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Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik

Intermedialität

Jörg Helbig hat in seinem Aufsatz „Intermedialität“ die unterschiedlichsten Definitionen zu diesem Phänomen zusammen getragen. Brauchbar in Hinblick auf unser Projekt erscheint die Begriffsbestimmung von Jürgen E. Müller, wonach ein   

mediales Produkt [...] dann inter-medial [wird], wenn es das multi-   mediale Nebeneinander medialer Zitate und Elemente in ein konzeptionelles Miteinander überführt, dessen (ästhetische) Brechungen und Verwerfungen neue Dimensionen des Erlebens und Erfahrens eröffnen.

(Mertens 2000, S. 99)

 

Noch unmissverständlicher ist die Definition von Joseph Garncarz. Seiner Meinung nach gilt ein

mediales Produkt [...] dann als intermedial [...], wenn es nicht rein ist, sondern Elemente aus Produkten anderer Medien miteinander kombiniert.

(Mertens 2000, S. 106)

 

Die elektronischen Medien mit ihrem Herzstück ‚Internet‘ bieten die idealen Voraussetzungen für das Zusammenwirken verschiedener Medientypen. Texte, Bilder, Grafiken und Töne können hier nebeneinander publiziert werden.

Cornelia Soldat hat die beiden Phänomene Intermedialität und Synästhesie in der Literatur und Kunst der slawischen Moderne untersucht. Intermedialität versteht sie dabei in Abgrenzung zur Synästhesie. Während sich die Synästhesie ihrer Ansicht nach „auf die Zusammenführung verschiedener Modi der (medial vermittelten) Wahrnehmung bezieht“ (Soldat, S. 8), ziele die Intermedialität auf die „Ausdifferenzierung der Sinne [...], indem sie die Spannungen zwischen den einzelnen Medien [...], nicht aber die Entgrenzungen der Medien untersucht.“ (Soldat, S. 8). Nach Soldat sei es charakteristisch für die Kunst und Literatur der Moderne, dass sie eine Trennung der einzelnen Sinneswahrnehmungen beabsichtigte. Den Grund hierfür sieht Soldat in der Entwicklung der technischen Apparate im 19. Jahrhundert. Die Erfindung der Photographie führte beispielsweise zu einer „Ästhetisierung der Einzelwahrnehmung“ (Soldat, S. 4), was den Verlust der ganzheitlichen Wahrnehmung, wie sie uns beispielsweise in der Natur ermöglicht wird, mit sich brachte.

Mit unserem Projekt "Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik" wandern wir in den Fußstapfen der Romantiker, welche schon damals eine Verschmelzung der Gattungen anstrebten. Auch wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dem User ein zumindest annähernd ganzheitliches Wahrnehmungserlebnis zu bescheren. Denn der multimediale Charakter des Internets führt zu einer Aufhebung der Einzelwahrnehmungen, da das zeitgleiche Zusammenwirken von Text, Bild, Graphiken, Ton, Daten, Video etc. ermöglicht wird. Taktile, thermale, olfaktorische und gustatorische Wahrnehmungserlebnisse sind bislang freilich nicht möglich.

Jeder User unseres Projektes sollte sich einer Sache immer bewußt sein: Ebenso wie beispielsweise der Stummfilm dem Zuschauer die subjektive Sicht des Kameramannes vorführte, so sind auch unsere Zusammenstellungen aus Texten, Bildern, Graphiken und Tonbeispielen als eine mögliche und spezielle Lesart zu werten.

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Jasmin Jobst und Christine Kerler: Intermedialität.  12.02.2003.

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