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Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik

Funktion der Integration von Elementen der Bildenden Kunst und der Musik

Das Bild ermöglicht es dem Betrachter, eine gewisse räumliche wie auch zeitliche Distanz zu Ereignissen aus dem eigenen Leben aufzubauen. Das wirkungsvoll lebendige Gemälde fungiert dabei quasi als reflektierender Spiegel, welcher dem Betrachter eigens erlebte Situationen wieder in Erinnerung ruft. Dieses Anliegen, die Wirklichkeit in Kunst zu verwandeln und das Kunstwerk dann wieder als Reflexionsmedium für die Wirklichkeit einzusetzen, gilt als programmatisch für die Künstler der Romantik.

Während es sich bei dem Gemälde Hummels um ein konventionell und herkömmlich, ja fast schon frühbiedermeierlich anmutendes Genrebild handelt, welches die Entsagung signalisiert, entwickelt sich durch die Einfügung musikalischer Elemente eine Dialektik zwischen Begehren und Verzicht. Denn die von dem "Trillo" versinnbildlichte Krönung der italienischen Musik dieser Zeit charakterisiert die italienische Lebenslust und führt in den Grenzbereich der Sinnenwelt.

 

Reflexion und Erinnerung

In dem Hummelschen Gemälde erkennt der Erzähler Theodor die exakte Darstellung einer Szene aus dem eigenen Leben wieder.

Im Zentrum der Erzählung wie auch des Gemäldes steht Theodor: Der Erzähler kommt vierzehn Jahre nach seiner Trennung von den Sängerinnen in ein italienisches Wirtshaus, in dem gerade die auf dem Bild von Hummel gemalte Szene vor sich geht. Theodor ist dann der Mann zu Pferde ganz im Hintergrund des Gemäldes.

Ebenso fungiert der Geistliche als Theodors Spiegelbild, der jetzt seine Position des Dirigenten einnimmt.

"Kurz vorher, als ich vor zwei Jahren Rom verlassen wollte, machte ich zu Pferde einen kleinen Abstecher. Vor einer Lokanda stand ein recht freundliches Mädchen, und es fiel mir ein, wie behaglich es sein müsse, mir von dem niedlichen Kinde einen Trunk edlen Weins reichen zu lassen. Ich hielt vor der Haustüre in dem von glühenden Streiflichtern durchglänzten Laubgange. Mir schallten aus der Ferne Gesang und Chitarratöne entgegen Ich horchte hoch auf, denn die beiden weiblichen Stimmen wirkten ganz sonderbar auf mich, seltsam gingen dunkle Erinnerungen in mir auf, die sich nicht gestalten wollten. Ich stieg vom Pferde und näherte mich langsam und auf jenen Ton lauschend der Weinlaube, aus der die Musik zu ertönen schien. die zweite Stimme hatte geschwiegen. die erste sang allein eine Kanzonetta. Je näher ich kam, desto mehr verlor sich das Bekannte, das mich erst so angeregt hatte. Die Sängerin war in einer bunten krausen Fermate begriffen. Das wirbelte auf und ab – auf und ab – endlich hielt sie einen langen Ton – aber nun brach eine weibliche Stimme plötzlich in tolles Zanken aus – Verwünschungen, Flüche, Schimpfreden! – Ein Mann protestiert, ein anderer lacht. – Eine zweite weibliche Stimme mischt sich in den Streit. Immer toller und toller braust der Zank mit aller italienischen Rabbia! – Endlich stehe ich dicht vor der Laube – ein Abbate stürzt heraus und rennt mich beinahe über den Haufen – er sieht sich nach mir um, ich erkenne meinen guten Signor Ludovico, meinen musikalischen Neuigkeitsträger aus Rom! – ›Was um des Himmels willen‹, rufe ich – ›Ah Signor Maestro! – Signor Maestro‹, schreit er, ›retten Sie mich – schützen Sie mich vor dieser Wütenden – vor diesem Krokodil – diesem Tiger – dieser Hyäne – diesem Teufel von Mädchen. – Es ist wahr – es ist wahr – ich gab den Takt zu Anfossis Kanzonetta und schlug zu unrechter Zeit mitten in der Fermate nieder – ich schnitt ihr den Trillo ab – aber warum sah ich ihr in die Augen, der satanischen Göttin! – Hole der Teufel alle Fermaten – alle Fermaten!‹ – In ganz besonderer Bewegung trat ich mit dem Abbate rasch in die Weinlaube und erkannte auf den ersten Blick die Schwestern Lauretta und Teresina."

