Inhalt

 

Goethe, Schiller und die Goethezeit auf Google+

Goethes Italienische Reise, Rom

Johann Wolfgang Goethe: »Römische Elegien«

Lesung mit Hans-Jürgen Schatz

 

Siebte Elegie

O wie fühl ich in Rom mich so froh! Gedenk ich der Zeiten,
   Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,
   Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,
Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes
   Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.
Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne,
   Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.
Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,
   Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.
Welche Seligkeit ward mir Sterblichen! Träum ich? Empfänget
   Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast?
Ach! hier lieg’ ich und strecke nach deinen Knieen die Hände
   Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich!
Wie ich hereingekommen, ich kanns nicht sagen, es faßte
   Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran.
Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?
   Irrte die Schöne? Vergib! Laß mir des Irrtums Gewinn!
Deine Tochter Fortuna, sie auch! die herrlichsten Gaben
   Teilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut.
Bist du der wirtliche Gott? O dann so verstoße den Gastfreund
   Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab.
»Dichter! Wo versteigest du dich hin?« – Vergib mir, der hohe
   Kapitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp.
Dulde mich Jupiter hier und Hermes führe mich später,
   Cestius Mal vorbei, leise zum Orkus hinab.
Das Fach- und Kulturportal der Goethezeit