Zum zweiten Teil und dritten Teil.
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Die Blaue Grotte hat eine eigene Seite im Goethezeitportal. Neben vielen Ansichten und weiteren Texten finden Sie hier auch den Bericht von August Kopisch über die Wiederentdeckung der Blauen Grotte.
Die Ansichten der Insel sind in die Texte eingefügt.
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Oben: Capri. Stengel & Co., Dresda 19905. Verso: Cartolina Postale. Nicht gelaufen. | Unten: Capri veduta dal mare. Verso: 65464 Edit. Domenico Trampetti, Napoli. Nicht gelaufen.
Nur wenige kehren von Neapel zurück, ohne einen Ausflug nach der bekannten Insel Capri unternommen zu haben; die Mehrzahl der Reisenden wird sich jedoch mit einem kürzern Aufenthalt und dem Besuche der erst seit 20 Jahren wiederum zugänglich gewordenen blauen Grotte begnügen, um dann wieder nach Neapel oder Sorrent zurückzurudern. Verdient jedoch eine Insel des Golfs eine genauere Aufmerksamkeit, einen längeren Aufenthalt, so ist es gewiss Capri, und nicht allein der Maler, für welchen die originellen Felsformen eine unerschöpfliche Fundgrube von Motiven sind, auch jeder andere, welcher länger auf der Insel verweilt, wird späterhin jenen Zeitabschnitt zu seinen lieblichsten Reise-Erinnerungen zählen. Eine durchaus eigentümliche Natur, eine gesunde, gleichmäßige Temperatur, ein freundliches, gutmütiges Völkchen, vor Allem aber eine nach dem Tumulte Neapels wohltuende Stille und Ruhe, machen Capri zum behaglichsten Rastort einer süditalienischen Reise.
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Capri. Panorama generale e vista del due Golfi di Napoli e Salerno. Edit. E. Ragozino, Galleria Umberto, Napoli. Verso: Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen. – Gefaltete Doppelkarte.
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1. Karte von oben: Capri col Vesuvio. Verso, Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. 21-37. Edit. Brunner & C., Como - Riprod. vietata. Wiederholung des Signets im Briefmarkenfeld. Nicht gelaufen.
2. Karte von oben: Capri. Panorama dal Castello di Barbarossa. Edit. E. Ragozino, Galleria Umberto - Napoli. 2226. Verso: Carte Postale Italiana. Gelaufen. Poststempel unleserlich.
3. Karte von oben: Panorama di Capri, preso dal Castello Barbarossa. Stengel & Co., Dresda e Berlino 1935. Verso: Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen.
4. Karte von oben: Capri. Panorama e Vesuvio. Edit. E. Ragozino, Galleria Umberto - Napoli. Verso: Cartolina Postale Italiana. Gelaufen. Poststempel unleserlich.
Die Insel, geschichtlich berühmt durch den schwelgerischen Aufenthalt Tibers und in neueren Zeiten durch die beispiellose Übergabe des kaiserlichen Kerkermeisters Hudson Lowe an die Franzosen und die Wiedereinnahme der Engländer, ist durch ihre Lage gegenüber der Punta della Campanella (Vorgebirge der Minerva) der Schlüssel zum Golf von Neapel, und demnach von hoher militärischer Bedeutsamkeit. Die von allen Seiten schroff in das Meer abfallenden, unersteiglichen Felsen sichern sie besser, als die elf Batterien, welche rings um die Insel verteilt sind, und von denen die stärkste auf der Spitze Santa Maria del Soccorso liegt.
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Oben: Capri. Panorama preso dalla rovine di Tiberio. Stengel & Co., Dresda-Berlino. M. 11248. Cartolina Postale. Nicht gelaufen.
Unten: Capri. Panorama dalle rovine di Tiberio. Verso: Edit. Domenico Trampetti - Napoli. Im Briefmarkenfeld: Produzione italiana. Nicht gelaufen.
