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Goethes Italienische Reise

Jutta Assel | Georg Jäger

Neapel: Volksleben

Folge I: Straßen- und Strandszenen

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Stand: Januar 2016

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Gliederung

1. Bilder und Texte
2. Rechtlicher Hinweis und Kontaktadresse

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1. Bilder und Texte

 Santa Lucia

[Hier beginnt] das Revier der Volksbedürfnisse, des Volkslebens, der Fisch- und Gemüsemärkte und der Schenken. [...] Vom Hafen an, um den sich aller Verkehr zusammenhäuft, der die unteren Klassen in Bewegung setzt und wie ein Zentralpunkt nach allen Seiten eine unglaubliche Tätigkeit, Arbeit und Industrie ausstrahlt, wächst die Bewegung des Gewerbes, des Volksbedürfnisse, des Volksgenusses. Diese ganze Seite sieht verwohnt, verlebt, verarbeitet aus. Der Kai ist schmutzig von Kohlenstaub und von unzähligem Material bedeckt, dichtgedrängt voll Lazaroni, voll Barkenführer, Fischer, Hausierer. Hier kauft der gemeine Mann seine Kleider und Schuhe, und diese Waren häufen sich in vielen engen Straßen. Jeglicher Artikel häuslichen Bedarfes ist hier vorrätig. Hier sind die Volksbutiken, die Kaffe- und die Likörschenken; hier stehen die Fruchttische, bedeckt mit schon in Scheiben zerlegten Orangen und Wassermelonen, die man für einen Tornese kauft und stehend verzehrt. Hier ist die Speise des gemeinen Mannes, die indische Feige, bereits geschält. Und hier sammeln sich auch die Straßensalons der Volksunterhaltung. Jeden Nachmittag sieht man in einer Winkelgasse im Hafen einen Vorleser aus einem abgegriffen Buch Romanzen-, Rittergeschichten, Räubertragödien nachdrücklich vor einem Zuhörerkreise vortragen. Auch der Schreiber sitzt hier, der Liebesbriefe schreibt. 

Ferdinand Gregorovius: Wanderjahre in Italien. Neudruck der Urausgabe. Wien, Leipzig: Bernina-Verlags-Ges. MBH o.J., Neapel, S. 370f.

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Oberes Bild: Napoli. Strada S. Lucia. Edit. N. Fiorentino - via Roma 262 - Napoli. Verso: Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.
Unteres Bild
: Napoli. Vicoli di S. Lucia. Verso: Edit. e. Ragozino, Galleria Umberto-Napoli. 4524. Gelaufen. Poststempel unleserlich.

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141 - Napoli - Vicoli di S. Lucia. Richter u. Co. Napoli. Verso: Cartolina Postale. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.

