Jutta Assel und Georg Jäger:
|
(München Juli 2019)
Der Bildhauer und Maler August von Kreling (1819-1876) entwarf einen Zyklus von Kompositionen zu Goethes "Faust", der in unterschiedlichen Medien ─ im Buch, in Mappen, auf Postkarten und als Einzelblätter – weit verbreitet wurde. Auf einer früheren Seite des Goethezeitportals wurde die Popularisierung dieser Bilder durch mehrere Postkartenserien unterschiedlicher Verlage belegt; auf der vorliegenden Seite wird die vollständige Folge von 12 Bildern aus dem 1905 gegründeten Stuttgarter Verlag von Walter Seifert vorgestellt. Der Zyklus erschien um 1912 in der Reihe "Klassische Kunst" als einfache Flügelmappe mit Blättern auf billigem Papier. Im Unterschied zu Prachtwerken sollte dieses Format mit illustrierten Texten von Homer, Dante und Goethe ein breites Publikum erreichen.
(München Juni 2019)
Die Bilder zum idyllischen Epos "Hermann und Dorothea" bilden einen Schwerpunkt unter den Illustrationen zu Goethes Werken. Im Folgenden werden die 19 Holzschnitte nach Zeichnungen von Vautier in einem Reprint der Ausgabe von 1869 wiedergegebenen. Benjamin Vautier (1829-1898) gehört der Düsseldorfer Schule an und war erfolgreich mit seinen Genrebildern aus dem bäuerlichen Leben. Zu Studienzwecken bereiste er dafür den Schwarzwald, die Innerschweiz und das Berner Oberland. Illustriert hat Vautier außer Goethes "Hermann und Dorothea" auch Auerbachs "Barfüßele" und Immermanns "Oberhof" , zwei zeitgenössisch vielgelesene Erzählungen. Die Seite stellt Vautier in einer Kurzbiographie vor und gibt Hinweise zu den reproduzierenden Künstlern, den Holzstechern und Xylographischen Anstalten, welche die Zeichnungen in Holzschnitten umsetzten.
(München Mai 2019)
"Hermann und Dorothea", 1796/97 entstanden und 1798 publiziert, ist eine "idyllisch-epische" Dichtung in Hexametern, deren neun Gesänge nach den Musen benannt sind. Die Handlung spielt in einem rechtsrheinischen Städtchen und schildert einen Flüchtlingszug aus Frankreich im Gefolge der Revolutionswirren. Am 5. Dezember 1796 schreibt Goethe an Heinrich Meyer: "Ich habe das reine Menschliche der Existenz einer kleinen deutschen Stadt in dem epischen Tiegel von seinen Schlacken abzuscheiden gesucht und zugleich die großen Bewegungen und Veränderungen des Welttheaters aus einem kleinen Spiegel zurück zu werfen getrachtet." Die Handlung spielt unter den Honoratioren des Ortes – dem begüterten Wirtsehepaar zum Goldenen Löwen, dem Apotheker und Pfarrer – und hat zum Mittelpunkt die Brautwahl. Hermann, der Sohn der Wirtsleute, und das Flüchtlingsmädchen, die ebenso schöne wie tüchtige und mutige Dorothea, werden ein Paar. Im 19. Jahrhundert wurde die Dichtung überaus hoch geschätzt, weil sie bürgerliche Lebensvorstellungen und Geschlechterstereotypien, nicht ohne Ironie von Seiten des Erzählers, in klassischer Form gestaltet.
Von den zahlreichen Illustrationen, die das Werk erfuhr, hat das Goethezeitportal bereits mehrere publiziert. Hier folgen die Bilder des Düsseldorfer Malers, Zeichners und Grafikers Ernst Bosch (1834-1917), der eine Reihe literarische Werke illustrierte. Populär wurde er durch diese Zeichnungen, die als Radierungen oder Holzstiche in Familienzeitschriften wie der "Gartenlaube" und "Daheim" erschienen. Wiedergegeben wird der gesamte Text und der Bericht des Altertumskundlers Karl August Böttiger, der von zwei Lesungen Goethes 1796 und 1797, also in der Entstehungszeit des Werkes, berichtet, es kommentiert und würdigt.
(München Januar 2018)
Diese Faust/Gretchen-Szenen eines wohl einfachen Fotoateliers, verlegt von der für ihre Massenproduktion von Fotopostkarten bekannten Rotophot-Gesellschaft in Berlin, verzichten auf jegliches Bühnenrequisit, auf den üblichen Hintergrund-Prospekt zur Verortung und Stimmungslenkung des Geschehens, überhaupt auf die Illusion eines Bühnenraums. Die Darsteller stehen nahe beieinander, agieren und reagieren aufeinander mit naiver, sparsamer Gestik und Mimik; etwas 'tumb' bahnt der reife Faust zum ins Gebetbuch versunkenen hübschen jungen Gretchen eine innige Beziehung an. Das Paar präsentiert sich in einem konnotationsfreien, vom Fotografen bei der Entwicklung der Bilder geschaffenen 'Nebel-Raum'; Faust und Gretchen konkretisieren sich erst ab Wadenhöhe aufwärts. Fotografische Inszenierungen literarischer Rollenporträts u.a.m. ohne Ausstattungsaufwand sind preiswert herzustellen. Doch wird die Identifizierung des Paares äußerst leicht gemacht durch Rollenbezeichnung und Zitatedruck auf den Fotos sowie durch die seit den frühen graphischen etc. Illustrationen festgelegte Faust/Gretchen-Ikonographie: mittelalterlich anmutende, historisch jedoch nicht einordnenbare Kostümierung, die Haartracht und die Charakterisierung durch wenige Attribute (Gretchenzopf-Perücke, Gebetbuch, die an langem Hüftgurt baumelnde Beuteltasche für die Utensilien der Hausfrau; für Faust das Barett mit Feder und reichverziertes Hemd und Wams).
(München Januar 2018)
Das Goethezeitportal veröffentlicht eine 12teilige Serie von Historienbildern zu Goethes Leben, die vom Frankfurter Maler Hermann Junker (1838-1899) entworfen und vom Verlag von Paul Grödel in Frankfurt a.M. auf Bildpostkarten vor 1900 publiziert wurden. Sämtliche Bilder werden wiedergegeben, soweit möglich mit den Texten, Textauszügen oder Textstellen, auf die sich die Illustrationen beziehen. Wo eine genaue Referenz nicht ermittelt werden konnte, wird der Zusammenhang skizziert, auf den Bild und Untertitel verweisen. Ausgewählt hat Junker den "Märchensessel", auf dem die Mutter abends, wenn sie erzählte, zu sitzen pflegte (1); Goethe im Elternhaus als Knabe beim Königsleutnant Thoranc unter den Frankfurter Malern (2); erste Liebe im "Bobbeschänkelche" (3) - ein Bild, das Rätsel aufgibt; Begegnung mit Friederike (4); Abschied von Heidelberg (5); Goethe als Orest in der Aufführung der "Iphigenie" im Ettersburger Wald (6); Verdächtigung als Spion am Gardasee (7); Goethes beherztes und beschwichtigendes Auftreten vor Capri, als das Schiff, das ihn von Messina nach Neapel zurück bringen sollte, zu scheitern drohte (8); Goethe in der "Campagne in Frankreich" (9); Goethe in Schillers Garten in Jena (10); sein Gespräch mit Napoleon in Erfurt (11); Jubelfeier zur 50jährigen Anwesenheit Goethes in Weimar (12). Einige weitere Historienbilder von anderen Künstlern, die einzeln erschienen sind (Eislaufen; Goethe als Kind beim Büchertrödler) befinden sich im Anhang. Beigegeben wird eine Kurzbiographie von Junker. Auf vielfältige Weise regt somit die Seite zur weiterführenden Lektüre in Goethes Autobiographie "Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit", der "Campagne in Frankreich", der "Italienischen Reise" u.a.m. an.