Das Eiland selber, dessen Formation das Capo Circello bei Terracina im kleinen, der Monte Pellegrino bei Palermo im großen Maßstabe wiederholen, zerfällt in zwei Hälften Capri und Anacapri; letztere ist die höhere, unfruchtbarere. Der einzige Verbindungsweg zwischen beiden ist ein schmaler, steiler, in den Felsen gehauener Fußpfad von 533 Stufen. Die einzigen Ortschaften der Insel sind Capri und Anacapri auf den gleichnamigen Felsenhälften, und die große Marina am Landungspunkt, ein ärmliches Fischerdorf von einigen zwanzig Hütten, und groß nur genannt im Gegensatz zu der kleinen Marina, einem einzelnen Hause auf der südlichen Küste. Früher war die Insel noch der Sitz eines Bischofs, dessen Sitz südwärts von dem Städtchen Capri nach dem Meere zu liegt, und welcher von seiner Hauptrevenue der Wachtelbischof genannt wurde. In neuerer Zeit ist das Bistum mit dem Sorrentiner vereinigt, und der verarmenden Einwohnerschaft auch diese Hilfsquelle entzogen worden.
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Oben: Capri - Marina grande. Verso: Editori Trampetti & Migliaccio, Napoli, Via Roma 167. Nicht gelaufen.
Unten: Capri - Grande Marina. Verso: 392 - Edit. Carlo Cotini, Napoli. Nicht gelaufen.
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Oben: Capri - Marina grande. Verso, Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. 10776. Edit. Brunner & C., Como e Zürich. Stab. eliografico. Wiederholung des Signets im Briefmarkenfeld. Nicht gelaufen.
Unten: Capri - Marina Grande. Verso: Ed. V. Carcavallo - Napoli. N. 11. Signet: CAR auf Pferdchen im Kreis. Fotocelere. Rip. Interdetta. Nicht gelaufen.
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Capri. Marina Grande. G. Sommer - Napoli. Nr. 5285.
Altes Foto.
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Capri - Piccola Marina e Faraglioni. Verso: N. 196 - Ediz. Vincenzo Carcavallo - Napoli. Via Saverio Baldacchini 29 - XII - Rip. interdetta. Vera Fotografia. Fotocelere. Signet: CAR auf Pferdchen im Kreis. Gelaufen. Poststempel 1934.
Capri selber, mehr durch seine Lage, als durch das dürftige Tor und die Zugbrücke befestigt, ist ein unbedeutender Ort, welcher außer der Kirche kein Gebäude von nur halbweger Bedeutung hat. Die Einwohner leben von Öl- und Weinbau. Wie eifrig sie der Kultur auch obliegen, jede Scholle Erde bepflanzen und die herabgeschwemmte wieder nach den kahlen Zacken hinauftragen, wie rühmlich bekannt der Ertrag auch sein möge, so versinken sie dennoch in Folge der verkehrten Maßregeln der Regierung von Jahr zu Jahr tiefer in Dürftigkeit. Der einzige Stapelplatz ihrer Waren ist Neapel; Capri und Ischia werden jedoch wie zu einer andern Provinz gehörig betrachtet, und müssen dem zufolge ihre Produkte verzollen, und dies zu einem unerhört hohen Preise. Ein Baril Wein (etwa sechzig Maß) wird mit 20 Carolin bezahlt und mit 6 versteuert; ein 18 Carolin geltendes Baril Öl mit 4.
Drückender noch für die Capritaner ist es, dass ihre Stadt zum neapolitanischen Sibirien erkoren worden ist, und jederzeit einige 30 Soldaten, Räuber, oft sogar Mörder, dort ihre Strafzeit, nicht etwa im Kerker, sondern als diensttuendes Militär absitzen. Weder die eingeschüchterte Einwohnerschaft, noch die der Brutalität ihrer Untergebenen bloßgestellten Offiziere vermögen den täglichen Freveln dieser uniformierten Räuberbande zu steuern, und die in Neapel angebrachten Klagen verhallen ungehört. Zur Bedienung der erwähnten 11 Batterien sind außerdem noch 76 Mann Nationalgarde bestimmt. Auf 4 Kanonen kommt ein Artillerist. Sie, die sich selber kaum notdürftig zu bekleiden vermögen, sind gehalten, sich auf eigene Kosten Montierung anzuschaffen, und unnachsichtlich wird zur Bestreitung der Unkosten im Unvermögensfalle ihr Hausgerät verkauft. Nur wenn sie 42 Stunden im Dienste sind, erhalten sie 4 Grani (etwa 6 Kreuzer) täglich Sold. Es kann nicht fehlen, dass diese jämmerliche Miliz sich unter jedem Vorwande dem lästigen Dienst entziehe, und daher stets inkomplett bleibe, wie denn auch bei der vorjährigen Besichtigung des Königs eine Bastion durch eine Frau bewacht wurde: ihr Mann war Ordonnanz beim Kommandanten, die andern Milizen gestorben oder verdorben.
