Lieder und Sagen vom Rhein. Gesammelt und herausgegeben von Ludwig Horst. Leipzig: C. F. Amelang’s Verlag 1861, S. 3. (Digitalisierung durch Google) ***** EltvilleBurg Eltville
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***** Max von Schenkendorf |
Auf dem Leinpfad geht sie gern Längs dem holden Rheine, Angeblickt vom Abendstern Einsam und alleine. Wie der Blick sich hebt und senkt, Wie die Wünsche schweifen, Was sie dichtet, was sie denkt, Kann’s ein Mensch begreifen? Auf dem Leinpfad geht sie gern Längs dem holden Rheine, Denket rückwärts froh und fern In das Thal der Leine. Mogenglanz, o Jugendlust, Sterne, Blumen, Bäume, Erster Hauch der jungen Brust, All’ ihr frühen Träume! Wollet stets das liebe Kind Auf dem Pfad geleiten, Spiel’ um sie, du Abendwind, Wie um Harfensaiten! Erste Lieb’ und erster Gruß Aus dem Thal der Leine, Weht sie an wie Geisterkuß Auf dem Pfad am Rheine! |
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Max on Schenkendorf’s sämmtliche Gedichte. Erste vollständige Ausgabe. Berlin: Gustav Eichler 1837, S. 67 (Digitalisierung durch Google). Erläuterung: Der Leinpfad im Rheingau führt unmittelbar am Rhein entlang. Er diente einst zum Treideln der Schiffe.
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Rüdesheim
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Rüdesheim, ein gemütliches, altertümliches Weinstädtchen, liegt am Fuße des Niederwalds, umgeben von seinen herrlichen Weinbergen, deren Erträgnisse den Namen des Städtchens weltberühmt gemacht haben.
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Das war der Graf von Rüdesheim, Mit Gütern reich beglückt Der hat des Winzers holder Maid Zu tief ins Aug´ geblickt Doch als er ihr die Lieb' gestand Lacht´ sie ihm ins Gesicht; Der Graf lief tief gekränkt nach Haus Und mied des Tages Licht. Und er saß Und vergaß In seiner Burg am Rhein Seinen Schmerz, Denn das Herz Tröstet Rüdesheimer Wein. Wohl sieben Jahre saß er so Geschieden von der Welt Und gab für Rüdesheimer Wein Hin all sein Gut und Geld; Wohl vierzig Güter gab er hin Für edles Rebenblut, Und als das letzte Jahr verging Ging auch das letzte Gut. Also saß Und vergaß Er in der Burg am Rhein Seinen Schmerz, Denn das Herz Tröstet Rüdesheimer Wein. Doch als das letzte Gut vertan, Ging es dem Grafen schlecht; Ein andrer Herr bezog das Schloss, Da ward der Graf ein Knecht. Die ganze Woche plagt' er sich Im Wirtshaus vor der Burg; Was in der Woche er verdient, Bracht' er am Sonntag durch. Und dann saß Und vergaß Er im Kellerloch am Rhein Seinen Schmerz, Denn das Herz Tröstet Rüdesheimer Wein. Und die euch dieses Lied erdacht, Die waren selber dort; Zu Fuß kam man den Berg herab, Die Gelder waren fort. Man haderte mit dem Geschick Und härmte sich gar sehr; Da hörte man vom edlen Graf Die wundersame Mär'. Und man saß Und vergaß Vor seiner Burg am Rhein Allen Schmerz, Denn das Herz Tröstet Rüdesheimer Wein. |
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Text: Ernst Bloch und Albert Georg Benda 1875. Musik: Hugo Michaelis 1875. Fand Eingang in zahlreiche Kommers- und Liederbücher. Siehe Volksliederarchiv, URL: http://www.volksliederarchiv.de/text1727.html
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Mäuseturm
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Der Mäuseturm erhielt seine heutige Gestalt im Jahre 1856, besteht jedoch bereits seit der Mitte des XIII. Jahrhunderts. Die grausige Sage, deren Schauplatz er bildet, siehe in Wilhelm Rulands Rheinischem Sagenbuch. Heute dient der Mäuseturm als Signalwarte der Schiffahrt. Gegenüber am Rüdesheimer Berg erblicken wir die Ruinen der Burg Ehrenfels.
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Am Mäusethurm um Mitternacht Des Bischofs Hatto Geist erwacht: Er flieht um die Zinnen im Höllenschein, Und glühende Mäuslein hinter ihm drein! Der Hungrigen hast du, Hatto, gelacht, Die Scheuer Gottes zur Hölle gemacht: Drum wird jedes Körnlein im Speicher dein Verkehrt in ein nagendes Mäuselein. Du flohst auf den Rhein, den Inselthurm, Doch hinter dir rauschte der Mäusesturm! Du schlossest den Thurm mit eherner Thür, Sie nagten den Stein und drangen herfür. Sie fraßen die Speise, die Lagerstatt, Sie fraßen den Tisch dir und wurden nicht satt! Sie fraßen dich selber zu Aller Graus Und nagten den Namen dein überall aus. Fern rudern die Schiffer um Mitternacht, Wenn schwirrend dein irrender Geist erwacht, Er flieht um die Zinnen im Höllenschein, Und glühende Mäuslein hinter ihm drein. |
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Lieder und Sagen vom Rhein. Gesammelt und herausgegeben von Ludwig Horst. Leipzig: C. F. Amelang’s Verlag 1861, S. 144. (Digitalisierung durch Google)
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Ruine Ehrenfels
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Ruine Ehrenfels. Senkrecht über dem gefürchteten Binger Loch, da wo der Rhein die scharfe Biegung nach Norden ausführt, erheben sich kühn und altersgrau die Ruinen der Burg Ehrenfels, umgeben von jenen schier unabsehbaren Rebengeländen, in denen sich die berühmten Lagen der Gemarkung von Rüdesheim und Aßmannshausen berühren.
