Goethes Italienische Reise
Weitere Orte europäischer Italienreisender
Jutta Assel | Georg Jäger
Capri-Motive auf Postkarten
und in alten Ansichten
Eine Dokumentation
Die Insel Capri
Teil III
Stand: Juni 2019
Optimiert für Firefox
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Die Blaue Grotte hat eine eigene Seite im Goethezeitportal. Neben vielen Ansichten und weiteren Texten finden Sie hier auch den Bericht von August Kopisch über die Wiederentdeckung der Blauen Grotte.
Die Ansichten der Insel sind in die Texte eingefügt.
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Anacapri ist ein Teil der Insel, der an Höhe den andern weit übertrifft, eine ungeheure senkrechte Felswand trennt ihn von der andern Insel, welche man vermittelst einer in Fels gehaunen Treppe, die aus der alten griechischen Zeit stammen soll, sehr mühsam erklimmt. Man steigt viele hundert in den Felsen gehauene Stufen zu diesem Lande hinan, welches, auf das lieblichste angebaut, unter dem Grün von Orangen und Wein mit den niedlichsten und reinlichsten Wohnungen der Landleute prangt.
Überrascht steht man oben auf einer schönen fruchtbaren Ebene, in denen die lieblichsten Häuschen, die von schöner Form und Reinlichkeit alles übertreffen, was ich von ländlichen Anlagen jemals sah. Diese Wohnungen bestehn nur aus einer Küche und wenigen Zimmern zum Schlafen. Das übrige ist auf Pfeilern überwölbter Raum und Lauben voll Wein, der über Säulenstellungen fortgerankt ist. Man putzt der Wirklichkeit [hier: Wirksamkeit] wegen jedes Jahr die Häuschen weiß ab.
Das Völkchen dieses Weinlandes ist wirklich das einfachste in Europa, es hat weder Richter noch Soldaten, weil alles in der größten Einigkeit lebt. Der beschwerliche Aufgang auf der langen Felsentreppe scheidet es von aller übrigen Welt ab und schützt seine einfachen Sitten gegen die Einwirkung fremder Nationen, daher sie auch diese verabscheuen und für Betrüger halten.
Hier wohnt ein Völkchen, das vollkommen die Sitte der Unverdorbenheit trägt, was immer aus wenigen Familien, aber unvermischt mit andern sich erhält. Es gibt alte Leute hier, die nie die Felsentreppe hinuntertraten, die nie Neapel selbst, kein Schiff in der Nähe, nur von der Höhe des unermeßlichen Felsens hinab sahn. Einfachheit, Biederkeit und Eintracht scheinen hier unzertrennlich vereint, und ich werde nie diesen Aufenthalt unter diesen Leuten vergessen.
Karl Friedrich Schinkel: Reisen nach Italien. Tagebücher, Briefe, Zeichnungen, Aquarelle. Hrsg. von Gottfried Riemann. Bd. 1: Reisen nach Italien. Erste Reise 1803-1805. Berlin u. Weimar: Aufbau 1994. Brief aus Neapel. An Valentin Rose. S.130, 133. Abbildung eines Bauernhauses S.131.
Am Strande erwarteten uns flinke Matrosen, die uns wieder in das Boot hinaustrugen. Die Reise ging nach Capri, der Flor des Himmels zerriss in leichte Wolken, die Luft wurde doppelt hoch und klar, nicht eine Welle rührte sich. Das schöne Amalfi verschwand hinter den Felsen [...]
Das große unendliche Meer bis nach Sizilien und Afrika hinab breitete sich vor uns aus; linker Hand lag Italiens Felsenküste mit ihren seltsamen Höhlen. Vor einzelnen derselben lagen kleine Städte, die gleichsam um sich zu sonnen aus ihren Höhlen herausgetreten zu sein schienen; in andren saßen Fischer, die ihr Essen kochten oder ihre Boote neben der hohen Brandung teerten.
Das Meer glich einem fetten blauen Öle; wir steckten die Hände in das Wasser, und sie schimmerten ebenso bläulich wie dieses. Der Schatten, welchen unser Boot auf das Wasser warf, war von dem reinsten Dunkelblau, die Schatten der Ruder bildeten bewegliche Schlangen in allen Abstufungen von Blau. [...]
Wir kamen an drei kleinen Felseneilanden "I galli" vorüber; mächtige, über einander geworfene Steinblöcke waren es, Riesentürme, aus der Tiefe emporgerichtet und andere über diese gestürzt. Hoch schlug die blaue Brandung gegen die grünen Steinmassen. Im Sturm musste es eine Scylla mit ihren heulenden Hunden sein.
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Oben: Capri - Piccola Marina, Scoglio delle Sirene Verso: Signet. Ed. Carlo Cotini - Napoli. Gelaufen. Poststempel 1926.
Unten: Capri - 5 - Piccola marina - Arco delle Sirene. Verso, Signet: TM im Kreis. Ed. A. Traldi - Milano. Made in Italy. Gelaufen. Poststempel unleserlich.
Still schlummerte die Wasserfläche um das nackte steinreiche Cap Minerva, wo im Altertume die Sirenen wohnten. Vor demselben lag das romantische Capri, wo Tiberius in Wollust geschwelgt und über den Meerbusen nach Neapels Küste geschaut hatte. Das Segel unsres Bootes wurde aufgehisst, und von Wind und Wellen getragen, näherten wir uns der Insel. Jetzt sahen wir erst so recht des Wassers unendliche Reinheit und Klarheit. Es war so vollkommen durchsichtig, als glitten wir über Luft hin, jeder Stein, jedes Rohr, Faden tief unter uns, war deutlich; mir schwindelte, als ich aus dem Boote in die Tiefe hinabblickte, über welche wir dahinglitten.
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Capri - Marina grande e Monte Solaro dal mare. Verso, Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. 20786. Edit. Brunner & C., Como. Nicht gelaufen.
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Nur von einer Seite ist die Insel Capri zugänglich; ringsum steile senkrechte Felsenmauern, nach Neapel zu senken sie sich amphitheatralisch mit Weingärten, Orangen- und Olivenhainen. Unten am Strande liegen einige Fischerhütten und ein Wachthaus. Höher hinauf blickte zwischen den grünen Gärten das Städtchen Anna Capri hervor; eine ganz kleine Zugbrücke und ein Tor führen hinein. In Pagani's [recte: Paganos] Wirtshause, vor dessen Türe eine hohe Palme steht, hielten wir Rast.
Auf Eseln gedachten wir nach der Mittagsmahlzeit zu den Ruinen der Villa des Tiberius hinauf zu reiten; jetzt jedoch erwartete uns das Frühstück, und zwischen diesem und dem folgenden Mittagsessen wollten sich Francesca und Fabiani ausruhen, um Kräfte für den bevorstehenden Ausflug zu sammeln. Gennaro und ich fühlten kein Bedürfnis dazu. Die Insel kam mir nicht größer vor, als dass wir sie nicht ganz gut in ein paar Stunden umrudern und uns die hohen Felsentore ansehen könnten, die sich gegen Süden isoliert aus dem Wasser hervorheben.
Wir nahmen ein Boot und zwei Ruderer; ein leichter Wind hatte sich erhoben, so dass wir ungefähr während des halben Weges die Segel gebrauchen konnten. Die See brach sich an den niedrigen Schären. Zwischen denselben lagen Fischnetze ausgespannt, so dass wir, um diese nicht zu verletzen, zunächst ein Stück weiter hinaus in das Meer stechen mussten. Es war eine köstliche lustige Fahrt in dem kleinen Boote. Bald sahen wir vom Meere nach dem Himmel zu nur die senkrechten Felsen, die grauen Steinmassen, hier und da in den Spalten eine Aloe oder eine wilde Levkoje, aber nicht einmal so viel festen Boden, dass er auch nur für einen Steinbock genügt hätte. Unten in der Brandung, die wie ein bläuliches Feuer in die Höhe schlug, wuchsen an den Felsen die blutroten Seeäpfel, die, feucht vom Wasser, einen doppelten Glanz hatten. Es schien, als blutete der Felsen bei jedem Wellenschlage.
Jetzt lag uns das offene Meer zur Rechten, die Insel zur Linken. Große Höhlen, von denen nur der oberste Teil der Öffnung ein wenig über das Wasser ragte, zeigten sich in der Felsenwand, einzelne wurden nur beim Zurückströmen der Wellen sichtbar. In ihnen wohnen die Sirenen; das blühende Capri, welches wir umschifften, bildet nur das Dach ihres Felsenschlosses.
