goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Die Heinzelmännchen

Mit einer Postkartenserie
von Oskar Herrfurth

Optimiert für Firefox
Eingestellt: Mai 2014
Stand: August 2019

*****

Gliederung

1. August Kopisch: Die Heinzelmännchen
2. Oskar Herrfurth: Die Heinzelmännchen.
Eine Postkartenserie
3. Der Heinzelmännchenbrunnen in Köln
4. Theodor Mintrop: König Heinzelmann's Liebe
5. Notizen zu August Kopisch, Theodor Mintrop
und den Heinzelmännchen
6. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

*****

1. August Kopisch: Die Heinzelmännchen (1836)

Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul, ... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
        Da kamen bei Nacht,
        Ehe man's gedacht,
    Die Männlein und schwärmten
    Und klappten und lärmten
            Und rupften
            Und zupften
    Und hüpften und trabten
    Und putzten und schabten ...
Und eh ein Faulpelz noch erwacht ...
War all sein Tagewerk ... bereits gemacht!

Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Spän' und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
Und sah, was da zu zimmern war.
        Nahm Meißel und Beil
        Und die Säg' in Eil;
    Und sägten und stachen
    Und hieben und brachen,
            Berappten
            Und kappten,
    Visierten wie Falken
    Und setzten die Balken ...
Eh sich's der Zimmermann versah ...
Klapp, stand das ganze Haus ... schon fertig da!

Beim Bäckermeister war nicht Not,
Die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich –
        Und ächzten daher
        Mit den Säcken schwer!
    Und kneteten tüchtig
    Und wogen es richtig
            Und hoben
            Und schoben
    Und fegten und backten
    Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brot, ... das neue, vor!

Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell' und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
        Das ging so geschwind
        Wie die Mühl' im Wind!
    Die klappten mit Beilen,
    Die schnitzten an Speilen,
            Die spülten,
            Die wühlten
    Und mengten und mischten
    Und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf ...
Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!

Beim Schenken war es so: es trank
Der Küfer, bis er niedersank,
Am hohlen Fasse schlief er ein,
Die Männlein sorgten um den Wein
        Und schwefelten fein
        Alle Fässer ein
    Und rollten und hoben
    Mit Winden und Kloben
            Und schwenkten
            Und senkten
    Und gossen und panschten
    Und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht,
War schon der Wein geschönt und fein gemacht!

Einst hatt' ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
        Das schlüpften sie frisch
        In den Schneidertisch
    Und schnitten und rückten
    Und nähten und stickten
            Und fassten
            Und passten
    Und strichen und guckten
    Und zupften und ruckten, -
Und eh mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock ... bereits gemacht!

Neugierig war des Schneiders Weib
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht.
Die Heinzelmännchen kommen sacht;
        Eins fährt nun aus,
        Schlägt hin im Haus,
    Die gleiten von Stufen
    Und plumpen in Kufen,
            Die fallen
            Mit Schallen,
    Die lärmen und schreien
    Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch husch husch husch! –
     verschwinden all!

O weh! nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muss nun alles selber tun!
        Ein jeder muss fein
        Selbst fleißig sein
    Und kratzen und schaben
    Und rennen und traben
            Und schniegeln
            Und biegeln
    Und klopfen und hacken
    Und kochen und backen.
Ach, dass es noch wie damals wär'!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

Vorlage:
Gedichte von August Kopisch. Ausgewählt u. eingeleitet von Franz Brümmer. Leipzig: Philipp Reclam jun. o.J., S. 249-251. S. 252 ff. weitere Gedichte über allerhand Zwerge.

Zu den Heinzelmännchen siehe ausführlich: August Kopisch. Maler, Dichter, Entdecker, Erfinder. Hrsg. von Udo Kittelmann und Birgit Verwiebe. Staatliche Museen zu Berlin 2016, S. 55-65 sowie Kat. 75-86 (Seite 160-173). ISBN 978-3-95498-217-2

Das Gedicht "Die Heinzelmännchen" ist online mehrfach verfügbar:
* Projekt Gutenberg-DE
http://gutenberg.spiegel.de/buch/695/3
* Auf der Seite "Heinzelmännchen" in Wikisource finden sich außer dem Text des Gedichts eine Reihe von Links zur Sage und ihren Bearbeitungen.
http://de.wikisource.org/wiki/Heinzelm

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Des Schneiders Weib und die Heinzelmännchen, nach einer Bleistiftzeichnung von G. Fuchs

Des Schneiders Weib und die Heinzelmännchen,
nach einer Bleistiftzeichnung von G. Fuchs.

