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Ihr Wandervögel in der Luft, Im Aetherglanz, im Sonnenduft, In blauen Himmelswellen, Euch grüß' ich als Gesellen! Ein Wandervogel bin ich auch, Mich trägt ein freier Lebenshauch, Und meines Sanges Gabe Ist meine liebste Habe. Im Beutel rostet mir kein Geld, Das rennt wie ich in alle Welt. |
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Als der griesgrämige Kaplan heim kommt, trifft er auf die Studenten, die von Frau Ursula bewirtet werden, weil sie den ihr entflohenen Kanarienvogel eingefangen haben.
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Wo leis geschwungen grün die Hügel Sich wölben hin zum Rheinesspiegel, Da steht ein Kloster, alt, zerfallen, Zerstückt die spitzen Pfeilerhallen. Des Kreuzgangs Zierat, steingeschnitzt, In tausend Trümmern liegt zerstreut, Der Turm, geborsten und zerschlitzt, Sein graues Haupt den Winden beut. Doch üppig sprossend wiegen Ranken Und jung Gesträuch sich um die schlanken Vereinsamt grauen Fensterbogen, Und Vögel kommen hergeflogen, Und bau'n ihr neues Haus im alten, Und dürfen froh und frei hier schalten, Und alte Buchenwipfel lauschen Dem wohlbekannten Stromesrauschen. |
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In diesem Gemäuer hält Waldmeister, "der edle Prinz" (im Bild unten bei der Wasserrose), mit seinem Tross Rast. Die schlimme Botschaft von der Gefangenschaft des Prinzen erreicht den Brautzug: Der Prinz ruhte in einer Pflanze, die der Professor ausriss und nun in seiner Botanisiertrommel aufbewahrt. Der Tross bricht auf, um den Prinzen zu befreien und den Frevel zu rächen.
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Das Bild zeigt den sinnenden Prinzen in der Botanisiertrommel, umgeben von allerhand "Pflanzenpöbel":
Denn mit ihm stak in dem Gefängnis Ein Pflanzenpöbel jeder Sorte: Kamillen, keck und frech von Worte, In grobem Scherz mit zweien Pilzen, Recht niedrigen Schmarotzerfilzen. In gelber Haube Butterblumen, Die wußten mit geläuf'gen Kehlen Von ihren Vettern, ihren Muhmen Die schönsten Dinge zu erzählen. Und Knöterich und wilder Kümmel Betrugen gar sich wie die Lümmel. |
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Der Professor (im Nachtgewand) öffnet die Botanisiertrommel. "Doch kaum gehoben ist der Riegel, / Da schwirrt's heraus wie Spatzenflügel, / Und rauscht und flattert ihm ums Haupt, / Fast ist der Atem ihm geraubt." Rechts oben auf der Ranke der befreite Prinz.
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Die ganze Heerschar des Prinzen und seiner Helfer - neben Blumengeistern Käfer und Insekten aller Art - stürzt sich durch das offene Fenster auf den Professor und den Kaplan, der zu seiner Unterstützung herbei geeilt ist. Der Professor "bebt, es sträubt sich ihm das Haar, / Er meinet mit gelöstem Flügel / Das wilde Heer zu schauen gar!"
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Die Schlussvignette dieses Kapitels illustriert den Wiederaufbruch des Hochzeitszuges: "Dann ordnet alles sich im Fluge / Zum buntgeschmückten Hochzeitszuge, / Und dann, auf glatter luft'ger Diele / Geht's fort zum heißersehnten Ziele." Zu sehen ist der Prinz in einem von Nachtfaltern gezogenen Wagen, umgeben von Höflingen.
