Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik
Wackenroders neues Kunst- und Musikverständnis in den „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“
Der Begriff Kunst beinhaltet die Bereiche Malerei, Musik und Dichtung. Zwar nimmt die Malerei einen breiten Raum in Wackenroders Werk ein, jedoch zeigt sich immer wieder, dass diese hinsichtlich ihrer Bedeutung und Wirkungskraft von der Musik noch übertroffen wird; in dieser Hierarchie nimmt die Dichtung den letzten Rang ein.
Wie kommt es zu dieser Abstufung der Künste? Als Kriterium verwendet Wackenroder die Intensität der Wirkung der einzelnen Kunstbereiche. Dies ist zugleich abhängig von der Unmittelbarkeit, mit welcher ein Kunstwerk den Betrachter erregt. Die Musik spricht durch ihre, den Hörsinn ansprechenden Töne, einen direkten und emotionalen Zugang zum Menschen. Im Gegensatz hierzu ist die Dichtung auf ein Medium angewiesen, das auf kognitiver Ebene endet. Demgegenüber ist die visuelle Ebene, die der Malerei entspricht, wenn auch nicht an die akustische heranreichend, weit überlegen. Wackenroders Ansicht nach werden Buchstaben mit Wissenschaften und Lehren verbunden und können demnach die Empfindungen der Menschen nicht so ansprechen, wie Kunst und Musik es können. Aus diesem Grund können sie auch weder die Aussagekraft noch den Inhalt eines Gemäldes bzw. einer Komposition wiedergeben[1]. In den „Herzensergießungen“ heißt es über die Sprache der Worte:
„Sie ist, dünkt mich, ein allzu irdisches und grobes Werkzeug, um das Unkörperliche wie das Körperliche damit zu handhaben.“ (S. 61 RUB)
Das Gesehne und die Empfindungen können nicht realitätsgetreu ohne einen Verlust wiedergegeben werden, vollkommene Nachempfindung ist nur durch das Auge oder ein Gemälde gewährleistet. Während der frühe Wackenroder noch der bildenden Kunst Priorität einräumt, so favorisiert er später eindeutig den akustischen Eindruck.
[1] Köhler, S. 47 f.
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Ursula Hörmann und Claudia Gandlgruber: Wackenroder und Tieck: "Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders"- Hierarchie der Künste. 22.02.2003.