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Die Rezeption des Nibelungenstoffs in der Kunst und Kultur der Goethezeit

Der Nibelungenstoff in Gedichten und Balladen der Goethezeit

 

  • Gunter E. Grimm: Johann Jacob Bodmer 

 Johann Jacob Bodmer wurde am 19. Juli 1698 in Greifensee bei Zürich geboren. Nach dem Besuch der Lateinschule bezog er das die Gelehrtenschule Collegium Carolinum, in dessen Zentrum eine theologische Ausbildung stand. Nach dem Abschluss 1718 reiste Bodmer nach Lyon und Lugano. Seit 1719 war er an der Züricher Staatskanzlei tätig, 1725 wurde er Verwalter, 1731 Professor auf dem Lehrstuhl für Helvetische Geschichte eben am Collegium Carolinum, eine Stelle, die er bis 1775 innehatte. Bekannt wurde er weniger durch seine biblischen und historischen Epen und Dramen als durch seine poetologischen Schriften, in denen er – teilweise in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Johann Jakob Breitinger (1701-1776) – die Bedeutung der Einbildungskraft betonte und sich dadurch in Gegensatz zum streng rationalistischen Poetiker Johann Christoph Gottsched stellte. Bodmer lebte und lehrte ausschließlich in Zürich; gestorben ist er am 2. Januar 1783. 

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  • Gunter E. Grimm: Max von Schenkendorf

Max (eigentlich Gottlob Ferdinand Maximilian) von Schenkendorf (* 11.12.1783 in Tilsit – † 11.12.1817 in Koblenz), Studium der Rechtswissenschaft in Königsberg, gab die Zeitschriften „Vesta“ (1807) und „Studien“ (1808) heraus, heiratete 1812 in Karlsruhe, nahm 1813/14 am Freiheitskrieg gegen Napoleon teil, wurde 1816 Regierungsrat in Koblenz. Er wurde bekannt als Verfasser patriotischer und religiöser Gedichte. Die 1815 bei Cotta in Stuttgart und Tübingen pulizierte Sammlung „Gedichte“ enthält das Hauptwerk; ein Band „Poetischer Nachlaß“ erschien 1832 bei Eichler in Berlin, dort ebenfalls 1837 die „Sämmtlichen Gedichte“.

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  • Gunter E. Grimm: Goethe und das Nibelungenlied


Schon Friedrich sah im Niblungs-Sang
viel Barbarei und wenig Klang:
„O“, rief entsetzt er: „Lieber ist
Homer mir als der teutsche Mist!“

Auch Goethe hielt sich erst zurück,
eh er genoss das Niblungs-Glück.
Doch dann – voll Kenntnis – akurat
Zwei Kärtchen er gekritzelt hat.

Draus wird, o Leser, sonnenklar,
dass Er ein ‚Niblungs-Spezi’ war.
Zeugen nicht seine frischen Werke
Von Brunhilds Kraft, von Siegfrieds Stärke?

 

Die von Gunter E. Grimm zusammengestellte Dokumentation „Goethe und das Nibelungenlied“ versammelt die Dokumente zu Goethes Beschäftigung mit dem Nibelungenlied in chronologischer Folge. Erkennbar wird dabei, dass Goethe sich – entgegen einer landläufigen Meinung – in verschiedenen Phasen seines Lebens mit älterer deutscher Literatur und insbesondere mit dem Nibelungenlied und dessen Illustrierung intensiv beschäftigt hat. Höhepunkte seiner Beschäftigung  ist die Erstellung zweier Karten zu den verschiedenen Reisen der Burgunden (nach Island und an den Hof König Etzels) sowie der Abdruck des wenig bekannten Gedichtes „Die Romantische Poesie“, in dem Figuren aus dem Nibelungenlied auftreten.