"Die Geschichte von den Heinzelmännchen, die das Gedicht von August Kopisch nach Köln verlegt, ist die Kölner Kindergeschichte schlechthin, eine gemütvolle Utopie, der noch die Erwachsenen nachträumen. Der Kölner Heinzelmännchenbrunnen, der das Märchen sinnfällig machte, ist stark beschädigt worden. Das Bild zeigt die berühmte Szene, wo die Heinzelmännchen über die Erbsen fallen, die des Schneiders Weib in seiner Neugier ausgestreut hat. Die treuen Helfer verschwanden und kehrten nie mehr zurück. Seitdem muss in Köln gearbeitet werden."

Vorlage:
Altkölnisches Bilderbuch. Eine nachdenkliche Wanderung durch Zeiten und Räume. Hrsg. von der Stadt Köln im Jubiläumsjahr 1950. Köln: Verlag E. A. Seemann 1950, Abb. 127.

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2. Oskar Herrfurth:
Die Heinzelmännchen.
Eine Postkartenserie

Oskar Herrfurth, Illustrationen zu August Kopisch, Die Heinzelmännchen. Uvachrom, Serie 363

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Wie war zu Köln es doch vordem
mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn war man faul, man legte sich
hin auf die Bank und pflegte sich. -
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,
war all sein Tagewerk bereits gemacht.

Die Zimmerleute streckten sich
hin auf die Spän und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
und sah, was da zu zimmern war.

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Oskar Herrfurth, Illustrationen zu August Kopisch, Die Heinzelmännchen. Uvachrom, Serie 363

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Beim Bäckermeister war nicht Not,
die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
die Heinzelmännchen regten sich.

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Oskar Herrfurth, Illustrationen zu August Kopisch, Die Heinzelmännchen. Uvachrom, Serie 363

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Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh;
indessen kamen die Männlein her
und hackten das Schwein die Kreuz und Quer. -
Tat der Gesell die Augen auf,
wapp! hing die Wurst schon da zum Ausverkauf.

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Oskar Herrfurth, Illustrationen zu August Kopisch, Die Heinzelmännchen. Uvachrom, Serie 363

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Beim Schenken war es so: es trank
der Küfer, bis er niedersank;
am hohlen Fasse schlief er ein,
Die Männlein sorgten um den Wein.

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Oskar Herrfurth, Illustrationen zu August Kopisch, Die Heinzelmännchen. Uvachrom, Serie 363

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Einst hatt' ein Schneider große Pein:
der Staatsrock sollte fertig sein;
warf hin das Zeug und legte sich
hin auf das Ohr und pflegte sich.
Da schlüpften sie frisch in den Schneidertisch. -
Und eh mein Schneiderlein erwacht,
war Bürgermeisters Rock bereits gemacht.

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Oskar Herrfurth, Illustrationen zu August Kopisch, Die Heinzelmännchen. Uvachrom, Serie 363

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.... Des Schneiders Weib ....
streut Erbsen hin die andre Nacht.
Die Heinzelmännchen kommen sacht;
eins fährt nun aus, schlägt hin im Haus,
die gleiten, die fallen, die lärmen und schreien
und vermaledeien.
Sie springt hinunter auf den Schall
mit Licht. Husch, husch! verschwinden all.

Vorlage:
Oskar Herrfurth, Illustrationen zu August Kopisch: Die Heinzelmännchen. Uvachrom, Serie 363, Nr. 5134-5139.

Zu Oskar Herrfurth siehe den
* Eintrag in Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Herrfurth

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Illustrationen von Oscar Herrfurth im Goethezeitportal

Münchhausens Abenteuer
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2198

Der Rattenfänger von Hameln
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2777

Die Bremer Stadtmusikanten
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4169

Der Wolf und die sieben Geißlein
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4319

Das Märchen vom Schlaraffenland
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4387

Das Marienkind
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6342

Die sieben Raben
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6573

Der kleine Däumling
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6827

Eulenspiegel
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6864

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3. Der Heinzelmännchenbrunnen in Köln

Der Heinzelmännchenbrunnen, „Am Hof“ in der Kölner Altstadt, wurde aus Anlass des 100. Geburtstags von August Kopisch vom Kölner Verschönerungsverein gestiftet. Er ist eine Gemeinschaftsarbeit von Edmund Renard und seines Sohnes Heinrich, entstanden von 1897 bis 1900.

