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Goethe, Schiller und die Goethezeit auf Google+

Goethes Italienische Reise, Taormina

Jutta Assel | Georg Jäger

Taormina
Ort, Theater, Umgebung

Ansichten auf alten Postkarten und Reisebeschreibungen

Stand: Dezember 2018

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Inhalt

Ansichten mit folgenden Motiven: Panoramen | Duomo, Fontana del Duomo | Kirchen: S. Agostino, San Michele, S. Pancrazio | Palazzo Ducale S. Stefano, Porta Catania | Palazzo Corvaia | Ansichten aus der Stadt: Strada dei pescatori, Corso Umberto, Salita De Luna | Teatro Romano | Badia Vecchia | Tombe Saracene | Capo S. Andrea, Isola Bella, Capo di Taormina | Gärten, Strand | Castel Mola

Auszüge aus Reisebeschreibungen der Goethezeit
* Johann Heinrich Bartels: Briefe über Kalabrien und Sizilien
* Johann Heinrich Christoph Westphal (Ps. Tommasini): Briefe aus Sizilien
* August Wilhelm Kephalides: Reise durch Italien und Sicilien 
* Carl Graß: Sizilische Reise

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Taormina, Panorama con l'Etna, Verlag Dr. Trenkler Co. Leipzig

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Taormina. Panorama con l'Etna. Signet. Dr. Trenkler Co., Leipzig. 1905, Tao. 1. 39829. Nicht gelaufen.

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Taormina, Panorama, Verlag Giuseppe Attanasio

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Taormina. Verso, Signet. 9810. Giuseppe Attanasio - Taormina. Nicht gelaufen.
Links oben am Hang das griechische Theater. Unterhalb desselben das Hotel Timeo.

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Taormina, Stadtplan

Taormina, Stadtplan

Quelle: Unteritalien und Sizilien von Th. Gsell Fels. 4. Aufl.. Mit Nachträgen bis Herbst 1906. Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut (Meyers Reisebücher), S. 326.

Die Hinweise zu den Bildmotiven sind folgenden Quellen entnommen:
* Unteritalien und Sizilien von Th. Gsell Fels. 4. Aufl.. Mit Nachträgen bis Herbst 1906. Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut (Meyers Reisebücher).
* Lanfranco Angeli: Taormina. Perle des Mittelmeers. Palermo: F.lli Mistretta 1988.
* Artikel "Taormina" in Wikipedia, URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Taormina

Empfohlen seien auch:
* Klaus Gallas: Sizilien. Insel zwischen Morgenland und Abendland (DuMont Kunst-Reiseführer) 5. Aufl. Köln: DuMont Buchverlag 1982. ISBN 3-7701-818-3
* Volker Reinhardt / Michael Sommer: Sizilien. Eine Geschichte von den Anfängen bis heute. Darmstadt: WGB 2010. ISBN 978-3-534-22038-0
* Martin Dreher: Das antike Sizilien (Beck'sche Reihe; 2437) München: C.H. Beck 2008. ISBN 978-3-406-53637-3
* Joachim Fugmann: Römisches Theater in der Provinz. Eine Einführung in das Theaterwesen im Imperium Romanum (Schriften des Limesmuseums Aalen; 41) Stuttgart 1988.

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Panoramen

Blicke auf die Stadt und die steilen Hänge des Monte Tauro (mit Kastell), das Felsennest Mola mit der Ruine eines großen Kastells sowie den Monte Vénere und die Ausläufer des Ätnagebirges.

Taormina, Panorama, Fotografia Artistica Giuseppe Crupi

Taormina, Veduta generale, Verlag Brunner & C., Como e Zürich

Taormina, Panorama con l'Etna in lontananaza, Verlag Dr. Trenkler Co., Lipsia

Taormina, Panorama

Taormina, Panorama col Castello e vista di Castel Molo, Ediz. G. Pinotti

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1. Bild von oben: Taormina. Panorama. Fotografia Artistica G[iuseppe] Crupi - Taormina. Verso, rechts unten: 51183. Gelaufen. Datiert 1906 (?), Poststempel unleserlich.
2. Bild von oben: Taormina - Veduta generale. Verso: Signet: Wasserspeiender Mädchenkopf. 9801 Edit. Brunner & C., Como e Zürich - Stab. eliografico. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Taormina. Panorama con l'Etna in lontananza. Verso, Signet. Dr. Trenkler Co., Lipsia. 1906. Tao. 32. Nicht gelaufen.
4. Bild von oben: Taormina - Panorama. Keine weiteren Angaben. Nicht gelaufen.
5. Bild von oben: Taormina - Panorama col Castello e vista di Castel Molo. Verso: 76768 Ediz. G. Pinotti - Taormina. Nicht gelaufen.

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Johann Heinrich Bartels
Briefe über Kalabrien und Sizilien

Müde von einer sehr beschwerlichen Reise eile ich so eben in die traurige Zelle eines Kapuziners, um dort auf einer harten Holzbank diese Nacht auszuruhen. Doch noch vorher schike ich Ihnen von dem steilen Felsen, der diese Stadt trägt, einen Grus, und theile Ihnen einige Nachrichten von Taormina's Lage mit. Es war ein kühner Gedanke eine Stadt auf einem so hohen, beinah unersteiglichen Felsen anzulegen, den vielleicht nur angstvolle Flüchtlinge in voller Verzweiflung fassen konnten, um sich vor der Verfolgung eines Tyrannen zu sichern, der ihre Stadt zerstörte: wie denn dies auch die erste Veranlassung zur Erbauung von Taormina war. Man scheint hier gleichsam ausgeschlossen von den Schönheiten der Welt zu sein, die alle ihre Reize am Fuße dieses Felsen vereinigt hat. Ich begreife es nicht, wie die Kapuziner, die grade den Flek zu ihrem Wohnsitz wählten, wo die reizendste Aussicht sich ihnen zeigt, hier ruhig ihre Zeit verträumen können, ohne Verlangen zu tragen, hinabzugehen in die schöne Welt, die ihren Blumenteppich zu ihren Füßen ausgebreitet hat. Es gehört schon viele Stumpfheit der Seele dazu so etwas zu können!

Einige Millien vor Taormina thürmen sich rauhe Felsenberge auf Felsenbergen, man entdekt ein fürchterliches Chaos um, neben und über sich her, so dass es unmöglich ist, sich ganz der Furcht zu erwehren, dass vielleicht ein in diesem Augenblik herabstürzendes Felsenstük, dem Reisenden sein Ziel setzen werde. Unmittelbar vor der Stadt formiert ein Theil der Berge ein Amphitheater, in dessen Mitte ein weites rauhes Felsenthal liegt. Einer der frappantesten Anblike den man sich denken kann! Auf der Höhe dieser Berge liegt die Stadt, über welcher andre schroffe Felsen hängen, die die Natur gleichsam zu Taormina's Schutzwehr hingedämmt zu haben scheint. Man erbaute verschiedne Kastelle auf denselben, und unter andern liegt auf einem der höchsten dieser Berge, das bekannte Schloss Mola, das sich aus den Zeiten der Sarazenen herschreibt, und vor dessen Namen ganz Sizilien vordem erbebte; denn furchtbar, wie seine Lage, war seine Bestimmung, man bannte Verbrecher, um sie aus der menschlichen Gesellschaft zu entfernen, dorthin. So rauh wie dieser Anblik ist, so friedlich ist der über das Felsentheater hinaus, wo das ruhige Meer von Kalabriens fruchtreichen Bergen, von Reggio und Messina mit seinen Ebnen und Wäldern begränzt wird. Den Hintergrund des Gemäldes macht der Etna mit seiner Dampfkrone aus, an der sich, so sehr er auch zuweilen brüllt, und so schwarze Dampfsäulen er gen Himmel schikt, Kataniens fruchtreiche Gefilde dennoch ruhig anschmiegen, als wäre er nur Beschützer und Wohltäter der Stadt, nicht als zerstörte seine Gluth zuweilen ihren Reichthum. Ein schöner Anblik weteifert hier mit dem andern, und Swinburne sagt mit Recht: sollte ich einen Ort nennen, der für die Darstellung eines Gemäldes jede große und schöne Eigenschaft besäße, einen Ort mit dem ich die Talente eines Salvator Rosa, oder eines Poußin beschäftigt wünschte, so sollte Taormina der Gegenstand meiner Wahl sein. Morgen mehr.

Erläuterungen:
Swinburne: Reisen durch Beide Sicilien, welche in den Jahren 1777, 1778 und 1780 von Heinrich Swinburne, Esqr. zurückgeleget worden. Übersetzt und mit Anmerkungen erläutert von Johann Reinhold Forster. Bd. 2. Hamburg, bei Carl Ernst Bohn 1787 (Digitalisierung durch Google), S. 472f.

(Siehe Fortsetzung)

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Carl Ludwig Frommel: Blick in das Konvent von S. Francesco in Taormina

Carl Ludwig Frommel (1789-1863): Blick in das Konvent von S. Francesco in Taormina, 1816. Aquarell, Bister, schwarze Kreide, auf Velin. Breite 34,8; Höhe 25,7 cm. - "Frommel hielt sich auf der Reise nach Sizilien, die er mit den Architekten F. Gaertner und D. Ohlmüller unternahm, in Taormina auf". In: Angesichts der Natur. Positionen der Landschaft in Malerei und Zeichnung zwischen 1780 und 1850. Aus dem Bestand des Kunstmuseums Düsseldorf im Ehrenhof mit Sammlung der Kunstakademie NRW. Bearbeitet von Martina Sitt und Bettina Baumgärtel. Köln: Böhlau Verlag 1995, S.109. ISBN 3-412-09794-2

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Duomo, Fontana

Der Dom S. Nicola, errichtet auf einem Vorgängerbau des 13. Jahrhunderts, ist eine kleine dreischiffige Basilika (zahlreiche Umbauten). Die Westfassade aus dem 14. Jahrhundert zeigt mittelalterliche Elemente (Fensterrosette) und das barocke Hauptportal von 1636. Zeitgleich mit ihm entstand der zweischalige Monumentalbrunnen, bekrönt von einer Zentaurin, der Wappenfigur der Stadt.