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Hohe, kecke Burgen blinken Golden in der Sonne Schein, Steil hinab die Wände sinken Von zerborstenem Gestein. Doch darunter und daneben Lachen üppig grüne Reben. Tief hinab in’s Thal sie blicken, Spiegelnd sich im grünen Rhein; Beide trinken mit Entzücken Ja denselben Sonnenschein. Rebendüfte wallen nieder, Rauschen tönt als Antwort wider. Was die frohen Kinder senden, Das erfreut den alten Herrn, Dafür will er Mährchen spenden, Denn die Reben hören’s gern. Er erzählt mit leisem Rauschen Und die Reben steh’n und lauschen. Wie vor vielen hundert Jahren Einst Held Siegfrid, liebentbrannt, Zu der Hofburg kam gefahren Und sein süßes Liebchen fand. Er erzählt’s mit leisem Rauschen Und die Reben steh’n und lauschen. Wie die starken Helden zogen Fort zum Rachekampf mit Schall. Schwerter klangen, Speere flogen - Fern der Heimath starben all. Er erzählt’s mit vollem Rauschen, Bebend leis die Reben lauschen. Wie die Saiten rauschend klangen Zu dem süßen Minnesang, Kündend heißes Liebesbangen Oder heißen Liebesdank. Er erzählt’s mit leisem Rauschen Und die Reben steh’n und lauschen. Wie schön Lurlei mit Gesängen Lockend ruft vom schwarzen Riff; Schiffer horcht’ den Zauberklängen - Da versinken Mann und Schiff. Alte Zauberklänge rauschen, Und die Reben steh’n und lauschen. Alles, was sie still belauschen, Wahren sie in treuer Brust, Bis sie selbst als Wellen rauschen, Golden hell, des Zechers Lust; Aber zaubrisch festgebunden Sind im Wein die alten Kunden. Daß der Zauber denn sich löse, Klingt die vollen Römer an! Welch harmonisches Getöse! Ha! gelöst vom Zauberbann, Strömen Liebe, Kampf und Lieder, Wie ihr trinkt, durch Brust und Glieder. Was der alte Rhein verkündet, Fühlt ihr’s in der Rebe Blut? Und durchpulset und entzündet Heldenkraft und Liebesglut. Keiner sitze still, zu lauschen! Laßt die lauten Lieder rauschen! |
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Friedrich von Sallet: Gesammelte Gedichte. Im Verlage des Verfassers 1843, S. 52-54. (Digitalisierung durch Google)
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Burg Rheinstein
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Burg Rheinstein. Ein Kleinod aus deutscher Vergangenheit ist die Burg Rheinstein, die sich wie das Nest eines Raubvogels auf einem schmalen, schroffen Felsen, hoch über den wallenden Fluten des Rheines erhebt.
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Nachts durch die stille Runde Rauschte des Rheines Lauf, Ein Schifflein zog im Grunde, Ein Ritter stand darauf. Die Blicke irre schweifen Von seines Schiffes Rand, Ein blutigroter Streifen Sich um das Haupt ihm wand. Der sprach: »Da oben stehet Ein Schlößlein überm Rhein, Die an dem Fenster stehet: Das ist die Liebste mein. Sie hat mir Treu versprochen, Bis ich gekommen sei, Sie hat die Treu gebrochen, Und alles ist vorbei.« Viel Hochzeitleute drehen Sich oben laut und bunt, Sie bleibet einsam stehen, Und lauschet in den Grund. Und wie sie tanzen munter Und Schiff und Schiffer schwand, Stieg sie vom Schloß herunter, Bis sie im Garten stand. Die Spielleut musizierten, Sie sann gar mancherlei, Die Töne sie so rührten, Als müßt das Herz entzwei. Da trat ihr Bräutgam süße Zu ihr aus stiller Nacht, So freundlich er sie grüßte, Daß ihr das Herze lacht. Er sprach: »Was willst du weinen, Weil alle fröhlich sein? Die Stern so helle scheinen, So lustig geht der Rhein. Das Kränzlein in den Haaren Steht dir so wunderfein, Wir wollen etwas fahren Hinunter auf dem Rhein.« | Zum Kahn folgt' sie behende, Setzt' sich ganz vorne hin, Er setzt' sich an das Ende Und ließ das Schifflein ziehn. Sie sprach: »Die Töne kommen Verworren durch den Wind, Die Fenster sind verglommen, Wir fahren so geschwind. Was sind das für so lange Gebirge weit und breit? Mir wird auf einmal bange In dieser Einsamkeit! Und fremde Leute stehen Auf mancher Felsenwand, Und stehen still und sehen So schwindlig übern Rand.« – Der Bräutgam schien so traurig Und sprach kein einzig Wort, Schaut' in die Wellen schaurig Und rudert' immerfort. Sie sprach: »Schon seh ich Streifen So rot im Morgen stehn, Und Stimmen hör ich schweifen, Am Ufer Hähne krähn. Du siehst so still und wilde, So bleich wird dein Gesicht, Mir graut vor deinem Bilde – Du bist mein Bräutgam nicht!« – Da stand er auf – das Sausen Hielt an in Flut und Wald – Es rührt mit Lust und Grausen Das Herz ihr die Gestalt. Und wie mit steinern'n Armen Hob er sie auf voll Lust, Drückt ihren schönen, warmen Leib an die eisge Brust. - Licht wurden Wald und Höhen, Der Morgen schien blutrot, Das Schifflein sah man gehen, Die schöne Braut drin tot. |
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Joseph von Eichendorff: Werke. Hrsg. von Wolfdietrich Rasch. München: Carl Hanser 1966, S. 343-346.
