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Goethes Italienische Reise, Rom 

Jutta Assel | Georg Jäger

Tivoli in Druckgraphiken

Stand: Dezember 2018
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Th. Gsell Fels: Rom und die Campagna.
4. Aufl. Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut 1895.

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Erläuterungen zu Tivoli und seinen Sehenswürdigkeiten mit Zitaten Goethes und anderer Italienreisender sowie Ansichten auf Postkarten finden Sie unter der URL: http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2289.

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Gliederung

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1. Einführung

Ansichten von Altertümern, Orten und Landschaften wurden vor der Durchsetzung der Fotografie in Zeichnungen und Malereien festgehalten und durch Reproduktionsgraphiken (Kupferstich, Radierung, Lithographie) vervielfältigt. Mit Hilfe solcher Abbildungen bereitete man sich auf die Reise vor und hatte von den Sehenswürdigkeiten, bevor man sie noch gesehen hatte, bereits ein Bild im Kopf. Während der Reise erwarb man solche Bilder als Souvenir oder zur Erinnerung, bewahrte sie zuhause in Mappen auf und hing sie auch auf. Zur Befriedigung der Nachfrage entstand im Zuge des Tourismus im 18. Jahrhundert eine eigene graphische Industrie mit bildenden Künstlern, die die Vorlagen lieferten, Reproduktionskünstlern, Druckern und Verlegern.

Veduten (italienisch "veduta", Gesehenes) bilden ihren Gegenstand zwar in portraithafter Treue ab, stilisieren ihn aber zu einer effektvollen Komposition durch die Wahl des Ausschnitts, den Blickpunkt, Hell-Dunkel-Kontraste und Schattenwirkungen sowie die das Bild belebende Staffage aus Menschen und Tieren. Dabei kommt Staffagefiguren auch die Aufgabe zu, die Größenverhältnisse zu verdeutlichen. Aus kompositorischen Rücksichten und zum Zweck der Idealisierung wurden auch Veränderungen an der realen Vorlage vorgenommen. Zur Erzielung einer photographischen Treue wurde von Vedutenmalern die camera obscura eingesetzt, so von dem bekanntesten Vedutenmaler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto (1722-1780).

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2. Druckgraphiken

Tempio della Sibilla Tiburtina

Anonym. – Radierung. Höhe 10,5; Breite 13,1 cm.

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Tivoli. View seen from the Temple of Vesta

Drawn by E. F. Batty. – Lithographie. Höhe 12,8; Breite 20,7 cm. Die Maßangaben beziehen sich auf die Kupferplatte bzw. den Stein. – Der sog. Sibyllen-Tempel wurde auch der Vesta zugeschrieben. Beeindruckend ist "der wundersame Gegensatz, den sein reizendes, vom Sonnenlicht frei durchzogenes, ruhig ernstes Säulenrund zur wilden, tosenden Naturgewalt im Abgrund bildet, aus welchem Gischt und Dampf an den gezackten dunkeln Felswänden bis zu den grünen Büschen und Bäumen emporwirbeln." (Th. Gsell Fels: Rom und die Campagna. 4. Aufl. Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut 1895 [Meyers Reisebücher], S. 1067) – Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736-1800) bezeichnete den Sibyllentempel als einen der "elegantesten Reste des Altertums" und nahm ihn zum Vorbild für den Venustempel (1793/94) im Wörlitzer Park. Dieser Monopteros ist einer der ersten Rundtempel seiner Art in Deutschland. (Marie-Luise Harksen: Erdmannsdorff und seine Bauten in Wörlitz. Hg.: Staatl. Schlösser u. Gärten Wörlitz, Oranienbaum und Luisium 1975, S. 52.)

Elizabeth Frances Batty. Veröffentlichte: Italian scenery. From drawings made in 1817 by Miss Batty. London: Rodwell & Martin 1820, 60 Tafeln. Lebensdaten nicht ermittelt.