Getreide wird auf der Insel gar nicht gebaut, das wenige Schlachtvieh von Neapel herüber geschafft. Hält der Scirocco wochenlang an, wie dies im Winter öfters der Fall ist, so kann das sonst hin und wieder kehrende Marktschiff nicht aus dem Hafen laufen, und die Einwohner sind in Gefahr, Hungers zu sterben. Sogar das bei dem salzgeschwängerten tyrrhenischen Meer so häufig in den Vertiefungen sich ansetzende Seesalz zu sammeln, ist bei Galeerenstrafe verboten.
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Oben: Capri - Portatrice d'acqua. Ed. Vierbücher, Santa Margherita Ligure. Verso: Cartolina Postale Italiana. Gelaufen. Poststempel unleserlich.
Mitte: Un saluto da Capri. Verso, Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. Edit. Brunner &: C. Como - Riproduz. vietata. 21-1. Wiederholung des Signets im Briefmarkenfeld. Beschriftet, aber nicht gelaufen.
Unten: [Ohne Titel.] Verso: "Tipo Caprese" - Capri. 8 Photo A.G.C. - Riproduzione vietata. Cartolina Postale. Nicht gelaufen.
Die Einwohner sind ein schöner, kräftiger Menschenschlag, und unter den Frauen sind wahrhaft reizende Gesichtsbildungen keine Seltenheit. Weniger ist dies auf Anacapri der Fall, wo man öfters dezidiert afrikanischen Physiognomien mit aufgeworfenen Lippen und hervorstehenden Backenknochen begegnet. Ist gleich die weibliche Tracht nicht so charakteristisch wie die der Ischianerinnen und Procidanerinnen, so ist sie doch immer eine sehr gefällige. Wie alle Südländerinnen, lieben die Frauen einen ins Auge fallenden Putz, ungeheure goldene Ohrringe, an denen das Hörnchen schaukelt, plumpe Fingerringe, vielfache Korallenschnüre.
Befremdlich ist es im Anfang, sich von einer so reich geschmückten Dirne angebettelt zu sehen. Dies ist jedoch in der Ordnung. Sobald die Frauen einen Fremden sehen, stecken sie die Köpfe zusammen und scheinen unter sich Kriegsrat zu halten. Der Ausgang ist jederzeit derselbe, den Forestiere um eine Gabe anzusprechen. Man lacht ihnen ins Gesicht, sie lachen gleichfalls und ziehen in bester Laune ihre Wege. Hoch auf dem Felszacken stehend, ruft ein Mädchen dem im Tale gehenden Wanderer ihr banales: date mi qua' co'! zu. Man hätte eine Viertelstunde zu klimmen, wenn überhaupt der Felsen ersteiglich wäre, nur um die Grani ihr heraufzutragen. Es liegt in dieser Bettelei etwas so Naives, fast möchte ich sagen, Humoristisches, dass man ihr nicht grollen kann. Von der Sittlichkeit der Frauen lässt sich übrigens nur Rühmliches sagen; ihre Strenge rührt zum Teil aus Furcht vor den Priestern her, welche einen unbeschränkten Einfluss auf die Insulaner ausüben.
Die Wohnhäuser sind alle gleichförmig ein Stock hoch. Das Erdgeschoss wird zur Aufbewahrung der Öl- und Weinpresse benutzt. An keinem fehlt das auf die graue Wand mit Kalk getünchte Kreuz, umgeben mir runden, großen Punkten, welche vielleicht Sterne vorstellen sollen. Die Dächer sind nicht flach wie die neapolitanischen, sondern kuppelartige, abgeplattete Wölbungen, deren jedes Zimmer eine besondere bildet. Einigermaßen ausgedehnte Häuser gewinnen dadurch ein moscheenartiges Aussehen. Auf diesen Dächern verbringen die Capritanerinnen einen großen Teil des Tages, Wäsche oder Früchte trocknend, den Rocken spinnend, singend. Der Feigenbaum rankt sich mit seinen wunderlich gekrümmten Zweigen darüber hinweg, hier und da wiegt auch eine Palme ihre schlanken Zweige im Winde, und so bietet jedes Haus die anmutigsten Motive.