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Klemenskapelle
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Die Klemenskapelle bei Trechtingshausen am Rhein stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. An dieser Stelle ließ Kaiser Rudolf von Habsburg im Jahre 1282 über 30 Raubritter an den Bäumen aufhängen.
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„Vom Wisperthal die edle Maid Die ist’s, die Der von Rheinstein freit.“ - „Ihr lieben Schwestern glaubet nicht Was man von meinem Brautstand spricht: Der auf der Straße Beute nimmt, Der Bräutgam ist mir nicht bestimmt.“ - „Zum Straßenräuber machst du mich? Ei stolzes Fräulein, hüte dich!“ Das Fräulein wagt sich aus dem Thor, Da springen drei schwarze Ritter hervor. Ein schwankes Schifflein lag am Rhein: „Du Räuberbraut, nur da hinein!“ Und wie der Kahn die Woge theilt, Da kommt ein Wetter nachgeeilt: „Ja blase nur, du Wisperwind, Wir entführen doch dein schönstes Kind.“ Die Wisper bläst und saust und stürmt, Daß hoch sich Well auf Welle thürmt. Die Wolke bricht, der Himmel flammt: „Verloren sind wir allesammt.“ Schon sinkt, von Wasser schwer, der Kahn, Da blickt das Fräulein himmelan: „St. Clemens,“ sprach sie, „heilger Papst, Der du der Fluth das Leben gabst, Und littest strenges Marterthum Zu Gottes und der Kirche Ruhm, Errette mich aus Wassersnoth Und von dem Bräutgam, der mir droht: So soll ein Kirchlein dir entstehn Und dort aus Wallnußbäumen sehn.“ Der Heilge hört’s und schwebt herab Mit Schlüsselkron und Hirtenstab, Reicht ihr die Hand und führt sie gut Und trocken durch gehobne Fluth. Der schwanke Nachen fuhr zu Grund Und Den von Rheinstein schlang der Schlund. Da ward das Kirchlein aufgebaut, Das dort aus Wallnußbäumen schaut. Darnach verging manch hundert Jahr, Das Kirchlein lang verfallen war, Bis mild es zu erneu’n befahl Des Herrn von Rheinstein hehr Gemahl. |
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Lieder und Sagen vom Rhein. Gesammelt und herausgegeben von Ludwig Horst. Leipzig: C. F. Amelang’s Verlag 1861, S. 150-152. (Digitalisierung durch Google)
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Bacharach
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Bacharach. "Nun geht die Fahrt nach Bacharach, nach Bacharach am Rhein, dort weiß ich unterm Rebendach ein stilles trautes Trinkgemach, zu Bacharach, zu Bacharach, zu Bacharach am Rhein."
Wernerkapelle
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Die Wernerkapelle in Bacharach. Eine der malerischsten Architektur-Bilder am Rhein, wurde 1428 in den edelsten gotischen Formen erbaut, im dreißigjährigen Krieg und nochmals 1689 durch die Franzosen zerstört.
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Des Sonntags in der Morgenstund’, Wie wandert’s sich so schön Am Rhein, wann rings in weiter Rund’ Die Morgenglocken gehn! Ein Schifflein zieht auf blauer Fluth, Da singt’s und jubelt’s drein; Du Schifflein, gelt, das fährt sich gut In all die Lust hinein? Vom Dorfe hallet Orgelton, Es tont ein frommes Lied, Andächtig dort die Prozession Aus der Kapelle zieht. Und ernst in all die Herrlichkeit Die Burg hernieder schaut, Und spricht von alter, guter Zeit, Die auf den Fels gebaut. Das Alles beut der prächt’ge Rhein An seinem Rebenstrand, Und spiegelt recht im hellsten Schein Das ganze Vaterland, Das fromme, treue Vaterland In seiner vollen Pracht, Mit Lust und Liedern allerhand Vom lieben Gott bedacht. |
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Lieder und Sagen vom Rhein. Gesammelt und herausgegeben von Ludwig Horst. Leipzig: C. F. Amelang’s Verlag 1861, S. 6. (Digitalisierung durch Google)
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Kaub, Burg Gutenfels und die Pfalz
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Kaub, Burg Gutenfels und Pfalz. Eines der malerischsten, romantischsten Städtchen am Rhein ist Kaub, überragt von der Burg Gutenfels. Die viertürmige Pfalz im Rhein wurde im 14. Jahrhundert durch Kaiser Ludwig den Bayer als Zollwacht erbaut. Bei Kaub ging in der Neujahrsnacht 1813/14 Blücher über den Rhein.
