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Goethes Italienische Reise, Rom

Karoline Hornik

Stimmen zur »Italienischen Reise«:
Zur Textgestalt

Stand: März 2007

 

In zwei Teilen, 1816/17, und damit erst etwa dreißig Jahre nach Goethes Aufenthalt in Italien erscheint die "Italienische Reise" als Teil seiner autobiographischen Schriften. Goethe rekonstruiert seinen Aufenthalt anhand von verschiedenen Zeugnisse, Briefen und Aufzeichnungen sowie anhand des 'Tagebuchs der italienischen Reise für Frau von Stein'. Hierbei bemüht er sich, die authentische Gestalt der Quellen beizubehalten, der Dichter tilgt aber auch das in seinen Augen Überflüssige, allzu Private oder Alltägliche. Der so entstandene Reisebericht hat autobiographischen Charakter, im Vordergrund steht nicht die objektive Beschreibung des bereisten Landes, sondern die Erfahrungen und Erlebnisse des Reisenden in Italien.

 

 

Goethe's Italiänische Reise ist 1817 zuerst herausgekommen. Er hat eine Auswahl aus seinen Briefen getroffen, diese in einander gearbeitet und ihnen den einheitlichen Styl gegeben, in dem er, als er alt war, zu schreiben pflegte.
(Grimm 1877, 16 f.)



Was er im einzelnen gesehen und erfahren hat, darüber geben die beiden Bände der Italienischen Reise Auskunft. Sie wurden erst dreißig Jahre später ausgearbeitet, aber so, daß Briefe und Tagebücher das Hauptmaterial bildeten. Das Werk gibt nicht Resultate, wie sie der abwägende Rückblick gewinnt, sondern das vergangene Leben als Gegenwart. Im ganzen wie in den wichtigen Einzelheiten, bewahrt es die wirklichen Reiseerfahrungen unverändert [...]. Das Ganze ist aber doch bis zum Rand gefüllt mit der lebendigen Unmittelbarkeit und dem Reichtumg dessen, was er in Italien gesehen und denkend sich angeeignet hatte.
(Viëtor 1949, 98)



'Klassisch' nennen wir Goethes Schrift.
(Staiger 1956, 27)



In der italienischen Reise nehmen die Erörterungen über Kunst und Kunstwerke, Beschreibungen von Bildern, Statuen, Gebäuden, zagende und beseligte Berichte über eigne Fortschritte und Hemmungen im Kunststudium und Kunstübung den weitaus größten Raum ein, und auch was Goethe von Sitten, Landschaft, ja selbst von seinen dichterischen Vorsätzen erzählt, wird wieder und wieder bezogen auf bildende Kunst.
(Gundolf 1916, 367)



Man hat auch, indem man an das Buch die Ansprüche stellte, als ein Reisehandbuch dem Leser bestimmte Kenntnisse zu verleihen, seine Unzulänglichkeit und Auslassungen getadelt. Was dies betrifft, so kann nur der Unverstand so urtheilen, und was die egalisirende Ueberarbeitung anlangt, so hat sie dem Buche das wohlthuende Colorit und die Abrundung verliehen, die es als ein lebendiges Werk durch die Jahrhunderte forterhalten wird.
(Grimm 1877, 17)



[Es] gehören einige Stellen seiner 'Reise' zu dem herrlichsten, was je über Italien geschrieben ist, aber als Ganzes genommen täuscht diese Schrift unsere Erwartungen. Näher betrachtet, ist das nicht eben zu verwundern. Er schrieb  sie nicht sogleich nach seiner Rückkehr, wo ihm noch alles frisch in Gedächtnis war und wo sein Stil noch die volle Wärme und Kraft hatte; sondern erst später, als seine großen Kräfte schon abnahmen, sammelte er die flüchtigen Briefe, die er aus Italien an Herder, Frau von Stein und andere gerichtet hatte, nahm daraus die Stellen, die ihm passend schienen und verwebte sie ohne besondere Sorgfalt und Begeisterung in einander. Hätte er einfach diese Briefe selbst veröffentlicht, so hätten sie unzweifelhaft ein lebendigeres und interessanteres Bild gegeben; wie jetzt die Reise vorliegt, ermüden uns in umständlicher Erzählung kleine Tagesgeschichten, die in Briefen gar wohl an ihrem Platze sein mochten, hier aber der angenehmen, leichten Form vertraulicher Plauderei entbehren. Mit einem Worte, die 'italienische Reise' hat weder den Reiz brieflicher Mittheilung noch die solide Tüchtigkeit einer fleißigen Arbeit.
(Lewes 1857, 76 f.)



Nicht also nach Literatur, nicht nach Geschichte, nicht nach dichterischem Enthusiasmus müssen wir in der Italienischen Reise suchen. Es ist keine Beredtsamkeit darin; selbst nicht als er in Venedig zum ersten Mal das Meer sieht, erhebt sich die Darstellung zu höherem Schwunge.
(Lewes 1857, 78)



Aber durchzuckt die Italienische Reise auch kein Blitz von Beredtheit, sie ist überall durchwärmt von der tief innern Glückseligkeit des Verfassers.
(Lewes 1857, 78 f.)



[E]s ging hier wahrhaftig nicht darum, neue Blätter der Kultur- und Kunstgeschichte zu beschreiben [...] vollen Sinn gewinnt [die "Italienische Reise"] nur als lebensgeschichtliches Dokument. Schritt um Schritt verfolgen wir, wie Goethe sich von einer ihm ungemäß gewordenen Welt befreit und eine beklemmende Einsamkeit mit dem Gefühl vertauscht, einer ungeheuren Weite gegenwärtigen und vergangenen Lebens mit Leib und Geist und Seele anzugehören.
(Staiger 1956, 41)

 

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