Jutta Assel | Georg Jäger
Rheinmotive auf Postkarten.
Eine Dokumentation
Josef Wewerka:
Rheinische Burgen und Sagen
Folge II
Optimiert für Firefox
Stand: Januar 2017
Die Reihe "Rheinische Burgen und Sagen" stammt aus der Zeit vor oder um 1900; sie variiert ein Kompositionsschema: Die Fläche ist zweigeteilt. Im rechten, größeren Teil eröffnet ein Architekturrahmen den Blick auf den Ort des Geschehens, die Burg oder das Schloss, die namentlich bezeichnet werden. Unter dieser Ansicht steht der Bezugstext. Die linke, kleinere Hälfte nimmt die untertitelte und mit J. Wewerka signierte Sagen-Illustration ein. Da die Rückseite nur für die Anschrift bestimmt war (die Anschriftenseite wurde erst 1905 geteilt), ist dem Bild eingedruckt: "Gruss vom Rhein". Der Reihentitel "Rheinische Burgen u. Sagen" findet sich am oberen Rand der Karte im architektonischen Rahmen. Diese Bezeichnungen sind in einer ausgeschmückten Fraktur geschrieben und sollen den mittelalterlich historisierenden bzw. altdeutschen Gesamteindruck verstärken. Sowohl in den Themen wie im Design ist diese Postkartenserie ein Dokument der Rheinromantik.
Die fünf Bildpostkarten der zweiten Folge, die uns von Herrn Markus Stein (Kontaktdaten am Ende der Seite) zur Verfügung gestellt wurden, ergänzen den Fundus der ersten Folge. Mit 12 Karten dürfte die Serie vollständig vorliegen. In der zweiten Folge werden die in die Bildseite eingefügten Textausschnitte ergänzt, indem die betreffenden Sagen zusätzlich erläutert oder vollständig wiedergegeben werden. Auf diese Weise wird das In- und Miteinander von bildlichen Ansichten der Burgen und Schlösser, ihrer landschaftlichen Einbettung, der Sagenüberlieferung und historischer Geschehnisse deutlich, wie es für die Rheinromantik charakteristisch ist. Wie der Zyklus insgesamt, so kombinieren auch einzelne Karten Motive aus der Sagen-, teilweise auch der Märchenüberlieferung und Schauerromantik. Allein die Sage von Ritter Guntram und der schönen Liba von Falkenburg vereinigt eine Vielzahl solcher Motive: Verirren im Wald; verfallende Burg; Fluch auf dem Totenbett; verfallene Kapelle mit einem offenen leeren Grab; Gespenst einer widergängerischen Jungfrau, die nur unter fast unerfüllbaren Bedingungen zur Ruhe kommen kann; schreiendes Käuzchen; Walpurgisnacht am Kreuzweg; drei Weiblein oder Hexen, die das Totenhemd fertigen; Erlösung durch die reine Geliebte usf.
Als Zeichner und Verleger wird auf den Karten Josef Wewerka, Höhr-Grenzhausen, angegeben. Der Maler und Keramiker ließ sich 1901 in Höhr-Grenzhausen im Westerwald, einem Zentrum der keramischen Industrie, nieder. Über ihn, den Vater des Künstlers Rudolf Wewerka (1889-1954), wurden keine weiteren Daten gefunden. Die letzte Karte der ersten Folge "Die feindlichen Brüder (Sterrenberg und Liebenstein)" verzeichnet abweichend als Verleger: Kunstanstalt Fritz Gutmann, Coblenz.
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1. Postkarten mit Bezugstexten
Die Sage von der Falkenburg
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Gruss vom Rhein. Rheinische Burgen und Sagen. Guntram nimt [!] Abschied von Liba. Adressseite: Josef Wewerka, Verleger und Zeichner, Höhr-Grenzhausen. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.- Text auf Bildseite:
Die Sage von der Falkenburg
Liba: "O Guntram! Geliebter! willst scheiden von mir? Mein Herze wird kranken aus Sehnsucht nach Dir." Guntram: "Leb wohl! Teure Liba, der König gebeut, Drum satt'le ich den Hengst und reite noch heut', Mein Lieb ist so treu, so innig und fest, Bald kehr' ich ja wieder, dies sei Dir ein Trost."
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Und als er reitet wie der Sturmwind schnell, Manch' Thräne aus den Augen der Jungfrau fällt. Dort kniet sie und betet mit flehendem Blick: "O Gott, Du Guter, führ' heil ihn zurück!" |
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Die schöne Liba von Falkenburg
"Was wollen wir aber singen? Was wollen wir fangen an? Wir singen vom Ritter von Falkenburg, Wie er sein Lieb verlahn." |
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Die schöne Liba saß am Spinnrocken und schaute manchmal durch das Erkerfenster der Falkenburg hinaus auf den Weg, der aus dem Eichenwald führte. Sie war mit Guntram verlobt, einem jungen Ritter der Nachbarschaft, und hing an ihm mit treuer Liebe. Guntram wollte an das Hoflager des Pfalzgrafen ziehen, um dort sein Lehen zu empfangen, und noch vorher von seiner Braut Abschied nehmen. Eine Stunde mochte sie so gesessen haben, als er auf seinem Grauschimmel das Thal heraufsprengte. Sie warf in der Freude die Spindel aus der Hand, und wollte ihm entgegeneilen, verwickelte sich aber in das Gespinst, und ehe sie sich noch losmachen konnte, trat Guntram schon zur Thüre herein. Liba wurde in diesem Augenblicke von einer Bangigkeit ergriffen, welche sie nicht zu meistern wußte, und Guntram hatte Mühe, sie durch Worte und Liebkosungen in etwas zu beruhigen. Er schied mit dem Versprechen, in vierzehn Tagen wieder bei ihr zu sein, und trug ihr noch viele Grüße an ihre Mutter auf, die in der Kirche war.