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Öffentlichkeit des Lebens

Die Oeffentlichkeit des Lebens erstreckt sich fast bis auf den Aktus der Geburt und des Sterbens. Fast alle Geschäfte und Arbeiten werden unter freiem Himmel abgethan; die lärmenden, wie die stillen Gewerbe handhaben ihre Werkzeuge vor den Thüren ihrer Botteghen. Schaaren bepackter Esel schleppen die Erzeugnisse der Gärten, Wasser, Wein etc. in alle Theile der Stadt; ihre Treiber und das Heer der Kleinverkäufer aller Lebensbedürfnisse von den Kaldaunen bis zum Kälberbraten, vom Musselin bis zum Kehrbesen, durchbrüllen die Straßen ohne Unterlaß. Kleine Ziegenherden, einzelne Kühe mit ihren Kälbern, geben mit ihren Glocken das Zeichen, daß sie bereit sind, sich auf Befehl melken zu lassen. An den Straßenecken sitzen die Scrivani oder Volkssekretäre unter Sonnenschirmen, Garköche und Apotheker üben ihre Kunst für Gesunde und Kranke, ungestört von der sie umfluthenden Menge. Die wandelnden Sorbettieri, Wasser- und Liqueur-Verkäufer laden alle Welt zur Erfrischung ein, und Pomona’s Gaben von der Dattel bis zum Kürbiskerne werden den Kauflustigen unter den Fenstern zum Genusse angebothen, die sich mittelst an Stricken befestigter Körbchen mit diesen Verkäufern, so wie auch mit ihrer Nachbarschaft ringsherum in Verbindung setzen. Pulcinelli, Cantastorie, Taschenspieler, Puppentheater, Prozessionen, Leichenzüge mit den gespenstergleich verkappten Bruderschaften, Volksprediger, bettelnde Nonnen und Mönche, militärische Janitscharen-Musik, das Geschrei der wegelagernden Krüppel, der in Grimm und Faustkampf entbrannten Weiber, der Ton der Tamburine und Kastagnetten, der Donner der Böller bei den zahlreichen Heiligenfesten, das Gerassel unzähliger Karossen, Kabriolets und Lastkarren mit den schellenbehangenen Pferden erhöhen Neapels Regsamkeit zum brausenden Meere, besonders in den Epochen der hohen Kirchenfeste, des Karnevals und während des Korso, welcher im Sommer über S. Lucia, Chiaja, und Mergellina; im Herbste über den Bommero in den Garten des Belvedere, und längst der Marina nach Portici, im Winter von S. Lucia durch die Straße Toledo bis zum botanischen Garten seinen Zug nimmt.

Cicerone in und um Neapel. Nach Romanelli, Marzullo, del Ré, Paolini, Vasi etc. An Ort und Stelle (im Jahre 1824) bereichert und berichtigt von J. K. kais. östr. Armee-Beamten. Mit Steindrücken. Erster Band. Brünn 1828. Bei Joseph Georg Traßler. S. 228-230.

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Linkes Bild: Napoli - Pallonetto di Santa Lucia. Verso: Signet (Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf). 8492. Edit. Brunner u. C., Como. Wiederholung des Signets im Briefmarkenfeld. Nicht gelaufen.
Rechtes Bild: Napoli. Pallonetto Santa Lucia. 74. Ediz. Artistica Richter u. C., Napoli. Propr. Riserv. Verso: Cartolina Postale. Nicht gelaufen.

 

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Napoli. Vicolo del Pallonetto a Santa Lucia. Verso: H. G. u. Co. Z. 14271. Deposé. Gelaufen. Poststempel 1922. Adressseite ungeteilt.

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Gebäude

Die Gebäude sind, besonders in den vorzüglicheren Straßen und Plätzen, größtenteils gleich an Form und Höhe, einfach und außer den Balkonen ohne architektonische Verzierung, mit vier, fünf bis sechs Stockwerken, statt den Fenstern mit Balkonthüren, statt den Dächern mit platten Terrassen versehen, auf welchen man lustwandelt, und immer eine herrliche Aussicht genießt. Die Erdgeschoße haben weder Thüren noch Fenster, sondern es sind Remisen ähnliche Gewölbe, welche mit ungeheuren, massiven Thoren geschlossen werden, oder für den Handel eingerichtete Butiken. Ueber dem Erdgeschoße stehet der Mezzano mit halber Zimmerhöhe, dann das primo und Secondo piano nobile: je höher oben, desto willkommner ist dem Neapolitaner die Wohnung, wenn es der Rang zulässt.

An Festtagen und bei freudigen Ereignissen sind die Balkone mit Seidenstoffen behangen und mitten über den Straßen große Flaggen aufgezogen: sonst sieht man auch häufig Betttücher und allerhand nasse Wäsche auf langen Stangen und Rohrstäben über die Balkone ausgebreitet. 

Cicerone in und um Neapel. Nach Romanelli, Marzullo, del Ré, Paolini, Vasi etc. An Ort und Stelle (im Jahre 1824) bereichert und berichtigt von J. K. kais. östr. Armee-Beamten. Mit Steindrücken. Erster Band. Brünn 1828. Bei Joseph Georg Traßler. S. 291.