(München März 2017)
Das Geburtshaus und das Leben im Hirschgraben in Frankfurt hat Goethe in "Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit" ausführlich beschrieben. Das Goethezeitportal gibt die Memoiren im Auszug wieder und ergänzt sie durch fast 60 Ansichten auf Postkarten: 25 Außenansichten des Goethehauses vor und nach dem Umbau 1755 sowie dem "Höfchen" mit dem "Prinzessinnenbrunnen", 6 Ansichten des Erdgeschosses, mit Hausflur, Wohnstube bzw. Speisezimmer und der Küche, 11 Ansichten des ersten Stockes, mit Aufgang, Musikzimmer, "Staatszimmer" und den Thorancbildern, 8 Ansichten des zweiten Stockes mit Geburtszimmer, dem Zimmer der Mutter, Frau Rat Goethe, dem Gemäldekabinett und dem Studierzimmer bzw. der Bibliothek des Herrn Rat, 7 Ansichten des dritten Stockes mit Goethes Arbeitszimmer, auch "Dichterzimmer" genannt. Ergänzend werden Postkarten der alten Museumsräume gezeigt.
Im Text bzw. Bild vorgeführt werden ferner einzelne Vorkommnisse wie die Anekdote von den mecklenburgischen Prinzessinnen, späteren Königinnen von Hannover und Preußen, am Brunnen im Innenhof; der Musikunterricht und der Umgang mit dem Königsleutnant Graf Thoranc, der während seiner Einquartierung in Goethes Vaterhaus im Zuge des Siebenjährigen Krieges die Frankfurter Maler um sich scharte, bei Ihnen Bilder in Auftrag gab und kaufte - ein künstlerisches Leben und Treiben, an dem der junge Goethe lebhaften Anteil nahm.
Skizziert wird das Schicksal von Goethes Geburtshaus bis zum Kauf durch das Freie Deutsche Hochstift 1863 und seiner Einrichtung als Memorialstätte. Ernst Beutler, 1925 zum Direktor des Freien Deutschen Hochstifts und Leiter des Goethemuseums berufen, konzipierte das Frankfurter Goethemuseum als "Versuch einer, freilich höchst bruchstückhaften, Biographie in Bildern". Der sinnliche Eindruck des Hauses mit seinen Bildern und Gegenständen stand am Anfang und sollte zur Beschäftigung mit dem Werk Goethes führen. Da nur wenige Ausstattungsgegenstände der Familie Goethe überliefert sind, musste man diese überkommenen Originale mit geschenkten und angekauften goethezeitlichen Objekten kombinieren. Wie Ausstattungsstücke immer wieder ausgetauscht und damit ein überzeugender zeittypischer "Originalstil" fürs Goethehaus zu erreichen versucht wurde, wird im Vergleich der Ansichten deutlich.
(München Dezember 2016)
"Ich muss dich nun vor allen Dingen / In lustige Gesellschaft bringen, / damit du siehst, wie leicht sich's leben lässt," sagt Mephisto zu Faust und führt diesen aus seiner Studierkammer in eine Runde von zechenden und singenden Gesellen in Auerbachs Keller in Leipzig. Die Zaubereien, die Mephistos hier vollführt, hat Goethe dem Volksbuch von Dr. Faust entnommen. Das Goethezeitportal zeigt die historischen Örtlichkeiten in ihrer Entwicklung - Auerbachs Hof, Auerbachs Keller, Mädlerpassage - und die Ausgestaltung von Auerbachs Keller zu einem bis heute vielbesuchten Memorialort. So werden die zahlreichen dortigen plastischen Arbeiten und Wandmalereien - vornehmlich Illustrationen zu einzelnen Szenen des "Faust" - wiedergegeben. Dabei wird deutlich, wie der in Goethes Text nur angedeutete Fassritt, unter Bezug auf das Volksbuch, zu einem eigenständigen Schwankmotiv ausgestaltet wurde. Literaturhinweise und Weblinks laden zu weiterer Beschäftigung ein.
(München Juli 2016)
Das Goethezeitportal publiziert eine weitere Serie von Fotopostkarten aus dem großen, global tätigen Verlag "Neue Photographische Gesellschaft" in Berlin-Steglitz. Die sechs Bilder illustrieren bekannte Motive aus der Geschichte Gretchens im ersten Teil von Goethes "Faust": Gretchen mit dem Gebetbuch, die beim Verlassen der Kirche von Faust angesprochen wurde; das Blumenorakel; Gretchen am Spinnrad, in Gedanken an Faust und in Sehnsucht nach ihm sowie Gretchen angstvoll im Bewusstsein ihrer Schwangerschaft, die in ihrer Not kniend Maria anruft. Da das Fotoatelier, in dem die Bildfolge hergestellt wurde, anscheinend über kein Marienbild verfügte, diente als Requisit ein einfaches, blumenumkränztes Kreuz. Auffallend ist das "historische", dem Mittelalter nachempfundene Gewand Gretchens sowie der an einem langen Hüftgurt hängende Beutel, ehemals eigentlich der Hausfrau zugeordnet. Szenenauswahl und Tracht samt langen Zöpfen folgen der typischen Gretchenikonographie. Bemerkenswert: Auf dem zweiten und dritten Bild blickt Gretchen den Beschauer neckisch an, als ob sie mit ihm flirten wolle. Da die Karten von demselben Schreiber an dessen Schwester 1907 verschickt wurden, werden zum Studium der Schreibpraxis auf Postkarten auch die Adressseiten wiedergegeben.
