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Goethes Italienische Reise, Rom

Karoline Hornik

Stimmen zur »Italienischen Reise«:
Goethe als bildender Künstler

Stand: März 2007

Friedrich Bury: Goethe im Kreise von Künstlern in Rom

 

Die 'Italienische Reise' bot Goethe den Raum, sein bisheriges Schaffen in Frage zu stellen und neue Wege zu beschreiten. In Rom, umgeben von Malern wie Heinrich Tischbein und Angelika Kauffmann, widmet sich der Dichter verstärkt der bildenden Kunst.

 

 

Tatsächlich ist Goethe ein visueller Mensch, der von Jugend auf von der Zeichenkunst angezogen wird, die Künstler bei der Arbeit beobachtet, bei einem altmodischen Lehrer Stunden nimmt, die Museen und privaten Kunstsammlungen Frankfurts besucht und sich endlich nach Kräften bemüht, Landschaften oder Figuren zu zeichnen oder zu malen. Seine Neigung zu den bildenden Künsten ist sogar so lebhaft, daß er einige Zeit zwischen Malerei und Dichtung schwankt.
(Lichtenberger 1949, 90)



Die an das Auge sich wendende Kunst ist denn auch allenthalben der erste Gegenstand von Goethes Interesse. Seine Briefe aus Italien sind die Berichte eines bildenden Künstlers mehr als die eines Dichters.
(Viëtor 1949, 99)



Die Kunst nahm in völlig hin, und für die Malerei namentlich hatte er eine Leidenschaft, neben der sein Mangel an eigenem Talent um so auffallender erscheint. [...] Leider verschwendete er auch viel kostbare Zeit mit fruchtlosen Uebungen im Zeichnen.
(Lewes 1857, 80)



Es ist wahrscheinlich, daß er sich im Innersten niemals große Illusionen über seine zeichnerische oder malerische Begabung gemacht hat. Aber da er sich in Italien mehr als je zur Kunst hingezogen fühlt, will er sich genau Rechenschaft darüber ablegen, wie weit er auf diesem Wege fortschreiten kann. Er entschließt sich, die Lücken seiner ersten Ausbildung zu schließen und sein  technisches Wissen zu vervollkommnen, dessen Unzulänglichkeit er fühlte. Er treibt künstlerische Anatomie, Perspektive und erlernt die Technik des Aquarells. Er verkehrt eifrig mit den Malern Hackert, Kniep, Tischbein und Angelica Kauffmann. Besonders während seines zweiten römischen Aufenthalts arbeitet er mit hartnäckigem Eifer, studiert methodisch den Kopf, dann nacheinander alle Teile des menschlichen Körpers, lernt selbst zu modellieren, macht immer häufigere Besuche in den Museen und Freilichtstudien in der Umgebung Roms. Am Ende seines Aufenthalts gesteht er sich aber ein, daß er zu alt ist, um über die Pfuscherei hinauszukommen.
(Lichtenberger 1949, 90 f.)



Es lag in Goethes Natur, sich mächtigen Einwirkungen gegenüber sogleich produktiv zu verhalten. So nahm er in Italien seine Zeichenkünste wieder hervor, strebte sich unter Hackerts Leitung zum Landschaftsmaler auszubilden und ging in den letzten Wochen des zweiten römischen Aufenthalts zum Modellieren des menschlichen Körpers über. [...] Mehr als einen sorgfältigen Dilettantismus wird in den unzähligen Zeichenblättern niemand erkennen, der nicht von seinem Namen bestochen ist.
(Staiger 1956, 42)



Machten ihn seine Studien auch nicht zum Maler, so förderten sie ihn ohne Zweifel in andern Beziehungen. Kunst und Alterthümer studirte er mit Kunstfreunden gemeinsam. Rom ist bildend an sich und er seinerseits war eifrig, zu lernen. Die praktischen Kunstübungen schärften seine Aufassung. Er lernte Perspektive, zeichnete nach dem Modell, betrieb Landschaftsmalerei mit Leidenschaft und fing sogar an in Thon zu modellieren. Angelica Kaufmann versicherte ihn, sie kenne in Rom wenige, die in der Kunst besser sähen als er, und die andern meinten, bei fortgesetzter Uebung werde er noch mehr leisten könne, als blos zu sehen. Indeß Studium und Uebung halfen doch nichts; er brachte es nicht einmal zu einem tüchtigen Dilettanten.
(Lewes 1857, 86 f.)



Wenn man's selber machte, meinte er, wenn man das Werk im Entstehen begreife, dann werde es richtig begriffen; das paßte nun gut zu seiner dem Werden und Wechseln in der Natur zugewandten Forschungsabsicht und er beschloß, durch praktische Kunstübung und durch wiederholtes Beschauen diesen Gesichtspunkt sich zu erwerben und auf die Kunst anzuwenden.
(Meyer 1951, 355)



Seine zeichnerischen Versuche halfen wohl, daß er genauer sehen, die Aufmerksamkeit für die Dinge zu entwickeln lernte und daß er die Sehnsucht, sie anschauend zu erfassen, beschwichtigte. Aber im Rückblick des Alters erkennt er wohl, wie verkehrt es im Grunde von Anfang an war, eine künstlerische Aufgabe praktisch bewältigen zu wollen, wo die natürliche Anlage fehlte. [...] Später hat er das Zeichnen nur noch als eine behagliche Liebhaberei betrieben 'wie andre das Tabakrauchen'.
(Viëtor 1949, 100)



Die Erfahrung in Rom, der Umgang mit den Malern belehrte ihn darüber, daß er in der bildenden Kunst nie etwas Meisterliches werde leisten können.
(Viëtor 1949, 99 f.)

 

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