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Als Kaiser Karl vom Ingelheimer Schlosse Betrachtend einst hinaussah in das Thal, Da schon der März auf hellem Sonnenrosse Die Berge küßte mit des Frühlings Strahl, Da sah er, wie vom Rüdesheimer Berge Zuerst der Schnee in wilden Bächen schmolz, Und, während rings noch lag des Winters Scherge, Sein Haupt der Gipfel hob befreit und stolz. Da, meint' der Kaiser, da im ersten Glühen Der Frühlingssonne, wo sie fort und fort Hinüberströmt, bis zu des Herbsts Versprühen, Dort wär' für Reben ein erwünschter Ort. Da ließ er Reben pflanzen rings hinauf, Und als der Herbst die goldne Ernte brachte - Ha, Kaiser Karl, dir blühten Schätze auf, Die ich den kleinesten deines Ruhms nicht achte! |
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Die Illustration zeigt den Zug der singenden Studenten. Die wandernden "Musensöhne" preisen in ihren Liedern den Rhein und seinen Wein und begleiten damit musikalisch die Vermählung von Prinz Waldmeister und Prinzessin Rebenblüte. König Feuerwein "segnet sie und segnet seine Reben, / Und segnet seiner Kinder holdes Paar." Mit den Versen "Noch ist die blühende goldene Zeit" ziehen die Studenten zu Tale.
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Im Keller zu Johannisberg Da tummelt sich Kobold und Zwerg, Die haben heut zu putzen, Zu scheuern und zu stutzen Fünfhundert Stückfaß in die Rund Tief in des Felsgewölbes Grund. Im Kellerloch hinaus, hinein, Im hellen Morgensonnenschein, Mit winz'gen Küferwaffen Was gibt's so viel zu schaffen? Heut abend gibt ein Festgelage Der Rebenfürst im Keller hier, Drum muß fein glänzend noch bei Tage Gesäubert werden das Revier. |
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Sie ist so schön, die goldnen Zöpfe Umgeben sie wie Heil'genschein, Und reinster Jugendglanz umflicht Das wunderliebliche Gesicht. Sie kommt, benetzt die Blumentöpfe, Die blühend stehn ums Fensterlein: Da blühen Goldlack und Resede Und jungfräuliches Myrtenreis, Es ist als dankte ihr jedwede Mit schönstem Duft in ihrer Weis'. Und dann - ein langer feuchter Blick Schweift suchend dort zum Wald hinüber, Er schweift umsonst, er kehrt zurück, Das schöne Aug' umhüllt sich trüber. |
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O tief geheimnisvolles Träumen Der duftdurchwehten Waldesnacht! Tritt ein, und rings aus Busch und Bäumen Erblüht dir goldne Märchenpracht. Lebendig wirrt in grünem Golde Der Sonnenstrahlen buntes Licht, Es streift des Grases Blütendolde Den Blumen neckend ums Gesicht. Die Riesentanne hebt sich rauschend Aus nachbarlichem Buchengrün, Der Vorwelt dunkle Worte lauschend, Ein Greis, und doch noch lebenskühn. Und um der Wurzeln schwarze Knorren Springt hell aus frischer Felsenbrust Der Bach; mag mancher Ast auch dorren, Es bringt ihm neue Frühlingslust. So tränkt mit jugendlichen Bronnen Die ewig klare Lebensflut Den reinen Trieb verglühter Sonnen, Den nicht gewelket Sturm noch Glut. |
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Links unten "kommt das Reh vom Berg geschritten, / Des Baches Kühlung ist sein Ziel, / Es lauscht und schaut empor inmitten / Dem dunklen Waldesfragenspiel."
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Der Jäger steigt "kühn den Fels hinauf, / Der schräg sich hebt am Bergeshange. / Dort überblickt man weit das Thal / Im morgenhellen Sonnenstrahl."
