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Jutta Assel | Georg Jäger

Sagen-Motive auf Postkarten

Jakob Götzenbergers Freskobilder
in der Trinkhalle zu Baden-Baden

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Burkhard Keller von Yburg

Vor alten Zeiten lebte auf dem alten Schlosse Baden eine fürstliche Witwe, zu deren Hofstaat auch ein Ritter namens Burkhard Keller von Yburg zählte. Derselbe war sehr schön und ritterlich von Gestalt, besaß aber nichts außer dem Namen der Burg seiner Väter. Doch war er ein frohes Gemüt und nahm das Leben wie es war. Er liebte Clara von Triefenau, die schöne Kastellanstochter der Burg Kuppenheim, und da er Gelegenheit fand, gedachte er sie in kürzester Zeit als Ehgemahl heimzuführen.

Als er nun eines Nachts wieder von Kuppenheim durch den Wald nach Hause ging, sah er auf einem Kreuzwege plötzlich einen Steinaltar und darauf ein steinernes Frauenbild, wie er holdseliger noch keines gesehen. Der Ritter wurde von dem Zauber gefangen, denn die Erscheinung zeigte sich, so oft der Ritter um Mitternacht zum Kreuzwege kam. Bald vernachlässigte er seine Braut, immer nur von dem geheimnisvollen Bilde Erhörung verlangend. Sein rätselhaftes Benehmen fiel auf, und als man ihm eines Nachts in den Wald folgte, sah man, wie der Ritter sich zu Boden warf, wie dann ein Steinaltar sich erhob und wie von magischem Licht umflossen eine wunderschöne Frauengestalt herabstieg und dem Ritter einen Kranz aufs Haupt setzte. Das war aber auch sein Todesurteil; mit dem Verschwinden der Erscheinung entfloh das Leben des Ritters.

An der Stelle, wo seine Leiche gefunden wurde, errichtete man ein Kreuz zum Andenken des Toten und zur Abwehr des höllischen Geisterspuks.


 

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