Guntram hatte den festen Vorsatz, sobald als möglich zurückzukommen, denn auf der Falkenburg blieben sein Herz und seine Gedanken zurück; allein es geschah nicht, wie er wünschte und dachte. Der Pfalzgraf wollte eben, als er dort anlangte, eine Gesandtschaft nach Burgund schicken und wählte unter andern dazu auch Guntram, denn er besaß eine einnehmende Gestalt und auch adelige Sitten. Sechs Wochen gingen über der Reise hin; auf dem Heimwege verirrte sich Guntram mit seinen Gefährten in einem dicken Walde; die Nacht brach ein, und der Ritter sah sich zuletzt von den übrigen getrennt und mußte den Weg in der Finsternis und durch das Gestrüpp auf gut Glück suchen. Endlich vernahm er das Rauschen eines Bachs und ritt darauf zu. Der Strom floß an einem Hügel vorüber, auf welchem die Warten und Mauern einer alten Burg recht schauerlich sich erhoben. Guntram bat um Einlaß, der ihm auch gewährt wurde, nachdem er seinen Namen genannt hatte. Man führte ihn in ein stattliches Gemach, dessen Wände mit Schildereien behangen waren. Guntram betrachtete aufmerksam diese Bilder, welche mancherlei Geschichten vorstellten. Auf dem einen wurde der Grundstein zu einer Kirche gelegt, auf dem einen kämpfte ein Ritter mit einem Haufen von Sarazenen; auf dem dritten vertauschte ein anderer das Schwert mit dem Pilgrimsstabe. Überhaupt schien das Ganze eine Erzählung von den Hauptbegebnissen des Geschlechts zu enthalten, welchem die Burg gehörte.
Nachdem Herr Guntram den Kreis dieser Darstellungen durchlaufen hatte, bemerkte er in einer Ecke noch ein Gemälde, über welchem ein schwarzer Flor hing. Neugierig zog er den Vorhang weg, und erblickte eine schöne Jungfrau, die an einem offenen Grabe stand. Sie sah aber recht blühend und lebenslustig aus und war beschäftigt, ihre langen, blonden Haare zierlich zu ordnen. Guntram wußte die seltsame Vorstellung nicht zu deuten, und zerbrach sich den Kopf darüber
In diesem Augenblicke trat der Burgherr in das Gemach und hieß den Gast willkommen. Herr Bodo, dies war sein Name, war ein hochbetagter Mann, einem alten Stamme vergleichbar, dessen Blüten und Blätter vor der Zeit gefallen sind, weil ein Wurm das Lebensmark verzehrte. Über den einst so lebendigen Strom in seiner Brust war ein erstarrender Frosthauch hingegangen, und er durfte nur die Augen schließen, so hielt man ihn für einen Toten. Gutherzig war er immer gewesen, und er setzte bald alle seine Leute in Bewegung, um dem Fremden die gebührende Ehre zu erweisen. Auch schien er Wohlgefallen an Guntrams Reden und Erzählungen zu finden und blieb bei ihm sitzen, bis ihn gegen Mitternacht der Schlaf übermannte. Guntram wurde jetzt von einem alten Diener in ein Schlafgemach geführt. Der Weg dahin ging durch einen langen, öden, schauerlichen Bogengang. Die Fenster waren mit Spinnengeweben überzogen, und beim Schimmer des Lichts schwirrten Fledermäuse hervor und umkreisten Guntram und seinen Begleiter.
"Herr Ritter," find der alte Diener an, Ihr werdet glauben, in ein verwünschtes Schloß geraten zu sein, wo Zauberer und Unholde spuken. Unser Herr ist ohne Kinder, und seine Gedanken mögen nirgends mehr am Irdischen festhalten. Seit dreißig Jahren, da seine letzte Tochter, die schöne Erlinde, starb, läßt er alles zerfallen, und das Gemach, wohin ich Euch nun bringe, ist das einzige, worin wir einen Gast noch mit Ehren beherbergen können. - Indessen," fuhr der Alte nach einigem Schweigen fort, "indessen geschieht es selten, daß ein Fremder bei uns einspricht, und seit fünf Jahren seid Ihr der erste."