Und unter eines Eichbaums Schatten Streckt er sich nieder in das Gras. In seinem dunklen Auge gatten Sich Stolz und Mut, - doch noch etwas Zieht oftmals durch der Seele Spiegel Mit weicherm Glanz, als läge tief Im Busen ein geheimes Siegel, Noch ungelöst, noch unverstanden, Und doch zur Lösung immer mahnend, Und sanftere Gedanken fanden Den Weg, ein tief Geheimnis ahnend. Und sieh, was zieht des Jägers Hand Verstohlen, zögern jetzt hervor? Es ist - ein einfach blaues Band. Wie? Ob das jemand hier verlor? Ob er es nahm? Ob's ihm gegeben? Wie ist dem Jäger nur geschehn? Er blickt es an, als könnt' im Leben Ihm nichts so süßen Anblick geben. Und ist doch dran nicht viel zu sehn! Nun schaut er auf. Sein treuer Hund Zu seinen Füßen blickt verständig Ihn wedelnd an, als sei ihm kund, Was ihn bewege so lebendig. |
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Da springt schon durch die offne Pforte Fingal mit lust'gem Sprung herein, Als wär' er längst bekannt am Orte, Umtänzelt er die Herrin sein. Maria sieht, errötend fast, Des treuen Tiers gelehrig Schmeicheln, Und nickt dem lust'gen wilden Gast, Liebkosend ihm mit sanftem Streicheln. Sie tritt heraus, der Jäger steht Dort grüßend unterm Laubengange, Und durch zwei junge Seelen geht Ein Himmelsodem selig bange. Noch wechseln sie kein Wort, doch bellend Springt Fingal hin und springt daher, Sich ihm bald und bald ihr gesellend, Den strengen Herrn nicht fürchtend mehr. Sie nähern sich, sie sehn sich an - Nicht hält sich mehr der Jägersmann. Er faßt des Mädchens beide Hände, Ein langer Blick - wer Worte fände! Und dann, die Knospe ist gesprungen, Sie halten innig sich umschlungen. |
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Kein Jäger schweift heut durch den Tau Der tiefen atemlosen Wildung, Es legt die Nacht den Mantel grau Leis auf der Thäler Wellenbildung. Doch von den hochgetürmten Gipfeln Ist letzter Glanz noch nicht entflohn, Die Höhe prangt mit glüh'nden Wipfeln, Der starre Fels mit goldner Kron'. |
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"Zur schönen Aussicht" nennt sich das Wirtshaus am Ufer des Rheins, in dessen Garten die Studenten "beim kühlen Maienwein" ausgelassen feiern und singen. Die folgende Illustration gilt einem Lied auf den Tod von Heinrich Frauenlob, dessen "Sängergrab" sich im Dom zu Mainz befindet.
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Weil er so hold gesungen, So treu bis an den Tod, Sein Lied sich hingeschwungen Wie letztes Abendrot, Da war ein großes Klagen, Da haben all' geweint, Und ihn zu Grab zu tragen Die Frauen sich vereint. Ob sie im Prachtgetose Auch kam, die Kron' im Haar, Ob an der Brust die Rose Der einz'ge Schmuck auch war; Den ich den schönsten wähne, Der Schmuck war demutsvoll: Die treue Mitleidsthräne, Die still dem Aug' entquoll. Sie trugen zum Heiligtume Die vielgeliebte Last Und streuten manche Blume In seine stille Rast; Und schüttelten der Reben Viel edle Tropfen drauf. Ihm blühten, wie im Leben, Im Tod noch Rosen auf. |
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Unter dem Kommando von Neckarwein und Brennesel sind die "Geistertruppen" eingetroffen, um Rache zu nehmen für die Haft des Prinzen in der Botanisiertrommel und die vielen getöteten Kämpfer. Die "Koboldschar" stürzt sich vom Baum herab auf das Gelage und springt dabei auch in Schalen mit Maibowle. "Entfesselt stürzt die Truppenzahl / Herab vom Baum (o große Not!) / Und fliegt zum Kampf mit Einemmal."
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Jetzt rauscht und schwirrt's um den Kaplan, Wie wird dir's gehn, o würd'ger Mann! Er singt, er glüht wie eine Sonne, Sein Auge glänzt verjüngt in Wonne. Er nimmt die Schale vor den Mund Und leert sie kühn bis auf den Grund, Wirft seine Kappe mit Entzücken Hoch in die Luft mit Uebermut Und wirft sich selbst dem Wirt, dem dicken, Ans Herz, in heißer Freundschaftsglut. - Da kommt, sie hat davon gehört, Frau Ursula herbei, verstört, Und kaum erblickt sie der Kaplan, So faßt er hüpfend sie am Arme Und fängt mit ihr zu tanzen an, Umkreischt, umjubelt rings vom Schwarme. |
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Die allegorische Frauengestalt (Verkörperung des Liedes) sitzt unter einem Bogen von "Tränenden Herzen", die hier zu einer Harfe gestaltet sind.