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Linkes Bild: Napoli. Case vecchie alla Marina. E. Ragozino - Galleria Umberto, Napoli. - Color. E. Del Vecchio. Verso: Cartolina Postale. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.
Rechtes Bild
: Napoli - Basso porto. Verso: Signet (wasserspeiender Mädchenkopf). 8500 Edit. Brunner u. C., Como. Nicht gelaufen.

 

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Napoli. Basso Porto. E. Ragozino - Galleria Umberto, Napoli. - Color. E. Del Vecchio. Verso: Cartolina Postale. Nicht gelaufen.

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Einige Sonderbarkeiten in der Anlage von Neapel

Neapel ist auf Tiefen und Höhen erbauet, hat im Ganzen flache Dächer und viele abschüssige Straßen. Dies bringt eine Menge Sonderbarkeiten in der Lage hervor, die ich in keiner anderen Stadt bemerkt habe, von denen ich hier einige ausführen will. Ich fange bei meiner Wohnung an.

Wenn man hinter dieselbe geht, so befindet man sich auf einem freien Platze, neben welchem einige kleine Wohnungen sind, und im Grunde desselben sich die Häuser gegen St. Elmo zu erheben. Tritt man auf die linke Seite dieses Platzes, so sieht man sich auf einmal auf einer glatten Fläche, die durch die Kunst gemacht ist, und an der einen Seite eine niedrige Einfassung hat. Sieht man über diese hinweg, so erschrickt man, denn man sieht in eine große Tiefe hinunter. Wo befindet man sich? – Auf einem Dach eines hohen Hauses, und die Tiefe ist eine Straße, die nach St. Elmo hinaufführt. Näher nach meiner Wohnung zu geht man auf ein anderes etwas niedrigeres Dach, und von diesem kommt man  durch einige Thüren unter jenes höhere Dach. Es wohnen Menschen darunter, und zwar haben sie drei Stockwerke höher ihren Eingang, als die untern Bewohner des Hauses. Sie mögen diese, wenn sie auch schon Jahrelang mit ihnen in demselben Gebäude wohnen, nie gesehen haben. Sie beschäftigen sich mit dem Ausstopfen der Matrazzen, und arbeiten bei gutem Wetter gewöhnlich im Freien auf dem Dach, von welchem sie in ihre Wohnung hineingehen. Auf diesen Dächern versammelt sich auch an Feiertagen die Jugend umher, und spielt mit Kugeln.

Nach vorne zu ist die Lage meiner Wohnung fast eben so seltsam. Trete ich aus meiner Hausthür, so trete ich auf eine schönes Pflaster von Quadern aus Lava, und bin in einer abschüssigen Straße; aber ich stehe über dem Haupt anderer Menschen, die unter der Straße wohnen. Gehe ich einige Schritte rechts unterwärts und wende mich wieder links, so komme ich bei den Hausthüren der Menschen vorbei, über deren Kopf ich mich eben befand, und was das seltsamste ist, so befindet man sich hier wieder über dem Kopf Anderer, und würde, wenn man zu graben anfinge, auf bewohnte Zimmer stoßen. Ich will das Rätsel zu erklären suchen.

Meine Wohnung liegt nahe an der Höhe des Monte Dragone, und zu diesem führt von dem Largo del Vasto ein Weg im Zikzak hinauf, um ihn weniger abschüssig und bequemer zu machen. Wenn man in diesem Zikzak geht, so muß man nothwendig an der einen Seite die Höhe, an der andern das Abschüssige des Berges haben. Die Höhe ist senkrecht abgeschnitten, und in dieselbe haben die Menschen ihre Wohnungen eingegraben. Wenn man nun heraufsteigend bei denselben vorbeigeht, und sich in dem Winkel des Zikzaks wendet, so muß man nothwendig gleich nachher über sie hinwegkommen. Hier ist eine flüchtige Zeichnung davon:

AB ist die Grundfläche, AEDB der Berg, AG der Weg bis zum ersten Winkel des Zikzaks, GH der zweite, und HD der dritte; in FFFF sind die Wohnungen unter dem gepflasterten Wege; in C ist meine Wohnung, in i der alte verfallende Palast Brancaccio, DE ist eine Straße in der Stadt selbst, und diese ganze Seite des Berges macht gleichsam die Gränzen zwischen der eigentlichen Stadt und der Vorstadt Khiaja. Genau kann sie nicht bestimmt werden, weil beide unmerklich ineinander übergehen.

