Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik
Bottom-up- und Top-down-Prozesse
Die Wahrnehmung lässt sich in drei Stufen unterteilen. Die Aufnahme von Sinnesdaten in das Wahrnehmungssystem, ihre Weiterleitung und die Gewinnung von Informationen aus diesen Daten nennt man Bottom-up-Verarbeitung oder auch datengeleitete Informationsaufnahme und -verarbeitung. Hierbei geht es um die Umwandlung der konkreten physikalischen Reizeigenschaften in abstrakte Repräsentationen.
In der dritten Stufe, der Klassifikation, wirken so genannte Top-down-Prozesse. Diese konzeptgesteuerten und vorstellungsgeleiteten Vorgänge steuern die Interpretation der ankommenden Daten. Dieser Prozess wird beeinflusst durch das uns zur Verfügung stehende im Gedächtnis gespeicherte Wissen, unsere Erwartungen, Motivationen sowie durch Emotionen.
Vgl. Zimbardo/Gerrig: Psychologie. 7. neu übers. und bearb. Aufl. Berlin u. a. 1999, S. 143f.
Natürlich laufen Top-down-Prozesse während des gesamten Wahrnehmungsprozesses ab, nicht nur in der letzten Stufe. Beispielsweise beeinflussen bestimmte Schemata und Erwartungen wie auch Emotionen die Aufnahmebereitschaft einer Person gegenüber bestimmten Reizen, was zu einer selektiven Wahrnehmung führen kann. Der jeweilige Kontext der Situation spielt also eine wichtige Rolle.
In der Regel ist Wahrnehmen immer auch in aktives Handeln eingebettet. Meist nehmen wir nur das wahr, was für unser Handeln relevant ist. Andernfalls würden wir ständig von einer Flut von Reizen und Informationen überwältigt.
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Natalia Igl: Mehrfachwahrnehmungen: Was ist Wahrnehmung? 31.10.2002.