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  • Gunter E. Grimm: Heinrich Heine und das Nibelungenlied 

Heinrich Heine (*13.12.1797 in Düsseldorf – †17.2.1856 in Paris), Sohn eines jüdischen Tuchhändlers, Besuch des Düsseldorfer Lyzeums ohne Abschluss, 1815 Banklehre in Frankfurt, 1816 Tätigkeit im Bankhaus des Onkels Salomon Heine in Hamburg. Ab 1819 Studium der Rechtswissenschaft in Bonn, ab 1820 in Göttingen, 1821-23 an der Humboldt-Universität in Berlin; Juni 1825 Taufe zum Protestantismus, Juli 1825 Promotion zum Dr. jur. in Göttingen. Tätig als freier Schriftsteller (Reisebilder. Erster Teil, 1826; Buch der Lieder, 1827; Reisebilder. Zweiter Teil, 1827); 1827 Englandreise, 1828 Italienreise (Reisebilder. Dritter Teil, 1830; Vierter Teil 1831). 1831 Umzug nach Paris, wo er sich, nach dem Verbot seiner Schriften in Preußen (1833) und in den Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes (1835), ständig niederließ und seit 1832 als Korrespondent für Friedrich Cottas Augsburger „Allgemeinen Zeitung" zahlreiche Berichte und Feuilletons (Französische Zustände, 1832; Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1835; Die romantische Schule, 1836; Ludwig Börne. Eine Denkschrift, 1840) verfasste. In den vierziger Jahren Mitarbeit an den von Karl Marx herausgegebenen Zeitschriften „Vorwärts" und „Deutsch-Französische Jahrbücher"; 1843 und 1844 Reisen nach Hamburg (Atta Troll – Ein Sommernachtstraum, 1847; Deutschland. Ein Wintermärchen, 1844; Neue Gedichte, 1844). Seit 1848 an die „Matratzengruft" gefesselt, blieb er doch bis zu seinem Tod im Februar 1856 unablässig produktiv (Romanzero, 1851; Lutetia, 1854); sein Grab liegt auf dem Friedhof Montmartre. Die wechselvolle Rezeptionsgeschichte dieses von Ideologien unabhängigen Schriftstellers spiegelt Höhen und Tiefen deutscher Geschichte: von den einen wegen Witz, Ironie und stilistischer Versatilität gerühmt und nachgeahmt, von den andern wegen jüdischer Herkunft und journalistischer Rücksichtslosigkeit verachtet und geschmäht, scheidet er heute die Geister nicht mehr: Zwischen Goethe und Wagner ist er sicherlich der international einflussreichste deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts. 

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  • Gunter E. Grimm: Georg Herwegh und das Nibelungenlied 

Georg Herwegh (* 31. Mai 1817 in Stuttgart – † 7. April 1875 in Lichtental/Baden-Baden), Schulbesuch in Maulbronn, Studium der Theologie und Rechtswissenschaft in Tübingen bis zum Verweis 1836. Freier Schriftsteller in Stuttgart, 1839 Flucht in die Schweiz, 1841 „Gedichte eines Lebendigen“, Erster Teil – als Gegenstück zu Hermann von Pückler-Muskaus „Briefen eines Verstorbenen“. 1841/42 Aufenthalt in Paris und Zusammentreffen mit Heine, Mitarbeit an der von Karl Marx redigierten „Rheinischen Zeitung“, Bekanntschaft mit Ludwig Feuerbach und Karl Marx, Projekt einer republikanischen Zeitschrift „Der Deutsche Bote aus der Schweiz“, 1842 Rundreise durch die deutschen Staaten und Audienz beim preußischen König Friedrich Wilhelm IV.; nach einem provokanten Brief an den König Ausweisung Herweghs aus Preußen und Sachsen. Rückkehr in die Schweiz, Bekanntschaft mit Michael Bakunin, Verbindungen zur kommunistischen Handwerkerbewegung, Heirat mit Emma Siegmund, Kantonsbürger des Schweizer Kantons Baselland. 1843 Aufenthalt in Paris, Bekanntschaft mit zahlreichen deutschen und französischen Intellektuellen; 1844 Zweiter Teil der „Gedichte eines Lebendigen“. Herwegh wird Präsident der „Deutschen Demokratischen Gesellschaft“ und Führer der „Deutschen Demokratischen Legion“, mit der er an der Märzrevolution 1848 teilnimmt. Nach der Niederlage gegen württembergische Truppen flieht er zurück in die Schweiz, lässt sich in Zürich nieder, wo sein Haus Treffpunkt für Künstler wie Liszt, Wagner und Semper wird. 1863 Bevollmächtigter des Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) in der Schweiz, zu dessen Gründung er das „Bundeslied“ dichtet. Bekanntschaft mit Ferdinand Lassalle; Mitglied der 1869 von August Bebel und Wilhelm Liebknecht gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), die sich 1875 mit der ADAV liierte. Herwegh war dezidierter Gegner des preußischen Militarismus und des Deutschen Kaiserreichs als eines kriegsbegründeten preußisch dominierten Staates. Beigesetzt wurde er in Liestal (im Kanton Baselland), seinem Wunsche entsprechend, „in freier republikanischer Erde“.

