goethe


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Stand: Dezember 2015

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Wilhelm Busch
Prosit Neujahr!

Da steht und kräht er.
Vielleicht gerät er.

Das alte Jahr gar schnell entwich.
Es konnt sich kaum gedulden
Und ließ mit Freuden hinter sich
Den dicken Sack voll Schulden.

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Johann Wolfgang von Goethe

Neujahrslied
(1768)

Wer kömmt! Wer kauft von meiner Waar'!
Devisen auf das neue Jahr,
Für alle Stände.
Und fehlt auch einer hie und da,
Ein einz'ger Handschuh paßt sich ja
An zwanzig Hände.

   
Du Jugend, die du tändelnd liebst,
Ein Küßgen um ein Küßgen giebst,
Unschuldig heiter.
Jetzt lebst du noch ein wenig dumm;
Geh nur erst dieses Jahr herum,
So bist du weiter.
   
Die ihr schon Amors Wege kennt
Und schon ein bißgen lichter brennt,
Ihr macht mir bange.
Zum Ernst, ihr Kinder, von dem Spaas!
Das Jahr! zur höchsten Noth noch das,
Sonst währt's zu lange.
   
Du junger Mann, du junge Frau,
Lebt nicht zu treu, nicht zu genau
In enger Ehe.
Die Eifersucht quält manches Haus
Und trägt am Ende doch nicht aus
Als doppelt Wehe.
   
Der Wittwer wünscht in seiner Noth
Zur seelgen Frau, durch schnellen Tod
Geführt zu werden.
Du guter Mann, nicht so verzagt!
Das, was dir fehlt, das, was dich plagt,
Find'st du auf Erden.
   
Ihr, die ihr Misogyne heißt,
Der Wein heb' euern großen Geist
Beständig höher.
Zwar Wein beschwöret oft den Kopf,
Doch der thut manchem Ehetropf,
Wohl zehnmal weher.
   
Der Himmel geb zur Frühlingszeit,
Mir manches Lied voll Munterkeit,
Und Euch gefall' es.
Ihr lieben Mädgen singt sie mit,
Dann ist mein Wunsch am letzten Schritt,
Dann hab' ich alles.

"Das Gedicht ist in mehreren Fassungen überliefert. Goethe hat es auf einem gedruckten Blatt zu Neujahr 1769 an Freunde versandt, in Nachahmung der Bänkelsänger-Blätter." Erschienen in Goethes erster gedruckter Gedichtsammlung »Neue Lieder in Melodien gesetzt von Bernhard Theodor Breitkopf, Leipzig 1770. – Hier nach: Der junge Goethe in seiner Zeit. Texte und Kontexte. In zwei Bänden und einer CD-ROM. Hrsg. von Karl Eibl, Fotis Jannidis und Marianne Willems (insel taschenbuch; 2100) Bd.2. Frankfurt a.M.: Insel 1998, S. 74f. und Kommentar S.498.

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Prosit Neujahr! Verso: 2015. Postkarte. Gelaufen. Poststempel 1907 (?).

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Frau Rat Goethe (Frau Anja)
an Louise von Göchhausen

(Hofdame von Herzogin Anna Amalia)

Anfang Januar 1779

Dein guter Wunsch auf grün papier
Hat mir gemacht sehr viel pläsir,
Im Verse machen habe nicht viel gethan
Das sieht mann diesen Warlich an
Doch hab ich gebohren ein Knäbelein schön
Das thut das alles gar trefflich verstehn
Schreibt Puppenspiele kutterbunt
Tausend Allexandriner in einer Stund
Doch da derselbe zu dieser frist
Geheimdter Legations Rath in Weimar ist
So kan Er bey bewandten sachen
keine Verse vor Frau Aja machen
Sonst solldest du wohl was bessers kriegen
jetzt mußt du dich hieran begnügen
Es mag also dabey verbleiben
Ich will meinen Danck in prosa schreiben

"Die Frau Rat wußte, dass es bei ihr mit der Rechtschreibung haperte. »Es lag am Schulmeister«, sagte sie und schrieb, wie sie sprach oder wie sie sich die Schreibweise dachte." Johann Caspar Goethe, Cornelia Goethe, Catharina Elisabeth Goethe: Briefe aus dem Elternhaus. Erweiterte Frankfurter Ausgabe. Hrsg. und mit drei Essays eingeleitet von Ernst Beutler (insel taschenbuch; 1850) Frankfurt a.M.: Insel 1997, S.291. Verse S. 435.