Die Wohnung C hat in der Lage große Vorzüge. Da keine Häuser, sondern nur die niedrige Mauer des Zikzaks, ihr gegenüber liegt, so hat sie eine vortreffliche Aussicht. Kein Schif kann in den Golf einlaufen, ohne bemerkt zu werden; ja wenn man auf dem Astrico ist, so braucht man sich nicht gegen die Meerseite oder gegen Süden zu wenden, um zu wissen, ob Schiffe einlaufen, man kann sich auch gegen Norden wenden, wie jener persische König, der sich, um den Sonnenaufgang zu sehen, mit dem Gesicht gegen Abend wandte.

Bei den Schiffen hier ist man seiner Sache noch weit gewisser. Nach der Landseite nämlich erhebt sich St. Elmo, und von der höchsten Mauer desselben werden Fahnen oder Kugeln ausgestreckt, wenn Schiffe sich nähern; ja man kann sogar aus der Farbe derselben wissen, was für Schiffe es sind.

Am Tische in seinem Zimmer sieht man die Insel Capri, und von seinem Sopha die Spitze des Pausilipp, oder des Cap Minervae. Von dem Balcon, oder dem Astrico aber ist die Aussicht so umfassend, daß ich Bogen davon vollschreiben müßte, wenn ich sie detailliren wollte, und ich bemerke nur, daß man den königlichen Garten Francaville dicht vor sich, und am Ende desselben den Palast dieses Namens sieht, in welchem Hakkert wohnte, und aus dem dritten Stockwerk in den Garten gehen konnte. Schöner wird er nie wohnen. Aber zurück zu den Sonderbarkeiten in der Lage Neapels.

Wenn man die Straße DE hinuntergeht, so kommt man über eine hohe Brücke. Unter dieser aber fließt kein Wasser, sondern ein Strom von Menschen, Wagen, Pferden und Eseln, die oft in dem engen Beet dicht zusammen gedrängt werden, und sich nicht selten stopfen. Kurz, es läuft eine Straße unter der Brücke durch, die Straße Khiaja, (die man von der Vorstadt Khiaja wohl unterscheiden muß) und die Brücke geht an hundert Fuß hoch quer über sie hinweg, von einem Berge zum andern.

Jenseits der Brücke ist ein freier Platz, von welchem man zur Rechten vermittelst einer Treppe in die untere Straße hinabsteigen kann. Wendet man sich zur Linken, so kommt man in eine schmale Gasse, die zum königlichen Palast hinunterführt. In dieser sind große Thorwege in den Häusern, und man kann bequem hineinfahren; geht man aber einige Schritte weiter, so sieht man plötzlich aus dem dritten Stockwerk hinaus. Ja in demselben Zimmer kann man aus dem einen Fenster bequem hinaussteigen, aus dem andern schaut man in eine große Tiefe hinab. Man könnte hier einen bösartigen Spaß machen, nach Art, wie Gil-Blas ihn erfuhr.

Helios der Titan oder Rom und Neapel. Eine Zeitschrift aus Italien von dem Verfasser des Natalis [d. i. Carl Friedrich Benkowitz]. Drittes Heft. Leipzig 1804, bey Heinrich Gräff. S. 96-102. - Karl Friedrich Benkowitz (1764-1807), Dramatiker und Lyriker.

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Napoli - Gradini S. Barbara. Verlag Stengel & Co., Dresden

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Napoli - Gradini S. Barbara.
Im Bild signiert. Stengel & Co., Dresden 19922.
Nicht gelaufen

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Linkes Bild: Napoli. Via di Basso Porto. Verso: Edit. E. Ragozino, Galleria Umberto-Napoli. 4521. Gelaufen. Poststempel 1917 (?).
Rechtes Bild
: Napoli. Una via al porto basso. Verso: Postcard. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.

