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Goethe, Schiller und die Goethezeit auf Google+

Adolf Friedrich Schack

Kurzbiografie

Adolf Friedrich Schack (*2. August 1815 in Brüsewitz bei Schwerin – †14. April 1894 in Rom) war Dichter, Literatur- und Kunsthistoriker. Der Diplomatensohn studierte in Bonn, Heidelberg und Berlin Jura. Anschließend wurde er preußischer Staatsbeamter und an das Kammergericht Berlin berufen. Schon ein Jahr später legte er sein Amt nieder und begab sich auf der Suche nach einer Linderung seiner körperlichen Leiden bis 1840 auf Reisen nach Italien, Ägypten und Spanien. Zurück in deutschen Landen nahm das Oldenburger Großherzogtum Schack erneut in den Staatsdienst auf und er war ab 1849 als Bevollmächtigter seines Heimatstaates in Berlin tätig. 1852 legte er auch dieses Amt nieder und zog sich in Privatleben zurück. Erneut unternahm er eine Reise nach Spanien, um vor Ort eingehend die Geschichte der Mauren studieren zu können. 1855 siedelte er nach München um, wo er sich dem Mäzenatentum verschrieb, Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften wurde und mit der Schack-Galerie eine wertvolle Gemäldesammlung schuf, die bis heute erhalten ist. Als Anerkennung seines Wirkens wurde er 1881 zum Ehrenbürger der Stadt München ernannt.
Vor allem Schacks Werk „Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sicilien“ (1865) gilt als ein bedeutender Beitrag zur Kunst- und Literaturgeschichte. Als leidenschaftlicher Verehrer der arabischen Kultur übersetzte er viele morgenländische Dramen und Dichtungen, so dass bereits 1886 ein großer Teil seiner Arbeiten in den „Gesammelten Werken“ (in sechs Bänden) herausgegeben wurde. Zu seinen eigenen Dramen gehören die Tragödien „Die Pisaner“ (1872), „Walpurga“ und „Der Johanniter“ (beide 1887) sowie die politischen Lustspiele „Der Kaiserbote“ und „Cancan“ (beide 1883). 1887 publizierte Schack seine Memoiren „Ein halbes Jahrhundert. Erinnerungen und Aufzeichnungen“ (in drei Bänden), die sich vor allem den Reisebeschreibungen widmen. Die Sammlung „Nachgelassene Dichtungen“ wurde 1896 posthum veröffentlicht.
Schacks Italienlyrik ist hinsichtlich der Motiv- und Themenwahl durchaus vielseitig. Zwar greift auch er sowohl Monumente vergangener Zeiten und die Sagengestalten der antiken Mythologie in seinen Versen auf, jedoch befasst er sich auch mit der jüngeren italienischen Geschichte wie den Kriegen zwischen Osmanen und der Republik Venedig.

Katharina Junk


 
 

 
[23]

Tizian.

Dir bring’ ich der Bewundrung Zoll,
O größter von Venedigs Söhnen!
Wie üppig mit dem Flor des Schönen,
Der deiner Werkstatt reich und voll
In ew’ger Blüthenpracht des Lenz entquoll,
Hast du geschmückt die theure Stadt!
Die Könige, die Kaiser warben
Um deine Gunst, denn ohne deine Farben
War ihrer Thaten Glorie matt;
Dich lockte Frankreich, lockte Rom,
Doch deinem Freistaat, wie sein Flügelleu,
Erhabner Tizian, bleibst du treu,
Und, ihn zu feiern, eher nicht versiegte,
Als mit dem Leben, deines Schaffens Strom.
Gleichwie, wenn Abends dich die Gondel wiegte,
Du unter dir bei Mondesglanz
Die Wunderstadt, die Siegerin von Byzanz,
In der Lagune zitternden Krystallen
Sich spiegeln sahst mit ihrem Marcusdom
 
 
Und ihren Tempeln, ihren Marmorhallen,
[24] So warf, was herrlich war in deiner Zeit,
Sein Bild in deiner Seele Spiegel;
Du prägtest es mit deines Geistes Siegel
Und schenktest ihm Unsterblichkeit.
In den Palästen, in den Dogensälen,
Den heitern Loggien über den Canälen,
An der Capellen und der Kirchen Wänden
Verschlangst du mit der Heiligen Legenden
Die Fabelwelt der Mythologen
Zum Kranz, der, leuchtend wie ein Regenbogen,
Venedig heute noch umstrahlt.
Was die Cornari, was die Loredanen
Vollbrachten unter des St. Marcus Fahnen,
Den spätsten Enkeln bliebs durch dich gemalt,
Ein Denkmal der erhabnen Ahnen,
Das sie ermahnt, zur Thatkraft sich zu stählen.
Auf deinen Tafeln ewig schauen sie,
Wie mit dem Meer die Dogen sich vermählen,
Und die Pisani und die Foscari,
Geführt von Dandolo, dem ernsten Blinden,
Dem hohen Weib Venezia
Ums Haupt die Siegeskränze winden.
 
Tief in des Menschen Seele sah
Dein Blick das Urbild seines Ich;
Du straftest die Natur der Lüge,
Daß seine falsche Maske wich,
Und zeigtest ihr die wahren Züge. –
Wenn durch des Ostmeers Purpurwogen
Die Ritter, erzgepanzert, zogen,
Um über fernen Königreichen
Des Freistaats Banner aufzupflanzen,
Kühn über Sterbende und Leichen
Stürzten sie sich in die Osmanenlanzen
Und zagten nicht, ihr Erdenkleid als Pfand
[25] Für ew’gen Ruhm dahinzugeben;
Wohl wußten sie, durch deine Hand
Erstehen würden sie zu neuem Leben.
So weit das Land, so weit das Meer
Von Venezianerwaffen starrte,
Ruhte dein Auge auf dem Heer
Und schwebte um die flatternde Standarte,
Bis sie zum Sieg die Streiter trug.
Des Schlachtgefildes fliehnde Gruppen,  
Die Krieger in Galeeren und Schaluppen,
Wie hin und her der Sturm des Kampfs sie schlug,
Du banntest sie mit deinem Zauberstab,
Und sieh! gefeit dastand das Schlachtgetümmel,
Die Todten kannten ferner nicht das Grab,
Und zu den Siegern neigten hoch vom Himmel
Die Engel palmenschwingend sich herab.
Für immer durch Cadores Schlucht
Wälzt sich des Kaiserheeres Flucht,
Und in Lepantos Felsenbucht
Treibt fort und fort das Kampfgewitter
 
 
Die Halbmondfahnen und die Mastensplitter
In Wirbeln auf der blutgetränkten Fluth.
Durch ein Jahrhundert, hoher Tizian,
So zogst du leuchtend deine Bahn,
Der Farben zauberliche Gluth
Wie ein Gewand um dein Venedig breitend,
Aufsahn, an dir vorüberschreitend,
Zu dir in Ehrfurcht drei Geschlechter.
Dir dankten seine Söhne, seine Töchter
Ein schönres Dasein, als dies ew’ge Werden
Und Untergehn, das unser Loos auf Erden.
Und als auch dir des Todesengels Kuß
Die Lippen nun berührt, die blassen,
Doch wollte nicht dein Genius
[26] Das herrliche Venedig lassen.
Oft noch in St. Johann und Paul
Sieht dich, umwallt vom weißen Lockenhaare,
Der Fremdling weilen vor dem Hochaltare,
Von dem dein heimisches Friaul,
Aus deinem hehren Bild die Schattenkühle
Der Alpenländer niederstreut.
Im Abendlicht oft nach des Tages Schwüle,
Wenn über den Canal vom Campanile
Hinwallt des Ave sterbendes Geläut,
Und nach und nach im Glanz der alten Zeiten
Die Stadt aufsteigt, dich sieht er in der Gondel gleiten,
Wie deine Seele sich des Anblicks freut.
Erst wenn die letzten Prachtpaläste
In die Lagune bröckelnd sanken,
Und um vermorschte Mauerreste,
Die hier und da im Spiel der Wellen schwanken,
Des Meeres Möven krächzend streichen,
Wirst du von der geliebten Stätte weichen.
 