Und der euch dieses Lied gemacht, Dem hat die Maiensonne Recht in der Seele Grund gelacht, Mit aller Wanderwonne. Er ist ein fahrender Schüler gut, Mit leichtem Sinn und frischem Mut. So wie ein Funken niederfällt Aus blauen Himmelshallen, So ist dies Lied in blüh'nder Welt Vom Herzen ihm gefallen. Und weil da singen Fink und Spatz Ihr Liedlein so beim Wandern, So, meint' er, hab' auch seins wohl Platz Bei all den tausend andern. |
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Das Werk verbindet mehrere Handlungsstränge. Da ist zum einen das nicht nur äußerlich ungleiche Freundespaar: der Rüdesheimer Kaplan, auch "der Schwarze" und der "Zionswächter" genannt, "rund und kurz", "bedächtig" in seiner Rede und voller Klagen über die Jugend, und der botanisierende, pflanzenkundige Professor, "lang und dürr und schmächtig", dem blühenden Leben zugetan. Einen anderen Handlungsstrang bilden die wandernden Studierenden mit ihren Liedern und fröhlichen "Lustgelagen". Von "Jungfer Ursula", Muhme des Kaplans und dessen Wirtschafterin, werden die Studenten, sehr zum Verdruss des zuerst abwesenden Hausherrn, zu Speise und Trank eingeladen, weil sie ihr entflogenes "Kanarienvöglein" eingefangen haben. Eine märchenhafte Welt bilden Prinz Waldmeister mit Kanzler Gundermann, Haushofmeister Wachholder, den Hofnarren Brennesel und dem ganzen Tross von "Thymian, Enzian, Baldrian", Leuchtkäferchen, Nachtschmetterlingen u.a.m. Prinz Waldmeister ist auf der Fahrt nach Rüdesheim zu seiner Braut, Prinzessin Rebenblüte, der Tochter von König Feuerwein.
Die menschliche und die märchenhafte Welt verzahnen sich, als der botanisierende Professor das seltene Gestäude "Asperula odorata" ausreißt und den darin ruhenden Prinzen in seiner Botanisiertrommel einkerkert. Um den Prinzen zu befreien, rückt die ganze Heerschar der Mücken, Käfer etc. an, beißt und sticht den schlafenden Professor: "Jetzt kribbelt's, krabbelt's, wirrt und schwirrt's, / Jetzt knistert's, raschelt's, piept es, girrt's, / Jetzt summt und brummt's wie Mott' und Unken, / Jetzt leuchtet's auf wie Feuerfunken - / Entsetzlich graunerfüllte Stunden!" Der Botaniker wirft den Inhalt seiner Botanisiertrommel aus dem Fenster, doch das rächende Heer fällt im Mondenschein über die "Dreivereinigung" her, d.i. die "kurze rosige Erscheinung" des Kaplans mit seiner Muhme Ursula und den "langen sommernächt'gen Mann". Die groteske Schlacht, ein Höhepunkt des Werkes, kulminiert in einem nicht enden wollenden "Schreckensniesen" des "Kleeblatts".
Am Rüdesheimer Berg sind schon König Feuerwein, "des Reichs Minister, / Des Reiches Groß' und Würdenträger all" versammelt: "Wie wenig will heut' Muskateller ruhn, / Wie viel hat Herr Traminer heut' zu thun! / Wie rüstig ist Gutedel!"
Es naht des Prinzen Zug! Anmuthverschönet Ruft Rebenblüth' den theuren Namen leis. Und rauschend Antwort giebt ein voller Chor Von Nachtigallen jauchzend hoch empor, Und selig fliegt, begrüßt vom ganzen Schwarme, Prinz Waldmeister in der Prinzessin Arme. |
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Nacheinander treten die Deputationen der einzelnen Weinbaugebiete auf, zuletzt drei wilde "Weingestalten" aus Thüringen, Sachsen und Schlesien. Die Feld-, Wald- und Wiesenblumen beschließen den Aufzug. Am Pfingstmorgen mit Aufgang der Sonne wird das Paar vom König getraut. Die wandernden "Musensöhne" singen den "Vermählungschor"; sie begrüßen den neuen Tag und preisen "das junge, das blühende Leben", "des Rheines grünes Uferland" mit seinen Burgen, den "Wein der Freiheit" und den "Wein der Lieb'". König Feuerwein "segnet sie und segnet seine Reben, / Und segnet seiner Kinder holdes Paar." Mit den Versen "Noch ist die blühende goldene Zeit" ziehen die Studenten zu Tale.