 

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Linkes Bild: Napoli. Gradoni di Chiaia. Verso: N.P.G. [Neue Photographische Gesellschaft]. Diffida - le nostre edizioni sono depositate. Signet. E vietata ogni qualsiasi riproduzione. Postkarte. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.
Rechtes Bild
: Napoli. Gradoni di Chiaja. Verso: Cartolina Postale. Gelaufen. Poststempel 1925.

 

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Porta Capuana, "zur Zeit der Aragonesen der Haupteingang der Stadt, ein zwischen zwei Türmen eingefasster Bogen, 1484-95 errichtet, außen mit Bildwerken des Florentiners Giuliano da Majano (Trophäen, Wappen, die Schutzherren Neapels: San Gennaro und Sant' Agnello, Viktorien, Engel, prächtiges Ornament." Der auf den folgenden Postkarten noch sichtbare Aufbau wurde entfernt. Vielbesuchter Markt.

Unteritalien und Sizilien von Th. Gsell Fels. 4. Aufl. Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut (1902) (Meyers Reisebücher), S. 111.

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Oberes Bild: Napoli. Porta Capuana. Verso: Signet. Ragozino - Art Store - Naples - 21888-139. Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen.
Mittleres Bild: 0110- Napoli. Porta Capuana. Verso: Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.
Unteres Bild: Napoli - Porta Capuana. Verso: 41570 D.T. - Napoli. Im Briefmarkenfeld: Stampate in Italia. Beschrieben, nicht gelaufen. Datiert 1918.

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1219. Napoli vecchia - Intimità famigliare. Verso, Signet. Editeurs. L. u. L. Nicht gelaufen.

 

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Oberes Bild: 34. Napoli - Nuovo Rione S. Lucia. Verso, Edit.: E. Ragozino, Galleria Umberto I - Napoli. Carte postale. Nicht gelaufen.
Mittleres Bild: Napoli. Nuovo Rione S. Lucia - Visto dall' Hotel S. Lucia. Edit. e. Ragozino, Galleria Umberto-Napoli. Verso: Cartolina Postale Italiana. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.
Unteres Bild: Napoli. Marinella. Verso: Carte Postale. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.

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Fotos um 1900

Quelle: Neapel, seine Umgebungen und Sizilien von Hippolyt Haas. Bielefeld, Leipzig: Velhagen & Klasing 1911 (Land und Leute. Monographien zur Erdkunde; 17).

Pallonetto Santa Lucia in Neapel.
Abb. 31. Nach einer Photographie von Sommer & Sohn in Neapel.