Mittelpunkt der Anlage ist eine Brunnenschale. "Darüber erhebt sich eine Doppeltreppe, auf der die neugierige Schneidersfrau steht und mit ihrer Laterne auf die herabpurzelnden Zwerge leuchtet. Unterhalb der Treppenstufen ist auf einem Schriftband über einem Schneiderwappen am Mittelpfeiler des Brunnens zu lesen: 'Neugierig war des Schneiders Weib'." (Schilling: Brunnen in Köln, S. 42)

Die Reliefs an den Brüstungsmauern geben die Arbeiten der Heinzelmännchen wieder: Zimmermann, Schreiner, Bäcker, Metzger, Schenk und Schneider. "Dazwischen befinden sich Reliefplatten mit den Texten aus dem Gedicht von Kopisch." (Ebd.)

Literatur:
* Birgit Schilling: Brunnen in Köln. Köln: Bachem 1988. ISBN 3-7616-0936-1
* Yvonne Plum: Kölner Brunnen. Ein Spaziergang durch die Kölner Altstadt und Südstadt. Köln: Hayit Verlag 1992. ISBN 3-89210-380-1

Zu Heinrich Renard siehe den Eintrag in Wikipedia, mit einem Foto der Originalskulptur der Frau des Schneiders im Heinzelmännchenbrunnen. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Renard

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Heinzelmännchenbrunnen in Köln auf alter Postkarte

Heinzelmännchenbrunnen in Köln auf alter Postkarte

Heinzelmännchenbrunnen in Köln auf alter Postkarte, Verlag H. Worringen in Köln

Heinzelmännchenbrunnen in Köln auf alter Postkarte

Heinzelmännchenbrunnen in Köln auf alter Postkarte

Alte Postkarten mit dem Heinzelmännchenbrunnen
Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild

1. Karte von oben: Köln a. Rh. Heinzelmännchen-Brunnen. Mit Text des Gedichts von August Kopisch. Keine weiteren Angaben. Nicht gelaufen.
2. Karte von oben: Cöln a. Rh. Heinzelmännchenbrunnen. Mit Text des Gedichts von August Kopisch. Adressseite rechts unten: 43126. Keine weiteren Angaben. Nicht gelaufen.
3. Karte von oben: Köln a. Rh. Heinzelmännchen-Brunnen. Mit Text des Gedichts von August Kopisch. Adressseite: Verlag H. Worringen, Köln, Altermarkt 47. No. 213. Nicht gelaufen. - Anderes Exemplar gelaufen, datiert 1916.
4. Karte von oben: Cöln a. Rh. Heinzelmännchenbrunnen. Keine weiteren Angaben. Nicht gelaufen.
5. Karte von oben: Köln a. Rhein. Heinzelmännchen-Brunnen. Adressseite: I. W. B. Nr. 88. Echte Photographie. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1927.

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Heinzelmännchenbrunnen, Bäckerei, © Raimond Spekking / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

Heinzelmännchenbrunnen, Metzgerei, © Raimond Spekking / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

Der Brunnen wird in Wikimedia Commons mit allen Details fotografisch vorgestellt von Raimond Specking. © Raimond Spekking / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)
Die Fotos hat der Urheber unter der Creative-Commons-Lizenz CC-by-SA-3.0. sowie der GFDL – GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/GNU-Lizenz_für_freie_Dokumentation
URL der Gesamtansicht, mit Links zu den Detailfotos:
* http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Heinzelm%C3%A4nnchenbrunnen_-_Gesamtansicht_%284064-66%29.jpg

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4. Theodor Mintrop:
König Heinzelmann's Liebe