Eine Miglie von der großen Marina liegt die viel besuchte blaue Grotte (grotta azzura, oder gewöhnlicher blua). Der Weg dahin führt an einem angeblichen Tiberspalast vorüber - auf Capri wird jedes alte Bauwerk diesem Kaiser zugeschrieben - von welchem noch einige Mauern mit opus reticulatum und eine gewölbte Cella stehen.
Von hier aus erheben die Felsen sich steilrecht aus dem Meer; ein Vorsprung ist nirgends zu sehen. Schlägt der Wind plötzlich um, was im Golf nichts Seltenes ist, und tritt Tramontane ein, so läuft die Barke, welche ihrer Leichtigkeit halber nicht gegen die Wellen ankämpfen kann, Gefahr, gegen die Felswand geschleudert zu werden, wo dann jede Rettung undenkbar wäre. Rätlich ist es deshalb, bei zweifelhaftem Winde die Fahrt in einem größern Kahn zu unternehmen, und den kleinern, mit welchem man allein in die Grotte kann, nachzuschleppen. Die Felswände sind von dem Wasser tief unterminiert, und so befinden sich auch auf derselben Seite mehrere kleinere Höhlen, in welche das Wasser mit Getöse eindringt, und heraussprudelt.
Der Eingang der Grotte selber ist bei ruhiger See etwa vier Fuß über dem Spiegel. Der Reisende streckt sich auf den Boden des Nachens und der Schiffer benutzt den Moment, wo die Wellen zurückkehren, um den Kahn hineinzuzwingen. Bei einigermaßen bewegtem Meer schlagen die Wellen bis über den Bogen des Eingangs, und dann ist es nicht ratsam, den Eingang zu erzwingen, einesteils, weil dann der ganze Zauber der Farbe verloren geht, besonders aber weil der Ausgang auf längere Zeit unmöglich werden kann. Im vergangenen Jahre mussten zwei Reisende auf diese Art einen vollen Tag in der von den Wellen geschlossenen Grotte zubringen. Die günstigste Stunde des Besuchs ist die elfte des Vormittags, wo die Sonne dicht vor der Grotte auf das Meer leuchtet, und jenen magischen Reflex hervorbringt.
Die Höhle selber ist über 100 Fuß lang und 50 Fuß breit. Eine Seitenhöhle, welche sich rechts abzweigt, bietet den günstigsten Standpunkt, um das wunderbare Farbenspiel zu betrachten. Die hintern Wände sind mit Tropfstein von nicht besonders ausgezeichneter Formation bekleidet. Der größte Reiz aber besteht in jener unbeschreiblich schönen glänzenden Atlasbläue des Wassers, in seiner Durchsichtigkeit, in der öligen Schwere, mit der es sich an den schwimmenden Körper hängt, und den Badenden von lichter, blauer Farbe umflossen zeigt, besonders aber in dem Abglanz der Wasserfarbe an der Felswölbung. So oft die Grotte auch bisher von Malern nachgebildet worden ist, so darf sich doch keiner rühmen, die Pracht des Urbildes nur im entferntesten erreicht zu haben, und was der bildenden Kunst versagt ist, wird der Feder vollends unmöglich.
Die Grotte läuft in einen in den Fels gehauenen aufwärts führenden Gang aus. Jetzt ist er verschüttet, man kann ihn mit Mühe nur etwa 100 Stufen verfolgen. Die Sage des Volks, welche Tiber seine Mädchen in der Grotte bewachen lässt, bedarf wohl keiner Widerlegung, um so weniger, da der Gang in der Richtung von Anacapri führt, und der ohnehin von der Gicht gelähmte Kaiser auf Capri hauste. Aus demselben Grunde lässt sich auch nicht annehmen, dass die Grotte von ihm zum Bade bestimmt worden sei, und vielleicht nur, dass die Treppe zu einem geheimen Ausgange bei plötzlichem Überfalle habe dienen sollen.