[In Santa Lucia] kulminierte einmal Neapels Volksleben. Wer das unverfälschte und von der Kultur noch nicht übertünchte Tun und Treiben der bella Napoli von Grund aus kennen lernen wollte, der ging nach Santa Lucia. Und dort rollten sich dem Besucher Bilder auf, die an Urwüchsigkeit nichts zu wünschen übrig ließen [...]. In wenig sauberen Buden wurde allerlei Meeresgetier feilgeboten, vor dem uns ein gelinder Abscheu erfasste, das aber für die Neapolitaner zu den feinen Leckerbissen gehört. [...] Da hatte ein Weinhändler seinen Stand aufgeschlagen, in dem er seinen gepanschten rotbraunen Trank an die durstige Menge verkaufte, hier bot ein anderer Schwefelwasser an oder den verschiedensten Tand, buntfarbige seidene Tücher, Korallenhalsbänder, Zigarrenstummel - auch die haben in Neapel Wert - oder auch Heiligenbilder. Hart am Wasser hatte ein Geldwechsler seinen Tisch aufgestellt, vollbedeckt mit größeren und kleineren Häufchen von Kupfermünzen, die er mit einem geringen Verdienst gegen Silber- und Papiergeld umtauschte. Kinder, denen der Gebrauch der Seife entschieden unbekannt ist, rennen, lediglich nur mit ein paar elenden Lumpen bekleidet, dazwischen umher, keifende oder klatschende Weiber sitzen, ihren jüngsten Sprößling an der Brust, vor den hohen, malerischen, wenn auch nicht eben sehr reinlich aussehenden Häusern, aus deren Fenstern Wäsche zum Trocknen ausgehängt ist, oder ein ungekämmtes Frauenantlitz herabschaut. Auf den Steinfliesen der Straße sonnt sich der Lazzarone im schönsten far niente und schaut vergnüglich zu, wie eine sorgsame Mutter ihren Rangen den Kopf nach gewissen Insekten absucht und Knaben und Mägdlein ohne Badekostüm sich fröhlich im schmutzigen Hafenwasser tummeln. Dann Maccaroniverkäufer, vor deren Stand die weißen heißen Mehlschlangen geradezu heruntergeschlungen werden, während andere diesem verlockenden Schauspiel neidisch zusehen, weil ihnen augenblicklich die nötigen Soldi in der Tasche fehlen [...]. Ferner Kringelbäcker, die nicht genug von ihrer verzuckerten Ware schaffen können, um der Nachfrage gerecht zu werden, denn man reißt sich förmlich um die noch fetttriefend aus der Pfanne kommenden Fladen. Endlich der nie fehlende Pulcinell! Und das Ganze durchzittert von Gekreisch, Toben, Lärmen und Schreien in den allerverschiedensten Tonarten, in Dur und Moll, und dazu noch im Fortissimo! (S. 93f.)

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Frauengruppen von Santa Lucia in Neapel.
Abb. 39. Nach einer Photographie von Sommer & Sohn in Neapel.

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 Tarantella in einer Osteria.
Abb. 10. Nach einer Photographie von Sommer & Sohn in Neapel.

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Leichenzug der Kongregation des heiligen Franziskus.
Abb. 26. Nach einer Photographie von Sommer & Sohn in Neapel.

Ein prunkvolles Leichenbegängnis ist der letzte Wunsch des Neapolitaners, reich oder arm. Auch auf seinem letzten Wege ‚will er gesehen sein‘ […]. Und haben die Angehörigen kein Geld, um ihrem Toten einen anständigen und recht in die Augen stechenden Sarg kaufen zu können, so wird ein solcher gemietet. Das kommt sehr, sehr oft vor. Im schwarzverhängten Leichenwagen, der im Trauerschritt von ebenso ausstaffierten Pferden gezogen wird, den Galakutscher mit ernster Miene auf dem Bock, geleitet von kerzentragenden, kapuzenverhüllten Männern irgendeiner Kongregation, so wird der Tote an der Kirche vorgefahren, in der sein sterblicher Leib die letzte Weihe empfangen soll, und gravitätisch treten die Leichenträger mit dem geliehenen Prunksarge durch das weitgeöffnete Haupttor des Gotteshauses ein. Ist dann aber das letzte Amen der Totenmesse verklungen, dann ist’s vorbei mit der gemieteten Pracht. In irgendeinem Nebengelass wird der Leichnam aus dem Staatssarge genommen, in eine elende Holzkiste gelegt und durch eine Nebentür aus der Kirche und auf einen Wagen gebracht, der womöglich in der Abenddämmerung in raschestem Tempo zum Friedhof eilt und hier seine traurige Last als neuesten Zuwachs für das große gemeinsame Grab abgibt. (S. 84)

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Neapolitanische Fischer am Strande.
Abb. 8. Nach einer Photographie von Sommer & Sohn in Neapel.

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Neapel, Puzzle in 63 Teilen, Chromolithografie, auf Holz montiert. Um 1890.
Zusammengelegt Höhe 31, Breite 40,8 cm. (Ausriss)

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2. Rechtlicher Hinweis und Kontaktadresse

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Kontaktanschrift:

Prof. Dr. Georg Jäger
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Deutsche Philologie
Schellingstr. 3
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E-Mail: georg.jaeger@germanistik.uni-muenchen.de.

 

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