Lesen Sie auch: Serie I | Serie II | Serie III | Serie IV | Serie V | Serie VI
(München Oktober 2015)
Das Goethezeitportal publiziert die Porträtgalerie "Goethes Freundeskreis", die um 1900 in F. A. Ackermann's Kunstverlag erschien. Ackermann war zu dieser Zeit der bedeutendste Verlag von Bildpostkarten mit Bildnissen, Illustrationen und Abbildungen von Kunstwerken. Ein Schwerpunkt des Verlagsprogramms lag auf den Dichtern, Künstlern und Komponisten der Goethezeit und des 19. Jahrhunderts. Neben den Bildnissen führender Dichter und Denker (Herder, Wilhelm von Humboldt, Wieland) finden sich in der Galerie auch Porträts weniger bekannter Literaten und Künstler wie Knebel, Heinrich Meyer genannt Kunstmeyer, Goethes Sekretär Eckermann und dessen Nachfolger John, Kanzler Müller oder Vulpius, der Bruder Christianes. Von den 12 Porträts stammen 7 von Johann Joseph Schmeller, der in Goethes späten Jahren auf dessen Wunsch eine Sammlung von Bildnissen solcher Persönlichkeiten anlegte, die mit ihm wirkten und die er schätzte. Schmeller wird "eine glückliche Hand für das Festhalten der charakteristischen Züge eines Kopfes" attestiert. Den Porträts werden Kurzbiografien der Personen sowie der Maler oder Zeichner beigegeben.
(München Juni 2015)
Die Bromsilber-Abzüge zu diese Serie von "Mignon"-Fotopostkarten aus den späten 1920er Jahren wurden als sog. "Kilometerfotografien" auf zyklamtonig gefärbtem Papier industriell hergestellt. Sie wurden mittels Schablonen sowie von Hand koloriert, wobei bei gleichbleibender Kulisse, Requisit und Kostüm des "Mignon"-Modells Farbe und Musterung des letzteren stark variieren. Dadurch geht der einheitliche Rollencharakter dieser berühmten literarischen Gestalt aus Goethes "Wilhelm Meister" verloren, d.h. die Serie löst sich in unterschiedlich gefärbte Einzeldarstellungen auf. Hierauf zielt auch das sehr schlichte, fantasielose Atelierarrangement des fotografierenden "Regisseurs" der Szenenfolge: Als Hintergrund wählte er eine beliebige gemalte Naturkulisse mit Bäumen und Wasser aus dem Atelier-Fundus, davor stellte er als Requisit ein Stück der beliebten Atelier-Balustrade, umrankt mit Kunstblumen, sowie einige Blüten, die zu Füßen des Modells liegen. Der "Mignon"-Darstellerin wurde nur äußerst wenig Bewegungsspielraum zugestanden - wahrscheinlich der hierdurch schneller (und damit billiger) zu bedienenden "festen" Kamera auf dem Stativ und der gleichfalls statischen Beleuchtungskörper wegen. Das Modell posiert quasi als lebendes Standbild, es bewegt sich sanft auf der Stelle, dreht Kopf und Oberkörper, blickt träumerisch-wehmütig, variiert seine Beinstellung - immer auf stilvolle Wirkung bedacht. Goethes Fantasiegestalt, das zauberhafte wilde Kind Mignon, das von Zigeunern aufgezogen, koboldhaft beweglich, von südländischem Temperament ist, kann als Gegentyp dieser zeittypisch puppenhaft geschminkten, statischen Art-déco-Schönen mit Bubikopf unter dem Tuch statt dunkler Mähne und gepflegt zigeunerischem Hüfttuch-Outfit gesehen werden.
Zur Mignon-Serie: Reta Walter als Mignon
(München Februar 2015)
Als Goethe das Blumenorakel bzw. das Blumenzupforakel im "Faust" (Urfaust; Faust I, Gartenszene) verwendete, war dieses Spiel wohl schon Jahrhunderte in verschiedenen Varianten im Gebrauch. Wissenschaftlich 'entdeckt' wurde es im Gefolge der Brüder Grimm von der Volkskunde des langen 19. Jahrhunderts. Es war um 1900 sowohl in der Literatur und der Presse wie in der bildenden Kunst ein beliebtes Motiv. Das Goethezeitportal publiziert Illustrationen auf Postkarten, die in der Jahrhundertwende zu einem neuen Massenmedium wurden. Teils beziehen sich die Illustrationen auf die Gartenszene im "Faust", in der Gretchen sich durch das Blumenorakel Auskunft holen möchte über die Liebe Fausts, teils bedienen sich die Kompositionen mit häufig überraschendem Bildwitz der volkstümlichen Überlieferung. Diese Postkarten wurden nicht nur für die üblichen Grüße an Verwandte und Freunde verwendet, bot sich doch das Bildmotiv für Liebesgrüße geradezu an. Dokumentiert wird ein Fall der unter der Briefmarke versteckten geheimen oder intimen Botschaft.
(München August 2014)
Goethes "Heidenröslein" ist eines der am häufigsten gedruckten, vertonten und illustrierten Gedichte deutscher Sprache. Das Goethezeitportal publiziert eine Bildstrecke von 28 Illustrationen, die nach den künstlerischen Vorlagen für das Massenmedium der Postkarte um 1900 ausgewählt wurden. Zwei Problembereiche stehen im Mittelpunkt. Zum einen sind dies die kulturpolitischen Rahmenbedingungen der Rezeption als Volkslied. Das "Heidenröslein" wurde in den Liederkanon des 19. Jahrhunderts aufgenommen und hatte so im Kleinen - wie die Sammlungen von Volkspoesie, Märchen und Sagen im Großen - Teil an der Bildung eines nationalen deutschen Kulturbewusstseins. Es vermittelte das Gefühl von Heimat. Zum anderen ist es die Frage nach der Gewalt, die ein junger Mann einem Mädchen oder einer jungen Frau antut. Die Rezeption des Textes geht diesem Problem zumeist aus dem Wege. Wie aber gehen die Illustrationen damit um? Weichen die Bilder dem Tatbestand einer Vergewaltigung aus? Nehmen sie die Abwehr des Mädchens ernst? Oder zeichnen sie umgekehrt eine willige Partnerin? Was den Illustrationen zu entnehmen ist, wird zwar von Fall zu Fall angedeutet, bleibt aber einem vertieften Studium der Bildinhalte vorbehalten.
(München November 2012)
Der heute weitgehend unbekannte Berliner Maler Paul Mila, geboren um 1789 und gestorben um 1862/63, war zeitgenössisch besonders für seine Bildnisse bekannt; als sein Hauptwerk gilt der zerstörte "Antikenfries" im Berliner Stadtpalais des Prinzen Karl von Preußen. In den 1830er Jahren schuf Mila sieben Kreidezeichnungen zum Faust, bei denen er die Kerkerszene beeindruckend ausgestaltet hat. Seinen gesellschaftlichen Ruf ruinierte der Künstler mit der Skandalgeschichte seiner kurzen Ehe mit Agnes Rauch, der ältesten Tochter des Bildhauers Christian Daniel Rauch, 1827. Das Sittenbild, das sich mit der gescheiterten Verbindung Milas, des unehelichen Sohns von Aloys Hirt (Goethes "Antiquarius"), mit der unehelichen Tochter von Rauch entfaltete, rief bei Zelter Goethes "Wahlverwandtschaften" ins Gedächtnis zurück. "Man ist viel zu leichtsinnig solche Casus wie Meteorsteine anzuschauen."