»Ja, böse Geister hausen dort,« sagte der eine Ruderer, ein alter Mann mit silberweißem Haare. »Schön soll es dort sein, aber sie lassen ihren Raub nicht wieder los und kommt doch einmal jemand wieder von dort unten zur Oberwelt empor, so ist ihm für diese Welt der Verstand erloschen.«
Etwas weiter vor uns zeigte er uns eine Öffnung, die zwar ein wenig größer als die andern war, aber doch nicht so groß, dass unser Boot, sogar ohne Segel und wenn wir uns in demselben ausstreckten, hätte hindurchkommen können.
»Das ist das Hexenloch,« (x) flüsterte der Jüngere, der am Steuer saß und jetzt etwas mehr vom Felsen abhielt. »Dadrinnen ist alles von Gold und Edelsteinen, aber man verbrennt in den Feuerflammen, wenn man hineinkommt! - Santa Lucia bitte für uns!«
»Hätte ich nur eine der Sirenen hier im Boote!« sagte Gennaro. »Aber schön müsste sie sein! Wir würden schon mit ihr auskommen.«
»Ihr Glück bei allen Damen,« sagte ich lächelnd, »würde sich auch hier geltend machen.»
»Auf der schwellenden See muss man gerade küssen und umarmen, das ist der Wellen ewiges Spiel! Ach,« seufzte er, »hätten wir nur die schöne Frau von Amalfi. War das ein Weib! Nicht wahr? Sie nippten ja doch auch den Nektar ihrer Lippen. Wie köstlich, wie zurückhaltend sie sich stellen konnte! Sie hätten sie nur gestern Abend sehen sollen, sie brannte heftiger als ich.«
»Nein, nein,« sagte ich, halb unwillig über seine unverschämte Prahlerei. »Das ist ja gar nicht der Fall, ich weiß es besser.«
»Wie soll ich dies verstehen?« fragte er und sah mir ganz erstaunt ins Gesicht.
»Ich habe es selbst gesehen, der Zufall führte mich dorthin! Ich zweifle sonst durchaus nicht daran, dass Sie großes Glück haben, aber diesmal wollen Sie nur Scherz mit mir treiben.« - Er sah mich noch immer schweigend an. »Ich gehe nicht,« sprach ich Gennaro lächelnd nach, »ehe Sie mir nicht den Kuss geben, um den Sie mich betrogen und ihn dem dummen Menschen gaben.«
»Signore! Sie haben mich belauscht!« sagte er mit furchtbarem Ernste, und ich sah, wie er erbleichte. »Wie können Sie wagen mich zu beleidigen? Sie müssen sich mit mir schlagen oder Sie haben meine volle Verachtung!«
Dass meine Rede diese Wirkung auf ihn ausüben würde, hatte ich nicht erwartet.
»Gennaro, das kann nicht Ihr Ernst sein!« rief ich und ergriff ihn bei der Hand; er zog sie zurück, antwortete mir nicht, sondern befahl den Matrosen uns an Land zu setzen.
»Wir müssen um die Insel herum,« sagte der Alte, »nur dort, wo wir ausfuhren, können wir wieder landen.«
Sie legten sich in die Ruder, und bald näherten wir uns den hohen Felsengewölben in dem blauen schwellenden Wasser; aber Zorn und Kummer bewegten mein Gemüt; ich betrachtete Gennaro, der mit seinem Stocke ins Wasser schlug.
» Una tromba!« rief der jüngste der Matrosen; und hin über die See schwebte vom Kap Minerva aus eine kohlschwarze Wolkensäule in schräger Richtung vom Meere zum Himmel empor. Das Wasser kochte rings um dieselbe. Schnell ließen sie das Segel unseres Bootes fallen.
»Wohin steuern wir?« fragte Gennaro.
»Zurück, zurück!« sagte der Jüngere.
»Wieder um die ganze Insel?« fragte ich.
»Unter Lee, dicht an die Felsenwand heran; die Wasserhose scheint ihre Richtung weiter von der Insel ab zu nehmen.«
»Die Brandung wird das Boot an den Felsen zerschmettern!« sagte der Alte und griff rasch in das Ruder.
»Ewiger Gott!« stammelte ich, denn die schwarze Wolkensäule kam mit Windeseile über das Wasser daher, als wollte sie gerade an Capri's Felsenwand, an der wir uns befanden, entlang gehen. Sie musste uns mit sich in die Höhe wirbeln, oder uns dicht an der senkrechten Felsenwand in die Tiefe hinabdrücken. Ich griff mit dem Alten in das Ruder, Gennaro half dem Jüngeren, aber schon hörten wir den Wind pfeifen und das Wasser vor dem Fuße der Wasserhose kochen, es war, als ob sie selbst uns von sich fort treiben wollte.
»Santa Lucia, errette uns!« riefen beide Seeleute, ließen die Ruder los und sanken auf die Knie.
»Ergreift doch die Ruder!» rief Gennaro, aber totenbleich sahen sie gen Himmel. - Da sauste der Orkan über unsere Köpfe dahin. Zur Linken zog, nicht weit von uns, schwarze Nacht über die Wogen, sie hoben uns hoch, hoch in die Höhe, schlugen schaumweiß über das Boot, die Luft drückte, als sollte uns das Blut aus den Augen springen, es wurde Nacht, des Todes Nacht. Ich fühlte nur eins, dass das Meer über mir lag, dass ich, dass wir Alle des Meeres, des Todes Beute waren. Mein Bewußtsein verließ mich.
Lebhafter als die Größe des Vulkans, ebenso stark wie die Trennung von Annunziata, steht mir der Anblick vor der Seele, den ich hatte, als sich mein Auge wieder öffnete. Der blaue Äther war tief unter mir, über mir und ringsum. Ich bewegte den Arm und gleich elektrischen Feuerfunken sprühten Millionen Sternschnuppen um mich her. Vom Luftstrome wurde ich getragen; ich war nun tot und schwebte durch den Äther zu Gottes Himmel empor; doch ein schweres Gewicht lag auf meinem Haupte, es war meine irdische Sünde. Sie zog mich abwärts und der Luftstrom schlug, kalt wie die See, über meinen Kopf. Mechanisch tastete ich vor mir her, ich fühlte einen festen Gegenstand und klammerte mich an denselben an. Todesmattigkeit hatte sich meiner bemächtigt, ich fühlte, es war weder Blut noch Mark in mir. Mein Leichnam lag gewiss auf des Meeres Tiefe, meine Seele stieg jetzt der großen Entscheidung entgegen. »Annunziata!« seufzte ich. Mein Auge schloss sich wieder. Diese Ohnmacht muss lange gedauert haben.
Ich atmete wieder und fühlte mich gestärkter, mein Bewußtsein war klarer.
Ich lag auf einer kalten festen Masse, wie es mir vorkam, auf einer Felsenspitze, hoch in dem unendlichen blauen Äther, der mich rings umleuchtete. Über mir wölbte sich der Himmel, mit seltsamen kegelförmigen Wolken, blau wie er selbst. Alles war Ruhe, alles war unendlich still; aber eine eisige Kälte durchschauerte mich. Langsam erhob ich den Kopf. Meine Kleider waren blaue Flammen, meine Hände schimmerten wie Silber, und doch fühlte ich, dass sie körperlich waren. Meine Gedanken strengten sich an: Gehörte ich dem Tode oder dem Leben an? Ich tauchte die Hand in die eigentümlich glänzende Luft unter mir. Ich griff in eine Welle hinein, und doch war es eine Flamme, blau, wie brennender Spiritus, aber kalt wie Wasser. Ähnlich der Wasserhose draußen auf der See, nur kleiner und bläulich funkelnd, stand eine unförmliche und hohe Säule neben mir. War es mein Schreck, meine Erinnerung, die mir dies Bild vorspiegelten? Ich wagte es nach einigen Augenblicken zu berühren. Es war fest wie Stein, kalt wie dieser; ich tastete mit der Hand in den halbdunkeln Raum hinter mir und traf auf eine feste glatte Mauer, aber dunkelblau wie der Nachthimmel. Wo war ich?
Einen leuchtenden See hatte ich für Luft unter mir gehalten; er brannte bläulich, aber ohne Hitze zu verbreiten. War er es, der alles rundum erleuchtete, oder leuchteten die Felsenwände und das Gewölbe hoch über mir? War es die Wohnung des Todes, die Grabzelle meiner unsterblichen Seele? Eine irdische Aufenthaltsstätte war es nicht. In allen Übergängen von Blau leuchtete jeglicher Gegenstand; ich selbst stand in einem Glanze, den das Licht von innen herausströmte.
Dicht neben mir war eine ausgehauene Treppe, die aus mächtigen Saphiren zu bestehen schien; jede Stufe war ein ungeheuerer Block dieses funkelnden Steines. Ich wollte hinaufsteigen, aber Felsenstücke verschlossen mir den Eingang. War ich nicht würdig dem Himmlischen näher zu treten? Beladen mit dem Zorne eines Menschen gegen mich, war ich aus der Welt gegangen. Wo war Gennaro, wo die beiden Ruderer?