Bereits der Titel des Märchens "König Heinzelmann's Liebe" weist auf die Liebe von König Heinzelmann, dem "König der Zwerge", zu Schön-Anna als zentrale Handlung hin. Als Schön-Anna für die Schwester, die in Kur geht, den Haushalt übernimmt ("Schön-Anna's junges Herz pocht vor Angst und Lust: Hausfrau zu sein."), erledigt die Schar der Heinzelmännchen alle Arbeiten ("Und wie Alle sie umgeben! Das ist ein Schaffen, ist ein Leben!"). König Heinzelmann begleitet seine Geliebte auf Schritt und Tritt. Mit der Rückkehr der Schwester endet das "Hausregiment" von Schön-Anna. Die Heinzelmännchen nehmen einen herzzerreißenden Abschied, König Heinzelmann jedoch bleibt an ihrer Seite ("Ist meine Schaar Dir unnütz nun, entlasse sie, doch mir erlaub', o Herrin, getreu zur Seite Dir zu bleiben, ein Schatten Deines Seins.") und muss erleben, wie Schön-Anna und ein Freund der Familie, der aus Amerika zum Sängerfest zurück kommt, sich ineinander verlieben und heiraten. Amor siegt über König Heinzelmann, der umsonst um Schön-Anna kämpft. Mit dem Schiff, das die Geliebte nach Amerika entführt, wird "all sein Glück davon getragen".

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Theodor Mintrop, König Heinzelmanns Liebe

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König Heinzelmann, der König der Zwerge, beschließt nun, zur Oberwelt zu pilgern, um zu forschen, ob nicht wenigstens "Ein Menschenherz" der Romantik treu geblieben, um alsdann heimzukehren und der trauernden Fürstin [der Romantik] die Kunde zu bringen, dass sie nicht hoffnungslos sei.

***

Diese Binnengeschichte wird von einer Rahmengeschiche umgeben. Die Industrie, symbolisiert durch die Eisenbahn ("Als Siegerin zieht die Industrie durch die Lande. Ihr Reich: die Welt! Mit Hut und Stab Mercur's, den Beutel hoch gehalten, kommt sie auf eisernen Wegen daher gebraust!"), lässt die als junge Frau dargestellte "Romantik" in tiefe Trauer versinken, "denn sie verlor ihre Macht über die Herzen der Menschen, da die Industrie Herrscherin geworden auf Erden". Um sie zu trösten, macht sich König Heinzelmann, "der Fürstin Romantik treuer Gefährte", in die "Oberwelt" auf, "um zu forschen, ob nicht wenigstens 'Ein Menschenherz' der Romantik treu geblieben, um alsdann heimzukehren und der trauernden Fürstin die Kunde zu bringen, dass sie nicht hoffnungslos sei." Als König Heinzelmann zurück kommt, berichtet er: "O Herrin, ich fand Ein Herz, geweihet der Romantik ganz. Ich fand das Glück - es ewig zu verlieren!"

Theodor Mintrop, König Heinzelmanns Liebe

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[König Heinzelmann auf der Suche nach einem Menschenherz, das der Romantik treu geblieben, trifft auf Schön-Anna.] Und König Heinzelmann zog hin und her durch Wälder und Täler, die Kreuz und die Quer! Schier wollt' er verzweifeln. Da, eines Abends, müde schon, ruht er im Moose, als leise, leise ein Lied an sein Ohr dringt. Er horcht und schaut: -. O, hätt' er sie niemals geschaut! - ein Mädchen, erwachsen kaum, von Mondenschein umflossen, fleht in sanften Tönen: "Holde Romantik, wo weilest Du? Mir ist - als nahest Du!" König Heinzelmann springt auf. Sie flieht erschreckt, Heinzelmann bleibt wie gebannt stehen: er sah und liebte.

Theodor Mintrop, König Heinzelmanns Liebe

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Und wie Alle sie umgeben!
Das ist ein Schaffen, ist ein Leben!
Von ihrem Heinzelmann begleitet,
Dem Vater Kaffee sie bereitet.

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Theodor Mintrop, König Heinzelmanns Liebe

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Der neue Tag bringt neue Sorgen:
Der Heinzelmännchen lustig Völkchen
Ist hier am Ringen [!], dort am Waschen,
Schön-Anna spornt zum Werke an.

*****

Theodor Mintrop, König Heinzelmanns Liebe

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[Die Trauung ist vollzogen, das Hochzeitsfest gefeiert. Der Gatte führt "die hold Verschämte" in die Hochzeitskammer. König Heinzelmann bleibt ausgesperrt und sitzt verzweifelt, zusammengesunken vor der Tür.]