Die Maler Kopisch und Fries, ersterer aus Schlesien, der zweite aus Dänemark, fanden bei ihrem Aufenthalt in Capri unter den Büchern des Notars Pagano eine alte Chronik der Insel, in welcher der Grotte und ihres schönen Farbenglanzes gedacht wird, mit dem Bemerken, dass sie seit längerer Zeit nicht mehr besucht würde, indem sie beim Volk als der Aufenthalt feindseliger Geister verschrien sei. Sie schwammen bei ruhiger See hinein, fanden die Angabe von der zauberischen Farbenpracht bestätigt, und begründeten durch ihre Schilderungen den europäischen Ruf, welchen jetzt die Grotte genießt. Ihre Namen leben noch jetzt, wenn gleich wunderlich genug verdreht, in dankbarer Erinnerung des Volkes, welches in ihnen die Entdecker jenes die Fremden herbeilockenden Magnets und somit seine Wohltäter verehrt.
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Capri - Via Tiberio. Verso: Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. 10791 Edit. Brunner & C., Como. Nicht gelaufen.
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Oben: Capri - Villa Tiberio. Verso: Ed. Ditta R. Zedda di V. Carcavallo & C. - Napoli. Signet. Im Briefmarkenfeld: Produzione italiana. 33. Nicht gelaufen.
Unten: 21-150. Capri - Villa e Salto di Tiberio. Verso: Fotoedizioni Brunner & C., Como - Riproduzione vietata. Im Briefmarkenfeld Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. Nicht gelaufen.
Auf dem östlichsten Vorgebirge der Insel liegen die Trümmer des Tiberius-Palastes. Man gelangt zu ihnen von Capri aus auf schmalen, durch Vignen- und Olivenwaldungen bergan führendem Pfade, welcher teils durch Mauern, teils durch lose auf einander gehäufte Steine, und höher hinauf, durch Aloëhecken begrenzt wird. Die Weinberge selber sind sorgfältig bebaut, und der Ölbaum am Abhange mit Unterbauten und Steinen versehen, um dem Herabstürzen der Erde vorzubeugen.
Quer durch die Vignen und längs des Saumes der höchsten Felsen sind weite Netze zum Fang der Zugvögel und namentlich der Wachteln, ausgespannt, welche zweimal jährlich in ungeheuren Schwärmen ziehen und kehren, und Capri vorzugsweise zum Ruhepunkt wählen. An jenen Tagen ist Alles auf den Beinen, um auf die Flüchtlinge Jagd zu machen. Sie mit dem Gewehre zu erlegen, wäre zu umständlich. Die Todmüden lassen sich mit den Händen greifen, oder flattern aufgescheucht in die Maschen. Der Syndikus von Capri versicherte mir, dergestalt an einem Tage allein 48 Schnepfen und mehr als 800 Wachteln gefangen zu haben. Nur die versprengten und zurückbleibenden werden geschossen; sie sind mit den in den Felsspalten wohnenden grauen Kaninchen das einzige Wild der Insel.
Die Ruinen des Tiberiuspalastes sind von geringem Kunstinteresse. Zwei kolossale Pfeiler von Backsteinen scheinen Überreste des Eingangs. Hinter denselben fällt der Fels senkrecht ins Meer; es ist die Stelle, an welcher Tiber die Opfer seiner Tyrannenlaune ins Meer stürzen ließ. Von dem Palast selber stehen nur noch einige größere, rohe Gewölbe und mehrere kleinere Gemächer, deren Fußböden mit schwarz und weißer Mosaik verziert sind. Auf den Ruinen ist eine kleine Kapelle erbaut, neben welcher ein Einsiedler wohnt; es ist einer von den zünftigen Bettlern, wie deren fast auf allen schönen Punkten in der Umgegend von Neapel horsten, etwas Brot und schlechten Wein für die Fremden in Bereitschaft halten, und für dieses die einfache Bezahlung verschmähen, um den doppelten Preis als Almosen zu erbetteln.
An dem Tage, an welchem ich den Fels Tibers zum erstenmal erstieg, hatte in Capri die Weinlese begonnen. Die Einwohner waren in den Vignen verstreut, Trauben lesend, sie auf den Köpfen in mächtigen Körben bergab tragend und in die Kelter stürzend. Allüberall war Lust und Leben und Gesang. Es war schon Abend. In den Ruinen des Tiberiuspalastes hatten sich fröhliche Bursche und Dirnen versammelt, die letztern mit Weinranken um das Haupt. Zu dem Dröhnen und Schellengerassel des Tamburins, bei dem Takte der klappernden Kastagnetten tanzten sie auf dem Mosaikboden des Kaiserpalastes die Tarantella.