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Tempy della Sivilla et di Vesta á Tivoli

A. C. Dies f[ecit] Romae 1793. – Radierung. Höhe 34,3; Breite 26 cm. – Der Sibyllen- oder Vestatempel bestand aus einem äußeren Kreis von 18 Säulen um eine kuppelgewölbte, runde Cella. "Über künstlichen Grundbauten, die den Tempel um der herrlichen malerischen Wirkung willen an den äußersten Felsrand zu stellen erlauben, erhebt sich ein einfacher Unterbau, auf dem sich die schlanken, edlen Säulen mit ihren überaus schönen eigenartigen, scharf gezackten Kapitälblattringen sehr gut ausnehmen." (Gsell Fels, Sp. 1067) Auf der Terrasse neben und vor dem Tempel, von der aus die Wasserfälle zu sehen sind, befinden sich zwei Betrachter. Neben dem Sibyllen-Tempel steht auf der rechten Seite der sog. Tiburtus-Tempel, ein längliches Viereck mit einfacher Cella, ionischen Säulen auf der Vorderseite und ionischen Halbsäulen auf der Längs- und Rückseite. Auf der linken Seite sieht man den Gasthof, dessen Hof bis zum Tempel reicht. Links unten im Bild sitzt ein Künstler, der den Wasserfall zeichnet.

Albert Christoph Dies, Maler und Kupferstecher, geb. 1755 in Hannover, gest. 1822 in Wien.
     Dies arbeitete zuerst als Lehrling bei einem gewöhnlichen Maler drei Jahre lang, studierte dann mit einer kleinen Unterstützung seiner Regierung in Düsseldorf, ging 1775 nach Mannheim und von da auf eigene Faust über Basel nach Rom. Dort warf er sich auf die Landschaftsmalerei und schlug sich mühsam durch, zweitweilig durch Piranesi und den Kunstfreund Lord Bristol gefördert, sowie einige Jahre lang für Volpatos Vedutengeschäft mit dem Aquarellieren von Umrißstichen beschäftigt. Daneben studierte er die Natur im Albanergebirge, Tivoli und auf zwei Reisen nach Neapel. 1792 bis 1796 war er zusammen mit Johann Christian Reinhart und Jakob Wilhelm Mechau für den Nürnberger Verleger und Kunsthändler Johann Friedrich Frauenholz mit Landschaftsradierungen aus der römischen Gegend beschäftigt ("Mahlerisch radirte Prospecte von Italien", 72 Radierungen, 1792-1798) In den letzten 10 Jahren seines römischen Aufenthalts wohnte er mit dem Archäologen Friedrich Hirt zusammen, wurde durch diesen mit Goethe bekannt, dem er im Sommer 1787 eine seiner Landschaftszeichnungen kolorierte. Ende Mai 1796 verließ er Rom mit einem dortigen Mädchen, welches er im Juli zu Salzburg heiratete.
     Nachdem er dort einige Landschaften für den Erzbischof gemalt hatte, ließ Dies sich 1797 in Wien nieder, wo er sich neben der Malerei (er war Lehrer der Landschaftsmalerei an der k.k. Akademie) auch literarisch und musikalisch betätigte, um so mehr als die Nachwirkungen einer Bleizuckervergiftung, die er sich schon in Rom zugezogen hatte, ihn durch Lähmung in der Ausübung seiner Kunst behinderte. Dies war zuletzt Galeriedirektor des Fürsten Esterházy. (Friedrich Noack, Thieme / Becker, Bd. 9, 1913. Gekürzt u. redigiert.)

"In diesen Landschaftsdarstellungen beschäftigen sich deutsche Künstler erstmals vornehmlich mit dem Ziel, >malerische und nicht behandelte Gegenstände zu wählen<. Deshalb sind nur 16 Blätter der Stadt Rom und ihrer unmittelbaren Umgebung gewidmet. Die übrigen 56 Ansichten zeigen zwar auch touristisch zu jener Zeit bereits erschlossene Orte wie Tivoli, doch überwiegend damals noch unbekannte Landschaften wie die Castelli Romani am Albaner See, Darstellungen von Subiaco, Terni und Civita Castellana oder die pittoresken Schluchten in der Umgebung von Tivoli und Subiaco. Neben der topographischen Aufnahme hatte die intensiv studierte Naturaufnahme einen hohen Stellenwert für die drei beteiligten Künstler. Sie widmeten sich sehr genau der korrekten Wiedergabe der Pflanzen, der Gesteinsformationen und den unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen. Dies entsprach dem damals aktuellen wissenschaftlichen Interesse an Botanik, Geologie und Meteorologie. Besonders den, fast immer an zentraler Stelle der Kompositionen postierten, Bäumen galt die Aufmerksamkeit, wobei hier den mitteleuropäischen Arten der Vorzug gegeben wurde gegenüber den in Italien ebenfalls heimischen Pinien." Quelle: "Mahlerisch radirte Prospecte von Italien" Italienbilder von Reinhart, Mechau und Dies, Ausstellung der Hamburger Kunsthalle, 2. Juni bis 20. August 2006. Kuratoren: Dr. Peter Prange und Dr. Andreas Stolzenburg. URL: www.hamburger-kunsthalle.de/archiv/seiten/radirte.html.