Ihr Schuh - sein Ruhekissen.
Die Stiefel und die Schuh -
Die Türe zu!

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Ursprünglich handelt es sich um ein Album mit 64 einzeln eingeklebten Zeichnungen, gewidmet Anna Rose, der es Mintrop zur Hochzeit schenkte. Im Katalog der Gedächtnisausstellung 1871 wird darauf hingewiesen, dass "der Künstler sich selbst als diesen armen Fürsten der Zwerge bekannte"; er soll sich 1855 in das damals 17jährige Mädchen verliebt haben (Handzeichnungen, Tl. 1, S. 221 f.). Das "Mammelitzken und die Heinzelmanken" betitelte private Album hat Mintrop 1866 für eine Veröffentlichung überarbeitet, die jedoch erst posthum 1875 erfolgte.

"Die Erzählhandlung stimmt in beiden Fassungen des Märchens überein, jedoch hat das Album von 1855 ff. eindeutig skizzenhaften, privaten Charakter. Die Version von 1866 ist dagegen durch das neu hinzugenommene Titelblatt und eine Rahmengeschichte ins Allgemeingültige und in den Bereich der spätromantischen Bilderwelt transponiert worden." (Handzeichnungen, Tl. 1, S. 222)

Vorlage:
König Heinzelmann's Liebe von Theodor Mintrop. Ein Märchen in 70 Bildern. Des Künstlers eigene Liebe. Text und Aphorismen von Betty Lucas. Poetisch eingeleitet von Emil Rittershaus. Original-Zeichnungen in Lichtdruck ausgeführt. Dresden: Verlag von H. Reinhardt 1875. Faksimileausgabe mit Begleittexten, arrangiert durch Hubert Göbels. Bottrop, Essen: Peter Pomp 1997. ISBN 3-89355-157-3

Die Erstausgabe wurde digitalisiert durch die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:2-547

Neuere Ausgabe:
Theodor Mintrop: König Heinzelmann's Liebe. Ein Märchen in 70 Bildern. Hrsg. von Angelika Mintrop-Aengevelt. Jubiläums-Ausgabe zum 200. Geburtstag von Theodor Mintrop. Düsseldorf: Droste 2014.  - Text deutsch, englisch und russisch. - ISBN 978-3-7700-1537-5.

Literatur:
* Die Handzeichnungen des 19. Jahrhunderts. Düsseldorfer Malerschule. Bearb. von Ute Ricke-Immel. 2 Tle (Handzeichnungen, Bd. 3/1) Düsseldorf: Kunstmuseum 1980. Darin:
* Mammelitzken und die Heinzelmanken. Ein komisches Hausmärchen in Bildern, 1855 ff. Kat. Nr. 646 - Blatt 1-64; Abb. 815-877.
* König Heinzelmanns Liebe - ein Märchen, 1866, 1875 posthum erschienen. Kat. Nr. 647-715; Abb. 878-906.

Neuere Literatur:
* Gabriele Zangs: Theodor Mintrop. Monographie und Werksverzeichnis (Artificium - Schriften zu Kunst und Kunstvermittlung; 44) Oberhausen: ATHENA-Verlag 2013. ISBN 978-3-89896-534-7.
* Theodor Mintrop. Das Album für Minna (1855–1857). Nebst weiteren neuentdeckten Materialien. Hrsg. von Margaret A. Rose. Bielefeld:  Aisthesis-Verlag 2003. ISBN 3-89528-378-9.
* Theodor Mintrops Briefe an Anna Rose (1857 - 1869) mit Dokumenten und Bildern aus Bielefeld, Detmold und Düsseldorf. Zum 200. Geburtstag des Malers Theodor Mintrop (1814 - 1870) hrsg. und kommentiert von Margaret A. Rose. Bielefeld: Aisthesis-Verlag 2014. ISBN 978-3-8498-1028-3
* Margaret A. Rose: Theodor Mintrops komische Märchen in Bildern (1855-1866). Mammelitzken und die Heinzelmanken (1855-1860) & König Heinzelmanns Liebe (1866). Bielefeld: Aisthesis Verlag 2016. ISBN 978-3-8498-1148-8 - Kap. 6: Theodor Mintrops König Heinzelmanns Liebe, 1866. Zeichnungen mit Kommentar S. 100-169.

