goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Otto Roquette
Noch ist die blühende, goldene Zeit
Noch sind die Tage der Rosen

Illustrationen auf Postkarten

Optimiert für Firefox
Eingestellt: Februar 2013
Stand: März 2015

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Otto Roquette: Noch ist die blühende, goldene Zeit. Deutscher Schulverein, Karte Nr. 1077

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Noch ist die blühende goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen. Adressseite: Deutscher Schulverein. Karte Nr. 1077. Nicht gelaufen. - Zum "Deutschen Schulverein" siehe: Schutzvereine in Ostmitteleuropa. Vereinswesen, Sprachenkonflikte und Dynamiken nationaler Mobilisierung 1860 - 1939. Hrsg. von Peter Haslinger (Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung; 25) Marburg: Verlag Herder-Institut 2009. ISBN 978-3-87969-345-0

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Gliederung

1. Text des Liedes
2. Illustrationen auf Bildpostkarten
3. Waldmeisters Brautfahrt. Ein Rhein- Wein- und Wandermärchen
4. Kurzbiographie zu Otto Roquette
5. Literaturhinweise und Weblinks
6. Rechtlicher Hinweis und  Kontaktanschrift

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1. Otto Roquette
Noch ist die blühende, goldene Zeit
Noch sind die Tage der Rosen

Noch ist die blühende goldene Zeit,
O du schöne Welt, wie bist du so weit!
Und so weit ist mein Herz, und so froh wie der Tag,
Wie die Lüfte, durchjubelt von Lerchenschlag!
Ihr Fröhlichen, singt weil das Leben noch mait:
Noch ist die schöne, die blühende Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!

Frei ist das Herz, und frei ist das Lied,
Und frei ist der Bursch, der die Welt durchzieht,
Und ein rosiger Kuss ist nicht minder frei,
So spröd und verschämt auch die Lippe sei.
Wo ein Lied erklingt, wo ein Kuss sich beut,
Da heißt's: Noch ist blühende goldene Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!

Ja im Herzen tief innen ist Alles daheim,
Der Freude Saaten, der Schmerzen Keim.
Drum frisch sei das Herz und lebendig der Sinn,
Dann brauset, ihr Stürmer, daher und dahin!
Wir aber sind allzeit zu singen bereit:
Noch ist die blühende goldene Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!

Otto Roquette: Waldmeisters Brautfahrt. Ein Rhein-, Wein- und Wandermärchen. 60. Aufl. Stuttgart: Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1888. Kap. 5. Prinzessin Rebenblüthe, S. 66.

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2. Illustrationen des Gedichts 
auf Bildpostkarten

Noch sind die Tage der Rosen, E. A. Schwerdtfeger & Co. AG. Berlin

Otto Roquette: Noch ist die blühende, goldene Zeit. J. Kocher's Kunstverlag, ReutlingenKarte Nr. 1077

Otto Roquette, Die Tage der Rosen. Künstler: Carl Schweninger d. J. Verlag: Paul Bayer, Dresden

Otto Roquette: Die Tage der Rosen. Künstler: Arturo Ricci. Verlag: Paul Bayer, Dresden

Otto Roquette, Die Tage der Rosen. Künstler: Carl Schweninger d. J., Verlag: Paul Bayer, DresdenOtto Roquette, Die Tage der Rosen. Künstler: Carl Schweninger d. J. Verlag: Paul Bayer, Dresden

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Die folgenden Postkarten sind auf der Bildseite beschrieben, da die Adressseite bis 1905 ungeteilt war und ausschließlich für die Anschrift und die Briefmarke verwendet werden durfte.

1. Karte von oben. Noch sind die Tage der Rosen. Noch ist die blühende, goldene Zeit, / O, du schöne Welt, wie bist du so weit! Signet: EAS im Herz [E. A. Schwerdtfeger & Co. AG. Berlin] Gelaufen. Poststempel unleserlich. Prägedruck.

2. Karte von oben. "Noch ist die blühende, goldene Zeit, / O du schöne Welt, wie bist du so weit! - / Und so weit ist mein Herz und so blau wie der Tag, Wie die Lüfte durchjubelt von Lerchenschlag! / Ihr Fröhlichen singt, weil das Leben noch mait: / Noch ist die schöne, die blühende Zeit, - / Noch sind die Tage der Rosen!" J. Kocher's Kunstverlag, Reutlingen, 102. Gelaufen. Datiert und Poststempel 1899. Ungeteilte Adressseite.

