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Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik

Glossar

[A] [B] [C] [D] [E] [F] [G] [H] [I] [J] [K] [L] [M] [N] [O] [P] [Q] [R] [S] [T] [U] [V] [W] [X] [Y] [Z]

 

[A]

Anima

Begriff aus C.G.Jungs Tiefenpsychologie. Darunter versteht man ein archetypisches Bild des Weiblichen im Unterbewusstsein, das den Anteil des Weiblichen symbolisiert, der im Mann steckt, welchen der Mann gleichwohl verdrängt wie sucht. Jung erkennt daraus den Wunsch der Menschen, sich durch den Partner zu „komplettieren“.

 

[B]

Bewusstsein

Dieses psychologische bzw. philosophische Konstrukt lässt sich bezeichnen als die Wahrnehmung dessen, was im eigenen Geiste vorgeht. Dies setzt ein höherstufiges Wahrnehmungsmodell voraus. Die Bewusstseinsinhalte sind folglich nicht die kognitiven Prozesse selbst, sondern Produkte einer Interpretation dieser Prozesse. Sie konstruieren ein internes Modell der äußeren Wirklichkeit, wobei „Wirklichkeit“ nicht als objektive Realität gedacht werden darf.

Das Bewusstsein wird von vielen Faktoren beeinflusst, beispielsweise von Emotionen, sozialen und kulturellen Prägungen, dem Bedürfnis des Menschen nach kohärenten Sinnzusammenhängen, etc.

Die Wahrnehmung der mentalen Zustände und des eigenen „Ich“, sozusagen das „Selbst-Bewusstsein“, sind Gegenstand der Forschung, z.B. der Kognitionswissenschaft, sowie der Philosophie. Bisher mangelt es allerdings an einer Theorie, die das Konzept „Bewusstsein“ fächerübergreifend befriedigend darstellen könnte.

Vgl. Martin Huber: Der Text als Bühne. Theatrales Erzählen um 1800. Göttingen 2003, Kapitel 4.3 Bewusstseinsforschung, S. 166-193 sowie Güven Güzeldere: Ist Bewusstsein die Wahrnehmung dessen, was im Geist vorgeht? In: Thomas Metzinger (Hg.): Bewusstsein. Beiträge aus der Gegenwartsphilosophie. 2. durchges. Auflage. Paderborn 1995, S. 397-422.

 

Binnenerzählung
Eine in eine Rahmenhandlung eingebettete Erzählung.

 

[C]

 

[D]

Dichotomie von Innen und Außenwelt

Die Romantik geht von einer Parallel-Existenz von Innen und Außenwelt aus, wobei die Innenwelt die Gefühlswelt verkörpert, die Außenwelt alles Rationale. Ziel des Romantikers ist es, ein Gleichgewicht herzustellen. Ein ausschließliches Leben in einer der beiden Welten führt zum Scheitern, nämlich zu Wahnsinn (innen) oder Gefühlskälte und Kreativitätsverlust (außen).

 

Dilettant

Das Wort "Dilettant" wird im 18. Jahrhundert selten benutzt. Selbst Goethe wendet sich 1799 noch ratsuchend an einen Spezialisten des Italienischen, weil er sich bezüglich Bedeutung und Gebrauch nicht völlig sicher ist. Wird das Wort "Dilettant" dennoch benutzt, so bezeichnet es im ausgehenden 18. Jahrhundert meist den Liebhaber, nur gelegentlich den Kenner. Erst allmählich entwickelt sich der abwertende Sinn des Wortes, der den Dilettanten als sich selbst überschätzender Möchte-Gern-Künstler auffaßt, z.B. durch die Verwendung bei Sulzer in seiner "Theorie der schönen Künste". (Vaget, H. Rudolf: Der Dilettant. Eine Skizze der Wort- und Bedeutungsgeschichte, in: Jahrbuch der Schiller Gesellschaft XIV (1970), S. 133 ff), zitiert nach Kertz-Welzel.

 

[E]

 

[F]

Fermate

Im weiten Feld der Definitionen der Fermate[1] kann man eine auch für die Hoffmannsche Erzählung grundlegende Bedeutung des Begriffs festhalten:

Das Fermatenzeichen über einer Note steht für die unbestimmte Verlängerung derselben. Daneben lassen sich weitere Variationen bzw. Spezifikationen vornehmen: So steht die Fermate für die Verlängerung in einem Kanon, als Schlussandeutung einer Verszeile oder über dem letzten Taktstrich, als Verkürzung einer längeren Pause und in Solokonzerten als Andeutung einer zu improvisierenden Kadenz für die solistische Improvisation.
In der musikalischen Erzählung "Die Fermate" lassen sich, sowohl auf inhaltlicher als auch erzähltechnischer Ebene, zahlreiche Bezüge zu diesen Definitionen des musikwissenschaftlichen Begriffs herstellen:

  • "Die Fermate" als musikalisches Literaturbild: "Aug' und Gemüt [...] erlustigend"
  • Die Bedeutung des Augenblicks
  • Die richtige Perspektive
  • Das musikalische Bauprinzip
  • Der Staccato-Erzählstil
  • Die musikalische Inszenierung
  • Die Fermate": Die Hoffmansche Kunst sehen, lesen, hören - verstehen 

[1] Vgl. Klier, S. 133, die dort die Fermatendefinition Noskes zusammenfasst: Fritz Noske: Bemerkungen zur Fermate. In: Georg von Dadelsen u. a.: Die Musikforschung, Jg. 17 (1964), S. 388; vgl. auch dtv-atlas, S. 74.

 

[G]

 

[H]

 

[I]


Inneres Schauen

romantische Auffassung einer synästhetischen Wahrnehmung, die Grundlage jeglichen schöpferischen Prozesses war.

 

[J]

 

[K]

Kanon

"Kanon bedeutet die strenge Nachahmung einer Stimme (Dux) durch eine andere (Comes). Dem Wortsinn nach ist Kanon die Regel oder Anweisung für diese Nachahmung."  Bei einem strengen Kanon wiederholen die Comes-Stimmen die "Dux-Stimme notengetreu" in einem "zeitlichen Einsatzabstand [...]. Am Schluß des Kanons können die Stimmen einzeln auslaufen oder gemeinsam in einer Fermate enden."

Zitiert nach: dtv-Atlas, S. 119 (Hervorhebung im Orig.)

[L]

 

[M]

 

[N]

Nacht

Der romantische Motivkomplex von Nacht und Tod, Übergeordnetheit des Hörens und Fühlens, Wahrnehmung des Lichts, Synästhesie in Eichendorffs "Mondnacht".

[O]

Opera seria

ital. ernste, große Oper, von 1720-1780 dominierend; Moral, Leidenschaft und Liebe darstellend, gegenwartsferne, gehobene, pathetische (Helden-) Stoffe, Typen statt Charaktere.


Opera buffa

ital. komische Oper, Gegenstück zur seria, ab 1750 Entwicklung zur führenden Operngattung bis 1830/40; Stoffe aus dem bürgerlichen Alltagsleben, ähnlich der burlesk-komischen Commedia dell'arte; Verwendung von Alltagssprache.
Vgl. dtv-Atlas, S. 373-375 

 

[P]

Philister

Darunter verstehen die romantischen Dichter, besonders im Hinblick auf das serapiontische Prinzip, den Gegenpart zum Künstler, der vollkommen in Rationalität aufgeht.

[Q]

 

[R]

Romantische Ironie

Dieser poetologische Terminus ist vor allem in der deutschen Frühromantik von Bedeutung. Er bezeichnet „[d]as Gefühl von dem unauslöschlichen Widerstreit des Unbedingten und des Bedingten, der Unmöglichkeit und Notwendigkeit einer vollständigen Mittheilung“ (Friedrich Schlegel, Lyceum-Fragment 42). Die Ironie ist das Bewusstsein des Autors von der Unvereinbarkeit von Ideal und Wirklichkeit. Literarisch umgesetzt ist die romantische Ironie beispielsweise bei E.T.A. Hoffmann, C. Brentano oder L. Tieck. Ein Kennzeichen dafür ist die Distanz des Erzählers zu den handelnden Figuren, die eine ständige ironische Reflexion beinhaltet.

Vgl. Günther u. Irmgard Schweikle (Hg.): Metzler-Literatur-Lexikon. Begriffe und Definitionen. 2. überarb. Auflage. Stuttgart 1990, S. 224.


[S]

Sinneshierarchie

Im Gegensatz zur Synästhesie, die die Verschmelzungen der einzelnen Sinne untersucht, beschäftigt sich die Analyse von Sinneshierarchien mit den Bewertungsmustern der einzelnen Sinne innerhalb einzelner Epochen. So kommt es beispielsweise in der Aufklärung zu einer enormen Aufwertung des visuellen Sinns gegenüber den auditiven und haptischen Wahrnehmungen des Menschen.

 

staccato

ital. abgestoßen; Töne werden deutlich voneinander getrennt gespielt (Vgl. dtv-Atlas, 78)

 

 

[T]

 

[U]

 

[V]

 

[W]

 

[X]

 

[Y]

 

[Z]

Zwischenreich

Novalis geht in seinem Roman „Heinrich von Ofterdingen“ davon aus, dass höhere Erkenntnis nicht mehr unmittelbar möglich ist, sondern nur noch in einer Art Zwischenreich, dass sich durch eine andere, „geschickte Verteilung von Licht, Farbe und Schatten“ auszeichnet.

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