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Gutenfels
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Gutenfels. Burg Gutenfels erhielt ihren Namen von Guta, der Gemahlin Richards von Cornwall, der einstmals zum Deutschen Kaiser ausgerufen wurde. Die Burg ist heute noch bewohnt und im Privatbesitz. Reizend ist der Fernblick auf Oberwesel und die Schönburg.
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Die Pfalz
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Die Pfalz, mitten im Rhein bei Kaub, ein höchst originelles Bauwerk, dessen fünfeckiger Hauptturm aus der Mitte des XI. Jahrhunderts stammt. Die kleine Burg wurde zum Zwecke der Zollerhebung gebaut.
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Ein Fischer saß im Kahne, Ihm war das Herz so schwer, Sein Liebchen war gestorben, Das glaubt' er nimmermehr. Und bis die Sternlein blinken, Und bis zum Mondenschein, Harrt er sein Lieb zu fahren Wohl auf dem tiefen Rhein. Da kömmt sie hergegangen Und steiget in den Kahn, Sie schwanket in den Knien, Hat nur ein Hemdlein an. Sie schwimmen auf den Wellen Hinab in tiefer Ruh', Da zittert sie und wanket, O Liebchen frierest Du? Dein Hemdlein spielt im Winde, Das Schifflein treibt so schnell; Hüll' dich in meinen Mantel, Die Nacht ist kühl und hell. Sie strecket nach den Bergen Die weißen Arme aus, Und freut sich, wie der Vollmond Aus Wolken sieht heraus. Und grüßt die alten Türme, Und will den hellen Schein, Mit ihren zarten Armen, Erfassen in dem Rhein. O setze dich doch nieder Herzallerliebste mein! Das Wasser treibt so schnelle O fall nicht in den Rhein. Und große Städte fliegen An ihrem Kahn vorbei, Und in den Städten klingen Der Glocken mancherlei. Da kniet das Mädchen nieder Und faltet seine Händ' Und seine hellen Augen Es zu dem Himmel wendt. Lieb Mädchen bete stille, Schwank' nicht so hin und her, Der Kahn, er möchte sinken, Das Wasser treibt so sehr. | In einem Nonnenkloster Da singen Stimmen fein Und in dem Kirchenfenster Sieht man den Kerzenschein. Da singt das Mädchen helle Die Metten in dem Kahn, Und sieht dabei mit Tränen Den Fischerknaben an. Der Knabe singt mit Tränen Die Metten in dem Kahn, Und sieht dabei sein Mädchen Mit stummen Blicken an. So rot und immer röter Wird nun die tiefe Flut, Und weiß und immer weißer Das Mädchen werden tut. Der Mond ist schon zerronnen, Kein Sternlein mehr zu sehn, Und auch dem lieben Mädchen Die Augen schon vergehn. Lieb Mädchen guten Morgen! Lieb Mädchen gute Nacht! Warum willst du nun schlafen? Da schon die Sonn' erwacht. Die Türme blinken helle, Und froh der grüne Wald Von tausend bunten Stimmen In lautem Sang erschallt. Da will er sie erwecken, Daß sie die Freude hör', Er sieht zu ihr hinüber Und findet sie nicht mehr. Und legt sich in den Nachen Und schlummert weinend ein, Und treibet weiter weiter Bis in die See hinein. Die Meereswellen brausen Und schleudern ab und auf Den kleinen Fischernachen Der Knabe wacht nicht auf. Doch fahren große Schiffe In stiller Nacht einher, So sehen sie die beiden Im Kahne auf dem Meer. |
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Clemens Brentano: Werke in einem Band. Hrsg. von Friedhelm Kemp unter Mitwirkung von Wolfgang Frühwald. München: Carl Hanser o.J., S. 33-35.
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Die Loreley
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Die Loreley winkt vom verdämmernden Stein - Leis flutet ihr Schleier hernieder Und trägt in die lauschenden Lande hinein Den Goldblütenschmelz ihrer Lieder. Sie hat mir gesungen in einsamer Stund' Von Heimat und Hoffen und Lieben - Es sind mir die Worte aus ihrem Mund Auf ewig im Herzen geblieben. |
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Siehe die Seite
Orte kultureller ERinnerung
Die Lorelei
URL <http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2587>
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Wie kühl der Felsen dunkelt Hernieder in den Rhein! Kein Strahl der Sonne funkelt Im grünen Wasserschein. Es kommt im Windesweben Ein Gruß der Märchenzeit - Wie fern von hier das Leben! Die Welt wie weit von hier, wie weit! In dieser Schattenkühle Der Einsamkeit im Schoß Wird alles, was ich fühle, So still, so klar, so groß. Kein Wunsch mehr, kein Begehren, Geschlichtet jeder Zwist - Ich kann der Welt entbehren, Wo du, o Liebe, bei mir bist. |
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Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S. 153.254.