3. Karte von oben. "Die Tage der Rosen. I. Noch ist die blühende, goldene Zeit, / O du schöne Welt, wie bist du so weit! / Und so weit ist mein Herz und so klar wie der Tag, / Wie die Lüfte, durchjubelt von Lerchenschlag! / Ihr Fröhlichen, singt, weil das Leben noch mait! / Noch ist die schöne, die blühende Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen. / Otto Roquette." Reine Liebe. [Verlag:] Paul Bayer Dresden B 929. [Künstler:] C[arl] Schweninger [der Jüngere, 1854-1913]. Gelaufen. Poststempel 1906. Adressseite ungeteilt.

4. Karte von oben. "Die Tage der Rosen. III. Ja, im Herzen tief innen ist alles daheim, / Der Freude Saaten, der Schmerzen Keim. / Drum frisch sei das Herz und lebendig der Sinn, / Dann brauset, ihr Stürmer, daher und dahin! / Wir aber sind allzeit zu singen bereit: / Noch ist die blühende goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen. / Otto Roquette." Galerie moderner Meister. Freundliche Belehrung. [Verlag:] Paul Bayer Dresden B 931. [Künstler:] A. Ricci [Arturo Ricci, 1854-1919]. Gelaufen. Datiert und Poststempel 1901. Adressseite ungeteilt.

5. und 6. Karte von oben. Linke Karte: "Die Tage der Rosen. I. Noch ist die blühende, goldene Zeit, / O du schöne Welt, wie bist du so weit! / Und so weit ist mein Herz und so klar wie der Tag, / Wie die Lüfte, durchjubelt von Lerchenschlag! / Ihr Fröhlichen, singt, weil das Leben noch mait! / Noch ist die schöne, die blühende Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen. / Otto Roquette." Die Tage der Rosen. [Verlag:] Paul Bayer Dresden B 877. [Künstler:] C[arl] Schweninger [der Jüngere, 1854-1913]. Gelaufen. Poststempel 1902. Adressseite ungeteilt.

5. und 6. Karte von oben. Rechte Karte: "Die Tage der Rosen. II. Frei ist das Herz und frei ist das Lied / Und frei ist der Bursch, der die Welt durchzieht, / Und ein rosiger Kuss ist nicht minder frei, / So spröd und verschämt auch die Lippe sei. / Wo ein Lied erklingt, wo ein Kuss sich beut, da heisst's: / Noch ist blühende, goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen! / Otto Roquette." Galerie moderner Meister. [Verlag:] Paul Bayer Dresden B 878. [Künstler:] C[arl] Schweninger [der Jüngere, 1854-1913]. Gelaufen. Poststempel 1902. Adressseite ungeteilt.

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Otto Roquette Noch sind die Tage der RosenOtto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen

Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen

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Oben links: Noch sind die Tage der Rosen. "Noch ist die blühende, goldene Zeit, / O Du schöne Welt, wie bist Du so weit! / Und so weit ist mein Herz u. so blau wie der Tag, / Wie die Lüfte durchjubelt von Lerchenschlag!" Ohne Verlagsangabe. SER. 295 No. 2420. Gelaufen. Poststempel 1905. Adressseite ungeteilt.

Oben rechts: Noch sind die Tage der Rosen. "Ja im Herzen tief drinnen ist alles daheim, / Der Freude Saaten, der Schmerzen Keim; / Drum frisch sei das Herz und lebendig der Sinn, / Dann brauset ihr Stürme daher und dahin!" Ohne Verlagsangabe. SER. 295. No. 2422. Prägedruck. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt.

Unten: Noch sind die Tage der Rosen. "Und ein rosiger Kuß ist nicht minder frei, / So spröd' und verschämt auch die Lippe sei." Adressseite: Imp. 3027. Gelaufen. Poststempel unleserlich. Prägedruck.

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Otto Roquette: Noch ist die blühende, goldene ZeitOtto Roquette: Noch ist die blühende goldene Zeit. Verlag: Reinicke & Rubin, Magdeburg
Otto Roquette: Tage der Rosen. Künstler: Kurt von Rozinsky. Verlag: Fritz Grandt, BerlinOtto Roquette: Noch ist die blühende, goldene Zeit

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Oben links: "Noch ist die blühende, goldene Zeit" auf Notenblatt. Verlagssignet nicht aufgelöst. Gelaufen. Poststempel 1905.