Ich war allein, ganz allein; ich dachte an meine Mutter, an Domenica, Francesca, an sie alle und fühlte, daß meine Phantasie mir kein Blendwerk erschuf; der Glanz, welchen ich schaute, war vorhanden, so wie ich selbst es war, geistig oder körperlich. In einer Felsenspalte stand frei und offen ein Gegenstand da, den ich berührte. Es war eine Concha, schwer und groß. Sie war voller Gold- und Silbermünzen, ich befühlte die einzelnen Stücke, und mein Aufenthaltsort wurde mir immer seltsamer. Dicht an der Wasserfläche bemerkte ich, nicht weit von der Stelle, an der ich mich befand, einen klaren blauen Stern, der einen einzigen langen Strahl ätherrein über den Wasserspiegel warf. Plötzlich gewahrte ich, dass er wie der Mond verdunkelt wurde, ein schwarzer Gegenstand zeigte sich, und ein kleines Boot glitt über das brennende blaue Wasser hin. Es war, als wäre es aus der Tiefe emporgestiegen und schwömme leicht über dieselbe hin. Ein alter Mann ruderte langsam, das Wasser färbte sich bei jedem Ruderschlage rosenrot. In dem anderen Teile des Bootes saß noch eine menschliche Gestalt, es war, so viel ich sehen konnte, ein Mädchen. Schweigend, unbeweglich, wie Steinbilder, saßen sie, nur des Alten Hände bewegten sich mit dem Ruder. Ein sonderbar tiefer Seufzer erreichte mein Ohr; es war, als ob ich schon früher einen ähnlichen gehört hatte.
Sie ruderten in einem Kreise umher und näherten sich darauf der Stelle, wo ich stand. Der Alte legte die Ruder in das Boot, und das Mädchen erhob die Hände und rief tief schmerzlich: »O Mutter Gottes verlaß mich nicht! - Hier bin ich ja, wie du gesagt hast!«
»Lara!« rief ich laut. Sie war es. Ich erkannte ihre Stimme, ihre Gestalt, es war Lara, das blinde Mädchen von den Tempelruinen in Pästum.
»Gib mir das Augenlicht! Lass mich Gottes schöne Welt sehen!« betete sie weiter. Es war, als hätte eine Tote geredet; es bebte mir durch die Seele. Die Schönheit der Welt, von der ich ihr durch meinen Gesang eine Ahnung eingehaucht hatte, verlangte sie von mir. - Meine Lippen verstummten, schweigend breitete ich meine Arme nach ihr aus. Noch einmal erhob sie sich. »Verleih mir -!« stammelten ihre Lippen, und sie sank in das Boot zurück. Das Wasser spritzte feurige Tropfen um sie her. Einen Augenblick beugte sich der Alte über sie, stieg darauf zu meinem Standorte hinauf, sein Blick ruhte auf mir, ich sah ihn das Kreuzeszeichen in der Luft machen, darauf ergriff er die mächtige kupferne Concha, setzte sie in das Boot und stieg selbst hinein. Instinktmäßig folgte ich ihm in das Schifflein, sein verwunderter Blick starrte mich unablässig an. Nun ergriff er das Ruder und wir fuhren auf den leuchtenden Stern zu. Ein kalter Luftstrom drang uns entgegen; ich neigte mich über Lara, eine enge Felsenöffnung schloss sich um uns, aber nur einen Augenblick, dann lag das Meer, das große Meer in seiner unendlichen Ausdehnung vor uns, und hinter uns ragten die senkrechten Felsen himmelwärts. Aus einer kleinen finsteren Öffnung waren wir herausgekommen; dicht neben derselben befand sich ein niedriger, mit einzelnen Sträuchern und dunkelroten Blumen bewachsener Abhang. Der Neumond leuchtete wunderbar hell.
Lara richtete sich in die Höhe. - Ich wagte nicht ihre Hand zu berühren, sie war ein Geist, in einer Geisterwelt befand ich mich; ich fühlte, daß ich es mit keinem Traumbild meiner Phantasie zu tun hatte.
»Gib mir die Kräuter!« sagte sie und streckte ihre Hand aus. - Es war, als müsste ich der Stimme des Geistes folgen. Ich betrachtete die grünen Sträucher, die roten Blumen, welche auf dem niedrigen Abhange unter den hohen Felsen wuchsen. Ich stieg aus dem Boote, pflückte die seltsam duftenden Blumen und reichte ihr den Strauß. Da befiel Todesmattigkeit meine Glieder, ich sank in die Knie, aber noch sah mein Auge, wie der Alte das Kreuzeszeichen schlug, die Blumen nahm und Lara in ein größeres Boot hob, welches an der Seite lag. Das kleinere wurde hinten angebunden, das Segel gehisst, und sie segelten fort, hin über die See, Ich streckte meine Hände nach ihnen aus, aber der Tod näherte sich meinem Herzen, es war, als ob es brechen sollte.
»Er lebt!« war das erste Wort, welches ich wieder vernahm, ich schlug die Augen auf und erblickte Fabiani und Francesca. Es stand noch ein Fremder neben mir, der meine Hand hielt und mir ernst und überlegend ins Auge schaute. - Ich lag in einem schönen großen Zimmer, es war Tag. - Wo war ich? Das Fieber brannte in meinem Blute; nur langsam und nach und nach erfuhr ich, wie ich hierher gekommen, wie ich gerettet worden war.
Als Gennaro und ich gestern nicht zurückkehrten, war man unsertwegen sehr besorgt gewesen; auch die Fischer hatten nichts von sich hören lassen, und als man nun in Erfahrung brachte, dass man eine Wasserhose die südliche Küste der Insel hatte entlang brausen sehen, da hielt man unser Schicksal für entschieden. Zwei Fischerboote wurden sofort ausgesandt die Insel zu umfahren, so daß sie sich unterwegs begegnen mußten, aber keine Spur von uns oder dem Boote war zu entdecken. Francesca hatte geweint, sie war mir doch so gut; mit Schmerz beklagte sie auch Gennaro und die armen Seeleute.
Fabiani hatte keine Ruhe, selbst wollte er alles durchsuchen, wollte jede Felsenspalte durchspähen, ob sich nicht einer von uns durch Schwimmen dorthin gerettet hätte, der nun vielleicht den schrecklichsten Tod, den Tod durch Hunger und Angst, erlitt; denn von keiner Seite konnte man zu den Menschen emporsteigen. Früh am Morgen ruderte er mit vier kräftigen Männern aus dem Hafen, untersuchte die frei im Meere stehenden Felsentore, die einzelnen Felsenspalten. Die Ruderer wollten sich dem fürchterlichen Hexenloche nicht nähern, aber Fabiani befahl ihnen, auf den kleinen grünen Abhang loszusteuern.
Als er sich demselben näherte, gewahrte er auf ihm eine Gestalt ausgestreckt liegen. Ich war es, ich lag wie eine Leiche zwischen den grünen Sträuchern. Meine Kleider waren vom Winde halb getrocknet, sie hoben mich in das Boot, er deckte mich mit seinem Mantel zu, rieb mir die Brust und Hände und fühlte dabei, daß ich schwach atmete. Sie brachten mich an das Land und in ärztliche Behandlung - ich war wieder unter der Zahl der Lebendigen, Gennaro und beide Seeleute waren ertrunken. Ich mußte alles erzählen, dessen ich mich noch erinnern konnte, und ich redete von der seltsam strahlenden Höhle, in der ich erwacht war, von dem Boote mit dem alten Fischer und dem blinden Mädchen, aber alle sagten, es wäre ein Hirngespinst meiner Phantasie, ein Fiebertraum in der Nachtluft. Ich musste es ja beinahe selbst glauben und doch konnte ich es wieder nicht, es stand mir zu lebendig vor der Seele.
»Bei dem Hexenloche fanden Sie ihn?« fragte der Arzt und schüttelte den Kopf.
»Sie glauben doch nicht etwa, dass dieser Ort mehr Kraft und Einfluss besitzt, als jeder andere?« entgegnete Fabiani.
»Die Natur ist eine Kette von Rätseln,« erwiderte der Arzt; »erst die wenigsten haben wir gelöst.«
Es wurde Licht in meiner Seele. Das Hexenloch, jene Welt, von der unsere Seeleute geredet hatten, worin alles funkelnd und blitzend, alles Feuer und Strahlen war, hatte die See mich vielleicht in dasselbe geworfen? Ich erinnerte mich der engen Öffnung, durch welche uns das Boot hinausgetragen hatte. War es Wirklichkeit oder Traum? Hatte ich in die Geisterwelt hineingeschaut? Die Gnade der Madonna hatte mich gerettet und beschirmt. Meine Gedanken träumten sich in die strahlend schöne Halle zurück, wo mein Schutzengel Lara hieß. Wahrheit war das Ganze, kein Traum! Ich hatte gesehen, was erst Jahre nachher entdeckt wurde und jetzt Capri's, ja Italiens schönster Besitz ist: Grotta Azurra ;die Frau selbst war das blinde Mädchen Lara von Pästum. Aber wie konnte ich damals es glauben, damals es denken.