Ich glaubte, ein altes Basrelief aus dem Marmor ins Leben treten zu sehen beim Anblick der leichten graziösen Bewegungen der Mädchen, ihres malerischen Costumes, der kunstlosen Instrumente, des bacchantischen Jubels. Die Tatantella hat viel Ähnlichkeit mit dem römischen Saltarello, und zeichnet sich vor diesem noch durch Anmut aus. Sie wird paarweise getanzt, und selten nur machen die verschiedenen Paare gemeinschaftliche Sache, indem sie sich kreuzen, oder eine Runde bilden. Die Tänzer berühren sich fast nie, aber, nach der Gleichförmigkeit der Bewegungen zu urteilen, scheinen sie durch ein unsichtbares Band gefesselt zu sein, eine geistige Einheit zu bilden. Gaukelnd hüpfen sie einander gegenüber, den Oberleib leise wiegend, die Arme abwechselnd erhebend. Der Mann gibt, Schnippchen schlagend oder in die flache Hand klatschend, das Zeichen zum Wechseln der Tour. In einer derselben lässt sich der Tänzer aufs Knie nieder, während die Schöne im Kreise um ihn herumschwebt; begünstigt sie den Knieenden, so gewährt sie ihm den durch diese Huldigung erflehten Kuss. Ohne Verabredung tritt auch wohl ein Anderer für Tänzer und Tänzerin ein, und löst die Ermüdeten ab, und der kräftigen Natur der Insulaner ist es allein zuzuschreiben, wenn dieser Fall nicht öfter eintritt, denn der Tanz ist anstrengend, und auf den Fliesen, welche den Boden aller Zimmer bilden, keine geringe Seccatur.
Wunderlich genug wurde ich durch die Musik an meine Heimat und an Zopf- und Gamaschendienst erinnert, denn der Takt der Tarantella ist kein anderer, als der des altpreußischen Zapfenstreichs. Bei solchen Motiven lässt man sich aber wohl die düstern Anklänge an eine im militärischen Joche verseufzte Jugend gefallen, und um auch den letzten Bodensatz von Bitterkeit wegzuschwemmen, genügt es an einem Blick auf das Meer und die Insel, auf den schroff aus den Wellen emporwachsenden Monte Solaro, Anacapris höchste Spitze, auf die jetzt zum Pulvermagazin verwandte Veste Castiglione, auf das zu Füßen liegende Capri und dessen heitere Veranden, auf den zerfallenden bischöflichen Sitz und alle die weißen Häuschen, die so lustig aus dem Grün der Weinreben und Ölzweige hervorlauschen.
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Capri - Panorama. Verso: Signet. Ed. E. Ragozino, Galleria Umberto I - Napoli 27219. Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen. – Castel Castiglione.
Die Sonne neigte sich zum Untergang, färbte die kahle, steinige Punta della Campanella mit dunkelm Rot, und tauchte die blitzenden Häuser von Massa in Gold, gegen welches die duftigen Schatten der Capritaner-Felsen nur um so tiefer nachblauten. Das feine Rauchwölkchen des Vesuvs verschwand allmählich dem Blick, Neapel und seine Städtereihe versank im Dunkel. Nur die Inseln Ischia, Vivaro und Procida und das Vorgebirge von Misenum strahlten noch in hellem Sonnenglanz. Kein Wölkchen schwebte am Himmel, dessen Purpur sich in den klaren Wellen abspiegelte und noch lange nachglomm, als die Sonne schon hinter Ischia ins Meer versunken war. Es ward Nacht - Musik und Gesang verstummten - die Tänzer zogen paarweis nach Hause - ich stand mit dem Einsiedler auf den Trümmern des Tiberiuspalastes allein.