Während dieser Rede waren sie in das Gemach gekommen. Guntram hätte gern von dem Burgherrn und seinen Schicksalen Näheres erfragen mögen, allein der Alte wich seinen Fragen aus, und als er dem Ritter eine gute Nacht wünschte, fügte er leise hinzu: "Herr, wenn Ihr vielleicht in der Nacht in der Stube nebenan ein kleines Geräusch hört, so laßt dies Euch nicht anfechten, macht ein Kreuz und betet ein Vaterunser."
Mit diesen Worten entfernte er sich, und dem Ritter wurde es fast ein wenig unheimlich zu Mute, denn er dachte an eine Gespenstererscheinung, und die alte Burg war auch dazu gemacht, eine solche Furcht zu erwecken. Darum befolgte er treulich den guten, frommen Rat des alten Dieners, betete ein Vaterunser und bekreuzigte sich Stirne, Mund und Brust. Auch ließ er die Kerze brennen, und da er sich nicht entschließen konnte, zu Bette zu gehen, so warf er sich in einen Armstuhl. Nicht lange, da däuchte ihm, er höre im Nebengemach leise Fußtritte, und gleich darauf vernahm er den sanft verschwebenden Gesang einer weiblichen Stimme. Das ist kein gespenstisches Wesen, dachte Herr Guntram bei sich, und der Alte mag wohl hier ein hübsches Mägdlein versteckt haben, welches mir nicht sichtbar werden soll.
Mit diesen Worten öffnete er leise sein Gemach, und ging hinaus in der Hoffnung, durch das Schlüsselloch erspähen zu können, wer denn eigentlich neben ihm herberge. Die Thür des Nebengemachs stand halb offen, und eine Lampe brannte auf einem Fußleuchter. Mit Erstaunen sah Guntram eine Jungfrau von der anmutigsten Gestalt an einem Tische vor einem Spiegel sitzen. Sie spielte mit ihren langen, blonden Locken, und schien mit großem Wohlgefallen die schönen Züge ihres blühenden Antlitzes zu betrachten. Guntram stand wie angewurzelt, und konnte sich nicht satt sehen an der freundlichen Erscheinung. Mit Mühe versagte er sich's, sie anzureden; allein es däuchte ihm, zu solcher Zeit und an solchem Orte doch allzu unschicklich, und er schlich sich endlich wieder auf seine Kammer und warf sich aufs Bette, doch floh ihn der Schlaf, denn vor den Augen seines Gemüts saß noch immer die holde Jungfrau, von deren Gestalt ein Zauber ausgegangen war, der sein Herz umsponnen hatte.
Als sich der alte Diener des Morgens bei Guntram erkundigte, ob ihm die Nacht ruhig vorüber gegangen, bejahte es dieser und verschwieg, was er gesehen. Der Burgherr lud seinen Gast ein, sich einige Tage auf dem Schlosse auszuruhen, und der Ritter nahm die Einladung an, obgleich in diesem Augenblicke Libas Bild wie ein warnender Schutzgeist an ihm vorüberschwebte. Er brachte den Tag damit hin, die Gelegenheit der Burg und ihre Umgebung zu besehen. Indem er einen einsamen Pfad zwischen düstern Nadelhölzern hin verfolgte, kam er an eine Kapelle, die wenig besucht schien. Nesseln und Dornen wuchsen ringsum, und durch ein zerbrochenes Fenster streckte ein Ahorn einen seiner Äste in das Innere, und beschattete den halb zerfallenen Altar. Neben dem Altare und an den Wänden der Kapelle befanden sich viele Grabmäler und darunter ein offenes, leeres Grab. Auf dem Grabsteine, der an die Wand gelehnt war, standen die Worte: Bete, Wanderer, damit ich zur Ruhe komme, aber hüte Dich vor meinem Anblick.
Guntram wußte nicht, was er von der seltsamen Inschrift denken sollte, und ihm kam das mit Flor behangene Bild ins Gedächtnis. Nachgerade überfiel ihn ein kleines Grauen über das Geheimnisvolle in dieser abgelegenen Burg, er dachte jetzt auch an seine Liba, und faßte den Vorsatz, seine Reise noch an demselben Abend fortzusetzen. Zum Unglück fand er bei seiner Rückkehr auf die Burg den Besitzer nicht zu Hause, und da er nicht ohne Abschied scheiden wollte, mußte er sichs gefallen lassen, noch eine Nacht an dem bedenklichen Orte zuzubringen. Als er sich zur Ruhe begeben wollte, hörte er im Nebenzimmer wieder das vorige Geräusch, und bald darauf erklang ein Lied in so süßen Tönen, daß Guntram sich unwillkürlich zu der holden Sängerin hingerissen fühlte. Die Thüre ihres Gemachs stand halb offen, wie gestern; ihre Gestalt aber kam dem Ritter noch schöner vor; sie trug ein leichtes Nachtgewand, welches die schönen Umrisse des blühenden Leibs mehr zeigte, als barg, und ihr Auge schwamm in sehnsüchtiger Schwermut. Der Ritter mochte sich nicht mehr länger meistern; er trat zu ihr in das Gemach, und stotterte einige Entschuldigungen, sie sah und hörte ihn mit freundlichem Lächeln an, jedoch ohne etwas zu antworten. Auf einige Fragen, die er an sie that, zeigte sie auf eine Schrift, die in den schwarzen Marmortisch, an welchem sie saß, eingegraben war. die Schrift lautete so: Ich muß schweigen. Liebe kann mich binden, Liebe kann mich lösen.
