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Goethes Italienische Reise, Rom

Karoline Hornik

Stimmen zur »Italienischen Reise«:
Rückkehr nach Weimar

Stand: März 2007

 

Im April 1788 schließlich verlässt Goethe Rom, er muß zurück nach Weimar. Seinen eigenen Zustand vergleicht er mit den Gefühlen Ovids in dessen letzter Nacht vor der Verbannung ins Exil. Über Florenz, Bologna und Mailand kehrt er in die Heimat zurück.

 

 

Und nun aber! - mitten in diesem schwebenden Dasein erwacht und regt sich stärker als Alles was ihn in Rom fesseln könnte, das Heimweh: nach hause! Weimar, das er wie einen bedrückenden Traum abgeschüttelt zu haben glaubte, fängt an sich seinen Blicken anders zu zeigen als früher. Alles was er kannte und liebte war dennoch dort.
(Grimm 1877, 58)



Goethe erinnert sich an so manches Schicksal das ihm zu Hause am Herzen lag. Der Gedanke packt ihn, daß er Alles was er erlebe, doch nicht für sich, sondern nur für seine Weimaraner Freunde erlebe. für sie sammelt er ein, lernt er. Er kann überhaupt nichts für sich genießen, nichts in Italien ohne die unsichtbare Gemeinde in der Ferne zum Mitgenusse einzuladen. Eines Tages überwältigt ihn das Gefühl und der Beschluß wird gefaßt: wieder fort nach Weimar!
(Grimm 1877, 59)



Goethe giebt eine Beschreibung, wie in seiner Brust die Trauer um den bevorstehenden Verlust Roms und die Sehnsucht nach Hause zugleich stark und lebendig werden. Daß vom Momente des Entschlusses an, abzureisen, Rom wie hinter ihm liegt, als wäre er schon nicht mehr dort. Er beschreibt die letzte Nacht, als er im Mondschein zum Coliseum wandelte. Er citirt Ovids ergreifende Verse, in denen dieser seinen Abschied von Rom beschreibt als er in die Verbannung ging. [...] Und nun im Fluge rückwärts!
(Grimm 1877, 59 f.)



Aus der Heimat also meinte er in die Verbannung, ins Elend zu ziehen, als er dem Norden, seinem Vaterland, als er Weimar, seinen Freunden und seinem Herrn entgegenfuhr. Da mochte seine Sorge freilich das in dieser Stunde so schreckliche Wort in der letzten Zeile von Ovids Gedicht umkreisen: Frustra!
(Staiger 1956, 58)



[Es schien] ihm so furchtbar, die ewige Stadt und den Süden verlassen zu müssen, daß er die Fassung verlor. Herders Gattin gestand er, vierzehn Tage vor der Abreise täglich wie ein Kind geweint zu haben.
(Staiger 1956, 57)



Hier aber liegt die Frage nahe, wie sich Goethe selber nach dem langen Aufenthalt im Süden wieder in Deutschland einfügen wird. Ja, allgemeiner ist zu bedenken, wie er sich als Verwandelter, an der Antike und der Renaissance Gebildeter in der unverwandelten Gegenwart zu behaupten hofft. Denn wenn er in Rom sich auch einreden mochte, er lebe zwar im Widerspruch zum Norden, aber im Einklang mit der Gegenwart Italiens, beruhte doch auch dieser Glaube auf einer gewaltigen Abstraktion.
(Staiger 1956, 56)



Am 22. April verließ er Rom, mit unsagbarem Schmerz, aber in dem Bewußtsein, zu neuem Lebenslauf gerüstet zu sein.
(Lewes 1857, 91)



Meister geworden zu sein, Lehr- und Wanderjahre des Lebens hinter sich gebracht zu haben, ist die Empfindung, mit der er die Heimkehr in den Norden vorbereitet, durchaus nicht in dem Sinne, als sei ein letztes Zeil erreicht, vielmehr zwang gerade der neu eroberte Standpunkt zum Neubeginn eines unendlichen Studiums und machte den Meister des Lebens zum Schüler neuer Wissenschaften und zum Anfänger in neuen 'Weltgegenden'.
(Altenberg 1949, 94)

 

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