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Einen Überblick über die Märchen- und Sagenmotive
im Goethezeitportal finden sie hier.

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5. Notizen zu August Kopisch, Theodor Mintrop
und den Heinzelmännchen

August Kopisch, Bleistiftzeichnung von Josef Führich

August Kopisch
Bleistiftzeichnung von Josef Führich

Vorlage:
Paul Ortwin Rave: Das geistige Deutschland im Bildnis. Das Jahrhundert Goethes. Berlin: Verlag des Druckhauses Tempelhof 1949, S. 384.

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Kopisch, August, Dichter und Maler, geb. 26. Mai 1799 in Breslau, gest. 3. Febr. 1853 in Berlin, machte seine Kunststudien seit 1815 auf der Akademie in Prag, sodann in Wien, lebte von 1819–1822 in Dresden der Kunst, bis ihm ein Übel an der Hand ihre fernere Ausübung unmöglich machte, und ging sodann nach Italien, wo er sich in Rom und Neapel teils der Poesie, teils archäologischen Studien widmete. Durch seine Virtuosität im Schwimmen entdeckte er mit Ernst Fries die berühmte Blaue Grotte bei Capri (vgl. Kopisch' Schilderung »Entdeckung der Blauen Grotte auf der Insel Capri«). 1828 nach Deutschland zurückgekehrt, begab er sich nach Berlin, wo er 1838 den Titel Professor erhielt. Seit 1847 lebte er in Potsdam, mit einer Beschreibung der königlichen Schlösser in und bei Potsdam im Auftrag des Königs beschäftigt (hrsg. von Karl Bötticher, Berlin 1854). Seine Gemälde sind meist Skizzen.

In seinen originellen »Gedichten« (1836) wie in der weitern Sammlung »Allerlei Geister« (1842, 2. Ausg. 1852; aus beiden: »Auswahl für die Jugend«, 1903; illustrierte Ausg. 1904) bekundete er besonders im ergötzlichen Vortrag populärer Schwänke und Streiche naiven Humor und außerordentliche Sprachgewandtheit. Noch veröffentlichte er: »Agrumi«, eine Übersetzung volkstümlicher Poesien aus allen Mundarten Italiens (1838) und eine Übertragung von Dantes »Göttlicher Komödie« in reimlosen Versen (1840; 3. Aufl. 1882). Seine vortreffliche Novelle: »Ein Karnevalsfest auf Ischia« ist in Paul Heyses »Novellenschatz« abgedruckt. Seine »Gesammelten Werke« (1856, 5 Bde.) gab Karl Bötticher heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage 1905–1909. Berlin: Directmedia 2003 (Digitale Bibliothek; 100), S.106.935f. Redigiert.

Zu August Kopisch siehe auch den
* Eintrag in Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/August_Kopisch

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Die Beschreibung der Insel Capri - Wiederentdeckung der Blauen Grotte (1826) von August Kopisch finden Sie im Goethezeitportal: http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4103

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Leopold Kupelwieser, Bildnis August Kopisch, Bleistiftzeichnung

Leopold Kupelwieser: August Kopisch, 1818.
Bleistiftzeichnung.

Vorlage:
Hans Geller: Curiosa. Merkwürdige Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert.
Leipzig: E. A. Seemann 1955, S. 61.

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Theodor Mintrop

Vorlage:
König Heinzelmann's Liebe von Theodor Mintrop. Ein Märchen in 70 Bildern. Des Künstlers eigene Liebe. Text und Aphorismen von Betty Lucas. Poetisch eingeleitet von Emil Rittershaus. Original-Zeichnungen in Lichtdruck ausgeführt. Dresden: Verlag von H. Reinhardt 1875. Faksimileausgabe mit Begleittexten, arrangiert durch Hubert Göbels. Bottrop, Essen: Peter Pomp 1997. ISBN 3-89355-157-3 - Detail der Titelseite.

