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Die Weimarer Klassik

>> EIN ZWEITER BLICK AUF TISCHBEINS GEMÄLDE
Ein Blick auf den Porträtierten
einen Reisenden, einen Ruhenden, einen Betrachter

Johann Heinrich Wilhelm Tischbein: Goethe in der Campagna

 

Was mögen sie gedacht haben, die Römer von damals, über die Kulturtouristen aus dem Norden, diese eigenartig ernsthaften Typen, die den Trümmern so ehrfürchtig begegnen, dass sogar die massenweise herumliegenden Marmortäfelchen, die einst Bauten wie das Kolosseum verkleidet hatten, zu wertvollen Devotionalien werden. Fest steht: auch Goethe hat sie gesammelt, die Marmorscherben, und er hat die Juno Ludovisi, die er sich als Gipsabguss in sein Zimmer am Corso stellte, als seine erste Liebe in Rom bezeichnet. Dass es ihm darum ging, das „alte Rom aus dem neuen herauszuklauben“, dass ihn das gegenwärtige Rom kaum interessierte, das sollte noch eine Weile so bleiben, zumindest solange, bis die Juno von einer zweiten, diesmal aber weniger geistigen als vielmehr einer physischen Liebe abgelöst werden würde.

 

Da steht sie, die Juno; aber auch das zweite Kissen wird schon gerichtet ...

 

Bild der archäologischen Juno Ludovisi

Juno Ludovisi

 

Ein Abguss der Juno Ludovisi in Goethes Wohnhaus am Frauenplan in Weimar

Ein Abguss der Juno Ludovisi in Goethes Wohnhaus am Frauenplan in Weimar

 

Bei Tischbein blickt Goethe in die Weite der Landschaft, er blickt in sein Arkadien, das er sich erdacht und erträumt hatte und das nun vor ihm liegt. Dass ihn diese Wirklichkeit überwältigt, das steckt in dem uns nun schon bekannten Ausruf „es ist alles, wie ich mir's dachte, und alles neu“. Goethe blickt ehrfurchtsvoll und gleichzeitig voll sprühender Lebensfreude auf das Alte und lässt es so für sich lebendig werden. In Italien gelangt sein „Geist [...] zu einem Ernst ohne Trockenheit, zu einem gesetzten Wesen mit Freude“.

So wie auf den Stichen von Giovanni Battista Piranesi lag das Forum Romanum vor ihm – überwuchert von Pflanzen, umgestürzte Säulen, zerbröckelnde Kapitelle, Triumphbögen noch halb in der Erde versunken. Eine morbide Antike, die aber von einer hehren, erhabenen Zeit kündet, deren Monumentalität, deren Ästhetik, deren Wohlproportioniertheit auch in den Resten noch immer spür- und sichtbar ist.

 

Giovanni Battista Piranesi: Forum Romanum

 

 

 

Weitere Informationen zu Goethes Juno finden Sie hier im Goethezeitportal:

http://www.goethezeitportal.de/wissen/projektepool/goethe-italien/rom-aesthetik/goethes-juno.html

 

>> MARMORFARBEN STATT MULTICOLOR – WAS WINCKELMANN SIEHT

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