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  • Gunter E. Grimm: Johann Heinrich Füssli und das Nibelungenlied

Johann Heinrich Füssli (* 6.2.1741 in Zürich – † 16.4.1825 in Putney Hill bei London), Sohn des Kunstmalers Johann Kaspar Füssli, wegen revolutionärer Umtriebe aus der Schweiz ausgewiesen. Nach einem Berlin-, einem London- und einem Romaufenthalt (1770-1778) lebte und arbeitete er seit 1779 endgültig in London, wurde 1788 Mitglied und 1804 Direktor der dortigen Kunstakademie; sein englischer Name lautet Henry Fusely. Dem „Sturm und Drang“ verwandt ist seine Vorliebe für düstere Atmosphäre („Ossiandichtung“), phantastische und unheimliche Themen („Nachtmahr“) sowie für leidenschaftlichen Ausdruck seiner, unter dem Einfluss Michelangelos stehenden z. T. monumental inszenierten Figuren. Entgegen dem Trend der Zeit schöpfte er die Motive seiner Gemälde und Zeichnungen überwiegend aus der Literatur (Shakespeare, Milton, antike und biblische Themen). Mit dem Themenkreis des Nibelungenlieds beschäftigte sich Füssli als Maler (zwischen 1800-1815) und als Dichter.

„Das Nibelungenlied hat wie den Maler, so auch den Dichter Füssli in der Spätzeit stark angeregt. (Gekannt hat er es allerdings bereits 1769, in Bodmers fragmentarischer Ausgabe von 1757) In einem der beiden Nibelungengedichte […] stellt er den Verfasser sogar in die Reihe Homer, Ver-gil, Dante, Milton, Bodmer.“ 

(Karl S. Guthke, in: Johann Heinrich Füssli: Sämtliche Gedichte. Zürich 1973, S. 114).

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  • Gunter E. Grimm: Ludwig Tieck und das Nibelungenlied

Ludwig Tieck (* 31.5.1773 in Berlin – † 28. 4. 1853 in Berlin), einer der bedeutendsten Schriftsteller und Dichter der Romantik. Verfasste zahlreiche Romane, Novellen, Märchen, Dramen und Gedichte, wirkte auch als Übersetzer von Shakespeare und Cervantes. Zusammen mit seinem Freund Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798) gab er die einflussreichen „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders" heraus, die das Mittelalterbild der Romantiker entscheidend geprägt haben. 

Im Rahmen seiner Beschäftigung mit mittelalterlicher Literatur entstanden seine beiden ‚Nibelungen-Romanzen’ „Siegfrieds Jugend" und „Siegfried der Drachentöter" im Jahr 1804. Tieck erzählt Siegfrieds Jugend nicht nach dem Nibelungenlied selbst, wo sie in der aventiure III. nur kurz gestreift wird, sondern nach dem Volksbuch vom „Hürnen Seyfrid" aus dem 16. Jahrhundert. Wahrscheinlich haben die Tieckschen Romanzen auf Richard Wagners „Ring des Nibelungen" eingewirkt. 