***

Mintrop, Theodor, Maler, geb. 7. April 1814 auf dem Gut Barkhofen bei Werden an der Ruhr, gest. 30. Juni 1870 in Düsseldorf, war ursprünglich Landmann, beschäftigte sich jedoch nebenbei mit Zeichnen und Malen. Der Genremaler Eduard Geselschap bestimmte ihn 1844, sich ganz der Kunst zu widmen. Mintrop ging nach Düsseldorf und wurde Schüler der Akademie unter Karl Ferdinand Sohn und Friedrich Wilhelm Schadow. Seine großen Ölgemälde: Maria mit Jesus und Johannes (1852) und Maria mit St. Ludgerus und St. Benedictus (Altarbild für die Kirche in Werden, 1856–59) zeigten bereits eine harmonische Wirkung. Größern Erfolg hatte er aber mit seinen trefflich komponierten und phantasievollen Zeichnungen, deren er eine große Menge schuf. Davon sind hervorzuheben: das Engelständchen, Einzug Christi und Christus mit Johannes, von Engeln umringt (1852), das fruchtbare Jahr, das Kinderbacchanal, der großartig gedachte und sinnig ausgeführte Christbaum, die edel und würdig aufgefasste Bergpredigt (1861, großer Karton), die Darstellungen der Passion in Aquarell und das phantastisch-poetische Märchen vom König Heinzelmann in 60 Blättern. Bald folgten größere dekorative Aufträge, wie der Fries: die Jahreszeiten in Kindergestalten (1863), der Fries: Handel und Industrie, und das Deckengemälde: die vier Elemente. Mintrops letztes Staffeleibild war eine symbolische Darstellung, die Maibowle, auf Goldgrund.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage 1905–1909. Berlin: Directmedia 2003 (Digitale Bibliothek; 100), S.130.977 f. Redigiert.

Weblinks:
* Bund, „Mintrop, Theodor“, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 21, 1885, S. 769-771 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118734113.html?anchor=adb
* Eintrag "Theodor Mintrop" in Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Mintrop

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Heinzelmännchen

Hausgeister (Heinzelmännchen, Wolterkens), den Manen, Laren und Penaten der Römer verwandte dämonische Wesen, meist als  Kobolde bezeichnet. In Gestalt, Tracht und Aussehen kommen sie Elfen und Zwergen gleich; die Sage legt ihnen gern rotes Haar oder Bart bei, ein spitzer, roter Hut mangelt selten, daher der Name Hödeken (Hütchen). Die Heinzelmännchen können sich unsichtbar machen, haben gefeite Schuhe, wohnen gern in Stall, Scheune oder Keller des Menschen. Gut behandelt, bringen sie Glück, spinnen nachts ganze Spindeln voll, helfen Knechten und Mägden unsichtbar in Stall und Küche sowie bei der Ernte. Vergisst man aber, ihnen Milch hinzusetzen, oder erzürnt sie, so werden sie tückisch, tragen das Korn vom Fruchthaufen fort, necken die Hausbewohner und rächen sich durch allerlei Unfug. Das »Koboldlachen« ertönt dann meist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage 1905–1909. Berlin: Directmedia 2003 (Digitale Bibliothek; 100), S. 81140.

Literatur:
* Leander Petzoldt: Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister (beck'sche reihe) 4. Aufl. München: C.H. Beck 2013, S. 95 f. ISBN 978-3-406-65086-4

Zu den Heinzelmännchen vgl. auch den
* Eintrag in Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinzelmännchen

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6. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

Alle Bildvorlagen entstammen, sofern nicht anders vermerkt, einer privaten Sammlung. Soweit es Rechte des Goethezeitportals betrifft, gilt: Die private Nutzung und die nichtkommerzielle Nutzung zu bildenden, künstlerischen, kulturellen und wissenschaftlichen Zwecken ist gestattet, sofern Quelle (Goethezeitportal) und URL (http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6680) angegeben werden. Die kommerzielle Nutzung oder die Nutzung im Zusammenhang kommerzieller Zwecke (z.B. zur Illustration oder Werbung) ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Verfasser gestattet.

Für die Detailaufnahmen des Heinzelmännchenbrunnens in Köln gelten die dort angegebenen Lizenzbestimmungen.

Von den Detailaufnahmen des Heinzelmännchenbrunnens abgesehen, ist dem Goethezeitportal kein weiterer Urheberrechtsinhaber bekannt; ggf. bitten wir um Nachricht.

Kontaktanschrift:

Prof. Dr. Georg Jäger
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Deutsche Philologie
Schellingstr. 3
80799 München

E-Mail: georg.jaeger07@googlemail.com

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