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Oben: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Jahr. [Abgebildet ein Telegramm mit folgendem Text: "Theilen Ihnen hierdurch mit, daß Ihre Nummer der Lotterie mit dem großen Los gezogen, die Lotterie." Gelaufen. Poststempel 1913. Prägedruck. Handschriftlich: "Solch ein Telegramm wünsche ich Euch zum neuen Jahr!"

Mitte: Ein Frohes Neujahr. Verso: Postkarte. Gelaufen. Poststempel 1908. Prägedruck.

Unten: Viel Glück im Neuen Jahre! Verso: S.V.D. [Sächsische Verlagsanstalt, Dresden] Serie 3417/2. Gelaufen. Poststempel unleserlich.

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Sterndreherlied

(Des Knaben Wunderhorn)

Wir reisen auf das Feld in eine Sonne,
Des freuet sich die englische Schar,
Wir wünschen euch allen ein glückselig Neujahr.
   
Wir wünschen dem Herren einen goldnen Hut,
Er trinkt keinen Wein, denn er sei gut;
Des freuet sich usw.
   
Wir wünschen dem Herrn einen tiefen Bronnen,
So ist ihm niemals sein Glück zerronnen;
Des freuet sich usw.
   
Wir wünschen dem Herrn einen goldnen Mutzen,
Er läßt sich auch von keinem trutzen;
Des freuet sich usw.
   
Wir wünschen dem Herrn einen goldnen Tisch,
Auf jeder Eck einen gebacknen Fisch;
Des freuet sich usw.
   
Wir wünschen der Frau einen goldenen Rock,
Sie geht daher als wie eine Dock;
Des freuet sich usw.
   
Wir wünschen dem Sohn eine Feder in die Hand,
Damit soll er schreiben durchs ganze Land;
Des freuet sich usw.
   
Wir wünschen der Tochter ein Rädelein,
Damit soll sie spinnen ein Fädelein;
Des freuet sich usw.
   
Wir wünschen der Magd einen Besen in die Hand,
Damit soll sie kehren die Spinnen von der Wand;
Des freuet sich usw.
   
Wir wünschen dem Knecht eine Peitsch in die Hand,
Damit soll er fahren durchs ganze Land;
Des freuet sich usw.

Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, gesammelt von L. Achim von Arnim u. Clemens Brentano. Stuttgart, Hamburg: Deutscher Bücherbund o.J., S. 807f.

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Über den Brauch der Sterndreher in der Mark wird berichtet: "Zwischen Weihnachten und Neujahr, oder auch bis zum Tage der heiligen drei Könige ziehen an vielen Orten der Mark die sogenannten Sterndreher oder Sternkucker umher. Es sind drei mit Papierkronen geschmückte Knaben, die weiße Hemden übergeworfen haben; einer hat sein Gesicht geschwärzt, ein andrer trägt einen in einem großen Reifen angebrachten Stern, der fortwährend gedreht wird."

Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen (1843). Zit.n. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S. 329.534 ff. mit den dabei gesungenen Versen.

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Oben: Prosit Neujahr. Signet: EAS im Herz [E. A. Schwerdtfeger & Co. AG. Berlin] Verso: Printed in Germany. Gelaufen. Poststempel unleserlich. Prägedruck.

Unten: Viel Glück zum Neuen Jahre. Rechts unten: 792. Verso: Printed in Germany. Gelaufen. Poststempel 1909. Prägedruck.

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Oben: Die besten Glückwünsche zum Neuen Jahre. Gelaufen. Poststempel unleserlich. Prägedruck.

Unten: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Jahre. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1927.