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[Im Stein bezeichnet:] Lindemann-Frommel, Tivoli 9. Sept[ember] 1845. – Kreidelithographie auf dünnem Velinpapier, Probeabdruck.

Lindemann-Frommel, Karl, Landschaftsmaler, Kupferstecher und Lithograph. Geb. 19.08.1819 (Markirch (Elsaß), gest. 16.05.1891 Rom. Adoptivsohn u. Schüler von C. L. Frommel. Jugendjahre in Karlsruhe, studierte auch in München (bei Rottmann) u. in Paris. 1845/49 u. seit 1856 in Rom ansässig. Graphik: Skizzen aus Rom und Umgebung, 8 Hefte, in Ton- und Farbendruck. Neue Ausg. Stuttgart 1855. (Thieme / Becker) - Vgl. Peter K. W. Freude: Karl Lindemann-Frommel (1819-1891). Ein Malerleben in Rom. Monographie mit Werkverzeichnis seines graphischen und malerischen Schaffens. 2. überarbeitete Aufl. Murnau am Staffelsee: P. Freude 1997. ISBN 3-00-001140-4

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Grotte de Neptune, à Tivoli

[Ohne Künstlerangabe] A Paris, chez Tessari et Cie. Rue du Cloître Notre-Dame, No. 4. Déposé. – Kupferstich. Höhe 26,2; Breite 19,8 cm. – Von der Neptunsgrotte aus bietet sich " eine überraschende Schau auf den oberen Sturz des rechten Falls und seines Ursprungsarms" (Gsell Fels, Sp. 1067) Staffage mit Fischer, drei Frauen und Kind.

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Grotta volgarmente detta di Nettuno a Tivoli

G. Cottafavi dis. ed incise. Presso L'Autore. – Kolorierter Kupferstich. Höhe 17,5; Breite 24,5 cm. – Manche Vedutenmaler besaßen, wie auch der deutsche Kupferstecher Wilhelm Friedrich Gmelin (1760-1820), eine eigene Druckwerkstatt. – Zwei Staffagefiguren verdeutlichen die Größenverhältnisse.

Gaetano Cottafavi, Kupferstecher, tätig in Rom, lieferte eine Reihe römischer Veduten (Raccolta delle principali vedute di Roma e suoi contorni. Rome: Tommaso Cuccioni 1837, hier abgebildet die 28. Tafel)) sowie die Tafeln zu Erasmo Pistolesi "Descrizione di Roma", 1841. (Thieme / Becker. Ergänzt.)

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Villa Mecenate

A. C. Dies f[ecit] Romae 1794. – Radierung. Höhe 34,2; Breite 25,3 cm. – Es handelt sich um "die malerischen kleinern Wasserfälle >le Cascatelle<, die von einem vom Hauptstrom abgezweigten Anio-Arm … gebildet werden; die ersten mit zwei Fällen, die zweiten bei der Villa des Mäcenas in das Thal 30 m hoch niederströmend. Wie kleine Schneelawinen rollen sie über die gras- und baumreichen Felsen." (Gsell Fels, Sp. 1070) Staffagefigur mit lasttragendem Esel.