Es war ja allzu seltsam! ich faltete meine Hände und dachte an meinen Schutzengel.
(x) Mit diesem Namen benannten die Bewohner Capris die blaue Grotte, bevor dieselbe, meinem Wissen nach, 1831 [recte 1826] eigentlich von den Deutschen Fries und Kopisch entdeckt und seitdem das Ziel aller Reisenden wurde, welche Süditalien besuchen. Kopisch ist in Breslau geboren und Verfasser der hübschen Novelle: »Die Kahlköpfe auf Capri«. Seine »Gedichte« erschienen 1837.
Online verfügbar im Projekt Gutenberg-DE. Hier zitiert nach: Der Improvisator [1835]. Roman von H. C. Andersen. Frei aus dem Dänischen übersetzt von H. Denhardt. Leipzig, Druck und Verlag von Philipp Reclam jun. o.J. Kap. "Das Abenteuer in Amalfi. Die blaue Grotte auf Capri", Auszug S. 293-303. In der Rechtschreibung behutsam modernisiert.
Will ich nun versuchen, Euch ein einigermaßen anschauliches Bild von dem Capri-Märchen zu entwerfen, so weiß ich kaum, wo ich anfangen soll, so reizend und reich sind alle Seiten desselben. Um es erst im allgemeinen zu charakterisieren, kann ich am besten sagen, dass es zum Teil eine poetische Realisierung jener schönen Träume eines ursprünglichen, halb wilden Naturlebens ist, denen ich von früher Jugend an mit besonderer Vorliebe nachgehangen habe. Die Gedanken eines unmittelbaren Hingebens an die reine, köstliche Natur, eines harmonischen Zusammenlebens mit ihrem einfachen und doch so reichen Stilleben, wie ich sie schon als Kind beim Lesen des Robinson Crusoe empfing und später nach der Lektüre von Humboldts Naturansichten weiter ausspann, endlich einmal eine Zeitlang in einem Aufenthalt in einem tropischen Urwald zu verwirklichen hoffte, die ich dann durch meine großen Alpenwanderungen, wenn auch in anderer Weise, zum Teil befriedigte, finde ich hier in Capri, wieder von einer andern Seite, teilweise verwirklicht. Man könnte Capri wirklich ein kleines Paradies nennen, so rein und unschuldig, so einfach und natürlich, so rein und wahr stellt sich hier das Menschenleben in der köstlichsten Natur überall dar.
Man kann sich auch in dieser Beziehung keinen größeren Gegensatz denken als Capri und Neapel. Die einfache Menschenwelt Capris kommt mir fast wie ein unverdorbenes Urvolk vor. Dank sei den steilen, rauhen Felsen, die wie eine unübersteigliche Mauer das Klippeneiland von allen Seiten umgürten und abschließen. Dank den steilen, beschwerlichen, steinigen Treppenpfaden, die den kleinsten Weg nicht ohne mühevolle Anstrengung zurücklegen lassen, dank der ärmlichen, alles Komforts entbehrenden Lebensweise und der anspruchslosen Einrichtung der nur für Künstler berechneten beiden kleinen Gasthäuser; - der große, alles verderbende Schwarm der Touristen und Engländer geht hier noch spurlos vorüber - nachdem sie pflichtmäßig in einer Stunde die Blaue Grotte besucht, kehren sie möglichst rasch wieder nach Neapel zurück und wissen dann von der eigentlichen wunderbaren Naturschönheit des Inselkleinods so viel wie vorher; - aber sie können mit beruhigtem Gewissen erzählen und in ihr Tagebuch schreiben, dass sie in der Blauen Grotte gewesen; und doch ist diese nur eine einzige von den vielen hundert großartigen Naturschönheiten, die hier in wunderbarer Fülle auf kleinstem Raum zusammengedrängt sind.
Neapolitaner kommen nun vollends gar nicht her, und das ist das größte Glück: diese Menschenrasse hat weder für Kunst noch für Natur das geringste Interesse - sie leben inmitten ihres Paradieses wie die Blinden, und dass einmal ein echter Neapolitaner, zumal ein sogenannter »Gebildeter« in Pompeji oder Bajä, auf dem Vesuv oder Camaldoli, auf Ischia oder Procida gewesen wäre, gehört zu den größten Seltenheiten. Höchstens fahren sie einmal mit dem Dampfschiff nach Sorrent oder mit der Eisenbahn nach Castellammare, besonders aber nach Caserta, welches langweiligste aller steifen Zopfschlösser für sie die größte Schönheit ist. Nach Capri verliert sich aber nun vollends keiner; das liegt ganz außer ihrem Gesichtskreis - obgleich es ihnen von allen Punkten ihres schönen Golfes aus vor der Nase liegt. So kommt es denn, besonders seit ein Dampfschiff die Fremden sehr bequem nach der Blauen Grotte und noch am selben Tag nach Neapel zurückbringt, dass fast ausschließlich Maler Capri zu ihrem Aufenthaltsort wählen, die dann alle mit einer von schönen Bildern vollen Mappe und dankbaren frohen Herzen nach längerem Aufenthalt das reizende Eiland wieder verlassen.
Als ich ankam (2.8.) bestanden die Gäste des Hotel Pagano eben auch nur aus zwei Malern, einem Engländer und einem Portugiesen; dazu kam nach zwei Tagen der überraschende Besuch des lieben, prächtigen Norwegers Gjertsen, in dessen liebenswürdiger Gesellschaft ich zwei der schönsten Tage auf der Insel verlebte, und als dieser am 8ten früh wieder abreiste, kam grade der liebe Allmers aus Sorrent herüber, und zufällig trafen gleichzeitig aus Neapel zwei deutsch-russische Künstler aus Livland ein. Wir vier Künstler also, nämlich Allmers und ich, die mit großem Behagen sich ebenfalls ganz als Künstler gerieren, da sie doch nolens volens überall als Artiste gelten, dann die beiden Livländer, der Bildhauer Alexander V. Bock und der Maler Johannes Köhler; recht nette, deutschgesinnte Nordländer - sind nun von früh bis zum Abend im nettesten Stilleben, heitersten Naturgenuss und beglückender Malertätigkeit beisammen; und Meer und Himmel, Berg und Fels, Bäume und Kräuter wetteifern, sich uns in immer neuer und schöner Komposition von den verschiedensten Seiten darzustellen und unsern Bleistift und Pinsel in der angenehmsten Weise zu beschäftigen.
Ein höheres Interesse und einen wirklich poetischen Glanz erhalten alle die schönen Partien besonders noch durch die nicht genug zu schätzende Gesellschaft des lieben Allmers, dessen reicher, vom tiefsten Schönheitsgefühl durchwehter und mit der lebendigsten Auffassung begabter Dichter- und Künstlersinn allen Gegenständen die schönste, anmutigste Seite abzugewinnen und die toten Massen zu den lebendigsten Gestalten umzuformen weiß. Daneben sorgt er durch eine sprudelnde Fülle heiteren Witzes und interessanter Erzählungen, von denen er ganz vollsteckt, auch in den Musestunden für unsere Unterhaltung, so dass wir fast den ganzen Tag aus dem munteren Gespräch nicht herauskommen.
Unser gemeinsamer Lebenslauf beginnt mit sehr frühem Aufstehen, noch bevor die Sonne über den Tiberiusfelsen heraufsteigt und das alte Castiglione mit dem ersten Rosenschimmer überzieht. Dann steigen wir die steile Treppe nach der Grande marina herunter, wo wir in den morgenfrischen Meereswellen alle Schlafdämmerung abspülen und Kraft und Frische für den heißen Tag holen. Noch ehe die Sonne über den Micheleberg kommt, steigen wir in dessen Schatten wieder herauf und nehmen nun gemeinsam das fröhliche Morgenfrühstück in dem trefflichen Hotel Pagano ein, das ebenso wie das Pranzo um 2 Uhr und die Cena um 8 Uhr trefflich mundet. Von der trefflichen Aufnahme, guten Bewirtung und aufmerksamen Bedienung in dieser musterhaften Künstlerkneipe, die für die beste in ganz Italien gilt, habe ich Euch ja wohl schon bei meinem ersten Aufenthalt in Capri (am 1. bis 3. Mai) geschrieben, und ich habe jetzt täglich Gelegenheit, dies von neuem zu bestätigen. Dabei bezahlen wir so wenig (9 Carlin) für alles in allem pro Tag, dass mein durch den teuren Aufenthalt in dem ebenso kostspieligen als schlechten Neapel sehr angegriffener Beutel sich von seiner Schwindsucht zu erholen beginnt, was für Sizilien sehr ersprießlich ist. Der nette Wirt, Signor Pagano, wie wir ihn nennen: "Don Michele" - so wie seine gute Frau, der nette, älteste Sohn, der 16jährige "Pepino" (Giuseppe), und die ganze übrige Familie sind so liebenswürdig, dass man sich schon in den ersten Tagen ganz heimisch fühlt.