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Rheinfels
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Rheinfels. Aus dem Epos "Trutz Katz" von Jörg Ritzel
[erschienen 1910]
Panzerklirrend grüßte von der Grünumrauschten Felsenhöhe Ueberm Strom der trutz'ge Rheinfels, Rheinlands sturmgewalt'ger Recke, Der mit starkem Arm die Wacht hielt An den heil'gen Wassern Deutschlands. |
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An den Rhein, an den Rhein, zieh’ nicht an den Rhein, Mein Sohn, ich rathe dir gut, Da geht dir das Leben zu lieblich ein, Da blüht dir zu freudig der Muth. Siehst die Mädchen so frank und die Männer so frei, Als wär’ es ein adlig Geschlecht, Gleich bist du mit glühender Seele dabei: So dünkt es dich billig und recht. Und zu Schiffe, wie grüßen die Burgen so schön Und die Stadt mit dem ewigen Dom, In den Bergen, wie klimmst du zu schwindelnden Höh’n Und blickst hinab in den Strom. Und im Strome, da tauchet die Nix aus dem Grund, Und hast du ihr Lächeln gesehn, Und grüßt sich die Lurlei mit bleichem Mund, Mein Sohn, so ist es geschehn: Dich bezaubert der Laut, dich bethört der Schein, Entzücken faßt dich und Graus: Nun singst du nur immer: „Am Rhein, am Rhein“ Und kehrst nicht wieder nach Haus. |
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Lieder und Sagen vom Rhein. Gesammelt und herausgegeben von Ludwig Horst. Leipzig: C. F. Amelang’s Verlag 1861, S. 25f. (Digitalisierung durch Google)
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Burg Katz
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Burg Katz. Am Eingang eines ringsum geschlossenen Felsentales ragt auf steiler Höhe Burg Katz, ihre Mauern und Türmchen in den Fluten spiegelnd. Zu ihren Füßen liegt St. Goarshausen und fern im Hintergrund sehen wir die Loreley sich aus dem Strom erheben.
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Burg Katz
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Burg Katz. Aus d. Epos "Trutz-Katz" von Jörg Ritzel:
Hoch über Wall und Türmen schwebend, Das Haupt kühn in die Wolken hebend, Schaut stolz Burg Katz ins reiche Land, Sie hat zu Bürgers Nutz und Frommen Den Königssitz hier eingenommen Auf rebumkränzter Felsenwand. |
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Pfalzgräfin Jutta fuhr über den Rhein, Im leichten Kahn, bei Mondenschein. Die Zofe rudert, die Gräfin spricht: »Siehst du die sieben Leichen nicht, Die hinter uns kommen Einhergeschwommen – So traurig schwimmen die Toten! Das waren Ritter voll Jugendlust – Sie sanken zärtlich an meine Brust Und schwuren mir Treue – Zur Sicherheit, Daß sie nicht brächen ihren Eid, Ließ ich sie ergreifen Sogleich und ersäufen – So traurig schwimmen die Toten!« Die Zofe rudert, die Gräfin lacht. Das hallt so höhnisch durch die Nacht! Bis an die Hüfte tauchen hervor Die Leichen und strecken die Finger empor, Wie schwörend – Sie nicken Mit gläsernen Blicken – So traurig schwimmen die Toten! |
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Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S. 242.706.
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Burg Maus
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Burg Maus wurde vom Bischof Bohemund von Trier zum Schutze seiner Besitzungen am Rhein 1357 erbaut. Die Burg ist heute noch gut erhalten und zeitweise bewohnt.
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Ich weiß einen Helden von seltener Art, So stark und so zart, so stark und so zart; Das ist die Blume der Ritterschaft, Das ist der Erste an Milde und Kraft, So weit auf des Vaterlands Gauen Die Sterne vom Himmel schauen. Er kam zur Welt auf sonnigem Stein Hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein; Und wie er geboren, da jauchtzt' überall, Im Lande Trompeten- und Paukenschall, Da wehten von Burgen und Hügeln Die Fahnen mit lustigen Flügeln. In goldener Rüstung geht der Gesell, Das funkelt so hell, das funkelt so hell; Und ob ihm auch Mancher zum Kampf sich gestellt, Weiß Keinen, den er nicht endlich gefällt; Es sanken Fürsten und Pfaffen Vor seinen feurigen Waffen. Da wo es ein Fest zu verherrlichen gilt, Wie es er so mild, wie ist er so mild! Er naht, und die Augen der Gäste erglühn, Und der Sänger greift in die Harfe kühn, Und selbst die Mädchen im Kreise Sie küssen ihn heimlicher Weise. O komm, du Blume der Ritterschaft Voll Milde und Kraft, voll Milde und Kraft! Tritt ein in unsern vertraulichen Bund, Und wecke den träumenden Dichtermund, Und führ' uns beim Klange der Lieder Die Freude vom Himmel hernieder! |
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Lieder und Sagen vom Rhein. Gesammelt und herausgegeben von Ludwig Horst. Leipzig: C. F. Amelang’s Verlag 1861, S. 9. (Digitalisierung durch Google) - Letzte Strophe: "Rund" in "Bund" geändert.