Taormina, Duomo e Fontana, Edition A. Trüb & Cie., Aarau (Suisse)

Taormina, Duomo, Edizione G. Valentino di Giorgio - Giardini

Taormina, Fontana, Stengel & Co., Dresda

Taormina, Fontana del Duomo, Verlag Römmler & Jonas Dresden

Taormina, Fontana del Duomo, Fotografia Artistica Giuseppe Crupi

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1. Bild von oben: Taormina - Duomo e Fontana. 1698 Edition: A. Trüb & Cie, Aarau (Suisse). Gelaufen. Datiert 1930, Poststempel unleserlich.
2. Bild von oben: Taormina - Duomo. Verso: 31582 2202 a. Edizione G. Valentino di Giorgio - Giardini. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Taormina. Fotana. Stengel & Co., Dresda 13065. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.
4. Bild von oben: Taormina. Fontana del Duomo. Römmler & Jonas, Dresden. 14671, 32. Nicht gelaufen.
5. Bild von oben: Taormina. Fontana del Duomo. Verso: Fotografia Artistica G[iuseppe] Crupi, Taormina. Nicht gelaufen.

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Johann Heinrich Bartels
Briefe über Kalabrien und Sizilien
Fortsetzung

Ich eile zur Beschreibung unsrer Reise bis Taormina. Um 5 Uhr verließen wir gestern Messina, in einem Reise-Aufzuge, der unserm kalabrischen völlig glich. Ein Pferdeknecht trabte neben unsern beiden Mauleseln her, und setzte sich zuweilen hinten auf. So reisen Männer hier gewöhnlich, wenn sie nicht anders noch einige Kampieri zur Begleitung mit nehmen; Frauenzimmer aber lassen sich in Tragsesseln von zwei Maulthieren tragen [...]. 

In einem kleinen Dorfe Uscido fütterten wir unsre Maulthiere, und die uneigennützige Dienstfertigkeit unsers Wirths, verbunden mit der treuherzigen Offenherzigkeit der Einwohner, erinnerten mich an meine gutherzigen Kalabresen. Kurz vor Taormina musten wir den Weg am Ufer des Meeres, das von vielen kleinen Barken und Fischerkähnen wimmelte, verlassen, und die unwegsamsten Felsen hinanklettern. Gegen 5 Uhr erreichten wir endlich Taormina, eine kleine erbärmliche Stadt auf dem Berge Taurus, die an allem arm ist, an Menschen, an Bequemlichkeiten aller Art, nur nicht an hungrigen Mönchen, die überdies noch zu wenig die Pflichten der Menschenliebe kennen, um ihren Reichthum mit Reisenden zu theilen. Hätten die Kapuziner, nach langem Umhersuchen, sich nicht unser angenommen, so würden wir die Nacht unter Gottes freiem Himmel haben zubringen müssen. Ein Pater nach dem andern macht uns hier die Kur, einer ist einfältiger und dienstfertiger aber auch zerlumpter wie der andre. Wir wünschten Essen, doch das brachte uns keiner, und nicht wenig unangenehm war uns ihre Antwort, wie wir es forderten: dass nichts vorräthig sei! Endlich erhielten wir noch mit Mühe Wein, Brodt und Trauben. Ich eilte drauf in die verschiednen Zellen der Patres umher, um ihre armselige Ökonomie zu sehen, und kam unter andern in eine, wo ich einen fressenden kontrakten Menschen vorfand, der sich kaum so viel Zeit ließ, mir einen guten Abend zu wünschen, Kinn und Bart unablässig bewegte, fraß und bölkte, und zwischendurch betete! An der Wand hing ein düster brennendes Licht, und erhellte die Hälfte seines Gesichtes und seines langen Bartes, dies machte seinen Anblik sehr malerisch. Alles was er sagte war: Adio! wie ich wegging. [...]

Wahrscheinlich würde uns die Stadt kaum dem Namen nach noch bekannt sein, wenn nicht die vielen wichtigen Überreste aus dem Alterthume die Reisenden dahin führten, und man mit Freuden die hohen Berge bekletterte, um eine der schönsten Aussichten, die es vielleicht in der Welt giebt, zu genießen. Die ganze Stadt, die zu den Domainengütern des Königs gehört, besteht bloß aus einer Straße, die mit elenden Häusern besetzt ist; also auch an Größe hat sie sehr abgenommen, dies zeigen noch einige Überreste der alten Mauern, und die Lage des Theaters. Die Anzahl der Einwohner erstrekt sich jetzt auf 3000, Mönche mit eingerechnet. Es sind hier fünf Klöster, Dominikaner, Kapuziner, Paulotter, Augustiner und Observanten. Ob eine an müßigen Menschen, die sich blos vom Verdienste andrer ernähren, so reiche Stadt, im Wohlstande sein könne, mögen Sie selbst beurtheilen. Einige kleine adliche Familien wohnen hier, und die haben die Gerichtsbarkeit der Stadt in Händen; das übrige sind Akerleute, Krämer und Bettler.

Allgemein hab ich es gefunden, mein Freund, dass in jeder Stadt, wo viele Mönche sind, sich auch eine Menge Bettler aufhalten. In einigen kleinen Städten ist dies so auffallend, dass man beinah die Einwohner im allgemeinen in zwei Klassen theilen könnte, in Mönche und Bettler. Man sollte denken, dass die Mönche selbst Vortheile daraus haben müssten, wenn sie die müßigen Einwohner zur Arbeit antrieben; jeder zum Fleiß ermunterte Arbeiter müste ja für sie einem neu gepflanzten Baume gleichen, dessen Früchte ihnen einst nicht entgehen können: wahr genug; aber dergleichen Spekulationen kommen in den Mönchskopf nicht; [d]er nach seiner jetzigen Bildung von Jugend auf, mehr zum Nachahmen als zum Selbstdenken und Thätigsein angetrieben, weiß einmal, woher er seine Portion zu holen hat, und verzehrt sie, wie er es von seinen Vorgängern sah, ohne sich um Industrie und Verbeßrung derselben zu bekümmern. Vielmehr, statt dass Mönche Betteln in Arbeitsamkeit verändern sollten, ists einer ihrer Hauptgrundsätze: Almosen mit Pomp zu geben. Dadurch setzen sie sich in den Geruch der Heiligkeit, und wie groß ist nicht nach der Lehre ihrer Kirche das Verdienst, das sie sich dadurch erwerben! Aber nicht blos die Almosengabe der Mönche ist Schuld an der in ihrem Zirkel überhand nehmenden Bettelei, sondern ihr Beispiel wirkt auch heftig aufs Volk. Der Mönch legt seine Hände im Schoos und thut nichts, und der Himmel ernährt ihn doch; sollt ich, raisonirt nun der Arme, nicht eben das Recht auf arbeitslosen Unterhalt haben? - und das Arbeitsinstrument wird in eine Krüke verwandelt. Dazu kommt noch endlich, dass in einem solchen Mönchreichen Lande der Arbeiter größtentheils für den Mönch sammlet, und es ist nichts, was eher den Muth einschläfert, als säen ohne erndten zu können. Sollte sich wohl, wenn man den Nachtheil oder Vortheil, den die Mönche der Welt gebracht haben, berechnen wollte, gegen tausend schädliche Folgen ihrer Existenz irgend ein reeller Nutzen finden?

Erläuterungen:
bölken: schreien
kontrakten Menschen: Als Kontraktur wird eine Funktions- und Bewegungseinschränkung von Gelenken bezeichnet, vgl. Artikel "Kontraktur" in Wikipedia, URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kontraktur

(Siehe Fortsetzung)

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Kirchen

S. Michele Arcangelo mit Glockentürmchen und schlichtem Portal, wahrscheinlich ca. 1600 im Barockstil errichtet; S. Agostino (14. Jahrhundert) mit altem Portal, Rosette und Glockentürmchen; S. Catarina (16. Jahrhundert); S. Pancratio mit offenen Vorhofarkaden, erbaut auf einem antiken Tempel (16. Jahrhundert). Am südlichen Stadtrand ist der Gebäudekomplex des ehemaligen Klosters S. Domenico zu erkennen (gegründet im 14. Jahrhundert, seit Ende des 19. Jahrhundert Hotel, Kirche zerstört im Zweiten Weltkrieg).

Taormina - S. Agostino, Premiata Fotografia d'Arte G. D'AgataTaormina, Stengel & Co., Dresda

Taormina, Chiesa San Michele coll' Etna, Verlag Römmler & Jonas Dresden

Taormina, S. Pancrazio. Edit. Brunner & Co., Como e Zürich

Taormina, Piazza S. Domenico e Duomo

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1. Bild. Oben links: Taormina - S. Agostino. Verso: Premiata Fotografia d'Arte G. D'Agata. Im Briefmarkenfeld: Produzione italiana. Nicht gelaufen.
2. Bild. Oben rechts: Taormina. Stengel & Co., Dresda 13070. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.

3. Bild von oben: Taormina. Chiesa San Michele coll' Etna. 14668, 42 Römmler & Jonas, Dresden. Nicht gelaufen. Handschriftlich: 1906.
4. Bild von oben: Taormina - S. Pancrazio. Verso, Signet: Wasserspeiender Mädchenkopf. 9803 Edit. Brunner & Co., Como e Zürich - Stab. eliografico. Nicht gelaufen.
5. Bild von oben: Taormina. Piazza S. Domenico e Duomo. Nicht gelaufen.

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Johann Heinrich Bartels
Briefe über Kalabrien und Sizilien
Fortsetzung

Doch ich eile zur Beschreibung einiger der wichtigsten Alterthümer, unter deren Überbleibseln ich den größten Theil der Zeit meines Aufenthalts in Taormina zubrachte. Unter ihnen steht das trefliche Theater oben an. Doch verlangen sie keine vollständige Beschreibung desselben von mir, die ich ohne genaue Zeichnungen hinzuzufügen, nicht zu geben im Stande bin [...].