Die Locanda selbst ist überaus freundlich und reinlich, so recht nach meinem Geschmack, und erinnert mich durch ihre kleinen, freundlichen Zimmer mit ihren reinweißen, ganz schmucklosen Wänden und den blühenden Blumentöpfen auf dem Gesims oft lebhaft an unsere trefflichen, gemütlichen Bauernkneipen im Salzkammergut, in Tirol usw. Von modernem Hotelluxus findet sich keine Spur, ebensowenig von der widerwärtigen Kellnerwirtschaft; alle Dienste versieht die Wirtsfamilie selbst.
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Oben: [Ohne Titel.] Verso: Capri - La Certosa e i Faraglioni. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1935.
Unten: [Ohne Titel.] Verso: Capri - La Certosa. Ballerini e Fratin, Firenze - 125. Rechts unten: Danesi - Roma. Im Briefmarkenfeld: "Astro"; Edizioni d'Arte. Stampata in Italia. Nicht gelaufen.
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Links: 12 - Certosa di Capri. Verso: Der grosse Kreuzgang (15. Jh.) Signet: Fotocelere di A. Campassi Torino Via Marochetti 41 - 1937 - XV. Vera Fotografia "Virdux". Da fotografia White - Capri. Rip. interdetta. Nicht gelaufen.
Rechts: 11 - Certosa di Capri. Verso: Sonderstück des grossen Kreuzganges (15. Jh.) Signet: Fotocelere di A. Campassi Torino Via Marochetti 41 - 1937 - XV. Vera Fotografia "Virdux". Da fotografia White - Capri. Rip. interdetta. Nicht gelaufen.
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Oben: 7 - Certosa di Capri. Verso: Charakteristische Bauart der Dächer. Signet: Fotocelere di A. Campassi Torino Via Marochetti 41 - 1937 - XV. Vera Fotografia "Virdux". Da fotografia White - Capri. Rip. interdetta. Nicht gelaufen.
Unten: 8 - Certosa di Capri. Verso: Kleiner Kreuzgang und Kirche von oben gesehen. Fotocelere di A. Campassi Torino Via Marochetti 41 - 1937 - XV. Vera Fotografia "Virdux". Da fotografia White - Capri. Rip. interdetta. Nicht gelaufen.
Ich habe das netteste Zimmerchen im ganzen Haus bekommen. Es ist zwar nur sehr klein, öffnet sich aber durch zwei weite, hohe Flügeltüren in eine große, lichtvolle, hochgewölbte Loggia, aus deren beiden weiten, nur durch einen schmalen Pfeiler getrennten Bogenfenstern (die nur durch Gardinen verschließbar sind) ich den schönsten Blick auf die stille Natureinsamkeit der Mitte der Südküste habe: links den großen Tuoroberg mit dem Telegraphen obenauf, darüber vorragend aus dem Meer die wilde, öde Faraglioniklippe, wie eine uralte, halbzertrümmerte Pyramide, dann in der Mitte die Certosa, eine mittelalterliche Klosterruine mit schönen Rundbogengängen, rechts vor mir im Garten des Hauses die schönste Palme, die man sich denken kann, darüber im Hintergrund der steile Berg Castiglione, der die malerischen Ruinen einer alten Burg trägt. Und nun in der Mitte zwischen den beiden Bergen über dem Karthaus das himmlisch blaue Meer, dessen unendlich weiter, offener Spiegel, nur selten von einem einsamen Segel belebt, mir fast noch nirgends so unermesslich großartig erschienen ist wie gerade hier.
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Oben: Capri - I Faraglioni. Verso: Ediz. C. Cotini - Napoli. Nicht gelaufen.
Unten: Capri - I Faraglioni. Verso: Editori Trampetti & Migliaccio, Napoli. Via Roma 167. Gelaufen. Poststempel unleserlich.
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Links: Capri - I Faraglioni. 1043. Verso, Signet: L<. Editeurs: L.&L. Nicht gelaufen.
Rechts: Capri - I Faraglioni. Verso, Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. 21-96. Edit. Brunner & C., Como - Riprod. vietata. Wiederholung des Signets im Briefmarkenfeld. Nicht gelaufen.
Steige ich nun aus meiner Loggia nur wenige Stufen hinauf, auf das über ihr sich wölbende niedrige Kuppeldach, so habe ich dazu noch den reizendsten Überblick des ganzen Städtchens, mit seiner hohen Kuppelkirche, den maurischen gewölbten Kuppeldächern, dem Fort S. Michele und vor allem dem mächtigen, breiten Felsgürtel des Monte Solaro, der Ost- und Westhälfte der Insel so scharf von einander trennt, dass beide nur durch eine einzige, aus etwa 600 Stufen bestehende, sehr steile Felstreppe verbunden sind.
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Oben, links: Capri - Scala Antica per Anacapri. Verso: 65474. Edit. Domenico Trampetti - Napoli. Nicht gelaufen.
Oben, rechts: Capri - Scala antica per Anacapri. Verso: Ed. Domenico Trampetti - Napoli. Schmuckrahmen. Nicht gelaufen.
Mitte, links: Capri. Stengel & Co., Dresda e Berlino 19906. Verso: Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen.
Mitte, rechts: Scala di Anacapri. Im Bild signiert: F. Coppola [nicht ermittelt]. Verso: Fabio Bicchierai, Editore - Napoli. 22. Nicht gelaufen.
Unten, links: [Ohne Titel.] Verso: Capri - Strada e scala per Anacapri. Pittore G[iuseppe] Carelli [geb. 1859]. 2844-31. Proprietà Artistica riservata - Milano. Rechts unten: Visto - Ufficio Revisione Stampa. Milano, N. 7106, il 12-2-1919. Im Briefmarkenfeld: Stampata in Italia. Nicht gelaufen.
Unten, rechts: Capri - La Scala di Anacapri. Verso: Edit. E. Ragozino, Galleria Umberto - Napoli. 3479. Cartolina Postale Italiana. Gelaufen. Datiert u. Poststempel 1917.
Besonders am Abend ist der Aufenthalt auf diesem Dach so reizend, dass wir allabendlich 1-2 Stunden daselbst verplaudern, und in voriger Woche, als der köstlichste Vollmondschein sein reines Silberlicht in südlicher Glanzesfülle über die ganze Insel goss, die Nächte im Zimmer aber sehr schwül und heiß waren, habe ich ein paarmal oben geschlafen, und auch Allmers hat, meinem Beispiel folgend, ein paar köstliche Nächte oben zugebracht. Diese Vollmondabende waren überhaupt so zauberisch schön, dass ich nie ähnliche im Norden gesehen zu haben meine, vor allem der goldige Spiegel im Meere, der wie ein goldenes Vlies auf den dunkel stahlblauen Wellen hin und her zitterte, dass Gjertsen und nachher auch Allmers und ich ein paarmal von dem hohen Castiglionefelsen aus dem wunderbaren Spiele stundenlang zugesehen haben. Dabei ist der Himmel immer so rein dunkelblau, dass es schließlich fast langweilig wird und man sich nur der Abwechslung halber wieder ein paar Wolken wünscht. Regen habe ich nun seit fast 3 Monaten keinen mehr gesehen, und Gewitter ist nur ein einziges dagewesen. Die Bäume bleiben trotzdem (durch den sehr starken Nachttau und die feuchte Seeluft) recht frischgrün; die niedere Vegetation verbrennt aber gänzlich, und der Boden ist daher, abgesehen von den immergrünen Sträuchern und Kräutern und einigen Fettpflanzen, überall nur mit dürren, vertrockneten Grashalmen und Blättern bedeckt. Im ganzen erhält er aber dadurch jenen wundervollen, in lebhaftem Gelb, Rot und Braun spielenden warmen Farbenton, welcher mit dem stillen Violettgrün der nackten Felsen wunderbar schön kontrastiert und der Landschaft ihren echt südlichen, warmen Charakter aufprägt. […]
Und nun dieser Zauber der schönsten Linien, der schwungvollsten Formen: man muss diese Bergkonturen, diese Felsbildungen selbst sehen, um sich von ihrem vollendeten Formenzauber einen Begriff zu machen. Unter anderm zeichne ich jetzt einen Berg, den Tuoro Grande, der durch den kühnen Schwung und rhapsodischen Fall seiner Umrisse mit dem als dem schönsten Europas gerühmten Berge, dem Monte Pellegrino bei Palermo, kühn wetteifern kann. In dieser wildesten, großartigsten Gebirgswelt der Felsen fühle ich mich so recht glücklich und heimisch und kann im Zeichnen und Malen ihrer unübertrefflichen Formen gar nicht müde werden, so dass sich selbst die Maler darüber verwundern.