(München November 2012)
Franz Simms Illustrationen zu Goethes "Faust", in unterschiedlichen Größen, Formen und Stilen entworfen, sowie die Vignetten und Schmuckleisten sind typisch gründerzeitliche Kompositionen. Nach seinen Zeichnungen wurden von verschiedenen Holzstechern die Klischeevorlagen für den Druck gefertigt. Den dekorativen Jugendstil-Einband entwarf ein anderer Künstler (Georg Belwe?). Simms effektvolle Inszenierungen zeigen meist Szenen mit ausdrucksstark agierenden Figurengruppen. Die starken Licht-Schatten-Kontraste wie auch die ungewöhnliche Szenen-Auswahl und -Gestaltung fesseln das Interesse an diesen relativ unbekannten Faust-Bildern.
(München Juli 2012)
Da General Bonaparte in Oberitalien Krieg führt, kann Goethe nicht die geplante zweite Italienreise antreten. Als er August 1797 in Frankfurt Station macht (um dann nur die Schweiz zu bereisen), erhält er dank einer Sammlung von 200 französischen Kupferstichen Einblick in die außen- und innenpolitische Lage Frankreichs nach Ende der Jakobinerdiktatur. Goethe wertet 55 der Stiche aus ‒ der gemeinsame Nenner lautet „Satire“ (gegen „Einheimische“ und gegen „Fremde“) ‒ und diktiert seine Eindrücke zwecks weiterer Verwendung. Das Vorhaben, seine „Recension“ zu einem Beitrag für Schillers „Horen“ und nach deren Einstellung für seine „Propyläen“ auszuarbeiten, bleibt unausgeführt, vielleicht auch, weil er die (inzwischen vermutlich verstreute) Sammlung „aus den Augen“ verloren hatte. Erst die Münchner Ausgabe würdigt Goethes „kunstsoziologischen“ Versuch, der in der deutschen Revolutionsrezeption einzigartig ist. Die von Klaus H. Kiefer wieder zusammengetragenen und kommentierten Stiche illustrieren Goethes morphologische „Sicht“ der geschichtlichen Entwicklung. Im Bild der „ausgekrochenen Schmetterlinge“ begrüßt er die bunte und bewegte Epoche des Directoire als Metamorphose der Französischen Revolution.
(München Januar 2012)
Über den Münchner Illustrationszeichner Hans Stubenrauch gibt es nur wenige gesicherte Daten. Diese weisen als sein Tätigkeitsfeld weniger die scharf karikierende als die launige Zeichnung zum Schmunzeln aus, wie man z.B. aus einigen Illustrationen in den „Fliegenden Blättern" ersehen kann, denen er als Mitarbeiter seit 1907 angehörte. Anders als viele seiner Kollegen blieb Stubenrauch dem ‚altmodischen’ realistischen Stil des traditionellen Witzblattes treu, d.h. er ‚stilisierte’ nicht, wurde kein Jugendstil-Künstler. Die Postkarten-Serie zum Faust, die vielleicht um 1930 datiert werden kann, zeigt Stubenrauch jedoch als durchaus eigenwilligen Künstler: Neben den herkömmlichen Kompositionen im Freien („Osterspaziergang“, „In Marthens Garten“) sind die Interieurszenen in Themenwahl und Gestaltung originell: vor einen intensiv orangengelben Licht im Hintergrund hebt sich jeweils Fausts Gestalt monumental ab. Besonders der „Erdgeist“ schlägt nicht nur Faust, sondern auch den Betrachter in seinen Bann. Da das Werk des 1941 verstorbenen Künstlers mit Beginn des Jahres 2012 gemeinfrei geworden ist, kann das Goethezeitportal die dem Faust-Zyklus gewidmete Seite freischalten.
(München Dezember 2011)
Die über 40 Illustrationen zu Goethes "Egmont", die das Goethezeitportal vorlegt, konzentrieren sich auf die Liebesgeschichte Klärchens, auf der die Bekanntheit und Beliebtheit der Tragödie beruht. 12 Illustrationen stammen von Paul Thumann (1834-1908), "einem der beliebtesten Illustratoren des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts" (Thieme-Becker). Die über 25 Motivpostkarten belegen, wie Zitate aus "Klärchens Lied" aus ihrem Zusammenhang gerissen wurden, zu Geflügelten Worten aufstiegen und als solche auch in Witzkarten parodiert wurden. Die Dokumentation bietet somit einen Einblick in Popularisierungsprozesse eines klassischen Dramas im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
(München November 2011)
Das Goethezeitportal veröffentlicht Texte und Bilder zu Goethes "Egmont": die Besprechung Schillers mit Reaktionen auf dessen Kritikpunkte; die Charakterisierung der Hauptfiguren des Trauerspiels in Porträts und Texten von dem Maler und Kunstschriftsteller Friedrich Pecht sowie von dem Maler Wilhelm von Kaulbach mit einem Text des Schriftstellers Friedrich Spielhagen. Die Zusammenstellung dokumentiert die Aufnahme und das Verständnis des Dramas im 19. Jahrhundert. Mehrere Illustrationen und die Beschreibung des Spiels Ifflands in der Aufführung auf dem Weimarischen Hoftheater 1796 zeigen, wie man die Schlussszene mit dem Traum Egmonts zu realisieren suchte: die Erscheinung der "Freiheit im himmlischen Gewande" mit den Zügen Klärchens, die ihm den Lorbeerkranz reicht.
(München April 2011)
Die Verse "Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, / Durch des Frühlings holden, belebenden Blick", Faust in der Szene "Vor dem Tor" in den Mund gelegt, wurden zum beliebten Ostergedicht des deutschen Bildungsbürgers. Das Goethezeitportal stellt dem Text der Szene eine Auswahl von Illustrationen zur Seite, sowohl aus der Hochkultur wie aus der Popularkultur, die zum Vergleich der Bildformulierungen einlädt.
(München Februar 2011)
Mignon, das rätselhafte Mädchen aus Goethes "Wilhelm Meister", ist - neben Gretchen - die beliebteste, am häufigsten abgebildete literarische Figur in der Postkartenproduktion zwischen ca. 1900 und 1930. Die für die Postkartenverlage arbeitenden Atelierfotografen inszenieren Mignon meist vor gemalter Naturkulisse. Dabei wurde der Vordergrund, um einen Übergang zu schaffen, ergänzt durch Arrangements aus getrockneten oder künstlichen Gräsern, Blumen, Zweigen, Steinen etc. Daneben gibt es die Rollenporträts vor neutralem Hintergrund. Außer ihren "Erkennungs"-Attributen Saiteninstrument und Wanderbündel kennzeichnen das Mädchen ihr langes offenes Haar und ein lässiges, malerisches Phantasiekostüm, das einen fremd- bzw. südländischen Eindruck vermitteln soll. Die "regieführenden" Fotografen legen Wert auf beseelte, ausdrucksvolle Mimik und Gestik; geforderte Ausdrucksqualitäten für Mignon könnten sein: träumerisches, wehmutsvolles Erinnern; Melancholie; Sehnsucht; Liebeswerben u.a. Doch das Repertoire der Mignon-Modelle erschöpft sich meist in schönen Stellungen und Posen eines hübschen Mädchens, das rühren und verführen möchte. Studieren lässt sich das Gesagte an drei Serien aus den Verlagen Wilhelm S. Schröder Nachf., Gustav Liersch & Co. sowie Amag, d.i. Albrecht & Meister Aktiengesellschaft, alle in Berlin.