 
 

Der Wasserfall der Tosa.

Strömst du vom Himmel nieder,
Krystallene Fluth?
Ist es der Aether,
Der in Tropfen silbernen Thaus
Zur Erde herabrinnt?
Von Felsen zu Felsen
Strahlende Brücken und Bogen spannend,
Taumeln die schäumenden Wogen
Dem Abgrund zu,
Stäuben, tausendfach gebrochen,
Mit Regenbogenschimmer
Wieder empor ins himmlische Blau;
Und zitternd im blendenden Sonnenglanz
Wetterleuchten die Lüfte
Ueber den hüpfenden Flocken des Wirbelschaums.
Zu Häupten wir hoch in der Unendlichkeit
Wie Glanz geschwungener Fackeln
Hin zuckt es von Gipfel zu Gipfel der Alpen,
Auf ihren Eisaltären
Die Abendgluth entzündend,
Und mächtig lodert empor der Brand,
Bis  e i n  Schleier wallenden Lichtes
Die hundert Schneehäupter umhüllt.
In das Brausen der stürzenden Wasser,
Die um mich und oben und mir zu Füßen
Im Donnertakt rollen,
Fernher ertönts aus Höhen und Tiefen
Wie Geisterstimmenchor.
Aus ihren Angeln gehoben
Kreist und wogt die Natur,
Taumelt, vom melodischen Sturm erfaßt,
Mit den Katarakten
Jubelnd von Klippe zu Klippe,
Und meine Seele taucht wie sie
In die heilige Fluth,
Sich in reinen Thau des Himmels zu lösen.
 
 
 
[86]

Dante.

Du, immer du! Wohin ich trete
Auf diesem Boden, den dein Fuß geweiht,
Im Weltgewühl der menschenvollen Städte
Wie in der Thäler Einsamkeit,
Erblick’ ich dich: in Vallombrosas Schlucht
Und hinter Gubbios düstern Wällen,
Und in Alvernias Klosterzellen,
Wo Frieden du umsonst gesucht.
Den Bergstrom, zwischen blitzgetroffnen Stämmen
Sich von der Apenninen Kämmen
Hinunterwälzend in den Felsenspalt,
Die Meerfluth, die um der Maremmen
Schon halb versunkne Küsten schluchzend wallt,
Hast deiner Seele Sprache du gelehrt,
Und, wenn durch Pisas Friedhofhallen,
Wenn durch die Schlösser, nun zerfallen,
Wo du dich in Verbannungsgram verzehrt,
Der Nachtwind streicht, trägt er aus ihnen  
Ans Ohr mir deine ewigen Terzinen.
 
Mit Erkergassen, Zinnenthoren
Aufsteigt vor mir die Stadt, die dich geboren.
Der düstre Wall, die erzumstarrten
Verließe und die Festungswarten –
Ist das Florenz, der blühnde Garten,
In dem, reich wie auf Erden nie zuvor,
Die Kunst gedieh und alles Schönen Flor?
Kriegsfahnen wehn auf Thürmen und Palästen,
Und durch die Straßen wälzt, die blutgenäßten,
Umleuchtet von dem rothen Schein der Flamme,
Der Bürgerkampf sich hin. Bei Brudermord
Und Waffenklirren, statt beim Lied der Amme,
[87] Erwachtest du zum Leben dort.
Nicht Kinderlust nicht Elternliebe waren
Gefährtinnen dir in den Knabenjahren,
Von jedem Antlitz starrte blaß
Dich Rachbegierde an und Haß,
Und schüchtern floh dein Herz und bang
In sich zurück mit seinem Liebesdrang.
 
Einst, da du, Jüngling noch, im Arnothal
Hinwandeltest durch den Cypressengang,
Sieh welche Helle, die, ein Himmelsstrahl,
In deines Innern Nachtgraun drang!
Beatrix schritt, des Portinari Kind,
An dir vorbei in andrer Mädchen Mitte;
Leicht lüftete der Frühlingswind
Den Schleier, den sie trug nach Jungfraun-Sitte,
Und, wie der Morgenröthe Purpurlicht,
Sich schaukelnd in der eignen Glanzesfülle,
Durch thau’ge Silberwolken quillt und bricht,
So wallten durch die leichtgewohnte Hülle
Die Strahlen ihrer Göttlichkeit.
Du standest mit gesenkten Blicken,
Da streifte dich der Saum von ihrem Kleid,
Und sanften Schauers rann Entzücken
Durch all dein Sein. Als du, der Festgebannte,
Aufsahst, verschwunden war sie wie ein Traum;
Doch hehr zu deinen Häupten stand
Der Liebe Gott an einer Wolke Saum
Und wies ein brennend Herz dir mit der Hand
Und sprach: „das ist dein Herz, o Dante!“
 
Ein neues Leben, wie im Reich des Lichts,
Hub für dich an, beseligt jede Stunde;
Nur hie und da von Beatricens Munde
Ein Wort, sonst heischtest du vom Leben nichts;
[88] Verklärt schien dir die Erde und geweiht,
Zurückgesunken Raum und Zeit,
Und Ewigkeit die schwindende Minute,
Wenn flüchtig nur ihr Antlitz auf dir ruhte.
 
Doch kurz das Glück; einst durch das Thor
Des Domes tratst du zum Beten,
Als Myrrhendüfte dir entgegen wehten;
Das Miserere scholl dir dumpf ans Ohr,
Und Jungfraun sahst du knien um einen Sarg.
Sie winkten dir, heranzutreten,
Es fiel der Deckel, der die Leiche barg,
Und o! sie wars, die wie ein heil’ger Tag
Am Himmel deines Lebens aufgegangen;
Wie Thau auf welken Lilien, so lag
Der letzte Schlaf auf ihren bleichen Wangen.
Lautjammernd sankst du auf den Schrein
Und riefst: „O Tod! Auch mich nun nimm hinab!
Was gilt mir noch die Welt und alles Sein?
Mein Weltall sinkt mit diesem Weib ins Grab.“ –
Und nieder mit der theuern Leiche
Stieg deine Seele zu dem dunkeln Reiche,
Den weiten, vielgewundnen Hallen,
Wo auf Gebeinen, die in Staub zerfallen,
Der Herrscher Tod in Allmacht thront.
Lang hat sie tief in unterird’scher Kammer
Bei der Geliebten Staub in stummem Jammer
Und sternenloser Nacht gewohnt
Und wurde mit dem Weh vertraut,
Das, seit der Erdentag gegraut,
Die wechselnden Geschlechter, dort begraben,
Mit sich hinabgenommen haben.
 