Nicht die Überbleibsel des Theaters, sondern die Lage desselben, ist das erste, was mich hier fesselt. Hier steh' ich unter eingefallnen Ruinen im großen Thor des Schauplatzes, und über mir hängen Mauerstüke und architektonische Ornamente, die jeden Augenblik einzustürzen drohen. Vor mir habe ich den Prospekt des ruhigen Meers, übersehe einen Theil der rauhen verwikelten Felsen, auf denen die Stadt und einige Kastelle erbaut sind, sehe hinaus über schöne Felder und Haine von Fruchtbäumen, und mit majestätischem Ernst schaut in blauer Ferne der Etna über sie her, der eine von den Sonnenstralen vergoldete Dampfsäule trägt; kleine Fischerböte spielen auf dem Meere umher, und der Gesang der Fischer steigt mit dem Getöse der ans Ufer schlagenden Wellen aus der Tiefe hervor. Mit diesem Lerm vereinigt sich ein Geräusch, das aus der Stadt herüber tönt, und ein seltsames Gemische von Harmonie und Disharmonie verursacht. Ein starrer Fels ist der Boden auf dem ich stehe, und der das Theater trägt, das sich an einen andern gegenüberliegenden Felsen lehnt. Hinter mir sind Ruinen, durch die ich schnell hineilen muß, um die Höhe des andern Felsen zu erreichen, auf dem die äußre Mauer des koloßalischen Gebäudes ruht. - Hier ist der Anblik verändert. Die Mauer des Theaters dekt die Aussicht nach dem Etna hin, aber dafür zeigen sich andre Schönheiten. Das zwischen den Bergen Kalabriens und Siziliens zusammengedrängte Meer scheint ein Fluß, dessen Ufer alle Reichthümer der Erde tragen. Messina gleicht einer Menge von Sommerpallästen, die dem Auge kaum bemerkbar sind, und die in einem Eldorado liegen. Die Wälder und Ebnen Kalabriens nicht minder schön und reich, machen den Hintergrund aus; die hohen Berge gleichen dem Throne des Fürsten, zu dessen Füßen Reggio, wie ein Vasalle zu den Füßen des Throns seines Regenten sitzt; und ein Schiff mit vollem Seegel zieht ruhig durch die Meerenge hin, und gleicht von hier aus einem Federballe, mit dem die Wellen spielen, und das, so groß, kunstvoll und verwikelt auch sein Gebäude sein mag, doch unter den stolzen Schönheiten der Natur sich verliert, und mit der Größe des Anbliks in eben dem Verhältniße steht, wie ein Punkt mit dem Kolosse des Etna. - 

Es ist traurig, dass man jetzt so wenig auf Erhaltung dieser wichtigen Ruinen sieht. Seit 1748 ist nichts dafür geschehen: damals aber sicherte man sie durch wichtige Unterstützungen vor völligem Untergange, wie eine Inschrift gleich beim Eingange sagt, in welcher man die Sarazenen als Zerstörer dieses Theaters angiebt (d). Aber so alte, Wind und Wetter so sehr ausgesetzte Überbleibsel erfordern eine beständige Aufmerksamkeit, wenn nicht das Ganze unvermerkt einstürzen soll. Bis jetzt fehlte die, und daher fand ich das wichtigste Stük des alten Theaters, den noch übrigen Theil der Bühne ganz mit Schutt und großen eingestürzten Mauerstüken bedekt, so dass man wenig mehr davon sieht. Eben so ist von den sechs Nischen an den drei Thoren zu beiden Seiten Eine eingestürzt. Doch vielleicht wird man mit der Zeit aufmerksamer! [...]

Ehrwürdig traurig ist der Anblik der Ruinen des Theaters; aus der Zerstörung leuchten noch deutliche Spuren von ehmaliger Pracht und Stärke hervor, und Bruchstüke von seltner architektonischer Schönheit und prächtigem Marmor geben der Einbildungskraft hinlängliche Nahrung, um sich die Majestät des kolossalischen Gebäudes, wie es noch in seinem vollen Glanze gestüzt auf zwei Felsen da stand, lebhaft darzustellen. Besonders in den Jahren 48 und 49 grub man hier eine Menge von Säulen aus dem schönsten Marmor, von Kornischen, Architraven, Kapitälchen und Verzierungen aller Art aus, und fand im Innern des Gebäudes eine Menge kleiner Marmortäfelchen, mit denen wahrscheinlich die innere Mauer von Backsteinen ausgelegt war, an der man noch hie und da schwache Spuren einer ähnlichen Bekleidung findet. Alle diese Überbleibsel liegen noch theils jetzt in Stüken umher, theils sind sie aber auch zu andern Gebäuden, Kirchen und Pallästen verwendet. So findet man selbst in Taormina in einer Kirche am großen Altar eine Menge Säulen, die einst das Schauspielhaus zierten, und die wahrscheinlicher Weise erst getauft und eingesegnet werden musten, wie bei meinem Aufenthalt in Rom eine Kloke [!], die in den einen kleinen Thurm der Peterskirche gehängt werden sollte, getauft ward, oder wie die Schafe, von deren Wolle das Pallium verfertigt wird, ehe man sie scheert, eingesegnet werden müssen.

Ein freier Plaz lag ehmals vor dem Theater am Abhange des Felsen, und Seitenwege führten zu demselben hinauf. Geebnet war dort die Pläne und ein Säulengang kündigte die Pracht des Ganzen an. Diesen findet man fast bei allen öffentlichen Gebäuden des Alterthums. Ein majestätischer Anblik, wenn ein Gebäude frei stand! und noch um desto schöner, da die Alten so genau mit den Proportionen der Säulen bekannt waren, und eine beneidenswerthe Kunst in ihrer Stellung und Vertheilung bewiesen! Was mag das z.B. nicht für ein Anblik gewesen sein, wenn man vordem auf das frei und erhabenliegende Pantheon in Rom zukam? Haben doch unsre Künstler nach Jahrhundertlangem Studiren dieser Meisterstüke noch nichts ähnliches hervorbringen können! Doch warum so weit von hier Beispiele aufsuchen? Was mag das, wiederhohl ich, nicht für ein Anblik gewesen sein, wenn man aufs Taorminische Theater zuging, wo das Lokale schon so sehr vortheilhaft war! Man soll noch eine Menge von Piedestälen, Überreste dieses Korridors, in der Erde finden, die ich aber, des großen vornher liegenden Schutthaufens wegen, nicht entdeken konnte. Vor dem Herkulischen Theater war, wie Sie sich erinnern werden, ein ähnlicher Säulengang.

Dann folgte die Fassade des kolossalischen Gebäudes. Sie besteht aus der ganzen Breite der Bühne, in welcher sich drei Thore, zwei kleinere und das mittlere große Hauptthor, befinden. An beiden Seiten der Bühne lagen noch, vermuthlich zur Bequemlichkeit der Schauspieler, beträchtlich große Zimmer, die zur ganzen äußern Breite der Fronte und innern Breite des Theaters gerechnet werden müssen. Sie bestehen aus einer Grundetage und zwei höhern Stokwerken. Wie das ganze Theater, waren auch sie von Baksteinen erbaut, überdies gewölbt und einst al Fresko gemalt, wovon sich noch schwache Spuren finden. Von dem obern Stokwerk derselben führte eine Kommunikationsgallerie längs der hintern Blendewand der Bühne. 

Der Haupteingang für die Zuschauer war nicht durch die vordern Thüren, sondern theils gingen sie durch Seitengänge, wo Treppen durch die Felsen getrieben waren, die zu den Sitzreihen führten, theils liefen von der Höhe des Felsens eine Menge Wege auf den äußern Portikus, der das Theater umgab, und verschiedne Eingänge, Vomitoria genannt, führten dann sogleich auf die Sitzreihen.

Die ganze äußre Form des Theaters ist ein halber Zirkel, also nicht elliptisch, wie bei dem Theater im Herkulaneo. Die innere Mauer ist von Baksteinen, ohngefähr 6 Fuß breit, und mit Nischen geziert, von denen einige oben spitz, andre rund geformt sind. Auf dieser ruhte eine Gallerie auf Pilastern, nicht wie einige behauptet haben auf Säulen, und die ganze Breite derselben ist ohngefähr 13 Fuß. Ein zweiter Portikus bezeichnet den ganzen äußern Umfang des Theaters, und in diesem korrespondirten wahrscheinlich alle Vomitorien mit den Eingängen in der innern Mauer. Es lässt sich darüber jetzt nichts mehr entscheiden, da nur wenige Spuren von diesem äußern Portikus übrig, und die Mauren größtentheils eingestürzt sind. Die Basis desselben war die Höhe des Felsens, nur ein freier Platz ging noch umher, von dem man die schönste Aussicht, die man sich nur denken kann, genießt [...].

Wir sind jetzt auf der Höhe des Felsens vor der äußern Gallerie, lassen Sie uns von dort ins Theater hinabsteigen, und die einzelnen Theile betrachten. In der innern Mauer findet man zehn Eingänge oder Vomitoria. Sie führen unmittelbar auf die Sitzreihen, die parallel mit der Mauer laufen, und man steigt zu ihnen auf kleinen Treppen hinab. Diese Bänke selbst, oder um richtiger zu reden, der Platz dieser Bänke, von einer Treppe bis zur andern, hieß vordem seiner Form nach cuneus. Sie fragen nach ihrer Zahl? aber die lässt sich jetzt nicht mehr bestimmen, weil sie ganz zerstört sind. Eben daraus können Sie schließen, dass es eine falsche Behauptung ist, wenn man vorgiebt, dass sie in den Felsen gehaun gewesen wären. Ein nur wenig aufmerksamer Beobachter sieht gleich den Ungrund derselben ein, wenn er auf den harten Felsen merkt, der eine solche Behandlung, wenn gleich nicht ganz unmöglich, doch wenigstens über alle Beschreibung schwer machte. Der Boden war jetzt mit Schutt bedekt, und hie und da lagen noch Überreste von den Sitzen, die aus Stein gehauen, vordem aufgemauert, und mit Marmor bekleidet gewesen waren. Drei Absätze entdekt man noch deutlich, und ich glaube, dass jeder derselben aus neun Sitzreihen bestand, so dass also im ganzen ihrer 27 waren. Auf den vordersten Bänken waren die Plätze für die Angesehnern, die der Bühne am nächsten saßen, und nicht erst nöthig hatten durch die ganze Reihe von Plätzen hinabzusteigen, sondern vom Orchester aus zu ihren Sitzen giengen. Eine kleine Barriere trennte sie vom Orchester, das bis an die Theaterdekorationen forlief. Von der äußern Mauer bis an die Dekorationen hin zählte ich 84 Schritte.