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Braubach und die Marksburg
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Die Marksburg ist die einzige Burg am Rhein, die vor Zerstörung bewahrt wurde. Im Besitze des Vereins Deutscher Burgen bietet sie außen und innen ein mustergültiges Bild einer mittelalterlichen Burg. Die Besichtigung ist äußerst lohnend, in der gemütlichen Burgschenke Verpflegung und Nachtquartier.
Braubach und die Marksburg
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Martinskapelle und Marksburg
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Martinskapelle und Marksburg. An dem Sattel des Berges, den die Marksburg krönt, liegt eingebettet in ein altertümliches Gärtchen die Martinskapelle aus dem 12. Jahrhundert. Von hier aus schönster Blick auf Strom und Burg.
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„Der Rhein, und immer wieder In Bild und Sang der Rhein! Weißt du nicht andre Lieder, Als nur von ihm allein?“ Ich weiß nicht vieles Andre, ‚S ist so mein wilder Schlag; Ich sing’ ihn, wenn ich wandre, Und wandre Tag für Tag! Ruh’ ich auf Bergesspitzen Und schau’ hinab in’s Thal, Seh’ ich die Wogen blitzen Im warmen Sonnenstrahl. Blick’ ich aus Ritterhallen hinab in’s Abendglühn, Zu meinen Füßen wallen Und rauschen sie dahin. Sie rauschen von den Tagen Der längst vergangnen Zeit, Von Liebe, Lust und Klagen, Von deutscher Herrlichkeit! Da treibt es mich hernieder Vom luft’gen Bergesrand - Ich singe die alten Lieder, Ich beuge mein Knie am Strand. Ich hab’ von der Stirn gezogen Den dunklen Epheukranz, Und küss’ ihn und werf’ ihn den Wogen Hinunter im Mondenglanz! |
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Lieder und Sagen vom Rhein. Gesammelt und herausgegeben von Ludwig Horst. Leipzig: C. F. Amelang’s Verlag 1861, S. 3f. (Digitalisierung durch Google)
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Schloss Stolzenfels
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Schloss Stolzenfels am Rhein wurde im Jahre 1689 von den Franzosen zerstört und blieb Ruine bis in das 19. Jahrhundert hinein. Im Jahre 1833 schenkte die Stadt Coblenz als damalige Besitzerin die Ruine dem Kronprinzen von Preußen, der sie später als König Friedrich Wilhelm IV. für eine Million Mark zu dem prächtigen Schlosse ausbauen ließ, dessen Anblick heute jeden Rheinfahrer erfreut.
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»statt sonniger Ideale nächtige Totenmale!« Stand einst ein Schloß am Rheine mit Zinnen hoch und hehr, Efeu und Rosen rankten um seine Mauernwehr ... Von seinen Türmen sandten die Flaggen ihren Gruß hinüber nach den Bergen, hinunter nach dem Fluß ... Und wer im schwanken Boote da unten fuhr vorbei, der sah's und grüßte wieder und fuhr nicht gern vorbei ... Ort auf und ab im Lande traf man wohl keinen an, dem nicht allzeit willkommen das Tor sich aufgetan. Heut aber sich zu laden, kommt niemand mehr zu Sinn, das Schloß steht in Ruinen, und Geister hausen drin ... In stiller Nacht nur reitet's manchmal den Berg hinan und springt vom Rosse droben ein grauer Rittersmann ... Im fahlen Mondschein flimmert Helmzier und Wappenschild: ein Hofnarr, der mit Hellern und Herzen Fangball spielt ... Der Letzte ist's vom Schlosse, der einst von hinnen zog, als ihn das Glück am Leben ums beste Teil betrog ... Und Tor und Türme sanken seitdem in Trümmer hin ... nun sind's nur noch Ruinen und Geister hausen drin. |
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Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S. -120.681 f.
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Rolandseck
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Rolandseck. Kein Geringerer als Alexander von Humboldt hat die Landschaft von Rolandseck eine der schönsten der Erde genannt und die Lage dieser friedlichen Hotel-Kolonie ist in der Tat bezaubernd. Nach allen Seiten bieten sich dem entzückten Auge herrliche Ausblicke auf Strom, Insel, Gebirge und weite, gesegnete Gefilde.
