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Goethes Italienische Reise, Rom

Johann Wolfgang Goethe: »Römische Elegien«

Lesung mit Hans-Jürgen Schatz

 

Dritte Elegie

Laß dich, Geliebte, nicht reun, daß du mir so schnell dich ergeben,
   Glaub’ es, ich denke nicht frech, denke nicht niedrig von dir.
Vielfach wirken die Pfeile des Amor, einige ritzen,
   Und vom schleichenden Gift kranket auf Jahre das Herz.
Aber mächtig befiedert, mit frisch geschliffener Schärfe,
   Dringen die andern ins Mark, zünden behende das Blut.
In der heroischen Zeit, da Götter und Göttinnen liebten,
   Folgte Begierde dem Blick, folgte Genuß der Begier:
Glaubst du, es habe sich lange die Göttin der Liebe besonnen,
   Als im Idäischen Hain einst ihr Anchises gefiel?
Hätte Luna gesäumt den schönen Schläfer zu küssen;
   O, so hätt’ ihn geschwind neidend Aurora geweckt.
Hero erblickte Leandern am lauten Fest und behende
    Stürzte der Liebende sich heiß in die nächtliche Flut.
Rhea Silvia wandelt, die fürstliche Jungfrau, der Tiber
   Wasser zu schöpfen, hinab, und sie ergreifet der Gott.
So erzeugte die Söhne sich Mars! – die Zwillinge tränket
   Eine Wölfin, und Rom nennt sich die Fürstin der Welt. 

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