Gern hättst du Beatricens Grabesstätte
Auch dir zum ew’gen Ruhebette
[89] Gewählt, allein, bedrängt von wilden Banden,
Rief dich die Vaterstadt, die theure,
Daß durch der hochgeschwollnen Wogen Branden
Sie deine starke Rechte steure;
Und ziemte dir, dem Sohn, ein Nein?
Kühn durch den Hader der Partein
Mit dem Panier, das dir die Republik verlieh,
Schrittst du in den Palast der Signorie
Und bald, der Meute und des Haders satt,
Durch dich, der Ordnung und der Freiheit Wächter,
Freier aufathmete die Stadt;
Gebändigt schien der Zwiespalt der Geschlechter –
Jedoch des Haupt der Viper zu zertreten,
Ein Gott allein hätt’ es vermocht;
Im Grimm, der fruchtlos lang gekocht,
Vereinten mit den nahen Städten
Zu einem Bund die Schwarzen sich und Weißen,
Dich in den Untergang zu reißen.
Her vom Bargello tönt das Sturmsignal,
Der Aufruhr schwelgt, indeß dem Flammenzischen
Schwertschlag und Mordgeheul sich mischen,
Sich satt an der Zerstörung Mahl,
Und siegreich, als verrast des Kampfes Sturm,
Weht über halbzerstörte Gassen
Der Feinde Banner hoch vom Stadthausthurm.
Einsam stehst du, vom feigen Volk verlassen,
Das Haus der Alighieri deckt
Als Haufe Schutts, dran noch die Flamme leckt,
Vor dir den Boden, und dir in das Herz
Dringt wie ein Pfeil von glühndem Erz
Der Spruch: „Dante ist aus Florenz verbannt.“
 
Hinweg zogst du, die Seele nachtumflort,
Und schweiftest ruhelos mit schwanken Schritten
Von Ort zu Ort, dein Leib vom Frost zerschnitten,
[90] Vom Sommersonnenpfeil durchbohrt;
Dich, den Geächteten, den Flüchtling sah
Der Apennin in seinen Schluchtgewirren
Vom Mittelmeer bis an die Adria
Mit wundem Fuße hin und wieder irren.
O bitter ists, ein ungebetner Gast
Die fremden Treppen auf- und niedersteigen,
Zum frechen Hohn des Höflings schweigen,
Der nicht den Adlergeist des Dichters fasst!
Doch in Florenz harrt dein Scheiterstoß;
Was bleibt, als wandern, wandern ohne Rast?
So, auf der Erde heimathlos,
Verstoßen von den Menschen und der Zeit,
Fort triebs dich in die dunkle Ewigkeit,
Ins Reich der Nacht, das niegesehne Land.
Der Abgrund that sich auf zu deinen Füßen,
Wo die Verdammten ihre Frevel büßen,
Und Sündenkreise, Ringe hinter Ringen
Bis in das Erdenherz hinabgespannt,
Sich ins Unendliche verschlingen.
Abwärts, der Erste du der Staubgebornen,
Stiegst du zur Stadt des ew’gen Wehs;
Du sahst die Qualen der Verlornen
Im glühnden Wogenschwall des Schwefelsees,
In eisumstarrten Felsenklüften;
Und beim Geheul, das in den schwarzen Lüften,
Den sonnenlosen, ewig kreist,
Zu immer grausern Finsternissen
Vom Wirbelsturm hinabgerissen,
Ins Unermeßliche versinken wollte,
Erfaße vom Schwindel, dir der Geist,
Als noch aus tiefern, tiefern Spalten
Verzweiflungsruf wie ferner Donner grollte,
Und Schlag von Fäusten, die sich ballten,
Und das Geächz von unzählbaren
[91] Vom Reich des Lichts verstoßnen Schaaren
Im grausen Chore dir entgegenhallten.
Da durch der Höllenströme Tosen
Dringt sanfter Klang; die Melodie
Der Stimme, o wohl kennst du sie,
Die fernher aus dem Gränzenlosen
Leiszitternd wallt. Gesenkten Angesichts
Stehst du, indessen Ströme Lichts,
Ertragbar kaum den Menschensinnen,
Zur Abgrundtiefe niederrinnen.
Zu Häupten dir, noch weltenfern,
Dann nah und näher, lichtumwallt,
Schwebt eine himmlische Gestalt.
Sie ist es, deines Lebens Morgenstern,
Beatrix, nun von Erdenstaub und Grab
Zu Höhn, wohin kein Adler fliegt, erhoben.
Sie deutet mit dem Lilienstab,
Den ihre Rechte schwingt, nach oben;
Es weicht das Graun, das Reich der Nacht versinkt,
Du folgst der Göttlichen, wohin sie winkt,
Zu höherm, immer höherm Glanze;
Und, sie voran dir mit dem Sternenkranze,
Aufsteigt ihr, Kreise hinter Kreisen,
Zur Glorie dessen, den die Himmel preisen!
 
O sei mit uns, du Erster in der Reihe
Unsterblicher, die durch die Zeiten
Vor uns daher als Fackelträger schreiten!
Und sie auch, die aus deinem göttlichen Gedichte
Als hoher Angelstern auf uns herniederscheint,
Beatrix leg’ aufs Haupt uns ihre Weihe!
Wie nieder zu des Weltalls tiefsten Schlünden
Und aufwärts dir ins Paradies
Den Weg des Portinari Tochter wies,
[92] Zeigt so ihr Beiden uns vereint
Aus dieser Nacht des Jammers und der Sünden
Den Pfad empor zum ew’gen Lichte!
 
 
 
[102]

Römische Feste.

Rom 1864.

Weitstrahlend vom Capitole bis zum Salarathor
Sprüht nun die Girandole in Flammengarben empor,
Und, wie gleich Meteoren ihr Schimmer die Nacht erhellt,
Aufleuchtet mit seiner Foren verlaßnem Trümmerfeld,
Mit Tempeln und Aquädukten und Peters Riesendom
In breiten, lichtumzuckten Massen das ewige Rom.
 