Das nächste Kapitel spielt bei Kobolden und Zwergen im Keller zu Johannisberg, wo ein großes "Festgelage" vorbereitet wird, das der Rebenfürst gibt. Brennesel berichtet vom Ausgang des "wilden Kampfes" im Haus des Pfarrers. Am nächsten Morgen war dieser "wortkarg und verstimmt", "Er tadelt dies und tadelt das, / Und bricht in Aergers Uebermaß / Zum Streit, kaum weiß man über was, / Schnell die Gelegenheit vom Zaune." Ursula kündigt ihm ihre Dienste auf, der Professor flieht das "Haus des Haders" und quartiert sich im Wirtshaus "Zur schönen Aussicht", hart am Rhein gelegen, ein. Neckarwein stachelt die "Weinkobolde" zu einer Racheaktion gegen das "Pfäfflein rund" auf, das "mit lügnerischem Mund" auf den Rebensaft schilt und sich insgeheim daran doch gütlich tut. Da er die Studenten in das Komplott einbezieht, skizziert er den Kobolden das Idealbild eines Studentenlebens:
Nehmt Jugend, Hoffnung, Lust und Scherz, Nehmt glüh'nden Sinn, ein freies Herz, Nehmt Blüthenkränze und Gesänge, Von Freud und Leid ein bunt Gedränge; Gießt wacker drauf kristallne Fluth, Das treibt das Blut, das schürt den Muth; Viel Anspruch nehmt und viel Genügen, Bei wenig Geld ein groß Vergnügen; Nehmt Narrentheidung, goldne Träume, Verstand und Thorheit mischt zusammen, Und setzt es, daß es lustig schäume, Dann auf der Lieb' und Freundschaft Flammen; Laßt's sprühn und glühn, und seid gewärtig, Mein herrlich Meisterstück ist fertig! |
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Im Wirtshaus "Zur schönen Aussicht" singen und tanzen die Studenten "unter grünen Bäumen". Der am Rheinesufer wandelnde Kaplan, "von unsichtbarer Macht gezogen", kann kaum widerstehen. Als ihn die fröhliche Schar erkennt, an ihren Tisch zieht und ihm Maienwein reicht, ist es um seinen Willen geschehen. Er trinkt und singt den Rundreim mit, befeuert durch "Waldmeisters ganze Schaar", die "hinab auf das Gelage" hüpft; zuletzt schwingt er das Tanzbein mit Frau Ursula. In diese Szene sind fünf Lieder eingefügt.
In die Handlung eingeschoben ist die Episode vom Jäger und der von ihm heimlich geliebten und ihn innig liebenden Marie. Waldmeister und Rebenblüthe führen das Paar zusammen.
Das Märchen von Roquette, aus dem das Lied "Noch ist die blühende, goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen" entnommen ist, entstand großenteils während des Studiums in Heidelberg 1847-1848 und wurde 1851 vom Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung publiziert. Das Werk wurde ein Best- und Longseller, 1901 kam die 76. Auflage, 1924 das 97. - 100. Tsd. heraus. Selbst in Reclams "Universal-Bibliothek" (Nr. 6724, 1926) hat die Dichtung Eingang gefunden.
Zur Popularität sowohl des Liedes "Noch ist die blühende, goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen" wie auch des Märchens "Waldmeisters Brautfahrt" hat vor allem die Musikkultur beigetragen. Das Lied wurde von den 1850er Jahren an über 10 mal vertont, meist für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung, doch auch für Männerchöre.
