Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik
Zusammensetzung und inhaltliche Struktur der Serapionsbrüder
Das Buch gliedert sich in vier Bände, die insgesamt an die 30 Erzählungen enthalten, davon 19 mit eigenständigen Titeln versehen. Die ersten beiden Bände, die Ostern und im September des Jahres 1819 veröffentlicht wurden, enthielten die Erzählungen Die Fermate, Der Artushof, Ein Brief... (später mit Rat Krespel benannt), Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde sowie die Märchen Der Nussknacker und der Mausekönig und Das fremde Kind. Zudem aufgenommen wurden einige Texte, die schon 1813 / 1814 erschienen waren, darunter Der Dichter und der Komponist, Die Automate und Alte und Neue Kirchenmusik. Dazu kamen die Erzählungen aus der zweiten Jahreshälfte und dem Anfang des Jahres 1819: Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Der Kampf der Sänger und die bisher unveröffentlichte Ausgabe von Die Bergwerke zu Falun. Band drei und vier erschienen im Oktober 1820 und Ostern 1821. Darin finden sich Erzählungen und Texte wie Das Fräulein von Scuderi, Der unheimliche Gast, Der Baron von B., Spieler-Glück, Aus dem Leben eines bekannten Mannes, Die Brautwahl, Signor Formica, Zusammenhang der Dinge und das bislang unveröffentlichte Märchen Die Königsbraut.
Zusammengehalten werden diese einzelnen Erzählungen von einer Rahmenerzählung. Sechs Freunde, namens Ottmar, Theodor, Sylvester, Vinzenz, Cyprian und Lothar, treffen sich zu gemeinsamen Abenden, an denen die Geschichten erzählt werden. Acht Abende verteilen sich gleichmäßig auf die vier Bände, wobei sie so konzipiert sind, dass sich düstere und auflockernde, sogar fröhliche anmutenden Geschichten abwechseln sollen. Jeder Band schließt mit einem Märchen. Dieser Erzählstil der Sammlungen trifft einen Nerv der zeitgemäßen romantischen Epik, ganz besonders unter dem Gesichtspunkt der Intermedialität und Synästhesie.
Diese Rahmenerzählung kann man sich im Stil der Seherazade aus 1001 Nacht vorstellen, allerdings mit anderer Motivation. Die Freunde kommen zusammen, weil sie gesellige Unterhaltung suchen. Die Binnenhandlung kommt im Grunde nur durch die Einbettung in den größeren Zusammenhang zustande. Als wahrscheinliche Vorbilder für die Zusammenfassung der Erzählungen in diesem doch sehr europäischen Stil der Rahmen/Binnengeschichte gelten einige europäische Werke wie zum Beispiel Boccaccios Decamerone, die Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter, 1875 von Goethe, das Hexameron von Rosenhain von Wieland und besonders Tiecks Phantasus.
Ebenso, wie die Frage nach den Vorbildern, hat auch die Frage nach den Erzählern die Wissenschaft beschäftigt. Man weiß, dass Hoffmann in der Zeit enge Bekanntschaften und Freundschaften zu dem Schriftsteller Friedrich de la Motte-Fouqué, dem Dichter Adelbert von Chamisso, dem Dramatiker und Novellisten Carl Wilhelm Salice-Contessa, dem Juristen Julius Eduard Hitzig, dem Offizier Friedrich von Pfuel, dem Theologen Georg Seegemund und dem Arzt David Ferdinand Koreff pflegte. Zusammen bildeten sie den Seraphinenorden, dem der Sammelband letzten Endes seinen Namen verdankt. Aus diesem Wissen versuchte man zu rekonstruieren, ob diese Personen sich hinter den sechs Freunden verbergen könnten. Mittlerweile geht man allerdings davon aus, jeder Erzähler vielmehr eine Seite oder Ansicht E.T.A. Hoffmanns selbst verkörpert, wohl aber autobiographische Hintergründe aus ebendiesem realen Freundeskreis verwertet sind.
Weiter zu den Punkten:
- Motivation des Autors
- Überlegungen zum Titel
- Vorbilder der sechs Erzähler
- Inhalt und eventuelle Quellen
- Inhalt, Aufbau und Struktur
- Das serapiontische Prinzip
- Intermedialität und Synästhesie
- Frage der Sinneshierarchien
- Analysetext: "Die Fermate"
- Bibliographie
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Regina Kland: Die <<Serapionsbrüder>> und das serapiontische Prinzip. 16.01.2003.