Allein, ob Feste an Feste die heilige Stadt auch reiht,
Es sind nur welke Reste vergangener Herrlichkeit;
Wohl wallt nach Sitte der Väter vom Meere zum Apennin
Das Volk noch zum St. Peter, am Bilde des Heil’gen zu knien,
Es sieht das Schaugepränge, es hört den Feierchor,
Doch leer ziehn Bilder und Klänge vorüber an Aug’ und Ohr,
Erstorben ist der Glaube, erloschen für immerdar,
Von der Jahrhunderte Staude begraben sein Altar;
Ihn hat der Geist der Welten getroffen mit schwerem Fluch,
Nur als Gespenst noch selten entsteigt er dem Leichentuch
Und feiert in dunkeln Seelen sein Auferstehungsfest
Und baut in finsteren Höhlen bei Spinnen und Eulen sein Nest.
[103] Da klagt er, wie tief erblichen sein Glanz auf Erden sei,
Und ruft mit Formeln und Sprüchen die Geister der Nacht herbei – –
Und horch! aus Ritze und Spalte ihm schwören sie Eid,
Zurückzuführen die alte, die nächtlich dunkle Zeit,
Und, hoffend auf der ersehnten Glückstage Wiederkehr,
Begierig nach Pfründen und Zehnten, naht wimmelnd das schwarze Heer;
Sie alle, geschoren die Schädel, mit Kreuz und Scapulier,
Rauchfaß und Weihewedel, schwingen das Glaubenspanier,
Und Priester und Mönch und Nonne falten die Hände fromm
Und rufen: „Erlisch, o Sonne! komm, Reich der Finsterniß, komm!“ –
 
Doch seit in des Lichtes Quelle die Menschheit getaucht den Blick,
Wie kehrte sie aus der Helle je in das Dunkel zurück?
Nicht sehnt sich nach seiner Blindheit, wem das Auge genas
Noch sie nach ihrer Kindheit, als fromm sie im Meßbuch las,
Nur mit Entsetzensschauern denkt sie zurück an die Nacht
Der dumpfen Tempelmauern, drin einst sie die Tage verbracht;
Dort gleiten Gemordeter Schatten durch die Gänge in langem Zug,
Dort steigt von den steinernen Platten empor ein Blutgeruch,
Und durch der Orgel Schallen, durch Messe und Litanei
Tönt in den Bogenhallen Gemarterter Wehgeschrei.
 
Was lallen denn hochgeschwungen die Glocken jahraus, jahrein
Mit den metallnen Zungen die alten Litanein,
[104] Als breite sich über die Lande der Schleier noch der sie umfing,
Da an der Hildebrande Bannflüchen ihr Schicksal hing?
Nein, hebt zu der Sonne die Blicke, die strahlend am Himmel steigt
Und empor zu besserm Geschicke, die Pfade den Sterblichen zeigt!
Die Stirne, die Seele badet in des Lichtes himmlischem Strom,
Seht, heller und heller entladet sein Glanz sich über Rom!
Aus ist der Schlummer, der bleiern lang über der Erde lag,
Und wollt ihr Feste feiern, so sei es der große Tag,
Als gleich den Marmorgestalten, die drunten der Schutt begrub,
Wieder die Welt der Alten aus der Gruft sich erhub,
Und über das Meer, in den greisen Locken den Lorbeerkranz,
Die Dichter der Griechen, die Weisen herzogen von Byzanz.
Das Fest der Auferstehung aus Glaubenswahn und Haß,
Der wahren Geistausgehung heiliger Tag ist das.
 
 
 
[205]

Epistel.

Noch immer huldigst du bei deinen Alten
Dem Landrecht oder ähnlichen Materien,
Indeß ich an den Arve-Katarakten
Schon weile, nah dem Zauberland Hesperien.
So mahne denn in wohlgemessnen Takten
Dich dieser Brief an die verheißnen Ferien
Und locke dich aus deinem Hinterpommern
Zur Reise nach Italiens ew’gen Sommern!
 
Italien! In ew’ger Lust beseligt
Liebt dort der Himmel seine Erdenbraut,
Nicht wie bei uns, wo bei dem blassen Schneelicht
Der eine gähnend auf den andern schaut –
So gähnen Zwei, aus Convenienz verehlicht,
Schon am Altar sich an, wenn kaum getraut,
Und gähnend schleicht die Frau gleich nach der Heirath
Zur Küche, zu den Akten der Kanzleirath –
 
Nein, flammend küßt, verklärt von altem Ruhme,
Der Himmel dieses unter allen Ländern
Und füllt den Kelch der großen Sonnenblume
Mit seinen Strahlen, wie mit Liebespfändern;
Der Cactus sproßt, die Palme und Agrume,
Die Oleander glühn und Rhododendren,
Und süß, wie aus der Grisi Mund die Arien,
Entquillt der Duft den Blüthen und Nectarien.
 
[206] Wohl lieblich ist’s, durch dichter Wälder Schauer,
Durch der Cypressen immergrünen Hain,
Vorbei zu ziehn an manch antiker Mauer,
Wo alter Ruhm zerbröckelt im Gestein;
In Träume wiegen wechselnd Lust und Trauer,
Die Zwillingsschwestern, deine Seele ein,
Indeß im Laub Cikaden oder Grillen
Von Thau betrunken, ihre Lieder schrillen.
 
Und in die Ferne schweift dein Blick – tief hinten
Erglänzt das Meer, das du so oft durchschwammst,
Ein Zauberspiegel in des Abends Tinten;
Indessen du begeistrungstrunken flammst,
Rauscht geisterhaft das Land der Terebinthen;
Der müde Führer aber, rothbewammst,
Klopft unbarmherzig auf das arme Maulthier,
Das trägt und keuchend hinschleicht wie ein Faulthier.
 
Jetzt geht es einen Berg hinan – getroster
Klimmst du empor zur lang ersehnten Rast,
Denn oben winkt als Nachtquartier ein Kloster;
Die Brüder grüßen den willkommnen Gast,
An dem Portale lockt dich ein bemooster
Steinsitz zur Ruhe nach des Tages Last,
Auch bringt dir einer von den guten Mönchen
Aus ihrem Keller gern ein volles Tönnchen.
 
Die Sonne senkt sich purpurglühnd im Westen,
Ein Abendstück von Poussin oder Claude,
Und magisch auf den alten Mauerresten
Vermählt sich mit der Dämmerung das Noth;
Die müde Flur erwacht aus den Siesten,
und gern vergißt man dieser Zeiten Roth
Und träumt sich in die gute Zeit der Classiker
Bei einem Glas Falerner oder Massiker.
 
[207] In Schlaf gewiegt dann von der Luft Gelull,
Hört man die Lieder, die man schon in Prima
Gelesen hat; die Liebe preist Catull,
Wenn auch nicht die von Platos Diotima
(Denn hier zu Land ist solche Liebe null
Und paßt nicht für das sonnenheiße Klima)
Virgil singt von Alexis die Idylle,
Horatius Flaccus sein Beatus ille;
 
Und freundlich reicht die liebliche Neära
Vom besten Cäcuber dir einen Trank
(Ein guter Wein, er schmeckt fast wie Madeira)
Mit feur’gem Arm umschlingst du sie zum Dank,
Vergessen sind die Schmerzen unsrer Aera,
Es webt der Rebe laubiges Gerank
Sich fest um euch, und wollustvolles Zittern
Bebt in der Zweige immergrünen Gittern.
 
Die Götter alle siehst du aus der Mythe,
Es kommt der Schalk, der flügelschnelle Eros,
Du siehst die schaumgeborne Aphrodite
Und um sie her Tritonen auf dem Seeroß;
Von Rom und Hellas naht die Heldenblüthe,
Ich nennte gerne hier dir jeden Heros,
Doch eignet sich das besser für ein Epos –
Die Namen siehe im Cornelius Nepos.
 
Drauf Morgens, dankend noch den guten Wirthen,
Ziehst du des Wegs, an dem in langen Linien
Sich die Cypressen reihen und die Myrten,
Du siehst durch ew’ge Lorbeergrün der Vignen
Verglühnde Feuer der Campagnahirten,
Und über Wipfel breitgezweigter Pinien
Tief hinten, überstrahlt vom reinsten Aether,
Die hehre Kuppel ragen von St. Peter.
 