Oben rechts: "Noch ist die blühende / goldene Zeit, o du schöne / Welt, wie bist du so / weit! Und so weit ist / mein Herz u. so hell wie / der Tag, wie die Lüfte / durchjubelt von Lerchen/schlag! Ihr Fröhligen / singt weil das Leben / noch mait: Noch ist / ja die schöne die blühende Zeit noch sind / die Tage der Rosen". [Verlag:] Reinicke & Rubin, Magdeburg. Beschrieben, aber nicht gelaufen. Handschriftlich auf Adressseite: vor 1900. - In antikisierender Gewandung vor italienischer Landschaft (nach Art der "Römischen Liebe").

Unten links: Tage der Rosen. "Noch ist die blühende, goldene Zeit, / O du schöne Welt, wie bist Du so weit! / Noch sind die Tage der Rosen!" Verlag von Fritz Grandt, Berlin SW. [Künstler:] K. von Rozynski [Kurt von Rozinsky, geboren 1864, Todesjahr unbekannt]. Postkarte 91. Nicht gelaufen. Adressseite ungeteilt. - In antikisierender Gewandung (nach Art der "Römischen Liebe").

Unten rechts: "Noch ist die blühende, goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen." Ohne Verlagsangabe. 7046. Gelaufen. Poststempel 1900. Adressseite ungeteilt. - Der kleine rote Band erinnert an eine Prachtausgabe von "Waldmeisters Brautfahrt".

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Otto Roquette: Noch sind die Tage der RosenOtto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen

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Links: Noch sind die Tage der Rosen. "Ihr Fröhlichen singt weil das Leben noch mait; / Noch ist ja die schöne, die blühende Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen!" Ohne Verlagsangabe. Adressseite: 4908. Mit Feldpost gelaufen. Poststempel unleserlich.

Rechts: Noch sind die Tage der Rosen. " Noch ist die blühende goldene Zeit, / O du schöne Welt, wie bist du so weit! / Und so weit ist mein Herz, und so blau wie der Tag / Wie die Lüfte durchjubelt von Lerchenschlag." Ohne Verlagsangabe. Adressseite: 4908. Gelaufen. Datiert 1914. Poststempel unleserlich.

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Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen
Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen
Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen

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Die sechsteilige Serie "Noch sind die Tage der Rosen" (Signet des Verlages: PH im Dreieck; Serie 5379) druckt den gesamten Text ab: Strophe I, Zeilen 1-4 und 5-7; Strophe II, Zeilen 1-2 und 3-6; Strophe III, Zeilen 1-2und 3-6. Alle Karten 1913 gelaufen.

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Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen
Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen
Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen

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Die sechsteilige Serie "Noch sind die Tage der Rosen" (Signet des Verlages: PH im Dreieck; Serie 5620/1-6) druckt den gesamten Text ab: Strophe I, Zeilen 1-4 und 5-7; Strophe II, Zeilen 1-4 und 5-7; Strophe III, Zeilen 1-4und 5-7. Alle Karten ungelaufen.

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Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen. Verlag Amag, Berlin, Serie 63457Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen. Verlag Amag, Berlin, Serie 63457
Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen. Verlag Amag, Berlin, Serie 63457Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen. Verlag Amag, Berlin, Serie 63457
Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen. Verlag Amag, Berlin, Serie 63457Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen. Verlag Amag, Berlin, Serie 63457

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Die sechsteilige Serie "Noch sind die Tage der Rosen" (Verlag Amag = Albrecht & Meister, Aktiengesellschaft, Berlin; Serie 63457/1-6) druckt die ersten beiden Strophen ab, die zweite mit einer Umstellung der Verszeilen: Strophe I, Zeilen 1-2, 3-4 und 5-6; Strophe II, Zeilen 1-2, 5-7 und 3-4. Alle Karten ungelaufen.

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Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen. Verlag: E. A. Schwerdtfeger, Berlin

Otto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen. Verlag: E. A. Schwerdtfeger, BerlinOtto Roquette: Noch sind die Tage der Rosen. Verlag: E. A. Schwerdtfeger, Berlin

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Oben: Noch sind die Tage der Rosen. "Ihr Fröhlichen singt, weil das Leben noch mait, / Noch ist ja die schöne, blühende Zeit." Signet: EAS im Herz (= E. A. Schwerdtfeger & Co. AG. Berlin). Adressseite: 1018. Gelaufen. Poststempel unleserlich.