Guntram wurde einen Augenblick nachdenkend - die Jungfrau sah ihn traurig an, aber mit einem Blicke, der sein Inneres durchfuhr. Er ergriff ihre Hand und drückte sie an seine Lippen - die Jungfrau ließ es geschehen. Er wagte einen Kuß auf ihre Wange - da nahm sie einen Ring aus einer Schublade und reichte ihn dem Ritter dar. Im Rausche des Augenblicks steckte ihn dieser an den Finger - und riß die Jungfrau ungestüm in seine Arme. Da flatterte ein Käuzchen an das Fenster, und fing gar schauerlich zu schreien an. Sie machte sich hastig los von dem Ritter, hauchte einen Kuß auf seine Lippen, und verschloß sich in ein Seitengemach.
Dem Ritter wurde es doch jetzt fast zu unheimlich zu Mute, allein der Rausch seiner Sinne war noch nicht ganz verschwunden, und er warf sich unruhig auf sein Lager. Als er beim ersten Sonnenstrahle erwachte, kehrte auch die Nüchternheit zurück, aber zugleich wandelte ihn eine Beklommenheit an, daß er auf der Burg nicht länger aushalten mochte, sondern nach kurzem Abschied vom Burgherrn das Weite suchte. Er trieb sein Roß unaufhörlich an, und erst als die grauen Türme der Burg seinem Blicke entschwunden waren, und er aus dem Walde ins Freie kam, ward es ihm leichter um das Herz.
Auf dem Felde sah er einige Hirten. Er stieg ab, um seinem Rosse einige Rast zu gönnen, gesellte sich zu ihnen, und that einige Fragen nach der grauen Waldburg. Das ist eine greuliche Geschichte, antwortete einer der Hirten. Der alte Bodo, der noch auf der Burg lebt, hatte eine schöne Tochter, Erlinde genannt. Viele reiche und angesehene Herren warben um ihre Hand, aber sie war eitel und thöricht, und forderte von ihren Liebhabern halsbrechende Dinge. Einige ließen sich darauf ein, und büßten die Verwegenheit mit dem Leben. Darunter war ein Jüngling, untadelig an Gestalt und Sitten, und der einzige Sohn einer betagten Mutter. Diesem hatte sie aufgegeben, in der Walpurgisnacht drüben im Königsbann auf dem Kreuzwege zu stehen, und ihr am andern Tage zu berichten, was er gehört und gesehen. Der junge Rittersmann hielt das für ein Kinderspiel und begab sich ohne Waffen in den Wald. Aber Tags darauf fand man nur noch einige Stücke von seinem Leichnam. Viele behaupteten, die Unholde hätten ihn getötet, welche in der Walpurgisnacht dorten ihren Spuk treiben; andere meinen jedoch, er sei von Wölfen zerrissen worden.
Die Mutter des Jünglings fiel über die Trauerbotschaft in Wahnsinn, und fluchte dem Fräulein in ihrer Sterbestunde, und dieser Fluch ging in Erfüllung. Erlinde erkrankte neun Tage darauf und starb plötzlich. Aber als man sie begraben wollte, und am Grabe den Sarg noch einmal öffnete, da war ihr Leichnam verschwunden. Sie geht jetzt noch in der grauen Waldburg um, wie sie leibte und lebte, und sucht die Fremden, die da herbergen, zu bestricken. Wer aber in ihr Netz fällt, der muß sterben nach dreimal neun Tagen, und nur wer ihrer verführerischen Gestalt widersteht, kann sie erlösen und zur Ruhe bringen.
Dem Ritter fiel bei dieser Erzählung eine Felsenlast auf das Herz. Er betrachtete den Ring, den ihm die Jungfrau gegeben, und es rieselte ihm kalt durch Mark und Gebein, als er darauf die Worte las: Du bist mein!
Die Nacht brach an, und der Weg führte durch einen düstern Föhrenwald. Um die Bäume lag eine Totenstille, und kein Zweiglein regte sich auf denselben.
Guntram ritt eine gute Weile fort, in der Hoffnung, die Waldherberge zu erreichen, und bald entdeckte er zur Seite, an einem alten Hünengrab, ein Feuer, um welches sich einige Wesen wie Schattengestalten bewegten. Als er näher kam, gewahrte er drei alte Weiblein, die etwas Seltsames zu treiben schienen. Er hielt sein Roß an, um die Erscheinung zu betrachten. Das eine Weiblein sang:
Drei Nesseln riß ich ab Drüben vom Riesengrab! D'raus spann ich den Faden hier, Schwesterchen, ich schenk' ihn Dir. |
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Da sang die zweite:
Will den Faden in Thränen kochen, Hab' ein Webschiff aus Totenknochen, Fünf Ellen Leinwand web' ich mir, Die, Schwesterchen, schenk ich Dir. |
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Hierauf antwortete die dritte:
Will nähen draus ein Hemdlein fein, Will wickeln einen Schläfer drein, Du, Reiter, reit gemach, Das Hemd, ich brings Dir nach. |
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Guntram war es, als ängstigten ihn böse Träume - unwillkürlich spornte er sein Roß, daß es mit ihm über Hecken und Steine rannte. Keuchend erreichte er die Waldherberge, wo er die Nacht zubrachte.