[208] Todt, sagst du, sei dies Land? O nein! Die Sichel
Der Zeit hat noch nicht Alles weggemäht!
Noch lebt dort, was der Pinsel und der Stichel
An ewigen Gedanken ausgesät,
Noch blühen Sanzio und der große Michel,
Noch sind Petrarks Sonette nicht verweht,
Und immer noch gleicht manche schöne Donna
Vittorien, der herrlichen Colonna.
 
Komm denn von deinem eisumstarrten Pole,
Wo schläfrig stets die Sonne steigt und sinkt,
Wo ihr (so glauben sie am Kapitole)
Talglichte speist und dazu Tinte trinkt!
Ein frischer Wind beflügle deine Sohle
Zum schönen, fernen Ziele, das dir winkt!
Kurz, zieh aus deinem Pommern oder Jütland
Mit mir vereint in mein geliebtes Südland!
 
Fern bis nach Mittag richtend unser Steuer,
Betreten wir das himmlische Sicilien,
Und dort, nachdem des Aschenberges Feuer
Wir grüßten und des Ennathales Lilien,
Laß uns dem Dichter, jedem Deutschen theuer,
An seinem Grabe halten die Vigilien!
O daß dereinst an Galatheas Fluthen,
Wie ihm, so mir auch die Gebeine ruhten!
 
Er starb in der geweihten Syracusa –
Wohl richt’ger Syracusä, doch mein Reim
Erlaubt es nicht – wo er den Bienen zusah,
Wie sie am Hybla sogen ihren Seim,
Und auf Ortygia sang ihm Arethusa
Die Seele in die bessern Welten heim;
So zog er aus dem Vaterland des Bion
Geraden Weges in das ew’ge Zion.
 
[209] Sanft mag er ruhn im Land der alten Mythen,
Und mögen ihm des reinen Südens Lichter
Die Asche vor profanen Händen hüten!
Noch dort im Grabe, fürcht’ ich, grollt der Dichter,
An dem sich schwer versündigten die Scythen:
War neben ihm doch sämmtliches Gelichter,
Das sie an seiner Statt geschmückt mit Glorien,
Was neben Moccakaffe die Cichorien!
 
So schrieb ich von dem Lande der Gesänge,
Wo lauer Wind vom blauen Himmel weht,
Und nun genug! Zu sehr schon in die Länge
Hat sich mein Brief gedehnt und es ist spät;
Vom Thurme hör’ ich sieben Glockenklänge
Mich mahnen, daß die Post nach Deutschland geht,
Drum lebewohl! – Geschrieben zu Chamouni,
Hôtel de l'univers den zwölften Juni.
 
 
 
[210]

In der Brianza.

Dichte Wolken, schwer und dunkelnd,
Hängen nieder in das Thal;
Hie und da, die Nacht durchfunkelnd,
Zuckt herab ein Wetterstrahl,
Daß die schlaferfüllten, stillen,
Halb im Laub versteckten Villen
An den blauen Alpenseen
Und im Lorbeergrün die blassen
Marmorbilder der Terrassen
Aus dem Dunkel auferstehn.
[211] Donner nun! Von hellern Blitzen
Wird durchflammt die Finsterniß,
Und die weißen Gletscherspitzen
Leuchten durch der Wolken Riß;
Längs der grünen Rebenmauern
Zittert heißes Wonneschauern,
Und in Wollust bebt die Flur,
Da die ersten Tropfen rauschen;
Aber mag’ ichs, zu belauschen
Dieses Brautfest der Natur?
 
 
 
[212]

Notturno.

Heimwärts ging der letzte Beter
Von dem Bild der lieben Frau;
Nur noch selten fliegt ein später
Nachen durch das Wogenblau;
[213] Sommerliche Lüfte holen
Aus dem Kelche der Violen
Düfte, heiß und athemschwer,
Und auf weißer Lilien Spitzen
Hüpfen, gleich verirrten Blitzen,
Rothe Flammen hin und her.

Siehe! und Johanniskäfer
Schweben leuchtend durch die Nacht;
Glaub mir, Kind, es sind für Schläfer
Solche Stunden nicht gemacht!
Lud in solcher Nacht Juliette
Doch zur trauten Minnestätte
Den geliebten Romeo,
Und sie kosten Wang’ an Wange,
Bis beim Lerchen-Frühgesange
Er aus ihren Armen floh!
 
Leicht empor auf die Terrasse
Schwing’ ich mich aus meinem Boot;
Komm! und auf dies sehnsuchtblasse
Antlitz breite neues Roth!
Laß uns ruhn im sanftverwirrten
Dickicht von Jasmin und Myrten,
Wo sich Zweig mit Zweig verschlingt,
Und kein Licht, das uns verrathe,
Nur der flammenden Granate
Schimmer aus dem Laube dringt!
 
 
 

Auf Capri.

Hier mein Leben möcht’ ich verträumen
Ueber der Brandburg am leuchtenden Meer;
Jubelnd in den unendlichen Räumen
Schweift auf den Wellen die Seele einher;
 
[214] Wiegt sich an hallenden Felsengestaden,
Wo auf den Klippen die Goldfrucht reift
Und mit Duft der Citronen beladen
Ueber die Fluth der Südwind streift;
 
Schlummert in Grotten und dämmernden Hallen,
Taucht in der Wasser verborgensten Schacht,
Wo es von Perlen und bunten Korallen
Funkelt und blitzt in der purpurnen Nacht.
 
Wenn im Sturme sich bäumen die Wogen,
Tragen sie mich auf dem gleitenden Saum
Durch die siebenfarbigen Bogen
Die sich wölben über dem Schaum,
 
Und zu gähnenden Fluthabgründen
Stürz’ ich hinunter mit dem Orkan,
Bis wo den flammenden Kraterschlünden
Brausend entquillt der Ocean.
 
Wieder dann droben, nahe dem Himmel,
Jauchzt die Seele im lichten Azur,
Singt mit dem donnernden Wogengetümmel
Deine ewige Hymne, Natur!
 
Und als zerrinnende Welle im Meere,
Doch wie du selber unsterblich und groß,
Kehr’ ich im Geiste, du Göttliche, Hehre,
Heim in deinen allheiligen Schooß!
 
 
 

La Cava.

Mit ihren Heerden kehren heim die Hirten,
Indessen langsam sich die Sonne senkt
Und Wald und Flur und das Gebüsch der Myrten
Mit ihrem Strahlenregen tränkt.
 
[215] Schon liegt der Schatten auf den Rebgeländen
Und in den Schluchten, wo der Bergstrom rollt,
Die schlanken Pinien an den Felsenwänden
Nur schimmern noch im Sonnengold.
 
Auf Berg und Thal welch märchenhaftes Schweigen!
Kaum daß der Abendwind die Schwinge regt
Und aus den Mandel-, den Granatenzweigen
Die heißen Düfte weiter trägt.
 
Und dennoch durch die allgeheime Stille
Schleicht, kaum vernehmbar, ein gedämpftes Ach!
Und schluchzt durch Schmelz und Duft und Blüthenfülle
Hernieder mit dem Silberbach.
 
Und laut und lauter klagt es, wie im Westen
Des Lichtes letzter matter Schein verfliegt,
Und sanft der Nachtwind in den Lorbeerästen
Die Nachtigall in Schlummer wiegt.
 