Zur Mignon-Serie: Reta Walter als Mignon
(München Januar 2011)
Während seiner ersten Schweizerreise 1775 unternahm Goethe mit seinem Freund Passavant eine Alpenwanderung, die ihn bis auf den Gotthardpass führte, auf dem die bekannte Zeichnung "Scheideblick auf Italien" entstand. Auf dieser Wanderung hat Goethe ein Tagebuch geführt und fleißig gezeichnet. Dabei reflektierte er die Grenzen von Sprache und Zeichnung, betonte die Grenzen der Interpretation des einen Mediums durch das andere und experimentierte mit Möglichkeiten ihres Zusammenspiels. Einige Skizzen zeichnen sich durch schnell hingeworfene, dynamische Kürzel von Natureindrücken aus, andere Studien sowie seine Notate schildern sachlich den Charakter der Landschaft sowie Bauweise und Nutzung von Hütten und Häusern. Das Goethezeitportal gibt die Schilderung in "Dichtung und Wahrheit" sowie eine Auswahl der Zeichnungen wieder.
(München Januar 2011)
" ... ich weiß, dass ich von Goethe so viel frohe Beschaulichkeit der Welt- und Menschendinge erhalten habe, dass ich Goethe mit auf den Weg habe, so lange ich laufen werde. Ich sehe ein Gewimmel sonniger oder besonnter Gestalten, ich fühle Gnaden walten, ich sehe Licht, warmes, herzerwärmend," so Barlach brieflich 1915. Nach den Holzschnitten zu Goethes "Walpurgisnacht" publiziert das Goethezeitportal Steinzeichnungen Barlachs zu Gedichten Goethes, die für ein Mappenwerk des Verlegers Paul Cassirer bestimmt waren, das 1924 erschien. Unsere Auswahl berücksichtigt populäre Gedichte (An den Mond, Erlkönig, Totentanz, Der getreue Eckart) wie auch schwierige und selten illustrierte Texte wie "Harzreise im Winter" und das Spätwerk "Paria" mit der Legende von den vertauschten Köpfen, denen Erläuterungen Goethes beigegeben sind. Ergänzt wird die Seite durch Äußerungen Barlachs zu Goethe.
(München November 2010)
Die Bildnisse der Freundinnen und Geliebten Goethes haben im Postkartenformat weiteste Verbreitung gefunden. Führend auf diesem Gebiet war der Kunstverlag F. A. Ackermann in München. Die Serie "Goethes Freundinnen. 12 historische Bildnisse" wird hier vollständig, teilweise in unterschiedlichen Drucken wiedergegeben. Zugeordnet sind Postkarten aus anderen Verlagen. Sie wurden vor allem als Andenken, häufig an Goethestätten, sowie zur eigenen Anschauung gekauft und dürften die Vorstellungen beeinflusst haben, die sich die Leser, bei (auto)biographischen Texten oder bei der Lektüre der poetischen Werke, von Personen bzw. literarischen Figuren bildeten.
(München Juni 2010)
Ein voll erblühtes Röslein kokettiert und flirtet mit dem Betrachter. Die Serie von Fotopostkarten aus dem Verlag von Wilhelm S. Schröder in Berlin hat sich von Goethes Gedicht nur den Titel geliehen.
(München Juni 2010)
Der Maler Frank Kirchbach (1859-1912) hat mehrere Bilder zu Bürger, Goethe und Schiller geschaffen und Gedichte Goethes illustriert. Das Goethezeitportal veröffentlicht eine Auswahl dieser Illustrationen mit den zugehörigen Texten und einer Kurzbiographie des seinerzeit bekannten Künstlers. Dabei wurden neben kanonischen Gedichten (Heidenröslein, Prometheus, Wandrers Nachtlied, Erlkönig, Der Totentanz) auch weniger bekannte Texte (Der untreue Knabe, Zigeunerlied, Bergschloss, Nachtgesang, Die wandelnde Glocke) ausgesucht. Sein Stilvokabular reicht vom Historismus bis zum Jugendstil.
(München Juni 2010)
Die Seiten stellen Illustrationen verschiedener Künstler mit unterschiedlichen Illustrationstechniken und in unterschiedlichen Medien (Graphik, Buch und Postkarten) zusammen. Auf diese Weise werden Vergleiche zwischen Epochen und Stilen, Hoch- und Popularkunst möglich. Die wiederkehrenden Momente und die Besonderheiten bei den Illustrationen derselben Szene lassen sich unterscheiden. Die witzigen Verwendungen der Szene (in sog. Humorkarten) übertragen sprachliche und bildliche Zitate in andere Kontexte. Dies Verfahren, vergleichbar dem Umgang mit den geflügelten Worten der Klassiker, zeugt von der Bekanntheit der verwendeten Versatzstücke und ihrer Wiedererkennung in der verfremdeten Gestalt.
(München Februar 2010)
Die vier Faust-Bilder des Dresdner Malers Gustav Schlick sind wenig bekannt. In Reproduktionsstichen – die vom Goethezeitportal wiedergegeben werden - machte sie der Sächsische Kunstverein 1834 zur Vereinsgabe an seine Mitglieder. Die Illustrationen zeichnen sich durch genaue Wiedergabe der zeitgenössischen Tracht aus. „So wie Gretchen aus der Kirche kommt: fußfreier Rock, Ballonärmel und Schulterkragen über dem Ausschnitt, hätte sie im Beginn der dreißiger Jahre ohne aufzufallen über die Straße gehen können.“ (Max von Boehn) Die Kompositionen ähneln Bühnenszenen bzw. lebenden Bildern, wie sie damals beliebt waren.
(München Februar 2010)
Als „eines der ersten wirklich bedeutenden Werke Schwinds“ gilt das große Ölbild „Ritter Kurz Brautfahrt“ (1840) nach der gleichnamigen Ballade Goethes. Das Bild, das mit vielen anderen Werken der Romantik im Münchner Glaspalast 1931 verbrannte, wird hier nach alten Reproduktionen wiedergegeben. Schwind ist es um die Erzählung der ganzen Ballade zu tun. Die einzelnen Begebenheiten, die das Resümee „Widersacher, Weiber, Schulden, / Ach! kein Ritter wird sie los“ bewahrheiten, werden im Hintergrund einer buntbewegten Marktszene nebeneinander entwickelt. Der Maler „flicht eine unendliche Fülle von kleinen und kleinsten Nebenbeziehungen in die Handlung ein“ und porträtiert im Markttreiben seine Künstlerfreunde.