Ernst Haeckel: Italienfahrt. Briefe an die Braut 1859/1860. Leipzig, Verlag von K. F. Koehler 1921. Brief aus Capri, 16.8.1859, S. 86-92. Hier Auszug S. 87-91. Absätze eingefügt.– Christian Wilhelm Allers (1857-1915), ein Hamburger Maler, baute sich auf Capri die nach ihm benannte Villa (Palazzo Nuovo, heute Villa Tragara, Via Tragara 34), die zu einem Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens wurde. 1903 mußte er vor der Sittenpolizei von der Insel flüchten.
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Oben: Capri. Strada di Anacapri. Giuseppe Morgano. Capri - Birreria zum Kater Hiddigeigei. 6 Ediz. Artistica Richter & C. Napoli. Propr. Riserv. Verso: Cartolina Postale. Nicht gelaufen.
Unten: Isola di Capri - Panorama dalla strada per Anacapri. Verso: 2-683. Ediz. Roberto Zedda - Napoli. Signet: RZN. Stempel: Schweizerhof Capri. Gelaufen. Datiert 1923. Poststempel unleserlich.
In Hellblau, Orange und Rosenrot sank am Abend hinter ihm [Monte Solaro] die Sonne, und noch lagen am nächsten Morgen die Häuser von Capri in stumpfen Schatten, als die Ostwand des Berges darüber schon in dem rosigen Lichte des aufsteigenden Tagesgestirns strahlte. An seiner Nordseite klimmt die prachtvolle Fahrstraße nach Anacapri in zahlreichen Windungen hinauf, und es war hier wie in Anacapri, das noch ganz im Schatten des Monte Solaro lag, noch kühl, fast kalt; dies war für uns ein Vorteil, denn der zwölfjährige Caprese, der uns nach dem Gipfel bringen sollte, führte uns zunächst einen steilen, steinigen Weg aufwärts, der mehr das Bett eines Wildwassers war als ein wirklicher Weg. Großblättrige Myrtenbüsche, stachlige Wacholder, scharf duftende Minze bedeckten den ganzen felsigen kahlen Abhang.
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1. Karte von oben: Capri - Monte Solaro. Verso, Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. 10646 H. Edit. Brunner & C., Como e Zürich - Stab. eliografico. Nicht gelaufen.
2. Karte von oben: Capri - Monte Solaro dalla terrazza della Funicolare. Verso, Signet: Ruc. 4011. Carte Postale. Nicht gelaufen.
3. Karte von oben: Isola di Capri - Monte Solaro. Verso, Signet: RuC. 4021. Carte Postale. Nicht gelaufen.
4. Karte von oben: 8 - Capri - Panorama e Monte Solaro. Verso: Ediz. Vincenzo Carcavallo - Napoli - Via Saverio Baldacchini 29 - XII - Rip. interdetta. Signet: CAR auf Pferdchen im Kreis. Vera Fotografia. Fotocelere. Nicht gelaufen.
Wie eine Ziege nebenher kletternd hielt ein barfüßiges Mädchen mit uns Schritt; auf meine Frage, wozu sie denn da sei, antwortete der Junge, sie trage für uns Backwerk (biscotti, Zwiebäcke) hinauf, denn oben sei zwar ein verschlossener Keller mit Wein, aber keine Wirtschaft. Zeit für diesen Ausflug hatten beide genug, denn die Santa Settimana von Allerheiligen befreite sie vom Schulbesuch.
Inzwischen gelangten wir auf den mittlern Rücken des Berges, wo ein Marienbild steht. Dort oben glitzerte in der Sonne der starke Tau dicht und weiß wie frischgefallner Schnee, und unter ihren rasch wärmer werdenden Strahlen ging es die schnell aufsteigende Hochfläche zwischen weißglühenden Myrtensträuchern und zahllosen Alpenveilchen (spaccapiatti) hinan, bis wir nach etwa fünfundviertelstündigem, ziemlich anstrengenden Steigen den breiten Gipfel erreichten, den die ausgedehnten Ruinen eines alten Kastells krönen, 585 Meter über dem Meere.
Mit ruhiger Sicherheit machten da oben die beiden Kinder die Wirtsleute, holten aus dem Keller Tisch, Stühle und Gläser, kredenzten zu den Biscotti eine Flasche des trefflichen Capri rosso und nahmen mit gefälligem Anstand ohne jede Unbeholfenheit das Glas Wein entgegen, das ich ihnen anbot. Als ich dem Knaben, mein Glas erhebend, zutrank mit den Worten: Evviva Capri! verbeugte er sich höflich, nahm die Mütze ab und rief uns, ebenfalls sein Glas erhebend, schlagfertig zu: Alla sua salute, signori, evviva la Germania! Auch eine rasch mit den beiden Kindern veranstaltete kleine Prüfung im Schreiben und Lesen (auch Kartenlesen) ergab ganz befriedigende Resultate.
Die vielgescholtene italienische Volksschule kann also so schlecht nicht sein, und vieles, was bei uns kein Schulzwang erreicht, lernt sich auf diesem alten Kulturboden und bei der scharfen Intelligenz dieses Volkes ganz von selbst. Schule und Bildung sind eben nicht dasselbe.
Herbstbilder aus Italien und Sizilien. Von Otto Kaemmel. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow 1900. Auf dem Monte Solari, S. 202-209. Auszug S. 204-206. Absätze eingefügt.
9. Die Fischer auf Capri
Mit Gedichten von August Graf von Platen und Wilhelm Waiblinger,
Bildern von Francesco Spadare als Fischer sowie einen Hinweis auf den Schlager von Gerhard Winkler
August Graf von Platen
Die Fischer auf Capri
(1827)
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Carl Breitbach (1833-1904): Fischer an der Küste von Capri.
Öl auf Leinwand. Höhe 38, Breite 53 cm. Ausriss.
Andrea Cherubini (geb. 1833): Fischer vor der Küste von Capri.
Öl auf Leinwand. Höhe 60,5; Breite 100,5 cm. Ausriss.
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Wilhelm Waiblinger
Lieder aus Capri
8 (1830)
Wilhelm Waiblinger: Oden und Elegien aus Rom, Neapel und Sicilien Hrsg. von Eduard Grisebach (Waiblinger: Gedichte aus Italien; 2) Leipzig: Reclam o.J., s. 120f. Waiblinger lebte Oktober bis Anfang November 1828 auf Capri in der Casa Pagano. Dort schrieb er die "Lieder aus Capri", die zuerst im "Musen-Almanach für das Jahr 1830. Herausgegeben von Amadeus Wendt" (Leipzig, Weidmann) erschienen. Vgl. ebd., S.197f.
Franz Ludwig Catel (1778-1856): Alter Caprifischer beim Flicken seiner Netze.
Öl auf Leinwand. Höhe: 65,5; Breite: 48,5 cm. (Ausriss)
Francesco Spadare als Fischer
Francesco Spadare, der kein Fischer war, hatte sich "die Rolle des pittoresken Statisten" für den Unterhalt seiner Familie ausgedacht. Er wurde "aufgrund seiner ständigen Präsenz zu einer Institution und als lebende Sehenswürdigkeit bald so bekannt wie die Blaue Grotte."
Stefanie Sonnentag: Spaziergänge durch das literarische Capri und Neapel.Zürich: Arche 2003, S.73f. — Vgl. Luciano Garofano: Spadaro. Il mito di Capri meglio riuscito (dopo Tiberio). Presentazione di Roberto Ciuni. Capri: La Conchiglia 2007. ISBN: 978-88-6091-0905
Domenico Forlenza: Bildnis des Capri-Fischers Francesco Spadare. Öl auf Leinwand. Höhe 40; Breite 25 cm. Um 1900. Ausriss.
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Links: Capri - Spadaro. Keine weiteren Angaben. Nicht gelaufen.
Rechts: Capri - Spadaro. (tipo popolare) Verso: Editori Trampetti & Migliaccio, Napoli. Via Roma 167. Rechts unten: O 468. Nicht gelaufen.
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Links: Napoli. Costume Caprese. Spadaro. Verso: Costume de Capri - Spadaro. Signet: Cesare Capello Milano. Im Briefmarkenfeld: Extra 633. Nicht gelaufen.
Rechts: [Ohne Titel.] Verso: Capri - Pescatore Spadaro. Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. Edit. Brunner & C., Como - Riprod. vietata. 20882 (?). Wiederholung des Signets im Briefmarkenfeld. Datiert 1928. Nicht gelaufen.