Taormina, Teatro Greco, Riss des Gebäudes

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Das Orchester war breit, wie die innre Fassade des Gebäudes, die Zimmer der Schauspieler an beiden Seiten abgerechnet, und tief bis zu der innern Einhölung der halbzirkelförmigen Sitzreihen. Ich muss nothwendig um Ihnen dies deutlich zu machen, wenigstens die Außenlinien der ganzen Form entwerfen. Sie sehen hieraus zugleich, dass von der eigentlichen Bühne nichts weiter, wie die Dekorationen da sind, oder vielmehr, dass an der innern Wand der Fassade des Theaters drei verschiedne Absätze sich befinden, und dass die mittlere von diesen an beiden Seiten der mittlern Thür, mit vier Kolonnen, die sich noch beinah ganz erhalten haben, geziert waren. Die Kolonnen waren von Marmor und ihre Ordnung die Korinthische. Hinter diesen Kolonnen sieht man an jeder Seite in der Mauer drei Nischen, eine große und zwei kleine, die wahrscheinlich zur Aufstellung von Statuen dienten. Dann folgte die kleinere Thür, und gleich neben der, eine schmale dreiekigt geformte Nische so hoch wie das Thor selbst, die wie ich glaube, zu den verschiednen Maschienen bei Dekorations-Verändrungen gebraucht ward. Die hintre Mauer besteht aus nichts, wie Verzierungen. Merken Sie sichs also: von der eigentlichen Bühne ist nichts übrig, wie blos die Dekoration an der hintern Wand, merken Sie sichs ferner, dass die drei äußern Hauptthore unmittelbar zu diesem Dekorations-Platz führten, und dass also durch diese, die Schauspieler aufs Theater kamen und weggingen (i). Merken Sie sichs endlich, dass die unterste von diesen Dekorationsstuffen, mit den untersten Sitzreihen, gleiche Höhe hatte.

Doch aber nun höre ich Sie fragen, wenn denn wirklich von der eigentlichen Bühne sich nichts erhalten hat, woher denn das von so vielen Reisebeschreibern verbreitete Gerücht, dass in Taormina sich noch die ganze Szene der Alten erhalten hätte? Ich antworte: Die Sache ist an und für sich ganz wahr; alles was zur wesentlichen Form des Theater-Gebäudes gehörte, hat sich erhalten; was aber blos accidentell war, was bald hingesetzt, bald weggenommen, und also vielleicht blos von Holz aufgebaut ward, hat sich nicht erhalten können, und nicht erhalten. Hier erinnre ich Sie an den verschiednen Gebrauch der alten Theater. Sie wurden nicht blos zu Schauspielen, sondern zu Volksversammlungen, Haranguen der Redner des Volks, zu Opfern u.s.w. gebraucht. Nur wenn Schauspiele gegeben wurden hatte man das Pulpitum oder die Bühne nöthig, sonst ward Sie hinweggenommen, und das Orchester blieb frei. So bald Sie die Idee so fassen, so ist alles deutlich und manche Schwierigkeit gelöst, die sonst unerklärlich bleibt. Unter dem Orchester sind große Gewölbe, die die Form eines liegenden T haben, und von denen verschiedne Öffnungen ins Theater gehen. Wozu diese Öffnungen? wenn sie nicht dazu dienten, dies Gerüste, worauf die Schauspieler agirten, aufzuschlagen. Mir bleibt gar kein Zweifel übrig, dass dies in der That der Fall war. Eine Queermauer an beiden Seiten, die zur Bevestigung der hölzernen Bühne gedient, zu haben scheint, bestätigt diese Meinung. Bei der Form des unterirdischen Gewölbes halte ich mich nicht auf, diese war nicht wesentlich, sondern man trieb die Öffnung so tief in die Felsen hinein, als man ihrer Größe bedurfte, um den verschiednen theatralischen Apparat zu bewahren (k). Das hölzerne Gerüste ging bis an die punktirte Linie im Orchester auf dem beiliegenden Kupfer, und hatte gleiche Höhe mit den zwei untersten Sitzen (l). Der Umfang des ganzen Kolossalischen Gebäudes im Innern war ohngefähr 500 Fuß.

Der Effekt desselben in seiner vollen Pracht übersteigt gewiss allen Glauben! Alles war mit Marmor bekleidet, die prächtigsten Kolonnen standen umher, in den 36 Nischen in der innern Mauer waren wahrscheinlich Statuen aufgestellt, kurz die höchste Schönheit war mit der edelsten Simplicität verbunden. Die ausgebreitesten Kenntnisse in der Architektur zeigte überdies der Künstler unstreitig in der ganzen Ausführung; alle Irregularitäten im Innern rührten von dem irregulairen Felsen her, und auch diese wuste er geschikt zu versteken, und den Nachtheil, der unvermeidliche Folge derselben war, so wenig wie möglich merklich zu machen; die Lage, die der Künstler für sein Gebäude wählte, ist ein neuer Beweis seines Scharfsinns. Er benutzte geschikt die innere Hölung der Felsen, und nahm die Pyramide des Etna zum Prospekt. Ich habe nie einen bezauberndern Anblik gesehen, als den von den öbersten Sitzreihen auf diesen rauchenden Kolos hin. Ob aber diese Aussicht das Auge des Zuschauers nicht oft vom Spiel der Akteurs hinweg auf sich zog, ist eine andre Frage; besonders war dies wohl bei Feuerauswürfen der Fall, die man von hieraus deutlich, und ohne Furcht sehen konnte.

Die Würkung des Schalls in diesem Theater ist außerordentlich. Ich hielt es anfangs für ausgemacht, dass es den Zuschauern auf den obersten Sitzreihen schwer werden muste, den Dialog von der Bühne herüber zu hören: aber ich irrte mich sehr. Ich stellte mich an die Mauer des Theaters, und hörte die leisesten Worte meines Freundes genau, so dass ich hier nicht weniger über die Wirkung des Schalls zu erstaunen Ursache hatte, als im Parmesianischen Theater, zu dem so viele Künstler hinreiseten um die dabei zum Grunde liegenden Gesetze aufzufinden. Für bloßen Zufall dies erklären wollen, heißt den Knoten zerschneiden, nicht lösen. Wahrscheinlicher scheints mir immer, dass der Baumeister gewisse Regeln bei der Verbreitung des Schalls befolgte; dass sie uns unbekannt sind, ist kein Einwurf gegen ihre ehmalige Existenz. Einige von den Kunstverständigen glaubten, dass die oben erwähnten Nischen eigentlich zu dieser Absicht dienten; sie wollen nämlich, dass darin Vasen oder gar Vasen-Scherben von verschiedner Form und Größe gestellt wurden, um den Schall zu verbreiten. Aber dies scheint mir ganz ohne Grund zu sein, denn wenn auch nicht die ganze Theaterdekoration dem entgegen wäre, die Topfscherben sich sehr sonderbar gegen den übrigen marmornen Schmuk ausgenommen haben müsten, so würden die Nischen doch immer weit schiklicher zu Statuen als zu dem Gebrauche bleiben. Überdies würde es auch ganz unnöthig gewesen sein, durch diesen Kunstgriff erst das erreichen zu wollen, was ohne denselben vorher schon da war.

Das Alterthum des Theaters scheint nicht höher hinaufgesetzt werden zu können, als in die Zeiten, wie eine römische Kolonie nach Katanien gesandt, und die Stadt Bundesgenossin der Römer ward. Vorher war ja Taormina nur ein kleiner Ort, den mühsam Flüchtlinge, kaum dem Untergange entronnen, aufbauten. Von jener Zeit an, beginnt Taormina's glänzende Epoche, die einzig eine solche Unternehmung vermuthen lassen kann. Auch selbst in der Bauart, nämlich in der Zirkelform des Theaters, in der Korinthischen Säulen-Ordnung und in den Baumaterialien, die aus Baksteinen bestehen, liegen andre Gründe die diese Meinung bestätigen.

Anmerkungen:
(d) Ob man nicht Unrecht darin handelt, den Sarazenen allein die Schuld aufzubürden, dass sie dies Werk zerstört haben? Sie trugen wohl freilich ihren Theil dazu bei; aber die vielen nachmaligen Unruhen und Kriege in Sizilien thaten es gewiss nicht weniger. Vom Bigotten-Eifer der ersten Christen will ich gar nicht einmal sagen, die bekanntlich sich ein Verdienst daraus machten, die Kunstwerke des Alterthums zu zernichten. 
(i) Gewöhnlich erschwert den Reisenden die unrichtige Idee, - dass die Hauptthüren des Gebäudes für die Zuschauer bestimmt sein müssten, wie dies bei uns der Fall ist, - ihre Bemühungen, sich einen klaren Begriff von diesem Theater zu verschaffen.
(k) Herr Baron von Riedesel findet einige Schwierigkeiten bei der Erzählung der Form dieses Gewölbes.
(l) Alle diese Bemerkungen schrieb ich, unter der Leitung meines Führers, ohngefähr eben so nieder; ich verglich damit hernach des Herrn Houels genaue und vortreffliche Beschreibung und seine Risse, und füge den beiliegenden Riss aus ihm bei. Herr Houel ist gewiss der erste, der diese Sache völlig aufs reine brachte, mein Begleiter war einer seiner Führer, und er theilte mir den größten Theil von diesen Ideen mit, die ich hernach deutlicher und besser in seinem Buche wieder fand. Ich habe indeß nichts in meiner Beschreibung geändert, denn die Verschiedenheiten von ihm, die der Leser in meiner unvollkommern Beschreibung entdeken wird, sind nicht wesentlich.

Erläuterungen:
Kornische: Kranzgesims
Architrav: ein auf einer Stützenreihe ruhender Horizontalbalken, der die Last der oberen Architekturglieder, insbesondere des zur Dachkonstruktion gehörenden Gebälkes, auf Pfeiler oder Säulen verteilt. Nach dem Artikel in Wikipedia, URL: de.wikipedia.org/wiki/Architrav
Pallium: "ein Amtsabzeichen des Papstes, das er regelmäßig an die Metropoliten der Lateinischen Kirche verleiht. Es ist heute ein ringförmiges, ca. 5 bis 15 cm breites Band, eine Art Stola, und wird über dem Messgewand getragen. [...] Das Pallium wird aus der Wolle zweier Lämmer gefertigt, die vom Papst im Vorjahr am Tag der Hl. Agnes (21. Januar) gesegnet wurden." Artikel "Pallium" in Wikipedia, URL:
de.wikipedia.org/wiki/Pallium
Harangue: englisch, "an impassioned, disputatious public speech" (http://en.wiktionary.org/wiki/harangue)
Houel: Jean-Pierre-Laurent Houel: Reisen durch Sizilien, Malta und die Liparischen Inseln. Übersetzung aus dem französischen Originalwerke von Johann Heinrich Keerl. 6 Tle. Gotha, in der Ettingerschen Buchhandlung 1797-1807.

(Siehe Fortsetzung und Ende)

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Palazzo Ducale S. Stefano, Porta Catania

Der gotische Palazzo del Duca S. Stefano (14./15. Jahrhundert) wurde unter Verwendung von Quadern und Ornamenten des antiken Theaters aufgeführt: turmartig steiler Aufbau mit drei Geschossen, zweigeteilte Spitzbogenfenster, Lavakonsolen, das bekrönende Gesims mit farbigen Steininkrustationen. Der "Mischstil" zeigt gotisch katalanische und arabisch-normannische Elemente. Von der Porta Catania führte ein steiler direkter Weg nach Giardini und zu den spärlichen Überresten der antiken Griechensiedlung Naxos.