"Cajus Cilinus Mäcenas, ein Römischer Ritter aus einem vornehmen Geschlecht in Etrurien, und erklärter Günstling des Kaisers August. Weil dieser Mann ein warmer Freund der Künste und Wissenschaften war, und jeden, der darin etwas Vorzügliches leistete, willig und gern bei sich aufnahm, zu seiner immer reichlich besetzten Tafel zog und wohl gelegentlich dem Kaiser selbst anempfohl; so hat man nachher jeden Gönner der Wissenschaften nicht selten mit dem Namen eines Mäcenas bezeichnet.
     Es war nicht zu verwundern, daß Mäcenas den schönen Geistern seiner Zeit einen so rühmlichen Schutz angedeihen ließ; denn er lebte in einem sehr glänzenden Privatstande, und besaß solche ansehnliche Reichthümer, daß die Geschenke, die er den Freunden der Musen machte, in Vergleichung mit seinen übrigen Schätzen, immer noch sehr gering erscheinen. August bediente sich seines Raths bei allen wichtigen Angelegenheiten, und durfte es sich nie gereuen lassen, ihn zu seinem Vertrauten gewählt zu haben; denn er besaß einen hellen und geprüften Beobachtungsgeist, und konnte, da er von der unmittelbaren Theilnahme an den öffentlichen Geschäften gänzlich entfernt war, dem Kaiser am besten die Wahrheit sagen. Daß er als Günstling eines unumschränkten Herrschers rechtschaffen blieb und niemanden zu schaden suchte, verdient alle Achtung, und entschuldigt gewisser Maßen den großen Hang zur Weichlichkeit und sinnlichen Vergnügungen, den einige alte Schriftsteller mit Recht an ihm getadelt haben.
     Mäcenas hatte eine prächtige Villa zu Tivoli unweit Rom, deren Ruinen noch kürzlich die Bewunderung jedes Reisenden erregten; allein durch den Einfall des Römischen Hofes (welcher jedoch verunglückte), auf denselben ein Stückgießerei anzulegen, sind diese herrlichen Ueberreste i. J. 1796 zerstört worden. Indeß hat uns ein bekannter Deutscher Künstler zu Rom, Friedrich Gmelin, das Andenken derselben durch zwei treffliche Zeichnungen erhalten, die auch in Kupfer gestochen in der Frauenholzischen Kunsthandlung zu Nürnberg herausgekommen sind." (Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch, 1809-1811; Artikel Cajus Cilinus Mäcenas, Bd. 3, S. 12. Digitale Bibliothek 131, S. 2781.)

Albert Christoph Dies, s.o.

Hendrik Voogd, Blick in das Innere der Villa Mecenate in Tivoli, 1793
Feder und Tuschpinsel in Sepia. Höhe 26; Breite 40,3 cm. Ausriss.
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Hendrik Voogd (Amsterdam 1768 - 1839 Rom)  kam 1788 nach Rom. Er verkehrte im Kreis der Deutsch-Römer; Johann Christian Reinhart wurde sein Freund. Geschätzt wurde er u.a. von Wilhelm von Humboldt und Carl Ludwig Fernow.

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Halle im obern Stocke der Villa des Maecenas zu Tivoli

Nach der Natur gezeichnet und gestochen v. W. F. Gmelin in Rom. [1]796. – Radierung. Höhe 38; Breite 54,5 cm.

Gmelin, Wilhelm Friedrich, geb. 1745 zu Badenweiler im Breisgau, geschickter Kupferstecher; er starb 1821 in Rom u. ist Erfinder einer Maschine für Kupferstecher. (Pierer's Universal-Lexikon. 4. Aufl. 1857-1865. DVD-ROM-Ausgabe. Neusatz u. Faksimile. Berlin: Directmedia 2005 [Digitale Bibliothek; 115]. Bd. 7, S. 426; Neusatz S. 89881 f.)

James Forbes (1749-1819):
Die Große Halle in der Villa des Maecenas in Tivoli (1796).
Aquarell über schwarzer Kreide.
Höhe 20,2; Breite 27,3 cm.
Quelle: Bassenge. Versteigerungskatalog:
Zeichnungen des 16.-18. Jahrhunderts, 2018. Ausriss.

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Piano inferiore della Villa di Cassio

A. C. Dies f[ecit] Romae 1793. Ruderi, esistenti a Tivoli del Piano inferiore della Villa di Cassio. – Radierung, Frühdruck. Höhe 28; Breite 37,9 cm.