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Capri - I faraglioni visti dalla strada Grupp. Verso: Ditta R. Zedda di V. Carcavallo - Napoli. Signet: RZN. Printed in Italy. Im Briefmarkenfeld: 31. Nicht gelaufen.
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Oben: 7 - Capri - I Faraglioni dalla Via Cesare Augusto. Verso: Ediz. Vincenzo Carcavallo - Via Saverio Baldacchini 29 - Napoli - 1933-XI - Rip. interdetta. Signet: CAR auf Pferdchen im Kreis. Vera Fotografia. Fotocelere. Nicht gelaufen.
Unten: 11 - Capri - Via Cesare Augusto e Faraglioni. Verso: Ediz. Vincenzo Carcavallo - Napoli Via Saverio Baldacchini 29 - XII - Rip. interdetta. Signet: CAR auf Pferdchen im Kreis. Vera Fotografia. Fotocelere. Nicht gelaufen.
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Capri - Tipo di pescatore. Verso, Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. 21-26. Edit. Brunner & C., Como - Ripr. viet. 1935. Wiederholung des Signets im Briefmarkenfeld. Nicht gelaufen.
Der Schlager "Die Capri-Fischer" ("Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt ...") von Gerhard Winkler (1906-1977) mit Text von Ralph Maria Siegel, Vater des Komponisten Ralph Siegel, wurde zu einem Hit der Nachkriegsjahre. Das bereits 1943 entstandene Lied war in Folge der politischen und militärischen Entwicklung (die US Army landete bereits 1943 auf Capri) im Nationalsozialismus zunächst verboten worden. Nach 1945 stand der Schlager "exemplarisch für die Sehnsucht der Deutschen nach Italien, die bereits in der Zeit des Zweiten Weltkriegs in zahlreichen romantischen Schlagern ihren Ausdruck fand und in der Wirtschaftswunder-Ära, die vielen Westdeutschen erstmals Urlaubsreisen ans Mittelmeer ermöglichte, eine zweite Blüte erlebte." (Wikipedia)
Dazu siehe
* den Artikel Capri-Fischer in Wikipedia, der freien Enzyklopädie.
* Gerhard Winkler und die Capri-Fischer.
* Stephan Pflicht - Anekdoten zu den Noten. Heiteres aus dem Leben und Schaffen von Gerhard Winkler mit der Dokumentation Die "Capri-Fischer" im Spiegel der Nachkriegspresse.
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Napoli. (Costumi.) Danzatrice di Tarantella. Edit. E. Ragozino, Galleria Umberto - Napoli. Verso: 2574. Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen.
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Carmela Cerrotta, "Bella Carmelina" genannt, geboren wohl 1878 und gestorben 1950 oder 1956, war eine berühmte Tarantella-Tänzerin, oft abgebildet mit Korallenhalsband und goldenen Ohrringen. Das Tamburin trägt ihr Bild. Carmelina tanzte in ihrem kleinen Retaurant am Monte Tiberio (zeitweise mit der deutschen Werbeinschrift »Hier ist die Tarantella von Carmelina«) wie auf dem Marktplatz von Capri. Erfolgreich war sie auch als Erzählerin (wahrscheinlich selbst erfundener, jedoch 1925 von Heinrich Zschalig als Volksdichtungen edierter Märchen und Legenden: »Die Märcheninsel. Märchen, Legenden und andere Volksdichtungen von Capri. Nach mündlichen Mitteilungen.«). Wie Francesco Spadare, Typenporträt und Staffagefigur von Capri-Fischer-Bildern, so war auch Carmela Cerrotta wegweisend in der Selbstvermarktung und beim Ausbau des touristischen Profils von Capri.
Dazu vgl. Marie Weyr: Tarantella (1899), in Il Gabbiano di Capri / Die Möwe von Capri, Nr. 42, Frühjahr / Sommer 2007, S. 16-18 und Ulrich Schuch: La Bella Carmelina, ebd., S.19-21.
Bilder und Texte zum Saltarello, einem verwandten Tanz in Rom und Umgebung, finden Sie auf einer eigenen Seite im Goethezeitportal.
Die Herberge, später Hotel Pagano (Via Vittorio Emanuele 39) war über Generationen in Familienbesitz. Gegründet wurde es von dem Notar Don Giuseppe Pagano (1772-1831), der August Kopisch und Ernst Fries 1826 auf die Blaue Grotte hinwies und sie mit ihnen wiederentdeckte. In dem in Heft 44 der Möwe (siehe Literaturhinweise und Weblinks) abgebildeten Gebäude befand sich bis 1974 das von Deutschen bevorzugte "Hotel Manfredi Pagano".
Quelle: Tempi Passati. Hotel Manfredi Pagano. In: Il Gabbiano di Capri / Die Möwe von Capri, Nr. 44, Frühjahr / Sommer 2008, S. 35.
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1. Karte von oben: Capri. Hotel Pagano. Edit. E. Ragozino, Galleria Umberto - Napoli. Verso: Cartolina Postale Italiana. Gelaufen. Datiert 1903. Poststempel unleserlich.
2. Karte von oben: Giuseppe Morgano "Zum Kater Hiddigeigei" - Capri. (326) Capri con l'Hôtel Pagano. Richter & Co, Napoli. Im Bild links unten monogrammiert. Verso: Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen.
3. Karte von oben: 517 - Capri con l'Albergo Pagano. Im Bild links unten monogrammiert. Verso: Cartolina Postale. Nicht gelaufen.
4. Karte von oben: Saluti dall' Isola di Capri. Albergo Pagano - Loggia con paesaggio. 26246 Editori: Schaar & Dathe, Trier (Germania). Rappresentante: Otto Brandes, Napoli. Verso: Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen.
5. Karte von oben: (Hotel Pagano Vittoria & Germania) Un angolo con veduta della terrazza (Capri). Verso: Hotel Pagano Vittoria & Germania. Capri. Richter & C. Napoli. Nicht gelaufen.
6. Karte von oben: (Hotel Pagano Vittoria & Germania) Sala dal Pranzo (Capri). Verso: Hotel Pagano Vittoria & Germania. Capri. Richter & C. Napoli. Nicht gelaufen.
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Über die Ausgestaltung des Albergo Pagano zum deutschen "Künstlerheim" und das Leben der Künstler in diesem Domizil berichtet Johannes Proelß: Unter Don Paganos Dache. Ein deutsches Künstlerheim im Süden, ein Aufsatz in der Familienzeitschrift "Vom Fels zum Meer", Jg. 1888/89. (Die PDF-Datei können Sie selbst skalieren.)
Vgl. Johannes Proelß: Deutsch-Capri in Kunst, Dichtung, Leben. Historischer Rückblick und poetische Blütenlese. Mit Abbildungen der Fresken deutscher Künstler im Albergo Pagano. Oldenburg u. Leipzig: Schulzesche Hof-Buchhandlung und Hof-Buchdruckerei A. Schwartz 1901.
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Joseph Viktor von Scheffel vollendete sein Versepos "Der Trompeter von Säckingen. Ein Sang vom Oberrhein" auf Capri. 1854 veröffentlicht, wurde das Werk bald zu einem Best- und Longseller. In der "Zueignung" heißt es über die Arbeit an der Dichtung in Capri:
»Wer ist dort der blonde Fremde, Der auf Don Paganos Dache Wie ein Kater auf und ab geht?« Frug wohl manch ehrsamer Bürger In dem Inselstädtlein Capri, Wenn er von dem Markte rückwärts Nach der Palme und dem maurisch Flachgewölbten Kuppeldach sah. Und der brave Don Pagano Sprach: »Das ist ein sonderbarer Kauz und sonderbar von Handwerk; Kam mit wenigem Gepäck an, Lebt jetzt stillvergnügt und einsam, Klettert auf den schroffen Bergen, Wandelt zwischen Klipp' und Brandung, Ein Strandschleicher, an dem Meere, Hat auch neulich in den Trümmern Der Tiberiusvilla mit dem Eremiten scharf gezecht. Was er sonst treibt? - 's ist ein Deutscher, Und wer weiß, was diese treiben? Doch ich sah in seiner Stube Viel Papier - unökonomisch War's nur in der Mitt' beschrieben, Und ich glaub', es fehlt im Kopf ihm, Und ich glaub', er schmiedet Verse.« Also sprach er. - Dieser Fremde Was ich selber; einsam hab' ich Auf des Südens Felseneiland Dieses Schwarzwaldlied gesungen. Als ein fahrend Schüler zog ich In die Fremde; zog nach Welschland, Lernte manch ein Kunstwerk kennen, Manchen schlechten Vetturino Und manch südlich heißen Flohstich. Doch des Lotos süße Kernfrucht, Die der Heimat Angedenken Und der Rückkehr Sehnsucht austilgt, Fand ich nicht auf welschen Pfaden. |
Paul Heyse erinnert sich an die gemeinsame Zeit in Capri und Neapel:
Als ich ihm [Scheffel] jetzt in Capri wieder begegnete, stand er noch am Scheidewege zwischen der Malerei, die seine erste Liebe gewesen war, und der Poesie. Doch hatte sich während der einsamen Monate, die er auf dem Eiland der Sirene verbracht, die Schale stark auf die Seite der letzteren gesenkt. Der »Trompeter von Säckingen« war entstanden, indem er auf dem flachen Dache der Herberge Paganos "unbarmherzig dichtend" auf und nieder schritt, mitten unter allem südlichen Zauber von Land und Meer ein Schwarzwaldlied voll von deutscher Minne und Humor "Aus dem Engern". Wir beschlossen, in Sorrent eine "Akademie" zu gründen, in der aus Leibeskräften gezeichnet, gedichtet, philosophiert werden sollte. Das dritte Mitglied dieses würdigen Instituts ließ uns aber im Stich. Otto Ribbeck mußte nach Rom zurück seiner Arbeiten wegen, dann kam Scheffel in meine Rosa magra zu mir herüber, und wir blieben vierzehn Tage in heiterer Kameradschaft beisammen. Abend für Abend las er mir ein Kapitel seines "Sangs vom Oberrhein" und ich ein Stück meines "Perseus". Ich ergötzte mich sehr an Fludribus, dem Zwerg Perkeo und dem Kater Hiddigeigei, mehr als an der Liebesgeschichte, die mir etwas düsseldorfisch-romantisch schien, und ahnte nicht von fern den ungeheuren Erfolg, den dieser Erstling des Freundes gewinnen sollte. Ja ich fand es immerhin verwegen, darauf eine Poetenzukunft zu gründen.