Taormina, Palazzo del Duca S. Stefano, Verlag Dr. Trenkler Co., LipsiaTaormina, Palazzo Duca S. Stefano, Fot. Galifi Crupi

Taormina, Porta Catania e Palazzo Stefano, Edit. Brunner & C., Como e Zürich

Taormina - Porta Catania, Ed. G. Pinotti

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1. Bild. Oben links: Taormina. Palazzo del Duca S. Stefano. Signet. Dr. Trenkler Co., Lipsia. 25 663. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.
2. Bild. Oben rechts: [Ohne Titel] Verso: Taormina - Palazzo Ducale S. Stefano. Fot. Galifi Crupi. Nicht gelaufen.

3. Bild von oben: Taormina - Porta Catania e Palazzo Stefano. Verso, Signet: Wasserspeiender Mädchenkopf. 9806 Edit. Brunner & C., Como e Zürich - Stab. eliografico. Nicht gelaufen.
4. Bild von oben: Taormina - Porta Catania. Verso, rechts unten: 037271 Ed. G. Pinotti - Taormina. Nicht gelaufen.

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Palazzo Corvaia

Der Palazzo Corvaia (Ende 14., Anfang 15. Jahrhundert), auf den Grundmauern eines Minervatempels errichtet im arabisch-normannisch-gotischen "Mischstil" (Portal, Spitzbogenfenster und Zinnen). Hinter dem Eingangsportal befindet sich der malerische Innenhof (dreiteiliges Relief aus dem 14. Jahrhundert an der Treppenwange). Größere Restaurierungen Ende des 19. Jahrhunderts (vgl. die unterschiedlichen Bauzustände des Cortile auf den folgenden Postkarten).

Taormina, Palazzo Corvaja, Fot. Galifi CrupiTaormina, Palazzo Corvaia, Fot. Grassi
Taormina, Porta Palazzo Corvaia, Fotog. F. Galifi CrupiTaormina, Porta del Palazzo Corvaja, Verlag Dr. Trenkler Co., Lipsia

Taormina, Cortile Palazzo Corvaia, Ed. F. Galifi Crupi

Taormina, Cortile Palazzo Corvaia, Ediz. F. Galifi Crupi

Taormina, Cortile Palazzo Corvaja, Fotografia Artistica F. Galifi Crupi

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1. Bild. 1. Reihe von oben, links: [Ohne Titel] Verso: Taormina - Palazzo Corvaja. Fot. Galifi Crupi. Nicht gelaufen.
2. Bild. 1. Reihe von oben, rechts: Taormina - Palazzo Corvaja. Verso: Fot. Grassi. Fotocelere Torino. G. B. Riproduzione vietata. P. Printed in Italy. Nicht gelaufen.

3. Bild. 2. Reihe von oben, links: Taormina - Porta Palazzo Corvaia. Verso: Signet. 3890 Fotog. F. Galifi Crupi. Nicht gelaufen.
4. Bild. 2. Reihe von oben, rechts: Taormina. Porta del Palazzo Corvaja. Verso: Signet. Dr. Trenkler Co., Lipsia. 1906. Tao. 14. Nicht gelaufen.

5. Bild von oben: Taormina - Cortile Palazzo Corvaia. Verso: Signet. 223 Ed. F. Galifi Crupi - Taormina. Nicht gelaufen. 
6. Bild von oben: [Ohne Titel] Verso: Taormina - Cortile Palazzo Corvaia. Ediz. F. Galifi Crupi - Taormina. Printed in Italy. Im Briefmarkenfeld: Extra 13. Nicht gelaufen.
7. Bild von oben: [Ohne Titel] Verso: Taormina - Cortile Palazzo Corvaja. Fotografia Artistica F. Galifi Crupi - Taormina. Succ. Rag. S. Fiumara & C. Galifi. 328. Im Briefmarkenfeld: Vera Fotografia. Nicht gelaufen.

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Johann Heinrich Bartels
Briefe über Kalabrien und Sizilien
Ende

Doch ich habe mich zu lange beim Theater verweilt, als dass ich noch vieles von den übrigen Resten des Alterthums hinzuzusetzen im Stande wäre. Alles was sich noch erhalten hat, besteht größtentheils in Ruinen von alten Begräbnissplätzen, in einigen andern unbedeutenden Bruchstüken, und in fünf großen Wasserbehältnissen, deren Bauart es zeigt, dass sie aus einem Zeitalter mit dem Theater herstammen. Sie finden hierüber hinreichende Nachrichten in andern Reisebeschreibungen, so dass es unnöthig sein würde, noch etwas darüber hinzuzusetzen. Dass die Ruinen, die ich für Überbleibsel von Wasserbehältnissen halte, in der That solche waren, scheint mir ganz außer Zweifel zu sein; denn man erkennt noch deutlich die Öffnungen durch die das Wasser aus den Aquedukten in dieselben geleitet ward. Sie bestehen aus einer Menge Bögen und Nischen, und sind inwendig mit einer harten Kruste einer Gipsart überzogen, völlig der Piscina mirabilis bei Neapel ähnlich. Das größte Werk unter diesen Wasserbehältnissen ist die sogenannte Naumachie. Ob diese Ruinen aber wirklich zu einer Naumachie, oder zu andern öffentlichen Gebäuden dienten, ist zweifelhaft? All' die Spuren von innerer Verzierung machen es mir freilich nicht unwahrscheinlich, dass man sie mit Unrecht unter eine Klasse mit den andern Reservatorien bringen würde, und ich bin nicht abgeneigt, sie für Rudera eines öffentlichen Gebäudes des Luxus zu halten; aber ich möchte eher an öffentliche Bäder als an Naumachien und Gymnasien, denken. Da wir den ganzen Umfang des Gebäudes und die Form desselben nicht mehr kennen, so lässt sich schwerlich etwas befriedigendes drüber sagen. Jetzt steht nur eine Seite mehr, voll von Bögen und Nischen.

So weit von den in Taormina aufbewahrten Alterthümern, deren Besichtigung mir einen frohen Tag gemacht hat, in so fern ich sie nämlich als Kunstwerke betrachtete, deren Erhaltung dem Architekten nicht weniger interessant sein muss, wie dem Alterthumsforscher. Dass manche Idee über die Vergänglichkeit aller menschlichen Dinge zwischen durch meine Freude störten [!], brauch, ich Ihnen nicht erst zu wiederholen. Müde von der Besichtigung aller diese Denkwürdigkeiten, kehrte ich in meine einsame Zelle zurük, wo ich jetzt beim sparsamen Licht einer Klosterlampe meine Bemerkungen in Ordnung zu bringen suche. Meinen Freund sowohl als mich verlangte bei unsrer zu Hausekunft sehr nach einem freundschaftlichen Mahle, denn die Nahrung für Auge und Geist hatte die Bedürfnisse des Körpers nicht befriedigt, der sich mit bloßen Früchten, die die Kapuziner uns brachten, nach so mancher selbst körperlichen Anstrengung nicht begnügen wollte. Aber leider! die Kapuziner gaben alle Hoffnung uns eine bessre Kost zu verschaffen auf. Wir entschlossen uns daher auf die Landstraße auszugehen, um uns nahrhaftere Speisen zu suchen, und eine Henne war die Beute mit der wir triumphirend heimkehrten. Mein Freund übernahm die Bereitung derselben, und eilte mit dem Bruder Küchenmeister und andern zerlumpten Herren in die Küche, um dies wichtige Werk auszuführen, ohne sich um ihre öftre Wiederholung, dass es giorno magro (Fasttag) wäre, und um den Kezergeruch, den wir dadurch um uns her verbreiteten, zu bekümmern. Ich sitze unterdess hier und schreibe, und mache zugleich den Dollmetscher, denn ein stinkender bärtiger Mönch kömmt nach dem andern mit einem Zettel, worauf bald Salz, bald Pfeffer und dergleichen geschrieben ist, mit der Versicherung, dass er meinen Freund (quel' Signor d'abasso) nicht verstehen könnte.

Es ist in der That das traurigste Leben, das die bettelarmen Menschen hier im Kloster führen. Ein jeder von ihnen hat nicht mehr, wie zwei grobe wollne Röke, von denen gewöhnlich einer immer nass auf dem Hofe hängt, und den ersten reizenden Prospekt macht, den man beim Eintritt in ihr Kloster hat; den andern Rok aber so zerlumpt er auch immer sein möge, tragen sie nakt auf dem Leibe, mit einem Knoten-Strik umgegürtet: die ungesitteste Kleidung, die Sie sich denken können! Es ist unmöglich, dass bei so großer Armuth wahres moralisches Gefühl sich bei den Menschen ausbilden, und Eifer für die Erfüllung ihrer Pflichten sie beseelen kann, unmöglich dass ein solcher Mensch nicht durch Übertretung seiner strengen Gebote, die als heiliges Gesetz ihm aufliegen, die Zahl seiner Vergehungen unendlich häufen, und sein Gewissen immer mehr und mehr verletzen, und zuletzt betäuben muss. Etwas dem Menschen verbieten, was ihm als Mensch zu thun freisteht, und ihn nicht herabwürdigt, was er tausende von Menschen um sich her thun, und sie dabei glüklich sieht, ist abscheulich und unverantwortlich! Ich behaupte nach dem, was ich hier gesehen habe, steif und fest, dass unter den Kapuzinern die sittenlosesten und schändlichsten Menschen sich befinden, die in dem einen Augenblik mit der heiligsten Miene, ihre Hand auf die Brust gelegt, bei Gott es schwören, dass sie dieses und jenes Gesetz nie übertreten hätten, und nie übertreten würden, und in dem andern hingehen, und diesem Gesetze grade entgegen handeln. Noch eben schwurens die Herren vom ersten bis zum letzten bey allem was heilig ist, dass sie am Fasttage nie Fleisch essen würden, und rümpften die Nase über unsre Gleichgültigkeit gegen dies Gebot; und gleich hernach stohl sich einer noch leiser wie der andre in die Küche, und verschlang die überbliebnen Bissen, begieriger wie der Raubvogel seine Beute. Endlich kam einer der ältern ehrwürdigen Väter, sah einen Topf mit überbliebner Brühe und einigen Knochen, riss ihn meinem Freund unter den Händen weg, stellte sich in eine Eke und soff ihn beinah noch kochend heiß aus. Und wie wir ihn fragten, ob er sich nicht schämte, so sein Gesetz zu übertreten, und seine Schwüre zu brechen? antwortete er: Ich habe ja heute noch nichts nahrhaftes genossen, und es hat ja keiner gesehen. Sehn Sie, das ist die Moral der Menschen, die unter einem so strengen Joche leben!

