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Goethes Italienische Reise

Agrigent

24. April 1787
Besichtigung der antiken Stadt Akragas (durch die Karthager zerstört), dort: Tempel der Concordia. Trümmer des Junotempels. »Hauptkirche« (Dom), dort: Sarkophag »Hippolyt, mit seinen Jagdgesellen«. Am Abend »zu herrlichen Aussichtspunkten«.

25. April 1787
Östliches Ende der Stadt, dort: Ruinen des Concordia-, Juno-, Jupiter-, Herkulestempels. Grabmal Therons.

26. April 1787
»In den Felsen und Gemäuermassen, welche Agrigento zum Bollwerk dienten, finden Gräber, wahrscheinlich den Tapfern und Guten zur Ruhestätten bestimmt. ... zwischen den Mauern und dem Meere finden sich noch Reste eines kleinen Tempels, als christliche Kapelle erhalten (Tempel der Ceres und Proserpina, später Kirche S. Biagio).
Porta aurea, Südtor, zum Hafen führend.

 

 


 Jutta Assel und Georg Jäger: Girgenti, das antike Agrigent, in alten Bildern und Reisebeschreibungen

(München März 2018)

Mit Christoph Heinrich Kniep, den er als Zeichner engagiert hatte, besuchte Goethe im April 1787 Girgenti und die Überreste des antiken Agrigent. In seinen Aufzeichnungen erstaunt auch hier die Breite der Interessen und die Neugierde Goethes. Was die Zeugnisse der Antike auf Sizilien betrifft, meint Goethe, lernen zu müssen. Als seinen "Mentor" preist er den "trefflichen von Riedesel," einen Freund und Schüler Winckelmanns, dessen Büchlein ("Mein Reise durch Sicilien und Großgriechenland," 1771) er "wie ein Brevier oder Talisman" am Busen trage. Es ist nicht nur das Tal der Tempel, Ziel der Touristen, über das er sich kundig macht; einen Kunstgenuss bereitet ihn beispielsweise auch der von Riedesel aufs höchste gelobte sog. Phädrasarkophag. Nicht minder als Tempel und antike Kunstwerke beschäftigen ihn Geologie und Landwirtschaft: Was wird angebaut (z.B. Puffbohnen; "Tumenia," eine Art Sommerkorn), auf welche Weise und in welcher Folge? Obschon Sizilien als Kornkammer galt, findet Goethe in Girgenti nicht die erwarteten Weizenfelder. Also macht er sich auf ins Landesinnere, wo er "Weizenstriche" findet, die einen "anschaulichen Begriff" geben, wie Sizilien den "Ehrennamen einer Kornkammer Italiens" erhalten konnte. In der privaten Unterkunft in Girgenti ─ ein Gasthaus gibt es nicht ─ werden Nudeln gefertigt. Wie genau das geschieht, um beste Qualität zu erhalten, kann man bei Goethe nachlesen.

Auszüge aus sieben Reisebeschreibungen, die von 1771 bis 1864 publiziert wurden, entwerfen ein facettenreiches Bild von Land und Leuten ─ beginnend mit den auch von Goethe thematisierten Umständen des Reisens und einem Gesamteindruck des heutigen Girgenti ("ein unbeschreiblich elender und schmutziger Ort", Tommasini) und der "Trümmerstätte" des antiken Agrigent mit dem Tal der Tempel: "Sizilien wäre einer Reise werth, wenn es auch nichts anders aufzuweisen hätte, als die Ruine des Concordientempels [!] und die Gegend des alten Agrigent" (Graß). Der Concordiatempel, "eines der schönsten und beinah völlig erhaltenes Monument des Altertums" (Bartels), und der Herkulestempel ("Menschenhände verfertigten gewiß nie ein edeleres Werk", Bartels) werden besonders hervorgehoben. Einen eigenen Reiz entfaltet die weite, von der Natur überwucherte "Trümmerstätte" mit "Spuren von alten Bauwerken, Grundmauern, Ziegel und dergleichen" (Parthey), umgeben "von wild verwachsenem Gesträuch" (Kephalides). Die Reisenden berichten ausführlich über die Ausgrabungen und suchen anhand der Befunde ein Bild des antiken Agrigent und seiner Tempel zu gewinnen.

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