilmenau. Ein Beitrag zur Goethe-Literatur. Berlin: Julius Springer 1869 (Digitalisierung durch Google).
* Julius Voigt: Goethe und Ilmenau. Leipzig: Xenien-Verlag 1912.
* Festschrift zur Goethe-Hundertjahrfeier in Ilmenau 1931. Hrsg. vom Ausschuss für die Goethe-Hundertjahrfeier Ilmenau 1931.
* Wolfgang Vulpius: Goethe in Thüringen. Stätten seines Lebens und Wirkens. Rudolstadt: Greifenverlag 1955. Darin: Ilmenau, S. 135-155.
* Johann Wolfgang Goethe: Thüringer Zeichnungen. Aus den Beständen des Goethe-Nationalmuseums. Weimar: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar 1982.
* Willi Ehrlich: Ilmenau, Gabelbach, Stützerbach. Die Goethe-Gedenkstätten und der Wanderweg 'Auf Goethes Spuren'. Weimar: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar 1985.
* Kurt Steenbuck: Silber und Kupfer aus Ilmenau. Ein Bergwerk unter Goethes Leitung. Hintergründe, Erwartungen, Enttäuschungen (Schriften der Goethe-Gesellschaft; 65) Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger 1995. ISBN 3-7400-0967-5

Weblinks:
* Ilmenau. Goethe- und Universitätsstadt:
http://www.ilmenau.de/1-0-Goethe-+und+Universitaetsstadt.html
* Ilmenau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ilmenau
 * Liste der Kulturdenkmale in Ilmenau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmale_in_Ilmenau
* Goethewanderweg Ilmenau–Stützerbach, mit Bildern zu den Stationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Goethewanderweg_Ilmenau-Stützerbach
* Jagdhaus Gabelbach. Museum zu Goethes naturwissenschaftlichen Studien:
http://www.ilmenau.de/597-0-Jagdhaus+Gabelbach.html

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