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Wunsch am Neuen Jahre 1800
Für den General und die Generalin von Zenge

Sieben glücklicher Kinder glückliche Eltern! Das nenn ich
Doch noch ein Glück, an das, wahrlich, kein Neujahrswunsch reicht!
Soll ich euch doch etwas wünschen, so sei es dies einzige: es finde
Euch ein Neujahr zu wünschen niemals ein Dichter den Stoff.


Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. von Helmut Sembdner.
Bd. 1. München: Carl Hanser 1985, S. 44.

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Boldog ujétvet!
Signet: NPG ligiert [Neue Photographische Gesellschaft AG, Berlin-Steglitz] 3747.
Gelaufen. Poststempel unleserlich. Feldpost.

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Theodor Fontane

An Lischen
(Silvester 1860)

Habe ein heitres, fröhliches Herz
Januar, Februar und März,
Sei immer mit dabei
In April und Mai,
Kreische vor Lust
In Juni, Juli und August,
Habe Verehrer, Freunde und Lober
In September und Oktober
Und bleibe meine gute Schwester
Bis zum Dezember und nächstem Sylvester.

Theodor Fontane: Sämtliche Romane, Erzählungen, Gedichte, Nachgelassenes. Hrsg. von Walter Keitel u. Helmuth Nürnberger. Bd.6. Darmstadt 1978, S. 872.

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Oben: Allo! Allot! .. Bonne année! Beschrieben, aber nicht gelaufen.

Mitte: Feliz Año Nuevo. Beschrieben u. datiert 1907. Nicht gelaufen.

Unten: Gloedelig Jul! Signatur im Bild. V.P. Kbhvn No.111. Verso: Julekort fra Århundredskiftet. Reproduuceret af Ballermann &: Son, Norresundby, med tilladelse af Det kgl. Bibliotek. Nicht gelaufen.


Neujahrsessen im Oldenburgischen

Der Neujahrsabend wird im ganzen Lande mit reichlichem Essen gefeiert. An vielen Orten ist er der Dickbuuksabend [...]. In den Bauernhäusern des Butjadingerlandes wird dem Gesinde Milch und Reis oder Milch mit Zwieback als Vorspeise gereicht, dann folgen als Hauptspeise Nulken mit Kartoffeln. Im Jeverlande gibt es satt Speck und Fleisch. Im Wüstenlande heißt der Abend Stippabend; sämtliche Hausbewohner sitzen auf Stühlen um das Herdfeuer, jeder einen Teller mit Fettbrühe, Fleisch, Speck und Mettwurst auf dem Schoße, tunken (stippen) Brot in die Brühe, und essen sich am fettgetränkten Brote und den Fleischspeisen tüchtig satt; die Sitte ist im Verschwinden.

Im Münsterlande ist das Leibgericht grüne Vietsbohnen mit Mettwurst. Ehedem ragte aus der Kumme, woraus die Essenden ihren Bedarf auf die Schüsseln legten, ein Schweineschwanz hervor. Im Jeverlande geben die Wirte ihren Gästen Waffelkuchen, Neujahrskuchen und Bambaisches zum besten.

Überall auf dem Lande backt man zu Neujahr besondere Roll- oder Krullkuchen in dünnen eisernen Formen; sobald dieselben aus der Form kommen, werden sie aufgerollt. Mitunter sind den Formen Figuren eingepreßt, als Mond, Sterne, Lilien u. dgl. Im Saterlande haben die Kucheneisen auf der einen Seite ein Pferd, zuweilen mit einem Reiter in weitem Mantel. Hat das germanische Sommerfest auch die runde Form der Neujahrskuchen veranlaßt? Am Neujahrstage selbst wird in vielen Häusern des Jeverlandes Kohl gegessen. Auch im Kreise Berssenbrück bildet Kohl mit Mettwurst am Sylvesterabend das Festgericht.

Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg (1867). Zit.n. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S. 527.395 f.

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Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild.

Gelukkig Nieuwjaar. Im Bild signiert: Willy Schermele. Verso: Copyright en ontwerp Willy Schermelé. Nicht gelaufen.

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Wilhelm Busch

Prosit Neujahr!


Geld lasst von Herzen allen uns gönnen,
So viel die Esel nur tragen können.


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