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Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik

Intermedialität in Eichendorffs "Mondnacht"

Sucht man in Joseph von Eichendorffs Gedicht "Mondnacht" nach Intermedialität, so wird man sie am ehesten in der zweiten Strophe finden. Aber obwohl es hier bei genauerem Hinschauen tatsächlich um eine Beziehung zwischen Text und Musik zu gehen scheint, ist dies nicht auf den ersten Blick erkennbar. Musik taucht eben nicht nach unserem gängigen Verständnis des Mediums auf, sondern in Form des romantischen "Nachtgesang(s)" (Schwarz 1970, S. 89).

"Da der Natur eine innere Musik eigen ist und im künstlerischen Schaffen dieselben Urkräfte wirken wie in der Natur, ist es dem Dichter möglich, die Musik des Waldes, der Seen, der unendlichen Landschaft herauszuhören und -zubilden." (Leuenberger 1995, S. 97)

 In der zentralen zweiten Strophe seines Gedichts beschreibt Eichendorff exakt diese intensiven Wahrnehmungen der nächtlichen Natur. "Es rauschten leis die Wälder" (Z. 7) Er verleiht den "wie im Traum wahrgenommenen Stimmen und Geräusche(n) der Nacht" (Schwarz 1970, S. 89) Ausdruck. Das lyrische Ich hört und fühlt seine Umgebung in erster Linie, und nur dadurch wird es ihm möglich, die sich im Mondlicht vor ihm ausbreitende Welt, auch wirklich zu sehen. Die "orphische Melodie der Nacht" (Frühwald, S. 403) trägt wesentlich zur "Verzauberung der Welt" (Frühwald, S. 403) bei. Nachtmusik ist jedoch nicht nur in Eichendorffs "Mondnacht" ein Thema. Das "Gesaus" (Z. 11) des Wassermanns und der unheimliche Gesang des Mädchens (Z. 6/7) in seinem Gedicht "Nachtwanderer" vermitteln zwar eine wesentlich weniger harmonische Stimmung, gehören aber trotzdem in diesen Bereich. Dichter wie  Brentano und Mörike bedienten sich ebenfalls häufig der Klänge und Geräusche einer nächtlichen Landschaft. Auch wenn es im "Schwanenlied" Brentanos vor allem um den Tod "zwischen dem Morgen- und Abendrot" (Z. 33) geht, spielt wieder Musik eine entscheidende Rolle. Der Dichter greift auf den mythischen Gesang des sterbenden Schwans zurück, der damit seine Sehnsucht nach dem Paradies ausdrückt.

 


Jasmin Jobst und Christine Kerler: Synästhesie und Intermedialität in der Lyrik der Romantik. 02.12.2002.

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