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.50f.

 

Die räumliche Distanz ermöglicht es dem Betrachter, Ereignisse, die ihn persönlich betreffen, distanzierter zu betrachten und so zu einer besseren Erkenntnis seiner selbst zu gelangen. Neben der räumlichen  Distanz  bietet das Bild auch eine zeitliche Distanz: Durch die Aufhebung der Zeitfolge kann das Bild ein Ereignis aus der Vergangenheit als wirkungsträchtige Gegenwart fungieren lassen. Doch die Begegnung mit der eigenen Vergangenheit überrascht ihn und versetzt ihn in einen träumerischen Zustand.

"Theodor hatte, während Eduard dies in abgebrochenen Sätzen sprach, schweigend und tief in sich gekehrt dagestanden. »Ja, das laß uns tun!« fuhr er jetzt auf, wie aus einem Traum erwachend, aber kaum loskommen konnte er von dem Bilde, und als er, dem Freunde mechanisch folgend, sich schon an der Tür befand, warf er noch sehnsüchtige Blicke zurück nach den Sängerinnen und nach dem Abbate.
[...]

»Es scheint mir aber«, sprach Eduard, nachdem schon einige Gläser geleert waren und Theodor noch immer still und in sich gekehrt blieb, »es scheint mir aber, als habe dich das Bild auf ganz besondere und gar nicht so lustige Weise angeregt als mich?« »Ich kann versichern«, erwiderte Theodor, »daß auch ich alles Heitere und Anmutige des lebendigen Bildes in vollem Maße genossen, aber ganz wunderbar ist es doch, daß das Bild getreu eine Szene aus meinem Leben mit völliger Porträtähnlichkeit der handelnden Personen darstellt. Du wirst mir aber zugestehen, daß auch heitere Erinnerungen dann den Geist gar seltsam zu erschüttern vermögen, wenn sie auf solche ganz unerwartete ungewöhnliche Weise plötzlich, wie durch einen Zauberschlag geweckt, hervorspringen. Dies ist jetzt mein Fall.« »Aus deinem Leben«, fiel Eduard ganz verwundert ein, »eine Szene aus deinem Leben soll das Bild darstellen?"

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.32f.


Das Bild dient ihm als Medium der Reflexion und der Erinnerung. Der Anblick löst bei ihm auf "ganz unerwartete ungewöhnliche Weise plötzlich, wie durch einen Zauberschlag geweckt", Erinnerungen aus. Diese führen zur Erschütterung und schließlich zur Selbsterkenntnis: Reifeprozess des Künstlers.

"Vierzehn Jahre, so lange war es her, als ich mich von den Schwestern trennte, ändern viel. Laurette hatte ziemlich gealtert, indessen war sie noch jetzt nicht ohne Reiz. Teresina hatte sich besser erhalten und ihr schöner Wuchs nicht verloren. Beide gingen ziemlich bunt gekleidet, und ihr ganzer Anstand war wie sonst, also vierzehn Jahre jünger als sie selbst. Teresina sang auf meine Bitte einige der ernsten Lieder, die mich sonst tief ergriffen hatten, aber es war mir, als hätten sie anders in meinem Innern wiedergeklungen, und so war auch Laurettas Gesang, hatte ihre Stimme auch weder an Stärke und Höhe zu merklich verloren, ganz von dem verschieden, der als der ihrige in meinem Innern lebte. Schon dieses Aufdringen der Vergleichung einer innern Idee mit der nicht eben erfreulichen Wirklichkeit mußte mich noch mehr verstimmen, als es das Betragen der Schwestern gegen mich, ihre erheuchelte Ekstase, ihre unzarte Bewunderung, die doch sich wie gnädige Protektion gestaltete, schon vorher getan hatte. – Der drollige Abbate, der mit aller nur erdenklichen Süßigkeit den Amoroso von beiden Schwestern machte, der gute Wein, reichlich genossen, gaben mir endlich meinen Humor wieder, so daß der Abend recht froh in heller Gemütlichkeit verging. Auf das eifrigste luden mich die Schwestern zu sich ein, um gleich mit ihnen das Nötige über die Partien zu verabreden, die ich für sie setzen sollte. – Ich verließ Rom, ohne sie weiter aufzusuchen."