Bereits 1852 erschien "Waldmeisters Brautfahrt. Walzer für das Pianoforte", komponiert von Joseph Labitzky. Ouvertüren komponierten Georg Goltermann (1855, 1862) und Friedrich Gernsheim (ca. 1860). Das Märchen regte zu zwei "romantisch-komischen Opern" an (Musik von Adolf Müller junior, Text von Arthur Müller, ca. 1875; Musik von Adolf Neuendorff, Text von Heinrich Italiener, 1887), zu einem "romantisch-phantastischem Ballett mit Gesang in drei Bildern" (von Neander Nemo, Musik von Bernhard Köhler, 1890) wie zu einem "Liederspiel" für Liebhaber-Bühnen (von Otto Richter, Musik von Karl Dibbern, 1912). Auch zwei Lustspiele (von Otto Sigl, 1877, und von Heinrich Zimmerer: "Mädchengymnasium oder Waldmeisters Brautfahrt", 1900) knüpften an das Erfolgsbuch an. (Nach Recherchen im Karlsruher Virtuellen Katalog.)
Weblinks:
Die Erstausgabe von "Waldmeisters Brautfahrt. Ein Rhein-, Wein- und Wandermärchen" von 1851 wurde nach einem Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München (Signatur: P.o.germ. 1178ic) durch Google digitalisiert. Das Digitalisat im Format PDF ist frei zugänglich.
* Otto Roquette: Gedichte (3. veränderte u. vermehrte Aufl. 1880) bei Zeno.org
* "Noch ist die blühende, goldene Zeit", Vertonungen: The Lied, Art Song, and Choral Texts Archive
* "Noch ist die blühende, goldene Zeit", Vertonungen: Deutsches Lied
* Waldmeisters Brautfahrt, romantisch-komische Oper in 3 Akten. Komponist: Adolf Neuendorff, Text von Heinrich Italiener. Berlin 1887. Das Libretto wurde durch die Bayerische Staatsbibliothek München digitalisiert.
Otto Roquette, geboren am 19. April 1824 in Krotoschin, gestorben am 18. März 1896 in Darmstadt, erhielt seine Gymnasialbildung in Frankfurt a. d. Oder, studierte in Berlin und Heidelberg, promovierte in Halle und wurde 1869 als Professor der Geschichte, Literatur und deutschen Sprache an das Polytechnikum in Darmstadt berufen. Trotz reicher literarischer Tätigkeit, nicht nur im lyrischen Feld ("Liederbuch", 1852; 2. Aufl. 1859 unter dem Titel "Gedichte", 3. Aufl. 1880), blieb sein Name mit dem literarischem Debut "Waldmeisters Brautfahrt" verbunden.
"Gedichte, Novellen, Romane in Hülle und Fülle, zahlreiche literarhistorische Veröffentlichungen, die Biographie des Malers Friedrich Preller und der Text zu Franz Liszts Oratorium 'Legende der heiligen Elisabeth', darunter einiges von ihm selbst besonders hoch geschätzt — nichts konnte sich in der Gunst des Publikums mit jenem planlosen 'Flickwerk' messen, das es bis zum Tode des Verfassers auf 68 Auflagen brachte, seinen Namen bis nach Mexiko trug und teilweise in Musik gesetzt um die Welt ging. — 'Waldmeister' hörte er sich sogar von seiner späteren Landesherrin, der Großherzogin Alice von Hessen nennen; und der Waldmeister-Refrain 'Noch ist die blühende goldene Zeit, / Noch sind die Tage der Rosen!' schob ihn unerbittlich in die Rolle des ewig heiteren Jünglings." (Ursula Perkow)
Weblinks:
* Fränkel, Ludwig, „Roquette, Otto“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 53 (1907), S. 469-478 [Onlinefassung].
* Perkow, Ursula: Wie Otto Roquette zum Dichter wurde. Mit Waldmeister aus Handschuhsheim auf dem Weg zum Ruhm. In: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim e.V., 1997,