Albert Christoph Dies, s.o.

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Cascatella di Tivoli

A. C. Dies pinx[it] et incid. Romae 1792. – Radierung. Höhe 24,8; Breite 35,5 cm. – Ein Paar als Staffage; dem auf einer Mandoline spielenden Mann hört eine auf einem Esel reitende, ihm zugewandte Frau zu.

Albert Christoph Dies, s.o.

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Gegend von Tivoli bei Rom

Ölgemälde von G. Koebel. Steinzeichnung von F. Würthle. Verlag der K. B. priv. Kunstanstalt v. Piloty & Loehle in München. Mit gesetzl. Schutze gegen Nachbildung. Prägestempel: Piloty & Loehle München. Aus dem König-Ludwigs-Album. – Lithographie. Höhe 23; Breite 26 cm. (ohne Rahmendruck).

Koebel, Georg, geb. 1807 in Worms, gest. 1894 in Fürstenfeldbruck, Oberbayern. War anfangs Kaufmann, besuchte dann die Akademie in Dresden und München, lebte krankheitshalber einige Zeit am Gardasee und war 1836/39 in Rom (Mitglied der Ponte Molle-Gesellschaft), wo er sich der Richtung K. Markós anschloß. Seit 1840 in München ansässig, beschickte er seitdem die Ausstellungen des Münchner und des Mainzer Kunstvereins mit Landschaften, deren Motive er Oberbayern, dem Rheintal und Italien entnahm. Nach ihm lithographierte F. Würthle. (Thieme / Becker, gekürzt.)

Würthle, Friedrich, geb. 1820 in Konstanz, Landschaftsmaler, Radierer und Stahlstecher. Studierte in Karlsruhe bei C. L. Frommel, seit 1840 in München. Seit 1860 Landschaftsphotograph in Salzburg. Illustrationen für das Werk: Das Königreich Bayern in seinen alterthümlichen, geschichtlichen, artistischen und malerischen Schönheiten, 1840 ff. Stahlstiche mit Rheinansichten, Ansichten von Tirol u.a. (Thieme / Becker, gekürzt.)

Piloty, Ferdinand, geb. 1786 in Homburg, Lithograph und Verleger; st. 1844 in München. Daselbst gab er 1808–1815 mit Strixner eine Reihenfolge von 432 Lithographien nach Handzeichnungen alter Meister heraus, 1815 ein lithographisches Werk von den Gallerien in München u. Schleißheim, später ein gleiches von der Leuchtenbergischen, u. war seit 1836 in Verbindung mit Löhle an einem neuen Galleriewerk von der Pinakothek [und später als Herausgeber des König-Ludwig-Albums] thätig.(Pierer's Universal-Lexikon, 4. Aufl. 1857-1865; Bd. 13, S. 136; Digitale Bibliothek 115, S. 167360; redigiert.)

Das König-Ludwig-Album enthält Arbeiten von zahlreichen Künstlern und wurde dem 1848 abgedankten König Ludwig I. während der Feierlichkeiten bei der Enthüllung der Bavaria am 9. Oktober 1850 als Dank für seine Förderung der Künste in Bayern überreicht.

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Tivoli, Villa (H)Adriana

Anonym. – Lithographie. Höhe 14,5; Breite 20,2 cm. – Mondbeleuchtung. Mit Staffagefiguren, darunter drei Mönche im Gespräch. Zur Villa (H)Adriana vgl. ausführlich "Tivoli in alten Ansichten", Kap. 1.4. URL: http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=rom_tivoli.