O große Mutter, das ist deine Trauer!
Weg scherzt des Tages bunter Glanz sie nur,
Nachts aber weinst in dichter Haine Schauer
Du deine Schmerzen aus, Natur!
 
 
 
[216]

Aus Sicilien.

Hier am Berghang wollen wir ruhn,
Uns an der Quelle zu laben!
Unter Myrten und Rosen nun
Werde die Sorge begraben!
 
Schwer sind dem Wind von des Hirtenrohrs
Sterbenden Tönen die Schwingen,
Während im Laub des Cicadenchors
Schmetternde Stimmen verklingen.
 
 
[217] Sanft gewiegt von dem säuselnden Hauch
Zeigt und verhüllt mit dem Wipfel
Die Cypresse den wallenden Rauch
Ueber dem Aetnagipfel.
 
Schlummer, komm, und entführe still
Uns in die duftenden Weiten,
Wo durch die Wiesen von Asphodill
Selige Schatten gleiten!
 
 
 
[219]

La Zisa bei Palermo.

Hinab vom Schloß Arabischer Emire,
Das aus dem Garten aufragt hochgezinnt,
Lass’ ich die Blicke gleiten und verliere
Mich in ein Blüthenlabyrinth.
 
Fern über Pinien mit dem breiten Schirme
Und über Gärten voll der Aloe,
Bleikuppeln, Dome und Normannenthürme
Am Klippenstrand der blauen See!
 
Noch gießt, wie zu der Zeit der Sarazenen,
Das Schöpfrad Wasserfülle durch das Thal,
Zum Regenbogen bricht auf den Fontainen
Noch blitzend sich der Sonnenstrahl.
 
Und aus der Schlucht herab, wo Indiens Feige
Auf sonnverbrannten Zackenfelsen glüht,
Schwebt müden Fittigs durch die Mandelzweige
Das Wüstenkind, der heiße Süd.
 
Gleich einer Sultanin, die nach dem Bade
Im Palmenhaine, Märchen-lauschend, liegt,
Ruht wollustvoll Palermo am Gestade,
Vom Wellenschlag im Traum gewiegt.
 
[220] Doch Nachts, so sagt man, oft geht durch die Wogen
Ein dumpfes Murmeln, schäumend wallt die Fluth,
Schwarz thürmen Wolken sich am Himmelsbogen,
Durchflammt von rother Nordscheingluth.
 
Und Blitze zucken, Donner rollt, Walkyren
Mit goldnem Helm ziehn durch die Nacht hindurch,
Mit Krachen öffnen sich die ehrnen Thüren
Zu Odins hoher Götterburg;
 
Und Schiffe sieht man schwanken; Waffendröhnen
Und Kriegerruf, vom Sturme halb gedämpft,
Hallt auf dem Meer, wo mit den Wüstensöhnen
Des Nordmanns Heere lang gekämpft.
 
 
 
[362]

Auf einen Granatenzweig.

Dank, Freundin, daß dem Wintermüden,
Den hier des Nordens Eis umstarrt,
Von dir und dem geliebten Süden
Ein Gruß in diesem Zweige ward!
 
Schon hat, getränkt von meiner Schale,
Er sich mit Blüthen reich geschmückt,
Und duftet wie im Mühlenthale
Amalfis, wo du ihn gepflückt.
 
Und während matt durchs Flockentreiben
Die bleiche Sonne draußen strahlt,
Und Blumen Eises an die Scheiben
Der frostige December malt,
 
Schwebt mir beim Frühlingsduft hier innen,
Der aus den rothen Kelchen quillt,
Im Traum und Wachen vor den Sinnen
Dein und Italiens Zauberbild.
 
Hoch seh’ ich ob den Meergestaden
Dich an den Felsenrand gelehnt,
An dem mit schäumenden Cascaden
Die wilde Schlucht der Mühlen gähnt.
 
Den Schellenklang der Tarantellen
Vernehm’ ich, der das Thal durchhallt
Und rauschend mit den Wasserfällen,
Den tosenden, nach oben schallt;
 
Gelächter und Gesang dazwischen,
Halb von der Fluth nur übertäubt,
Die donnernd hier und dort mit Zischen
Hinsinkt und wieder aufwärts stäubt;
 
[363] Und zitternd bei dem Wogenrollen
Senkt ein Granatbaum an dem Rand
Die Aeste tief, die blüthenvollen,
Hinunter von der Felsenwand;
 
Du aber beugst dich zu der Neige
Des Abgrunds, über dem er hangt,
Und einen brichst du mir der Zweige,
Der in dem reichsten Schmucke prangt.
 
Oft träum’ ich so, und beim Erwachen –
Sieh da! vor Augen hab’ ich ihn;
Noch tönt im Ohre mir das Lachen,
Noch das Geklirr vom Tamburin.
 
Noch blitzt vom Schaum der Katarakte
Auf jedem Blatt der feuchte Staub;
Mir ist, als zittre von dem Takte
Des Wassersturzes noch das Laub.
 
Mag denn der Sturm des Winters wüthen,
Mich, Freundin, schützt ein Talisman;
Stets haucht mich aus des Zweiges Blüthen
Dein und Italiens Odem an.
 
 
 
[504]

In den Apenninen.

Unter grüner Eichen Aesten
Und der Pinien dunklen Kronen,
In den ewigen Palästen
Der Natur hier laß uns wohnen.
Und, wo zwischen Lorbeerrosen,
Zwischen wilden Erdbeerbäumen
Thalhinab die Bäche tosen,
Einsam, weltvergessen träumen.
 
Einen Kranz von Lotos schlingen
Wollen wir in unsre Locken,
Und ums Haupt uns duftend klingen
Sollen seine Blüthenglocken,
Während beim Gesumm der Bienen,
Bei dem Schall der Hirtenpfeifen,
Wir der düstern Apenninen
Felsenwildnisse durchstreifen.
 
Bald der Wipfel mächt’gem Brausen
Und dem Lispeln, all dem Regen
Lauschend wir, bald in den Pausen
Unsrer eignen Herzen Schlägen,
[505] Und mit hohem Klopfen sollen
Sie einander Kunde geben,
Wie wir, für die Welt verschollen,
Einer nur dem Andern leben.
 
 
 

Aurelia.

1.
Geflohn hab’ ich die gelbe Tiber,
Und dich, o Weib, das mich betrog,
Als Liebe mir, ein glühend Fieber,
Am Mark des Lebens sog.
 
Doch, ob uns Himmelweiten trennen,
Noch klopft mein Herz mit wildem Schlag,
Und heiß die Wange fühl’ ich brennen,
Wie an dem Scheidetag.
 
Der schwarzen Augen sengend Feuer –
Wollüstig wallt durch Geist und Sinn
Mir noch von ihm ein immer neuer
Gluthstrom entnervend hin.
 
Und, fliehend auf entlegnen Meeren,
Fleh’ ich umsonst die Sterne an,
Die umbarmherz’gen, mich zu lehren,  
Wie ich vergessen kann.
 
 
 
[508]

Fontana Trevi.

Früh schon hab’ ich, fast noch Knabe,
Meine Lippen so wie jetzt,
Quelle Trevi, an der Labe
Deiner reinen Fluth genetzt.
 