Ein anderer nicht minder romantischer Punkt ist die Grotta del Matrimonio, eine räumige, regelmäßig gebildete Höhle auf der südöstlichen Küste. Wie sie zu ihrem auffallenden Namen gekommen ist, habe ich nicht ermitteln können. Früher hat sie zu einem Tempel gedient. Zu dem erhöhten, hintern Raum führen einige in den Stein gehauene Stufen, und längs der Wände zieht sich ein bankähnlicher Vorsprung. Die Wölbung des Eingangs rundet sich zum Rahmen für den herrlichsten Blick auf das Meer, auf das Promontorio di Minerva mit seiner einsamen Warte, auf die aus den Wellen schroff aufsteigenden Inseln der Sirenen (auch Scagli de' Galli genannt), und die fernen zackigen Gebirge der Calabreser Küste.
Hier herum soll sich nach der Sage des Volks bei nächtlicher Weile ein riesiges Gespensterschiff zeigen. Es wird nave di Papa Lucerna genannt, soll noch aus alten Römerzeiten stammen, mit römischen Ruderknechten bemannt sein, und groß genug, um die ganze Meerenge zwischen Capri und dem Capo di Minerva versperren zu können.
Ähnliche weitläuftige Grotten, wie die eben erwähnte, hegt die Insel noch mehrere. Dass sie das Wasser ausspülte, ist augenscheinlich. Die größte, nächst der genannten, ist die Grotta del Arco, und liegt hoch am Felsabsturz, unweit der kleinen Marina.
Anacapri wird seltener besucht. Es ist weniger reich an malerischen Vorwürfen als die andere Halbinsel, und gleich beschwerlich zu ersteigen und zu durchwandern. Die genannten 533 Felsstufen sind noch die mindere Mühseligkeit. Die über eine Schlucht geschlagene Zugbrücke am Ende der Treppe kann Anacapri völlig absperren.
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Oben: Capri, Panorama con vista del Castello di Barbarossa. Verso: Edition Guggenheim & Co., Zürich 14698 Dep. Nicht gelaufen.
Unten: Capri - Castello Barbarossa. Verso: 5189 - Ed. Ris. D. Trampetti - Napoli. Im Briefmarkenfeld: Cromo extra. Nicht gelaufen.
Zur Linken erhebt sich, auf einem kahlen, mit Steinen übersäten Felsen die Barbarossaburg, ein plumpes, in Trümmer zerfallendes Bauwerk, mit einer weithin gedehnten, niedern Mauer, welche bis auf die höchste Spitze des Monte Solaro führt und die Burg mit dem dort angelegten, gleichfalls zertrümmerten Castell verbindet. In dem letztern wohnt jetzt der Wärter des Telegraphs, des talefico, nach neapolitanischer Wortkorruption. Nur ein einziges Gebäude ist auf der unwirtbaren Höhe zu erblicken, die weiße, weitleuchtende Kapelle auf dem südlichen Abhang, in welcher einmal im Jahre Messe gelesen wird.
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Oben: Capri - Monte Solaro da Tragara. Verso: 65468 Ediz. Domenico Trampetti - Napoli. Im Briefmarkenfeld: Produzione Italiana. Nicht gelaufen.
Mitte: Capri - Monte Solaro da Tragara. Verso: Editori Trampetti & Migliaccio, Napoli. Nicht gelaufen.
Unten: Capri - Veduta del Castiglione col Monte Solaro da Tragara. Verso: 76367 Edit. Domenico Trampetti - Napoli. Gelaufen. Poststempel 1925.
Um so reicher entschädigt der Fernblick für die steinige Einöde des Felsgipfels. Das ganze Eden Neapels, der rauchende Vesuv und die Somma, der Monte Sant Angelo, die Inseln alle, das weite, sonnenbeglänzte Meer mit seinen fernen Segeln - es ist eine nicht zu gewältigende Fülle von Schönheit.
Der Flecken Anacapri liegt lose und weitläuftig zwischen Weingärten verstreut. Die schönen Veranden, jene auf weißen Steinpfeilern ruhenden Weinlauben, welche sich an jedes Haus anschließen und das freundlichste Motiv zu italienischem Stillleben abgeben, sind sein einziger Reiz. Die westlichen Abhänge der Insel tragen spärlich gesäte Olivenwaldungen und einige jener melancholischen, verwitternden Warten, wie deren sich längs der Küsten von Italien und Sizilien hinziehen. Nur vom Meer aus gesehen machen sie einigen Effekt, und jedem, der Capri besucht, rate ich, die Inseln zu umschiffen, und die großartigen Felsmassen, die phantastischen Klippen, die alten Vesten vom Meer aus zu betrachten. In drei Stunden kann eine leichte Barke das ganze Eiland umschiffen.