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3. Johann Gottfried Herder an seinen Sohn Gottfried

"Die Stadt [Tivoli] ist ein Bettelnest, wie alle kleine Städte im Kirchenstaate, u. die Straße dahin ist wie alle Gegenden um Rom wüste und öde. Aber die Natur hat alle menschliche Faulheit nicht zerstören können; sie ist noch dieselbe wie sie in Horaz Oden u. in der Römischen Geschichte gemalt ist. Hier war die Villa des Mäcens; sie steht in den Ruinen des untern Stockwerks u. der unterirdischen Gewölbe noch prächtig da; das stolze hohe Haus aber, die Superba alta domus Maecenatis ist verschwunden. Sie sah weit vor sich; stand aber noch mehr da um gesehn zu werden, u. muß über alles, was wir jetzt machen, schön u. prächtig gewesen (sein); jetzt aber stehn Weinreben auf ihr; es wachsen über Stangen die großen schwarzen Trauben Pergolese. An der andern Ecke des Bergs, wo jetzt die Villa d'Este ist, u. im Garten 300jährige hohe Zypressen stehen, auch die Königin der Fontainen, wie sie Michael Angelo nannte, ihr Wasser ausgießt, war die Villa des Cäsars, die nachher Sallustius kaufte.
      Alles dies aber was die Vorderseite gegen Rom zeigt, ist nichts gegen das, was das hintere Tal verbirgt; der sanftschleichende Anio glaubt nicht, daß in wenigen Schritten ihm soviel Kampf und Sturz von der Natur bereitet worden. Wunderbar sind die Grotten, durch die er stürzt, der praeceps Anio des Horaz, und schön ist der Anblick, den er gibt, wenn mit Regenbogenfarben die Sonne auf ihm spielt. Ich habe 2 schöne Tage, dieses Schauspiel der Natur zu sehen, bin beide Tage in der besten Stunde bis zur innersten Grotte Neptuns hinuntergestiegen u. habe in der Silberwolke des aufstäubenden Wassers mit dem sanften Entsetzen, welches die Alten Begeisterung der Nymphen nannten, gestanden.
      Oben an der Ecke des Bergs steht ein lieblicher Tempel der Vesta, gemeinigl. der Sybillentempel genannt, rund u. schön; wir haben beide Tage Mittags in ihm gegessen. Der stille Anio ist vor dem Blick; der rauschende Anio im Ohr u. erfüllt das ganze Tibur, wo man geht u. steht, mit Einer hohen u. schönen Empfindung des Schauers u. der göttlichen Gegenwart.
      Nachmittags stiegen wir hinab, den Anio hinüber u. umgingen das Tal, wo der Strom alle seine kleinern Leiden hat u. seine lieblichen Künste beweist. Das ist ein Spaziergang, wie wohl wenige in der Welt sind; auch haben die Römer, die zu leben wußten, jeden Fleck dieser schönen Höhe benutzt u. genossen. Am schönsten Ort der Aussicht, wo jetzt das Kloster des Antonio ist, hatte Horaz sein Haus, wenn er in Tivoli war; seine kleine Villa lag 3 deutsche Meilen in den Sabinerbergen, deren mons Lucretilis voll Ziegenherden ich auch einmal besuchen will; der Weg von ihr nach seinem Tibur am Anio hin, soll sehr schön sein. Hier war denn der Winkel der Erde, der ihm am schönsten gefiel, u. wo er sein ruhiges Alter hinbringen wollte; es ist auch ein gar lieblicher Erdenwinkel, der die Phantasie so ausfüllt in einem engen Raum, daß ihr nichts übrig bleibt. Hier waren denn das

    Domus Albuneae resonantis
et praeceps Anio ac Tiburni lucus et uda
    mobilibus pomaria rivis

vor seinem Blick, wo er allen seinen Freunden Fröhlichkeit zusang, als den einzigen Genuß des Lebens. Ich bitte Dich, lies mit Hrn. Schäfer die 7te Ode des 1. B[uches] u. die 6. des 2ten; u. habe den Horaz lieb, den, wie Du weißt, ich immer lieb gehabt, u. jetzt siebenfach lieber habe, nachdem mit die Wahrheit u. Schönheit seiner Empfindungen der Natur u. des Lebens in seinem heiligen Tibur recht lebhaft gemacht worden."

Johann Gottfried Herder an Gottfried Herder, seinen Sohn, Rom, 28. 10. 1788. In: Johann Gottfried Herder: Italienische Reise. Briefe und Tagebuchaufzeichnungen 1788-1789. Hg. von Albert Meier u. Heide Hollmer. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1988, s. 188-190. Absätze eingefügt.

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Siehe auch die Seite:
Tivoli in alten Ansichten
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2289

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