Und von deinem Zaubertranke
An die ew’ge Stadt gebannt,
Jahr für Jahr, der Sehnsuchtkranke
Zog ich an den Tiberstrand.
 
Saß auf bröckelndem Gesteine,
Wo Metellas Asche ruht,
Schweifte in Egerias Haine,
Schlürfte, Quell, von deiner Fluth.
 
[509] Und auf mich, da der Albaner
Berge wieder vor mir blaun,
Seh’ ich nun als ernsten Mahner
Cestius’ Denkstein niederschaun.
 
Seis! Muß ich zum letzten Male
Schöpfen aus dem Trevi-Strom,
Noch die randgefüllte Schale
Weih’ ich dem geliebten Rom.
 
 
 

Venezia.

Am Strand der Insel, wo Venedigs Todte
Auf stillem Friedhof bei einander ruhen,
Gelandet war ich jüngst im leichten Boote.
 
Dort, wo ich seit dem Frühling oft gesessen,
Nun blinkten weiß im Reife des Novembers
Zu Häupten mir die mächt’gen Grabcypressen.

Ringsum, gemeißelt auf die Marmorplatten,
Entgegen schauten mir die Züge derer,
Die drunter sich im Staub gebettet hatten.
 
Und denkend an Venedigs große Tage
Späht’ ich, ob nicht ein Stein der Loredani,
Pisani, Barbarigo Namen trage.
 
Vergebens! Die Geschlechter sind verschollen,
Die Kön’ge einst besiegt; ihr Ruhm lebt einzig
Noch in verstaubter Pergamente Rollen.
 
[510] So sinnend neben einem Leichensteine
Lehnt’ ich, indessen an den höchsten Alpen
Der Tag erlosch mit letztem blassen Scheine.
 
Da kam der Sohn des Gondoliers gesprungen:
Schnell! Schwer wird sonst die Heimfahrt. Tiefer Nebel
Hält schon im Süden Stadt und Meer umschlungen.
 
Er zog mich in die Gondel mit der Rechten,
Und zu den Rudern griffen Sohn und Vater,
Daß sie zurück mich nach Venedig brächten.
 
Still war das Meer; doch graue Nebel wallten
In langem Zuge rings heran und legten
Auf die Lagune sich in schweren Falten.
 
Die Beiden thaten kräft’ge Ruderschläge;
Lang fuhren wir; allein nicht Stadt noch Ufer
Erschien; das Boot glitt langsam hin und träge.
 
Da vor uns ferne her erschollen Stimmen,
Gesang, im Nachthauch fluthend, drang ans Ohr mir,
Und Lichter sah ich durch das Dunkel glimmen.
 
Und uns entgegen aus dem Nebelflore
Schwamm eine Barke; tief verhüllte Männer,
In Händen Fackeln, sangen drin im Chore.
 
Inmitten war als wie zur Todtenfeier
Ein Katafalk erbaut, und auf ihm ruhte
Ein hohes Weib, umwallt von schwarzem Schleier.
 
Wohl kannt’ ich sie, die blitzend von Juwelen,
In Prachtgewanden ich auf manchem Bilde
Gesehen in des Dogenschlosses Sälen.
 
[511] Ein matter Schimmer spielte um das bleiche
Gesicht der Todten, ihr zu Füßen lagen
Die Banner drei besiegter Königreiche.
 
An meiner Seite sank aufs Knie der Knabe;
Doch ernst die Hände faltend, sprach mein Schiffer:
Venezia ists; sie führen sie zu Grabe.
 
 

Die Glocken des Campanile.

Auf Kuppel und auf Mauerkranz
San Marcos ruht noch Sonnenglanz;
Doch zu der Marmorbilder Fuß
Und auf des Platzes weiße Platten
Hinbreitet sich der Abendschatten,
Indessen sanft der Engelgruß
Vom Campanile niederwallt
Und auf und nieder flügelleicht
Der Taubenschwarm die Luft durchstreicht.
Empor zum Kuppelkreuze bald
Sich schwingen sie im zack’gen Flug,
Bald daß aufs Evangelienbuch
Des Heiligen sie niedersinken,
Daß in des Abends letztem Strahle
Sich sonnend, aus der Weiheschale,
Die seine Rechte hält, sie trinken.
 
Die schlanken Säulenreihn entlang
Durch der Arkaden Laubengang
Wogt vor Venedigs altem Dom
Im Festgewühl des Volkes Strom.
Zu eng fast scheint der Raum, der weite;
[512] Und wie ich mit den Andern schreite,
Der wechselnden Geschlechter all
Denk’ ich, die bei der Glocken Schall
Vordem wie ich hier hingeschritten.
Der Schleier, der vor unserm Geist
Vorzeit und Zukunft deckt, zerreißt.
Vor sechs Jahrhunderten inmitten
Von ungeheurem Volksgedränge
Steh’ ich; um mich im Festgepränge
Erglänzt von wehenden Standarten
Der Platz gleich einem Frühlingsgarten.
Durch Sammt und Seide, farbenbunt,
Giebt sich Venedigs Adel kund,
Und weiße Federbüsche zieren
Die Häupter selbst den Gondolieren;
An Fenster, auf Balkon und Dach
Drängt sich die Menge tausendfach.
Hin durch die Schaaren geht ein Tosen;
Nach der Piazzetta neugiervoll
Starrt jedes Auge; horch, Geroll
Von Ankern! Jubel der Matrosen
Schallt wolkenauf her vom Kanal.
Gereiht ist weithin vom Palast
Des Dogen bis zum Arsenal
Und zum Rialto Mast an Mast.
Der Siege und des Ruhmes satt,
Aus der erstürmten Kaiserstadt
Kehrt Dandolo, der hehre Greis,
Zurück in seiner Ritter Kreis.
Es folgt in Waffen und in Wehr,
Mit Beute von zerstörten Reichen,
In hundert Schiffen ihm das Heer;
Im Morgenlichte schimmert weiß
Auf Aller Brust des Kreuzes Zeichen,
Der Glanz der Waffen und der Speere
[513] Hüpft von Galeere zu Galeere.
Nun grüßt mit lautem Glockenspiele
Die Kehrenden der Campanile
Das Haupt entblößen alle sie
Beim Klang der theuern Melodie.
Und schon, um für des Zugs Gelingen
Dem Heil’gen seinen Dank zu bringen,
Vom Bord tritt an des Führers Hand
Der blinde Doge an das Land.
Dort harrt der große Rath auf ihn,
Und einen Purpur-Baldachin
Auf seinem Haupte haltend schreiten
Zehn Senatoren ihm zu Seiten,
Bis bei des Volkes Jubelrufen:
„Heil, Heil dem Dogen Dandolo!“
Er aufwärts steigt die Tempelstufen.
Die Ritter folgen heimkehrfroh,
Und aus den Schiffen Mann für Mann
Wogt dichtgedrängt das Heer heran;
Auf Fahnen, flatternd vor dem Zuge,
Hinschwebt im stolzen Siegesfluge
Des heil’gen Markus Flügelleu.
Beim Glanz der Helme, Lanzenspitzen,
Der Panzer und der Schilde Blitzen
Geblendet senkt der Blick sich scheu.
Nun fluthend durch des Tempels Thor
Erschallt der Priester Feierchor;
Dort dankt beim Klang der hohen Mette
Der Doge an geweihter Stätte
Dem Herren, der gestürzt durch ihn
Den Kaiserthron des Constantin.
Doch außen von dem Platz der Landung
Was wogt heran wie Meeresbrandung?
Das Viergespann von eh’rnen Rossen,
Von des Lysippus Hand gegossen,
[514] Das hoch hernieder auf Byzanz
Gefunkelt in der Sonne Glanz,
Herführt es in Venedigs Port
Ein Riesenschiff an seinem Bord.
Durchs Volk, das sich in Haufen ballt,
Dann wieder auseinander wallt,
Getragen auf Gefangner Rücken
Wird nun die Gruppe der Colosse;
Den Dom San Marcos soll sie schmücken.
Vorüber an des Dogen Schlosse
Zum Tempelthor sind sie gelangt,
Und oben tritt auf den Altan,
Der reich im Schmuck von Fahnen prangt,
Der Doge hin, sie zu empfahn.
Empor bis wo sie stehen sollen,
Gewunden werden sie an Rollen,
Und von den Dächern und Terrassen
Tönt Jubel dichter Menschenmassen,
Wie oben von des Doms Estrade
Die ehrnen Griechenrenner kühn
Hinab auf Stadt und Meergestade
Das Feuer ihrer Nüstern sprühn. – –
 