Des andern Tages um die Abenddämmerung langte er an der Falkenburg an, wo seine Verlobte wohnte. Indem er über die Zugbrücke reiten wollte, sah er zwei Männer vor sich hergehen, die einen Sarg trugen. Von unsäglicher Angst ergriffen, rief er ihnen zu, aber sie hatten sich plötzlich aus seinen Augen verloren. Er stieg mit wankenden Knieen die Treppe hinauf - Liba flog, mit dem Schrei des Entzückens, in seine Arme. Guntram fragte, wer gestorben sei, und erwähnte der Männer mit dem Sarge. Ei, sagte Liba lachend, Du hast wohl das Brautbett für einen Sarg angesehen. Sie öffnete die Thür eines Gemachs, und zeigte ihm die Bettstelle, welche so eben gebracht worden war. Guntram schüttelte den Kopf und seine Beklemmung nahm zu. Er that sich Gewalt an um heiter zu scheinen, und bat die Geliebte, die Trauung nun nicht länger aufzuschieben. Sie war es zufrieden, und der Tag wurde hiezu bestimmt. Je näher die Stunde kam, je mehr fühlte Guntram sein Herz erleichtert. Es wurden einige Gäste aus der Nachbarschaft geladen und der Zug erhob sich nach der Kapelle. Der Weg führte über den Burghof. Beim Heraustreten aus dem Thore kam es Guntram vor, als wandle vor der Braut her eine verschleierte, weibliche Gestalt, die von einem schwarzgekleideten Ritter geführt werde. Da fiel ihm der Sarg wieder ein, und die graue Waldburg, und er hatte nicht den Mut, seine Begleiter zu fragen, wer die Verschleierte sei, die doch früher nicht in dem Saale gegenwärtig gewesen. Man trat in die Kapelle und zum Altare. Indem Guntram seiner Braut seine Rechte reichen wollte, fühlte er eine eiskalte Hand in der seinigen - es war die Hand der Jungfrau von der Waldburg, welche in diesem Augenblicke zwischen ihm und Liba stand. Da umhüllte Nacht seine Blicke, die Schauer des Todes durchrieselten sein Gebein, mit einem Schrei des Entsetzens sank er zu Boden, und mußte nach der Burg zurückgebracht werden.
Es währte lange bis er wieder zur Besinnung kam. Er verlangte einen Priester, und nachdem er diesem die Beichte abgelegt hatte, ließ er Liba an sein Lager rufen, und erzählte ihr, was ihm auf der Waldburg begegnete. Sei Du jetzt der Engel meiner letzten Stunde, fügte er hinzu, und verscheuche mit Deinem Gebete das schreckliche Bild, wenn es wieder vor mich treten will.
Liba sank laut betend auf die Kniee, und Guntrams Antlitz erheiterte sich, und in seine Seele kam der Friede von oben. Er gewann wieder einige Lebenskraft, und sagte zu Liba: "Mir ist es, ich könne weder leben noch sterben bis Du meine Gattin bist."
Die Jungfrau ging schweigend, und rief den Priester, der ihre Hände ineinander legte. Kaum war die heilige Handlung vorüber, da umnachteten die Schatten des Grabes Guntrams Auge - noch einmal streckte er die Hand nach der Geliebten aus - sie sank an seine Brust, und seine Seele entfloh.
Liba vertrauerte ihre Tage im Witwenschleier, und folgte bald dem unglücklichen Gatten.
Quelle:
Rheinlands Wunderhorn. Sagen, Geschichten und Legenden, auch Ränke und Schwänke aus den alten Ritterburgen, Klöstern und Städten der Rheinufer und des Rheingebietes von den Quellen bis zur Mündung des Stromes. Dem deutschen Volk gewidmet von C[arl] Trog [1838-1913]. 15 Bde. Essen u. Leipzig: Alfred Silbermann [1882-83]. Reprint Atzbach: Mikado-Verlag o.J.. Hier Bd. 5, S. 83-95. ISBN 3-8124-0015-4
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Eroberung der Godesburg 1583
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Gruss vom Rhein. Rheinische Burgen und Sagen. Eroberung der Godesburg 1593. Adressseite: Josef Wewerka, Verleger und Zeichner, Höhr-Grenzhausen. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.- Text auf Bildseite:
Godesberg 1593 Wild wogt der Kampf um's alte Schloß, Die Mauern bersten, es wankt der Troß; Der Feind stürmt durch die Bresche herein, Nimmt die Veste im Siegeslaufe ein. Nun wühlt's in Kammern und Truhen umher. Bald stehen die Räume öd' und leer; Die Mine kracht, der Turm stürzt herab, Die stolze Veste gebrochen lag. |
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Die Jahreszahl der Eroberung der Godesburg "1593" ist zu korrigieren zu "1583".