Quelle:
Johann Heinrich Bartels: Briefe über Kalabrien und Sizilien. Zweyter Theil. Reise von Scilla in Kalabrien bis Katanien in Sizilien. Göttingen, bei Johann Christian Dieterich 1789 (Digitalisierung durch Google), S. 99-101, 106-107, 109-114, 116-130. - Rechtschreibung und Zeichensetzung nach der Vorlage. Korrigiert wurden nur die Umlaute in Großbuchstaben - also "Ü" statt "Ue" etc.; vereinheitlicht nach heutiger Rechtschreibung wurden "ss" und "ß".

Autor:
Johann Heinrich Bartels (geboren 20. Mai 1761 in Hamburg; gestorben 1. Februar 1850 in Hamburg), Gelehrter und Bürgermeister von Hamburg. Er unternahm 1785 eine Reise nach Italien: "Über Nürnberg, Regensburg, Wien, Triest reiste er nach Venedig. Im Dezember verlobte er sich dort mit Regina von Reck. Im Rahmen der Reise betrieb Bartels archäologische, kunstgeschichtliche, aber auch naturwissenschaftliche und statistische Studien. Daraus ging später seine Veröffentlichung 'Briefe über Calabrien und Sicilien' hervor." Auf Grund dieses Werkes wurde er Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Akademien.

Vgl. den Artikel in Wikipedia, URL: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Bartels

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Ansichten aus der Stadt

Taormina, Strada dei pescatori, Verlag Dr. Trenkler Co., LipsiaTaormina, Via dei Pescatori, Ed. A. Di Blasi

Taormina, Corso Umberto, Giuseppe Attanasio

Taormina, Salita De Luna, Premiata Fotografia d'Arte G. D'AgataTaormina, Torre - Campanile, Ed. G. Pinotti
Taormina, Porta Messina, Premiata Fotografia d'Arte G. D'AgataTaormina, Porta Palazzo Ciampoli, Ed. F. Galifi Crupi

Taormina, Porta Catana, Verlag Römmler & Jonas, Dresden

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1. Bild. 1. Reihe von oben, links: Taormina. Strada dei pescatori. Verso: Signet. Dr. Trenkler Co., Lipsia. 1906. Tao. 12. Nicht gelaufen.
2. Bild. 1. Reihe von oben, rechts: Taormina - Via dei Pescatori. Verso: Ed. Ris. A. Di Blasi. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Taormina - Corso Umberto. Verso: G[iuseppe] Attanasio, Taormina. Nicht gelaufen.
4. Bild. 2. Reihe von oben, links: Taormina - Salita De Luna. Verso: Premiata Fotografia d'Arte G. D'Agata. Im Briefmarkenfeld: Made in Italy. Nicht gelaufen.
5. Bild, 2. Reihe von oben, rechts: Taormina - Torre - Campanile. Verso, rechts unten: 083692 Ed. G. Pinotti - Taormina. Nicht gelaufen.
6. Bild. 3. Reihe von oben, links: Taormina - Porta Messina. Verso: Premiata Fotografia d'Arte G. D'Agata. Gelaufen. Poststempel unleserlich.
7. Bild. 3. Reihe von oben, rechts: Taormina. Porta Palazzo Ciampoli. Verso: 113 - Ed. F. Galifi Crupi - Taormina. Nicht gelaufen.
8. Bild von oben: Taormina. Porta Catana. Römmler & Jonas, Dresden. 14682, 22. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt. Handschriftlich: 1906.

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Johann Heinrich Christoph Westphal
Briefe aus Sizilien

Giardini, den 15. Junius.
Heute morgen, noch ziemlich früh, brachen wir von hier auf, und kletterten in einem Thale, oder vielmehr in einer großen Schlucht den steilen Berg von Taormina hinauf; man kann zwar auf einer nicht durchaus schlechten Straße hinauf reiten, doch zogen wir es vor zu Fuß zu gehen. Oben angekommen, sahen wir sogleich Überreste der alten Stadtmauer in der neuern, dann traten wir durch ein mächtiges Thor in die elende Stadt ein, die an sich nicht das Mindeste hat, was des Bemerkens werth wäre. Hier nahm uns sogleich ein alter Cicerone in Empfang, der mit den vortrefflichsten Zeugnissen versehen, uns seine Dienste anbot, und zugleich, ohne noch unsere Zustimmung abzuwarten, anfing uns alles zu spiégiren. Wir liessen ihn gewähren.

Unser erster Gang war zu den Ruinen des alten Theaters, welches, das Serail des Großherrn in Konstantinopel vielleicht ausgenommen, eine schönere Aussicht hat, als irgend ein Gebäude der alten oder der neuen Zeit. Von den obersten Sitzreihen übersieht man die ganze Küste bis nach Syrakus hin, die Berge von Kalabrien und das Meer; grade vor sich hat man den rauchenden Kegel des Aetna, mit den fruchtbaren Feldern an seinem Fuße, rechts zur Seite aber erheben sich die steilen Felsen, auf welchen die alte Kaiserburg und das Städtchen Mola liegen. Dies alles gewährt einen Anblick, der unwiderstehlich hinreißt, der aber auch zugleich im eigentlichsten Sinne unbeschreiblich ist: so etwas muss man selbst gesehen haben, um sich einen Begriff davon machen zu können.

Auf einer Höhe, rechts dicht am Theater, ist die Aussicht noch etwas freier, und in so fern vielleicht noch schöner. Von hier aus zeichneten meine Gefährten das Ganze, und der Cicerone sah ihnen verwundert zu; ich aber überließ mich ruhig und ungestört dem stillen Entzücken, welches dieser wahrhaft einzige Anblick bei mir hervorbrachte. Ob es wohl Menschen geben mag, die gegen solche Naturschönheiten unempfindlich sind? Kaum kann ich es mir denken, und doch wenn unsere beiden Hausbursche in Göttingen, der Philolog und der Astronom, hier wären, von denen der erste seine Seligkeit darin fand, Varianten aus alten Manuskripten herauszustochern, der andere aber, wo möglich noch etwas geistloser als jener, keine größere Wonne kannte, als nach den von großen Mathematikern entwickelten Formeln, die er wahrscheinlich selbst nicht ordentlich verstand, Kometenbahnen zu berechnen; wenn, sage ich, diese beiden hier wären, ich würde fürchten, dass dem einen eine neue Lesart in einem alten Tröster, den niemand mehr liest, dem andern die Elemente der Bahn eines Kometen, den weder er noch vielleicht sonst jemand jemals wiederzusehen bekommt, lieber sein würden als die schönste Gegend und Aussicht der Welt. Wodurch unterscheiden sich aber auch solche Subjekte von einem Pavian oder Mops als nur durch die äußere Gestalt?

Das Theater ist, vorzüglich was das Proscenium anbetrifft, sehr gut erhalten, und man kann sich hier einen recht deutlichen Begriff von der Einrichtung dieser Art Gebäude machen. Die Sitzreihen sind in den lebendigen Felsen eingehauen, jetzt aber größtentheils verschüttet; eine Gallerie oder Einfassung die oben herumging, ist noch in sehr bedeutenden Überresten sichtbar. Ohne detaillirte Zeichnungen, die ich aber nicht im Stande bin zu liefern, würde die Beschreibung der Einzelnheiten dieser merkwürdigen Ruine so gut als unverständlich sein: also verweise ich Dich, wenn Du gründliche Belehrung suchst, hier so wie überhaupt bei meinen Beschreibungen der Alterthümer Siziliens, auf ausführliche Werke, deren es ja genug giebt.

Von den fünf Zisternen, die im alten Tauromenium waren, ist noch eine und zwar die kleinste erhalten: sie hat fast hundert Fuß in der Länge und ist in der Mitte durch acht Pfeiler mit Bögen getheilt. Die andern vier haben wir nicht aufgesucht.

Dagegen ließ uns der Cicerone nicht eher Ruhe als bis wir ihm zu den unbedeutenden Ruinen einer alten Naumachie gefolgt waren, die indessen auch eben so gut einem andern Gebäude angehören können, vielleicht einem Zirkus oder Gymnasium; vorzüglich, da man nicht wohl begreift, wie die Tauromenier, im Angesichte des mit Schiffen bedeckten Meers, Geschmack an der Spielerei so kleinlicher Seegefechte hätten finden sollen.

Die Überreste einer großen Wasserleitung, die sich vierzehn Miglien oder zwei deutsche Meilen weit ins Land erstrecken, , gewähren eben auch keinen außerordentlichen Anblick, wenigstens so weit wir sie gesehen haben. Überhaupt ist außer dem Theater, alles Übrige was Taormina noch von Alterthümern hat, für den bloßen Liebhaber ohne alles Interesse.

Auch zu den Ruinen der alten Kaiserburg schleppte uns der Cicerone hinauf und versprach uns Wunderdinge zu zeigen; wir fanden aber, dass wir den beschwerlichen Weg bloß desswegen hatten unternehmen müssen, damit jener auf eine größere Belohnung Anspruch machen könne: denn um elende Trümmer alter Raubburgen des goldnen Mittelalters zu sehen, waren wir nicht nach Sizilien gekommen, da ja schon das liebe Deutschland deren eine gute Anzahl hat; und die Aussicht war von oben nicht eben schöner als von unten.

Schon bald nach zehn Uhr waren wir wieder hier in Giardini zurück, wollen nun aber noch gegen Abend zum zweitenmale das Theater besuchen, um von dort aus den Sonnenuntergang zu sehen. [...]