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.52f.

 

Dialektik zwischen Begehren und Verzicht

Das Gemälde stellt eine typische Szene in einer italienischen Lokanda dar, in der das beunruhigende Element des Canto und des italienischen Wesens gleichsam beschwört und neutralisiert wird. [1]

Hoffmann entwickelt die Dialektik aus den auseinander gehenden Kunstprinzipien des Figurativen und des Nicht-Figurativen: Leinwand und Sprache haben nicht die starke Ausdruckskraft wie der Ton. Auf der anderen Seite gelingt der Reifeprozess des Künstlers durch die Loslösung vom einst Bewunderten erst durch die Betrachtung  eines Werkes der Bildenden Kunst. Dies beeinflusst sein Wahrnehmungsvermögen  und spiegelt ihm drei verschiedene Aspekte von Raum und Zeit wieder.

Einen weiteren Punkt bildet der deutsch-italienische Gegensatz: Schon wegen seiner deutschen Herkunft und damit einhergehend auch wegen seiner Kunstauffassung ist Theodors Scheitern bei den italienischen Sängerinnen vorprogrammiert.

"Einiges Talent ist in ihm, aber er muß sich aus dem Steifen und Ungelenken herausarbeiten, das den Deutschen eigen."

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.48.


Untermauert wird dies durch den Einsatz des italienischen Tenors, der Theodor wegen dessen vermeintlicher Unfähigkeit einen "Asino Tedesco" schimpft.
 

Italienische Lebenslust und Sinnenwelt

Durch die Einführung musikalisch-italienischer Elemente gelingt Hoffmann eine kunstvoll verhüllte Erotisierung der Dichtung, sodass Theodors leidenschaftliche Liebeserklärung durch die Rede über die Wirkung der Musik homologisiert wird: Musik und Erotik bilden eine Einheit.

Während seiner Lehrzeit bei Lauretta und Teressina wird Theodor in die Mysterien der Musik und der Liebe eingeweiht.

"Lauretta war mein Ideal, alle bösen Launen, die entsetzlich aufbrausende Heftigkeit – die virtuosische Quälerei am Flügel – alles ertrug ich mit Geduld! – Sie, nur sie hatte mir ja die wahre Musik erschlossen. Ich fing an das Italienische zu studieren und mich in Kanzonetten zu versuchen. Wie schwebte ich im höchsten Himmel, wenn Lauretta meine Komposition sang und sie gar lobte! Oft war es mir, als habe ich das gar nicht gedacht und gesetzt, sondern in Laurettas Gesange strahle erst der Gedanke hervor.
[...]
Nun erst fühlte ich, was mir Lauretta geworden und die Unmöglichkeit, mich von ihr zu trennen. Oft, wenn sie recht smorfiosa gewesen, liebkoste sie mich, wiewohl auf ganz unverfängliche Weise, aber mein Blut kochte auf, und nur die seltsame Kälte, die sie mir entgegenzusetzen wußte, hielt mich ab, hell auflodernd in toller Liebeswut sie in meine Arme zu fassen. – Ich hatte einen leidlichen Tenor, den ich zwar nie geübt, der sich aber jetzt schnell ausbildete. Häufig sang ich mit Lauretta jene zärtliche italienische Duettini, deren Zahl unendlich ist. Eben ein solches Duett sangen wir, die Abreise war nahe – ›senza di te ben mio, vivere non poss'io‹ – Wer vermochte das zu ertragen! – Ich stürzte zu Laurettas Füßen – ich war in Verzweiflung!"

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.40f.