(München Dezember 2009)
Als Beilage für das Jubiläumsheft Nr. 50 der Zeitschrift „Die zeitgemäße Schrift“ erschien 1939 eine Broschüre mit Sprüchen Goethes über Tiere. Sie wurde gedruckt in der Berliner „Meisterschule für Graphik und Buchgewerbe.“ Die witzigen Holzschnitte illustrieren pointiert den Inhalt.
(München November 2009)
Unter den Liebigbildern, den berühmtesten und am weitesten verbreiteten Sammelbildern, erschien 1911 eine Serie von Illustrationen zur Symphoniekantate „Fausts Verdammung“ von Hector Berlioz (1803-1869). Für Berlioz, „eine künstlerische Vielfachbegabung von äußerstem Anspruch und Raffinement“ (Hans Joachim Kreutzer), wurde Goethes Faust zu einem entscheidenden Bildungserlebnis. Sein Frühwerk, „Huit scènes de Faust“ ließ er Goethe zukommen, aber der wandte sich an Zelter, der ein vernichtendes Urteil abgab. Mit „La damnation de Faust“, 1869 uraufgeführt, schuf Berlioz eine eigenständige romantische Deutung des Faust-Mythos. Das Goethezeitportal publiziert diese Bilder mit Hinweisen und Dokumenten zur Entstehung und Aufnahme des Werkes.
(München Oktober 2009)
Das vom Wiener Goethe-Verein gestiftete, 1900 enthüllte Wiener Goethe-Denkmal von Edmund von Hellmer, einem repräsentativen Bildhauer der k.u.k. Monarchie, steht im Kern der Hauptstadt, dem Schiller-Denkmal gegenüber. Sitzend in bürgerlicher Kleidung, erscheint Goethe „in der Fülle seiner Männlichkeit, auf der Höhe seines Ruhms“; das Denkmal zeigt „ausschließlich den Menschen im Menschen, in sich gegründet“, ohne die üblichen Allegorien und Beifiguren. Das Goethezeitportal stellt eine Reihe von alten Ansichten des Denkmals zusammen, berichtet von der feierlichen Enthüllung im Beisein des Kaisers und gibt die umfängliche kritische Würdigung der „Neuen Freien Presse“ sowie den Artikel aus den „Wiener Bildern“, einem illustrierten Familienblatt (mit dem Festgedicht von Ferdinand von Saar), wieder. So entsteht ein Eindruck von der damaligen gesellschaftlichen Bedeutung eines solchen Denkmals.
(München Juli 2009)
Der von Goethe geschätzte Maler und Zeichner Johann Heinrich Ramberg (1763-1840) war der beliebteste Lieferant von „Almanachküpferchen“ für die Taschenbücher seiner Zeit. Sein Talent gilt als „fruchtbar, beweglich, liebenswürdig“ (Max von Boehn), die Almanachkupfer werden als gefällig, launig und schalkhaft gelobt, manchmal mit vorzüglichen Charakterisierungen und bildnerischen Einfällen (wie dem aus dem Pudel sich entwickelnden Mephisto). Von den 16 Faust-Illustrationen für „Minerva. Taschenbuch für das Jahr 1828“ und 1829 werden hier 9 aus einer bibliophilen, einer Handschrift nachgebildeten, in Pergament gebundenen Ausgabe von Goethes Faust publiziert. Mit einer Kurzbiografie und 2 Bildnissen von Ramberg sowie einer Würdigung der Illustrationen durch den Kulturhistoriker Max von Boehn.
(München Mai 2009)
Die einer Handschrift nachgebildete bibliophile Faust-Ausgabe im Askanischen Verlag von 1924 enthält eine umfängliche Sammlung von Illustrationen zum Werk. Daraus publiziert das Goethezeitportal 5 wenig bekannte Holzschnitte nach Zeichnungen von Gabriel Max (1840-1915), die 1879 bzw. 1886 erstmals erschienen sind. Darunter eine hinreißende Komposition zum „Hexen-Einmaleins“. Max, der einige Jahre als Professor der Historienmalerei an der Münchner Akademie tätig war, wurde durch seine „mystische Richtung“ bekannt. Die Kritik bescheinigt ihm, dass er „das Sentimentale mit dem Grauenhaften und Nervenerregenden geschickt zu mischen versteht“. Beigefügt sind die Bezugstexte und eine Kurzbiografie von Gabriel Max.
(München Oktober 2008)
Zu Goethes „Erlkönig“ („Wer reitet so spät durch Nacht und Wind ...“), einer der volkstümlichsten und darum auch am häufigsten parodierten Balladen, finden Sie über 20 Bilder, auf Postkarten, aus Büchern, als Wandgemälde. Darunter von so bekannten Künstlern wie Schwind oder Schnorr von Carolsfeld und Randzeichnungen von Neureuther. Beigeben sind die Texte von Goethe und Herder sowie Weblinks.
(München Oktober 2008)
Mignon, das aus ihrer Heimat Italien entführte Mädchen aus Goethes Bildungsroman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, wurde zu einer Ikone der Italiensehnsucht. Selten ist eine literarische Figur so oft illustriert, sind ihre Lieder so häufig vertont worden. Das Goethezeitportal ergänzt die 100 Postkarten mit Mignon-Motiven um vier Postkartenserien. Das Modell auf einer dieser Serien ist Reta Walter, infolge ihrer erfolgreichen Mignon-Darstellungen auch Reta Walter-Mignon genannt. Die Sängerin an der Komischen Oper in Berlin wurde 1906 mit 21 Jahren „Opfer einer Liebestragödie“.
Zur Mignon-Serie: Reta Walter als Mignon
(München April 2008)
Johann Heinrich Ramberg (1763 – 1840), seit Chodowieckis Tod der gesuchteste Illustrator in Deutschland, hat eine „Gallerie zu Göthe’s Werken“ geschaffen, von denen das Goethezeitportal die Bilder zu Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ publiziert. Die Folge erschien in „Minerva, Taschenbuch für das Jahr 1824“, einem der zwischen dem späten 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts überaus beliebten kleinformatigen Sammelpublikationen. Ähnlich wie die Musenalmanache dienten auch die literarischen Taschenbücher der literarisch-geselligen Kommunikation. Sie kamen rechtzeitig vor Weihnachten auf den Markt und wurden gerne als Geschenke, vor allem für Frauen verwendet. Da Musenalmanache und Taschenbücher ein breites Publikum erreichten, spiegeln sie in der Auswahl der Texte und Bilder den Geschmack der gebildeten Öffentlichkeit. Die Illustrationen zum „Götz“ geben überdies einen Einblick in die Ausgestaltung dramatischer Szenen auf der damaligen Bühne und in der Fantasie zeitgenössischer Rezipienten.
(München Februar 2008)
Die von einem unbekannten Künstler, der mit E. Schütz signiert, im Jugendstil gestalteten Karten wurden von den Brüdern Kohn in Wien, einem führenden Postkartenverlag, herausgegeben. Illustriert werden Goethes Gedichte "Der Fischer", "Der Gott und die Bajadere", „Die Spinnerin“, „Der Rattenfänger“, „Der Zauberlehrling“ und das „Hochzeitlied“. Die Texte sowie Erläuterungen sind den Illustrationen beigegeben.