Messina, den 16. Junius.
Der heutige Tag begann für uns mit einem Lärm, den wir indessen sehr bald endigten. Man hatte uns nämlich schon in Catanea vor unserm Wirth und seinen unverschämten Rechnungen gewarnt; da indessen in Giardini, und so viel ich weiß, auch in Taormina kein anderes Wirthshaus ist, so mussten wir schon bei dem Manne Gottes einsprechen, hütheten uns aber irgend einen Kontrakt im voraus zu machen. Die Zimmer fanden wir erträglich, das Essen aber desto schlechter: Mittags, eine Wassersuppe, ein Gericht gekochter und ein anderes gebratener Fische; Abends, dasselbe mit Weglassung der Suppe; der Wein war fast ungenießbar. Als wir nun gestern Abend auf Verlangen die Rechnung erhalten, finden wir, dass der Ehrenmann jedem von uns für ein Mittagessen zehn Karlin, für ein Abendessen acht Karlin (x) angesetzt hat: Preise, die man hier allenfalls in den besten Gasthöfen, bei sehr guter Bewirthung bezahlt. Natürlich wurde diese vortreffliche Rechnung auf weniger als die Hälfte herabgesetzt; dem Pfaffen aber, als er noch am Abende bezahlt sein wollte, angedeutet, dass dazu auch am andern Morgen noch Zeit genug sei: denn wir wollten, weil nun einmal etwas Lärm unvermeidlich schien, nicht noch nachher mit einer solchen rachsüchtigen Bestie eine Nacht unter demselben Dache zubringen.

Heute, früh um drei Uhr, lassen wir aufpacken, dann den Wirth rufen, und geben ihm den Betrag der moderirten Rechnung, empfehlen uns ihm zu geneigtem Andenken, und gehen, ohne auf seine Protestazionen und das arge Geschrei der Haushälterinn zu achten, zum Hause hinaus; der Vetturino mit den bepackten Maulthieren folgte uns. Wir schlugen jedoch nicht die grade Straße ein, sondern weil uns gestern Abend der Sonnenuntergang , von oben gesehen, ganz außerordentlich gefallen hatte, so wollten wir auch einen Sonnenaufgang dort oben genießen, der noch viel schöner zu werden versprach: also zogen wir im Finstern durch die Schlucht den Berg hinauf, durch die noch ganz todte Stadt hindurch auf das Theater zu, und setzten uns hier auf dem Felsen, rechts von den Ruinen, nieder, wo die Aussicht am schönsten ist.

Es waren köstliche Augenblicke, die wir hier verbrachten. Die Dämmerung war zwar nach und nach stärker geworden, doch konnte man die Gegenstände nur erst in großen Massen unterscheiden: die Gebirge, den einzeln stehenden über sie hervorragenden Aetna, die unten liegende Stadt und das Meer. Eine Zeitlang überschauten wir dies alles, richteten aber doch bald unsere Blicke nur auf den Aetna, in der Erwartung, dass an seinem Gipfel sich zuerst der Aufgang der Sonne verkünden solle: noch sahen wir zwar bloß den weißgrauen, aus dem Krater hervorgestoßenen Dampf an den Seitenwänden des Aschenkegels herunterfließen, wo ihn dann ein dort oben wohl ziemlich lebhafter Nordwind forttrieb; aber schon die Deutlichkeit, mit welcher wir alles dies bemerken konnten, überzeugte uns, dass wir nicht lange mehr würden zu warten haben. Und wirklich verbreitete sich auch plötzlich ein äußerst lebhaftes Rosenlicht um den Gipfel des Berges, und senkte sich langsam nach und nach tiefer herab: der Berg schien wie im Feuer zu glühen. Bald erneuerte sich dies Schauspiel an der höchsten Felsenspitze der Bergkette auf welcher wir uns befanden, dann ward Mola erleuchtet, hierauf die Kaiserburg, und endlich auch wir auf unserm Felsen: wir wendeten uns, und eben blitzten die ersten Strahlen der hinter den kalabrischen Gebirgen sich erhebenden Sonne in unser Auge. Nun war in wenig Augenblicken alles erhellt; wir erfreuten uns noch einmal, und wahrscheinlich zum letztenmal, an dem wunderschönen Anblick der vor uns ausgebreiteten Landschaft; dann stiegen wir zum Theater hinab, kletterten von da am Felsen hinunter und gelangten auf die Straße, wo wir den Vetturino mit den Thieren wartend fanden.

Anmerkungen:
(x) Ein Gulden vierzig Kreutzer und ein Gulden zwanzig Kreutzer Konvenzionsgeld.

Quelle:
Briefe aus Sizilien. Von Justus Tommasini [d.i. Johann Heinrich Christoph Westphal]. Berlin und Stettin, in der Nicolaischen Buchhandlung 1825 (Digitalisierung durch Google), S. 320-327. - Rechtschreibung und Zeichensetzung nach der Vorlage. Korrigiert wurden nur die Umlaute in Großbuchstaben - also "Ü" statt "Ue" etc.; vereinheitlicht nach heutiger Rechtschreibung wurden "ss" und "ß".

Autor:
Johann Heinrich Westphal, geboren 1794 zu Schwerin, gestorben 1831 auf der Insel Sicilien. Schloss sich dem Lützow'schen Freikorps an, promovierte 1817 in Göttingen. "Eine gewisse Unstetigkeit seines Wesens ließ den tüchtigen, gelehrten Mann von da ab nicht mehr zur rechten Ruhe gelangen." 1822 ging er nach Aegypten. "Im folgenden Jahre ließ er sich als Privatgelehrter in Neapel nieder und begann nun allseitig die Halbinsel zu durchstreifen, wie er denn auch die Insel Sicilien nicht weniger denn fünfmal besuchte. 1830 war er zum zweiten Male am Nil, dessen Ufern entlang er bis Nubien vordrang." Als Gelehrter vor allem Astronom und Topograph: „Urbis antiquae Tarquiniorum topographia“ (Rom 1827); „Carta topografica della parte più interessante della Campagna di Roma“ (ebd. 1827); „Carta dei contorni di Napoli“ (ebd. 1829). Ein selbständiges Reisewerk gab Westphal "unter dem gerne geführten Pseudonym 'Justus Tommasini'" heraus.

Günther, „ Westphal, Johann Heinrich“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 42 (1897), S. 202-203 [Onlinefassung]; URL: 
http://www.deutsche-biographie.de/pnd117321125.html?anchor=adb

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Teatro Romano

Das kleine römische Theater oder Odeon wurde auf den Resten eines griechischen Tempels errichtet und erst 1893 ausgegraben.

Taormina, Teatro Romano, Edit. Brunner & C., Como e Zürich

Taormina, Teatro romano, Verlag Stengel & Co., Dresda

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Oben: Taormina - Teatro Romano. Verso, Signet: Wasserspeiender Mädchenkopf. 9808 Edit. Brunner & C., Como e Zürich - Stab. eliografico. Nicht gelaufen.
Unten: Taormina. Teatro romano. Stengel & Co., Dresda 13066. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.

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Badia Vecchia

Die Ruine der zweistöckigen Badia Vecchia (14. Jahrhundert), wohl zu einer ehemaligen Abtei gehörig, zeigt den lokalen "Mischstil". Bemerkenswert ist der Fries von weißem Marmor mit Inkrustationen aus Lava- und Tuffstein; Zinnenabschluss. Die Badia liegt am Hang über dem mittelalterlichen Stadtkern.

Avanzi della Badia Vecchia, Verlag Stengel & Co., DresdaTaormina, Badia Vecchia

Taormina, Badia vecchia, Edizione Fsco. Galifi Crupi

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1. Bild. Oben, links: Taormina. Avanzi della Badia Vecchia. Stengel & Co. Dresda 13195. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.
2. Bild. Oben, rechts: Taormina - Badia Vecchia. Verso: G. B. Riproduzione vietata P. Fotocelere Torino. Printed in Italy. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Taormina - Badia vecchia. Verso: No. 26 - Edizione Fsco. Galifi Crupi, Taormina. Rechts unten: S 14054. Nicht gelaufen.

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Jean Thuillier (1799-1858): Taormina mit Blick auf den Palazzo della Badia Vecchia, 1841. Öl auf Leinwand. Breite: 58,5; Höhe 41,5 cm.

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Tombe Saracene

Die Reste der Nekropolis, die wahrscheinlich über einer byzantinischen Begräbnisstätte errichtet wurde, zeigen Reihen kleiner Grabnischen (ca. 1000 nach Christus).

Taormina, Tombe Saracene, Ed. Fco Galifi Crupi

Taormina, Tombe Saracene, Premiata Fotografia d'Arte G. D'Agata

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Oben: Taormina - Tombe Saracene. Verso: 2-9901 Ed. F.co Galifi Crupi. Nicht gelaufen.
Unten: Taormina - Tombe Saracene. Verso: Premiata Fotografia d'Arte G. D'Agata. Im Briefmarkenfeld: Produzione Italiana. Nicht gelaufen.

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August Wilhelm Kephalides
Reise durch Italien und Sicilien
Taormina

Dass Niemand es jemals besser verstanden habe, die Lage öffentlicher Gebäude schicklich zu wählen, als die Erbauer alter Theater und die Stifter der Klöster, davon überzeugten wir uns in Taormina aufs neue. Das Kloster ist auf einem steilen Berge erbaut, dessen Fuß die See umspült, und es scheint nicht anders, als käme das Meer zu den hohen Fenstern hereingedrungen, oder als stiege man straks in die blauen Fluten hinab, wenn man auf den südlichen Balcon des Klosters tritt; rückwärts liegen die seltsam ausgezackten Nadelspitzen der Tauromenitanischen Berge. Zugleich aber muss man die unendliche Mannigfaltigkeit der göttlichen Schönheit dieser Insel bewundern: wir glaubten die Aussicht vom Aetna hätte jeder andern Kraft und Eindruck geraubt und dennoch schuf hier die mächtige Natur Siciliens neue Wunder vor unsern erstaunten Augen. Der andere Balcon des Klosters sieht hernieder auf die schönsten Ruinen in ganz Sicilien, das prächtige Theater der Tauromenier.

In Gesellschaft eines armen, bedrückten ehemaligen Schulcollegen des Gymnasiums, dem von der Sicilianischen Behörde das bekannte Gnadengehalt angewiesen zu seyn schien,

"Dann sollst du für immer auf schwellender Streu,
Bei goldenem Haber, bei duftendem Heu,
Dein Leben in Ruhe vollbringen."

verfügten wir uns in die unglückliche, spitzbübische Stadt Taormina, die das verrufenste, ödeste und düsterste Nest ist, das uns jemals Schauer und Mitleid eingeflößt hat, und doch übertrift die Schönheit seiner Lage ohne Zweifel die jeder andern Stadt in Sicilien. Unser unglücklicher Cicerone, der sich "Antiquario regio" nannte, hielt fast bei jedem alten Säulentrümmer oder Mauerstücke still und sagte aus dem Gedächtniss passende Stellen des Diodor, Thucydides und anderer, versteht sich immer in lateinischer Übersetzung her, ja er schien gar nicht recht zu wissen, dass diese Schriftsteller ihre Werke eigentlich in einer andern Sprache abgefasst haben. So wandelten wir langsam am Saum des hohen Felsenabhanges, auf dem die Stadt liegt, hin nach dem Theater: der klagende Cicerone, die düstere Stille der Berge, der Graus des unglücklichen Taormina, die umgestürzte Pracht der Theaterruine, das in schauerlicher Tiefe unter uns wühlende Meer und die endlosen Fluten der Ferne: alles vereinigte sich unsere Seele mächtig zu erschüttern.

