Jutta Assel | Georg Jäger
Sagen-Motive auf Postkarten
Jakob Götzenbergers Freskobilder
in der Trinkhalle zu Baden-Baden

Fremersberg
Zu Anfang des XV. Jahrhunderts lebten auf der Burg Rodeck zwei Brüder, die sich innig liebten. Äußerlich waren sie sich ähnlich, aber der Gemütsart nach verschieden. Der Ältere war ernst und schweigsam, der Jüngere immer frohen Mutes.
Da schien ein Ereignis ihre Eintracht trüben zu wollen: sie liebten beide dasselbe Fräulein. Als aber der Jüngere bevorzugt wurde, schied der Ältere ohne Groll von der Burg seiner Väter. Er errichtete eine Klause auf dem nahen Fremersberge und suchte in strengen Andachtsübungen sein Leid zu begraben. Doch nicht lange blieb er allein. Schon nach wenigen Jahren gesellte sich sein Bruder zu ihm, der von seiner Gattin verraten, Trost am treuen Bruderherzen suchte. Nun trennten sie sich nicht wieder.
Da begab es sich, dass Markgraf Jakob, ein eifriger Jäger, sich einst bei Verfolgung eines Wildes weit von seinem Gefolge entfernt hatte. Die Nacht überraschte ihn mitten in der Wildnis. In der Angst seines Herzens stieß er ins Horn und sah bald darauf zwei Einsiedler mit einer Fackel auf sich zukommen. Es waren dies die Brüder Rodeck. Sie führten den Verirrten in ihre Klause, erfrischten ihn mit Speise und Trank, bereiteten ihm ein reinliches Lager und brachten ihn am andern Morgen auf die rechte Straße. Der Markgraf bewies seinen Dank für Ruhe und Erfrischung dadurch, dass er auf die Stelle der Einsiedelei ein stattliches Kloster erbauen ließ. Ein steinernes Kreuz bezeichnet noch heute die Stelle, wo der Hochaltar gestanden.