"Während der Reformationszeit verstieß der Kölner Erzbischof Gebhard I. von Waldburg gegen den Augsburger Religionsfrieden, als er sich mit Gräfin Agnes von Mansfeld vermählte und zum Calvinismus übertrat. Er löste damit den Truchsessischen Krieg aus. Truppen des neu gewählten Kurfürsten Ernst von Bayern belagerten die Anlage 1583. Zerstört wurde die Godesburg durch die Sprengung der Mauer im Zuge eines Angriffes. Die Eroberung gelang am 17. Dezember 1583, als ein katholischer Söldner durch den Abort [einem nach unten offenen Erker] in die Burg gelangen konnte. Auf gleichem Weg folgten ihm weitere Angreifer, so dass sich die Besatzung, innerhalb und außerhalb der teilweise zerstörten Mauern bedroht, letztendlich ergeben musste."
Eintrag "Godesburg" in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Godesburg
Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“
Literaturhinweise:
* 400 Jahre Zerstörung der Godesburg. 1583 - 1983. Hrsg. vom Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte. Bad Godesberg 1983.
* Mythos Burg. Hrsg. von G. Ulrich Grossmann. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg und Sandstein Verlag, Dresden. 2010. ISBN 978-3-940319-98-2. Hier S. 282-285.
* Nina Günster: Blicke auf die Burg. Zeichnungen und Aquarelle des 19. Jahrhunderts. Hrsg. von G. Ulrich Großmann. Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum 2019. ISBN 978-3-936688-49-8. Godesburg, S. 78-81.
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Agnes von Staufen in der Pfalz
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Gruss vom Rhein. Rheinische Burgen und Sagen. Agnes v. Staufen erwartet Heinrich v. Braunschweig. Adressseite: Josef Wewerka, Verleger und Zeichner, Höhr-Grenzhausen. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.- Text auf Bildseite:
Agnes von Staufen in der Pfalz Horch Mutter! Dies war sein Schritt im Gang; O Sohn des Löwen, wie säumtest Du lang. Sie fliegt ihm entgegen in holder Lust, Er drückt sie fest an die treue Brust: "Laß nützen die Zeit, mein Lieb Du vom Rhein, Denn scheiden muß ich wieder bei des Frührots Schein!" |
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Die Handlung, die um 1193/94 spielt, dreht sich um die Verbindung des Prinzen Heinrich von Braunschweig, des ältesten Sohnes Heinrichs des Löwen, mit Agnes von Staufen, der Erbtochter des rheinischen Pfalzgrafen Konrad von Staufen. Thematisiert wird die heimliche Zusammenkunft des Welfen mit der Staufin, deren Verbindung hintertrieben wird. Vgl. Karl Simrock: Das malerische und romantische Rheinland. Leipzig: Georg Wigand o.J., S. 353 f. (Digitalisierung durch Google):
"Einige haben versucht, sie [die Pfalz] mit der Geschichte in Verbindung zu setzen, indem sie annahmen, Heinrich der Lange von Braunschweig, der als Welfe nicht wagen durfte offen um die Hand einer Staufin zu werben, habe hier [in der Pfalz] mit der dritten Agnes, der Erbtochter des Pfalzgrafen Konrad, heimliche Zusammenkünfte gehabt, und der Vater, sowie dessen Halbbruder, Kaiser Rothbart zwar endlich in die Verbindung willigen müssen, zugleich aber darauf bestanden, dass die Pfalzgräfin da niederkomme, wo sie guter Hoffnung geworden.
Der Pfalzgraf und der Kaiser zwar Ergrimmten erst, die Staufen; Doch weil es nicht zu ändern war, So liessen sie es laufen. Der Kaiser sprach: "Sam mir der Bart! Das giebt Pfalzgrafen sondrer Art: Drum hütet fleissig und verwahrt Auf jener Pfalz die Mütter!" |
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Historisch ist hiervon nur so viel, dass der Welfe Heinrich mit der einzigen Erbtochter des Staufen Konrad die Pfalzgrafschaft davon trug, und Köln dieser dritten Agnes zu Liebe das Mannlehen Stahleck in ein Weiberleben verwandelte."
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Die Braut von Rheinstein
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Gruss vom Rhein. Rheinische Burgen und Sagen. Die Braut von Rheinstein. Adressseite: Josef Wewerka, Verleger und Zeichner, Höhr-Grenzhausen. Gelaufen 1903. Adressseite ungeteilt.- Text auf Bildseite:
Die Braut von Rheinstein Auf Rheinstein öffnet sich weit das Thor, D'raus reitet ein Hochzeitszug hervor. Die Braut so traurig mit bleichem Gesicht, Den man ihr bestimmt, sie liebt ihn nicht, Sein Anblick bereitet ihr tiefen Schmerz, Denn für einen Andern schlägt ihr Herz. Da - ein Bienlein stach's Roß, es bäumt und flieht. Auf hohem Söller der Geliebte es sieht; Schnell stürmt er und öffnet das Thor seiner Burg, Da sprengt auf dem Zelter die Braut schon hindurch. Fest nimmt er die Liebste nun in den Arm, Wie leuchtet ihr Aug', so innig und warm: Man wollte uns trennen durch feilen Verrat, Gott wandte zum Guten die böse That." Rhenus |
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Assmannshausen gegenüber, am linken Ufer des Rheins, thront auf hohem Felsen die Burg Rheinstein, im Jahre 1822 für den Prinzen Friedrich von Preußen im mittelalterlichen Style wieder aufgebaut und jetzt eine Zierde jener Gegend. Eine starke halbe Stunde von da, bei dem Dörfchen Drechtingshausen, erscheinen am Hange des Gebirges die Trümmer der alten Veste Reichenstein und zwischen beiden Schlössern wird man in der mit Gesträuch und Bäumen schön umkränzten Feldflur noch die Ruine eines Gotteshauses gewahr, welches ehemals die Clemenskirche hieß.