Franz Freiherrn Gaudy's poetische und prosaische Werke. Neue Ausgabe. Hrsg. von Arthur Mueller. Siebenter Band. Berlin, Verlag von A. Hofmann & Comp. 1854. Capri, S. 62-70. Absätze eingefügt, Rechtschreibung behutsam modernisiert.
Der Text wurde von Ulrich Schuch wiederentdeckt und in der mutmaßlichen Erstfassung (Das Pfennig-Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, Bd. 7, Nr. 348, 1839), auf der Homepage der Freunde der Deutschen Evangelischen Kirche auf Capri e.V. mit Erläuterungen online gestellt.
| Franz Freihern Gaudys ausgewählte Werke in drei Bänden. Mit des Dichters Bildnis, sowie einer biographischen Einleitung von Karl Siegen. Leipzig. Hesse & Becker o.J. Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild |
Franz Freiherr Gaudy (das "von" ließ er weg), geboren 19. April 1800 in Frankfurt a.d.O. und gestorben 5. Februar 1840 in Berlin, war ein zu seiner Zeit bekannter und geschätzter Erzähler, Lyriker und Epiker.
Gaudy wuchs in einem französisch geprägten Elternhaus auf und war Zögling von Schulpforta. Auf Wunsch des Vaters trat er eine militärische Karriere im preußischen Dienst an (Potsdam; Breslau, Bekanntschaft mit Karl von Holtei; strafversetzt nach Glogau), doch widerstand ihm die militärische Disziplin und das Garnisonsleben. Als ihn Adelbert von Chamisso um Unterstützung bei der Herausgabe des "Deutschen Musenalmanachs" bat, nahm er 1833 seinen Abschied und übersiedelte nach Berlin. Hier nahm er an der Mittwochsgesellschaft teil, kam in Kontakt mit Schriftstellerkollegen und entfaltete eine reiche schriftstellerische Tätigkeit. Als Dichter bildete er sich an E.T.A. Hoffmann, Jean Paul und vor allem an Heine.
Die "Kaiser-Lieder" (1835), »einst berühmter Höhepunkt des Romanzenepos« (Sengle, 683), die die Geschichte Napoleons erzählen, brachten den Durchbruch. Die erste Italienreise 1835 verarbeitete er in "Mein Römerzug. Federzeichnungen" (3 Bde., 1836), »mit Dichtungen in Vers und Prosa glücklich untermischte Tagebuchblätter« (Siegen, 39). Des weiteren regte sie ihn zu der humoristischen Novelle "Aus dem Tagebuche eines wandernden Schneidergesellen" (1836), der »bekanntesten Tagebucherzählung der Zeit« (Sengle, 993), an. Sengles Epochendarstellung nennt das Werk einen »Glückstreffer innerhalb des Erzählwerks von Gaudy« (994), das eine Reihe von Novellen und Novelletten umfasst - darunter die "Venetianischen Novellen" (1838), die »nach Gaudys Versicherung einem öffentlichen Erzähler von der Riva degli Schiavoni in Venedig abgelauscht« sind (Siegen, 48). Im Juli 1838 brach Gaudy zu einem zweiten, längeren Italienaufenthalt auf, der ihn auch nach Süditalien - mit einem mehrtägigen Ausflug nach Capri - und Sizilien führte. Die "Portogalli" ("Apfelsinen", in Abschnitten erschienen ab 1838, als abgeschlossenes Ganzes erst in den "Sämtlichen Werken" Bd. 4 und 5, 1844) berichten von dieser Reise. Außerdem war Gaudy als Übersetzer und Bearbeiter tätig.
Franz Freihern Gaudys ausgewählte Werke in drei Bänden. Mit des Dichters Bildnis, sowie einer biographischen Einleitung von Karl Siegen. Leipzig. Hesse & Becker o.J. Karl Siegen: Biographische Einleitung, Bd.1, S. 5-58. – Friedrich Sengle: Biedermeierzeit. Deutsche Literatur im Spannungsfeld zwischen Restauration und Revolution 1815-1848. Bd. II: Die Formenwelt. Stuttgart: J.B. Metzler 1972.
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