S. 88–95; Internet-Ausgabe.
Schmidhammer, Arpad, Maler und Illustrator, geboren 12.2. 1857 in St. Joachimsthal (Böhmen), gestorben 13. 5.1921 in München. Studierte in Graz (Johann Liposchütz), Wien und München (Ludwig von Löfftz, Gabriel von Hackl, Johann Kaspar Herterich, Wilhelm von Diez). Seit 1896 Mitarbeiter der Münchner „Jugend“. (Thieme-Becker)
Schmidhammer illustrierte hauptsächlich Kinder- und Jugendbücher aller Art: Märchen (Musaeus, Brüder Grimm, Hauff, Roquette, Kunstmärchen von Georg Ebers, Otto Ernst, Ludwig Ganghofer und mehreren anderen), Fibeln, Kinderreime, Kinder- und Volkslieder, Fabeln, eine Kasperlgeschichte (Otto Julius Bierbaum: Zäpfel Kerns Abenteuer) usw. Die meisten Titel wurden vom Verlag Jos. Scholz in Mainz herausgegeben, meist in den Reihen "Scholz' Künstler-Bilderbücher", "Scholz' künstlerische Malbücher" und "Scholz' künstlerische Volks-Bilderbücher". Wie die Reihentitel zu verstehen geben, profilierte sich der Scholz-Verlag mit künstlerisch hochwertig illustrierten Kinder-, Jugend- und Volksbüchern. Mehrfach tätig war Schmidhammer auch für Enslin & Laiblin, den großen Reutlinger Buch- und Spieleverlag, und Schaffstein in Köln ("Schaffsteins blaue Bändchen"), sporadisch hat er für eine ganze Reihe weiterer Verlage gearbeitet. Für eine Anzahl von Kinder- und Jugendbüchern schuf Schmidhammer auch den Text, so z.B. "Mucki. Eine wunderliche Weltreise, für unsre Kleinen gereimt und gezeichnet von Arpad Schmidhammer" (Mainz: Jos. Scholz [1905] oder "Maledetto Katzelmacker. Eine wunderschöne Räubergeschichte aufgemalt und zur Guitarre gesungen von Arpad Schmidhammer" (Mainz: Jos. Scholz [1916]).
Wie der Scholz-Verlag insgesamt, so hat Schmidhammer den Ersten Weltkrieg propagandistisch begleitet, wie folgende Titel dokumentieren:
- " Lieb Vaterland magst ruhig sein! Ein Kriegsbilderbuch mit Knüttelversen" (Mainz: Jos. Scholz 1914]).
- "Die Geschichte vom General Hindenburg, lustig dargestellt und gereimt von Arpad Schmidhammer" (Mainz: Jos. Scholz [1915]).
- "John Bull Nimmersatt und wie's ihm ergangen hat. Ein Trutzbüchlein, gereimt und gezeichnet von Arpad Schmidhammer" (Mainz: Jos. Scholz [1916].
- "Leonhard Steinwäger: U-Boot, Englands Tod! Mit 4 Bildern von Arpad Schmidhammer und 80 graphischen Darstellungen" (München: Lehmann 1917). (Nach Recherchen im KVK)
Notizen zu den Reproduktionskünstlern
Einige Illustrationen sind mit A. Schuler signiert (S. 10, 12, 75, 94), andere (Vollbilder nach S. 34, 72-und 90) mit "UNION X.A." (X.A. = Xylographische Anstalt) monogrammiert. Das Atelier der "Union"-Deutsche Verlagsgesellschaft, "1888 aus dem Zusammenschluss verschiedener Verlage entstanden, zählte vor 1900 bis zu 70 Xylographen" und bestand bis 1902. (Eva-Maria Hanebutt-Benz: Studien zum deutschen Holzstich im 19. Jahrhundert. Frankfurt a.M.: Buchhändler Vereinigung 1984, Sp. 858 und 930 Anm. 121. ISBN 3-7657-1262-0) "A. Schuler" wurde nicht ermittelt.
Literatur und Weblinks:
* Hans Ries: Illustration und Illustratoren des Kinder- und Jugendbuchs im deutschsprachigen Raum 1871-1914. Das Bildangebot der Wilhelminischen Zeit. Geschichte und Ästhetik der Original- und Drucktechniken. Osnabrück: H. Th. Wenner 1992, S. 849-852. ISBN 3-87898-329-8
* Artikel "Arpad Schmidhammer" in Wikipedia.
* Die von Schmidhammer gezeichneten Illustrationen zum Märchen "Rotkäppchen" der Gebrüder Grimm (Mainz: Jos. Scholz 1904) wurden von der UB Braunschweig digitalisiert.
* Für den Verlag Jos. Scholz siehe die Seite "Dichter- und Zitaten-Quartett. Mit Bildnissen von Karl Bauer" mit dem Kapitel "Notizen zum Verlag Joseph Scholz".
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