Quellen:
* Der Trompeter von Säkkingen. Ein Sang vom Oberrhein von Joseph Viktor von Scheffel mit Illustrationen von Anton von Werner. 5. Aufl. Stuttgart, Verlag von Adolf Bonz u. Comp. 1906.
* Paul Heyse: Jugenderinnerungen und Bekenntnisse (1868). Zitiert nach: Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005. Seite 260.774-260.775.
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Arthur Fitger
Capri
Das kühle Meer lag still und träumte, Von ferne klang der Fischer Ruf, Des Abends gold'ner Glanz umsäumte Das Rauchgewölk auf dem Vesuv. Und der Orangen Blütendüfte Umwogten schmeichelnd uns das Haupt, Die unten tief am Strandgeklüfte Ein feuchter Zugwind sich geraubt. Und Don Pagano's Palme wiegte Sich über uns im Blau der Nacht, Und in den deutschen Herzen siegte Des Capri bianco Feuermacht. Regina sang der Tarantella Berauschend süße Melodien, Und mit der Laute kam Laurella Und Nina mit dem Tamburin. Das war ein Schwärmen, Küssen, Zechen! Wie wirbelte des Tanzes Flug, Indeß mit schrillen Klapperblechen Den Takt ein brauner Knabe schlug! Wohl bin seit langen, schweren Jahren Gerüstet ich zu aller Zeit, Mit Charon's Boot hinabzufahren In stygische Vergessenheit. Doch hätt' in jener schönen Stunde Mich Hermes finster angeblickt, Und hätte mich mit durst'gem Munde Vom vollen Becher weggeschickt, Und hätte mir das Aug' geschlossen In jener Nacht bei Don Pagan, Ja - damals hätt' es mich verdrossen, Ja - damals hätt's mir leid gethan. |
Fahrendes Volk. Gedichte von Arthur Fitger. Oldenburg, 1875. Druck und Verlag der Schulzeschen Buchhandlung (C. Berndt & A. Schwartz.) S. 42 f.
Der Kater Hiddigeigei, eine Figur aus Scheffels "Trompeter von Säckingen", gab den Namen für das Café »Zum Kater Hiddigeigei« auf Capri (Via Vittorio Emanuele 23), ein Treffpunkt nicht nur deutscher Touristen, das bis 1967 bestand. Ein altes Foto findet sich bei Sonnentag: Spaziergänge durch das literarische Capri und Neapel, S. 12 sowie in der Inselzeitschrift Il Gabbiano di Capri / Die Möwe von Capri, Nr. 33, 2002, S. 11 Vgl. Literaturhinweise.
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[Ohne Titel.] Verso: Capri - Ingresso alla Grotta Azzurra. Carlsbader "Urania"-Reisen Stampa. Nicht gelaufen.
Der Dampfer steht still, und ein paar Dutzend Ruderer fahren ihr Boot ans Schiff, um die Passagiere zur Blauen Grotte zu holen. Als sie mit Hilfe von Deutschen entdeckt war, gab sich Gregorovius in feiner Ironie der Hoffnung hin, nun sei die blaue Wunderblume gefunden, und kein Lied der Romantik werde mehr gehört werden in deutschen Landen. Es ist anders gekommen. Die Kitsch-Romantik hat sich der Blauen Grotte bemächtigt. Der Philister wird gerührt in der magischen Höhle, singt sein «Santa Lucia« mit und wirft nachher den deutschen Wanderknaben, die in richtiger Spekulation schmelzende Heimatlieder auf der Laute singen, in patriotischer Aufwallung ein paar Pfennige in den Nachen hinab. Der Spaß ist zu Ende. (Mönius´, S. 185)
Auf dieser Insel, wo fast jedes Fischerweib deutsch radebrecht, schnurrt in die Reminiszenzen aus Rom und Hellas hinein Scheffels Kater Hiddigeigei. Scheffel hat hier auf dem Dache des Don Pagano seinen »Trompeter von Säckingen« blasen lassen. Er mag dabei, der in der Heimat manchen Humpen nach Art der alten Deutschen trank, sich manche Pinte Rotwein, der hier >Tränen des Tiberius< heißt, hinter die Binde gegossen haben, da ihm Tinten-, Thun- und Schwertfisch, Hummer und Polypen wohl behagten. (S. 186)
Georg Mönius: Italienische Reise. Mit 12 Bildern von Johannes Thiel. Freiburg i.Br.: Herder 1925.
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Aus Italien. Auf der Piazzatreppe. Giuseppe Morgano "Zum Kater Hiddigeigei" Capri. Im Bild signiert: Chr[istian] Allers [1857-1915] Capri 1891 (?). Nicht gelaufen. – Text auf Vorderseite:
Aber Frauchen, was machst du denn schon wieder?
Lass mich Alter! - So was kann eine deutsche
Mutter doch nicht sehen!?
Zur Literatur über Capri vgl.
* Doris Maurer, Arnold E. Maurer. Literarischer Führer durch Italien. Ein Insel-Reise-Lexikon (insel taschenbuch 1071) Frankfurt a.M.: Insel Verlag 1988, S. 412-414.
* Stefanie Sonnentag: Spaziergänge durch das literarische Capri und Neapel. Zürich: Arche 2003.
* Zum Prachtwerk "Die Insel Capri", mit Text von F. Gregorovius und 18 Illustrationen von Karl Lindemann-Frommel, erschienen 1868 im Verlag Alphons Dürr in Leipzig, siehe: Peter K. W. Freude, Karl Lindemann-Frommel (1819-1891). Ein Malerleben in Rom. Monographie und Werkverzeichnis seines graphischen und malerischen Schaffens. 2. überarbeitete Aufl. Murnau: Verlag P. Freude 1997, S. 256f. ISBN 3-00-001140-4
Eine Besonderheit ist die deutsche Inselzeitschrift:
* Il Gabbiano di Capri - Die Möwe von Capri.
"Die >Möwe< bringt ihren Lesern seit 1986 Artikel zu Geschichte, Literatur, Kunst, Musik, Veranstaltungen, Fotos, Urlaubsberichte, Capri-Neuigkeiten usw. ins Haus - und stellt immer wieder auch die Menschen auf Capri in den Mittelpunkt. Die >Möwe< ist das »Capri-Zentralorgan« auf deutsch für alle Capri-Liebhaber und solche, die es werden wollen. Das Faszinosum »Capri«, das die Menschen seit den römischen Kaisern Augustus und Tiberius immer wieder in ihren Bann zog und zieht, unabhängig von allen Änderungen der Zeitläufte und der Moden, das steht hier im Mittelpunkt. Wer die Insel, ihre Geschichte, Kultur und ihre Menschen fernab der oberflächlichen Massentourismus-Ströme kennenlernen möchte, für den ist die >Möwe< die richtige Zeitschrift." — Wenden Sie sich an Dr. Ulrich Schuch.
Besuchen Sie die Seite Die Blaue Grotte im Goethezeitportal. Neben vielen Ansichten und weiteren Texten finden Sie hier auch den Bericht von August Kopisch über die Wiederentdeckung der Blauen Grotte.
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