(München Februar 2008)
In Goethes Bildungsroman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ erhält der Protagonist nach Beendigung seiner Lehrjahre einen Lehrbrief. Wilhelm gibt das Theater auf, um sich bürgerlichen Geschäften und der Erziehung seines Sohnes Felix zu widmen; "mit dem Gefühl des Vaters hatte er auch alle Tugenden eines Bürgers erworben". Überreicht wird ihm der Lehrbrief im Rahmen einer Feier von der "Turmgesellschaft", die darauf Anspruch macht, sein Leben überwacht und seine Bildung geleitet zu haben. Nach glücklicher Beendigung der Lehrzeit nimmt sie ihn als Mitglied auf. Der Lehrbrief enthält allgemeine Wahrheiten mit Bezug auf Wilhelm: Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig, die Gelegenheit flüchtig usw. Das Goethezeitportal publiziert den Lehrbrief in einer typographischen Gestaltung durch die Gewerbeschule der Stadt Bern 1945.
(München Dezember 2007)
Goethes »Faust«, dessen erster Teil unter dem Titel »Faust. Eine Tragödie« zur Ostermesse 1808 erschien, regte bald Illustratoren an. Der junge Peter Cornelius zeichnete ab 1809 Blätter zu diesem Werk und ließ sie durch Sulpiz Boisserée – einem der frühesten Sammler altdeutscher Malerei und Verfechter der Vollendung des Kölner Domes – Goethe zukommen, der die glückliche Verschmelzung von Form und Inhalt lobte, jedoch vor Überschätzung der altdeutschen Kunst warnte. Die 12 Blätter eschienen mit einer Widmung an Goethe 1816 bis 1826 im Verlag von F. Wenner in Frankfurt.
Das Goethezeitportal publiziert alle Zeichnungen und fügt Dokumente zur Entstehungsgeschichte wie zur Aufnahme durch Goethe bei. Die Kompositionszyklen von Cornelius, Moritz Retzsch und Eugène Delacroix, die bedeutendsten zu Goethes Lebzeiten, können nun miteinander verglichen werden.
(München Oktober 2007)
Die Zeichnungen von Franz Pforr (1788-1812) zu Goethes Schauspiel „Götz von Berlichingen“ illustrieren die Vielfalt der mittelalterlichen Lebenswelt: „das Nebeneinander des Ritterlichen, Bürgerlichen, Bäuerlichen, von Kampf und Häuslichkeit“ (R. Benz). Die 1809 bis 1811 entstandenen Illustrationen des früh verstorbenen Künstlers werden nach der ersten vollständigen Veröffentlichung von 1941 reproduziert. Der Zyklus bildet in Stoffwahl, Stil und Gesinnung ein frühes Dokument des Altdeutschen in der romantischen Bewegung.
(München Oktober 2007)
Prägedrucke, bei denen das Gedruckte reliefartig auf einer Seite des Papiers hervortritt, zählen zu den Luxusdrucken, d.h. besonders aufwenig hergestellten und darum teuren Papieren. Postkarten im Prägedruck heben sich oft zusätzlich durch Schmuckrahmen, Mehrfarben- oder Golddruck aus der geläufigen Kartenproduktion heraus. Von diesen Luxuspapieren publiziert das Goethezeitportal eine Reihe von Karten zu Goethes „Heidenröslein“, die durch ihre hellen und frischen Farben hervorstechen.
(München Juni 2007)
„Recht interessante und gestreiche Umrisse zu Faust von Retzsch habe ich in Dresden gesehen. Wenn er sie ebenso auf die Platten bringt, so wird es ein gar erfreuliches Heft geben,“ schreibt Goethe 1810 an Cotta.
Auch später hat er sich mehrfach lobend über diese Illustrationen geäußert, obschon er den Faust, als „zu poetisch“, „wenig für die bildende Kunst geeignet“ hielt (Gespräch mit Stieler, 1823).
Das Goethezeitportal publiziert die gesamte Folge von 26 Umrissen, ergänzt um die referierten Textauszüge.
(München April 2007)
Zu Goethes idyllischem Epos „Hermann und Dorothea“ publiziert das Goethezeitportal – nach der Bildfolge von Arthur von Ramberg und der Postkartenserie aus dem Verlag Paul Fink – die Illustrationen von Emil Klein (1865-1943). Wie sein Lehrer Liezen-Mayer, der bekannte Faust-Illustrator, befaßte sich auch Klein mit Illustrationen literarischer Werke. Seine historisierenden Bilder zu „Hermann und Dorothea“ orientieren sich stark an Rambergs populärer Folge. Gemüthaftes Erzählen und Liebe zum Detail kennzeichnen seine malerisch gehaltenen Blätter.
(München April 2007)
Die Serie von sechs Prägedruckkarten stammt vom Postkartenverlag Paul Fink Berlin. Der Verlag hat vor dem Ersten Weltkrieg weitere Dichter-Serien (z.B. Theodor Körner, Schiller) herausgegeben. Von den Karten, die keinen Künstler ausweisen, sind einige 1902 gelaufen. Die teilweise dilettantisch wirkenden Bilder greifen die traditionell ausgewählten Szenen auf. Reizvoll sind die Farben dieser Chromolithos (Steindrucke in Farben), die an Aquarelle erinnern.
(München Dezember 2006)
Neben den Serien zur Liebesgeschichte Gretchens, die allein Gretchen zeigen, veröffentlicht das Goethezeitportal weitere Folgen von Illustrationen mit Faust und Gretchen als Protagonisten. Wir beginnen mit einer Serie von zehn Fotopostkarten aus dem Verlag von Gustav Liersch & Co. in Berlin, die 1907 gelaufen sind. Die phantasievolle historistische Kostumierung der Figuren, die vor einer schattenhaften altdeutschen Kulisse agieren, wird durch die reizvolle Kolorierung hervorgehoben.
Gehe zu: Serie I
(München September 2006)
August Stukenbrok baute um 1900 in Einbeck eine Fahrradfabrik auf, die im Versandhandel tätig war. „Der Markenname >Deutschland-Fahrrad< mit dem bekannten Slogan >Mein Feld ist die Welt< wurde zum Begriff für solide und elegante, aber erschwingliche Fahrräder für jedermann.“ Mit der Erweiterung der Produktpalette entstand das erste deutsche Versandhaus. „Vom Automobil bis zur Zinkbadewanne wurden Gegenstände des täglichen Gebrauchs genauso wie Luxusartikel aus Einbeck in alle Welt verschickt.“ Die großen Versandkataloge, eine kulturgeschichtliche Quelle, liegen im Reprint vor. Die kolorierten Fotopostkarten mit Faust und Gretchen, die für „Deutschlands größtes Spezialhaus für Fahrräder und Sportartikel“ warben, sind im Goethezeitportal anzusehen.