 

Das Fiasko

Die erotisch-musikalische Lehrzeit endet jedoch bald in einem Fiasko. Grund ist der Widerspruch zwischen der ernsten deutschen Musik und dem italienischen Gesang, der der Verherrlichung des Lebens- und Liebesrausches zugewandt ist. Denn Theodor erkennt nicht die Bedeutung des nach der Ewigkeit strebenden Trillos und macht sich eines Trillus interruptus schuldig:

"Die letzte Fermate trat ein. Lauretta bot alle ihre Kunst auf, Nachtigalltöne wirbelten auf und ab – aushaltende Noten – dann bunte krause Rouladen, ein ganzes Solfeggio! In der Tat schien mir das Ding diesmal beinahe zu lang, ich fühlte einen leisen Hauch; Teresina stand hinter mir. in demselben Augenblick holte Lauretta aus zum anschwellenden Harmonika-Triller, mit ihm wollte sie in das a tempo hinein. Der Satan regierte mich, nieder schlug ich mit beiden Händen den Akkord, das Orchester folgte, geschehen war es um Laurettas Triller, um den höchsten Moment, der alles in Staunen setzen sollte. Lauretta, mit wütenden Blicken mich durchbohrend, riß die Partie zusammen, warf sie mir an den Kopf, daß die Stücke um mich her flogen, und rannte wie rasend durch das Orchester in das Nebengemach. Sowie das Tutti geschlossen, eilte ich nach. Sie weinte, sie tobte. ›Mir aus den Augen, Frevler‹, schrie sie mir entgegen – ›Teufel, der hämisch mich um alles gebracht – um meinen Ruhm, um meine Ehre – ach, um meinen Trillo – Mir aus den Augen, verruchter Sohn der Hölle!‹"

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.44f.

 

Theodors Kunstideal

Der Erzähler Theodor glaubt, durch die Begegnung mit zwei italienischen Sängerinnen zur wahren Kunstbegeisterung erweckt worden zu sein. Wie ein Tornado zerrüttet ihre Ankunft das schläfrige, spießbürgerliche Leben der typischen deutschen Provinz, in der junge Theodor, an der Orgel sitzend, seine Tage beim ständigen Üben der Tokkaten und Fugen verbringt.1
"Gewöhnlich spielte mein Lehrer zwei Flügelkonzerte von Wolff oder Emanuel Bach, ein Kunstpfeifergesell quälte sich mit Stamitz, und der Akziseeinnehmer blies auf der Flöte gewaltig und übernahm sich im Atem so, daß er beide Lichter am Pult ausblies, die immer wieder angezündet werden mußten. An Gesang war nicht zu denken, das tadelte mein Onkel, ein großer Freund und Verehrer der Tonkunst, sehr.

[...]
Je lebhafter ich jene Verachtung des Gesanges mit meinem Lehrer teilte, desto höher schlug er mein musikalisches Genie an. Mit dem größesten Eifer unterrichtete er mich im Kontrapunkt, und bald setzte ich die künstlichsten Fugen und Tokkaten. Ebensolch ein künstliches Stück von meiner Arbeit spielte ich einst an meinem Geburtstage (neunzehn Jahr war ich alt worden) dem Onkel vor, [...]"

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.34f.

 

Doch wie vom Donner getroffen, verwirft er beim Anblick der italienischen Sängerinnen alles, was er bisher gelernt.

"Ich war der glückseligste Mensch auf Erden! – Den ganzen Tag saß ich bei den Schwestern, akkompagnierte und schrieb die Stimmen aus den Partituren zum Gebrauch in der Residenz. Lauretta war mein Ideal, alle bösen Launen, die entsetzlich aufbrausende Heftigkeit – die virtuosische Quälerei am Flügel – alles ertrug ich mit Geduld! – Sie, nur sie hatte mir ja die wahre Musik erschlossen. Ich fing an das Italienische zu studieren und mich in Kanzonetten zu versuchen. Wie schwebte ich im höchsten Himmel, wenn Lauretta meine Komposition sang und sie gar lobte! Oft war es mir, als habe ich das gar nicht gedacht und gesetzt, sondern in Laurettas Gesange strahle erst der Gedanke hervor. [...] – Ich hatte einen leidlichen Tenor, den ich zwar nie geübt, der sich aber jetzt schnell ausbildete. Häufig sang ich mit Lauretta jene zärtliche italienische Duettini, deren Zahl unendlich ist."

