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Goethes Italienische Reise, Rom

Karoline Hornik

Stimmen zur »Italienischen Reise«:
Goethe als Naturforscher

Stand: März 2007

Goethe: Grabinsel des Therra in Girgenti (Sizilien)

 

Auch als Naturforscher betätigt sich Goethe während seiner 'Italienischen Reise'. Besonders in Neapel und Sizilien ist der Dichter von den Naturerscheinungen überwältigt. In Palermo schließlich reift in Goethe die Vorstellung von der 'Urpflanze', die den Höhepunkt seiner Naturstudien während der 'Italienischen Reise' darstellt.

 

 

Goethe hat seine Beobachtungen in Italien als ein Sammler gemacht.
(
Gundolf 1916, 376)



Auch auf dieser Reise nahm er [...] an allen geologischen und meteorologischen Erscheinungen das vollste Interesse.
(Lewes 1857, 77)



Goethe hat sich zugleich als Dichter und Naturforscher nach Italien begeben, in dem klaren Bewußtsein, daß für ihn zwischen den Gebieten der Naturwissenschaft und der Kunst ein völliger Zusammenhang bestehe.
(Lichtenberger 1949, 83)



Hier, in Italien, gelingt es ihm auch, sich ein besseres Bild zu machen von der Art, wie die Natur ihre Gestalten hervorbringt. Seine Aufmerksamkeit für Naturerscheinungen ist nicht weniger wach und empfindlich, wie die für die Denkmale der Kunst.
(Viëtor 1949, 102)



Während ihn so die Kunst mit vielfachen Lockungen umschlang, fand seine vielseitige Thätigkeit noch zu naturwissenschaftlichen Studien Raum. Seine Betrachtungsweise lehrte ihn neue und wundersame Dinge in der Natur lesen, und der stete Drang, das Geheimnis der Pflanzenformen zu entdecken, trieb ihn auch in den Gärten der römischen Villen nachdenklich umher. Er fühlte sich einem Gesetze auf der Spur, welches, einmal entdeckt, die ganze Mannigfaltigkeit der Naturformen zur Einheit zurückführen würde.
(Lewes 1857, 81)



Beherrschte ihn in Rom die Kunst, so tritt [bei Neapel] die Natur in den Vordergrund. Es ist hier, daß er von ihr das schöne Wort spricht, sie sei das einzige Buch, das auf allen Blättern großen Gehalt biete. Mineralogie, Geologie, Zoologie und Botanik beschäftigen ihn in der naturhistorisch so merkwürdigen und reichen Gegend an allen Ecken und Enden, und es kam wohl vor, daß, während die Freunde mit ihren Damen am Strande in übermütigen Spielen sich ergötzten, er abseits an Felsen klopfte, um ihre Gesteinsart zu untersuchen, oder Pflanzen und Seetiere sammelte. Den Löwenanteil an seinem naturwissenschaftlichen Interesse hat der Vesuv, der in erregter Tätigkeit war. Dreimal besucht er ihn und er schrickt selbst vor deutlichen Gefahren nicht zurück, um die vulkanischen Phänomene recht genau kennen zu lernen.
(Bielschowsky 1914, 399)

 

 

Die 'Urpflanze'

Doch nicht bloß der Dichter, auch der Naturforscher wurde durch jenen Feengarten [Sizilien] angeregt. Die mannigfaltigen Plfanzengestalten erinnerten ihn an seine Idee von der Urpflanze, an der er fortwährend in Italien konstruiert hatte. Sollte diese Urpflanze nicht unter der Schar sich entdecken lassen? Daß es eine geben müsse, war ihm zweifellos. Denn woran, meint er, würde man sonst erkennen, daß dieses oder jenes Gebilde eine Pflanze sei?
(Bielschowsky 1914, 401)



Die Idee einer einfachsten Grundform, einer 'Urpflanze' liefert ihm den Typus, der als schematisches Muster den Prozeß der morphologischen Entwicklung reguliert. Die individuellen Varietäten erscheinen so als Variationen eines Themas: sie sind aus der einen, einfachen Urgestalt in gesetzmäßiger Folge entwickelt. [...] Diesen Urtypus überall aufzufinden und mit ihm, als einem Schlüssel, die individuellen Phänomene des ungeheuren Reiches zu verstehen, das wird nun zum eigentlichen Inhalt von Goethes Naturstudien. Der morphologische Grundgedanke war gefunden, die Wissenschaft der vergleichenden Morphologie, so wie Goethe sie betrieb, damit begründet.
(Viëtor 1949, 102)



Als Naturwissenschaftler bemerkt er, daß die Natur zwar in ihrer letzten Wesenheit unendlich geheimnisvoll bleibt, daß sie aber dem geschulten Auge des Gelehrten ein sich ständig erweiterndes Feld bietet, in dem Ordnung, Harmonie und Gesetz herrschen.
(Lichtenberger 1949, 86)

 

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