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  • Gunter E. Grimm: Ludwig Uhland und das Nibelungenlied

Mit dem Nibelungenstoff hat Uhland sich auf vierfache Weise beschäftigt. Aus dem Jahre 1812 stammt seine Ballade „Jung Siegfried“; sein dramatischer Versuch „Die Nibelungen“ von 1817 kam über die inhaltliche Skizze nicht hinaus, weil er den epischen Stoff für nicht dramatisierbar hielt. Als Wissenschaftler hat er sich 1807 mit einer Übersetzung beschäftigt und in einer Vorlesung über das Nibelungenlied vom Wintersemester 1830/31 und einer Vorlesung über die Sagengeschichte der germanischen und romanischen Völker sich sowohl mit Inhalt und Gehalt der Nibelungensage und ihrer nordischen Ausprägung auseinander gesetzt. Der Text des speziellen Nibelungen-Kollegs liegt bis heute nicht in gedruckter Form vor; die vorliegenden Ausführungen entstammen dem sagengeschichtlichen Kolleg.

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***Unsere Buchempfehlung zum Thema Nibelungengedichte***

 

Gunter E. Grimm: Nibelungen-Gedichte. Ein Lesebuch

(Tectum Verlag 2011, ISBN 978-3-8288-2365-5, 344 Seiten, Hardcover, Preis: 34,90 €)

»Auch wer das Nibelungenlied nicht gelesen hat, kennt doch dessen Protagonisten, den starken Siegfried, die schöne Kriemhild und den grimmen Hagen, oder hat vom Untergang der Burgunder am Hof des Hunnenkönigs Etzel gehört. Weitgehend unbekannt dagegen sind die zahlreichen Gedichte, die nach der Entdeckung des Nibelungenliedes im Jahre 1755 durch Jacob Hermann Obereit entstanden sind. Sie handeln von nibelungischen Helden und Situationen und wurden oft aus tagespolitischem Anlass geschrieben, wobei die Nibelungen als Synonym für Deutschland galten.

Gunter E. Grimm versammelt eine repräsentative Auswahl solcher Nibelungengedichte. Die Autoren stammen aus allen weltanschaulichen Lagern; darunter sind so bekannte Dichter wie Goethe und Geibel, Heine und Hebbel, Brecht und Benn. Überwog lange Zeit die politische Indienstnahme, so ist ab der Mitte des 20. Jahrhunderts der Trend zu einer eher unbefangenen Sichtweise unverkennbar. Neben Gedichten jeglicher politischen Couleur finden sich in zunehmendem Maß heitere und humoristische Verse, die mit einem ideologisch schwer befrachteten Thema spielerisch umgehen. So vermittelt die chronologisch aufgebaute Sammlung neben historischer Erkenntnis auch unbeschwertes Lesevergnügen.«

 

 

Kleine Buchpräsentation

Das Buch enthält eine Sammlung von Gedichten, die auf irgendeine Weise vom Nibelungenstoff handeln. Dazu gehören die Nibelungen-Gedichte im engeren Sinn, Gedichte also, die Personen oder Konstellationen des mittelalterlichen Epos aufgreifen, aber auch solche Gedichte, die das Nibelungenlied lediglich erwähnen oder bloß Anspielungen auf die alte Sage enthalten. Unter diesen Gedichten musste selbstverständlich eine Auswahl getroffen werden. Die Reihe der Autoren beginnt, kurz nach der Wiederentdeckung des Nibelungenliedes durch Jacob Hermann Obereit im Jahre 1755, mit Johann Heinrich Füssli, und sie endet mit Franz Fühmann. Es ist zuweilen erstaunlich, wer alles sich mit dem Nibelungenstoff beschäftigt hat. In aller Ausführlichkeit Goethe und Uhland, Hebbel und Wagner, aber auch so bekannte Dichter wie Tieck, Brentano und Heine griffen auf nibelungische Themen zurück.

Hinter der Anthologie steht eine ausgedehnte Sammeltätigkeit. Die Suchaktionen wurden systematisch vorgenommen, doch verdanken sich einige Funde auch schönen Zufällen, etwa beim Schmökern in Zeitschriften und Werken, oder den Mitteilungen interessierter Leser des Internetportals www.nibelungenrezeption.de, das sich auf breiter Ebene (Geschichte, Politik, Kunst, Literatur, Musik) mit der Rezeption des Nibelungenstoffes beschäftigt.

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