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Von Spanien kam die Kunde „wie jener Held von Stahl Roland gefällt worden im Thal von Roncesval.“ Da nahm den frommen Schleier die schöne Hildegund, Gelobte Gott die Seele mit todesbleichem Mund. Doch bald viel andre Kunde sandt’ aus der grüne Rhein: „Kein Schwert konnt’ ihn besiegen, die Liebe nur allein! Es ward die schärfste Lanze ihm durch das Herz gerannt, Als Hildegund, die schöne, er Gott vermählet fand. Auf hohem Felsen thät er sich eine Klause baun, Von da zu ihrem Kloster im Rhein hinabzuschaun. Da scholl von grüner Insel der Nonnen Sang empor, Die holde Stimme wähnt’ er zu hören aus dem Chor; Wie Blumenseim die Biene, sog er den süßen Schmerz, Bis Minne ihm gebrochen das tapfre Heldenherz.“ |
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August Kopisch: Gesammelte Werke. Geordnet und herausgegeben von Freundes Hand. Dritter Band. Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1856, S. 114 (Digitalisierung durch Google)
Dazu vgl. Preußens Volkssagen, Mährchen und Legenden, als Balladen, Romanzen und Erzählungen, bearbeitet von Widar Ziehnert. Dritter Band. Leipzig: C. B. Polet 1840, Nr. 11. Burg Rolandseck und Ritter Toggenburg. (Digitalisierung durch Google)
Hoch auf einem Berge, am Ufer des herrlichen Rheinstromes, liegen die Trümmer der Burg Rolandseck, einst der Wohnsitz des mächtigen Ritters Roland, des Neffen Karl’s. Der Ritter, so lautet nämlich die einfache Sage, mußte in den Krieg, gerieht da auf längere Zeit in Gefangenschaft und dies gab Veranlassung, daß die falsche Kunde seines Todes zu seiner zurückgelassenen Braut kam, welche sich dadurch bewogen fand, das der Burg Rolandseck gegenüber auf einer Insel gelegene Kloster Nonnenwerth zu ihrem Wohnsitz zu erwählen. Als der Ritter zurückkehrte, war aus der irdischen Braut bereits eine himmlische geworden, sie hatte den Schleier genommen und war so auf ewig dem treuen Geliebten verloren.“ Schiller verarbeitete den Stoff in seiner Ballade „Ritter Toggenburg“.
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Drachenfels
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Der Drachenfels. Die kühnste und trotzigste aller Ruinen, die im schönen Rheinstrom sich spiegeln, ist der Drachenfels, der stolze Wächter des Siebengebirges. An gigantischer Größe und Wucht der Erscheinung überragt dieser trotzige Turmzacken alle anderen Burgen am Rhein. Der Berg ist 325 m hoch, die Burg wurde im Jahre 1117 erbaut und hieß einst Drachenburg.
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Wo hoch empor die sieben Kuppen steigen, Die das Gebirg auf seinem Scheitel trägt, Gleich Kronen, die sie auf den Häuptern zeigen, Und die der Sturm der Zeit herunterschlägt, Ruinen stehn von Schlössern und Kapellen, Die sich bespiegeln in des Rheines Wellen, Dem Schiffer kündend aus vergangner Zeit Entschwundne und versunkne Herrlichkeit: Da hebt der Drachenfels sich majestätisch Der vorderste, dicht an des Rheines Fluth; Es ist, als spräch' er warnend und prophetisch Zu einer Welt, die scheinbar friedlich ruht: "Auch du hast noch zu kämpfen mit den Drachen, Die an dem künft'gen Paradies bewachen Den Eingang in der Freiheit schönes Reich, Wo Alle Brüder sind, in Liebe gleich." Von einem Drachen kündet hier die Sage, Der Menschenopfer heischte lange Zeit, Davon kein Fluch, kein Schwert und keine Klage Die Stämme, die hier wohnten, je befreit. Verbrecher, die an ihnen sich vergangen, Und Feinde, die sie in der Schlacht gefangen, Die stieß man zu des Drachen Höhle fort, Erwürgte sie in schauerlichem Mord. Einst aus dem Krieg mit einem fremden Stamme Fiel eine Jungfrau in der Heiden Hand, Von deren Schöne eine Liebesflamme In zweier Helden Brust zugleich entbrannt. Zwei Häuptlinge sich um die Beute stritten; Da lautete der Richterspruch des dritten: "Daß fürder nicht bestehe solcher Streit - Die Jungfrau sei dem Drachentod geweiht." Und schön geschmückt im weißen Opferkleide, Bräutliche Blumen in dem goldnen Haar, Am Hals ein reiches, goldenes Geschmeide, Das schon daheim dort prangte immerdar, Und das man ihr zum Opfertod gelassen - So schritt sie hin; es malte kein Erblassen Kein bleicher Schrecken ihre Wangen weiß, Gefaßt und muthig stand sie in dem Kreis. Und da sie nahe zu der Höhle kamen, Und schon der Drache ihr entgegensprüht'; Da sprach sie fromm und leis ein heilig Amen Und sang, gleich wie im höhern Chor, ein Lied. Aus ihrer Brust zog sie am Goldgeschmeide Hervor ein Kreuz, ihr höchstes Gut im Leide, Und hielt es als geweihten Talisman Dem Drachen hin, er starrt es grimmig an. Er starrt es an; und plötzlich wie vernichtet Erbebt in sich sein grimmer Panzerleib, Den Rachen schließt er, kehrt sich um und flüchtet Und flüchtet vor dem unbewehrten Weib Und stürzt sich jählings in des Rheines Wellen; Die Panzerschuppen an dem Fels zerschellen, Vernichtet ist mit eins die Schlangenbrut; Der Himmel flammt in rother Opfergluth. Da scheint verklärt zum goldnen Strahlenkranze Die Blumenkrone in der Jungfrau Haar; Ihr Antlitz leuchtet auf im Himmelsglanze, Da sie bezwang die dräuende Gefahr. Und alle Heiden, die das Wunder schauen, Ergreift alsbald ein nie gekanntes Grauen, Anbetend sinken vor dem Kreuz sie hin Und vor der Jungfrau gottentflammtem Sinn. Durch sie zum Glauben reiner Menschenliebe, Durch sie zum milden Christengott bekehrt. - O, daß die Sage doch lebendig bliebe In einer Welt, die noch vom Wahn bethört! O läg' noch heut in einer Jungfrau Händen Die Macht, die Menschenopfer zu beenden! Wie schön, sich einem solchen Tod zu weihn! O Gott der Lieb', dürft ich das Opfer sein! |
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Lieder und Sagen vom Rhein. Gesammelt und herausgegeben von Ludwig Horst. Leipzig: C. F. Amelang’s Verlag 1861, S. 197-199. (Digitalisierung durch Google)
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Godesburg
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Rückseite der Karte:
Die Godesburg. Die Burg stammt aus dem 11. Jahrhundert, wurde 1593 zerstört und 1794 durch die Franzosen gänzlich verwüstet. Nur der 30 m hohe Turm widerstand ihrer Vernichtungswut und verschönt nach wie vor die Gegend.