Quelle:
Reise durch Italien und Sicilien von August Wilhelm Kephalides. Zweiter und letzter Theil. Leipzig, bey Gerhard Fleischer d. Jüng. 1818 (Digitalisierung durch Google), S. 94-95. - Rechtschreibung und Zeichensetzung nach der Vorlage. Korrigiert wurden nur die Umlaute in Großbuchstaben - also "Ü" statt "Ue" etc.; vereinheitlicht nach heutiger Rechtschreibung wurden "ss" und "ß".

Autor:
August Wilhelm Kephalides (1789-1820), Privatdozent an der Universität Breslau und Professor am dortigen Friedrichs-Gymnasium. (Deutsches Biographisches Archiv)

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Capo S. Andrea, Isola Bella, Capo di Taormina

An der ionischen Küste bilden die Klippen von Capo S. Andrea (mit Grotten) und die mit Kakteenfeigen bewachsene Felseninsel Isola Bella eine kleine Bucht; im Anschluss der Felsvorsprung Capo di Taormina, mit den großen Klippen davor.

Taormina, Isola Bella, Verlag Stengel & Co., Dresda

Taormina, Capo S. Andrea, Verlag Römmler & Jonas, Dresden

Taormina, Isola Bella vista da S. Pietro, Ed. G. Kellerman

Taormina, Isola e capo di Taormina, Edizione Faco. Galifi Crupi

Taormina, Isola e capo di Taormina, Edizione Fsco. Galifi Crupi

Taormina, Isola e capo di Taormina, Edizione Fsco. Galifi Crupi

Taormina, Capo S. Andrea, Fotografia Artistica Crkpi

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1. Bild von oben: Taormina. Isola Bella. Stengel & Co., Dresda 13196. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.
2. Bild von oben: Taormina. Capo S. Andrea. Ebermannova yodička do úst a prášek na zuby nejlepši zubni prostředky. Verso: Römmler & Jonas. Drázdany. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: 20 - Taormina - Isola Bella Vista da S. Pietro. Verso: Ed. G. Kellerman - Taormina. Signet: Tanna Nopmi im Kreis, mit Medusenkopf, Schlangenhaar und 3 Beinen. Vera Fotografia. Fotocelere. Nicht gelaufen.
4. Bild von oben: Taormina - Isola e capo di Taormina. Verso: No. 32 - Edizione Fsco. Galifi Crupi, Taormina. Rechts unten: S 14075. Nicht gelaufen.
5. Bild von oben: Taormina - Isola e capo di Taormina. Verso: No. 51 - Edizione Fsco. Galifi Crupi, Taormina. Rechts unten: S 14093. Nicht gelaufen.
6. Bild von oben: Taormina - Isola e capo di Taormina. Verso: No. 19 - Edizione Fsco. Galifi Crupi, Taormina. Rechts unten: S 14066. Nicht gelaufen.
7. Bild von oben: Taormina - Capo S. Andrea. Fotografia Artistica - Crkpi, Via Teatro Greco. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.

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Gärten, Strand

 

Taormina, Giardino Duca di Bronte, Ed. F. Galifi Crupi

Capo Taormina e Marina, Ed. G. Pinotti

Taormina, Giardino PubblicoMarina di Taormina Grotta amato, Edizione Fsco. Galifi Crupi

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1. Bild von oben: Taormina - Giardino Duca di Bronte. Verso: 2-9906 Ed. F. Galifi Crupi. Nicht gelaufen.
2. Bild von oben: Capo Taormina e Marina. Verso: 6-6621 Ed. G. Pinotti. Nicht gelaufen.
3. Bild. Reihe, links: [Ohne Titel] Verso: Taormina - Giardino Pubblico. 5024 - D'Agata G. - Taormina - Ripr. vietata. Signet: E. Sormani Milano. Nicht gelaufen.
4. Bild. Reihe, rechts: Marina di Taormina Grotta amato. Verso: No. 34 - Edizione Fsco. Galifi Crupi, Taormina. Rechts unten: S 14076. Nicht gelaufen.

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Carl Graß
Sizilische Reise
Exkursionen um Taormina

Man muss sich die Exkursionen in die umliegende Gegend von Taormina nicht als etwas ganz leichtes vorstellen. Jede derselben, sobald sie nicht zu einem ganz nahe gelegenen Ziel geht, gleicht einer kleinen Reise, und ist, man gehe hinunter oder auf die Höhe, mit vieler Beschwerde verknüpft.

Einer meiner Lieblingswandelgänge war zu dem kleinen Kirchlein St. Andrea auf einer von den Felsenklippen gelegen, die das Vorgebirge von Taormina bilden. Dort sieht man von Taormina selbst nur einige auf der Morgenseite unter dem steilen Kastellberge liegende Häuser, als sähe man ein kleines Dörfchen. Die hohe Mauer aber, die das Theater im Rücken einschließt, ragt wie eine alte rothe Burg, auf dem hohen Felsen, der Taormina bedeckt, hervor. - Reizende, an hohem Felsenbord oder auf Hügeln sich rundende Bäume verstecken die vielen Saatfelder. Seltsame Bergformen bilden eine majestätische Kette ansehnlicher Berggipfel; zwischen den Klippen brandet das Meer. Unweit von seinem Ufer läuft die Straße, die von Messina kommt. - Diese Aussicht muss man in der Mittagsbeleuchtung sehn, wenn die Hauptmassen im Schatten stehn und die einfallenden Lichter mit ihrem Goldduft malerische Schlagschatten bilden.

Eine zweite kleine Reise machte ich zu wiederholtenmalen in die Gegend des alten Nasso, wo ich nicht ohne Mühe, zwischen den Gärten und Einzäunungen eine Stelle fand, wo sich Taormina mit seiner Meeresbucht und seinen Felsensteilen in imponirender Größe zeigte. Diese Ansicht hatte in der Abendbeleuchtung ihre schönste Wirkung, und Taorminas hochbraune und gelbrothe, mit andern Farben durchwobne Felsen, glänzten an stillen Abenden zauberisch in der Meeresfluth wieder, während Goldlicht und Goldglanz, mehr oder minder vom Luftton gebrochen, an den hohen Bergrücken bis zum hohen Veneretta hinaus schimmerte.

Die größte und beschwerlichste Exkursion, die ich in Gesellschaft einiger jungen Herrn aus Taormina machte, ging über das alte von Friedrich dem II. König von Sizilien erbaute Kastell nach dem Dörfchen Mola hinauf, wo ehmals ebenfalls eine feste Warte war, die zu einem Sitz für Gefangene diente. - Vielleicht machte nie in Fremder diesen mühvollen Weg. Das kleine Dörfchen, das etwa achtzig oder hundert Einwohner hat, ist eins der elendesten, die ich jemals gesehen, dennoch fanden wir bei dem Curato oder Pfarrer eine ganz gute Wohnung, deren beide Zimmer er uns einräumte. Von da machten wir am folgenden Tage den nicht minder mühvollen drei oder vier Miglien weiten Weg auf den hohen Veneretta. Die Mühe wurde in keiner Hinsicht belohnt. Ich überzeugte mich nur, dass weit nach der Seite von Milazzo hinaus gesehn, auch keine Spur einer malerischen Gegend, sondern blos ein ödes, in vielen Hügelkämmen hinlaufendes Gebirg zu entdecken ist. Auf dem Aetna, von dem ich die Nordseite zu sehen hofte, bot sich nichts dem Auge dar, das eine besondere Aufmerksamkeit verdient hätte. Auf dem Rückwege genossen wir etwas warme Milch in einer der im Sommer bewohnten kleinen Felsenhöhlen. Daselbst weinte ein Greis, auf einem Stein sitzend, über das zweite Unglück, das ihm begegnet war, er hatte vor kurzem einen Arm gebrochen, und in der letzten Nacht war ihm sein Esel drauf gegangen. Am Felsenheerd, auf dem die Milch kochte, gelehnt, weinte mit dem Alten seine verheirathete Tochter. Ein kleiner Knabe, der die Weidenflöte blies, war aber das Bild der Fröhlichkeit selbst. - Er wies naiv zu der Mutter hinauf und sagte blos: "diese weint!" questa piange. Er hatte gefrühstückt und ihn ging kein Harm und keine Thräne etwas an.

Erläuterungen:
Nasso: Naxos, älteste griechische Kolonie auf Sizilien.

Quelle:
Sizilische Reise, oder Auszüge aus dem Tagebuch eines Landschaftsmalers. Von Carl Graß. 2 Teile. Stuttgart und Tübingen, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1815 (Digitalisierung durch Google). Hier Tl. 2, S. 395-398. - Rechtschreibung und Zeichensetzung nach der Vorlage. Korrigiert wurden nur die Umlaute in Großbuchstaben - also "Ü" statt "Ue" etc.; vereinheitlicht nach heutiger Rechtschreibung wurden "ss" und "ß".

Autor:
Carl Gotthard Graß ( geboren am 19.10.1767 in Serben (Livland); gestorben am 3.8.1814 in Rom) studierte Theologie, entdeckte aber in der Schweiz seine Liebe zur Landschaftsmalerei. Er ging 1803 nach Italien und unternahm mit Philipp Joseph von Rehfues, Karl Friedrich Schinkel und Johann Gottfried Steinmeyer 1804 eine Reise durch Sizilien.

Vgl. die Seite:
http://www.bela1996.de/literature/grass.html

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Castel Mola

Castel Mola di Taormina, Panorama, Ediz. Auteri Pancrazio

Castelmole (Taormina), Entrata e porta normanna, Manzotti

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Oben: [Ohne Titel] Verso: Castel Mola di Taormina. Panorama. 51799 Ediz. Auteri Pancrazio - Taormina. Signet: Alterocca Terni. Vera Fotografia - Riproduzione vietata. Nicht gelaufen.
Unten: [Ohne Titel] Verso: Castelmola (Taormina). Entrata e porta normanna. Signet: Manzotti. Fot. B. Licari - Taormina. Nicht gelaufen.

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Weitere Seiten zu Taormina und zum Ätna

Taormina: Das antike Theater

Der Ätna

Land und Leute

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