(München August 2006)
Das erstmals 1789 publizierte „Heidenröslein“, dessen Entstehungsgeschichte ungeklärt ist, wurde im 19. Jahrhundert zum vielgesungenen Volkslied in unterschiedlichen Kompositionen. Von allen Gedichten Goethes wurde es am häufigsten illustriert, allein die Bildpostkarten summieren sich auf eine dreistellige Zahl. Und dies, obschon das Sujet - ein Knabe, der das Röslein „bricht“, und ein Mädchen, das sich vergeblich wehrt und die Gewalt „leiden“ muss – an eine Vergewaltigung denken lässt. Deutlich wird diese Problematik durch die anschauliche Umsetzung der Handlung in der Illustration. Allerdings wird die Rollenverteilung durch Komposition, Alter und Aktionen der Protagonisten - vor allem durch Mimik und Gestik unterschiedlich akzentuiert und interpretiert. Als erste Serie publiziert das Goethezeitportal Fotopostkarten der Aktiengesellschaft Albrecht & Meister in Berlin um 1917.
(München Dezember 2005)
Die 12-teilige, sehr beliebte Serie wird hier in deutscher und französischer Fassung gezeigt. Ihre unterschiedlichen Kolorierungen und Tönungen dokumentieren zahlreiche Auflagen und Bearbeitungen. Beachtenswert ist die Kunstfertigkeit des die Szenen arrangierenden Fotografen, z.B. die ‚Drapierung’ Gretchens in den wechselnden Kulissen. Sie trägt das zeitgenössische, nur leicht historisierte Kostüm aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und ‚mittelalterliche’ Haartracht.
Gehe zu: Serie I | Serie II | Serie III | Serie IV | Serie V | Serie VI
(München August 2005)
Die Faust-Illustrationen erschienen 1828 mit der französischen Übersetzung von Albert Stapfer. Im November 1829 zeigte Eckermann Goethe zwei Skizzen dieser Lithographien: Faust und Mephisto auf den Sturmpferden und die Trinkszene in Auerbachs Keller. „Goethe war von Delacroix’ ungestümem Strich mehr beeindruckt als begeistert, blieb aber durchaus verbindlich: Der Zeichner sei >ein großes Talent<, sagte er zu Eckermann, „das gerade am >Faust< die rechte Nahrung gefunden hat. Die Franzosen tadeln an ihm seine Wildheit, allein hier kommt sie ihm recht zu statten.<“ (Die Gazette, Nr.17, September 1999)
(München März 2005)
Friedrich (Fred) Kaskeline, geb. 1863 in Prag, war Schüler der Akademie in Wien unter dem Historien- und Porträtmaler Christian Griepenkerl. Er arbeitete als Illustrator des humoristisch-satirischen Wiener Arbeiterblattes "Glühlichter" (1889/90-1915) und war in Berlin Repräsentant und Spezialzeichner der illustrierten Journale "The Graphic" und "The Daily Graphic" (London). Im Ersten Weltkrieg schuf er Propagandagraphik, in den 20er Jahren stammen von ihm zahlreiche, sehr unterschiedliche Postkarten: modische, teils witzige, teils frivole Künstlerpostkarten, die auch in England Erfolg hatten, sowie Silhouetten mit diversen Themen (z.B. "Mein schönes Fräulein, darf ich's wagen?"). Aus dieser Schaffenszeit stammen wohl auch die Faust-Illustrationen.
(München Januar 2005)
Über den Münchner Illustrationszeichner Hans Stubenrauch gibt es nur wenige gesicherte Daten. Diese weisen als sein Tätigkeitsfeld weniger die scharf karikierende als die launige Zeichnung zum Schmunzeln aus, wie man z.B. aus einigen Illustrationen in den „Fliegenden Blättern ersehen kann, denen er als Mitarbeiter seit 1907 angehörte. Anders als viele seiner Kollegen blieb Stubenrauch dem ‚altmodischen’ realistischen Stil des traditionellen Witzblattes treu, d.h. er ‚stilisierte’ nicht, wurde kein Jugendstil-Künstler. Die Postkarten-Serie zum Faust, die vielleicht um 1930 datiert werden kann, zeigt Stubenrauch jedoch als durchaus eigenwilligen Künstler: Neben den herkömmlichen Kompositionen im Freien („Osterspaziergang“, „In Marthens Garten“) sind die Interieurszenen in Themenwahl und Gestaltung originell: vor einen intensiv orangengelben Licht im Hintergrund hebt sich jeweils Fausts Gestalt monumental ab. Besonders der „Erdgeist“ schlägt nicht nur Faust, sondern auch den Betrachter in seinen Bann.
(München Dezember 2004)
August von Kreling (1819-1876), ein vor allem in München und Nürnberg tätiger, zu seiner Zeit hoch angesehener Maler, schuf in seinen letzten Lebensjahren einen Zyklus von Kompositionen zu Goethes „Faust“, die durch Photographien und Holzschnitte weit verbreitet waren. Das Goethezeitportal publiziert die effektvollen Bilder auf Postkarten aus mehreren Verlagen und setzt damit die Folge von Serien mit Faust und Gretchen fort.
(München November 2004)
Die Serien von Fotopostkarten belegen populäre Inszenierungen und Vorstellungsbilder um 1900. Unsere Leser sind herzlich aufgefordert, mit Karten aus ihrem Besitz die Lücken in unseren Beständen zu schließen.
Gehe zu: Serie I | Serie II | Serie III | Serie IV | Serie V | Serie VI
(München November 2004)
Die Kunst des Schattenrisses, die in der Goethezeit populär war, erreicht mit Paul Konewka (1840-1870) einen Höhepunkt: „Das Geheimnis der Silhouette, das in der bewegten Linie beruht, hatte sich ihm vollkommen erschlossen,“ heißt es in einer Monographie. „Es ist erstaunlich, wie er im Umriß seiner Gestalten die verschiedensten Situationen und die ganze Skala der Empfindungen auszudrücken vermochte. Holde Naivetät, Grazie, jugendliche Anmut, Geckenhaftigkeit des Stutzertums, Witz und Laune lustiger Narren, bedächtige Würde des Alters, Lust und Leid, alles klingt aus der langen Reihe seiner Silhouetten bestrickend heraus.“ Das Goethezeitportal publiziert die „Gestalten aus Faust“, eine Serie von 12 Silhouetten in Wiedergaben auf Postkarten. Die Kritik hob insbesondere „die gestaltenreiche, köstlich anmutende Darstellung“ des Osterspaziergangs hervor.
100 Foto- und Kunstpostkarten zur Figur Mignon aus Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und der Oper „Mignon“ von Thomas: ein italienisches Mädchen, von Zigeunern verschleppt, von Wilhelm freigekauft, Gefährtin des wahnsinnigen Harfners, singt das Sehnsuchtslied „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“. Eine einzigartige Sammlung von Dokumenten zur populären Goethe-Rezeption aus der Zeit der Jahrhundertwende und der Weimarer Republik.
(München Februar 2004)
Das Fach- und Kulturportal der Goethezeit | Copyright © 2002-2024 Goethezeitportal :: KunstundKultur.org - Ihr Portal für Wissenschafts- und Kulturmarketing |