Unten links: Noch sind die Tage der Rosen. "Ja im Herzen tief innen ist alles daheim, / Der Freude Saat, der Schmerzen Keim." Signet: EAS im Herz (= E. A. Schwerdtfeger & Co. AG. Berlin). Adressseite: 1017. Gelaufen. Poststempel unleserlich.

Unten rechts: Noch sind die Tage der Rosen. "Ja im Herzen tief innen ist alles daheim / Der Freude Saat der Schmerzen Keim." Signet: EAS im Herz (= E. A. Schwerdtfeger & Co. AG. Berlin) 5. Adressseite: 1675. Gelaufen. Datiert und Poststempel 1909.

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3. "Waldmeisters Brautfahrt.
Ein Rhein-, Wein- und Wandermärchen"

Otto Roquette, Waldmeisters Brautfahrt, EinbandOtto Roquette: Waldmeisters Brautfahrt. Titelillustration von Julius Schnorr

Otto Roquette: Waldmeisters Brautfahrt. Titelillustration von Julius Schnorr

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Das linke Bild zeigt den Prägeeinband des Prachtwerkes im Taschenbuchformat (Höhe: 15, 2; Breite: 10,5 cm), die rechte Abbildung die Titelillustration, gezeichnet von Julius Schnorr, in Holz gestochen von Allgaier & Siegle in Stuttgart. Darunter ein Ausschnitt der Titelillustration in Vergrößerung. [Zur Beachtung: Der Stuttgarter Zeichner Julius Schnorr ist nicht identisch mit  Julius Schnorr von Carolsfeld.]

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Otto Roquette

Waldmeisters Brautfahrt
Ein Rhein-, Wein- und Wandermärchen

Illustriert von Arpad Schmidhammer

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Das Lied "Noch ist die blühende, goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen" stammt aus dem epischen Gedicht "Waldmeisters Brautfahrt. Ein Rhein-, Wein- und Wandermärchen" von Otto Roquette. 

Inhaltsskizze

Das Werk verbindet mehrere Handlungsstränge. Da ist zum einen das nicht nur äußerlich ungleiche Freundespaar: der Rüdesheimer Kaplan, auch "der Schwarze" und der "Zionswächter" genannt, "rund und kurz", "bedächtig" in seiner Rede und voller Klagen über die Jugend, und der botanisierende, pflanzenkundige Professor, "lang und dürr und schmächtig", dem blühenden Leben zugetan. Einen anderen Handlungsstrang bilden die wandernden Studierenden mit ihren Liedern und fröhlichen "Lustgelagen". Von "Jungfer Ursula", Muhme des Kaplans und dessen Wirtschafterin, werden die Studenten, sehr zum Verdruss des zuerst abwesenden Hausherrn, zu Speise und Trank eingeladen, weil sie ihr entflogenes "Kanarienvöglein" eingefangen haben. Eine märchenhafte Welt bilden Prinz Waldmeister mit Kanzler Gundermann, Haushofmeister Wachholder, den Hofnarren Brennesel und dem ganzen Tross von "Thymian, Enzian, Baldrian", Leuchtkäferchen, Nachtschmetterlingen u.a.m. Prinz Waldmeister ist auf der Fahrt nach Rüdesheim zu seiner Braut, Prinzessin Rebenblüte, der Tochter von König Feuerwein.

Die menschliche und die märchenhafte Welt verzahnen sich, als der botanisierende Professor das seltene Gestäude "Asperula odorata" ausreißt und den darin ruhenden Prinzen in seiner Botanisiertrommel einkerkert. Um den Prinzen zu befreien, rückt die ganze Heerschar der Mücken, Käfer etc. an, beißt und sticht den schlafenden Professor: "Jetzt kribbelt's, krabbelt's, wirrt und schwirrt's, / Jetzt knistert's, raschelt's, piept es, girrt's, / Jetzt summt und brummt's wie Mott' und Unken, / Jetzt leuchtet's auf wie Feuerfunken - / Entsetzlich graunerfüllte Stunden!" Der Botaniker wirft den Inhalt seiner Botanisiertrommel aus dem Fenster, doch das rächende Heer fällt im Mondenschein über die "Dreivereinigung" her, d.i. die "kurze rosige Erscheinung" des Kaplans mit seiner Muhme Ursula und den "langen sommernächt'gen Mann". Die groteske Schlacht, ein Höhepunkt des Werkes, kulminiert in einem nicht enden wollenden "Schreckensniesen" des "Kleeblatts".

