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Goethes Italienische Reise, Rom

Karoline Hornik

Stimmen zur »Italienischen Reise«:
Land und Leute

Stand: März 2007

 

Land und Leute begeistern Goethe in Italien gleichermaßen. Das sonnige Klima und die üppige Vegetation fördern die Leichtigkeit und Genußfreude des italienischen Volkes dergestalt, daß Goethe meint, in Italien endlich den Mensch im Einklang mit der ihn umgebenden Natur beobachten zu können.

 

 

Die Leichtigkeit des italienischen Volkes

Wenn Goethe vermeinte, in Italien eine reinere Menschlichkeit, ein antikischeres Leben zu finden, so sagte er damit zuletzt nur, daß er dort Menschen und Leben so ansehen konnte, wie er wollte.
(Meyer 1951, 363)



In Italien erfuhr Goethe zum ersten Mal lebendiges Theater; das Volk nahm teil.
(Meyer 1951, 378)



Ein ununterbrochenes 'großes Fest des Genusses' scheint hier das Leben zu sein. [...] Die Eßwaren, in gewaltiger Fülle vorhanden, gehören zu diesem Fest, ebenso die bunten Kleider, die seidenen Tücher und Binden, die Blumen, Büsche und Fähnchen auf den Hüten, mit denen der Napolitaner der Farbenpracht der Natur zu antworten sucht. Zugleich ist die Kleidung aber lose und schmiegsam, nicht starr und eng wie die deutsche. [...] so konnte Goethe auch angesichts des italienischen Volkes mit Überzeugung sagen: 'Wie seiend! wie wahr!' Es fügt sich ein in seine Idee des echten Seins, in die Natur.
(Staiger 1956, 24)



Es kam darauf an, das italienische Volk schon gleich zu Beginn als ein natürliches Wesen in seinem 'notwendigen unwillkürlichen Dasein' zu schildern, es gleichsam unmittelbar an Steine, Pflanzen und Tiere anzuschließen und dadurch von dem unnatürlichen nordischen Volk zu unterscheiden.
(Staiger 1956, 22)


[Er] lässt uns so erkennen, wie das Volk zu Kunst und Natur gehört. Die Kunst, so aufgefaßt, löst die wahre Natur aus dem Menschenwesen heraus.
(Staiger 1956, 27)



Im Süden widmet sich Goethe mit wachsender Lust und Liebe dem Anblick des Volks.
(Staiger 1956, 21)

 

 

Von südlicher Sonnenlandschaft

Goethe ist sein ganzes Leben abhängig gewesen vom Klima, von Gunst und Ungunst des Wetters und der Jahreszeit. Das Klima des mittleren Deutschland, das er in Weimar ertragen mußte, die Kargheit der heimischen Natur, er hat nicht aufgehört, sie als eine Behinderung seines physischen wie seines künstlerischen Daseins zu empfinden.
(Viëtor 1949, 100)



Land und Leute in Italien betrachtet er mit soviel Aufmerksamkeit wie Sympathie. Alles Katholische freilich bleibt ihm durchaus fremd [...]. Aber die Luft, das Licht, die Bläue des südlichen Himmels, die üppige Vegetation der Mittelmeerlandschaft, waren ihm ein tägliches Entzücken.
(Viëtor 1949, 100)



Er hatte in Italien begreifen gelernt, in welchem Maße die Klarheit und Schönheit der griechischen Formen und Gestalten Produkte der Landschaft des Mittelmeeres waren.
(Viëtor 1949, 101)



Wenn wir [...] in Neapel oder Sizilien wenig bekleidete Kinder sehen, so sind wir davon so wenig entzückt wie von den kümmerlichen Droschkenpferdchen oder den schlechten Taxifahrern; aber damals, als man Perücken und Zöpfe eben ablegte, oder, wie Goethe, sich dreimal die Woche den Haarkräusler kommen ließ und vor jedem Luftzug hütete und mit Kölnisch Wasser einhüllte und um sich hoch korsettierte Stöckelschuhdämchen sah und die feisten Kinderchen als die gesündesten gepriesen fand, da erschien Italien wie das Land sonniger Urnatur, wie homerische Landschaft.
(Meyer 1951, 370)

 

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