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Goethes Italienische Reise

Lojano

Lojano auf den Apenninen, den 21. Oktober, abends.

 Ob ich mich heute selbst aus Bologna getrieben, oder ob ich daraus gejagt worden, wüsste ich nicht zu sagen. Genug, ich ergriff mit Leidenschaft einen schnellern Anlass, abzureisen. Nun bin ich hier in einem elenden Wirtshause in Gesellschaft eines päpstlichen Offiziers, der nach Perugia, seiner Vaterstadt, geht. Als ich mich zu ihm in den zweirädrigen Wagen setzte, machte ich ihm, um etwas zu reden, das Kompliment, dass ich als ein Deutscher, der gewohnt sei, mit Soldaten umzugehen, sehr angenehm finde, nun mit einem päpstlichen Offizier in Gesellschaft zu reisen. - ›Nehmt mir nicht übel‹, versetzte er darauf, ›Ihr könnt wohl eine Neigung zum Soldatenstande haben, denn ich höre, in Deutschland ist alles Militär; aber was mich betrifft, obgleich unser Dienst sehr lässlich ist, und ich in Bologna, wo ich in Garnison stehe, meiner Bequemlichkeit vollkommen pflegen kann, so wollte ich doch, dass ich diese Jacke los wäre und das Gütchen meines Vaters verwaltete. Ich bin aber der jüngste Sohn, und so muss ich mir’s gefallen lassen.‹

 

 

 

Luiano (Lujano, Lojano) ist eine Ortschaft in den Apenninen, in der man, wie Goethe es tat, auf der Fahrt von Bologna nach Florenz übernachten konnte. Über die schlechte Unterkunft berichtet auch Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) in seinen „Jugend-Wanderungen“:

Der Schnee lag noch in den Appenninen, wiewohl es thauete, was den Weg noch verschlimmerte. In Lujano, mitten im Gebürge, blieben wir die Nacht. Wir fanden hier eine neue Gesellschaft, die aus zwei Franzosen, einem andern Chirurgus und einem, mit geschwollnen Beinen einhergehenden alten Krieger, nebst einer hübschen Frau aus Florenz, bestand. Da nicht genug Betten, und noch weniger weiße Ueberzüge da waren, legte sich blos die Dame mit ihrer Kammerjungfer ins Bett, wir Uebrigen brachten die Nacht auf Kanapee und Stühlen zu, und fast bis am Morgen wurde gescherzt und die arme Dame  beunruhigt, die wir nicht viel mehr schlafen ließen, als uns selbst.

Jugend-Wanderungen. Aus meinen Tagebüchern. Für mich und Andere. Vom Verfasser der Briefe eines Verstorbenen. Stuttgart, Hallberger’sche Verlagsbuchhandlung 1835, S. 136 f. (Digitalisierung durch Google)

 

 

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