Am Rüdesheimer Berg sind schon König Feuerwein, "des Reichs Minister, / Des Reiches Groß' und Würdenträger all" versammelt: "Wie wenig will heut' Muskateller ruhn, / Wie viel hat Herr Traminer heut' zu thun! / Wie rüstig ist Gutedel!" 

Es naht des Prinzen Zug! Anmuthverschönet
Ruft Rebenblüth' den theuren Namen leis.
Und rauschend Antwort giebt ein voller Chor
Von Nachtigallen jauchzend hoch empor,
Und selig fliegt, begrüßt vom ganzen Schwarme,
Prinz Waldmeister in der Prinzessin Arme.

Nacheinander treten die Deputationen der einzelnen Weinbaugebiete auf, zuletzt drei wilde "Weingestalten" aus Thüringen, Sachsen und Schlesien. Die Feld-, Wald- und Wiesenblumen beschließen den Aufzug. Am Pfingstmorgen mit Aufgang der Sonne wird das Paar vom König getraut. Die wandernden "Musensöhne" singen den "Vermählungschor"; sie begrüßen den neuen Tag und preisen "das junge, das blühende Leben", "des Rheines grünes Uferland" mit seinen Burgen, den "Wein der Freiheit" und den "Wein der Lieb'". König Feuerwein "segnet sie und segnet seine Reben, / Und segnet seiner Kinder holdes Paar." Mit den Versen "Noch ist die blühende goldene Zeit" ziehen die Studenten zu Tale.

Das nächste Kapitel spielt bei Kobolden und Zwergen im Keller zu Johannisberg, wo ein großes "Festgelage" vorbereitet wird, das der Rebenfürst gibt. Brennesel berichtet vom Ausgang des "wilden Kampfes" im Haus des Pfarrers. Am nächsten Morgen war dieser "wortkarg und verstimmt", "Er tadelt dies und tadelt das, / Und bricht in Aergers Uebermaß / Zum Streit, kaum weiß man über was, / Schnell die Gelegenheit vom Zaune." Ursula kündigt ihm ihre Dienste auf, der Professor flieht das "Haus des Haders" und quartiert sich im Wirtshaus "Zur schönen Aussicht", hart am Rhein gelegen, ein. Neckarwein stachelt die "Weinkobolde" zu einer Racheaktion gegen das "Pfäfflein rund" auf, das "mit lügnerischem Mund" auf den Rebensaft schilt und sich insgeheim daran doch gütlich tut. Da er die Studenten in das Komplott einbezieht, skizziert er den Kobolden das Idealbild eines Studentenlebens:

Nehmt Jugend, Hoffnung, Lust und Scherz,
Nehmt glüh'nden Sinn, ein freies Herz,
Nehmt Blüthenkränze und Gesänge,
Von Freud und Leid ein bunt Gedränge; 
Gießt wacker drauf kristallne Fluth,
Das treibt das Blut, das schürt den Muth;
Viel Anspruch nehmt und viel Genügen,
Bei wenig Geld ein groß Vergnügen;
Nehmt Narrentheidung, goldne Träume,
Verstand und Thorheit mischt zusammen,
Und setzt es, daß es lustig schäume,
Dann auf der Lieb' und Freundschaft Flammen;
Laßt's sprühn und glühn, und seid gewärtig,
Mein herrlich Meisterstück ist fertig!

Im Wirtshaus "Zur schönen Aussicht" singen und tanzen die Studenten "unter grünen Bäumen". Der am Rheinesufer wandelnde Kaplan, "von unsichtbarer Macht gezogen", kann kaum widerstehen. Als ihn die fröhliche Schar erkennt, an ihren Tisch zieht und ihm Maienwein reicht, ist es um seinen Willen geschehen. Er trinkt und singt den Rundreim mit, befeuert durch "Waldmeisters ganze Schaar", die "hinab auf das Gelage" hüpft; zuletzt schwingt er das Tanzbein mit Frau Ursula. In diese Szene sind fünf Lieder eingefügt.

In die Handlung eingeschoben ist die Episode vom Jäger und der von ihm heimlich geliebten und ihn innig liebenden Marie. Waldmeister und Rebenblüthe führen das Paar zusammen. 

Popularität

Das Märchen von Roquette, aus dem das Lied "Noch ist die blühende, goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen" entnommen ist, entstand großenteils während des Studiums in Heidelberg 1847-1848 und wurde 1851 vom Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung publiziert. Das Werk wurde ein Best- und Longseller, 1901 kam die 76. Auflage, 1924 das 97. - 100. Tsd. heraus. Selbst in Reclams "Universal-Bibliothek" (Nr. 6724, 1926) hat die Dichtung Eingang gefunden.

