Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik
Novalis
Sinneshierarchie im "Heinrich von Ofterdingen"
Ausgangsfrage:
Wie charakterisiert sich die Hierarchie der Sinne in Friedrich von Hardenbergs
"Heinrich von Ofterdingen"?
Der Literaturwissenschaftler Peter Utz untersucht in seiner 1990 erschienenen Studie das "Auge und das Ohr im Text" literarische Sinneswahrnehmungen in der Goethezeit. Seine Forschungsabsicht richtet sich dabei vor allem auf die Frage, wie der visuelle, auditive und haptische Sinn konkurrieren (Sinneshierarchie) bzw. miteinander verschmelzen (Synästhesie). Ziel des hier vorgestellten Projekts ist es, diese Fragestellung unter Berücksichtigung der Utzschen Thesen auf den "Heinrich von Ofterdingen" anzuwenden. Die Analyse erfolgt anhand von ausgewählten Textstellen in drei Schritten: Zunächst wird das Verhältnis von Auge und Ohr, dann das von Auge und Hand und schließlich die Reibung zwischen dem von Novalis benannten "höheren Auge" der inneren Wahrnehmung und dem "realen Auge" der äußeren Wahrnehmung wissenschaftlich beleuchtet.
1. Auge vs. Ohr
2. Auge vs. Hand
3. Das höhere Auge
Begründung des Projekts "Sinneshierarchie im Heinrich von Ofterdingen"
Die Auswahl des Textes "Heinrich von Ofterdingen" für ein Seminarprojekt im Rahmen des Themas "Intermedialität und Synästhesie in der Romantik" leuchtet unmittelbar ein: Der unvollendete Roman Friedrich von Hardenbergs alias Novalis, entstanden an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, ist einer der zentralen Texte der Frühromantik; die in ihm enthaltenen Versuche, die Rolle der Dichtung innerhalb der Künste und damit auch die Position der einzelnen Sinne im System der Wahrnehmung neu zu bestimmen, wurden von den Romantikern dankbar aufgenommen. Will man also begreifen, inwiefern die Romantik eine Umwertung der zu ihrer Zeit herkömmlichen Sinneshierarchie vornimmt, bietet sich eine genaue Analyse des Romans unter diesem Gesichtspunkt an.
Martin Schneider: Sinneshierarchie: "Heinrich von Ofterdingen". 06.11.2002.