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Leopold Schefer

Kurzbiografie

Leopold Schefer (*30. Juli 1784 in Muskau − †16. Februar 1862 ebd.) wurde in jungen Jahren gemeinsam mit dem fast gleichaltrigen Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) unterrichtet, welcher später sein Vertrauter und Förderer wurde. Erste Gedichte und Kompositionen entstanden während Schefers Schulzeit. Seit 1799 besuchte er das Gymnasium und bildete sich seit 1804 in Muskau autodidaktisch weiter. Er wurde von Pückler an die Spitze der standesherrschaftlichen Verwaltung gesetzt. 1816 begann er eine von ihm als „Lebensuniversität“ bezeichnete Reise: Er verbrachte zwei Jahre in Wien, wo er bei Antonio Salieri (1750-1825) Musikunterricht nahm. Er ging nach Italien, traf den Althistoriker Barthold Georg Niebuhr (1776-1831) und besuchte das Grab von Johann Joachim Winckelmann (1717-1768). Weiterhin führte ihn seine Reise nach Griechenland, in die Türkei und den Vorderen Orient, bis er schließlich 1821 nach Muskau zurückkehrte. Pückler half ihm bei der Redaktion der Reisebriefe. Später lebte Schefer von Beiträgen für Zeitschriften, Almanache und Taschenbücher und von Zuwendungen der Schillerstiftung.
Von Schefers Reise handeln u.a. mehr als 70 Romane und Novellen, darunter „Göttliche Komödie in Rom“ (1841), „Graf Promnitz. Der letzte seines Hauses“ (1842) und „Der Hirtenknabe Nikolas. Oder der deutsche Kinderkreuzzug im Jahre 1212“ (1857). Das Gedicht „Eintritt in das geweihte Land“ ist eine Lobpreisung an das schöne Italien.

Gerd Gruitrooy



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Eintritt in das geweihte Land.

Italia, Italia!
Ich bin am Ziel, ich bin nun da,
Ich bin ja wach, es ist kein Traum –
Da steht im Frei’n der Orangenbaum!

Wie schlägt das Herz, wie bebt der Fuß,
Wie schwelgt das Aug‘ in Wonnegenuß!
Gegrüßt ihr Flüsse, die hier gehn,
Gegrüßt du Sonne in reinen Höh’n!

Der Heerden Geläut, der Hirten Gesang
Dringt süß in das Ohr von Bergeshang –
Gesegnet ihr Lämmer, die dort gehn,
Gesegnet ihr Hirten auf euren Höh’n!

Ein himmlischer Hauch, ein reifender Duft
Zieht säuselnd vorüber in lauer Luft –
Beglückt, die ihr hier die Gefilde baut,
Beglückt, wer hier bettelt und dieses schaut!

Da steht im Frei’n der Orangenbaum,
Ich bin ja wach, es ist kein Traum,
Ich bin am Ziel, ich bin nun da –
Italia, Italia!



Quelle:
Gedichte von Leopold Schefer. Dritte Auflage. Berlin: Verlag von Veit und Comp. 1847.

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