Zur Popularität sowohl des Liedes "Noch ist die blühende, goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen" wie auch des Märchens "Waldmeisters Brautfahrt" hat vor allem die Musikkultur beigetragen. Das Lied wurde von den 1850er Jahren an über 10 mal vertont, meist für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung, doch auch für Männerchöre.

Bereits 1852 erschien "Waldmeisters Brautfahrt. Walzer für das Pianoforte", komponiert von Joseph Labitzky. Ouvertüren komponierten Georg Goltermann (1855, 1862) und Friedrich Gernsheim (ca. 1860). Das Märchen regte zu zwei "romantisch-komischen Opern" an (Musik von Adolf Müller junior, Text von Arthur Müller, ca. 1875; Musik von Adolf Neuendorff, Text von Heinrich Italiener, 1887), zu einem "romantisch-phantastischem Ballett mit Gesang in drei Bildern" (von Neander Nemo, Musik von Bernhard Köhler, 1890) wie zu einem "Liederspiel" für Liebhaber-Bühnen (von Otto Richter, Musik von Karl Dibbern, 1912). Auch zwei Lustspiele (von Otto Sigl, 1877, und von Heinrich Zimmerer: "Mädchengymnasium oder Waldmeisters Brautfahrt", 1900) knüpften an das Erfolgsbuch an. (Nach Recherchen im Karlsruher Virtuellen Katalog.)

Weblinks:
The Lied, Art Song, and Choral Texts Archive
Deutsches Lied
Waldmeisters Brautfahrt, romantisch-komische Oper in 3 Akten. Komponist: Adolf Neuendorff, Text von Heinrich Italiener. Berlin 1887. Das Libretto wurde durch die Bayerische Staatsbibliothek München digitalisiert.

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4. Kurzbiographie von Otto Roquette

Otto Roquette, geboren am 19. April 1824 in Krotoschin, gestorben am 18. März 1896 in Darmstadt, erhielt seine Gymnasialbildung in Frankfurt a. d. Oder, studierte in Berlin und Heidelberg, promovierte in Halle und wurde 1869 als Professor der Geschichte, Literatur und deutschen Sprache an das Polytechnikum in Darmstadt berufen. Trotz reicher literarischer Tätigkeit, nicht nur im lyrischen Feld ("Liederbuch", 1852; 2. Aufl. 1859 unter dem Titel "Gedichte", 3. Aufl. 1880), blieb sein Name mit dem literarischem Debut "Waldmeisters Brautfahrt" verbunden.

"Gedichte, Novellen, Romane in Hülle und Fülle, zahlreiche literarhistorische Veröffentlichungen, die Biographie des Malers Friedrich Preller und der Text zu Franz Liszts Oratorium 'Legende der heiligen Elisabeth', darunter einiges von ihm selbst besonders hoch geschätzt — nichts konnte sich in der Gunst des Publikums mit jenem planlosen 'Flickwerk' messen, das es bis zum Tode des Verfassers auf 68 Auflagen brachte, seinen Namen bis nach Mexiko trug und teilweise in Musik gesetzt um die Welt ging. — 'Waldmeister' hörte er sich sogar von seiner späteren Landesherrin, der Großherzogin Alice von Hessen nennen; und der Waldmeister-Refrain 'Noch ist die blühende goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen!' schob ihn unerbittlich in die Rolle des ewig heiteren Jünglings." (Ursula Perkow)

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5. Literaturhinweise und Weblinks

Die Erstausgabe von "Waldmeisters Brautfahrt. Ein Rhein-, Wein- und Wandermärchen" von 1851 wurde nach einem Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München (Signatur: P.o.germ. 1178ic) durch Google digitalisiert. Das Digitalisat im Format PDF ist frei zugänglich (gehe zu: Preview this book). 

Weblinks:
* Otto Roquette: Gedichte (3. veränderte u. vermehrte Aufl. 1880) bei Zeno.org
* Fränkel, Ludwig, Otto Roquette, in: Allgemeine Deutsche Biographie 53 (1907), S. 469-478 [Onlinefassung].
* Perkow, Ursula: Wie Otto Roquette zum Dichter wurde. Mit Waldmeister aus Handschuhsheim auf dem Weg zum Ruhm. In: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim e.V., 1997,
S. 88–95; Internet-Ausgabe.

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6. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

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