Der Lärm verstummt, das Bild entweicht,
Des Abends tiefe Dämmrung legt sich
Rings um mich her, ein Ton kaum regt sich.
Hin übern Platz nur selten schleicht
Noch eine schwankende Gestalt!
Herab vom Campanile hallt
In matten Klängen Grabgeläut –
Das ist nicht gestern, ist nicht heut;
Ich fühle, daß zukünft’ge Zeiten
Mir um das Haupt den Schleier breiten.
Zur Seite schimmern blaß im Licht
Des Mondes, der durch Wolken bricht,
[515] Halb hingestürzte Säulenreihn.
Noch aufrecht steht die große Halle,
Doch schleicht voran dem nahen Falle
Ein leises Knistern durchs Gestein.
Der Marcusdom liegt in Ruinen:
Mit dem Gewölbe über ihnen
Ragt in der Mitte noch der Chor
Aus Trümmern und aus Schutt empor,
Und niederschaut in ernster Trauer
Der große Christus von der Mauer.
In Staub sind, der den Boden deckt,
Die Heil’genbilder hingestreckt.
Ich schreite weiter fort zum Strand,
Doch finde den Palast nicht mehr;
Nur eine Wildnis allumher
Ist die Piazetta, wo er stand,
Voll Nesseln, die im Windhauch schwanken;
Gehemmt wird mir der Schritt von Ranken,
Die sich um meine Füße schlingen.
Am Boden mit gebrochnen Schwingen
Zertrümmert liegt dein Löwe da,
Unsel’ge Stadt der Adria!
Geringelt um den Hals in langen
Windungen sind ihm wilde Schlangen.
Mein Tritt hallt dumpf auf Steinen hin
Und Gräberplatten, halbversunken,
Die mit der Emo, Vendramin,
Der Barbarigo Namen prunken.
Hinglimmend über Säulenstücke
Gelang’ ich an die große Brücke
Und schaue nieder auf die Fluth,
Die reglos mir zu Füßen ruht.
Ich lausche in die Ferne bang:
Kein Ruderschlag, kein Fischersang;
Verhallt ist das Geläut, ringsum
[516] So wie in Gräbern Alles stumm.
Leck liegt, mit Wasser angefüllt,
Nur eine Gondel noch am Pfahle,
Und zu den Seiten am Kanale,
In blasse Nebel eingehüllt,
Reihn sich die morschen Mauerreste
Der Kirchen und der Prachtpaläste.
Von ihrer Steine Sturz tönt leise
Zum Ohre mir der Widerhall,
Ich seh’ im Mondenlicht, wie Kreise
Das Wasser zieht bei ihrem Fall.
Herüber da vom Redentore
Dringt Meßgeläute mir zum Ohre,
Ein Requiem, vernehmbar kaum
Von einem Geisterchor gesungen.
Nochmals hebt lallend, wie im Traum,
Der Glockenturm die ehrnen Zungen.
Doch plötzlich seh’ ich, wie er wankt;
Die Quadern lösen sich, er schwankt;
Der Boden längs der Riva zittert;
Die Häuser, Kirchen, die verwittert
Am Ufer dastehn wie Skelette,
Versinken ins Lagunenbette.
Und an dem öden Inselstrand,
Wo ehedem Venedig stand,
Ragt nur noch hie und da ein Thor,
Ein Bogen aus der Flut empor.
 
Das sind die Bilder und Gesichte,
Die, wenn mich in des Abends Lichte
Umwogt Venedigs buntes Leben,
Beim Klang der Glocken mich umschweben.  
 
 
 
[567]

Italien.

Zu ihr, zu der die Gletscherbäche
Südwärts hinunterjauchzen,
Noch einmal wend’ ich den Blick.
Wie unter der nordischen Eichen Dom
Ihre Riesenschwester Germania,
So unter Lorbeerwipfeln
Hält Italien die Siegesfeier.
Ein magischer Ring
Hat eure Geschicke, ihr Länder,
An einander gebunden –
Zu eurem Unheil, o wie lange!
Mit ihres Himmels schmachtendem Blau,
Ihrer Goldfruchthaine Duft und Glanz
Lockte die Zauberin des Südens
Deutschlands Fürsten und Völker
In ihre Armidagärten,
Daß sie bei Brunnenrieseln
Unter Myrtengebüsch und leuchtenden Marmorbildern
Nicht ihres Reiches und Volks mehr gedachten.
Dann aus Wollustträumen der Nacht
Fuhren sie auf;
An den eisernen Panzer
Pochte ihr Herz in Begier,
Ueber das Land der Götter zu herrschen;
Es zuckt das Schwert aus der Scheide,
Und hochauf schlug die Flamme des Kampfes;
Städte loderten und erstanden neu
Zum Rachekrieg aus der Asche;
Von Gift gewürgt
Sank der größte der Kaiser
Bleich auf den fieberathmenden Boden;
Selbst die Bande des Bluts
[568] Löste der Haß,
Ganze Geschlechter von Italiens Söhnen
Niederwälzte die modernde Schlacht,
Und als verhallt der Schwertschlag,
Der Siegesruf und die Todtenklage,
Erschöpft, ohnmächtig lagt ihr beide,
Ein Hohn und Spott dem Fremden.
 
Sei denn, wie einst zum Verderben,
So nun auch zum Heil, eur Schicksal
Unauflöslich verbunden,
Und, wie in  e i n e r  Sonne Mittagsglanz
Eur Auferstehungsfest ihr feiert,
So schreitet Arm in Arm
Der größten Zukunft entgegen.
 

 

 
Quelle:
Gesammelte Werke des Grafen Adolf Friedrich v. Schack. In sechs Bänden. Zweite verbesserte und
vermehrte Auflage. Zweiter Band. Inhalt. Weihgesänge. – Gedichte. – Lotosblätter. Stuttgart: Verlag
der J. G. Cotta’schen Buchhandlung 1884.
 
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