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.40f.

 

Denn das Kunstideal war fortan für ihn in diesen Sängerinnen verkörpert.

"Nie hatte ich das Instrument gehört, ganz wunderbar erfaßte mich tief im Innersten der dumpfe geheimnisvolle Klang, in dem die Saiten erbebten. Ganz leise fing Lauretta den Ton an, den sie aushielt bis zum Fortissimo und dann schnell losbrach in eine kecke krause Figur durch anderthalb Oktaven. Noch weiß ich die Worte des Anfangs: ›Sento l'amica speme.‹ – Mir schnürte es die Brust zusammen, nie hatte ich das geahnet. Aber sowie Lauretta immer kühner und freier des Gesanges Schwingen regte, wie immer feuriger funkelnd der Töne Strahlen mich umfingen, da ward meine innere Musik, so lange tot und starr, entzündet und schlug empor in mächtigen herrlichen Flammen. Ach! – ich hatte ja zum erstenmal in meinem Leben Musik gehört. – Nun sangen beide Schwestern jene ernste, tief gehaltene Duetten vom Abbate Steffani. Teresinas volltönender, himmlisch reiner Alt drang mir durch die Seele. Nicht zurückhalten konnte ich meine innere Bewegung, mir stürzten die Tränen aus den Augen."

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.37f.

 

Doch der Gegensatz der beiden Schwestern verwirrt ihn:

"Überhaupt schlägst du Laurettas Kunst zu hoch an. Sie hat keine üble Stimme und viel Umfang, das ist wahr, aber alle diese sonderbaren wirblichten Schnörkel, die ungemessenen Läufe, diese ewigen Triller, was sind sie anders, als blendende Kunststückchen, die so bewundert werden, wie die waghalsigen Sprünge des Selltänzers? Kann denn so etwas tief in uns eindringen und das Herz rühren? Den Harmonika-Triller, den du verdorben, kann ich nun gar nicht leiden, es wird mir ängstlich und weh dabei. Und dann dies Hochhinaufklettern in die Region der drei Striche, ist das nicht ein erzwungenes Übersteigen der natürlichen Stimme, die doch nur allein wahrhaft rührend bleibt? Ich lobe mir die Mittel- und die tiefen Töne. Ein in das Herz dringender Laut, ein wahrhaftes Portamento di voce geht mir über alles. Keine unnütze Verzierung, ein fest und stark gehaltener Ton – ein bestimmter Ausdruck, der Seele und Gemüt erfaßt, das ist der wahre Gesang, und so singe ich.

[...]
Teresina sang mit ihrer sonoren vollen Stimme einen einfachen kirchenmäßigen Kanzone, den ich vor wenigen Tagen gesetzt. Nie hatte ich geahnt, daß das so klingen könnte. die Töne drangen mit wunderbarer Gewalt in mich hinein, die Tränen standen mir in den Augen vor Lust und Entzücken, ich ergriff Teresinas Hand, ich drückte sie tausendmal an den Mund, ich schwur, mich niemals von ihr zu trennen."

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate. Stuttgart 2002, S.45f.

 

Erst ein Fiasko beendet seine Lehrzeit, und die Reflexion dieser Szene in dem Hummelschen Gemälde führt ihn schließlich zum Reifeprozess.

 

  1. Funktion der Integration der Malerei

  2. Johann Erdmann Hummel: Die Fermate 

  3. Das musikalische Literaturbild: "Aug' und Gemüt ... erlustigend" 

  4. Die Musik in der Fermate: Untersuchung der Musik-Text-Relationen 

  5. Die Hoffmansche Kunst sehen, lesen, hören - verstehen 

  6. Bibliographie

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    Danica Krunic: Integration von Elementen der Bildenden Kunst und der Musik dargestellt an E.T.A. Hoffmanns  "Die Fermate". 06.11.2002.

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