Im 12ten Jahrhundert herrschte auf Rheinstein ein stolzer, reicher, aber deshalb doch ziemlich geiziger Ritter, der eine einzige sehr schöne Tochter besaß. In diese hatte sich sein Nachbar, der junge Ritter von Reichenstein verliebt und auch ihre Gegenliebe zu gewinnen gewußt. Allein da es nach damaliger Sitte angemessen schien, seine Werbung durch einen Andern anbringen zu lassen und ersterer einen reichen Onkel besaß, der ebenfalls in der Gegend angesessen war, so bat er denselben, für ihn nach Rheinstein zu reiten und den Burgherrn um die Hand seiner Tochter für seinen Neffen zu bitten. Dies that derselbe auch wenigstens theilweise, nur daß er, nachdem er das schöne Mädchen gesehen, nicht für seinen Neffen, sondern für sich selbst um sie warb und natürlich seinen erhaltenen Auftrag ganz verschwieg. Dem Ritter von Rheinstein war er aber als Schwiegersohn vollständig recht, denn er war fast eben so begütert, als er selbst; er versprach ihm also die Hand seiner Tochter und führte ihn zu ihr, um ihr den freilich schon etwas bejahrten Ritter als den Mann, den er ihr bestimmt, vorzustellen. Diese war freilich wie aus den Wolken gefallen, denn sie hatte ihn hier in einer ganz andern Stellung zu sehen erwartet; sie versuchte zwar nach seiner Entfernung ihrem Vater den Zusammenhang der Sache zu erklären, sagte auch, daß sie dem Reichensteiner ihr Wort gegeben und keinen Andern als ihn zum Gemahl nehmen werde, allein Alles war umsonst; denn ganz abgesehen davon, daß ihr Vater jenem sein Wort bereits verpfändet hatte, der Reichensteiner war ihm, verglichen mit seinem Onkel, viel zu arm, als daß er seinetwegen seinen einmal gefaßten Entschluß hätte ändern sollen. Er erklärte, es bleibe bei dem, was er einmal gesagt, und seine Tochter habe sich auf ihre baldige Vermählung vorzubereiten.
Zwar theilte sie heimlich durch einen treuen Diener ihrem Geliebten mit, was geschehen und wie er von seinem Onkel hinterlistig getäuscht worden war, allein dies war auch Alles, was sie ohngefähr thun konnte. Ihr Geliebter versuchte nun zwar zu wiederholten Malen sie zu entführen, allein seine Anschläge wurden jedes Mal verrathen und mißlangen gänzlich; der Ritter von Rheinstein aber beschloß, um der Sache auf einmal ein Ende zu machen, seine Tochter so bald als möglich zu vermählen und setzte einen Tag fest, wo sie mit dem ihr aufgedrungenen Gatten in der Clemenskirche für immer vereinigt werden sollte.
Schnell brach der gefürchtete Tag heran, der Brautzug zog in hellem Sonnenschein herab in's Thal, die Braut auf ihrem Leibrosse, neben ihr der verhaßte Bräutigam. Man näherte sich schon der St. Clemenskapelle, deren Pforte mit grünem Laube und Blumengewinden bekränzt war, und die Glocke des Kirchleins verkündete die Nähe der heiligen Handlung. Von den Zinnen seiner Burg konnte der Reichensteiner Alles sehen, allein er mußte sich stumm in sein Schicksal fügen, denn hindern konnte er dasselbe doch nicht. Der Zug hielt am Kirchenthore, siehe, da erhob sich ein Schwarm von Bremsen aus dem nahen Busch und eine fiel mit ihrem Stachel auf das Roß der Braut. Hoch bäumte sich das muthige Thier, brach aus dem Zuge durch der Diener Schaar und warf den alten Rheinstein, der es am Zaume fassen wollte, von seinem Hengste herab. Schon rannte es mit der Jungfrau den Strom entlang, zwar jagten ihr mehrere Reiter, ihr Bräutigam an der Spitze nach, um das Roß wo möglich aufzuhalten, allein sei es, daß dasselbe durch die Verfolgenden noch scheuer gemacht ward, sei es, daß seine Reiterin ihm selbst die Richtung angab, auf einmal schwenkte es in einen Hohlweg ab und jagte den Weg zum Reichenstein hinan, ihr zukünftiger Gemahl aber, der unvorsichtig nacheilte und dasselbe schon zu fangen dachte, versah doch den Weg und stürzte mit seinem Renner über einen zackigen Felsen hinab in den Abgrund. Schnell ließ nun der Reichensteiner, der Alles mit angesehen, die Pforte der Burg für den unverhofften Besuch öffnen, aber natürlich gleich wieder schließen, er besetzte die Mauern derselben mit allen seinen Reisigen, um ihren Verfolgern den Muth zu nehmen nachzudringen und ihm seine Beute wieder abzunehmen, allein die Rheinsteiner dachten nicht mehr an Verfolgung, denn der, um dessen Willen sie es eigentlich hätten unternehmen müssen, lag zerschmettert im Abgrunde, und ihr eigener Herr wehrte ihnen und hieß sie umkehren. Er selbst aber ritt mit wenigen Begleitern zu der Burg hinan und begehrte Einlaß, denn er hatte das Ereigniß als einen Fingerzeig Gottes angesehen, der ihm befahl von seiner Härte gegen seine Tochter abzulassen. Gerührt und seine Schuld bereuend trat er vor seine Tochter und den Reichensteiner, legte Beider Hände in einander und segnete ihren Bund. So wurden sie ein glückliches Paar und das nächste Morgenlicht sah ihre Trauung in der Kirche des h. Clemens.
Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staats. Bd. 2. Erstdruck: Glogau: Carl Flemming 1868/1871. Darin Nr. 130. Die Braut vom Rheinstein. Zit. n. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005. S. 193.856-193.860.
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Adelheid von Stolterfoth: Rheinischer Sagen-Kreis
mit Umrissen nach Zeichnungen von Alfred Rethel.
Mit einer poetischen Bearbeitung und Illustration des Stoffes.
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Elsbeth von Stolzenfels
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Gruss vom Rhein. Rheinische Burgen und Sagen. Graf Reinhard v. Westerburg überrascht Elsbeth in der Kapelle. Adressseite: Josef Wewerka, Verleger und Zeichner, Höhr-Grenzhausen. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.- Text auf Bildseite:
Elsbeth von Stolzenfels Es schreitet Elsbeth in dunkler Nacht, Umgarnt von böser Zaubernacht, Zur Kapelle hin in weißem Gewand. Fest hält sie die Waffe in ihrer Hand. Sie kniet und spricht ihr letzt' Gebet, Unter bangen Seufzern den Arm sie hebt, Da - lauten Rufs ein Ritter springt Herzu, und ihr den Dolch entringt. "Gerettet aus naher Todesgefahr! O Elsbeth, ich lieb' Dich treu und wahr. Mein Reichtum tilget des Vaters Schuld, O Schenk' auch Du mir Deine Huld." |
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"Kurt von Rays, der Kammermeister Werners von Falkenstein, Erzbischof von Trier, auf Stolzenfels ist durch einen Fremdling, Manso, verleitet worden, nach dem Stein der Weisen zu forschen; er hat sein ganzes Vermögen, das seiner Tochter Elsbeth aufgeopfert und selbst das anvertraute Geld des Erzbischofs verbraucht. Dieser wird eben erwartet; Kurt ist in Verzweiflung und entschlossen, sich das Leben zu nehmen. Manso, der den Greis betrogen und alles Geld sich angeeignet hatte, fühlt, daß mit dem Erscheinen des Erzbischofs seine Schandthaten entdeckt werden müssen, denn er ist ein wegen Mordes verfolgter Mönch. Er will noch diese Nacht entfliehen, aber von Liebe zu Elsbeth entbrannt, die selbst zum Ritter Reinhart von Westernburg Liebe fühlt, will er sie diesem nicht gönnen. Er überredet sie, daß ihr Vater mit dem Blut einer reinen Jungfrau den Stein der Weisen gewinnen könne, und sie entschließt sich zu sterben, um den Vater zu retten. Schon hat sie den Dolch gezückt, als Reinhart ihr denselben aus den Händen reißt und von ihr den Grund ihres Beginnens erfährt. Er erkennt sogleich Mansos Schlechtigkeit, er läßt ihn, der schon entflohen war, verfolgen; um zu entkommen, stürzt sich dieser in den Rhein, wird aber von der Last des Goldes hinabgezogen. Daß der Ritter von Westernburg später um die Jungfrau warb, deren herrliches Gemüth sich ihm so ganz unverhüllt offenbart hatte, läßt die Dichterin mit Recht nur ahnen."
Inhaltsangabe von Adelheid von Stolterfoth: Burg Stolzenfels. Romantische Dichtung. Frankfurt 1842. In: Heinrich Kurz, Geschichte der neuesten deutschen Literatur von 1830 bis auf die Gegenwart. Mit ausgewählten Stücken aus den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller. 2. Aufl. Leipzig: B. G. Teubner 1873, S. 389-391. Zitat S. 390.
Siehe die Seite
Adelheid von Stolterfoth: Rheinischer Sagen-Kreis
mit Umrissen nach Zeichnungen von Alfred Rethel.
Mit einer Kurzbiographie der Dichterin.
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