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Vgl die Seite
Rudolf Baumbach
Keinen Tropfen im Becher mehr
Ännchen Schumacher
Die Lindenwirtin in Bad Godesberg
URL <http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6410>
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Nun, gute Nacht! mein Leben, Du alter, treuer Rhein! Deine Wellen schweben Klar im Sternenschein; Die Welt ist rings entschlafen, Es singt den Wolkenschafen Der Mond ein Lied. Der Schiffer schläft im Nachen Und träumet von dem Meer; Du aber du mußt wachen Und trägst das Schiff einher; Du führst ein freies Leben, Durchtanzest bei den Reben Die ernste Nacht. Wer dich gesehn, lernt lachen; Du bist so freudenreich, Du labst das Herz der Schwachen Und machst den Armen reich. Du spiegelst hohe Schlösser Und füllest große Fässer Mit edlem Wein. Auch manchen lehrst du weinen, Dem du sein Lieb entführt; Gott wolle die vereinen, Die solche Sehnsucht rührt; Sie irren in den Hainen, Und von den Echosteinen Erschallt ihr Weh. | Und manchen lehret beten Dein tiefer Felsengrund; Wer dich im Zorn betreten, Den ziehst du in den Schlund; Wo deine Strudel brausen, Wo deine Wirbel sausen, Da beten sie. Mich aber lehrst du singen, Wenn dich mein Aug ersieht, Ein freudeselig Klingen Mir durch den Busen zieht; Treib fromm nur meine Mühle, Jetzt scheid ich in der Kühle Und schlummre ein. Ihr lieben Sterne, decket Mir meinen Vater zu, Bis mich die Sonne wecket, Bis dahin mahle du; Wird's gut, will ich dich preisen, Dann sing in höhern Weisen Ich dir ein Lied. Nun werf ich dir zum Spiele Den Kranz in deine Flut, Trag ihn zu seinem Ziele, Wo dieser Tag auch ruht; Gut Nacht! ich muß mich wenden, Muß nun mein Singen enden, Gut Nacht! mein Rhein! |
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Clemens Brentano: Gedichte. Hrsg. von Hartwig Schultz (Universal-Bibliothek; 8669) Stuttgart. Philipp Reclam jun. 1995, S. 83f. - Aus den Rheinmärchen.
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Siehe auch die Seite
Adelheid von Stolterfoth: Rheinischer Sagen-Kreis
Mit Illustrationen von Alfred Rethel
URL <http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4069>
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Nikolai von Astudin, geboren 9. Juli 1847 in Moskau und gestorben 8. August 1925 in Oberlahnstein, war ein russischer Landschaftsmaler, der für seine Rheingemälde und deren Reproduktionen bekannt wurde.
Astudin war Sohn eines Offiziers, er absolvierte seine Schulausbildung in Sankt Petersburg, lernte Landschaftsmalerei bei Armand Théophile Cassagne in Paris und unternahm Reisen nach Finnland, in die Alpenländer und nach Italien. 1876 und 1877 hatte Astudin Ausstellungen in Berlin, 1885 in Zürich. Lange wohnte er in Kassel, 1896 heirate er die Malerin Johanna Meineke aus Braubach am Rhein, lebte 1904/1905 in Bonn und von 1912 bis zu seinem Tod in Oberlahnstein. Sein Werk ist Ausdruck der Rheinromantik um 1900. Der Verlag von Hoursch & Bechstedt in Köln vermarktete die Rheinbilder Astudins in verschiedenen Drucktechniken und Größen, von Einzelblättern bis zum repräsentativen Prachtband. Vor dem Ersten Weltkrieg gab er eine Postkartenserie von 38 farbigen Drucken nach seinen Gemälden heraus. Es folgten zahlreiche Auflagen, auch gebündelt in Mäppchen und Leporellos und mit Beschreibungen in mehreren Sprachen. Von den Postkarten erschienen 12 zusätzlich in einer schwarz-weißen "Gravüren-Serie". Auf Grund der weiten Verbreitung dieser Serien wurden "Astudin-Karten" zum Inbegriff für romantische Rheinansichten im Postkartenformat.
Artikel "Nicolai von Astudin" in Wikipedia, der freien Enzyklopädie: http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolai_von_Astudin
(bearbeitet und ergänzt).
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